Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 209
Kontext und Herausforderung der antiken Gesellschaft
Die zweite Meile und das Borgen – mein Umgang mit Rache und Vergeltung ist das Thema, das der Herr Jesus mit seinen Zuhörern bespricht.
Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Jesus zu Menschen der Antike spricht. Es war eine Zeit, in der es keine wirklich unabhängigen Gerichte gab. Das Recht des Stärkeren und des Einflussreicheren war für viele arme Menschen eine alltägliche und bedrohliche Realität.
Heute besitzen wir in allen Bereichen unseres Lebens Rechte – als Staatsbürger, als Angestellte, als Teilnehmer am Straßenverkehr und so weiter. All das gab es damals jedoch so gut wie nicht. Selbst wenn das Recht auf meiner Seite war, bedeutete das lange nicht, dass ich auch Recht bekam.
Deshalb ist die Frage: Wie gehe ich mit dem Bösen um, wenn sich sonst niemand kümmert? Diese Frage ist wichtig.
Jesu Prinzipien gegen Selbstjustiz
Soll ich nach dem Prinzip „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ mir selbst Recht verschaffen, wenn sonst niemand da ist, der mir hilft?
Der Herr Jesus wird hier viel deutlicher, als ich das gerne hätte. Er sagt: Nein, du sollst dir nicht selbst Recht verschaffen und Böses nicht mit Bösem vergelten.
Das erste Prinzip lautet: Halte die andere Wange hin und hänge nicht an deiner Ehre. Das zweite Prinzip ist: Hänge nicht an deinem Besitz.
Für uns klingt das natürlich sehr weit weg. Aber was, wenn wir zur Zeit Jesu Christen geworden wären? Dann hätte uns das hier passieren können.
Leidensweg der frühen Christen als Beispiel
Gedenkt der früheren Tage, in denen ihr, nachdem ihr erleuchtet worden wart, viel Leidenskampf erduldet habt. Ihr wurdet teils durch Schmähungen und Bedrängnisse zur Schau gestellt, teils wurdet ihr Gefährten derer, denen es ebenso erging. Denn ihr habt sowohl mit den Gefangenen gelitten als auch den Raub eurer Güter mit Freuden aufgenommen.
Ihr wisst, dass ihr für euch selbst einen besseren und bleibenden Besitz habt. Merkt ihr das?
Wenn ein Räuber in meiner Wohnung steht, rufe ich die Polizei. Die ersten Christen wurden jedoch ihres Eigentums beraubt, und es gab niemanden, den sie hätten rufen können. Sie müssen sich nun überlegen, was sie tun.
Deshalb gilt das zweite Prinzip: Hängt nicht an eurem Besitz!
Besitz als geliehenes Gut Gottes
So leben kann ich natürlich nur, wenn ich verstanden habe, dass alles, was ich besitze, gar nicht wirklich mir gehört, sondern nur geliehen ist. Mein Leben und mein Besitz sind mir von Gott anvertraut, damit ich sie in seinem Sinn einsetze.
Hinter Rachegedanken steckt meist die Vorstellung, dass mir etwas weggenommen wurde, das mir gehört – sei es meine Ehre, mein Besitz oder meine Zeit. Aber was, wenn Gott meine Ehre ist und er der Herr über meinen Besitz sowie über meine Zeit? Dann würde jeder, der mich bestiehlt, eigentlich Gott bestohlen. In diesem Fall könnte ich mich entspannt zurücklehnen und darauf warten, dass Gott auf die Weise und zu der Zeit eingreift, die er für richtig hält. Ein schöner Gedanke, oder?
Matthäus 5,41: „Und wenn jemand dich zwingt, eine Meile zu gehen, so geh mit ihm zwei.“
Ich habe es eben schon erwähnt: Man kann mir nicht nur meine Ehre und meinen Besitz rauben, sondern auch meine Zeit. Das römische Recht gab einem Soldaten das Recht, einen Zivilisten zu zwingen, sein Gepäck eine Meile, also knapp 1,5 Kilometer, zu tragen. Da die Römer die Besatzungsmacht waren, kann man sich vorstellen, dass dieses Gebot nicht sehr beliebt war. Aber es war ein Gesetz.
Und Jesus sagt hier: Tu es ohne zu klagen und mehr noch, geh zwei Meilen – lebe den Unterschied. Ich kann dem Bösen oder dem, was sich in meinen Augen falsch anfühlt, auf unterschiedliche Weise begegnen. Ich kann die andere Wange hinhalten und es ertragen, ich kann den Mantel darauflegen und es auf kreative Weise bloßstellen, oder ich kann die zweite Meile gehen und überraschen.
Ich stelle mir das Gesicht eines römischen Soldaten vor, der tausendmal erlebt hat, wie sein Gepäck von unwilligen Leuten getragen wurde. Dabei hat er die ganze Zeit böse Blicke oder Beschimpfungen geerntet, mit denen ihm deutlich gemacht wurde, dass er nicht erwünscht ist. Und jetzt trifft er zum ersten Mal auf jemanden, der anders ist. Der erste, der nach einer Meile einfach weiterläuft und nicht das Gepäck in den Dreck wirft. Der nicht einfach nur froh ist, die lästige Pflicht erfüllt zu haben und schnell zurück an seine eigene Arbeit will.
Können wir uns vorstellen, welche Chance hier für ein gutes Gespräch über unsere Motivation besteht? Über den Gott, der uns aufträgt, eine zweite Meile zu gehen? Was für eine Chance darin liegt, nicht nur gerade so viel zu tun, wie unbedingt nötig ist.
Es gibt so viele Gelegenheiten, in denen wir uns angegriffen fühlen, weil wir noch meinen, etwas zu sein. Aber wir sind nichts. Wir sind mit Jesus gestorben, und jetzt lebt er durch uns sein Leben. Er möchte nicht, dass wir irgendeinen Rachegedanken in unserem Herzen zulassen. Er will, dass unser Leben einen gewaltigen Unterschied macht. Wir sind in der Welt, um der Welt die Liebe Gottes zu zeigen, nicht seinen Zorn. Und das vor allem genau dann, wenn mein Feind in Not gerät.
Matthäus 5,42: „Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.“
Auch hier wieder der Hinweis: Bitte versteht diese Aussage im Kontext, im Zusammenhang. Es ist nicht weise und oft auch nicht hilfreich, in einem absoluten Sinn jedem zu geben, der dich bittet. Es kann sogar richtig sein, nicht zu helfen.
Zwei Beispiele:
In der Gemeinde in Thessalonich gibt es Christen, die nicht arbeiten wollen, sondern sich bei Geschwistern durchschnorren. Paulus schreibt dazu in 2. Thessalonicher 3,10: „Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ Gemeint ist, man soll die arbeitsunwilligen Schnorrer nicht zum Essen einladen. Deshalb werden die Namen der Personen auch veröffentlicht, damit jeder weiß, um wen es sich dabei handelt.
Ein zweites Beispiel: In Ephesus gibt es junge Witwen, die darum bitten, von der Gemeinde versorgt zu werden. Paulus lehnt das ab und fordert sie auf, erneut zu heiraten. Er tut das ganz bewusst, weil er weiß, dass die Versorgung durch die Gemeinde für ihren Charakter schädlich wäre.
Wenn der Herr Jesus also sagt: „Gib dem, der dich bittet“, hat er immer noch das Thema Vergeltung im Blick. Ich widerstehe nicht dem Bösen, und ich tue das eben auch nicht, wenn ich aus der Position der Überlegenheit heraus meinem Feind eins auswischen kann.
Und wie verführerisch ist es, wenn ich sehe, wie der in Not gerät, der mir das Leben schwer gemacht hat. Wie er vor meiner Tür steht und diesmal nicht als einer, der mich beleidigen, mir etwas wegnehmen oder mir eine lästige Aufgabe zuweisen will. Jetzt steht er da, hat Not, weiß selbst nicht mehr weiter und braucht meine Hilfe.
Und ich spüre, wie in mir drinnen dieser Gedanke aufsteigt: Nein zu sagen, es ihm heimzuzahlen, mich nach all dem, was er mir angetan hat, endlich mal zu rächen – Auge um Auge, Zahn um Zahn. Der Gedanke: Du hast mir meine Ehre geraubt, meinen Besitz weggenommen, meine Zeit gestohlen, und jetzt kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich helfe dir nicht!
Der Gedanke ist da, aber Jesus erlaubt uns nicht, diesen Gedanken in die Tat umzusetzen. Er formuliert in Matthäus 5,42: „Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.“
Was könnte man jetzt tun? Man könnte darüber nachdenken, wie man über das denkt, was man besitzt. Ist es wirklich deins oder ist es Gottes?
Das war's für heute. Hast du schon überlegt, wie du den Gottesdienst oder die Zeit danach am Sonntag bereichern willst?
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Die Chance zur Begegnung durch unerwartete Haltung
Ich stelle mir das Gesicht eines römischen Soldaten vor, der schon tausendmal erlebt hat, wie sein Gepäck von unwilligen Leuten getragen wurde. Dabei hat er die ganze Zeit böse Blicke oder Beschimpfungen geerntet, die deutlich machten, dass er nicht erwünscht ist.
Jetzt trifft er zum ersten Mal auf jemanden, der anders ist. Der Erste, der nach einer Meile einfach weiterläuft und nicht das Gepäck in den Dreck wirft. Jemand, der nicht einfach nur froh ist, die lästige Pflicht erfüllt zu haben und ganz schnell zurück an seine eigene Arbeit will.
Können wir uns vorstellen, welche Chance hier für ein gutes Gespräch über unsere Motivation besteht? Über den Gott, der uns aufträgt, eine zweite Meile zu gehen? Welche Chance darin liegt, nicht nur gerade so viel zu tun, wie unbedingt nötig?
Leben ohne Rachegedanken
Es gibt viele Gelegenheiten, in denen wir uns angegriffen fühlen, weil wir noch meinen, etwas zu sein. Doch wir sind nichts. Wir sind mit Jesus gestorben. Jetzt lebt er durch uns sein Leben.
Er möchte nicht, dass wir irgendeinen Rachegedanken in unserem Herzen zulassen. Er will, dass unser Leben einen gewaltigen Unterschied macht.
Wir sind in der Welt, um der Welt die Liebe Gottes zu zeigen, nicht seinen Zorn. Und das gilt vor allem genau dann, wenn mein Feind in Not gerät.
Geben statt Vergelten
Matthäus 5,42: Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.
Auch hier ist es wichtig, diese Aussage im Kontext und Zusammenhang zu verstehen. Es ist nicht immer weise und oft auch nicht hilfreich, jedem, der dich bittet, uneingeschränkt zu geben. Manchmal kann es sogar richtig sein, nicht zu helfen.
Grenzen der Hilfe in der Gemeinde
Zwei Beispiele
In der Gemeinde in Thessalonich gibt es Christen, die nicht arbeiten wollen, sondern sich bei Geschwistern durchschnorren. Paulus schreibt dazu in 2. Thessalonicher 3,10: „Denn auch als wir bei euch waren, geboten wir euch dies: Wenn jemand nicht arbeiten will, soll er auch nicht essen.“ Gemeint ist, dass man die arbeitsunwilligen Schnorrer nicht zum Essen einladen soll.
Deshalb werden die Namen der betreffenden Personen auch veröffentlicht, damit jeder weiß, um wen es sich handelt.
Ein zweites Beispiel
In Ephesus gibt es junge Witwen, die darum bitten, von der Gemeinde versorgt zu werden. Paulus lehnt das jedoch ab und fordert sie auf, erneut zu heiraten. Er tut das ganz bewusst, weil er weiß, dass die Versorgung durch die Gemeinde für ihren Charakter schädlich wäre.
Die Haltung gegenüber dem Bedürftigen trotz Konflikt
Wenn der Herr Jesus also sagt: „Gib dem, der dich bittet“, dann hat er dabei immer noch das Thema Vergeltung im Blick.
Ich widerstehe nicht dem Bösen. Das tue ich auch nicht, wenn ich aus einer Position der Überlegenheit heraus meinem Feind eins auswischen kann. Wie verführerisch ist es, wenn ich sehe, wie derjenige, der mir das Leben schwer gemacht hat, in Not gerät. Wenn er vor meiner Tür steht – diesmal nicht als jemand, der mich beleidigen, mir etwas wegnehmen oder mir eine lästige Aufgabe zuweisen will.
Jetzt steht er da, hat Not, weiß selbst nicht mehr weiter und braucht meine Hilfe. Und ich spüre, wie in mir der Gedanke aufsteigt, Nein zu sagen. Der Gedanke, es ihm heimzuzahlen, mich nach all dem, was er mir angetan hat, endlich zu rächen – Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Der Gedanke: Du hast mir meine Ehre geraubt, meinen Besitz weggenommen, meine Zeit gestohlen, und jetzt kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst. Ich helfe dir nicht!
Dieser Gedanke ist da, aber Jesus erlaubt uns nicht, ihn in die Tat umzusetzen. Stattdessen formuliert er in Matthäus 5,42: „Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.“
Einladung zur Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie du über das denkst, was du besitzt. Gehört es dir, oder gehört es Gott?
Das war's für heute.
Hast du schon überlegt, wie du den Gottesdienst oder die Zeit danach am Sonntag bereichern möchtest?
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.