Allen Gästen nochmals ein ganz herzliches Hallo! Ihr seid hineingestapft in eine Reihe, die sich in den letzten Wochen irgendwie ganz einfach entwickelt hat. Diese Reihe nenne ich einfach mal „Wie bewahre ich Einheit in der Gemeinde“ oder „Friede auf Erden – wie kann das eigentlich wenigstens in einer Gemeinde funktionieren?“
Wir sind vor zwei Wochen gestartet mit einem kleinen Propheten, nämlich mit dem Propheten Obadja. Ausgehend von Obadja, wo Gott den Edomitern – einem Volksstamm, der ungefähr dort lebte, wo heute Jordanien liegt – sagt: „Hey, Freunde, das, was ihr hier im Umgang mit Israel, eurem eigentlichen Nachbarn und eurer Familie, treibt, das geht so eigentlich nicht.“
Wir haben dann einen Sprung gemacht und uns überlegt, wo sich dieses Konzept, dass zwei nicht richtig miteinander umgehen, im Neuen Testament wiederfindet. Wir sind an eine Stelle gekommen, die für den einen oder anderen überraschend war, nämlich 1. Korinther 11, wo es um das Abendmahl und das Brotbrechen geht.
Wir haben gemerkt, dass es in der Gemeinde in Korinth ein riesiges Problem gab. Auf der einen Seite waren die Immobilienbesitzer, die ihre eigenen Häuser hatten, und auf der anderen Seite gab es diejenigen, die heute vielleicht als Hartz-IV-Empfänger bezeichnet würden – Menschen, die kein eigenes Häuschen hatten und irgendwie versuchten, über die Runden zu kommen.
Diese Menschen trafen sich in der Gemeinde, um gemeinsam Abendmahl zu feiern. Die einen waren ein bisschen früher da, hatten ihren Picknickkorb mitgebracht und waren schon leicht angetrunken, als die Letzten kamen.
Gott schaut sich das an und ist an dieser Stelle betroffen, er ist total betroffen. Er sagt nicht: „Oh, das ist halt so in der Gemeinde, da seid ihr unterschiedlich, und das ist schon nicht so schlimm.“ Sondern Gott fragt: „Wie könnt ihr, wie könnt ihr verachten? Wie könnt ihr die Gemeinde Gottes verachten? Wie könnt ihr, die ihr reicher seid, früher kommen könnt und mehr habt, nicht ganz simpel auf die warten?“
Es ging nur ums Warten, nichts Großes. Wie könnt ihr nicht auf die warten, die weniger haben?
Das war die erste Lektion: Wenn wir Einheit bewahren wollen, dann müssen wir darauf achten, dass wir einander nicht verachten. Und zwar nicht nur im Handeln, sondern auch im Denken. Ich denke, dieses Verachten passiert uns viel schneller, als uns das persönlich lieb ist.
Die Gefahr des Verachtens in der Gemeinde
Ich glaube nicht, dass sich jemand hinstellen und sagen würde: „Ich verachte den anderen.“ Aber darf ich dich ganz ehrlich an dieser Stelle fragen: Wie denkst du über andere Leute in der Gemeinde? Wir könnten das auch ausweiten: Wie denkst du über andere Leute in der Gesellschaft?
Wenn die Korinther das Problem hatten, dass sie nicht einmal aufeinander gewartet haben, wenn Arm und Reich nicht miteinander konnten – was sind denn heute die Problemfelder in Gemeinden? Wo könnte denn dieser Schnitt noch durchgehen? Was gibt es denn noch als Arm und Reich?
Ich darf mal die zweite Reihe bitten, ein paar Vorschläge zu machen: Was gibt es denn noch mehr als Arm und Reich in der Gemeinde? Komm, mach mal einen Vorschlag.
Jung und alt. Es gibt in einer Gemeinde die Jungen mit ihren Ideen und vielleicht die Alten, die so das Sagen haben und dann sagen: „Die Jungen, ja, ja, ja.“ Was gibt es noch?
Wo kommt Bildung her? Genau, diejenigen, die sagen: „Ich habe meine zwei, vier Buchstaben im Vornamen“, und die anderen sagen: „Na ja, ich hätte auch gerne mal eine abgeschlossene Ausbildung.“ Richtig, Bildung kann etwas sein.
Was ist mit der politischen Einstellung? Völlig richtig. Wir müssen nicht alle immer die gleiche Partei wählen, nur weil wir in derselben Gemeinde sind. Es könnte sogar sein, dass wir sehr unterschiedliche Einstellungen zu bestimmten politischen Fragen haben.
Ich denke, es kann in Gemeinden auch solche Unterschiede geben. Ich habe mir hier mal noch ein paar Punkte aufgeschrieben: Macher und Phlegmatiker. Die Macher sind immer vorneweg und sagen: „Na ja, du hast schon die ersten zwei Kilometer zurückgelegt, und ich bin gerade mal aufgestanden.“ Da sind wir unterschiedlich. Es ist noch keine Sünde, wenn einer etwas langsamer ist.
Oder es gibt in der Gemeinde die seelisch Starken. Flo hatte das letzte Mal ein lustiges Gebet gesprochen. Ich verstehe eigentlich gar nicht, warum die Niedergeschlagenen so sind. Ja, wenn es im Herbst ein bisschen dunkler wird, ja, aber ich bete trotzdem für sie. Ich fand das total toll.
Da gibt es jemanden, der das gar nicht kennt. Ich kenne das gut, wenn sich das Wetter ändert und die Stimmung sich ändert und du denkst: „Jups, was ist denn jetzt mit dir los?“ Und das gibt es. Da kann man sagen: Es ist ganz simpel, dass die, die das nicht kennen, ein bisschen komisch über die denken, die das kennen, und sagen: „Der soll sich nicht so anstellen.“ Das ist Quatsch.
Oder es gibt vielleicht die Gemeindeschafe und die Leitungscrew. Da kann auch so ein Schnitt durchgehen, den wollen wir natürlich nicht, logisch. Und der eine kann über den anderen komisch denken, von oben nach unten und von unten nach oben – das geht ganz schnell.
Das kann sich dann auch ausdrücken in dem, wie wir übereinander reden, wie wir miteinander umgehen. Unterm Strich sagt Gott: „Ihr verachtet einander.“
Es kann sein, dass die, die Kinder haben, über die, die keine Kinder haben, in einer bestimmten Weise denken. Oder dass die, die ich gut verstehe, die mir so nahe sind, über die denken, die mir nicht so nahe sind, die ich einfach nicht so verstehe, weil sie anders ticken. Und ich fange an, über die, die ich nicht verstehe, weil sie mir nicht entsprechen, komisch zu denken.
Ich kann Leute aus anderen Gemeinden verachten, einfach nur dafür, weil sie bestimmte Dinge anders glauben. Ich rede jetzt nicht über Irrlehre, ich rede ganz einfach: „Das sind die sowieso.“ Es geht so schnell, dass wir einander verachten.
Und die erste Lektion war: Wie bewahre ich Einheit in der Gemeinde? Ich glaube, es fängt da an, wo wir einander nicht verachten. Wo, wenn so ein Gedanke hochkommt: „Ich bin besser als der andere“ oder wo die Idee hochkommt, mit meinem Verhalten zum Ausdruck zu bringen, dass ich besser bin als der andere.
Ich zeige dem anderen einfach mal, was ich draufhabe. Soll doch der andere sehen, wo er bleibt. Er wird schon merken, wer hier das beste Pferd im Stall ist.
Wo das aufkommt und wo wir das leben und denken, da verachten wir einander. Und das ist ein Drama, weil wenn wir es nicht lernen, wenn wir es nicht schaffen, in der Gemeinde einander zu lieben – und das heißt im ersten Johannesbrief Kapitel 4, Vers 20 sinngemäß: Wenn jemand nicht den, den er in der Gemeinde jeden Sonntag trifft, lieben kann, wenn er da keine Liebe hat, keine Liebeskompetenz entwickelt, dann braucht er sich nicht einzubilden, dass er Gott lieben kann.
Es ist viel schwerer, Gott zu lieben, als den, der neben dir sitzt – den, den du anfassen kannst. Das ist bei Flo leider draußen so, dass ich nicht mehr bei ihm wuscheln kann, also kann ich nicht mehr wuscheln. Aber ihr versteht, da ist jemand, den kannst du anfassen, du kannst ihn fragen: „Sag mal, wie geht’s dir? Was kann ich tun, um dich zu lieben?“
Mach das mal bei Gott, das ist viel komplizierter. Also lernen wir im Umgang miteinander, was es heißt zu lieben – oder wir lernen es gar nicht.
Und wenn du auf dein Leben schaust und dich fragst: Warum? Warum habe ich an bestimmten Punkten in meinem Leben keinen Segen? Warum geht es auch in ganzen Gemeinden nicht voran?
Es wäre ein erster Punkt, über den ich nachdenken würde: Haben wir irgendwo so eine Linie der Verachtung, ein Runterschauen auf andere? Ist das vielleicht irgendwo da?
Das war der erste Punkt vorletzte Woche.
Die Bedeutung biblischer Lehre für die Einheit
Letzte Woche ging es um ein ganz anderes Thema, das aber immer noch zum gleichen Oberthema gehörte. Es handelte sich um einen anderen Unterpunkt. Es ging um den Punkt Lehre, biblische Lehre – woran glauben wir eigentlich? Und es ging darum, dass wir nicht streiten sollen.
Was ich letzte Woche nicht gesagt habe, ihr mir aber wahrscheinlich abnehmt, ist, dass ich jemand bin, der sagt: Lehre ist wichtig. Ich möchte euch eine Stelle aus dem ersten Timotheusbrief vorlesen, 1. Timotheus 4,16, für diejenigen, die mitlesen wollen. Diese Stelle macht sehr schön deutlich, wie wichtig Lehre ist.
Der Apostel Paulus schreibt an Timotheus, einen jüngeren Mitarbeiter, der gerade in Ephesus arbeitet. Er schreibt in 1. Timotheus 4,16 folgenden Vers: „Habe Acht auf dich selbst, also passe auf, dass dein Leben nicht schiefgeht. Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre.“ Lehre ist wichtig. Timotheus soll beharren in diesen Dingen. Er soll also das, was er verstanden hat und was er den anderen beibringt, sorgfältig bewahren. Er soll an diesen Positionen festhalten und nicht davon abweichen.
Die Begründung dafür lautet: Wenn du dies tust, also wenn du darauf achtest, dass biblische Grundpositionen erhalten bleiben, dann wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, die dich hören. Es geht um Rettung, es geht darum, dass Leben gelingt. Paulus sagt Timotheus, wenn er auf die Lehre achtet und daran festhält, wird er sich selbst retten, sein Leben wird gelingen, und er wird anderen zum Segen werden.
Das ist wichtig, weil das Neue Testament uns davor warnt, dass Leute mit Irrlehren und falschen Lehren kommen werden. Die Kirchengeschichte ist voll von Hokus Pokus, der von den Kanzeln gepredigt wurde. Es ist unglaublich! Meine Frau hat kürzlich wieder ein Referat in Geschichte über die Kreuzzüge gehalten. Könnt ihr euch das vorstellen? Tausende von Leuten zogen los und metzelten ganze Städte nieder im Namen Jesu Christi.
Man greift sich an den Kopf und denkt: Wie kann das sein? Da steht Jesus und sagt: „Liebt eure Feinde“, und dieses Heer walzt wie eine mächtige Vernichtungswalze, ein Korridor des Schreckens und des Leids, durch die Welt. Es ist verrückt, wie Leute sich auf die Kanzel stellen und behaupten, es sei richtig, Böses im Namen Jesu zu tun. Das ist einfach falsch und stimmt nicht.
Ich bin dafür, dass wir die Liebe festhalten. Es gibt manchmal einen Spruch, den hört man: „Lehre trennt, Liebe vereint.“ Ich weiß nicht, ob ihr den Spruch schon gehört habt. Aber dieser Spruch ist falsch. Es stimmt nicht. Was uns vereint, ist, wenn wir die richtige Lehre festhalten.
Der Judasbrief im Neuen Testament fordert uns dazu auf. Das ist nicht der Judas, der Jesus überliefert hat, klar? Denn der war zu dem Zeitpunkt schon tot. Aber dieser Judas, ein Jünger, sagt in Judas 3: „Geliebte, da ich allen Fleiß anwandte, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben, war ich genötigt, euch zu ermahnen, für den ein für allemal den heiligen überlieferten Glauben zu kämpfen.“
Da gibt es also einen Glaubensinhalt, der ein für allemal feststeht. Da kann man nicht mehr daran rütteln. Was genau das im Einzelnen ist, haben wir letzte Woche besprochen. Es geht um Jesus. Es geht darum, dass das, was wir an Weihnachten feiern, einfach unverhandelbar ist: Gott wird Mensch und betritt diese Erde mit einer Mission, Menschen von ihrer Sünde zu retten. Diese Mission erfüllt er an Ostern, wenn er am Kreuz für die Menschen stirbt.
Gott bestätigt dieses Opfer, indem er nicht nur stirbt, sondern auch von den Toten aufersteht. Jesus kann zu Recht sagen: „Ich bin hier, damit du Erlösung von deiner Schuld finden kannst.“ Das ist einfach alles unverhandelbar.
Was darüber hinausgeht, ist oft Streitpunkt. Ich fand es lustig: Letzte Woche hatten wir ein paar Gäste aus einer anderen Gemeinde, die total erschrocken waren, worüber sich Gemeinden streiten. Habt ihr das mitbekommen? Als ich sagte, dass sich Gemeinden über ganz blöde Fragen trennen, kam eine Stimme, die meinte: „Wie kann man sich denn nur darüber streiten?“ Und ich dachte mir: Man kann sich nur über viel mehr streiten. Es ist unglaublich!
Ich habe euch den Titusbrief gezeigt, um zu verdeutlichen, was es für törichte Streitfragen in Gemeinden gibt, die zu Zank und Spaltung führen. Mein Eindruck ist, dass gerade deutsche Christen – und ich meine nicht die deutschen Christen im Dritten Reich, sondern die, wie sie heute leben – zur Rechthaberei neigen.
Ich meine, wir Deutschen neigen generell dazu, oder? Findet mal einen Deutschen, der nicht dazu neigt. Mein Eindruck ist, dass es in der deutschen Gemeindeszene, in der gesamten Bandbreite von römisch-katholisch bis exklusiv evangelikal, an einer echten Diskussionskultur fehlt.
Wir haben in Deutschland eine Streitkultur. Es geht oft nicht mehr um Fakten, sondern nur noch um Positionen. Es geht selten um sachliche Argumente, sondern fast nur noch um Besserwisserei. Bis hin dazu, dass die gegnerische Position diffamiert wird und man auf die Person geht.
Wenn ich den deutschen Blätterwald verfolge und sehe, wie man miteinander umgeht, dann kommt mir manchmal die Galle hoch, weil ich es so unfair finde. Das ist nicht nur bei einem Herrn Sarrazin so, wo mir das besonders aufgefallen ist. Da wird gleich gegen die Person geschossen, dabei sind die Fakten viel interessanter. Die Frage ist, ob er irgendetwas Richtiges gesagt hat, nicht wer es gesagt hat.
Es geht auch nicht darum, ob alles, was er geschrieben hat, picobello ist. Es geht um die Frage, ob die Zentralaussagen wahr sind. Aber das schaffen wir nicht. Wir schaffen es als Deutsche einfach nicht.
Wir schaffen es übrigens auch nicht in der Wissenschaft. Wenn ihr wissenschaftlich arbeitet, habt ihr dasselbe Problem: Es geht uns nicht um Fakten. Wir sind eine unglaublich verbohrte, besserwisserische Gesellschaft. Und jetzt werden solche Typen Christen und sollen miteinander leben. Die Folge ist, dass wir eine Zersplitterung nach der anderen haben. Christen kommen fast nirgendwo so miteinander aus, wie es eigentlich richtig wäre.
Und wisst ihr, wo das anfängt? Es fängt hier oben an, im Denken. Es fängt dort an, wo wir, wenn der Apostel Paulus im Titusbrief davor warnt – es ist ja irre, ich lese euch die Stelle noch einmal vor, wie wir sie letzte Woche angeschaut haben: Titus 3,9: „Törichte Streitfragen aber und Zankereien vermeide, denn sie sind unnütz und wertlos.“
Der Apostel Paulus sagt, es gibt törichte Streitfragen, über die man besser nicht streitet. Vermeide sie, denn sie bringen nichts. Ich habe den Eindruck, es gibt mehr als genug unnütze und wertlose Fragen.
Weiter heißt es: „Meide einen sektiererischen Menschenweise, da du weißt, dass ein solcher verkehrt ist und sündigt und durch sich selbst verurteilt ist.“ Das würde ich mir wünschen für uns: Wenn diese drittklassigen Fragen aufkommen und Leute sagen, „Jetzt müssen wir uns aber darüber ganz dringend unterhalten“, dass wir sagen: „Nein, das ist unnütz, das ist wertlos, das bringt uns keinen Schritt weiter.“
Und wenn dann jemand sagt: „Doch, doch, doch“, dann sagen wir: „Weißt du was? Ich glaube, du bist verkehrt, du sündigst, und du wirst durch das, was du sagst, verurteilt.“ Das wäre stark. Solange ich da bin, werde ich dafür kämpfen. Ich weiß nicht, ob ich das mit euch hinkriege, aber das wäre toll.
Stellt euch vor, da stellt sich einer hin und hat irgendeine blöde Frage. Habt ihr die Geschichte mit dem Videobeamer gehört? Ja, habe ich erzählt. Also, lasst uns das schaffen.
Natürlich geht es mir nicht darum, auf der anderen Seite in ein Lehrdiktat zu fallen, so ein Meinungsdiktat aller katholischer Kirchen: „Du darfst nur noch genau das glauben, was im Katechismus steht.“ Darum geht es mir nicht.
Wer mich kennt, weiß, dass ich an dieser Stelle ganz stark für das sogenannte Spiegeleipfannenprinzip bin. Ihr wisst, was ich meine? Spiegeleipfannenliebige Gäste haben keine Chance, das geht nicht.
Aber stellt euch vor, ihr kocht oder bratet euch ein Spiegelei. Ihr schaut von oben auf die Pfanne. In der Pfanne seht ihr ein Spiegelei – genau ein Spiegelei. Ein Dotter, umgeben von Eiweiß, und um das Eiweiß herum einen schwarzen Rand. Das ist der Teil der Pfanne, wo noch kein Ei ist. Habt ihr das vor Augen? Dotter, Eiweiß, Pfanne.
Das Spiegeleipfannenprinzip als Modell für Gemeindeeinheit
Ich glaube, es muss überall dieses Dotter geben. Das Dotter ist die unverhandelbare Lehre, die uns verbindet und uns zu Christen macht. Es ist das, worum es bei Jesus geht, das Zentrum unseres Glaubens. Wer das nicht glaubt, der muss woanders hingehen – zu den Mormonen, zu den Zeugen Jehovas oder wohin auch immer. Aber dieser Mensch ist kein Christ.
Dann gibt es das Weiße. Einige Dinge müssen wir als Gemeinde regeln. Dabei sind wir nicht ganz so frei, zum Beispiel wenn es darum geht, wann wir mit dem Gottesdienst anfangen. Wir sind relativ frei, irgendwo zwischen drei und zehn nach drei. Aber das muss man regeln, irgendwie, wie man das macht.
Und dann gibt es außenrum die Pfanne. Dort macht jeder bitte, was er will. Wenn du es anders machst, dann machst du es eben anders, und das ist mir egal. Nicht, weil ich keine Meinung habe oder keine persönlichen Überzeugungen, im Gegenteil, ich habe persönliche Überzeugungen. Aber weil Einheit in der Gemeinde nur dann funktioniert, wenn ich lerne, das wirklich Wichtige von den drei, vier Dingen zu trennen, die man gemeinsam regeln muss, und den Rest stehen lassen kann.
Ich verspreche euch: Wenn ihr das nicht schafft, wird diese Gemeinde innerhalb von wenigen Monaten oder Jahren zerbrechen. Es wird einfach so sein, weil es überall so gewesen ist. Aber wenn ihr das schafft, wenn ihr sagt, wir haben ein Zentrum, und das ist der Herr Jesus, und das ist diese Liebe, die ihn auf diese Welt getrieben hat, und wenn wir alles, was rund um diese Liebe wirklich wichtig ist, in den Mittelpunkt stellen, ohne uns ständig zu fragen, warum wir etwas tun, sondern ob wir es in Liebe tun, dann halten wir zusammen.
Dann werden wir vielleicht bei der einen oder anderen Sache schmunzeln. Und wenn ich euch sage, über wie viele von euch ich schon schmunzeln musste, weil ihr irgendetwas ganz anders macht, als ich es mir je hätte vorstellen können – einfach ganz anders –, dann ist das lustig.
Vielleicht schafft ihr es, mit so einem humorvollen Aspekt in die Gemeinde zu gehen. Nicht mit diesem kritisch-besserwisserischen deutschen Blick, am besten noch in der Spandauer Variante. Ja, das ist … Haha, ja, ja, Linda, doch, doch, doch, Spandauer sind auch schon … ja, sind es. Aber stellt euch mal vor, man würde dieses humorvolle Element reinbringen, so dieses „Na, mal schauen, was er heute wieder auf der Bühne anstellt, der Gitarrist“. Könnte man ja auch sagen, statt „Schon wieder der mit seinen Zotteln“.
Es ist immer die Frage, wie man so etwas betrachtet. Beides geht, aber das eine ist falsch. Weil es nicht von Liebe getragen ist, sondern von Besserwisserei, von Verachtung, von Runterschauen auf den, der nicht so ist wie ich und den ich nicht verstehe, der vielleicht einfach anders ist.
Das andere ist getragen von Liebe und Humor, vielleicht sogar von göttlichem Humor, der uns zusammenführt und sich etwas dabei denkt, wenn er das macht.
Die Haltung der Lernenden als Grundlage für Einheit
Also, wie bewahre ich Einheit?
Ein Punkt war, dass wir einander nicht verachten wollen. Ein anderer Punkt war, dass wir nicht über unnütze Dinge streiten wollen. Heute habe ich euch einen dritten Punkt mitgebracht. Er heißt: Einheit hat damit zu tun, dass ich begreife, wer ich bin. Dass ich mich selbst nicht zu wichtig nehme. Anders ausgedrückt: Als Christen sind wir nicht die Meister, sondern wir sind Schüler, Jünger Jesu, Azubis, Lernende. Das ist eigentlich völlig klar.
Ich bin in dieser Woche dreimal auf dieses Thema gestoßen, deswegen habe ich es auch heute in die Predigt aufgenommen. Es gibt ein paar ganz einfache Bibelverse dazu. Einer findet sich in Matthäus 11, Verse 28 und 29. Es ist einer dieser Verse, die mich dazu gebracht haben, Christ zu werden, weil ich das einfach so fantastisch fand, was hier steht.
Matthäus 11,28-29: Der Herr Jesus sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“ Ist das nicht fantastisch? Da steht Jesus. Ich glaube, am Ende meines Lebens wird das der Vers sein, den ich am häufigsten in allen Predigten zitiert habe, weil ich ihn so wunderbar finde.
Da steht Gott und fragt: „Wie fühlst du dich? Sag mal ehrlich.“ Und du antwortest: „Na ja, ziemlich durchwachsen.“ Und Gott sagt: „Super, dich will ich.“ Oder du denkst: „Nee, heute geht es mir richtig schlecht.“ Und Gott sagt: „Genau deshalb.“ Ist das nicht fantastisch? Ich finde Jesus so wunderbar: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“
Vielleicht sagst du dir: „Mann, mein Leben war lang genug.“ Oder: „Die Woche war komplex genug.“ Oder: „Das Kind hier, Angelika und Stefan im Haus…“ Ach, es war nur Stefan da. Warum? Die Kleine hat Fieber bekommen und gehustet. Na ja, die nächsten drei Tage schlafen wir halt wieder mit hustendem Kind im Elternschlafzimmer. Super! Und du denkst: „Klasse Woche, ganz toll, so stelle ich mir das vor, mit hustendem Kind im Elternschlafzimmer, bombig!“
Und dann kommt Gott und fragt: „Wie fühlst du dich? Mühsam, beladen?“ Weißt du was? Die gute Botschaft, die Weihnachtsbotschaft lautet: „Kommt her zu mir, ihr Mühseligen und Beladenen. Ich werde Mensch, weil ich dich will.“ Wenn ich dich nicht wollte, hätte ich nicht Mensch werden müssen. Dann hätte ich im Himmel bleiben können. Dann hätte ich von dort aus auf Bethlehem schauen können, mir die Krippe von oben ansehen können. Gut wäre das gewesen. Aber so ist es nicht.
Gott wird Mensch, Gott kommt auf die Erde, Gott sieht dich, Gott weiß, dass du ein verlorener Mensch bist. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich werde euch Ruhe geben.“ Dann gebraucht Jesus ein Bild aus dem Alten Testament: „Nehmt auf euch mein Joch.“ Das ist dieser Balken, den man Tieren auflegt, damit sie geführt werden. Ein Bild für die Herrschaft, für die Königsherrschaft Jesu.
„Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir.“ Mir geht es eigentlich nur um diesen letzten Punkt: Macht mich zu eurem König und lernt von mir. Gott möchte uns Ruhe geben, er möchte uns zur Ruhe bringen in unserem Leben. Er möchte unser König sein und dass wir von ihm lernen. Das muss uns einfach klar sein.
Solange wir hier auf dieser Erde sind, ist keiner fertig. Das ist den Jungen ganz klar. Ihr habt ja noch nicht mal den Schulabschluss, das ist nur der Anfang. Ihr wisst so vieles noch nicht, für euch ist das völlig klar. Aber das Problem ist – das sage ich euch schon mal vorneweg –, wenn man so ein bisschen älter ist, spätestens wenn man eine Vier vor der Zahl hat, also im Zehnerbereich, wo ihr noch eine Eins habt, wenn das dann zu einer Vier wird, gibt es diesen Zeitraum – ich weiß, er ist für euch ewig weit weg, das ist eine andere Dimension von Zeit –, aber es gibt ihn.
Spätestens wenn die Vier kommt, schleicht sich der Gedanke ein: „Jetzt weiß ich aber endgültig alles. Jetzt muss ich doch endgültig mal fertig sein. Jetzt kann mir Gott bestimmt nicht auch noch etwas sagen. Jetzt habe ich so viel erlebt und so viel gelernt. Jetzt muss Schluss sein mit Lernen.“ Aber das stimmt nicht. Es stimmt nicht.
Gott ist bis zum letzten Atemzug mit dir nicht fertig. Im Philipperbrief wird das so ausgedrückt. Ich lese euch das mal vor – eigentlich ein total mutmachender Vers:
Philipper 1,6: „Ich bin in guter Zuversicht, dass der, der ein gutes Werk an euch angefangen hat, der angefangen hat, mit euch zu leben, angefangen hat, euch zu verändern, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi.“
Das heißt, Gott ist an uns bis der Herr Jesus wiederkommt, bis zum letzten Tag dabei, uns zu verändern. Wenn wir in die Bibel schauen, werden wir feststellen, dass eine der größten Auszeichnungen, die ein Mensch überhaupt haben kann, ist, dass Gott an ihm arbeitet.
In den Psalmen wird das ein paarmal gesagt, dass Gott seinen Kindern ein privilegiertes Leben schenkt, weil er an ihnen interessiert ist, weil er sich Veränderung für sie wünscht. Das Schlimmste, was ein Mensch erleben kann, ist, dass Gott sagt: „Leb doch deinen Scheiß allein, dann halt ohne mich, tschüss!“ Das ist das Übelste, was du dir überhaupt vorstellen kannst. Das ist eigentlich das, was die Bibel an anderer Stelle nennt: die Sünde wider den Heiligen Geist.
Wenn Gott sagt: „Du interessierst mich kein Stück mehr“, sich zurückzieht und sagt: „Dann halt weg, dann halt ohne mich.“ Und das Gegenteil ist der größte Segen: dass Gott in unser Leben hineinkommt und sagt: „Ich möchte dein Leben verändern.“
Psalm 32,8 gibt euch ein Beispiel dafür. Da sagt Gott: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du gehen sollst.“ Ich wiederhole: „Ich will dich unterweisen und dich lehren den Weg, den du gehen sollst.“ Das ist das Größte, was du dir erwarten kannst.
Glaubst du wirklich, dass du schlau genug bist für dein Leben? Glaubst du das wirklich? Viel Spaß, wenn du das glaubst. Das, was wir wirklich brauchen, ist etwas ganz anderes. „Ich will dich unterweisen“, sagt Gott.
Du glaubst zu wissen, wo dein Weg hingeht? Du glaubst zu wissen, was der richtige nächste Schritt ist? Ich sage dir eins: Egal wie klug du bist, egal wie offensichtlich der nächste Schritt zu sein scheint, du irrst dich.
Ich kann dir nur dringend raten, aus zwei Jahrzehnten persönlicher Erfahrung – mehr habe ich nicht – aber aus diesen zwei Jahrzehnten kann ich dir das ganz dringend sagen: Lerne den Vers auswendig und lass dich darauf ein. Suche Gott so sehr, dass das Wirklichkeit wird, dass du ganz persönlich erleben kannst, was es heißt, von Gott unterwiesen zu werden, von ihm gelehrt zu werden, dass du den Weg erkennst – und zwar den Weg, den du gehen sollst, nicht den Weg, den du gehen willst.
Ich weiß schon, dass wir alle unseren eigenen Weg denken. Wir wissen genau, wo wir hinwollen, wir haben alle unsere kleinen und größeren Träumchen. Aber das ist völlig uninteressant. Wenn du mir vor drei Jahren noch gesagt hättest, wie es in meinem Leben jetzt anscheinend weitergeht, hätte ich gesagt: „Quatsch, ich will wo ganz anders hin.“ Jetzt kommt Gott von der Seite rein und sagt: „Nee, ich will, dass du da langgehst. Überleg doch mal darüber.“ Ich denke mir: Schon wieder ein neuer Weg, schon wieder so eine Kurve im Lebenslauf. Ja, aber das ist das Beste, was mir passieren kann, dass ich erlebe, wo Gott sagt: „Hier, da will ich dich hinhaben.“ Dass wir von Gott unterwiesen werden.
Vers 9: „Seid nicht wie ein Ross oder wie ein Maultier ohne Verstand.“ Das finde ich total schön. Ja, sei nicht so ein komisches Pferd, das einfach nur läuft. Wenn ihr so einem Pferd hinten eine draufgebt, dann rennt das erst mal los und schaut nicht, was dazwischen ist. Erst mal los.
Ich habe den Eindruck, so laufen die meisten Menschen durchs Leben. Und das kann man siebzig, achtzig Jahre lang leben. Das kann man sogar neunzig Jahre lang leben, ja? Dieses Erst-mal-drauflosrennen. Und dann schaut man noch mal kurz, wo könnte es ein bisschen hell sein, wo ist ungefähr der Weg.
Aber das ist nicht Gott. Das ist nicht das, was Gott möchte für uns. Das ist kein privilegiertes Leben. Das ist ein Mitschwimmen im Strom. Das ist das, was alle tun können. Dazu musst du nicht gläubig sein, dafür brauchst du keinen Heiligen Geist, dafür brauchst du keine Beziehung zu Gott, dafür musst du nicht Kind Gottes sein. Dafür musst du einfach nur atmen können. Dann brauchst du einen Kopf über siebzig, sagen wir es mal so.
Aber das ist nicht das, was Gott für uns will. Gott möchte, dass wir ein ganz privilegiertes Leben führen und dass er in unser Leben hineinsprechen darf.
Ich werde nächstes Jahr eine Familien-OBS wieder mit Marco Schubert zusammenhalten, und wir haben uns etwas ganz Witziges vorgenommen. Wir werden zwei parallele Lehrschienen machen. Also es wird eine Familien-Outdoor-Bibelschule sein, und die eine Gruppe macht das Hohelied mit Marco, und die andere macht mit mir den Einstieg in das Buch der Sprüche.
Eigentlich geht es um Kindererziehung, das ist ja Familie. Und wenn du ein bisschen anfängst, das Buch der Sprüche zu studieren, dann wirst du feststellen, die ersten Kapitel drehen sich um ein und dasselbe Thema. Es kommt immer wieder, es kommt so oft, dass du es am Ende nicht mehr hören kannst.
Also es ist eine ganz simple Lektion: Leg dir die Sprüche beim Auto mal ein, hör sie dir mal durch, und ich kann dich danach fragen: „Was war das Thema?“ Und du wirst sofort sagen: Weisheit. Es kommt immer und immer wieder.
Es ist total witzig, und gemeint ist nicht so eine Bauernschläue, sondern göttliche Weisheit. Eine Weisheit, die damit anfängt, dass ich eine Beziehung zu Gott aufbaue und aus dieser Beziehung heraus – weil ich Gott fürchte, weil ich ihn liebe, weil ich für ihn leben will, weil ich von ihm lerne, weil ich zuhöre, wenn er etwas zu sagen hat – wirklich weise werde, ein Leben führe, das gelingt.
Ich habe das angefangen zu studieren, bin jetzt gerade in Kapitel vier, und es ist erschreckend, wie oft die Bibel betont, dass Weisheit im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendig ist. Mir war das vorher selber noch nicht so klar. Ich bin ein bisschen… aber das habe ich euch ja schon ein paarmal zugegeben: Ich bin mal wieder ein bisschen über mich selber erschrocken, was man alles noch nicht gelernt hat.
Na gut, auch mit mir ist Gott nicht fertig, ich bin auch noch dabei. Und darum geht es hier heute: Wir müssen begreifen, dass wir alle Lernende sind, dass wir alle auf einem Weg sind, Gott näherzukommen. Und erst wenn wir uns hinstellen und sagen: „Haha, ich habe eine Vier davor, oder eine Fünf, oder schon eine Sechs, mir kann Gott nichts mehr sagen“, dann sind wir falsch.
Sprüche 4,7: „Der Weisheit Anfang ist…“ Hört euch das mal an. Na, was ist der Weisheitsanfang? Das ist so witzig, ja? Der Weisheitsanfang ist: „Erwirb Weisheit.“ Könnt ihr nicht mitlachen? Ich lebe es euch nochmal vor. Vielleicht seid ihr zu müde. Aber ich fand das so witzig. Du liest hier das schon, ja? Der Weisheitsanfang ist hier…
Also Weisheit ist so das Nonplusultra. Ja, wie kriege ich Weisheit? Was ist so das Wichtigste am Anfang von Weisheit? Der Weisheitsanfang ist: „Erwirb Weisheit.“
Ich lese das und kann nur schmunzeln. Persönlich denke ich mir: Das ist doch logisch. Nein, ist es nicht, weil die meisten Christen, die ich kenne, nicht begriffen haben, wie wichtig Weisheit ist. Und deswegen stimmt das sehr gut, was hier steht: „Der Weisheitsanfang ist: Erwirb Weisheit.“
Und ich lese mal weiter: „Und mit allem, was du erworben hast“, das heißt, mit allem deinem Besitz, mit allem, was du investieren kannst, „erwirb dir Verstand.“ Was hier steht, ist nicht wichtiger als: „Kümmere dich darum, dass du ein Mensch wirst, der in puncto Weisheit immer mehr zulegt.“
Und was hier steht, ist, dass wir alle nicht weise von Natur aus sind. Wir leben kein verständiges geistliches Leben, nur weil wir uns zu Jesus bekehrt haben. Nochmal: Jesus ist der Herr in deinem Leben. Lass anfangen mit ihm zu leben.
Der Text sagt dir: Das ist schön, aber es ist nur so eine Art Grundvoraussetzung. Und jetzt geht es darum: Erwirb Weisheit, kümmere dich darum, beschäftige dich mit Gott.
Sprüche 4,8: „Halte sie hoch oder halte sie in Ehren, so wird sie dich erhöhen, sie bringt dich zu Ehren, wenn du sie umarmst.“ Und jetzt beim Umarmen dürft ihr ein klein wenig erotischer denken. Das nächste Mal in Kapitel 5, wenn jemand umarmt wird, da wird eine Frau umarmt, und gemeint ist eigentlich dieses leidenschaftlich-sinnlich-intime, dieser Umgang mit Weisheit, der einfach über „Ich höre auch mal am Sonntag eine Predigt“ und der über „Na ja, ich lese auch morgens ein bisschen so pflichtmäßig meine Bibel“ hinausgeht.
Ich habe mir gestern Abend einen Film angeschaut, einen, den ich mir normalerweise nicht anschauen würde. Es gibt so Frauenfilme, wenn man dann so fragt: „Wollen wir uns was anschauen?“ Wo die Frauen sagen: „Aber nicht so actionlastig, bitte.“ Und dann denkt man: „Ja, mach doch mal einen Vorschlag.“ „Ja, mit einer Liebesgeschichte wäre ganz schön.“ Und du denkst dir als Mann: „Okay, wieder ein Abend als Opfer, aber…“
Also, wir haben uns hier so… Es gibt so eine Reihe mit „Ich liebe den Vampir, aber nicht den Werwolf, der Werwolf mag aber nicht den Vampir, der Vampir den Werwolf sowieso nicht“ und so eine Reihe, also Twilight, vier Bücher. Wer ein bisschen den Hype verfolgt hat um so ein Buch, da kommt dann nach dem zweiten der dritte Band und irgendwann der vierte Band. Und dann wird der schon Monate vorher bei Amazon beworben: Der Abschlussband in der Twilight-Saga, vorbestellen. Und das machen Leute dann, da wird vorbestellt. Und dann heißt es schon: „Noch diese Woche ist es raus, jetzt müsste das doch bald ausgeliefert werden.“ Und dann hofft man, dass endlich die Amazon-Absende-E-Mail im Postfach ist. Ja, endlich ist es da, und jetzt noch zwei Tage, wenn die Post vernünftig läuft.
Das ist Leidenschaft, okay? Und so sollen Christen mit Weisheit umgehen. Da bin ich hinterher, da freue ich mich auf was, da möchte ich was umarmen, mit etwas intim werden, da will ich etwas unbedingt haben.
Und wo das der Fall ist, der Weisheitsanfang ist: Erwirb Weisheit. Wo du begriffen hast, du bist ein Lernender, und das wirst du bis zum letzten Atemzug bleiben. Und wo du begriffen hast, dass es darum geht, Weisheit zu lernen, die du nicht von Natur aus hast, da wirst du begreifen, dass das ein Punkt ist, der für die Einheit einer Gemeinde fast schon existenzieller Bedeutung ist.
Dass nicht einer sich hier vorne hinstellt und sagt: „Ich weiß alles“, auch wenn er vielleicht ein paar mehr Bibelfragen beantworten kann. Sondern dass wir einander zugeben und dass das eine Grundlage wird für die Einheit in unserer Gemeinde.
Das Gemeindeleben bedeutet: Wir sind hineingestellt in eine Gruppe halbfertiger Christen, mit allem, was dazugehört. Hier habe ich einfach mal drei Punkte, die dazugehören, und dann mache ich Schluss mit der Predigt.
Drei Erkenntnisse für das Gemeindeleben
Erstens: Wenn ich glauben kann, dass wir alle Lernende sind, was bedeutet das?
Zunächst einmal muss ich nicht so tun, als wüsste ich schon alles oder hätte auf alle Fragen eine Antwort, als wäre Gott mit mir schon fertig. Ich muss nicht einmal so tun. Ich darf ganz ehrlich immer wieder zugeben, dass ich noch nicht alles weiß.
Wenn ich bete – und ich hoffe, dass du das tust –, kennt ihr das Vaterunser? Habt ihr euch diesen schwierigen Mittelteil eingeprägt: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“? Ich nenne ihn deshalb schwierig, weil er irgendwie belastend ist, oder? Du betest zu Gott und willst so beten, wie Jesus es sich vorstellt: „Vater unser, du bist im Himmel.“ Wir reden das ja nicht wörtlich, das sind nur Themen, die auftauchen. Nachdem du gerade darüber nachgedacht hast, etwa bei „Unser tägliches Brot gib uns heute“ – was brauche ich zum Leben? –, kommt der nächste Punkt: „Und vergib uns unsere Schuld.“
Das heißt, wir sollen nicht beten, ohne uns bewusst zu sein, dass es Schuld in unserem Leben gibt. Wir sollen nicht beten, ohne diese Schuld Gott zu bekennen. Ich weiß nicht, ob du das tust. Ich würde mich jeden Tag gerne vor diesem Aspekt in meinem Gebetsleben drücken. Aber ich möchte euch eines sagen: Drückt euch nicht. Gönnt euch diesen Gedanken, diesen unangenehmen, schwierigen Gedanken, diese Frage: Wo habe ich einen Fehler gemacht? Wo habe ich mich vergangen?
Und wenn du nichts findest in deinem Leben, bete mal dafür, dass Gott dir das zeigt. Dann wird er das tun. Gott erfüllt solche Gebete: „Vater, zeig mir, wo ich Fehler mache.“ Warum? Weil es uns davor bewahrt zu glauben, dass Gott mit uns schon fertig ist. Nein, das bist du nicht. Und sei es mit vierzig oder fünfzig Jahren. Ich spreche jetzt zu denen, die vielleicht schon zehn, zwanzig oder dreißig Jahre gläubig sind: Sei dir bitte bewusst, dass du noch eine Menge Neues entdecken kannst – auch Hässliches, Neues in deinem Leben.
Glauben wir wirklich, dass Gott uns alles am Anfang zeigt, alles, was sich verändern muss? Nein, vergiss es – zum Glück nicht.
Also, das war der erste Punkt: Ich muss nicht so tun, als sei Gott mit mir fertig.
Der zweite Punkt heißt: Ich darf dazu stehen, dass Gott mit mir noch nicht fertig ist. Paulus selbst sagt das mal: „Ich strecke mich aus nach dem, was vorne ist. Ich will da noch etwas erreichen.“ Ich darf dazu stehen, dass ich hilfsbedürftig bin, noch Fehler mache, nicht alles verstanden habe und dass ich noch nicht der Mann oder die Frau bin, die Gott sich wünscht und die er in mir sieht.
Ich darf wirklich dazu stehen. Kannst du das? Darf ich dir einfach diese Frage stellen, so ganz offen: Kannst du dazu stehen, dass du defizitär bist? Du bist keine Eins und wahrscheinlich auch keine Zwei plus. Kannst du dazu stehen? Kannst du dazu stehen, dass Gott dich liebt, obwohl du der „Krüppel“ bist, den du manchmal siehst, wenn du ehrlich über dich nachdenkst?
Kannst du wirklich dazu stehen? Denn es hat viel mit Gnade zu tun. Wenn du nicht dazu stehen kannst, wenn du dir selbst Vorwürfe machst, wenn du jemand bist, der sich selbst eigentlich nicht ausstehen kann, dann denk viel darüber nach, woran das liegt. Es liegt nicht an Gott. Gott kann dich ausstehen. Gott kann dich gut riechen. Gott mag dich. Gott will dich.
Vielleicht will er ein paar Dinge noch ändern in deinem Lebensgeschenk, aber Gott möchte dich.
Und wenn das so ist, dann drittens: Dann kommt zum Nichtverachten und Nichtstreiten dieses Wissen hinzu, dass Gott mit uns nicht fertig ist. Und dass wir, wenn wir einander betrachten – und jetzt denke ich nicht nur an die zweite Reihe, bei denen es leicht ist, sondern ich schaue auch mal dahinter –, dass Gott mit euch nicht fertig ist. Ich weiß es einfach.
Ich habe mich letzte Woche bei meinem älteren Bruder für etwas entschuldigt, das Jahre zurückliegt. Dann habe ich eine E-Mail zurückbekommen, und ich dachte mir: Kennt ihr dieses Gefühl, wenn man eine E-Mail zurückbekommt, bei der man einfach sagt: „Hm, das war nicht das, was ich erwartet habe.“ Irgendwie doof. Einfach nur „Hm.“
Und ich merke, da ist jemand, der im internen Ranking relativ weit oben steht – echt bekannt ist –, aber Gott ist mit ihm noch nicht fertig. Er hat auch nur seine Ecken und Kanten, wo er noch etwas lernen kann. Ich auch, ja. Aber du merkst es einfach.
Und ich denke mir: Freund, ich setze dich mal vorsichtshalber auf meine Gebetsliste. Ja, ich werde mal anfangen, für dich zu beten.
Und das ist die Realität: Du bist hier selbst nicht fertig, neben jemandem, der nicht fertig ist. Und du kannst für den anderen beten.
Wenn du denkst, dass Gott mit dir fertig ist oder wenn du nicht mehr zugeben kannst, dass du selbst unfertig bist, dann machst du die Einheit kaputt. Und das sollten wir uns echt ersparen.
Also, drei Punkte waren mir wichtig.
Wir kommen vom Brotbrechen: Wenn wir Brot und Wein untereinander teilen, bringen wir zum Ausdruck, dass wir zusammengehören, dass wir eine Einheit sind. Und wenn wir das tun, müssen wir uns darüber im Klaren sein, ob das stimmt. Und es stimmt dann, wenn wir einander nicht verachten, wenn wir nicht über sinnlose Fragen streiten und wenn wir begreifen, wer wir selbst sind.
Ich wünsche mir, ich stelle mir das manchmal vor – stellt ihr es euch abschließend mit mir noch einmal kurz vor: Wie würde sich so eine Gemeinde anfühlen?
Du kommst natürlich nicht darum herum, dass du manchmal schlecht über andere denkst, dass dir jemand mal quer über die Leber läuft. Aber stell dir vor, jetzt kommt so ein blöder Gedanke über den anderen – „der schon wieder“ oder „die schon wieder“ –, logisch, jetzt kommt so ein Gedanke.
Und du legst diese geistliche Bazooka an – also eine Bazooka ist ein Raketenwerfer – und legst diesen Raketenwerfer an. Da kommt dieser Gedanke, und du erledigst ihn noch im Flug mit dem Gedanken.
Stell dir das vor: Du fängst an, das zu üben. Und wenn du merkst, ich habe hier an der Stelle so eine Streitfrage, da müsste man sich doch mal unterhalten darüber, dann denkst du: Warum eigentlich? Ich habe noch so viel im Punkt Liebe zu lernen. Warum soll ich mir darüber unterhalten?
Und dann kommt vielleicht dieser Gedanke: „Mann, bin ich aber schon weit.“ Und du denkst dir: „Mann, bin ich noch ein Sünder.“ Dass man einfach ehrlich wird.
Stellt euch das vor – jetzt ist das in der Gemeinde. Stellt euch das einfach mal vor. Wir würden das leben. Wahnsinn, oder?
Dann könnte es sein, dass ganz am Ende das passiert – so im Ansatz –, was Jesus in Johannes 13,34-35 zum Ausdruck bringt: Dass man uns tatsächlich an der Liebe untereinander erkennt.
Das gehört ja alles irgendwie damit zusammen.
Ihr merkt schon, es ist eine verkappte Liebesreihe.
Und weil es das ist, schließe ich die Reihe nächste Woche ab. Wir unterhalten uns dann noch einmal über Johannes Kapitel 17, das sogenannte hohepriesterliche Gebet, wo wir Jesus noch einmal auf den Mund schauen, was er sich eigentlich für Gemeinde wünscht.
Und da taucht dieser Vers auf: Mit der Einheit!
Und ich glaube, dann habe ich euch alle im Boot, dass das wirklich wichtig ist.