Einführung in das Thema Schwäche im Glauben
Mit Schwäche leben – fünf Impulse aus dem Wort Gottes, die dich im Glauben wachsen lassen. Theologie, die dich praktisch in der Nachfolge begleitet – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um das Thema Schwäche, weil ich mich selbst als schwach empfinde. Ein abschließender Blick auf das Thema „Mit Schwäche leben“.
Wir wissen jetzt, dass wir nicht mehr geben müssen, als wir an Kraft haben. Wir wissen, dass Gott, der Herr, hinter den Umständen unseres Lebens steht. Seine Gnade ist wichtiger als meine Kraft. Außerdem will er sich in Zeiten der Schwäche durch mein Leben hindurch offenbaren.
Die bewusste Entscheidung für Schwäche
Ein Aspekt fehlt noch: Ich kann mich bewusst für Schwäche entscheiden, obwohl ich stark bin.
Das klingt zunächst wenig attraktiv. Doch wenn meine Schwäche Gottes Chance ist, kann es sinnvoll sein, schwach zu werden. So kann Gott mit mir zum Ziel kommen.
Das ist vielleicht nicht nur sinnvoll, sondern sogar die einzige Möglichkeit, überhaupt einen anderen Menschen zu retten.
Wenn es für dieses Prinzip ein Beispiel braucht, dann ist das wohl der Herr Jesus. Er zeigt uns, was es bedeutet, schwach zu werden, um die wirklich Schwachen zu retten.
Das Beispiel Jesu Christi als Vorbild
Philipper 2,4-6: Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern auch auf das der anderen. Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war.
Er war in der Gestalt Gottes und hielt es nicht wie einen Raub fest, gottgleich zu sein. Der Herr Jesus war gottgleich. Er war in der Gestalt Gottes, also ganz Gott, und doch hielt er nicht krampfhaft an dem fest, was er hatte.
Als Gott der Liebe sinnt er auf die Rettung der Geliebten. Fast möchte ich sagen, er kann nicht anders. Damit niemand mich falsch versteht: Gott muss uns nicht aus einer äußeren Notwendigkeit heraus retten. Aber er trägt als ein Gott der Liebe eine Gesinnung, eine Einstellung in sich, die ihn ganz natürlich zum Retter werden lässt.
Die Selbstentäusserung Gottes in Christus
Philipper 2,7: Aber er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden wurde.
Ich weiß nicht, ob unser Vorstellungsvermögen jemals ausreicht, die Tiefe dieses Satzes zu durchdringen. Gott entäußert sich. Man könnte auch sagen, er entleert oder entblößt sich. Und genau das ist wahr.
Aus Gott wird Mensch, aus Ewigkeit wird Zeit, aus Stärke wird Schwäche. Den Menschen gleich geworden – das ist der Abstieg vom Schöpfer zum Geschöpf. Von Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart hinunter zu den Grenzen menschlicher Intelligenz, körperlicher Schwäche und zeitlicher Begrenzung. Vom Boss zum Knecht, vom Ewigen zum Wurm, von dem, den die Engel verehrten, zu einem, den die Menschen verachten.
Und nun von Verrücktheit zu Wahnsinn: Es ist verrückt, dass Gott Mensch wird. Es ist Wahnsinn, was er dann tut.
Die Erniedrigung und der Tod Jesu
Philipper 2,7-8: Und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.
Gott wird Mensch und wird zum Spott. Es ist Erniedrigung pur, ein Schauspiel für den Hohn der Massen, die seine Schwäche feiern und ihm den Tod geben, den sie für angemessen halten: den Tod am Kreuz, den Tod eines Verbrechers. Schwäche in Vollendung.
Doch hören wir den Mann am Kreuz in Psalm 22,15-16: Wie Wasser bin ich hingeschüttet, und alle meine Gebeine haben sich zertrennt. Wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Innern. Meine Kraft ist vertrocknet wie gebrannter Ton, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. In den Staub des Todes legst du mich.
Die zentrale Bedeutung der Schwäche Gottes am Kreuz
Unser Thema heute lautet Schwäche, weil ich mich selbst schwach mache. Unsere heutige Betrachtung ist nicht abgeschlossen, solange wir nicht verstehen, dass im Zentrum unserer Religion ein Gott steht, der schwach wurde, um uns zu retten.
Gott ist stark genug, Himmel und Erde noch einmal zu erschaffen. Doch er muss schwach werden. Er muss sich zu uns herabbeugen, um unsere Schuld auf sich nehmen zu können.
Es ist die Schwäche des Kreuzes, die den Teufel besiegt. Merkt ihr, wie sich am Kreuz unendliche Schwäche und unbegrenzte Energie begegnen? Und woran liegt das?
Lasst es mich so formulieren: Das Kreuz ist der Moment größter Schwäche, wenn sich der eine für die opfert, die er liebt. Dieser Moment völliger Schwäche und restloser Hingabe entfesselt die einzige Macht, die in der Lage ist, den Tod zu besiegen.
Die Liebe als stärkste Kraft
Niemand hat es besser auf den Punkt gebracht als Salomo, wenn er im Hohelied sagt: „Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Stark wie der Tod ist die Liebe.“
Liebe in Vollendung ist Gottes Leidenschaft in Vollendung. Am Kreuz ist es dem Herrn Jesus gelungen, diese Glut zu entfachen, um den Teufel zu besiegen.
Schwach werden aus Liebe ist Gottes Kraft in Vollendung.
Die Übertragung des Prinzips auf das eigene Leben
Und wir können dieses Prinzip auf uns übertragen. Ja, wir können nicht für andere Menschen am Kreuz sterben, aber wir können schwach werden, um sie zu gewinnen.
Der Apostel Paulus formuliert das im Blick auf seinen missionarischen Dienst ganz bewusst so:
1. Korinther 9,22: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“
Wir hatten uns in den ersten vier Episoden mit Schwachheit beschäftigt, die uns trifft. Diese Schwachheit trifft uns, weil wir ausgelaugt sind, weil unsere Lebensumstände schwierig sind, weil Gott uns einen Dorn im Fleisch zumutet oder weil er sich durch unsere Schwäche hindurch offenbaren will.
Aber jetzt geht es um Schwäche, die ich bewusst suche, damit ich es Menschen leichter mache, sich zu bekehren. Es ist das Schwachwerden derer, die sich für fremde Probleme und Lebensumstände öffnen. Menschen sind ihnen wichtiger als ihre eigene Ruhe, ihre Komfortzone oder das, was die Nachbarn denken.
Es ist die Schwäche derer, die das Verlorene suchen und sich dabei die Hände schmutzig machen. Es ist die Schwäche derer, die nicht nur über arme Kinder in der Zeitung lesen, sondern sie zu Hause besuchen. Es ist die Schwäche derer, die ein bisschen sein wollen wie Jesus.
Verheissung und Ermutigung für das Leben als Christ
Und so möchte ich diese Woche mit einem Vers abschließen, der als Verheißung über dem Leben eines jeden Christen stehen könnte.
2. Korinther 13,4: Denn wenn er, der Herr Jesus, auch aus Schwachheit gekreuzigt wurde, so lebt er doch aus der Kraft Gottes. So sind auch wir zwar schwach in ihm, doch werden wir mit ihm leben aus der Kraft Gottes – für euch.
Abschluss und praktische Anregungen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welche Bibelstellen du auswendig lernen möchtest, um das Thema besser zu verinnerlichen und weiter zu vertiefen.
War das alles für heute? Bete doch heute für deine Gemeindeleitung. Verpasse am Sonntag den Gottesdienst nicht.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
