Einführung in das Thema Leid und Hoffnung
Ich lese aus dem Kapitel Römer 8, von Vers 18 bis Vers 30. Wir haben ja an den letzten beiden Sonntagen die ersten Verse gelesen und werden am nächsten Sonntag noch den letzten Abschnitt aus diesem Kapitel lesen.
Der Abschnitt ist überschrieben mit „Hoffnung für die Schöpfung“ und „Gewissheit des Heils“. Es geht hier um die Frage, die Ihnen ja auch oft gestellt wird: Wie kann Gott das zulassen? Warum gibt es so viel Leid und so viele Tränen in der Welt?
Haben Sie schon versucht, mit Ihren weisen Erklärungen eine Antwort darauf zu geben? Es gibt nur die Antwort, die Paulus hier in Römer 8 gibt. Er sagt: „Denn ich bin überzeugt, dass das Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fällt gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“
Das ergibt überhaupt keine Erklärung für das Leiden. Die Warum-Frage können Sie nicht beantworten. Paulus sagt nur, dass das Leiden unvergleichlich ist gegenüber dem, was wir einmal in der Herrlichkeit erfahren werden. Und das ist die einzige Antwort: eine echte Vertröstung, eine echte Hoffnung.
Gott sei Dank gibt es keine materielle Lösung für diese Welt, die doch vergeht.
Die Sehnsucht der Schöpfung nach Erlösung
Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen, der Vergänglichkeit ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat, auf Hoffnung.
Denn auch die Schöpfung selbst wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstigt.
Nicht nur sie, sondern auch wir selbst. Denn wir haben den Geist als Erstlingsgabe, als erste Frucht. So sehnen auch wir uns in uns selbst nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes.
Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, wie man sieht, ist keine Hoffnung, wenn man auf das hofft, was man sieht. Denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht?
Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. Desgleichen hilft auch der Geist unserer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie es sich gebührt.
Sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber, der die Herzen erforscht, weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist.
Denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.
Gottes Wirken im Leiden und die göttliche Vorsehung
Wir wissen aber, dass allen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Dies gilt auch im Zusammenhang mit dem Leiden in dieser schweren Welt. Solches Leiden muss zum Besten dienen denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.
Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorher bestimmt, dass sie dem Bild seines Sohnes gleich sein sollten. Dieser ist der Erstgeborene unter vielen Brüdern, der Prototyp für viele andere.
Diejenigen, die er vorher bestimmt hat, hat er auch berufen. Die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht. Und die er gerecht gemacht hat, hat er auch verherrlicht.
Die Last des Lebens und die Kraft des Glaubens
In den letzten Jahren ist der Libanon als Reiseland etwas in den Hintergrund gerückt. Das liegt vor allem an den dauernden Bürgerkriegen.
Im Libanon befindet sich der größte von Menschen je behauene Stein. Er wurde in Baalbek ausgegraben, wo die Hisbollah, jene Terrororganisation, ihr Hauptquartier hat. Der Steinblock ist etwa 45 Meter breit und über 21 Meter lang.
Wenn man vor diesem riesigen Stein steht, muss man sich fragen: Wie konnten Menschen vor 2000 Jahren solch einen Stein bewegen? Man schätzt, dass er etwa 1000 Tonnen wiegt. Doch damals gab es keine Traktoren, keine Maschinen, keine Kräne und kein Dynamit.
Die Menschen nutzten ganz einfach natürliche Mittel wie Hebelkraft und Flaschenzüge, um diese enorme Last zu bewegen. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Kraft das erforderte. Es scheint, als bräuchte man im täglichen Leben solche Hilfsmittel, wenn man oft schwere Lasten zu tragen hat.
Wenn wir diesen Stein sehen, fühlen wir uns schnell hilflos. Wir möchten anderen Mut zusprechen, doch manchmal finden wir gar keine Worte. Angesichts solch einer schweren Last erscheint es, als könnten wir sie nicht bewegen. Sie liegt wie ein riesiger Felskoloss in unserem Leben.
Doch es gibt einen Hebel, mit dem sich jede Last bewegen lässt – unser Glaube. Er ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Der Blick auf Jesus Christus hebelt jede noch so schwere Last aus.
Das ist wichtig, und genau darüber möchte ich heute mit Ihnen sprechen.
Irrtümer über das Christsein und das Leiden
Es gibt manche Leute, die immer wieder in Foren sagen: Wenn du Christ bist, hast du keine Probleme mehr. Ihrer Meinung nach gibt es dann keine Krankheiten mehr, wenn du richtig glaubst. Auch Schwierigkeiten oder wirtschaftliche Probleme sollen dann verschwinden. Alles löst sich, man hat Geld und Gesundheit bis zur letzten Minute seines Lebens – überhaupt keine Schwierigkeiten mehr.
Dass das so nicht in der Bibel steht, müsste eigentlich jedem auffallen. Doch das Schlimme an solchen Aussagen ist, dass diejenigen, die so reden, sich um das Schönste im Glauben betrügen – und um das Wichtigste. Denn wir müssen uns mit unseren Lasten auseinandersetzen.
Natürlich gibt es in unserem Leben schwere, manchmal untragbare Lasten. Man kann nicht einfach behaupten, sie seien nicht da. Aber es ist eine Erfahrung, wenn man merkt, dass man im Glauben diese schweren Lasten bewegen kann. Man kann sie überwinden, zur Seite legen und letztlich darüber hinwegkommen.
Das zeigt uns die Bibel, das Evangelium, auf vielfache Weise. Deshalb wollen wir das heute Morgen noch ein wenig näher betrachten.
Als Überschrift oder Merksatz möchte ich formulieren: Die Leiden sind unser Bewährungsfeld. Die Leiden sind unser Bewährungsfeld.
Das Leid als dunkles und rätselhaftes Phänomen
Wahrscheinlich können Sie sich jetzt auch ein wenig vergegenwärtigen, worum es geht. Wir wollen uns also das Recht konkret vorstellen und denken dabei an Menschen, die wir kennen und die schwer leiden.
Es gibt Leiden, die auch Christen treffen. Früher hätte man nicht gedacht, dass Menschen so schwer leiden und solche Schmerzen ertragen müssen. Man fragt sich: Ist das Böse, das einem widerfährt? Oder ist es Enttäuschung durch Menschen? Das ist so unheimlich.
Wenn man das miterlebt und sich damit auseinandersetzt, dann muss man sagen: Leiden ist so dunkel, so rätselhaft und so sinnlos. Man kann gar nichts anderes mehr denken. Viele Menschen haben sich bereits mit diesem Thema beschäftigt.
Das Evangelium sagt es schon: Jesus hat sich, wie kein anderer, mit dem Leiden beschäftigt. Keine Religion der Welt geht so tief auf das Leiden ein.
Volksglauben und falsche Vorstellungen vom Leiden
Aber reden wir zuerst einmal darüber, wie Menschen auf das Leiden reagieren. Es gibt eine verbreitete Antwort, die fast wie ein Aberglaube wirkt. Es ist eine Art Naturreligion, die tief in vielen Menschen verankert ist.
Ich sehe das selbst bei Gesprächen im Krankenhaus, auch bei christlichen Menschen. Sie sagen oft, dass sie irgendwo Vergeltung erfahren, dass sie für etwas im Leben bestraft werden. Das ist ein uralter Aberglaube: Das Leiden hängt mit der Schuld meines Lebens zusammen.
Ich habe nichts dagegen, wenn Menschen über ihre Schuld nachdenken und wach werden. Aber ich bin froh, dass Jesus das einmal klargestellt hat – und zwar damals bei dem Blindgeborenen – für alle Zeiten. Er hat gezeigt, dass das Leiden nichts mit meiner einzelnen Schuld zu tun hat.
Also kann ich nicht sagen: „Ich muss da hindurch, weil ich früher bei meiner Mutter ungehorsam war“ oder so etwas Ähnliches. Nein, das Leiden gehört zu dieser Welt, zu diesem irdischen Leben. Es ist eine Natürlichkeit.
Und das ist sehr wichtig, dass man das völlig klar sieht.
Das Leiden Jesu als Vorbild und Trost
Wenn wir im Glauben beginnen, ist die Zeit, die Jesus in dieser Welt gelebt hat, entscheidend. Wenn wir bekennen, dann tun wir das mit dem kleinen Schatz, dass wir all diese drei Jahre seiner irdischen Wirksamkeit zusammenfassen. Er hat gelitten, gelitten unter Pontius Pilatus – das ist irdisches Leben, das Leiden.
Ich habe einen Freund, der ein großes Missionswerk mit Hunderten von Mitarbeitern aufgebaut hat. Er ist ein begnadeter Bibellehrer. Über Nacht wurde er jedoch so krank in seiner Seele, in einer Depression, dass er in eine Nervenklinik musste. Dort traf er eine Christin, die etwas sagte, was viele denken: Sie meinte, dass sie nicht erwartet hätte, ihn hier zu treffen – und dann noch als Patient. Er antwortete nur: „Warum nicht?“
Denn wir können morgen jede Krankheit treffen. Wir können Gott danken, wenn wir nicht geisteskrank sind. Warum nicht? Ist das unser Verdienst? Oder Krebs? Oder seelische Krankheiten?
Ein afrikanischer Bischof besuchte mich, und wir tauschten uns über unsere Familien und Kinder aus. „Geht es ihnen nicht schwer?“, fragte ich. „Meine Tochter ist krank“, sagte er. „Hat sie Aids?“ „Ja, und ihr Mann auch. Und was ist mit den Kindern?“ „Das dreizehnjährige Mädchen hat es nicht, aber das siebenjährige Kind ist auch schon erkrankt.“
Plötzlich trifft es Christen. Glaubt, bitte, bekennende Christen: Das Leiden gehört zu dieser Welt. Das Leiden ist Teil der Welt, weil die Schöpfung nicht mehr in der ursprünglichen Harmonie ist. Das steht ja klar im Wort von Paulus, mit dem Sündenfall. Mit der Trennung von Gott ist alles in einen großen Widerspruch geraten.
Nun ist so viel, was eigentlich schön sein könnte, für uns belastend. Die Todesmächte sind los. Die zerstörenden Mächte können wütend sein und schlagen hier und dort zu – oft scheinbar zufällig, schicksalshaft.
Und wenn dann jemand wirklich noch so keck daherredet und sagt: „Wenn du nur richtig glaubst, wirst du nicht mehr krank“, dann möchte man ganz makaber grinsen und sagen: Pass auf, bald hat es dich auch erwischt. Dann ist dein Mund nicht mehr bereit, so billig daher zu plappern.
Verzweiflung im Heidentum und christliche Hoffnung
Aber es gibt eine andere Art, wie über das Leiden gesprochen wird, und das ist das Heidentum. Das Heidentum nimmt das Leiden an, verfällt dabei aber immer wieder in totale Verzweiflung.
Der griechische Tragiker Sophokles, ein Ungläubiger, hat dazu gesagt: Die Welt ist so schlimm und schlecht, dass es das Beste ist, gar nicht geboren zu werden. Wörtlich zitiert: Nicht geboren zu werden oder bald in der Kindheit zu sterben, ist das beste Schicksal. Wenn wir auf der Erde heranwachsen, erwartet uns Leid und Kummer.
Christen sehen die Welt jedoch ganz anders. Sie wissen, dass Gott hier und da das Leid zulässt und auch in unserem Leben und bei Freunden streut. Doch plötzlich erkennen wir, dass Jesus dieses Leiden getragen hat. Dadurch können wir das Leiden durchdringen und überwinden.
Jesus sagt: „Habt keine Angst, seid mutig und getrost! Ich habe diese Welt überwunden.“ Was uns bleibt, ist immer wieder, vorwärtszugehen. Das Wort, das hier mit „sehnsüchtige Erwartung“ übersetzt ist, bedeutet eigentlich dasselbe wie ein Läufer im Neckarstadion, der beim Zielbild den Kopf weit vorausstreckt, um der Erste zu sein.
Ich will hindurchdringen. Das Leiden selbst bleibt so belastend und schwer, wie wir es kennen, aber ich darf vorwärtsblicken. Das ist ein Durchgangsstadium, und wir gehen auf die neue Welt Gottes zu.
Paulus spricht hier von der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Ermutigende Beispiele aus der Praxis
Man kann immer nur in Geschichten erzählen, und ich meine, immer wieder, dass sie eben doch sprechen. Vielleicht können sie noch ergänzt werden durch Erfahrungen, die man selbst gemacht hat, oder durch Begegnungen, die man mit anderen gehabt hat.
John, der früher volksmissionarisch in unserer Landeskirche tätig war, ist viel in Brasilien gereist. In einem Büchlein beschreibt er, wie er dort versprengte deutsche Auswanderer besucht hat. Diese waren damals nach Brasilien gegangen, in der großen Erwartung, im Land der Freiheit das große Geld zu machen.
Einmal ließ sein Begleiter den VW stehen, und sie gingen durch die Bananenstauden einen Berg hinauf. Dort stand eine kleine, zerbrechliche Hütte, ganz armselig. Ein Mann lehnte an der Wand, ausgemergelt, voller Schmerzen und gichtkrank.
Joachim Braun sagte: „Ich wusste auch nicht, was ich dem Frontrow sagen sollte. Fern der Heimat, keine Hilfe da und allein.“ Der kranke Mann antwortete: „Ich halte dafür, dass dieses Zeitleiden nicht wert sei der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.“ Trost hatten sie sonst nicht.
Das löst sich in dieser Welt nicht auf, wenn man es einmal durchschaut. Bei den Liederdichtern, wie zum Beispiel Gerhard, kann man das sehen. Er schrieb das herrliche Lied „Warum sollt ich mich denn grämen?“ Darin sind wir doch auch über den Gräbern.
Oder Johann Hermann, der in Schlesien lebte. Seine Gemeinde wurde von einer schrecklichen Pest dezimiert. Er selbst war so krank im Hals, dass er beim Predigen immer wieder Schwierigkeiten hatte. Es war etwas in seinen Bronchien krank.
Trotzdem hat er das Osterlied gedichtet:
„Wie tief Kreuz Trübsal dabei in mein Heiland greift allmächtig,
reißt mich heraus mit seiner Hand.
Wer mich will halten wird zur Schand.
Lebt Christus, was bin ich betrübt?
Ich weiß, dass er mich herzlich liebt,
wenn wir gleich alle Welt stürmen.
Abknutscht, dass ich Christus bei mir. Halleluja.“
Leiden als Bewährungsfeld und geistliche Reife
Leiden sind Bewährungsfelder. Ich weiß, dass auch ich zur jungen Generation gehöre, die vom Spott des Marxismus getroffen wurde. Wir haben immer gesagt, wir wollen nicht über die Zukunft reden. Doch wir müssen über die Zukunft sprechen.
Noch eine kurze Zeit, dann sind wir alle hindurch. Wir leiden in dieser Zeit, aber wir tun es in der Herrlichkeit. Dabei dürfen wir nicht müde werden.
Das nächste, was ich sagen möchte: Alles muss zum Besten dienen. Alles muss zum Besten sein.
Unterschiedliche Lebenssituationen und das Mit-Leiden
Jetzt möchte ich ganz klar feststellen: Es gibt manche unter uns, die nicht leiden. Ich habe auch etwas gezögert, ob ich das Leiden noch einmal so in den Mittelpunkt stellen soll. Aber es ist ja auch im Wort Gottes, im Evangelium, in der Mitte.
Viele junge Leute wissen gar nicht, was krank sein bedeutet. Sie sind voller Lebenskraft und Stärke. Sie haben Erfolg, fortwährend werden ihnen Preise nachgeschleppt, sei es in der Schule oder anderswo. Ihnen fällt alles in den Schoß. Hier freuen wir uns mit ihnen und gratulieren ihnen von Herzen.
Doch gerade diese Menschen haben dann umso mehr Kraft, auch einmal hinzuhören, ganz genau hinzuhören, wie schon im Nebenhaus oder im Nachbarhaus geseufzt und gestöhnt wird.
Paulus sagt, er hat nie behauptet, alle Christen leiden, aber wir sollen mitleiden. Wir sollen hören, wie in der Welt geseufzt wird. Das ist Christenart: ganz genau hinzuhören. Paulus macht das in so eindrücklicher Weise, wenn er die Leiden der Schöpfung hört und sagt: Diese ganze herrliche Schöpfung leidet an diesem tiefen Fall, am Sündenfall.
Denkt doch an das Sterben in der Tierwelt! Das muss man richtig lernen und sagen: Es ist tatsächlich so, dass am besten beißen kann, wer der Sieger ist. Und wer der Stärkste ist, der drückt alle anderen weg.
Wenn sie durch den Wald gehen, und am Morgen an die Reihe kommen, dann rennen sie vor ihren Feinden weg, weil sie meinen, sie seien Mörder. Das ist die Angst der Kreatur.
Die ganze Welt ist nicht diese schöne Welt, wie wir sie oft sehen, sondern dahinter steht diese Angst, diese Todesangst, die auch uns so belastet und beschwert.
Das ist eine große Not. Was können wir denn da tun? Wir sollen wissen, dass alles auf die Weltvollendung drängt.
Die Zukunftshoffnung als Trost und Motivation
Und in der Tat haben wir in diesen Zeiten, auch in unserem Glauben, ein wichtiges Stück des Evangeliums vergessen: Unser Glaube ist die einzige Zukunftslösung für die Welt.
Karlheim hat früher einmal ein Buch geschrieben, das Sie gerne wieder lesen können: Jesus, der Weltvorsteher. Jesus wird einmal die neue Welt herbeiführen – eine Welt ohne Tränen und ohne Leid. Und wir sind gar nicht so weit von diesem Weg entfernt.
Auch wenn wir die Wiederkunft Jesu nicht mehr erleben sollten, ist das nicht schlimm. Denn nur durch den Tod hindurch öffnet sich der Vorhang zu dieser neuen Welt, die vor uns liegt. Paulus gebraucht dafür wieder dieses Wort vom Harren. Das Wort „harren“ ist kein neumodisches Wort. Es liegt daran, dass wir die Sache nicht mehr kennen.
Es bedeutet, ganz zielsicher auf etwas zu warten. Wir warten ungeduldig darauf, dass es kommt. So wie jemand, der sich ein Häuschen gekauft hat und sagt: „In vier Wochen ist es soweit, dann ziehe ich um.“ Es dauert gar nicht mehr lange, obwohl er eine schöne Wohnung hat. Doch die Gedanken sind ganz auf das neue Haus gerichtet.
Es ist schlimm, dass wir alle so rückwärtsgewandte, irdische, materialistische Menschen sind und unseren ganzen Glauben immer nur vom Heute her erklären wollen. Wir brauchen diese Zukunftshoffnung, diesen Zukunftsblick, und müssen ihn auch richtig einordnen können.
Trost in schweren Lebenssituationen
Wenn es ähnlich ist, wie es in Numeri 73 beschrieben wird, bleibe ich dennoch stets bei dir. Denn du hältst mich an meiner rechten Hand, ganz gleich, was in meinem Leben geschieht. Ich lege das einfach mal zurück.
Man kann ja auch immer stehen bleiben. Sie wissen, dass bei der Trauer oft gesagt wird: „Ach, ja, jetzt ist mein lieber Mann nicht mehr da“ oder „Ach, unser Haus ist im Krieg zerstört worden“ oder „Wir mussten fliehen und haben alles verlassen“. Seit dem Autounfall bin ich wirklich nicht mehr der, der ich einmal war. Ich bin behindert, nicht mehr im Vollbesitz meiner Kräfte. Nicht, dass ich das bagatellisieren wollte. Aber blicken Sie doch vorwärts und sagen Sie: „Das ist gar nicht mehr weit.“ Dann darf ich diese Weltvollendung miterleben und sie an meinem Leib sichtbar erfahren.
Ich harre darauf, dass mein Leib erlöst wird. Das hätten Sie gar nicht gedacht, dass Paulus selbst so auf die Erlösung des Leibes gehofft hat. Darum ist das, was ich heute in meinem Leib sehe, noch nicht das Neue. Noch ist viel vom Alten da. Ich freue mich darauf, dass es einmal wieder sein wird wie neu, wenn nichts mehr von der irdischen Niedrigkeit da ist. Aber nicht mehr diese Kleinkariertheit meines irdischen Denkens, sondern der neue Geist wird dann in mir wirken.
Jetzt sagt Paulus: Wir haben ja schon die Anzahlung seines Heiligen Geistes empfangen. Diese erste Anzahlung vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen und offenbart Trost. Wenn meine Kräfte mich verlassen, wenn ich etwa in der Narkose bin, dann wirkt der Geist Gottes für mich weiter. Es gibt auch Situationen in unserem Leben, in denen wir nicht wissen, was wir beten sollen. Wissen Sie das? Ich stand schon oft im Krankenbett und dachte: Soll ich jetzt um Genesung beten oder um gnädige Heimholung? Was ist besser?
Der Heilige Geist begeistert uns mit unaussprechlichem Seufzen. Ich habe nur noch dieses erste Angeld, das lasse ich mir nicht nehmen. Ohne den Heiligen Geist gibt es kein Christsein. Aber der Heilige Geist zeigt sich im Beten zuerst in diesem ganz vertrauten Verhältnis zum Vater, im Abba-Rufen, im Hinlegen all dessen, was mich bewegt. Wir sehnen uns nach der Erlösung unseres Leibes.
So wird es auch Ihnen gehen, wenn Sie schon ganz tief in die Leiden dieser Welt hineingerissen sind. Diese Leiden sind ja mit drin in unserer kreatürlichen Existenz. Wir werden mit dem Leib geboren, der zerbricht, krank wird, schwach wird, altert und stirbt. Der Leib trägt schon den Todesschatten in sich. Wir sehnen uns nach der Erlösung unseres Leibes. Alles muss zum Besten dienen.
Dazu möchte ich noch einen Punkt formulieren: Durch das Leiden werden wir umgewandelt. Alles muss zum Besten dienen. Jetzt müssen Sie sagen: Das ist nötig. Ich suche manchmal spitze Formulierungen nicht, um Sie zu ärgern, aber ich denke, das kann man besser behalten.
Die beste Evangelisation macht Gott durch das Leiden. Obwohl viele über das Leiden nach Gott gelästert und ihn verflucht haben und vielleicht Atheisten geworden sind, sind viele von uns erst durch die schweren Führungen Gottes und das Mittragen an den Nöten dieser Welt im Glauben so geworden, dass sie Tiefgang bekamen. Aus der Plattheit wurde Tiefgang.
Sie haben nachgefragt: Was ist jetzt eigentlich mit dieser Welt? Sie haben gemerkt, dass es nicht mein Lebensziel sein kann, nur für den Ruhestand zu leben, für das Häuschen zu sparen und nur für die Familie da zu sein. Und dass ich auch die Sprüche wiederhole: „Gesundheit ist alles.“ Das stimmt doch nicht, dass Gesundheit alles ist. Es gibt noch viel mehr.
Wenn der Herr uns Portionen zumutet, hat Paulus offenbar besonders viel vom Leiden Christi getragen. Er hat auch den Hass gegen das Evangelium gespürt. Wie Jesus gehört ja viel zum Leiden mit dazu. Ich bin überzeugt, dass es dazugehört, unverdient böse Nachrede zu ertragen oder mit schwierigen Menschen zusammenzuleben. Das gehört alles dazu.
Sie fragen sich vielleicht: Warum sind in meinem Leben so viele Hindernisse? Warum trifft mich das? Weil Gott an Ihnen handelt und weil er Sie umwandeln will. Er will Sie ins Bild Christi verwandeln. Wir sind ja arg diesseitsbezogene Menschen, Pfennigfuchser, an irdischen Rechten orientiert. Er will vielmehr, dass wir ewigkeitsbezogene Menschen werden, dass uns Werte klein und das Große groß erscheinen.
In meinem Dienst ist es das größte Vorrecht, immer wieder an den Betten Schwerstkranker zu stehen. Es gibt nichts Mächtigeres als Evangelisation und Glaubenszeugnis, wenn Christen plötzlich sagen: „Ich habe Christus bei mir.“
Dann verstehen sie: „Mir war doch so wichtig, welches Auto ich fahre, meine Kinder, meine Familie, meine Frau – heute ist Hochzeitstag. Das ist alles wichtig, aber es gibt so viel, was in die Ewigkeit weist, zu Gott.“
Paulus nimmt diese Kette und sagt, die, die er vorher bestimmt hat – am Ende die, die er aus Versehen hat – die hat er auch vorher bestimmt, dass wir ihm ähnlich werden sollen, Jesus ähnlich. Und wir werden ihm ähnlich.
Wie lösen wir uns endlich aus der kleinbürgerlichen Existenz dieser vergehenden Welt? Nur, indem wir manches aus den Händen legen. Aber Sie können auch erleben, wie Sie von anderen Menschen lesen, die das erfahren haben und es niedergeschrieben haben. Da werden Sie aufgerichtet und merken, dass es größere Ziele gibt für Ihr Leben als nur das tägliche Steckenbleiben im Theater des Alltags.
Paulus hat auch vorher bestimmt, berufen und gerecht gemacht. Das ist Gottes ganzes Ziel. Leiden haben ein positives Ziel, ohne dass sie dadurch positiv werden. Sie bleiben schwer, ärgerlich und dunkel. Aber sie haben in unserem Leben hoffentlich eine positive Frucht.
Wir stoßen uns daran nicht tot. Wir können uns so daran grämen, dass wir sterben, oder wir sagen: „Ich überwinde.“ So wird es in der Bibel gesagt: „Ich überwinde.“ Sie haben ein positives Ziel.
Was du nicht vergisst, was dahinten liegt, strecke dich zu dem, was da vorne ist. Das ist das Kleinod der himmlischen Berufung. Das soll unser Lebensziel sein.
Ich will auch zu denen sprechen, die sagen: „Das, was ich durchmache, ist besonders schwer.“ Sie wissen, dass es mich selbst immer trifft, wenn ich mit Ihnen das durchstehen muss. Ich kann es auch nicht verstehen, aber ich kann Ihnen nur sagen: Das sollen Magnete sein. Magnete, die uns schon von der Ewigkeit her ziehen zu unserem großen Ziel, der himmlischen Berufung.
Ich habe früher gerne vom Tübinger Theologen Johann Tobias Beck erzählt. Er war ein Mann, der selbst einen schweren Todesfall erlebt hat. Er erzählte, dass ihm zwei Kinder und seine Frau genommen wurden. Und er berichtete von seinen Erfahrungen mit dem Wort Gottes in dieser schweren Zeit.
Er sagte: „Wenn ich heute noch einmal wählen könnte und meine verlorenen Angehörigen wiederbekäme, aber dafür meine Glaubenserfahrung aus dieser dunklen Zeit aufgeben müsste, wüsste ich nicht, was ich wählen soll.“ So groß und übermächtig war der Herr in der totalen Finsternis seines Lebens.
Das kann ich nicht besser sagen, ich kann Ihnen nur zitieren. Und das waren rationale Denker, aber ihres Glaubens. Johann Tobias Beck, Bibeltheologe.
So dürfen Sie auch jetzt wieder wissen: Glaube ist kein glitzerndes Feuerwerk, kein Gefühlsrausch, in dem man sich an Jesus begeistert, sondern es ist ein Bewältigen.
Denken Sie an den Riesenstein von Baalbek im Libanon. Man hebelt ihn aus, nimmt ihn unter die großen, tragenden Hände Jesu und weiß: Jesus hat mich hierher gestellt, er ist mein Herr und will mich herrlich machen.
Ich darf mich seiner Kur überlassen und Stück für Stück mein Leben wegnehmen lassen. Ich blicke nur auf seine großen Pläne und will voll Freude und großer Zuversicht leben.
Armin
Leiden als Mittel zur Umwandlung und geistlichen Reife
Alles muss zum Besten dienen. Dazu möchte ich noch einen Punkt formulieren: Durch das Leiden werden wir umgewandelt. Alles muss zum Besten dienen. Nun müssen Sie sagen: Das ist nötig. Manchmal suche ich nach ein paar spitzen Formulierungen, nicht um zu ärgern, sondern weil ich denke, dass man sich das besser merken kann.
Die beste Evangelisation geschieht durch das Leiden Gottes. Obwohl viele über das Leiden zu Gott gelästert und ihn verflucht haben und vielleicht Atheisten geworden sind, sind viele von uns erst durch die schweren Führungen Gottes im Mittragen an den Nöten dieser Welt im Glauben so geworden, dass sie Tiefgang erhielten – aus der Plattheit entstand Tiefe.
Sie haben nachgefragt: Was ist jetzt eigentlich mit dieser Welt? Sie haben erkannt, dass es nicht ihr Lebensziel sein kann, nur für den Ruhestand zu leben, für das Häuschen zu sparen und nur für die Familie da zu sein. Auch die Sprüche wie „Gesundheit ist alles“ stimmen nicht. Gesundheit ist nicht alles. Es gibt noch viel mehr.
Und wenn der Herr uns Portionen zumutet, dann offenbarte Paulus besonders viel vom Leiden Christi. Er hat auch den Hass gegen das Evangelium gespürt, wie Jesus. Ja, viel gehört zum Leiden dazu. Ich bin überzeugt, dass auch unverdiente böse Nachrede oder das Zusammenleben mit schwierigen Menschen dazugehört. Das alles gehört dazu.
Dann fragt man sich plötzlich: Warum sind in meinem Leben so viele Hindernisse? Warum trifft mich das? Weil Gott an ihnen handelt und sie umwandeln will. Er will sie ins Bild Christi verwandeln.
Der Blick auf die himmlische Berufung
Wir sind oft sehr diesseitsbezogene Menschen, Pfennigfuchser, die sich stark am irdischen Recht orientieren. Doch Gott will vielmehr, dass wir ewigkeitsbezogene Menschen werden. Er möchte, dass wir das Kleine klein und das Große groß sehen.
In meinem Dienst ist es das größte Vorrecht, immer wieder an den Betten Schwerstkranker stehen zu dürfen. Es gibt nichts Mächtigeres. Es ist wie eine Evangelisation, ein Glaubenszeugnis, wenn Christen plötzlich sagen: „Ich habe Christus bei mir.“
Dann versteht man manchmal nicht mehr, warum einem das Auto, das man fährt, so wichtig ist, warum die Kinder, die Familie, die Frau so wichtig sind – heute zum Beispiel am Hochzeitstag. All das ist wichtig, es gibt viel im Leben. Doch plötzlich merkt man, dass all das nicht mehr das Wichtigste ist. Es gibt so viel, was auf die Ewigkeit Gottes hinweist.
Paulus nimmt diese Kette auf und sagt, dass diejenigen, die er vorher bestimmt hat – auch die, die er aus Versehen hat – ebenfalls vorher bestimmt sind, dass wir Jesus ähnlich werden sollen. Wir werden ihm ähnlich. Wie lösen wir uns endlich aus der kleinbürgerlichen Existenz dieser vergänglichen Welt? Nur indem wir manches aus der Hand geben.
Man kann es aber auch so erleben, dass man durch das Lesen von Menschen, die das erfahren und niedergeschrieben haben, aufgerichtet wird. Man merkt: Es gibt größere Ziele für mein Leben als nur das tägliche Steckenbleiben im Theater des Alltags.
Gott hat uns vorher bestimmt, berufen und gerecht gemacht. Das ist sein ganzes Ziel: dass wir vorwärtsblicken. Leiden haben ein positives Ziel, ohne dass sie dadurch positiv werden. Sie bleiben schwer, ärgerlich und dunkel. Aber sie haben hoffentlich eine positive Frucht in unserem Leben.
Wir stoßen uns daran tot – im richtigen Sinn. Man kann sich so daran grämen, dass man daran stirbt. Oder wir sagen: Wir überwinden es. Die Bibel sagt: „Ich überwinde.“
Leiden haben ein positives Ziel. Wir dürfen nicht vergessen, was dahinten liegt, sondern uns zu dem strecken, was vor uns liegt. Das ist das Kleinod der himmlischen Berufung. Das soll unser Lebensziel sein.
Ermutigung in schweren Zeiten
Und dann möchte ich zu denen sprechen, die sagen: „Das, was ich durchmache, ist besonders schwer.“ Sie wissen, dass es mich selbst immer trifft, wenn ich nicht mit ihnen das durchstehen muss. Ich kann es auch nicht verstehen, wenn ich ihnen nur sage, dass es Magnete sein sollen. Magnete, die uns schon von der Ewigkeit her ziehen zu unserem großen Ziel der himmlischen Berufung.
Früher habe ich gerne von dem Tübinger Theologen Johann Tobias Beck erzählt. Er war ein Mann, der selbst einen schweren Todesfall erlebt hat. Er berichtet, dass ihm zwei Kinder und seine Frau genommen wurden. In dieser schweren Zeit machte er solche Erfahrungen mit dem Wort Gottes, dass er sagte: „Wenn ich heute noch einmal wählen könnte und meine verlorenen Angehörigen wiederbekäme, aber dafür meine Glaubenserfahrung in dieser dunklen Zeit aufgeben müsste, wüsste ich nicht, was ich wählen soll.“
So groß und übermächtig war der Herr in dieser totalen Finsternis seines Lebens. Das kann ich nicht besser ausdrücken; ich kann Ihnen nur zitieren. Johann Tobias Beck war ein rationaler Denker, aber auch ein Mann des Glaubens und Bibeltheologe.
Schlussgedanken zum Glauben und zur Zuversicht
So dürfen Sie jetzt wieder wissen: Glaube ist kein glitzerndes Feuerwerk. Es ist auch kein Gefühlsrausch, in dem man sich einfach an Jesus begeistert. Vielmehr ist Glaube ein Bewältigen.
Denken Sie an den Riesenstein von Baalbek im Libanon. Man hebelt ihn aus, nimmt ihn unter die großen, tragenden Hände Jesu. Dann weiß man: Jesus hat mich hierher gestellt, und er ist mein Herr. Er will mich herrlich machen.
Ich darf mich seiner Führung überlassen und Stück für Stück mein Leben von ihm formen lassen. Ich blicke nur auf seine großen Pläne und will voller Freude und großer Zuversicht leben.
Armin.
