Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Die Bedeutung der Bibel als Grundlage der Lehre
Vier Dinge
Erstens zur Lehre: Wenn ich wissen will, was ich glauben soll, dann ist es einfach klasse, die Bibel zu lesen. Sie ist die beste Quelle für Belehrung, besser als jedes Buch der Sekundärliteratur und wahrscheinlich auch besser als jede Predigt – es sei denn, du hörst wirklich tiefgehende Auslegungspredigten, bei denen du das Gefühl hast, jemand führt dich intensiv in den Text hinein.
Aber seid bitte gerade bei Themenpredigten etwas zurückhaltend, alles zu glauben, was dort gesagt wird. Ich weiß, es ist unangenehm, wenn ich immer derjenige bin, der skeptisch ist. Aber oft höre ich mir etwas an und denke: Was machst du mit dieser Stelle? Und was ist mit der anderen Stelle? Es ist häufig sehr unausgewogen, und man merkt, dass eine bestimmte Agenda dahintersteckt. Da soll mir etwas verkauft werden – eine Sicht auf Gott, auf den Glauben oder auf die Gemeinde – ohne dass man wirklich alle Aspekte darstellt und in die Breite geht.
Deshalb mein Tipp: Beschäftigt euch viel mit der Bibel selbst. Glaubt daran, dass Gott euch auch durch die Bibel dorthin führt, wo er euch persönlich haben will. Ihr habt Zeit. Das Leben ist lang – es sei denn, ihr seid schon über sechzig, dann ist die Zeit vielleicht nicht mehr so lang. Aber auch dann ist noch ein bisschen Zeit da.
Die Bibel als Maßstab für Korrektur und Zurechtweisung
Die Lehre ist nützlich zur Überführung und zur Ermahnung. Sie dient als beste Quelle für Korrektur, weil Gott mir dadurch zeigt, wo ich gerade falsch unterwegs bin. Das brauchen wir immer wieder. Ich jedenfalls brauche das immer wieder.
Zur Zurechtweisung gehört, dass das, was zu lassen gilt, deutlich gemacht wird. Dabei geht es darum, Sünde aufzudecken und zur Unterweisung in der Gerechtigkeit zu führen.
Wenn es also darum geht, gerecht zu leben – und das ist ja das, was Gott möchte – dann sagt Gott: „Seid heilig, denn ich bin heilig.“ Gerechtigkeit ist demnach nicht nur etwas für die oberen fünf Prozent, nach dem Motto, es gibt den großen Rest und dann da oben die extra Heiligen. Nein, wir sind alle heilig und alle dazu berufen, so zu leben, dass Gott sich an uns freut.
Ausgerüstet für ein Leben voller guter Werke
Vers 17: Damit der Mensch Gottes richtig ist, wird er für jedes gute Werk ausgerüstet. „Richtig“ bedeutet hier, allen Anforderungen gewachsen, reif und vollkommen zu sein.
Stell dir das so vor: Gott sieht dein Leben. Dabei hat Gott in meinen Augen nicht einen festen Plan für dein Leben. An einen solchen Plan glaube ich nicht und denke auch nicht, dass es ihn gibt. Vielmehr glaube ich, dass Gott möchte, dass wir ihn mit einem Leben beschenken, in dem wir uns selbst kennenlernen und ihm dann alles schenken, was wir haben – unsere Zeit, unsere Energie, unsere Talente und unser Geld.
Gott möchte also in der Beziehung beschenkt werden. Und das ist jetzt der Clou: Gott sieht unser Streben danach, ihm zu gefallen und den Weg zu gehen, auf dem wir unser Potenzial für ihn einsetzen.
Gott wird uns auf diesem Weg begleiten und Türen für uns öffnen. Wie Paulus im Epheserbrief sagt, wird Gott gute Werke vorbereiten, die wir dann tun können.
Wenn du dich fragst, was du dafür brauchst, damit ein Leben gelingt – ein Leben, in dem du mit Gottes Hilfe das Potenzial freischaltest, das in dir steckt, um diese Welt mit dem Evangelium zu beschenken – dann steht hier: Du brauchst genau eine Sache. Du brauchst die Bibel.
An dieser Stelle spricht man von der sogenannten Allgenügsamkeit der Schrift.
Persönliches Zeugnis zur Kraft der Bibel
Darf ich euch zum Abschluss dieses Vortrags ein persönliches Zeugnis geben? Ich habe mich Anfang zwanzig bekehrt und komme aus einem familiären Hintergrund, der überschaubar und schön war. Am Ende meiner Kindheit wusste ich eines ganz genau: Ich hatte keine Lust, irgendetwas von dem, was ich erlebt hatte, noch einmal zu durchleben. Ich dachte nur: So kann es nicht weitergehen.
Plötzlich stand ich da und musste mein Leben komplett neu ausrichten. Ich wusste nicht, was es bedeutet, Vater zu sein, ich wusste nicht, wie man eine vernünftige Ehe führt, und ich wusste vieles nicht. Entweder hatte ich es einfach nicht erlebt oder ich hatte Erfahrungen gemacht, bei denen ich dachte: So will ich es auf keinen Fall machen.
Also entschied ich mich, die Bibel zur Grundlage meines Lebens zu machen und mich intensiv mit ihrem Wort auseinanderzusetzen. Das ist übrigens ein Vorteil, wenn man nicht aus einem gläubigen Elternhaus kommt. Viele Gemeindekinder, die in der Jungschar und Jugend ihre Predigten gehört haben, denken mit zwanzig, sie wüssten schon alles. Dabei haben sie oft nicht einmal ihre Bibel durchgelesen.
Ich habe diese Kinder gesehen und mir gedacht: Nein, ich mache das anders. Nach zwei Jahren hatte ich sie nicht nur eingeholt – besser gesagt, ich war weit vor ihnen. Warum? Weil ich es richtig gemacht habe. Ich habe richtig Gas gegeben. Ich habe mich in dieses Buch hineingefressen und jedes Thema, das ich für mein Leben brauchte, aus der Bibel herausgearbeitet.
Vielleicht bin ich etwas extrem, das mag man mir nachsehen. Aber spätestens als ich das Buch Hohelied studiert habe – das ist ein Buch aus dem Alten Testament, in dem es um die Frage geht, wie man eine glückliche Ehe führt – war ich restlos begeistert. Dieses Buch zu studieren, zu sehen, wie man es anwenden kann, und zu erleben, dass es funktioniert, war für mich ein großer Gewinn.
Und das ist nur die Spitze eines Eisbergs an guten Erfahrungen. Ich habe das Gelesene angewandt und kann bis heute sagen: Egal, in welchen Bereich meines Lebens ich schaue – wenn ich das getan habe, was die Bibel sagt, und es so weit wie möglich umgesetzt habe, dann funktioniert es. Das gilt für die Zeitplanung, für die Lebensführung, für den Umgang mit Freunden, mit der Gemeinde, im Dienst.
Schau irgendwo hinein und frag mich, warum ich etwas so mache, und ich werde dir wahrscheinlich eine Bibelstelle nennen können.
Die Entscheidung für ein bibelorientiertes Leben
Weil ich mich entschieden habe, werde ich mein Leben an diesem Wort ausrichten. Heute kann ich sagen, dass ich aus einer desaströsen Kindheit komme. Trotzdem habe ich wahrscheinlich alles erreicht, wonach sich mein Vater gesehnt hätte, wozu er selbst aber nie die Chance hatte.
Ich bin der Erste in meiner Familie, soweit ich das sehen kann, der funktionierende Beziehungen zu seinen Kindern hat und eine glückliche Ehe führt. Abgesehen davon habe ich eine tolle Beziehung zum Herrn. Ich weiß, warum ich lebe, und ich bin einfach rundum begeistert von diesem Wort.
Ich möchte euch ein Stück weit ermutigen, das Geheimnis dieses Wortes zu erforschen. Glaubt daran, dass Gott durch dieses Buch mit dir kommuniziert und dass wirklich alles, was du brauchst, darin enthalten ist. Ich weiß, das klingt verrückt! Es braucht vielleicht auch einen Moment, bis sich das erschließt. Und vielleicht braucht es sogar noch etwas länger – das will ich auch sagen.
Ich habe das gesamte Buch Sprüche, Vers für Vers, durchstudiert. Das hat mich drei Jahre meines Lebens gekostet. Wenn du es nachschauen möchtest: Auf Rockwords findest du zu jedem Vers einen Kommentar mit einer Anwendungsfrage. Du kannst das einfach durcharbeiten.
Aber einmal jeden Spruch durchzugehen – kannst du dir vorstellen, was das in meinem Kopf bewirkt hat? Was es bedeutet, mal alle Themen angeschaut zu haben? Zu jedem ethischen Thema, das mir relevant war, habe ich eine Zusammenstellung gemacht: Was sagt die Bibel dazu?
Diese Zusammenstellungen haben wir als Ehepaar in dem Buch „Werte erziehen und prägen“ veröffentlicht, damit Eltern diese Werte an ihre Kinder weitergeben können. Du kannst einfach auf Rockwords gehen und dir das anschauen.
Du kannst das einfach durchgehen und sagen: „Oh, ich hatte ja nie christliche Eltern.“ Ja, das macht nichts. Dann mach den Erziehungskurs mit dir selbst in deiner stillen Zeit. Das geht ganz fix. Es sind, glaube ich, 96 Themen. In 96 Tagen hast du alle relevanten Themen durch.
Mach das, und du wirst unglaublich viel über dein Leben lernen.
Praktische Hinweise zum Umgang mit der Bibel
Und wenn du eine Frage hast, zum Beispiel, Jürgen, warum du immer sagst, dass eine Ehe auf Bewunderung und Intimität gründet, dann ist die Antwort ganz simpel.
Wenn Leute sagen, das Ehepaar müsse miteinander beten, dann sage ich: Das muss es nicht. Warum nicht? Das steht hier nicht, ganz einfach. Verstehst du? Hier steht nicht, dass das Ehepaar miteinander beten muss. Deshalb mache ich das nicht ständig mit meiner Frau. Nur manchmal, wenn wir im Auto fahren, beten wir eine Stunde miteinander oder wenn wir im Wald spazieren gehen.
Aber dieses „Du musst“ – manchmal gibt es solche Ratschläge von Leuten, bei denen ich denke: Nein, das steht hier nicht, also mache ich das nicht. Trotzdem bewundere ich meine Frau. Ich mache die Dinge, die hier in der Bibel stehen. Und erstaunlicherweise funktioniert das.
Deshalb bitte verwechselt nicht Religiosität mit der Bibel. Schaut genau, was hier drinsteht, und macht das. Warum? Weil hier steht, wenn du das tust, wenn du dich mit dem Text der Bibel beschäftigst, dann hast du alles, was du brauchst, damit dein Leben gelingt – ganz einfach.
Die Konsequenz aus dem Umgang mit Gottes Wort
Und das bedeutet im Umkehrschluss Folgendes: Wenn du es nicht tust, wird dein Leben irgendwann schlechter verlaufen. Ohne die Bibel bist du schlechter ausgerüstet.
Deshalb entscheidest du, mit welcher Kompetenz, Weisheit und Weitsicht du dein Leben führst. Und diese Entscheidung triffst du nicht danach, wie viele Internetrecherchen du machst, sondern danach, wie viel Zeit du mit der Bibel verbringst.
Wozu ich dich sehr gerne ermutigen möchte, ist, dass du viel liest. Wir hatten das schon einmal an einem Abend, da fragte mich jemand, wie viel ich Bibel lese. Fang einfach an, Themen zu studieren und dich tief in die Materie einzugraben, um kompetent zu werden.
Wenn du das geschickt anstellst – und damit meine ich nicht das typische Gemeindekind-Ding, bei dem man einfach nur mitschwimmt – kannst du in zehn Jahren sehr viel erreichen. In dieser Zeit hast du deine Bibel etwa zehnmal durchgelesen, alle wichtigen Themen studiert und ungefähr tausend Verse auswendig gelernt. Das sind zwei Verse pro Woche, was nicht viel ist.
Stell dir vor, du hast tausend Verse, mit denen du die Präsentation des Evangeliums abdeckst. Damit kannst du alle ethischen Themen mehrfach abdecken und hast zu allen systematischen Fragen zwei bis drei Bibelstellen parat.
Stell dir vor, du hast das mit dreißig Jahren erreicht, wenn du dich mit zwanzig bekehrst. Das ist wahre Kompetenz. Wenn dann deine Teenager kommen und dir Fragen stellen, kannst du sagen: „Komm mit deinen Fragen!“
Denn spätestens, wenn du Mitte zwanzig Kinder hast, musst du topfit sein – sagen wir mal Ende dreißig. Denn dann stehst du deinem „Endgegner“ Auge in Auge gegenüber. Schlimmer als ein Teenager mit Fragen kommt nie.
Das bedeutet, es gibt einen Punkt, an dem du dieses Wissen erreicht haben musst. Ich wünsche euch einfach, dass ihr das glaubt und dann auch selbst umsetzt. Das wäre mein Wunsch.
Amen.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2024 weiter. Viele ältere Episoden sind ebenfalls in der App und in den meisten Podcast-Playern zu finden.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.