Einführung in die Unsicherheit der Gegenwart und die Frage nach Gottes Kontrolle
Wir leben in unsicheren Zeiten. Wir wissen nicht genau, wie es weitergehen wird, was noch kommt und wie es in der Corona-Krise weitergeht.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Hat Gott alles im Griff? Wie steht Gott zu diesen Herausforderungen? Sind die Worte unseres himmlischen Vaters, die Jesus uns gelehrt hat, noch relevant? Die Worte „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ – sind das nur fromme Wünsche, die wir formulieren können? Oder ist es ein Gebet, das Jesus uns gelehrt hat, weil es in Erfüllung gehen wird?
Unser heutiger Predigttext hilft uns, Antworten auf diese Fragen zu finden. In Fortsetzung unserer Predigtreihe durch das Lukasevangelium kommen wir heute zu den letzten fünf Versen aus Lukas 13.
Wir wissen, dass Jesus auf dem Weg zum Kreuz ist, auf dem Weg nach Jerusalem. Letzte Woche haben wir gesehen, wie Jesus auf diesem Weg Wunder tat und lehrte. Dabei wurde er mit der Frage konfrontiert, ob nur wenige gerettet werden.
Wir haben gesehen, dass Jesus diese Frage nicht direkt beantwortet. Stattdessen ruft er die Menschen dazu auf, sich darum zu bemühen, durch die enge Pforte zu kommen. Er verbindet das mit Warnungen, nicht zu zögern, sich nicht auf Oberflächlichkeiten zu verlassen und die Konsequenzen zu bedenken.
Kaum hat Jesus diese schon sehr warnenden Worte gesprochen, wird er selbst mit einer Warnung konfrontiert – mit einer sehr ernsten Bedrohung.
Wir wollen sehen, wie Jesus darauf reagiert. Dazu lese ich uns den Predigttext aus Lukas 13, Verse 31 bis 35.
Jesus’ unerschrockene Antwort auf die Bedrohung durch Herodes
Zu dieser Stunde kamen einige Pharisäer zu Jesus und sagten zu ihm: „Mach dich auf und geh weg von hier, denn Herodes will dich töten.“
Jesus antwortete ihnen: „Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe heute und morgen böse Geister aus und mache gesund. Am dritten Tage aber werde ich vollendet sein. Doch ich muss heute, morgen und am folgenden Tag noch wandern, denn es ist nicht recht, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkomme.“
Dann sprach er weiter: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst die, die zu dir gesandt werden. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, doch ihr habt nicht gewollt. Siehe, euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da ihr sagen werdet: ‚Gelobt sei der, der da kommt im Namen des Herrn!‘“
So weit das heilige und irrtumslose Wort Gottes.
Wir sehen hier, wie Jesus auf diese ernste Bedrohung reagiert. Er macht deutlich, dass er unerschrocken seinen Plan ausführen und seinen Weg gehen wird. Zugleich hören wir, wie er sanftmütig um Menschen wirbt. Letztendlich verkündet er prophetisch, was geschehen wird: seinen kommenden Triumph. Über diese Punkte wollen wir nun miteinander nachdenken.
Bevor wir das tun, möchte ich mit uns beten:
Himmlischer Vater, wir danken dir für dein heiliges Wort. Danke, dass du uns darin zeigst, wer du bist und wie du bist. Danke, dass du uns erkennst und uns hilfst zu erkennen, wer wir sind. Herr, wir bitten dich, hilf uns, in rechter Weise auf das zu antworten und zu reagieren, was wir hier lesen. Wir bitten dich, dass du dein Wort gebrauchen willst, um uns zu verändern, uns zu helfen, dich klarer vor Augen zu haben, dich mehr zu lieben und dir in allen Situationen mehr zu vertrauen. So beten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Der Text beginnt mit den Worten aus Vers 31, in denen Jesus eine ernste Bedrohung erklärt wird, die auf ihn zukommt. Dort heißt es: „Zu dieser Stunde kamen einige Pharisäer und sprachen zu ihm: Mach dich auf und geh weg von hier, denn Herodes will dich töten.“
Wir erfahren nichts darüber, ob die Pharisäer es gut mit Jesus meinten, ob sie ihn warnen wollten, damit er sich schützen konnte, oder ob sie Handlanger des Herodes waren. Es lässt sich ein wenig erahnen, dass Jesus sie zurückschickt zu Herodes. Vielleicht waren sie eher ein Kommando des Herodes, um Jesus einzuschüchtern. Doch das spielt keine große Rolle. Die Botschaft ist klar: Herodes will dich töten.
Herodes kennen wir aus dem Lukas-Evangelium. Er wird uns mehrfach vorgestellt. Schon in Kapitel 3, Vers 1 erfahren wir, dass er der Landesfürst in Galiläa ist. Später sehen wir, dass er Johannes den Täufer gefangen nimmt. Er will herausfinden, wer Jesus ist, und lässt Johannes den Täufer brutal töten. Nun ist Jesus an der Reihe; auch er soll getötet werden.
Die Pharisäer empfehlen Jesus daraufhin zu fliehen: „Mach dich auf den Weg, weg von hier.“ Diese Empfehlung macht viel Sinn, denn wenn dich der mächtige Landesfürst töten will, sind deine Überlebenschancen in seinem Herrschaftsgebiet gering.
Doch wir sehen, wie Jesus reagiert. Er lässt sich nicht beirren und geht unerschrocken seinen Weg weiter. Das zeigt sich in den Versen 32 und 33:
Jesus sprach zu ihnen: „Geht hin und sagt diesem Fuchs: Siehe, ich treibe böse Geister aus und mache gesund heute und morgen, und am dritten Tage werde ich vollendet sein. Doch muss ich heute und morgen und am folgenden Tage noch wandern, denn es ist nicht recht, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkomme.“
Hier wird ganz deutlich: Jesus lässt sich nicht einschüchtern. Er hat keine Angst vor Herodes und macht klar: „Du kannst mir gar nichts.“ So schickt er die Pharisäer zurück mit der Botschaft: „Sagt diesem Fuchs.“ Damit zeigt er, dass ihn die Pläne des Herodes nicht interessieren. Jesus hat seinen eigenen Plan, und er muss und wird ihn ausführen.
Zu diesem göttlichen Willen gehört, dass Jesus noch eine Zeit lang in Galiläa bleibt. Dort offenbart er sich als der Wahrhaftige, indem er böse Geister austreibt, Menschen gesund macht und weiterhin lehrt.
Die Formulierung „heute und morgen“ ist nicht zwingend als genau 48 Stunden zu verstehen. Es ist eine Redewendung aus dem Hebräischen, die „noch eine bestimmte Zeit“ oder „eine begrenzte Zeit“ bedeutet. Jesus sagt: „Für eine Zeit muss ich noch da sein, und dann werde ich vollendet werden.“
In Vers 33 erklärt er, was er damit meint: „Ich muss heute und morgen und am folgenden Tag noch wandern, denn es ist nicht recht, dass ein Prophet außerhalb von Jerusalem umkomme.“
Herodes meint, das Leben Jesu in seiner Hand zu haben und dass er ihn töten könne. Jesus macht ihm klar: „Du hast mein Leben nicht in deiner Hand. Ich habe mein Leben in meiner Hand.“ Du kannst mich nicht töten, wann und wo du willst. Nein, ich werde sterben, wann und wo ich will.
Jesus beschreibt sich hier als Prophet. Er sagt prophetisch: „Du hast keine Macht über mich. Ich bleibe noch in deinem Herrschaftsgebiet, ich tue noch, was ich tun muss, und dann gehe ich dahin, wo ich sterben werde – und das ist in Jerusalem.“
Die Gewissheit von Gottes Plan und Jesu Weg zum Kreuz
Ihr Lieben, ist es nicht tröstlich, gerade in diesen unsicheren Zeiten zu erleben und zu hören, dass unser Herr alles im Griff hat? Dass nichts und niemand ihn daran hindern kann, seinen göttlichen Plan auszuführen? Sein Wille wird geschehen – wie im Himmel, so auch auf Erden.
Genau deshalb geht Jesus unerschrocken seinen Weg nach Jerusalem. Denn das ist der Wille Gottes. Gott, der Vater, hat seinen eingeborenen Sohn in diese Welt gesandt, damit er zuerst der Menschheit verkündet, wer er ist. Jesus offenbart sich durch Wunder und durch seine vollmächtigen Reden als der ewige Sohn Gottes. Dann geht er den Weg zum Kreuz, um dort zu sterben.
Teil des guten Planes Gottes ist, dass Jesus sein Leben als Lösegeld für viele geben wird, wie er selbst ankündigt. Er wird sein Leben geben, um die gerechte Strafe zu tragen, die böse Menschen wie Herodes, die Pharisäer und all die anderen Menschen – ja, Menschen wie du und ich – verdient hätten. Wir alle hätten das Gericht Gottes verdient, denn keiner von uns lebt immer so, wie es gut und richtig wäre.
Keiner von uns hält die göttlichen Gebote vollständig, keiner von uns vertraut unserem Schöpfer vollkommen. Wir alle misstrauen, wir alle gehen unsere eigenen Wege. Jesus weiß das und sagt: So kann keiner vor Gott bestehen. Weil die Menschen sich von Gott abgewandt haben, kommt Gott zu uns.
Dort, wo wir nicht zu ihm wollten und nicht mehr konnten, kam Gott zu uns in Jesus Christus. Sein guter Plan ist, zu uns zu kommen, um einen Weg zu bereiten, damit wir mit Gott versöhnt leben können. Deshalb geht Gott zum Kreuz: Gott, der Sohn, geht zum Kreuz, um dort sein Leben für uns zu geben.
Das ist der göttliche Plan, und den kann Herodes nicht aufhalten. Das macht Jesus hier ganz deutlich. Halleluja, das ist der große Rettungsplan, den niemand durchkreuzen kann. Sein Wille geschieht auch hier auf Erden.
Das ist sehr tröstlich und gut zu wissen, aber es bedeutet nicht, dass wir dadurch von aller Verantwortung entbunden sind. Und das sehen wir in Vers 34.
Jesu sanftmütige Einladung trotz Ablehnung
Hier sehen wir, wie Jesus sehr sanftmütig um die Menschen wirbt. In Vers 34 heißt es: „Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt werden. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel. Und ihr habt nicht gewollt.“
Die doppelte Erwähnung „Jerusalem, Jerusalem“ ist ein Ausdruck von Jesu Herzenshaltung, seiner sehnsüchtigen Liebe. Ähnlich hatte er zuvor zu Martha gesagt: „Martha, Martha“ und später zu Simon Petrus: „Simon, Simon“.
Dann verwendet Jesus hier ein wunderschönes Bild: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel.“ Dieses Bild finden wir im Alten Testament immer wieder. Dort wird beschrieben, dass Gott seine Flügel ausbreitet und Menschen wie Küken unter seine Flügel ruft, damit sie dort Schutz und Geborgenheit finden.
Jesus macht deutlich: Das ist mein Herzensanliegen. Ich möchte, dass ihr bei mir Schutz und Geborgenheit findet. Wenn eine Henne ihre Küken ruft, dann droht Gefahr, und sie sollen kommen, um unter den Flügeln Schutz zu finden. Hier sagt Jesus also: Es droht Gefahr. Kommt, Jerusalem, kommt unter meine Flügel, damit ihr dort Geborgenheit und Schutz findet.
Geborgenheit – ist das nicht etwas, wonach wir uns alle sehnen? Eine Geborgenheit, in der wir wirklich wissen dürfen: Hier bin ich sicher, hier finde ich Frieden, hier komme ich zur Ruhe. Diese Sehnsucht nach Geborgenheit ist tief in uns allen angelegt.
Ich frage mich: Wo suchst du Geborgenheit? Wir alle suchen sie, aber oft werden wir enttäuscht, weil wir sie am falschen Ort suchen. Kein Ehepartner kann dir letztendlich für alle Zeit Geborgenheit geben. Auch nicht Partys, Alkohol, Drogen oder Sex. Auch nicht Romane oder romantische Filme.
All das kann uns für einen Moment Geborgenheit vorspielen oder vielleicht auch geben, aber letztendlich werden uns diese Dinge enttäuschen. Vollkommene, ewige Geborgenheit können wir nur bei Jesus finden. Dazu müssen wir zu Jesus kommen und wirklich innig mit ihm verbunden sein – so wie Küken unter den Flügeln einer Henne. So müssen wir zu Jesus kommen und in wirklicher enger Beziehung mit ihm leben.
Eine solche enge Beziehung ist viel mehr als irgendwelche religiösen Riten. Das ist nicht das, wozu Jesus uns ruft. Er ruft uns zu einer Beziehung, einer herzlichen Beziehung, die darin besteht, dass wir miteinander durchs Leben gehen.
Stell dir vor, Jesus hätte einen WhatsApp- oder Facebook-Account. Würdest du ihm viele Nachrichten schicken? Würdest du ständig lesen wollen, was er gepostet hat?
Ich möchte dir Mut machen, so über die geistlichen Disziplinen von Gebet und Bibellesen nachzudenken. Gebet als ein „Ich wende mich Jesus zu wie einem Freund“. Ich schreibe ihm, was in meinem Leben los ist, ich teile Dinge mit ihm. Ich möchte, dass er Anteil hat an dem, was in meinem Leben passiert. Ich bin im Gespräch mit ihm.
Und ich möchte wissen, was er mehr zu sagen hat. Ich möchte auf sein Wort hören wie auf die Worte eines guten Freundes, eines ganz weisen Freundes, eines Mentors und noch viel mehr. Ich möchte dir Mut machen, dass du wirklich so über Bibellesen und Gebet denkst.
Nun sollten wir aber weiter bedenken, was Jesus hier sagt, wenn er sagt: „Ich möchte dich sammeln, ich möchte die Kinder versammeln wie eine Henne die Küken unter ihren Flügeln.“ Er redet davon, dass Jesus nicht sagt: „Ich rufe meine Küken individuell unter meine Flügel“, sondern: „Ich möchte euch versammeln.“
Das ist genau das, was Jesus immer wieder tut. Das ist das, wozu die Bibel uns immer wieder aufruft: Zu Jesus zu kommen heißt immer auch, Teil seiner Gemeinde zu sein, Teil einer Gemeinschaft.
Die Geborgenheit und den Schutz finden wir nicht nur bei Jesus allein, sondern wir finden sie miteinander unter seiner guten Herrschaft. Die Geborgenheit, die die Küken miteinander finden, ist unter dem Flügel der Henne.
Von daher frage ich mich, wie du gerade die Online-Gottesdienste wahrnimmst. Findest du das eigentlich super? Gottesdienst frei Haus, Gottesdienst als Bringdienst quasi am Sonntag. Natürlich hat das gewisse angenehme Aspekte: Ich muss nicht aufstehen, ich muss mich nicht schick anziehen, ich kann mich einfach gemütlich zu Hause vor den Computer oder den Fernseher setzen.
Oder fehlt dir etwas? Fehlt dir diese Versammlung? Sagst du: „Ich spüre hier zwar Gottes Wort, und das ist gut, schön, ermutigend, erbauend und hilfreich, aber mir fehlt dieses Michversammeln, diese Gemeinschaft, diese Geborgenheit, die ich gerade in der Gemeinschaft der Gläubigen finde.“
Es ermutigt mich sehr, dass ich von vielen von euch immer wieder genau das höre: Dass euch das fehlt. Wenn dir das noch nicht fehlt, dann möchte ich dir Mut machen, noch einmal über diese Worte nachzudenken und vielleicht eine Geborgenheit in Gemeinschaft zu erleben, die du vielleicht noch gar nicht kennst.
Jesus ruft. Er ruft uns. Er ruft dich, bei ihm Geborgenheit und Schutz zu finden.
Die traurige Realität der Ablehnung und Gottes fortwährende Einladung
Wirklich erstaunlich ist es, wenn wir bedenken, wen Jesus hier ruft: Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und steinigst, die zu dir gesandt werden. Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen!
Die Propheten, von denen Jesus hier spricht, die in Jerusalem getötet wurden, waren für Jesus nicht irgendwelche Männer aus der Vergangenheit. Für ihn waren das die Männer, die er zusammen mit seinem Vater gesandt hatte. Es waren seine Auserwählten, seine Geliebten, Männer, die er mit seinem Heiligen Geist ausgerüstet hatte, um zu dieser Stadt und zu den Menschen zu gehen, um sie zurückzurufen in Beziehung mit sich.
Es waren seine Propheten – und Jerusalem hatte sie getötet. Doch Jesus sagt nicht: „Ihr könnt mir gestohlen bleiben, euch mache ich fertig, ich habe die Allmacht, ich gehe meinen Weg, und ihr werdet schon sehen.“ Nein, wir sehen, dass Jesus selbst zu den Menschen kommt, um um sie zu ringen und nach ihnen zu rufen. Siehst du diese Sanftmut, diese Retterliebe?
Einerseits ist er so entschlossen und konsequent, seinen Weg zu gehen, sich von nichts und niemandem abhalten zu lassen. Andererseits ist er gleichzeitig so sanftmütig und liebevoll, werbend und rufend, Schutz bietend.
Ich frage mich, ob das auch dich prägt als Nachfolger des Herrn Jesus Christus. Es sollte uns prägen. Wenn wir Christus nachfolgen, dann sollten auch wir Menschen sein, die darauf vertrauen, dass Gott alles im Griff hat. So können wir konsequent unseren Weg gehen – den Weg des Glaubens, den Weg des Gehorsams. Immer wieder sollten wir danach fragen, was Gottes Wille ist, und dann tun, was er sagt.
Wir tun das im Wissen, dass dies der gute und richtige Weg ist. Wir vertrauen darauf, dass Gott uns führen wird und dass uns nichts und niemand daran hindern kann, unser Ziel zu erreichen – das Ziel unseres Glaubens. Denn er geht mit uns, ist bei uns alle Tage, ist der Allmächtige und sein Wille geschieht.
Gleichzeitig sollten wir diesen Weg im Gehorsam gegenüber Gott so gehen, dass wir ganz im Sinne seines Willens Menschen sanftmütig rufen. Sanftmütig sollten wir um sie werben und sie einladen, mitzukommen auf dem Weg. Nicht von oben herab, sondern liebevoll einladend, ringend und ihnen aufzeigend: Hier ist Geborgenheit, hier ist Schutz, hier findest du all das, wonach du dich tief in deinem Herzen sehnst. Du hast bisher am falschen Ort gesucht, komm zu Jesus.
Ich möchte uns Mut machen, Jesus auch darin nachzufolgen: entschlossen und sanftmütig zugleich den Weg zu gehen.
Doch wir sollten bedenken, dass die Einladung Jesu mit einer ganz traurigen, ja todtraurigen Botschaft endet: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihren Flügeln – und ihr habt nicht gewollt!“
Lass dieses Bild einmal auf dich wirken: Da ist eine Henne, die ihre Küken sammeln will. Sie sieht, dass Gefahr droht, ruft die Küken: „Kommt, kommt, kommt zum Schutz!“ Und die Küken sagen: „Der Henne vertraue ich nicht, Mama vertraue ich nicht, ich gehe meinen eigenen Weg.“
Ob das bei Hennen und Küken tatsächlich vorkommt, weiß ich nicht. Aber traurigerweise weiß ich, dass es bei Menschen vorkommt. Es kommt immer wieder vor, die ganze Menschheitsgeschichte ist voll davon.
Es beginnt damit, dass Gott uns Menschen in seinem Abbild geschaffen hat, damit wir unter seiner guten Herrschaft leben – im Paradies. Doch die ersten Menschen misstrauen Gott. Er gibt ihnen nur ein Verbot zu ihrem Besten, und sie misstrauen ihm. Die Konsequenz davon ist, dass die Menschen sich von Gott entfernen, nicht mehr in seiner Gegenwart leben und nicht mehr in seiner Gegenwart sein können.
Denn Sünder könnten in der Gegenwart eines heiligen Gottes nicht überleben. So werden sie aus dem Paradies verbannt.
Aber in seiner Retterliebe sendet Gott den Menschen seine guten Gebote. Durch Mose bringt er Gebote zu den Menschen, um ihnen zu sagen: So sollt ihr leben! Das ist der Weg des Segens, das ist der Weg, den ihr gehen sollt. Ich meine es gut mit euch – folgt diesem Weg!
Doch die Menschen missachten diese Gebote bis zum heutigen Tag. Sie meinen, es besser zu wissen. „Das mag in der Bibel stehen, aber ich vertraue nicht darauf, dass der Gehorsam gegenüber diesen Geboten wirklich das ist, was mich froh und glücklich macht und gut für mich ist.“ Deshalb gehen sie ihre eigenen Wege.
Liebe Geschwister, machen wir das nicht täglich? Vergeht nicht eine Woche, nicht ein Tag, an dem wir nicht genau so handeln? An dem wir gegen Gottes Gebote verstoßen, weil wir zumindest für einen Moment Gott nicht wirklich vertrauen und seinem Rufen nicht folgen?
Nachdem Gott die Gebote gesandt hat und die Menschen dagegen gehandelt haben, sendet er seine Propheten. Er sendet Menschen zu seinem Volk, um sie zurückzurufen in die Beziehung mit Gott. Sie sollen wissen: Es kommt ein Tag des Gerichts!
Das sind sehr wahre Worte, die die Propheten gebracht haben. Es kommt ein Tag, an dem Gott richten wird – allen Ungehorsam gegenüber seinen Geboten, alle Sünde, alle Rebellion gegen ihn.
Aber noch ist Gnadenzeit: Kommt, kehrt um! Ich will euch vergeben, ich will euch wieder annehmen. Findet Schutz bei mir!
Und was haben die Menschen in Jerusalem getan? Sie haben diese Botschafter Gottes, die ihnen diese Rettungsbotschaft bringen, getötet.
Doch Gott hört immer noch nicht auf, um sein Volk zu werben. Zu guter Letzt sendet er seinen eingeborenen Sohn. Gott selbst wird Mensch und kommt zu den Menschen. Er offenbart sich als der Gott, der die Liebe in Person ist.
Liebevoll, sanftmütig und vollmächtig lebt und handelt er, tut dem Menschen Gutes. Doch die Menschen wollen das nicht hören. Auch dort rebellieren sie wieder gegen ihn, hören sein Rufen nicht, sondern lehnen ihn ab.
Ja, sie kreuzigen ihn – genau wie Jesus ankündigt, dass er in Jerusalem sterben wird.
Aber ich habe eine gute Nachricht: Auch wenn Jerusalem nicht wollte, hat Gott immer noch nicht aufgehört.
Denn Gott hat uns ein Wort gegeben und uns dazu berufen, als Menschen, die ihn jetzt kennen und auf ihn vertrauen, diese frohe Botschaft weiterzusagen.
Hier und jetzt gerade spricht Gott durch sein heiliges Wort. Er ruft dich, wirbt um dich und sagt: „Komm, vertrau mir, komm unter meine Flügel!“
Willst du sein wie Jerusalem und nicht wollen, fernbleiben? Ich möchte dir sagen: Komm! Hör seinen Ruf, finde Schutz und Geborgenheit bei ihm. Erlebe, dass er es gut mit dir meint. Er ruft dich und will dich retten – vor dir selbst, vor dem Gericht, das kommt, weil wir alle gegen Gott rebelliert haben.
Höre Gottes Ruf!
Ermutigung zur echten Beziehung mit Jesus und Gemeinschaft
Nun bin ich mir sicher, dass viele meine Worte hören und sagen: Das habe ich ja schon längst getan. Das mag sein, ich kann dir nicht ins Herz schauen. Aber ich weiß, dass unmittelbar vor diesem Predigttext Jesus die Menschen gewarnt hat, die meinten, sie seien schon mit Gott versöhnt. Er sagte: Passt auf, verlasst euch nicht auf falsche Dinge.
Deshalb möchte ich dich einfach noch einmal ermutigen, lieber einmal zu viel zu Jesus zu fliehen, als gar nicht zu ihm zu kommen. Natürlich ist Bekehrung im biblischen Sinne etwas Einmaliges. Damit beginnt die wirklich innige Beziehung mit Jesus, genauso wie mit einer Hochzeit die Ehe beginnt. Das ist ein einmaliges Ereignis.
Wir müssen nicht immer wieder heiraten, wenn wir einen kleinen Ehekrach hatten. Wir müssen uns auch nicht neu bekehren, wenn wir gesündigt haben. Aber wir wollen sicherstellen, dass wir wirklich verheiratet sind, dass wir wirklich eine Hochzeit hatten, dass wir uns wirklich Jesus zugewandt haben und dass wir wirklich in Beziehung mit ihm leben.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich mache mir als Pastor viel mehr Sorgen um die Menschen, die sagen: Das habe ich irgendwann mal getan. Ich habe irgendwann mal ein Gebet gebetet, ich habe mich irgendwann mal taufen lassen, und damit bin ich doch mit Jesus irgendwie vereint. Aber diese Menschen scheinen keine wirklich innige Beziehung mit ihm zu leben.
Um solche Menschen sorge ich mich viel mehr als um die, die zum zehnten Mal kommen und sagen: Ich möchte mich noch einmal bekehren. Da schmunzle ich, da freue ich mich und sage: Okay, es ist schön, dass du diese Sehnsucht hast und ganz sicher sein willst, dass du wirklich zu Jesus gehörst. Ich bin guter Zuversicht bei dir. Aber schade nichts, sag es ihm doch noch einmal.
Das ist meine Ermutigung für dich heute: Wie dein Leben bisher aussieht und egal, wo du bisher mit Jesus stehst – es ist immer noch Raum, näher an ihn heranzurücken, mehr Gemeinschaft mit ihm zu leben, mehr Gemeinschaft mit anderen Gläubigen zu erfahren und Teil zu werden dieser Schar von kleinen Küken, die zusammenrücken, um ganz nah bei ihrem Jesus zu sein.
Das ist es, was Gemeinde ausmacht. Dort finden wir Schutz und Geborgenheit bei unserem Herrn. Noch gilt diese Einladung.
Die prophetische Warnung und der kommende Triumph Jesu
Doch der letzte Vers macht deutlich: Es gibt ein Zu-spät. Jesus verkündet in Vers 35 prophetisch, dass es ein Zu-spät gibt, dass er triumphieren wird, aber das wird nicht für alle gut sein.
Er greift dabei zwei Zitate aus dem Alten Testament auf, zwei Zitate, die er selbst in diese Welt gesandt hat, denn er ist das Wort Gottes. In diesen Zitaten macht er deutlich, dass erst einmal Gericht über Jerusalem kommt. So lesen wir hier zu Beginn von Vers 35: „Seht, euer Haus soll euch wüst gelassen werden.“ Und genau das ist geschehen.
Circa vierzig Jahre nachdem Jesus diese Warnung ausspricht, wird dieses Jerusalem, das die Propheten getötet hat und das auch Jesus töten würde, vierzig Jahre später von Gott gerichtet. Sein Werkzeug dabei waren die Römer. So wie immer wieder, wenn Gottes Volk – erst das Südreich, dann das Nordreich und wieder das Südreich Juda – ins Exil kam und zerstört wurde. Immer wieder war Gott derjenige, der gehandelt hat. Er hat Völker gebraucht, aber er ist der Allmächtige, der diese alle gebraucht hat.
So hat er im Jahr 70 nach Christus die Römer nach Jerusalem gesandt, genau wie er es angekündigt hat, und hat diese Stadt wüst sein lassen. Die Stadt wurde ausgehungert, am Ende wurde die Bevölkerung fast vollständig getötet. Der Tempel, der Ort, wo in besonderer Weise gebetet werden sollte, wurde komplett zerstört. So kam Gericht über Jerusalem.
Jesus greift zurück auf die Propheten aus dem Alten Testament und macht deutlich, dass der dort schon verkündigte Plan Gottes von Gott ausgeführt wird. Sein Wille wird geschehen. Herodes kann das nicht verhindern, da kann er noch so viel drohen. Auch Jerusalem kann das nicht verhindern.
Sie haben all die Propheten getötet, und sie werden Jesus töten. Aber letztendlich werden sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Herodes ist gestorben, und Jerusalem wurde zerstört. Aber Jesus hat triumphiert, denn nachdem Jerusalem ihn getötet hatte, ist er am dritten Tag auferstanden – siegreich über Tod und Sünde. Das war der gute Plan Gottes, so hatte er das zuvor verkündet.
Mehr noch: 40 Tage lang hat er sich offenbart als der lebendige Herr, und dann ist er aufgefahren in den Himmel. Er hat gesagt, von dort wird er wiederkommen, um zu richten die Lebenden und die Toten. Dann wird sich endgültig erfüllen, was hier prophetisch angekündigt wird.
Denn die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christi Geburt war nur ein Schatten, nur ein kleiner erster Vorgeschmack auf das kommende Gericht Gottes, das mit Sicherheit kommen wird. Das hat Gott uns immer wieder verkündigt.
So möchte ich sagen: Kommt zu Jesus, bevor es zu spät ist. Wir haben gerade letzte Woche darüber nachgedacht, dass Jesus sagt, irgendwann wird die enge Pforte, durch die wir gehen sollen, geschlossen sein. Dann wird sie nicht wieder aufgehen. Und die, die nicht durchgegangen sind, werden mit Heulen und Zähneklappern, mit Schrecken wahrnehmen, dass sie auf der falschen Seite stehen.
Ja, heute gibt es Menschen, die nicht kommen wollen. Jeder, der schon mit anderen Menschen das Evangelium geteilt hat, hat diese Erfahrung wahrscheinlich schon gemacht: All unser werbendes Einladen wird abgelehnt, oft spöttisch wahrgenommen. Im Sinne von: Wo ist denn dieser Jesus, von dem du die ganze Zeit redest? Wo ist denn sein Gericht? Wer kommt bald? Das haben die vor zweitausend Jahren auch schon gesagt: Wo ist er denn?
Aber Jesus macht hier deutlich: Eines Tages werden genau diese Menschen erleben, dass er kommt. Das ist der letzte Satz in unserem Predigttext für heute. Er sagt: „Ihr werdet mich nicht mehr sehen.“ Das ist richtig. Bis die Zeit kommt, da ihr sagen werdet: „Gelobt sei, der da kommt, in dem Namen des Herrn!“
Jesus wird kommen. Er kündigt an: Ihr werdet mich nicht sehen, richtig, und dann werdet ihr mich wieder sehen. Dann wird sich jedes Knie beugen, und jede Zunge wird bekennen, dass ich der Herr bin.
Wenn du zu Jesus gekommen bist, dann darfst du wissen: An diesem Tag wirst du jubilieren. Du wirst einstimmen in diesen frohen Chor: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Aber es wird auch die anderen geben. Es wird die geben, die voller Schrecken sagen werden: „Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“ Und der da kommt ist nicht ihr Retter, weil sie nicht zu ihm gekommen sind, als er gerufen hat. Nein, sie werden gerichtet werden.
So möchte ich dich noch ein letztes Mal einladen: Höre Jesu Rufen. Höre seine sanftmütige Stimme: „Kommt, ich will euch versammeln. Flieht wie Küken unter die Flügel einer Henne. Kommt zu mir und findet hier bei mir Schutz und Geborgenheit.“
Jesus möchte nicht, dass du ihn aus sicherer Distanz betrachtest. Er möchte, dass du in inniger Beziehung mit ihm lebst. Er möchte, dass du in inniger Beziehung mit seinem Leib, mit der Gemeinde lebst. Nur so wirst du Schutz finden.
Wenn du das tust, dann verspreche ich dir: Du wirst eine Geborgenheit erleben, die du noch nicht kennst. Du wirst einen Frieden finden, den diese Welt nicht kennt. Und eines Tages wirst du jubilieren, wenn der Herr kommt und zeigt: Ich bin der Herr über alle Dinge.
Das Coronavirus, alle Krankheiten, alle Not, alles, was dir heute noch Sorgen macht, habe ich in der Hand, und ich werde es besiegen. Dann wird Frieden sein und Freude für alle Ewigkeit.
Auf diesen Tag freue ich mich: Gelobt sei der, der da kommen wird im Namen des Herrn.
Schlussgebet
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, wir wollen dir danken, dass dein heiliges Wort uns offenbart, wer du bist und wie du bist. Du bist der Allmächtige, dessen Wille geschehen wird, so wie im Himmel, so auch auf Erden.
Danke, dass du gleichzeitig ein so liebender und werbender Herr bist, der uns ruft. Danke, dass dieser Ruf noch erschallt.
Wir wollen beten. Ich möchte beten für die, die immer noch irgendwo auf gewisser Distanz zu dir sind. Die dich vielleicht ganz gut finden und sich vielleicht Christen nennen, aber nicht wirklich in inniger Beziehung mit dir leben. Die nicht wirklich verbunden mit anderen Christen durchs Leben gehen und nicht in enger Gemeinschaft mit dir sind, indem sie immer wieder in Zwiesprache mit dir sind und auf dich hören.
Oh Herr, zieh sie zu dir hin. Tu das durch dein Wort. Herr, schenke, dass sie dich nicht weiter ablehnen, sondern verändere du selbst ihr Wollen. Lass sie kommen und bei dir Geborgenheit, Frieden und Schutz finden.
Herr, wir wollen dir danken, dass du eines Tages deinen Frieden und deine Geborgenheit vollkommen aufrichten wirst. Dass alle Unsicherheit und alle Bedrohung ein Ende haben wird.
Wir preisen dich dafür in Jesu Namen. Amen.