
Ja, ich freue mich, heute Morgen bei euch sein zu dürfen. Das Thema lautet: Du kannst nicht nicht kommunizieren.
Das ist ein interessantes Wortspiel, und dahinter steckt unglaublich viel. Dieses Zitat stammt von Paul Watzlawick. Es ist mir eigentlich egal, wer er war, aber es bedeutet, dass wir ständig kommunizieren – auch wenn wir manchmal gar nichts tun oder nichts sagen.
Ich versuche jetzt, euch etwas zu kommunizieren, ohne ein Wort zu sagen. Und zwar das Tier, das mir Jasmin heute Morgen beschrieben hat, wie ich aussehe.
Schauen wir mal, ob ich das richtig vermitteln kann. Ich bin allerdings kein guter Schauspieler. Also gut, ich bin kein so guter Schauspieler; da war schon alles möglich – ein Nashorn, ein Elefant und vieles mehr.
Ihr könnt ja später mal zu Jasmin gehen und sie fragen, warum sie mich heute Morgen als Giraffe sieht.
Wir haben heute Morgen einen Vers von Paulus aus Kolosser 3,17 gelesen. Ich möchte euch ermutigen, die Bibel aufzuschlagen oder auf dem Smartphone mitzulesen – ganz egal. So könnt ihr selbst sehen, dass dort Gottes Wort steht. Es ist nicht einfach jemand, der vorne etwas erzählt, sondern das, was Gott uns gegeben hat.
Ich lese heute aus der Neues-Leben-Übersetzung. Das hat keinen besonderen Grund, außer dem, dass ich jedes Jahr versuche, die Bibel einmal durchzulesen – und jedes Jahr in einer anderen Übersetzung. Letztes Jahr war es die Neues-Leben-Übersetzung, deshalb lese ich heute daraus.
In Kolosser 3,17 sagt Paulus: „Und alles, was auch immer ihr tut oder sagt, soll im Namen von Jesus dem Herrn geschehen, durch den ihr Gott dem Vater danken sollt.“ Also alles, was ihr tut oder sagt, meint er hier.
Mir gefällt besonders, wie Paulus im Neuen Testament, vor allem in seinen Briefen, schreibt. Er ist ein sehr direkter Typ, bei ihm gibt es oft „alles oder nichts“. Hier sagt er eben „alles, was ihr tut oder sagt“.
In Bezug auf unser Thema denken wir oft nur daran, dass wir bewusst etwas sagen oder tun, damit etwas bei anderen ankommt. Heute Morgen wollen wir jedoch darauf eingehen, dass wir auch dann kommunizieren, wenn wir nichts sagen oder nichts tun – ob bewusst oder unbewusst.
Denkt mal darüber nach: Was passiert, wenn nichts passiert? Stellt euch vor, ich würde jetzt noch dreißig Minuten einfach hier stehen und keinen Ton mehr sagen. Erstens würde ich euch dadurch trotzdem etwas mitteilen, und zweitens würde das etwas mit euch machen. Ihr würdet darauf reagieren – vielleicht jeder anders, manche innerlich, andere äußerlich.
Das ist eine große Frage: Was passiert, wenn nichts passiert? Dieses „Alles“ schließt immer das Ganzheitliche ein. Gott ist es wirklich wichtig, dass wir als ganzheitliche Menschen in jeder Lebenssituation eng mit ihm verbunden durchs Leben gehen.
Deshalb ist es völlig egal, ob du heute Morgen hier in einem Vortrag auf der Yumiko sitzt oder später vielleicht im Zug oder bei McDonald’s bist – es ist immer dasselbe.
Was sollen wir tun? Es steht geschrieben, dass wir Gott dem Vater Dank sagen sollen – und zwar im Namen des Herrn Jesus Christus. Das sind typische biblische Redewendungen, die wir hier finden.
Im Namen von Jesus Christus: Wenn man Christ wird und in bestimmte Gemeinden geht, lernt man relativ schnell, dass man nach dem Gebet oft sagt: „Im Namen Jesu Christi“ oder „Im Namen von Jesus beten wir das, Amen.“
Oft denkt man dabei gar nicht so genau darüber nach, was das eigentlich bedeutet. Manchmal ist es vielleicht einfach nur eine Floskel für einen selbst. Doch „im Namen von Jesus Christus“ bedeutet nicht nur, diesen Ausdruck hinten an das Gebet anzuhängen und zu hoffen, dass dann alles passt und gut ist.
Menschen sind zu Jesus gekommen und haben gesagt: „Haben wir nicht in deinem Namen alles Mögliche getan, Dämonen ausgetrieben und so weiter?“ Aber Jesus antwortete ihnen: „Geht weg, ich kenne euch nicht mal.“ (Matthäus 7, Vers 23). Das zeigt, dass es nicht reicht, nur im Namen Jesu zu reden oder zu beten.
Die Bibel meint mit „im Namen Jesu“ vielmehr, dass man mit seinem Leben und mit allem, was man ist und hat, unterstreicht: Jesus ist der Herr. Das ist die eigentliche Bedeutung.
Als Jesus auf der Erde lebte, hatte er nur ein Anliegen: den Willen des Vaters zu tun. Alles, was Jesus tat, sagte oder nicht tat, hing immer mit dem Willen des Vaters zusammen.
Jesus sagt im Neuen Testament etwa 43 Mal: „Genauso wie der Vater mich in die Welt gesandt hat, so sende ich euch.“ Das bedeutet, dass du und ich diejenigen sind, durch die Jesus oder Gott wirken will, damit Jesus Christus für andere Menschen sichtbar wird.
In der Bibel steht außerdem, dass wir durch den Namen Jesu Gott danken oder Gott verherrlichen sollen – je nach Übersetzung. Das ist eigentlich ganz einfach.
Das Reich Gottes wächst in dem Maß, wie Christus durch dich und mich sichtbar wird. Wir können das Reich Gottes nicht selbst bauen. Man sagt manchmal flapsig: „Wir wollen das Reich Gottes bauen.“ Aber wie soll das gehen? Jeder kann nur sein eigenes Reich bauen.
Das Reich Gottes kann nur Gott selbst bauen, und es entsteht dort, wo Christus sichtbar wird. Deshalb hat Jesus gesagt: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ (Lukas 17,21)
Ich bin ja schon ziemlich alt, und ich kann mich noch gut an den Tag erinnern, an dem ich so ein Bekehrungserlebnis hatte. Das ist schon lange her, es war im letzten Jahrtausend, genauer gesagt im Mai 1999.
Damals hatte ich in gewissen Bereichen meine eigenen Vorstellungen vom Leben. Ich war ein sehr zielstrebiger Mensch, das habe ich schon kurz erwähnt, und deswegen auch schon Christ. Trotzdem habe ich bestimmte Lebensbereiche Gott nicht so bewusst überlassen.
Ich erinnere mich noch gut daran: Reden fiel mir immer sehr leicht, auch über Jesus zu sprechen. Ich war jemand, der eine große Klappe hatte. Jesus hat in meinem Leben damals sehr viel verändert, deshalb war es für mich kein Problem, über ihn zu reden.
Zu der Zeit hatte ich eine Freundin, die nichts mit Jesus zu tun hatte und auch nichts von ihm wissen wollte. Aber sie war hübsch, und ich lebte mehr oder weniger mit ihr zusammen. Ich erzählte ihr von Jesus und schlief mit ihr.
Eines Tages sagte sie zu mir: „Du, ich weiß gar nicht, wie wichtig dir dieser Jesus da wirklich ist. Ich habe keine Ahnung von diesem Jesus, vom Christentum und so weiter, und interessiert mich auch nicht. Aber irgendwie habe ich immer gedacht, Sex gehört in eine Ehe.“
Das hat mich getroffen. Da wurde mir klar, dass ich mit meinen Worten bewusst etwas über Jesus kommuniziert habe, aber mit meinen Taten unbewusst etwas ganz anderes – einen totalen Widerspruch.
Deshalb sagt Paulus: Alles, was ihr tut oder sagt, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, durch den ihr Gott, dem Vater, danken sollt.
Denn die Tatsache ist einfach: Du und ich, wir können nicht nicht kommunizieren. Egal, was wir tun, machen oder auch nicht – wir kommunizieren immer.
Ich hatte in diesem Jahr das Vorrecht, in Südkorea zu sein, wo der Kongress der Lausanner Bewegung stattfand. Vielleicht kennt es der eine oder andere – es ist eine riesige Organisation, könnte man sagen, die sich dafür einsetzt, Mission und Evangelisation weltweit voranzutreiben und zu überlegen, was dafür wirklich wichtig ist.
Der CEO der Lausanner Bewegung, Michael O., hat gleich zu Beginn der Eröffnungsrede ein Zitat gebracht, das mich seitdem sehr bewegt. Es geht mir fast jeden Tag durch den Kopf. Er sagte, dass wir Christen heute schlechter darin sind als je zuvor, Menschen mit dem Evangelium zu erreichen. Und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer, weil die Weltbevölkerung schneller wächst, als wir sie mit dem Evangelium erreichen können.
Im Rahmen des Kongresses wurde ein Bericht veröffentlicht – ein wissenschaftlicher Bericht mit 600 Seiten. Wer gerne liest, für den ist das super, wer nicht, sollte es lieber lassen. Darin wird untersucht, wie sich das Christentum entwickelt hat, wo die Schwerpunkte liegen, wie Mission und Evangelisation weltweit geschehen und vieles mehr.
Zum Beispiel steht darin, dass Christen zwar über Jesus sprechen, ihnen aber viele andere Aktivitäten rund um den Glauben wichtiger sind – wie Gebet, Nächstenliebe oder Gemeindeaktivitäten. Im Bericht steht auch, dass weltweit nur 15 bis 20 Prozent der Christen tatsächlich über ihren Glauben sprechen. Noch schockierender finde ich die Aussage, dass 35 bis 40 Prozent der Christen niemals in ihrem Leben über ihren Glauben reden.
Wenn man sich das vor Augen führt und sich fragt, wie es im eigenen Umfeld aussieht, ist das eine Frage, die nur zwischen einem selbst und Gott steht. Wenn du auf das Jahr 2024 zurückblickst, hattest du viele Tage – 365 oder so – Zeit, mit Menschen, die Jesus noch nicht kennen, über ihn zu sprechen.
Es wäre interessant, statistisch festzuhalten, wie viele Menschen hier sagen würden: „Ja, ich habe mit jemandem über Jesus geredet“ – und wie viele sagen würden: „Nein, das habe ich nicht getan.“ Oft höre ich, dass viele sagen: „Ich bin nicht so der große Redner, es fällt mir schwer, über Jesus zu sprechen. Aber ich lebe das Evangelium.“ Darauf gehen wir gleich noch ein.
Was wichtig ist zu verstehen: Nach der Bibel ist das Evangelium kein Lebensstil, der mit Schweigen kombiniert wird. Das Evangelium ist eine Botschaft – die Botschaft von Jesus Christus. Jesus Christus wurde angefeindet und sogar gekreuzigt, weil er die Botschaft vom Reich Gottes verkündete. Diese Botschaft wird in der Bibel auf unterschiedliche Weise beschrieben, aber letztlich kommunizierte er das Evangelium.
Zum Beispiel steht im Römerbrief, Kapitel 10 Vers 17: „Der Glaube entsteht durch Verkündigung, durch das Reden über das Evangelium.“ Oder in Römer 1, Vers 16 heißt es: Paulus schreibt, dass er sich nicht für die gute Botschaft von Christus schämt. Diese Botschaft ist die Kraft Gottes, die jeden Menschen rettet, der glaubt – zuerst die Juden, aber auch alle anderen.
Wenn du dich danach sehnst, im Jahr 2025 die Kraft Gottes zu erleben, dann kann ich dir nur sagen: Rede über diese Botschaft! Denn in dieser Botschaft, im Evangelium, steckt die Kraft Gottes. So wird die Kraft Gottes sichtbar.
Man hört oft den Satz: „Predige das Evangelium, und wenn nötig, benutze Worte.“ Vielleicht hast du das auch schon mal gesagt. Das klingt zwar einleuchtend, ist aber eigentlich nur menschlich gerechtfertigter Ungehorsam.
Denn wenn ich als Kind Gottes nie über Jesus rede, kommuniziere ich trotzdem etwas. Wenn ich bei unterschiedlichen Gelegenheiten gefragt werde, wer ich bin und was mich ausmacht, und ich erwähne nie meine Frau, obwohl ich verheiratet bin, wäre das merkwürdig. Dennoch kommuniziere ich dadurch etwas, das beim Gegenüber ankommt.
Aber wenn ich als Ehemann nie über meine Frau rede, kommuniziere ich auch etwas. Jesus wurde angefeindet und gekreuzigt, weil er kommunizierte. Aber selbst wenn Jesus nicht verbal verkündet hätte, hätte sein Leben auf der Erde starke Reaktionen bei den Menschen ausgelöst.
Sein Leben stieß oft auf Ablehnung, weil es nicht gesellschaftskonform war. Er passte nicht hinein, stieß immer wieder an Grenzen. Manche Menschen kamen durch ihn zum Glauben, viele andere hassten ihn deshalb.
Man könnte sagen, dass Jesus Christus als Mensch auf der Erde den Vers, den wir für diese Einheit ausgesucht haben – Kolosser 3, Vers 17 – vollkommen verkörpert hat.
Aber weißt du, heute Morgen ist es nicht einfach ein Appell an dich und an mich: „Hey, redet mehr über Jesus!“ Denn das wissen wir alle, und trotzdem machen wir es oft nicht.
Was wir heute Morgen machen wollen, ist, dass wir einmal das, was wir sagen, auf den Prüfstand legen. Wenn wir sagen: „Wir reden nicht über Jesus, wir leben das Evangelium“, was meinen wir damit? Was kommt bei den Menschen um uns herum wirklich an?
Gott wird verherrlicht, indem Christus sichtbar wird. Deswegen ist die Frage: Wenn wir sagen, wir leben das Evangelium, wird Jesus Christus durch dein und mein Leben im Alltag für andere Menschen sichtbar und erfahrbar? Das ist eine herausfordernde Frage.
Ich möchte dir Mut machen, nach dieser Einheit nicht einfach wegzurennen, sondern deinen Sitznachbarn zu fragen: „Hast du heute in mir Jesus entdeckt?“ Und dann schau mal, was die Person sagt. Hier sind wahrscheinlich alle Menschen wohlwollend.
Jetzt gehst du mal zu Leuten an deiner Schule, deinem Arbeitsplatz oder deinem Studienplatz und fragst sie: „Hast du in der vergangenen Woche irgendwie in mir Jesus entdeckt?“ Ich bin gespannt, welches Feedback sie dir geben würden – und was sie mir geben würden.
Denn darauf kommt es an: Wenn wir sagen, wir leben das Evangelium und Jesus sichtbar wird, dann ist alles gut. Wenn Jesus aber nicht sichtbar wird, dann stellt sich die Frage: Wie kann das sein?
Wir machen das heute Morgen anhand von ein paar praktischen Beispielen. Ich nehme drei Bereiche heraus. Es gibt viele Lebensbereiche, aber ich möchte heute Morgen drei Bereiche auf den Prüfstand legen.
Ich sage gleich dazu: Das sind Beispiele, die ich benutze. Sie sprechen nicht für alle, aber trotzdem kann man manchmal Tendenzen darin entdecken. Wenn dich das nicht betrifft, dann super. Wenn es dich betrifft, auch super. Denn es gibt manchmal Negativbeispiele und manchmal positive Beispiele.
Der erste Lebensbereich, den ich ansprechen möchte, sind Komfortzone und Bequemlichkeit. Ich habe euch ja schon erzählt, was ich so im Leben mache. Ich bin bezahlter Evangeliumsverkündiger – auf alle möglichen Arten und Weisen. Ich werde dafür sogar bezahlt.
Das vergangene Jahr, ich habe es gerade jemandem schon erzählt, war für mich ein Jahr zwischen Wundern und Wahnsinn. Viele Wunder, viele tolle Dinge, aber auch viele sehr, sehr schwere und unangenehme Erfahrungen. Ich kann euch sagen, ich habe mich letztes Jahr viele Male bei Gott beschwert, mit ihm gehadert und gefragt, warum das Leben so zäh und hart sein muss. Ich sage euch jetzt nicht, warum und aus welchen Gründen das so war, aber innerlich habe ich mich oft nach einem bequemeren Leben gesehnt.
So extrem wie im vergangenen Jahr habe ich das noch nie erlebt – vielleicht liegt es daran, dass man älter wird, keine Ahnung. Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich mich bewusst darauf konzentriert, mehr zu lesen. Ich habe einfach mal die ganzen Paulusbriefe relativ schnell und oberflächlich durchgelesen. Das hat mich total angesprochen, was ich dabei entdeckt habe.
Ich lese euch stellvertretend ein paar Sätze vor, die mich sehr berührt haben. Zum Beispiel 1. Korinther 16,9: Paulus schreibt dort, dass sich ihm große Möglichkeiten für die Arbeit bieten und viele Menschen sich von der Botschaft, also vom Evangelium, angesprochen fühlen. Das ist super! Viele Menschen trifft es im Herzen.
Aber im gleichen Satz sagt er auch: „Es gibt allerdings auch viel Widerstand.“ Evangelium und Widerstand – das steht hier in einem Satz.
Ein weiteres Zitat stammt aus dem 2. Korintherbrief, Kapitel 12, Vers 10. Meistens wird nur Vers 9 zitiert, aber in Vers 10 sagt Paulus: „Da ich weiß, dass es für Christus geschieht, bin ich mit meinen Schwächen, Entbehrungen, Schwierigkeiten, Verfolgungen und Beschimpfungen versöhnt; denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“
Auf der einen Seite spricht Paulus von schwierigen Dingen wie Beschimpfungen und Entbehrungen, aber er ist damit versöhnt – es ist für ihn in Ordnung.
Noch eine Bibelstelle, ich habe mir 25 aufgeschrieben, aber dafür haben wir heute morgen keine Zeit. Aus dem 1. Thessalonicherbrief, Kapitel 2, Vers 2: „Euch ist bekannt, wie wir, also eine ganze Gruppe, nicht nur Paulus allein, in Philippi misshandelt wurden, bevor wir zu euch kamen, und wie sehr wir dort gelitten haben. Doch unser Gott gab uns den Mut, euch frei und offen seine Botschaft zu verkünden, trotz aller Gegenwehr, die wir erlebten.“
Also Gegenwehr, Schwierigkeiten – und sie haben erlebt, wie Gott ihnen Mut gegeben hat, durchzuhalten und weiterzumachen.
Ich habe mir überlegt, wie ich ins Jahr 2025 gehe. Ich habe schon die Befürchtung, dass es wahrscheinlich nicht einfacher wird als 2024. Trotzdem habe ich mir gesagt, ich will damit versöhnt sein, wenn es schwierige Lebensumstände wegen des Evangeliums gibt. Wenn Menschen darüber lachen oder einen anfeinden.
Das haben wir ja im Lebenszeugnis gehört: Wir Christen sind oft dafür, dass alle in die Mission gehen – außer die eigenen Kinder oder die Menschen, die uns besonders wichtig sind.
Wenn in Indien einem Evangelisten die Hand abgehackt wird – ich habe gute Freunde, deren Bekannten das passiert ist – und diese Leute gehen trotzdem wieder zu diesem Stamm und erzählen weiter von Jesus. Ohne viel zu reden, kommunizieren sie unglaublich viel.
Oder wenn ein Schüler über Jesus redet, sich um die Schwachen in der Klasse kümmert, die ständig gemobbt werden, und dann von allen ausgelacht wird – und trotzdem macht er weiter. Der braucht gar nicht viel über Jesus zu reden, er kommuniziert es durch sein Handeln.
Im vergangenen Jahr war ich knapp 150 Mal unterwegs zum Predigen. Das ist ziemlich oft in den unterschiedlichsten christlichen Kreisen. Manchmal ist es mir so gegangen, wenn ich irgendwo in eine christliche Gemeinschaft kam, dass ich dachte: „Hey, ihr versteht euch super, und es freut mich total für euch, aber ich bin euch eigentlich völlig egal.“
In Bezug auf mich ist das auch okay, weil ich tatsächlich nur Dienstleister bin. Sie laden mich ein, ich halte eine Predigt und gehe dann wieder.
Was mir aber aufgefallen ist: Nach der Predigt habe ich oft geschaut, wer alleine dasteht, wenn die Menschen auseinandergehen. Dann bin ich bewusst oft auf diese Menschen zugegangen, die alleine irgendwo standen.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Zitate ich von unterschiedlichsten Menschen gehört habe – jung, alt, alles dabei –, die zum Beispiel sagten: „Ab und zu komme ich hierher, aber ich komme nicht wirklich rein in den Kreis. Ich verstehe nicht alles, und die sind zwar nett zu mir, aber ich gehöre einfach nicht dazu.“
Da braucht es kein böses Wort, es muss nichts Böses getan werden – trotzdem wird etwas kommuniziert von uns als Christen an andere Menschen.
Wir westlichen Christen sind oft bereit, aus der Bequemlichkeit und Komfortzone herauszugehen, wenn wir selbst davon profitieren. Wenn es mir etwas bringt, bin ich auch bereit, gewisse Abstriche zu machen.
Oder damit ich morgens gestylt weiß, wo ich hinkomme, stehe ich gerne auch mal früher auf, auch wenn es schwer oder unangenehm ist.
Oder für Erfolg und Karriere opfere ich Freizeit, Freundschaften und Feierabend.
Oder um besser auszusehen, gehe ich sogar ins Fitnessstudio und quäle mich dort. Und das ist manchmal eine Qual.
Das Interessante ist: Damit kommunizieren wir etwas, auch wenn wir gar nie darüber reden.
Wir westlichen Christen bekommen aber meistens auch das Maul nicht auf, wenn sich jemand über Jesus lustig macht. Beim Evangelium sind wir oft zu zurückhaltend, wir wollen niemandem auf die Füße treten. Wenn wir ausgelacht werden, sagen wir oft lieber gar nichts mehr.
Das ist total verständlich. Es gibt ganze Studien darüber: Wenn eine Person absolut überzeugt ist, dass sie Recht hat, und in eine Gruppe mit sechs bis acht Leuten kommt, die etwas anderes glauben, geben die meisten ihre Überzeugung auf, um angepasst zu sein.
Überleg mal, wie oft du in deinem Umfeld sechs bis acht Leute hast, die ganz anders denken als du.
Deshalb kann ich das gut nachvollziehen.
Auch in unserer heutigen Theologie ist es interessant, welche Schwerpunkte wir setzen.
Viele weibliche Attribute Gottes – Liebe, Geduld, Sanftmut, Freundlichkeit – sind wichtige Eigenschaften Gottes.
Allerdings rechtfertigen wir damit oft einen schwachen Charakter, selbstzentriertes Verhalten und fehlende Weiterentwicklung als Kind Gottes. Diese Themen werden in der Bibel oft angesprochen.
Oder wir setzen den Anspruch, dass Gott Gott ist und dass er Gehorsam von allen seinen Kindern erwartet, manchmal zu wenig durch.
Manchmal ist es uns wichtiger, uns selbst zu finden, anstatt uns in Christus zu verlieren oder uns wohlzufühlen.
Wir scheuen uns, anderen nahe zu treten, die Umwelt zu schonen oder zu retten, anstatt zu sagen: „Christus allein rettet“ und „Jesus kommt wieder“, wie es die Bibel sagt.
Ich merke das auch oft. Ich habe viel mit älteren Menschen zu tun. Und ich spreche nie für alle, aber du glaubst nicht, wie viele liebe Rentner ich in den letzten Jahren getroffen habe, die sich gefragt haben: „Was machst du jetzt noch in der Rente?“
Sie sagen: „Wir sind beschäftigter denn je. Da ist sie gefragt: Was macht er denn? Wir reisen herum und genießen einfach das Leben. Jetzt haben wir unser ganzes Leben lang geackert und genießen nun das Leben.“
Das kann ich total gut nachvollziehen.
Gleichzeitig muss ich sagen: Es ist wunderbar, dass wir in Deutschland eine Rente haben. Aber in der Bibel lese ich nichts davon.
Und was das Verständnis der letzten zwanzig, dreißig Jahre unseres Lebens mit dem Leben zu tun hat, das heißt „Ich folge Christus nach, Christus soll durch mich sichtbar werden“, weiß ich nicht.
Neben der Tatsache, dass wir verbal kaum über Jesus Christus reden, kommunizieren wir dadurch trotzdem sehr viel und für andere sehr verständlich.
Deshalb stelle ich mir jeden Tag die Frage: Wie sehr wird Jesus Christus dort, wo er mich hingestellt hat, durch mein Leben sichtbar?
Der Jesus, der anhand von Philipper 2 seine eigene Komfortzone, den Himmel, verließ und in unsere Welt kam.
Der Jesus, der bereit war, alle Ansprüche und Rechte aufzugeben, um zum Segen für uns Menschen zu werden.
Wie sehr wird Jesus durch dein und mein Leben im Alltag, in jedem Moment sichtbar?
Jetzt wird es schon ein bisschen knapp mit der Zeit, deshalb lassen wir den zweiten Bereich vorerst weg.
Nehmen wir noch den dritten Besitz. Darüber zu sprechen ist etwas schwieriger, aber ich habe viele Zitate, deshalb traue ich mich trotzdem. Es geht um Geld, um Geld und Besitz.
Martin Luther, ebenfalls ein Deutscher, hat schon vor 500 Jahren gesagt, es gibt drei Bekehrungen: die Bekehrung des Herzens, die Bekehrung des Verstandes und die Bekehrung des Geldbeutels. Ich finde das eine interessante Aussage, die er vor so langer Zeit schon getroffen hat.
Der Bericht aus seiner Bewegung sagt Ähnliches. Das ist aus den letzten Jahren, was dort gesammelt wurde. Man hat festgestellt, dass Christen insgesamt 1,7 Prozent ihres Gesamteinkommens an christliche Zwecke spenden. 1,7 Prozent.
Jetzt ganz direkt: Wie viel Prozent spendest du? Du musst darauf keine Antwort geben, denn du bist niemandem Rechenschaft schuldig, außer letztendlich Gott. Es ist nur zwischen dir und Jesus. Aber durch die Art und Weise, wie du gibst, kommunizierst du etwas.
Manche Christen, die wir vielleicht als „Hardcore-Christen“ bezeichnen würden, geben tatsächlich zehn Prozent. Allerdings reden wir Christen ja immer über die Beziehung mit Jesus. Meine Frage an diejenigen, die zehn Prozent geben: Freut euch darüber, das ist super, die zehn Prozent können wir gut gebrauchen. Aber wie viel Beziehung und Kommunikation mit Jesus brauchst du, wenn du jeden Monat deine zehn Prozent gibst? Eigentlich keine. Du lebst nach dem Gesetz, obwohl das super ist.
Das Problem bei uns ist oft, dass wir einfach denken: Jesus, ich habe hart gearbeitet, das ist mein Geld, und ich gebe dir x Prozent oder x Euro, was auch immer. Jetzt ist die Frage – wir haben das sogar vorher im Lied gesungen – wie viel von unserem Geld gehört Jesus, wenn wir sagen: Jesus, wir geben dir unser Leben? Wie viel gehört Jesus tatsächlich?
Unsere Lebensweise ist in Bezug auf die logische Konsequenz des Evangeliums oft genau das Gegenteil von dem, was das Evangelium eigentlich beinhaltet. Eigentlich wäre es logisch und konsequent, wenn ein Mensch sagt: „Jesus, mein Leben gehört dir“, dass dieser Mensch so denkt: „Jesus, es ist ja eh alles dein, auch das ganze Geld. Was soll ich diesen Monat mit deinem Geld machen?“ Wenn Jesus der Geber aller guten Gaben ist und Gott so großzügig ist, was kommunizieren wir durch unser Leben?
Aber es kommt noch härter: Der Bericht aus seiner Bewegung sagt auch, dass im Verhältnis zu dem, was Christen weltweit verdienen – das sind 53 Billionen US-Dollar – der Anteil, der in die Mission fließt, 52 Milliarden beträgt. Das ist zwar schon eine große Summe, aber im Vergleich sehr klein. Das sind nämlich genau 0,098 Prozent von dem, was wir verdienen. Also nicht mal 0,1 Prozent von allem, was Christen weltweit verdienen, fließt in die Mission.
Wie sehr liegt es uns am Herzen, dass Menschen von Jesus hören? 0,01 Prozent als gesamte Christenheit.
Jetzt muss man fairerweise sagen: Es geht ja auch um mehr als Geld, das stimmt. Auch dazu sagt dieser Bericht etwas. Die Autoren betonen die Bedeutung von nichtmonetären Beiträgen, wie zum Beispiel die Spende von Zeit und Talenten. Dabei steht allerdings, dass dies oft in Gemeinschaften im globalen Süden praktiziert wird. Diese Art der Großzügigkeit kann in manchen Kontexten wertvoller sein als monetäre Spenden. Sie zeigt, dass Wohlstand nicht der einzige Indikator für die Bereitschaft oder Fähigkeit zu geben ist.
Also werden wir als westliche Christen nicht einmal als Beispiel erwähnt.
Die große Frage, die für jeden von uns bleibt – und die kannst du nur dir selbst vor Gott beantworten – ist die gleiche wie oben: Was kommunizieren wir durch unser kaum vorhandenes Reden über Jesus auf der einen Seite und unser Leben auf der anderen Seite?
Tatsache ist, wir können nicht nicht kommunizieren.
Weißt du, nach einem bequemen Leben zu streben, ist total normal. Sein irdisches Reich voranzutreiben, das man aus eigener Kraft bauen kann, ist auch total normal. Das ist menschlich.
Aber genau deswegen lebt Christus in uns, damit es übernatürliche Wirklichkeit werden kann. Christus in uns ist die einzige Hoffnung, dass die Menschheit Gott begegnen kann – weder du noch ich können das aus eigener Kraft.
Der auferstandene Jesus Christus lebt in uns übernatürlich, abnormal. Die einzige Einschränkung seines übernatürlichen Wirkens in dir und mir sind unsere Entscheidungen und unser persönlicher Wille.
Ich schließe mit einem Vers aus der Bergpredigt. Jesus Christus sagt dort Folgendes: Matthäus 5,3 – „Glücklich sind, die erkennen, dass sie Gott brauchen, denn ihnen wird das Himmelreich geschenkt.“
Martin Luther hat diesen Vers so übersetzt: „Selig sind, die geistlich arm sind, denn ihrer ist das Himmelreich.“ Selig sind also diejenigen, die sich bewusst vor den Thron Gottes stellen, mit totaler Zuversicht. Sie knien demütig vor Gott nieder und sagen: „Gott, ich habe nichts zu geben, damit etwas Übernatürliches geschieht.“
Deshalb rufe ich: Christus, füll mich mit deinem Heiligen Geist! Tu du das Übernatürliche, das ich selbst nicht vollbringen kann, indem du in mir lebst. So können andere durch das, was ich sage oder nicht sage, durch das, was ich tue oder auch nicht tue, eine Begegnung mit dir haben. Denn du und ich können nicht nicht kommunizieren.
Nur der lebendige Gott selbst kann durch seinen Heiligen Geist in uns das Übernatürliche bewirken. Das ist das Evangelium. Der auferstandene Christus wird durch den vergänglichen Körper, den wir haben, sichtbar für andere Menschen.
Das wünsche ich uns allen für das kommende Jahr: dass unser Reden, unser Tun und auch das Unterlassen von beidem alles Jesus Christus sichtbar macht.
Ich bete noch: Jesus, ich danke dir dafür, dass es in deinem Evangelium niemals darum geht, dass wir versuchen, etwas zu sein, was wir gar nicht sein können. Es geht nicht darum, gute Vorsätze für das neue Jahr zu fassen, die wir sowieso wieder nicht schaffen.
Vielmehr geht es darum, dass wir uns dir bedingungslos ausliefern, unsere geistige Armut erkennen, sie vor dir eingestehen und sagen: Jesus, füll du mich, benutze du mich, damit du sichtbar wirst.
Und Jesus, da, wo weder unser Reden noch unser Handeln dich widerspiegelt, da beten wir um Vergebung: Jesus Christus, vergib mir.
Ich danke dir für deine Geduld und bitte dich, Jesus, dass du Wunder tust in mir, in uns, durch uns und auch trotz uns.
Damit jeder von uns im kommenden Jahr das Erlebnis hat, in die Augen eines erlösten Menschen zu schauen – in die Augen eines Menschen, der sich dir anvertraut hat. Amen.