Fangen wir mit der Weltpolitik an. Das weltpolitische Megathema der ersten Wochen des Jahres 2019 ist der Brexit.
Knapp 52 Prozent der Wähler im Vereinigten Königreich stimmten im Juni 2016 für den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union. Sie taten dies mit großen Erwartungen und großer Zuversicht. Man vertraute darauf, dass der Brexit den Haushalt entlasten würde, der britischen Wirtschaft neuen Schwung geben würde und vor allem, dass das eigentlich so stolze Vereinigte Königreich endlich wieder Grund hätte, stolz zu sein – unabhängig zu sein und nicht mehr so eng an andere Staaten gebunden zu sein.
Zweieinhalb Jahre später sind diese Hoffnungen weitestgehend geplatzt. Von nationalem Stolz und Aufbruchsstimmung kann eigentlich nicht mehr die Rede sein. Stattdessen herrschen Chaos und Unsicherheit: Was wird sein? Was wird kommen?
Diese Situation ist nicht nur in England nach dem Brexit-Votum so. Oft erleben wir Ähnliches auch ganz persönlich in unserem Leben. Immer wieder müssen wir erfahren, dass unser Stolz gebrochen wird und unsere Hoffnungen enttäuscht werden.
Diese Erfahrung musste einst auch das Volk Juda machen. Davon zeugt unser heutiger Predigttext, mit dem wir die Predigtserie durch die ersten zwölf Kapitel des Buches des Propheten Jesaja fortsetzen wollen.
Vor zwei Wochen haben wir diese Predigtserie begonnen und Kapitel eins betrachtet. Dabei haben wir kurz den historischen Hintergrund beleuchtet. Jesaja begann seine prophetischen Reden ungefähr im Jahr 740 v. Chr. Das war eine Zeit, in der es dem Volk Juda und auch dem Nordreich Israel sehr gut ging. Man hatte viel Wohlstand, war militärisch erfolgreich und sehr stolz auf das Erreichte. Man fühlte sich sicher.
Doch mitten in diesem Wohlstand und dieser erfolgreichen Zeit wurde das Volk nicht nur stolz, sondern vergaß auch den Schöpfer und Geber aller guten Gaben. Die Gottesdienste, die noch stattfanden, waren nicht mehr als sinnentleerte Traditionen. Die guten Gebote Gottes wurden vielerorts schlichtweg ignoriert und missachtet.
Die Gefahr des Stolzes in Zeiten des Wohlstands
Wer braucht schon Gott, wenn man alles im Griff hat? Ich weiß, ihr antwortet nicht, weil ihr denkt, das ist doch klar. Natürlich haben wir Christen auf diese Frage eine klare Antwort.
Und doch denke ich, dass viele von uns – ich weiß es aus meinem eigenen Leben – immer wieder in der Gefahr stehen, inmitten von Wohlstand und Frieden Gott ein wenig aus dem Blick zu verlieren. Ja, ja, wir glauben an Gott, aber in den alltäglichen Dingen vertrauen wir oft vor allem auf das, was wir haben und was wir können.
Wir wissen um den allmächtigen Gott, von dessen Versorgung und Gnade wir abhängig sind. Aber dann bleibt doch oft wenig Zeit für Gebet, wenig Zeit, um Gott zu loben, ihm zu danken und vor allem auch von ihm zu erbitten, was wir wirklich brauchen.
Nein, wir packen oft erst einmal selbst an und machen das dann schon. Im Notfall, wenn es mal nicht klappt, dann kann man ja auch noch beten. Kommt dir das bekannt vor? Ist das nicht zumindest manchmal so in unserem Leben?
Wenn dem so ist, dann hat Jesaja auch uns heute Morgen etwas zu sagen.
Einführung in den zweiten Lehrteil des Buches Jesaja
Nach dem einführenden ersten Kapitel kommen wir heute noch einmal zum zweiten Lehrteil aus dem Buch Jesaja.
Kapitel eins ist eine allgemeine Einführung. Der zweite große Abschnitt umfasst die Verse zwei bis vier. Dieser Abschnitt ist so bedeutend, dass man ihn gut in einer Predigt behandeln könnte. Es ist wichtig, dass wir ihn genau vor Augen haben, denn er besteht aus drei Teilen, die eng miteinander verbunden sind.
Wir haben diesen Abschnitt in drei Teile aufgeteilt, um mehr Zeit zum Nachdenken zu haben. So können wir das, was in diesem Text besonders schön ist, besser erkennen. Dieser Abschnitt umfasst die ersten fünf Verse von Kapitel zwei und die Verse zwei bis sechs von Kapitel vier.
Anfang und Ende – in diesen Versen – richtet Gott den Blick des Volkes Juda und auch unseren Blick auf eine zukünftige Herrlichkeit, die Herrlichkeit Zions.
Simon Maier hat letzte Woche über die ersten Verse von Kapitel zwei gepredigt. Er zeigte, dass sich diese Herrlichkeit teilweise schon in der Gemeinde verwirklicht, letztendlich aber vor allem dann, wenn der Herr Jesus wiederkommt und sein herrliches Reich aufrichten wird.
Diesen Blick in die Zukunft erhalten wir noch einmal in etwas anderer Form in Kapitel vier. Darüber werden wir nächste Woche nachdenken.
Gegenwart und Zukunft im Blick Gottes
Eingebettet in diese beiden Abschnitte, in denen Gott dem Volk Judah quasi mit einem Fernglas zeigt, was einmal sein wird, folgt ein Abschnitt, in dem er den Blick auf das Judah seiner Zeit richtet. Er schaut hinunter, fast wie mit einer Lupe, auf das Volk.
Er sieht, dass das, was in Jerusalem zu seiner Zeit geschieht, ganz anders ist als das, was sein sollte und was eines Tages auch sein wird. Ich möchte für uns beten, dass der Herr uns bereit macht, auch uns unter seine Lupe zu stellen. Wir sollen ihm die Erlaubnis geben, auf uns zu schauen und zu erkennen, wo Dinge in unserem Leben, in unserem Denken und in unserem Handeln sind, die Gott nicht gefallen und die Korrektur brauchen.
Dazu lade ich uns ein, bereit zu sein, uns von Gott ins Leben sprechen zu lassen. Sein Wort will uns nicht niedermachen, sondern uns aufrichten. Es ist Ausdruck der Gnade Gottes, dass er so in uns hineinscheint, um uns zu zeigen, wo wir Veränderung brauchen. So können wir mehr so werden, wie wir sein sollen.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke, dass du das immer wieder auch mit deinem Wort tust. Du gibst uns nicht nur Verheißungen – herrliche Verheißungen, wie die, die wir letzte Woche gehört haben und wie die, die wir nächste Woche bedenken werden – sondern du hältst uns auch immer wieder einen Spiegel vor. Du scheinst in unser Leben hinein, um uns zu zeigen, wo Dinge noch nicht gut und richtig sind, wo Korrektur nötig ist.
Danke, dass du uns dabei nie allein lässt, sondern uns immer auch einen Ausweg zeigst. So bitten wir dich, dass du uns bereit machst, uns unter dein gutes Wort zu demütigen und dann voll Hoffnung auf dich zu schauen – den, der uns rettet vor allem Bösen, dem, das um uns herum ist, und dem, das in unserem Herzen wohnt.
So beten wir in Jesu Namen, Amen.
Ihr habt ein Gottesdienstblatt. Der Predigttext ist lang, die Struktur etwas kompliziert. Heute hilft es ganz gewiss, dieses Gottesdienstblatt aufzuschlagen und hineinzuschauen. Vielleicht macht ihr euch auch ein paar Notizen. Wir haben es bewusst so gestaltet, weil es dabei hilft, die Predigt intensiver zu hören und sie vielleicht auch etwas länger zu behalten.
Gottes Abwendung vom Volk Juda
Alles beginnt in den ersten drei Versen unseres Textes, Jesaja 2, Verse 6 bis 8. In diesen Versen hören wir, wie Gott sich abwendet, nachdem er zuvor eingeladen hatte: „Kommt hin zu dem herrlichen Zion der Zukunft.“ Nun wendet er sich ab und sagt: „Aber jetzt schauen wir auf das Haus Jakob, auf das Volk Juda.“
So heißt es hier in den Versen 6 bis 8: „Aber du hast dein Volk, das Haus Juda, verstoßen“, heißt es über Gott. „Denn sie treiben Wahrsagerei wie die im Osten und sind Zeichendeuter wie die Philister und hängen sich an die Kinder der Fremden. Ihr Land ist voll Silber und Gold, und ihrer Schätze ist kein Ende. Ihr Land ist voll Rosse, und ihrer Wagen ist kein Ende. Und ihr Land ist voll Götzen; sie beten an ihrer Hände Werk, das ihre Finger gemacht haben.“
Gott sagt hier, dass dieses Volk, anstatt auf ihn zu vertrauen – auf ihn, der dieses Volk gerettet hat und überhaupt hat entstehen lassen –, sich abgewandt hat. Israel war kein Volk von Anfang an. Gott hat Abraham berufen, ihm eine großartige Verheißung gegeben und trotz großer Widerstände immer wieder treu dafür gesorgt, dass sein Volk bestehen bleibt, weiter wächst, ein Land einnehmen kann und mächtig sowie reich wird.
Er ist der Versorger, der Geber aller guten Gaben. Doch diese Menschen haben sich von ihm abgewandt. Sie hängen sich lieber an die Götzen der Nachbarvölker. Sie vertrauen lieber auf ihren eigenen Wohlstand, auf ihre militärische Macht und gegebenenfalls auch auf ihre Allianzen mit anderen Völkern. Alles, was ihrer Hände Werk ist, was sie selbst gemacht haben.
Und Gott sei Dank, dieser blinde Stolz, den klage ich an. Der gefällt mir nicht. Ich habe dieses Volk geliebt, ich habe es erwählt, ich habe es zu dem gemacht, was es ist. Und ich würde Anbetung erwarten, Dankbarkeit, Gehorsam und Vertrauen auf das, was der gute Gott ihm sagt. Aber dieses Volk hat sich von ihm abgewandt und ihn vergessen.
Gottes Gericht über das stolze Volk
Ab Vers 9 sehen wir, dass Gott richten wird. Dies ist der zweite Punkt der Predigt und zugleich der mit Abstand längste.
Nach Gottes Anklage gehören wir seinem Gericht. Hier erklärt Gott, was er tun wird: Der Mensch wird gebeugt, der Mann gedemütigt, und es wird keine Vergebung geben. Es heißt: „Geh in die Felsen und verberge dich in der Erde vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät. Denn alle hoffärtigen Augen werden erniedrigt werden, und die stolzen Männer werden sich beugen müssen. Der Herr aber wird allein hoch sein an jenem Tag.“
Denn der Tag des Herrn Zebaoth wird kommen über alles Hoffärtige und Hohe, über alles Erhabene, damit es erniedrigt werde. Über alle hohen und erhabenen Zedern auf dem Libanon und über alle Eichen im Baschan, über alle hohen Berge und erhabenen Hügel, über alle hohen Türme und festen Mauern, über alle Schiffe im Meer und kostbaren Boote.
Alle Hochfahrt der Menschen muss sich beugen, und alle stolzen Männer müssen sich demütigen. Der Herr allein wird hoch sein an jenem Tag, und mit den Götzen wird es ganz aus sein.
Dann wird man in die Höhlen der Felsen und in die Klüfte der Erde fliehen vor dem Schrecken des Herrn und seiner herrlichen Majestät, wenn er sich aufmacht, die Erde zu erschrecken.
An jenem Tag wird jeder seine silbernen und goldenen Götzen wegwerfen, die er sich hatte machen lassen, um sie anzubeten. Diese werden zu Maulwürfen und Fledermäusen, damit sie sich verkriechen können in die Feldspalten und Steinklüfte vor dem Schrecken des Herrn und seiner herrlichen Majestät, wenn er die Erde erschrecken wird.
Die Erniedrigung der Stolzen und die Herrlichkeit Gottes
Dieser Abschnitt behandelt tatsächlich zwei große Themen, zwei Echos, die immer wieder auftauchen. Ich hoffe, wir haben das wahrgenommen.
Zum einen wird deutlich, dass die Menschen, die in ihrem Stolz blind sind, die sich selbst erhöht haben und sich für bedeutend und wichtig halten, von Gott erniedrigt werden sollen. In Kapitel 3 wird der Herr dann zwei konkrete Beispiele nennen, in denen er stolze Menschen erniedrigen wird.
Das andere große Echo neben der Erniedrigung der stolzen Menschen ist, dass an diesem Tag Gott in seiner ganzen herrlichen Majestät für alle Menschen sichtbar werden wird. Es wird klar werden, wer allein alles im Griff hat und über allem regiert.
Zuerst wollen wir uns aber auf die stolzen Menschen konzentrieren, die erniedrigt werden sollen. Hört das Echo, das Jesaja den Menschen ankündigt, die nicht auf Gott vertrauen: In Vers 9 heißt es über diese Menschen: „Aber gebeugt wird der Mensch, gedemütigt der Mann.“
In Vers 11 steht: „Denn alle hoffärtigen Augen werden erniedrigt werden, und die stolzen Männer werden sich beugen müssen.“ Weiter beschreibt Vers 12, wie alles erniedrigt und zerstört wird. Das gipfelt schließlich in Vers 17, wo es heißt, dass sich alle Hoffärtigen beugen und die stolzen Männer sich demütigen müssen.
Klarer könnte Gott es nicht ausdrücken: Die stolzen Menschen werden erniedrigt, so dass ihnen letztlich nichts anderes bleibt, als sich vor Gott zu beugen.
Konkrete Beispiele der Erniedrigung in Kapitel 3
In Kapitel drei sehen wir ganz konkret, wie das aussehen wird. Es werden uns zwei Beispiele gegeben. Dabei wird gezeigt, wie Gott die stolzen und schlechten Leiter erniedrigen und demütigen wird.
Im zweiten Abschnitt, ebenfalls in Kapitel drei, sehen wir, wie er die stolzen und eitlen Frauen Judas demütigen und erniedrigen wird.
Schauen wir uns kurz Kapitel drei an. Ich möchte diesen Einschub einfügen, weil es zwei konkrete Beispiele sind, die uns helfen zu verstehen, was das eigentlich bedeutet.
In den ersten 15 Versen von Kapitel drei spricht Jesaja ganz konkret die schlechten Leiter im Volk Juda an. Er kündigt an, dass sie aus ihren Positionen entfernt werden. Gleich zu Beginn, in den ersten drei Versen, lesen wir:
„Siehe, der Herr, der Herr Zebaoth, wird von Jerusalem und Juda wegnehmen Stütze und Stab, einen Vorrat an Brot und einen Vorrat an Wasser, Helden und Kriegsleute, Richter und Propheten, Wahrsager und Älteste, Hauptleute und Vornehme, Ratsherren und Weise, Zauberer und Beschwörer.“
Das ist keine leere Ankündigung. Wir wissen aus der Geschichte Judas, dass genau das geschehen ist. Gut hundert Jahre nach den Worten des Propheten Jesaja kam Babylon und bedrängte sowie besiegte das Volk Juda. In drei Wellen wurden Menschen weggeführt.
Wisst ihr, welche Menschen weggeführt wurden, womit alles anfing? Es waren die Hohen des Volkes: die Leiter, die Ältesten, die Richter, die Propheten, die Helden und Kriegsleute. Genau diese Menschen wurden dem Volk genommen.
Jesaja beschreibt hier schon, dass diese stolzen und zugleich schlechten Leiter von Gott gerichtet werden. Sie werden aus ihren Ämtern entfernt und ins Exil verdrängt.
In den Versen 14 und 15 macht Jesaja deutlich, dass es sich um ein verdientes Gericht handelt, das der Herr bringen wird.
„Der Herr geht ins Gericht“, heißt es in Vers 14, „mit den Ältesten seines Volkes und mit seinen Fürsten. Ihr habt den Weinberg abgeweidet, und was ihr den Armen geraubt, ist in eurem Hause. Warum zertretet ihr mein Volk und zerschlagt das Angesicht der Elenden?“ spricht Gott, der Herr Zebaoth.
Ermahnung an die Leiter der Gemeinde heute
Ihr Lieben, lasst uns das als eine Warnung verstehen. Diese gilt besonders für die Ältesten der Gemeinde und für diejenigen, die auf andere Weise Leitungsverantwortung im Volk Gottes tragen.
Wir waren am letzten Wochenende auf der Gemeindeleitungsklausur und haben uns als Älteste über viele Dinge Gedanken gemacht. Jeden Tag haben wir damit begonnen, biblische Worte darüber zu betrachten, wie Älteste sein sollen – ihren Charakter, ihre Aufgabe und das, was Gott ihnen zu sagen hat.
Dabei haben wir bedacht, dass die Ältesten eines Tages vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Sie stehen in besonderer Weise unter der Lupe Gottes. Diese Erkenntnis empfanden wir alle als demütigend. Es ist eine Ermahnung, die wir gehört haben und die wir brauchen.
Wir haben darüber nachgedacht, dass dienende Leidenschaft das ist, was Gott fordert. So sollen gute Leiter leiten – in der Familie, in der Gemeinde und überall dort, wo Gott uns hinstellt. Es ist eine dienende Leiterschaft.
Eine solche Leiterschaft folgt dem Vorbild unseres Erzhirten, dem Herrn Jesus Christus. Er war ein dienender Leiter, der sich für die Gemeinde hingegeben hat. Dieses Vorbild soll Ehemännern in der Ehe genauso dienen wie Ältesten in der Gemeinde und allen anderen, die dienen und leiten. Sie sollen dabei dienen und anderen dadurch ein Vorbild sein.
Ich weiß, dass ich diese Ermahnung immer wieder brauche – diese Erinnerung. Ich glaube, das gilt für uns alle. Denn auch wir stehen in der Gefahr, stolze, aufgeblasene Leiter zu werden, wie die Männer in Juda damals.
Diese Warnung gilt letztlich uns allen. Das Gericht über die schlechten Leiter in Juda, das im weiteren Verlauf der Verse, die ich jetzt nicht lese, deutlich wird, ist auch ein Gericht über das ganze Volk. Ein Volk ohne Leiter, dem geht es nicht gut; dort herrscht Anarchie. So war das damals.
Und so ist auch heute das ganze Volk und die ganze Gemeinde verantwortlich dafür, darauf zu achten, dass die Gemeinde von guten Leitern geführt wird.
Deshalb möchte ich euch ermutigen: Überlegt ganz genau, wo Menschen sind, von denen ihr euch guten Gewissens leiten lassen könnt. Wo sind Menschen, die euch wirklich zu Gott führen, die euch in Demut leiten und dies auch einfach durch ihr eigenes Lebensvorbild tun?
Wo sind Leiter, die nach Gottes Willen fragen und von ihm Weisheit erbitten? Betet für die Leiter, die ihr habt, damit Gott uns immer mehr zu solchen Männern macht.
Die Eitlen Frauen Judas unter Gottes Gericht
Das Volk Juda hatte solche Männer nicht. Das Volk Juda hatte schlechte Leiter, die denen, die sie doch leiden und denen sie Gutes tun sollten, Schlechtes taten. Und Gott kündigt sein Gericht über diese stolzen, aufgeblasenen Leiter an.
Ähnliches sehen wir im Hinblick auf eine zweite Gruppe, die hier in Kapitel 3 konkret genannt wird: die eitlen Frauen, wie es ab Vers 16 heißt, die Töchter Zions. Das sind ganz offensichtlich die wohlhabenden, gesellschaftlich bedeutenden Frauen gewesen. Auch sie nimmt Gott hier unter die Lupe und schaut sie an.
Wir sehen, dass diese Frauen stolz waren. Sie setzten ihr Vertrauen auf das, was sie hatten, auf das, was sie sind, und darauf, wie sie aussehen. Dabei wird deutlich, dass Stolz kein ausschließliches Männerproblem ist. Die Männer schmunzeln, es ist auch ein großes Männerproblem, aber nicht exklusiv. Nur bei Frauen drückt sich das oft etwas anders aus.
Die Frauen in Juda hier waren eitel und aufgeblasen, voll Prunk – ganz im Sinne von Marilyn Monroes „Diamonds are a girl’s best friend“. Sie setzten auf ihre Schönheit, auf ihre Pracht, auf ihre schicken Kleider. Vielleicht lohnt es sich, ein paar Verse zu lesen.
Hier kommt die Ermahnung: Weil die Töchter Zions stolz sind und mit aufgerecktem Halse und lüsternen Augen trippeln und tänzeln und kostbare Schuhe an ihren Füßen haben, wird der Herr den Scheitel der Töchter Zions kahl machen. Er wird ihre Schläfen entblößen. Zu der Zeit wird der Herr den Schmuck, die kostbaren Schuhe, die Stirnbänder, die Spangen, die Ohrringe, die Armspangen, die Schleier, die Hauben, die Schrittkettchen, die Gürtel, die Riechfläschchen, die Amulette, die Fingerringe, die Nasenringe, die Feierkleider, die Mäntel, die Tücher, die Täschchen, die Spiegel, die Hemden, die Kopftücher und die Überwürfe wegnehmen.
Die Frauen waren stolz und eitel. Sie bildeten sich auf ihr Aussehen und auf das, was sie hatten, etwas ein. Gott hingegen hat eine ganz andere Beurteilung davon, was schön ist. Er lässt sich nicht blenden durch Schmuck oder Schminke.
Vergiss nie, was derjenige, dessen Urteil letztendlich wirklich zählt, sagt: was wahre Schönheit ist. In 1. Petrus 3 heißt es, eure Schönheit soll nicht darin bestehen, dass ihr eure Haare aufwendig frisiert, Goldschmuck anlegt oder kostspielige Kleider tragt – das sind alles nur äußere Dinge. Sie soll vielmehr von innen kommen und ein Ausdruck eures Lebens mit Christus sein, das den Blicken der Menschen verborgen ist.
Ein freundliches und ausgeglichenes Wesen ist etwas Unvergängliches und die Art von Schmuck, die in Gottes Augen einen unvergleichlichen Wert hat. Was Gott uns durch diese Worte aus dem ersten Petrusbrief sagt, ist, dass die Schönheit, die Gott wirklich interessiert, die Schönheit des Herzens ist.
Deshalb ist es übrigens auch nicht unbedingt besser, wenn man sagt: „Na gut, dann bin ich jetzt besonders fromm, indem ich auf jegliche Schönheit verzichte. Ich bin ganz schlicht, immer nur schlicht. Ich falle nicht auf, ich habe keinen Schmuck.“ Nein, nein, das mache ich nicht. Und Gott sagt: „Weißt du was, es ist mir auch egal.“ Das interessiert mich nicht. Du kannst dich aufdonnern, wie du willst, oder du kannst dir die letzten Lumpen anziehen – das ist doch alles letztendlich völlig nebensächlich.
Was wirklich zählt, ist dein Herz. Wenn das schön ist, kannst du es schön umkleiden oder schlicht umkleiden – ich schaue sowieso durch die äußere Hülle hindurch. Aber manchmal hat das, was wir außen tun, etwas mit dem zu tun, was unten drin ist, nicht wahr?
Gott möchte Herzen, die auf ihn hin ausgerichtet sind. Er macht deutlich: Da, wo Menschen sich nicht auf ihn verlassen, nicht für ihn leben und ihre Identität nicht in ihm finden, sondern Stolz in sich selbst haben, da wird er all das wegnehmen.
Diese Frauen, diese eitlen Frauen in Juda, über die heißt es: Wo das alles war, wird Gestank statt Wohlgeruch sein, Strick statt eines Gürtels, Glatze statt lockigem Haar und statt des Prachtgewands ein Sack, Brandmal statt Schönheit.
Das ist eine Ermahnung Gottes. Gott möchte unsere Herzen. Und dann dürfen wir alles andere aus seiner Hand nehmen.
Die Bedeutung der Liebe untereinander als Ausdruck der Gottesbeziehung
Gott möchte, dass wir erkennen, wie sehr wir von seiner Gnade abhängig sind. Das zeigt sich darin, dass wir auch miteinander so leben, dass wir einander in Barmherzigkeit und Liebe begegnen. Unsere Liebe zu Gott spiegelt sich in der Liebe unter den Geschwistern wider. Das macht Gottes Wort ganz deutlich. Es zeigt, wo unsere Herzen wirklich hängen: Ob sie stolz und aufgeblasen auf andere herabblicken oder ob sie sagen: Letztendlich sind wir doch alle aus dem gleichen Holz geschnitzt – Menschen mit einer sündigen Natur, die allein aufgrund der Gnade Gottes bestehen können.
Möge der Herr uns immer mehr zu einer Gemeinde machen, die so auf Gott schaut. Die Menschen in Juda hatten das vergessen. Aufgeblasene Leiter dienten vor allem sich selbst, eitle Frauen waren vor allem auf sich selbst bedacht und erhoben sich über andere. Jesaja kündigt an, dass diese Undankbarkeit der Menschen, diese Rebellion dieses Volkes, das er so hingebungsvoll geliebt hat und so großzügig versorgt hat, nicht auf alle Zeit akzeptiert wird.
Er wird die aufgeblasenen Leiter in Juda absetzen und ins Exil führen. Den eitlen Frauen wird er das nehmen, worauf sie so stolz sind. Dabei ist das, was wir hier in diesen beiden Beispielen lesen, nur ein Schatten von dem, was in Kapitel 2 angekündigt wird: diesem Tag des Herrn, an dem Gottes Gericht über alle Menschen kommen wird – über alle, die nicht auf Gott vertrauen.
An diesem Tag wird Gott hoch erhoben werden. Das werden wir im zweiten Echo noch sehen. Gott wird erhöht an diesem Tag, wenn er die Welt richtet. Dann wird sichtbar werden, wer allein zu fürchten ist und wer zugleich herrlich, majestätisch und hoch erhaben ist. In den Versen 17 folgt jeweils auf die Botschaft von der bevorstehenden Erniedrigung der stolzen Menschen die Ankündigung: „Der Herr aber wird allein hoch sein an jenem Tag.“
Das wird am Tag des Herrn geschehen, wenn er sich aufmachen wird, um die Erde zu erschrecken. Das ist das Echo in den Versen 19 und 21. So bleibt den Menschen nichts als der völlig hoffnungslose Versuch, sich vor Gott zu verstecken.
Vielleicht habt ihr es schon gehört: In den Versen 10, 19 und 20 klingt es dreimal ganz ähnlich. Vers 10: „Geh in die Felsen und verbirg dich in der Erde vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät.“ Vers 19: „Da wird man in die Höhlen der Felsen gehen und in die Klüfte der Erde vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät.“ Und dann noch einmal in Vers 20: „An jenem Tage wird jedermann seine silbernen und goldenen Götzen, die er sich hat machen lassen, um sie anzubeten, zu den Maulwürfen und Fledermäusen werfen, damit er sich verkriechen kann in den Felsspalten und Steinklüften vor dem Schrecken des Herrn und vor seiner herrlichen Majestät.“
Was meint er mit der Erfolgsaussicht dieses Versuchs, sich vor dem Herrn zu verbergen? Das ist nicht der richtige Weg. Das wird nicht gelingen. Gott sieht alles, Gott weiß alles. Wenn Gott kommt, um zu richten, dann werden sich vor ihm alle Knie beugen.
Aber wichtig ist: Wir sollen erkennen, dass Gott nicht einfach ein Gott ist, den man nur fürchten muss. Gott ist geduldig, gnädig und von großer Güte. Das zeigt sich hier. Denn in allem Reden über das, was an Gericht kommen wird, sehen wir vor allem eines: Gott kündigt es an. Er kündigt es an, damit die Menschen nicht überrascht werden, damit sie wissen, dass es diesen Tag gibt.
Und nicht nur das: In seiner großen Geduld und Gnade ruft Gott die Menschen heraus aus diesem falschen Stolz. Er ruft sie, damit sie umkehren können. Gottes Anliegen ist es nicht, die Menschen zu verderben, sondern sie zu retten. So ruft er sie, wirbt um sie und sagt: Lasst doch alles andere liegen, vergesst alles, worauf ihr so stolz seid, und kommt zu mir.
Der Aufruf zur Umkehr und Demut
Wenn es einen Vers in den Kapiteln gibt, die wir heute bedenken, der die Kernbotschaft zusammenfasst, dann ist es Vers 22 aus Kapitel 2.
Kapitel 2, Vers 22 lautet:
"Das ist der Imperativ, das ist der Aufruf, alles andere ist nur Beschreibung."
Gott hat ein Ziel. Vers 22 sagt:
"So lasst nun ab von dem Menschen, der nur ein Hauch ist, denn für was ist er zu achten?"
Lasst ab von all diesen menschlichen Dingen, von all dem Stolz auf dich selbst, auf die Errungenschaften, die wir mit unserer Hände Werk irgendwie vollbracht haben! Lasst ab und kommt zu Gott!
Das ist übrigens der zweite Imperativ, den wir in diesem Abschnitt sehen, allerdings unmittelbar vor unserem heutigen Predigttext, nämlich in Vers 5.
Kapitel 2, Vers 5 sagt:
"Kommt nun im Hinblick auf das, was sein wird, das herrliche Zion, und in Anbetracht dessen, auf das, worauf dein Gott zu sprechen kommt, nämlich die Sünde, der Stolz der Menschen in Juda. Er sagt: Kommt nun, ihr vom Hause Jakob, lasst uns wandeln im Licht des Herrn."
Aber ich möchte dich fragen: Was ist es, was dich stolz macht?
Worauf vertraust du vor allem? Auf dich selbst, auf das, was du kannst, auf das, was du erreicht hast? Vielleicht sind es für die Schülerinnen und Schüler unter uns die guten Noten im Zwischenzeugnis. Für die Älteren vielleicht die Karriere, in der sie stehen und auf die sie stolz zurückblicken?
Für die Sportlichen unter uns vielleicht die sportlichen Erfolge oder irgendetwas anderes, was du gut kannst. Oder bist du stolz auf dein Aussehen, deine Muskulatur oder auf das, was du besitzt?
Genau das ist es, was Gott den Menschen von Juda vorhält. Sie sind stolz auf Dinge, die doch letztendlich woher kommen? Von Gott!
Was meinst du: Hast du irgendetwas, das Gott dir nicht letztendlich gegeben hat? Glaubst du, du schreibst gute Noten in der Schule einfach so? Oder hat Gott dir das Gehirn gegeben? Hat Gott dir vielleicht ein Umfeld gegeben, in dem es möglich ist, überhaupt zur Schule zu gehen und gut zu lernen? Eltern, die dir dabei eine Hilfe sind?
Glaubst du, deine Karriere ist einfach nur dein Erfolg? Oder hat Gott dir Dinge gegeben, die es dir ermöglicht haben, das zu tun? Dein Aussehen, dein ganzer Besitz?
Wissen wir nicht, dass Gott das einfach wegnehmen könnte? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Willst du darauf stolz sein? "Schau, Gott, was ich hab, bist du beeindruckt?" Das habe ich dir gegeben.
Das war das Problem der Menschen in Juda.
So möchte ich uns noch einmal diesen Ruf zukommen lassen, in dem hier alles mündet:
Lasst nun ab von den Menschen – und ich könnte sagen von all den Dingen. Das ist alles nur ein Hauch. Für was ist das zu achten?
Dann kommt nun, setzt euer Vertrauen auf den Herrn, der allein allmächtig ist, der allein der Eigentümer und Besitzer aller guten Dinge ist und der uns daran teilhaben lässt.
Kommt nun zu ihm und lasst uns wandeln in seinem Licht.
Einladung zur Umkehr und Vertrauen auf Gott
Und die gute Nachricht ist: Das ist kein leerer Aufruf, sondern eine Einladung. Eine Einladung, die uns allen gilt. Jeder kann kommen, jeder ist eingeladen. Lass ab von dem anderen und komm einfach.
Gott sagt dir: Das, was du getan hast, wie du gedacht hast und wie du gelebt hast, werde ich dir nicht ewig vorhalten. Gott hält dir das nicht ewig vor. Du kommst jetzt, und es ist vergeben und vergessen. So ist unser Gott. Komm zu ihm, und du musst keine Angst mehr haben, gedemütigt oder erniedrigt zu werden.
Weißt du warum? Weil Gott in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit alle Demütigung und Erniedrigung auf sich genommen hat. Dazu ist Gott Mensch geworden. Das allein war schon eine Erniedrigung: Er entäußerte sich und nahm Menschengestalt an, ja, Knechtsgestalt. Dann erniedrigte er sich weiter und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, bis zum Tod am Kreuz.
Das verdiente Gericht über unseren Stolz nahm Jesus auf sich, sodass wir uns einfach abwenden können und all die Dinge, die wir eh nur im Haus loslassen können, loslassen dürfen. Wir können zu ihm fliehen. Und da müssen wir nicht vor ihm fliehen, sondern wir fliehen zu ihm.
Wisst ihr, während das Fliehen vor ihm dumm ist, ist das Fliehen zu ihm der Weg des Segens. Dazu möchte ich uns einladen – egal, ob du das heute zum allerersten Mal tust oder ob du es zum hunderttausendsten Mal tust, weil du immer wieder, so wie ich zumindest, vom guten Weg abkommst.
Ich weiß, dass mein – und ich sage das sehr bewusst – verdammter Stolz der Hauptkonkurrent Gottes in meinem Leben ist. Das muss nicht bei jedem so sein, aber bei mir ist es leider so. Könntest du für mich beten, dass Gott mir hilft, ein demütigerer Mensch zu werden? Vielleicht ist das auch ein Gebet, das du für dich selbst sprechen kannst.
Ich möchte uns ermutigen, einen Moment still zu werden vor Gott. Ich möchte dich einladen, zu hinterfragen: Worauf vertraust du? Was hat das Potenzial, dass du darauf stolz werden kannst? Gott hat seine Lupe auf uns gehalten, vielleicht hat er dir Dinge gezeigt. Werde still und bekenne sie Gott in aller Stille.
Lieber himmlischer Vater, danke, dass du uns nicht nur weichgespülte Botschaften gibst, die uns einfach nur ein bisschen ermutigen oder einen kleinen Schubs geben, damit wir fröhlich weiterlaufen können. Danke, dass du uns manchmal innehalten lässt, dass du uns unter die Lupe nimmst.
Danke, dass du, der allmächtige und herrliche Gott, bereit bist, uns immer wieder ins Leben zu sprechen. Danke, dass du das durch den Propheten Jesaja tust und uns zeigst, was dir nicht gefällt und was letztendlich auch nicht gut für uns ist.
Wir bekennen dir, dass wir viel zu oft unser Vertrauen auf Dinge setzen, die wir überhaupt nicht kontrollieren können, und dass wir stolz werden über Dinge, zu denen wir eigentlich nichts beigetragen haben, weil sie letztendlich von dir kommen.
Herr, vergib uns. Schenke uns Herzen, die wieder voller Dankbarkeit sind für alles Gute, das du uns gibst und das wir genießen dürfen, weil du uns liebst. Hilf uns dabei, dich nicht aus dem Blick zu verlieren, sondern dich anzubeten.
Hilf uns, immer wieder zu dir zu fliehen und in deinem Licht zu wandeln, zu deiner Ehre. Amen.