
Für uns als Gemeinde ist es immer wieder eine große Freude, mitzuerleben, wenn Christen sich taufen lassen. Damit bezeugen sie: Ich gehöre zu Jesus Christus und will ihm konsequent nachfolgen.
Die Bibel zeigt uns, was hier schon in der Überschrift angedeutet wird: Die Taufe ist eine symbolische Handlung. Durch die Taufe wird deutlich: Hier ist etwas passiert. Und das, was passiert ist, wird durch die Taufe sichtbar gemacht.
Wenn bei einer Olympiade zum Beispiel jemand einen Preis oder die Goldmedaille gewinnt, dann wird dort ebenfalls deutlich, dass etwas geschehen ist. Der Gewinner steigt auf das Siegertreppchen, und zwar auf die Eins, und bekommt seine Goldmedaille überreicht.
Im Grunde genommen hat er die Goldmedaille aber nicht erst durch das Besteigen des Siegertreppchens gewonnen. Er hat sie schon vorher errungen. Die Überreichung der Goldmedaille macht lediglich sichtbar, dass er sie gewonnen hat.
Ohne dass einer symbolischen Handlung etwas vorausgeht, macht diese Handlung keinen Sinn. Wenn sich nach Toreschluss der Gärtner auf das Einser-Treppchen der Olympiade stellt und sich von seiner Frau mit einer Plastikgoldmedaille um den Hals fotografieren lässt, dann hat er deswegen keine Goldmedaille gewonnen.
Diese symbolische Handlung ist wertlos, weil dem nichts vorausgegangen ist.
Auch eure Taufe, Alex und Kathrin, wäre nichts wert, wenn nicht schon vorher das passiert wäre, was ihr heute bezeugt. Ihr versucht heute Morgen, uns durch die symbolische Handlung der Taufe in das hineinzunehmen, was ihr erlebt habt.
Wir haben das ja schon ein wenig durch dein Zeugnis, Kathrin, gehört. Vom Alex werden wir es dann im Gemeindebrief lesen.
Symbolische Handlungen sind, das ist richtig, in der Regel öffentlich. Ich weiß nicht, ob ihr euren Schulabschluss in der Besenkammer überreicht bekommen habt. Oder ob ihr geheiratet habt und das irgendwo auf dem Hinterhof, möglichst nachts, ganz ohne Zuschauer, gefeiert wurde.
Symbolische Handlungen sind öffentlich, weil man andere daran teilhaben lassen möchte, was man erlebt hat.
Deshalb ist es naheliegend, dass die Taufe auch in einer Gemeinde stattfindet – so wie heute Morgen –, in der ihr gemeinsam bezeugt: Jesus Christus ist wirklich der Herr meines Lebens geworden.
Und es gibt zu manchen Anlässen Schlüsseltexte in der Bibel, das heißt Texte, die sehr deutlich davon sprechen, worum es bei diesem Anlass geht. Der Schlüsseltext heute Morgen zur Taufe ist Römer Kapitel 6.
Darum soll es heute Morgen um Römer 6, Verse 1 bis 11 gehen. Paulus sagt dort:
„Was sollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunimmt? Auf keinen Fall! Wir, die wir bei der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir mit der Gleichheit seines Todes verwachsen sind, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein.
Da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, denn wir wissen, dass Christus aus den Toten auferweckt ist und nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebendig in Christus Jesus.“
Ich habe diesen Text, den wir heute Morgen gelesen haben, in vier Punkte aufgeteilt, die wir uns im Nachhinein ansehen werden:
Zunächst einmal sagt Gott euch zu: Eure Schuld ist vergeben – die große Zusage Gottes. Dann bestätigt Gott euch: Ihr seid mit Jesus der Sünde gestorben. Und Gott zeigt euch: Ihr seid mit Jesus auferstanden. Zum Schluss fordert Gott euch auf: Lebt für mich.
Wenn man diese Gliederung sieht, merkt man, dass es hier nicht in erster Linie um euch beide geht. Es geht auch nicht in erster Linie um uns Menschen, sondern es geht in erster Linie um Gott.
Ihr habt keinen frommen Leistungswettkampf erfüllt und sagt: „So, jetzt habe ich die anstrengende Olympiade gewonnen, aber jetzt bin ich so lebendig, dass es so weitergeht.“ Ihr könnt euch taufen lassen, weil Gott an eurem Leben gehandelt hat. Das ist das Fundament der Taufe.
Und ihr bezeugt durch die Taufe, was Gott bei euch getan hat – nicht, was ihr selbst getan habt.
Also zunächst einmal sagt Gott euch zu: Eure Schuld ist vergeben. Das ist faszinierend. Die Schuldfrage ist auf Golgatha ein für allemal gelöst.
Und das, was Millionen von Menschen versuchen, durch irgendeine Anstrengung zu bekommen und nie erleben, das habt ihr erfahren. Ihr könnt Freude ausstrahlen und zu Recht sagen: Ich bin vor Gott gerecht. Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was Gott mir vorhalten wird, weil ich gerecht gemacht bin.
Katharina hat es bezeugt: Sie ist im Gebet zu Jesus gekommen und hat zugegeben: Ich bin ein Sünder. Auf der Aushänge von Alex werdet ihr das lesen: Er hat zugegeben, ich bin getrennt von Gott. Sünder heißt vor allem, ich bin getrennt von Gott. Und da helfen mir auch die guten Taten nicht weiter.
Ihr habt gemeinsam entdeckt – und wir, die wir diese Beziehung zu Jesus haben, haben es ebenfalls entdeckt –, dass der Herr sein Leben für uns gegeben hat. Das ist die unglaubliche Nachricht: Gott bietet uns Vergebung an und nimmt unsere Schuld. Das könnt ihr glauben. Jesus hat für meine Schuld bezahlt. Ich habe es durch den Glauben angenommen, deshalb seid ihr sein Kind geworden.
Im Römerbrief, in dem wir ja als Gemeinde unterwegs sind, stellt Paulus in Kapitel 8 eine provokante Frage: Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Er meint hier eine Anklage, die zur Verurteilung führt. Wer wird gegen Kathrin und Alex Anklage erheben? Und dann sagt Paulus: Gott ist es, der rechtfertigt. Gott ist es, der sagt: Du bist gerecht.
Deshalb werdet ihr nachher symbolisch weiße Kleider anhaben. Ihr steigt nicht mit eurem von der Sünde schmutzig gemachten Kleid, im übertragenen Sinne, in das Wasser, sondern mit einem Kleid, das Gott euch geschenkt hat. Dieses Kleid habt ihr nicht durch eigene Anstrengung bekommen, es ist und bleibt ein Geschenk. Wer dieses Kleid nicht geschenkt haben möchte, der bekommt es gar nicht.
Ich habe vor längerer Zeit ein Lied gehört, das ich sehr eindrücklich fand, weil man dem Sänger wirklich seinen Jubel darüber anmerkt, dass Gott ihm vergeben hat. Es hieß in diesem Lied immer wieder: Ich stehe hier als jemand, dem wirklich vergeben worden ist und der das bezeugen kann. Als solcher geht er nachher in dieses Wasser hinein. Ich stehe hier als jemand, dem wirklich vergeben ist.
Ich wünsche euch, dass ihr euch je länger, je mehr darüber freuen könnt. Dass es nicht etwas ist, woran ihr euch nur gewöhnt habt. Nein, Gott hat mir vergeben – das ist einzigartig.
Es wird aber auch in Zukunft leider so sein, dass ihr nicht sündlos seid. Es wird immer wieder vorkommen, dass ihr Dinge tut, zu denen Gott Nein sagt. Aber das ist bei euch nicht fahrplanmäßig, sondern immer ein Zugunglück.
Trotzdem dürft ihr kommen. Ihr müsst bei der Sünde nicht stehenbleiben. Ihr dürft zu Jesus kommen, es ihm bekennen, und ihr dürft wissen: Er reinigt mich wieder neu.
Ich finde es so beeindruckend, wenn man einmal im Alten Testament beim König David im Psalm 51 liest. Da war David in Ehebruch gefallen. Er betet: Gott, reinige mich von meiner Sünde. Wenig später in diesem Psalm sagt er dann: Ich will denen, die von dir abgefallen sind, deine Wege lehren.
Dann könnte man sagen: Also David, jetzt mal halblang, setz dich mal zurück und sag gar nichts. Aber David hat Vergebung geglaubt. Er hat geglaubt, dass Gott ihm vergeben hat. Damit hat er gerechnet, und das war sein Jubel. Darüber hat er sich immer wieder gefreut.
Euch ist vergeben. Nehmt es nicht als Selbstverständlichkeit. Das ist der Anker eures Lebens, der euer Lebensschiff in den Stürmen festhält.
Ein zweites Mal bestätigt Gott euch: Ihr seid mit Jesus der Sünde gestorben. Ihr steigt ja nicht nur ins Wasser hinein, sondern werdet auch untergetaucht. Ihr erlebt das, was wir in Vers 4 gelesen haben: „Wir sind mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod.“
Ihr bezeugt auch das, was in Vers 6 steht: „Mein alter Mensch ist mitgekreuzigt worden, damit der Leib der Sünde abgetan sei.“ Das bedeutet, dass ihr der Sünde nicht mehr dient. Das sind Fakten, die Gott geschaffen hat. Ihr müsst der Sünde nicht mehr dienen. Ihr seid keine Marionetten mehr, die an Fäden hängen, an denen die Sünde zieht und euch zwingt, das zu tun, was der Marionettenspieler befiehlt.
So wie Gott euch ein weißes Kleid gegeben hat, hat er auch im Blick auf die Macht der Sünde in eurem Leben gehandelt, als Jesus am Kreuz starb. Er hat eure sündige Natur mit an dieses Kreuz genommen. Das ist der Grund, warum die Sünde in meinem Leben keine Macht hat.
Der Römerbrief Kapitel 6 redet nicht von Sündlosigkeit, sondern von der Machtlosigkeit der Sünde. Das ist ein Unterschied. Die Sünde kann mein Leben nicht mehr bestimmen. Solange ich auf dieser Erde lebe, werde ich nicht sündlos sein. Aber als Mensch, der Jesus kennt, muss ich nicht meinem Zorn folgen, meinem Neid, meinem Geiz, meinem Beleidigtsein und all den Oberbefehlshabern, von denen die Bibel redet und die ich im Alltag immer wieder kennenlerne.
Vor ein paar Tagen bin ich mit meiner Tochter durch ein Aquarium gegangen. Das Aquarium war um uns herum, und wir liefen durch einen Tunnel. Um uns herum schwammen niedliche Rochen und possierliche Haie. Wir fanden das ganz nett. Aber wenn das Glas nicht zwischen uns gewesen wäre, hätte ich es nicht so nett gefunden, in einem Haifischbecken unterwegs zu sein.
Vielleicht ist das ein Vergleich für die Zusage Gottes: „Du bist mitgekreuzigt.“ Das ist wie diese Glasscheibe. Ich gehöre zu Jesus und stehe auf dieser Seite der Scheibe. Deswegen können die Haie, die gefälligst auf der anderen Seite bleiben müssen, mich nicht beißen. Aber wenn ich den Schutztunnel verlasse und vielleicht von oben in das Becken hineinfasse, dann werden die Haie sehr gefährlich.
„Ich bin mitgekreuzigt“ bedeutet, Gott gibt mir einen Schutzraum. Aber das Wichtigste ist: Ich muss auch in diesem Schutzraum bleiben. Ich muss mich immer daran halten, dass ich der Sünde gestorben bin. Das ist kein Zustand, der ein für alle Mal da ist. Das ist eine Stellung, die ich immer wieder einnehmen und glauben darf.
Die Herausforderung, die Gott mir gibt, ist, dass ich glaube: Ich bin gestorben. Sein Wort zählt für mich mehr als meine Erfahrung. Das ist keine Sache, die ich mir auf der Couch eines Psychiaters einrede, wo man sagt: „Ja, ich bin schön, ich bin schön.“ Es ist keine Flucht aus der Wirklichkeit. Ich bin der Sünde gestorben, weil Gott es mir in seinem Wort sagt. Das ist Fakt bei Gott, und das darf ich in Anspruch nehmen. Gott sichert mir das selbst zu.
Vielleicht fragst du: Wie kann das sein, dass ich mit Jesus der Sünde gestorben bin? Ich muss sagen, da muss ich auch passen. Wenn ich für Arbeiten über Hormonsteuerungen gelernt habe, war das relativ schwierig. Ich wusste nicht immer, warum das so war. Dann habe ich einfach gelernt: So ist das, so will es der Lehrer oder Arzt wissen, und ich schreibe es auf. In der Praxis funktioniert es.
Ich kann nicht immer alles theologisch erklären, aber ich kann es so nehmen, wie Gott es sagt. Er sagt: Rechne mit dieser Tatsache. „Du bist gestorben.“ Das ist keine Vermutung, das ist Fakt.
Wenn also die Sünde ganz massiv an eure Tür klopfen wird – und das wird sie – dürft ihr sagen: „Herr Jesus, ich danke dir, dass ich gestorben bin, dass die Sünde keine Macht über mein Leben hat.“ So habe ich es bezeugt, als ich unter das Wasser getaucht wurde.
Aber es gibt auch noch einen dritten Punkt: Ihr seid mit Jesus auferstanden. Ihr bleibt nach der Taufe nicht unter dem Wasser. Das wäre nämlich sehr ungesund, wenn ihr das länger tun würdet. Genauso ist es geistlich ungesund, nur zu betonen: „Mir ist vergeben“ und „Die Herrschaft der Sünde in meinem Leben ist zerbrochen.“ Das ist wichtig, aber dabei darf man nicht stehenbleiben. Denn dann fehlt etwas ganz Entscheidendes.
Paulus sagt in Vers 4: „Ihr sollt in Neuheit des Lebens wandeln.“ Das heißt, die alte Kathrin, der alte Alex verschwinden, und es taucht ein neuer Alex und eine neue Kathrin auf. Aber wir werden nicht gespannt darauf warten, wie ihr euch äußerlich verändert habt. Mensch, der Alex ist zwanzig Jahre jünger geworden! Ich kann euch sagen: Ihr bleibt äußerlich genau so, wie ihr in das Wasser eingetaucht seid. Nur ein bisschen nasser seht ihr aus.
Aber ihr bezeugt, dass ihr mit Christus auferstanden seid, wenn ihr aus dem Wasser herauskommt. Paulus sagt es in Vers 5: „Ihr seid mit der Gleichheit seiner Auferstehung verwachsen.“ Das ist ein Begriff, den man kaum erklären kann. Man kann ihn mit dem Lernen von Hormonsteuerungen vergleichen: Man versteht es nicht vollständig, aber man merkt, dass es so ist. So macht Gott es deutlich.
Ich darf in der Kraft seiner Auferstehung leben. Diese Kraft wird in meinem Leben sichtbar. Die Kraft der Auferstehung bedeutet, dass ich mich nicht ständig um mich selbst drehen muss. Ohne Jesus dreht sich alles nur um mich. Aber jetzt wird Gottes Kraft in meinem Leben sichtbar.
Ich muss nicht mehr Liebe nur tropfenweise austeilen und darauf achten, ob ich sie auch in entsprechendem Maße zurückbekomme, sonst ist gleich Schluss. Die Kraft der Auferstehung heißt, ich darf Liebe weitergeben, auch wenn ich nichts zurückbekomme.
Eine Frau hat einmal gesagt: „Ich will es mir nicht nehmen lassen, als Christ in der Offensive der Liebe zu leben.“ Das hat mir sehr gut gefallen. Das ist die Kraft der Auferstehung. Diese Kraft hat sie immer wieder in Anspruch genommen. Sie hatte Vermieter, die ihr das Leben zur Hölle gemacht haben. Ihre Antwort war immer wieder praktische Liebe. Sie hat ihnen Gutes getan, auch wenn sie so gemein zu ihr waren.
Als die Frau dann auszog – nicht, weil sie es nicht mehr aushielt, sondern weil sie geheiratet hat – standen die Vermieter mit Tränen in den Augen da. Sie begriffen, wen sie jetzt verlieren: Jemanden, der diese Offensive der Liebe gelebt hat. Dieses „Ich bin aus dem Wasser gekommen, die Kraft der Auferstehung ist in meinem Leben sichtbar geworden.“
Ich wünsche euch, dass ihr das in eurem Alltag erlebt. Dass ihr mit der Kraft der Auferstehung rechnet und glaubt, dass diese Kraft euch zur Verfügung steht. So wie ihr symbolisch aus dem Wasser wieder auftaucht, dürft ihr offensiv die Kraft der Auferstehung leben.
Ihr müsst nicht mehr nach dem Grundsatz leben: „Wie du mir, so ich dir.“ Sondern ihr dürft den Grundsatz verfolgen: „Wie Jesus mir, so ich dir.“ Das ist ganz anders – die Kraft der Auferstehung.
Gerade in der Taufe wird deutlich, was Gott mir geschenkt hat, welche Stellung ich in ihm habe und zu welcher Kraft ich Zugang habe. Ich sage es noch einmal: Bei der Taufe stelle ich nicht heraus, was ich kann. Sondern es wird gezeigt, was Gott in meinem Leben tun möchte, wenn ich ihn tun lasse.
So leben wir immer wieder, wie die Bibel Gottes Werk in den Mittelpunkt stellt. Die Autoren der Bibel, geleitet durch den Heiligen Geist, überschlagen sich fast darin, zu beschreiben, was Gott im Leben eines Menschen tun kann, der sich ihm zur Verfügung stellt.
Da wird unser Blick immer wieder weg von uns selbst gelenkt und hin zu dem, wie es in der Bibel einmal heißt: „Vollender unseres Glaubens.“ Er ist der Garant dafür, dass ich die Ewigkeit bei ihm verbringe – nicht ich selber. An ihm darf ich mich festhalten.
Und er ist es, der mich unverdient – wie wir es gesungen haben – und grundlos so reich beschenkt hat. Er hat euch vergeben, er hat die Macht der Sünde gebrochen und er gibt euch die Kraft seiner Auferstehung im Alltag.
Auch wenn in der Bibel der Schwerpunkt eindeutig auf Gottes Handeln liegt, darf ich meine persönliche Verantwortung nicht vernachlässigen. Das ist der vierte Punkt: Gott fordert euch auf, für ihn zu leben. Das ist der elfte Vers: Gott lebend in Christus Jesus.
Das ist nicht nur eine Möglichkeit, von der Paulus hier spricht, sondern eine Notwendigkeit, eine Verpflichtung. Stelle Gott deine Glieder zur Verfügung – das wird in den Versen deutlich, die unserem elften Vers vorausgehen. Das bezeugt ihr auch mit der Taufe: Ich lebe nicht mehr für mich selbst. Ich will für Jesus leben, zu seiner Ehre da sein und Frucht für Gott bringen.
Das heißt aber auch: Diesem Gott, der so Großes in meinem Leben getan hat, gehört meine Kraft, meine Zeit und alles, was ich bin und habe. Wenn ihr das verstanden habt, dann sagt ihr: Ja, Herr, hier bin ich. Ich stelle mich dir zur Verfügung, ich lebe für dich. Ich möchte mich von dir gebrauchen lassen, um anderen Menschen zu dienen.
Ihr werdet auch merken, dass es mit Jesus unterwegs zu sein bedeutet, Opfer zu bringen. Es heißt, Dinge zu tun, auf die ich im Moment gar keine Lust habe. Jesus hat mir nie versprochen, dass es an seiner Seite leicht wird, aber er hat mir zugesagt: Bei mir findest du die Erfüllung des Lebens. Und er hat mir zugesagt: Ich bringe dich zu einem guten Ziel.
Wenn du an diesem guten Ziel angekommen bist, wirst du manche Anstrengung sehr schnell vergessen haben. Aber wer nicht bereit ist zu opfern, wird auch nicht erleben, wie Gott sein Leben gebraucht. Diese Dinge gehören zusammen. Deshalb ist die Taufe auch eine Herausforderung – einmal für euch beide, aber auch für jeden in diesem Raum, der schon getauft ist. Denn es stellt sich immer wieder die Frage: Bin ich wirklich bereit, Jesus mein Leben zur Verfügung zu stellen?
Hört noch einmal den elften Vers im vierten Punkt: Gott fordert mich auf, für ihn zu leben. Gib mir deine Glieder, stelle sie mir zur Verfügung!
In der Apostelgeschichte lesen wir, wie Menschen in diesem Bekenntnis mit diesen vier Punkten auf den Namen von Jesus getauft wurden. Früher hat jeder Bankkaufmann verstanden, was mit dem Ausdruck „auf den Namen von“ gemeint ist.
Wenn man auf den Namen einer Person eingezahlt hat, wurde das Geld auf diesem Konto gutgeschrieben. Das heißt: Wenn ich auf den Namen von Hans Hinrich Geld überweise – um einen norddeutschen Namen hier in Süddeutschland zu nehmen –, dann wird das Geld auf seinem Konto gutgeschrieben und von meinem Konto abgebucht. Er hat hundert Euro mehr, und ich habe hundert Euro weniger.
Das bedeutet: Wenn ihr euch auf den Namen des Herrn Jesus taufen lasst, dann steht ihr dazu, dass ihr euer Leben ihm überschrieben habt. Euer Leben habt ihr von eurem Konto genommen und seid auf den Namen von Jesus getauft. So haben wir es in dem Lied ausgedrückt: „Ich gehöre nicht mir.“ Mein Leben ist nicht mehr auf meinem Konto, sondern auf seinem Konto. Deshalb habe ich auch nicht mehr das Recht, über mein Leben zu verfügen.
Dieses Recht habe ich an ihn abgetreten, weil ich sagen kann: Ich bin auf den Namen von Jesus getauft. Und ich weiß, der Herr Jesus wird mit meinem Leben sehr verantwortungsvoll umgehen. Dieser Gedanke – ich will für Jesus leben, „Mein Leben gehört ihm“ – ist das, was mich an einer Taufe immer besonders freut.
Ich finde es so schön, wenn jemand das bezeugt und bekennt durch die Taufe: Jesus soll wirklich die Nummer eins in meinem Leben sein. Ich freue mich, dass ihr verstanden habt: Jesus sucht keine Bewunderer, sondern Nachfolger. Er sucht keine Christen, die bei der Vergebung stehenbleiben, sondern Jünger, die ihm ihr Leben völlig zur Verfügung stellen.
Und es ist schön, dass wir uns gerade bei der Taufe, die gleich folgen wird, das noch einmal vor Augen stellen.
Und jetzt schaue ich einfach mal, ob ihr zugehört habt.
Was stellen wir uns vor Augen? Gott sagt euch zu: Eure Schuld ist vergeben. Okay, Gott bestätigt euch.
Was bestätigt Gott? Nein, nicht, dass wir gerecht sind. Der Punkt ist ein anderer. Ja, dass ich der Sünde gestorben bin.
Gott zeigt euch: Genau, ihr seid mit Jesus auferstanden. Und Gott fordert euch auf. Genau, das war der letzte Punkt, den ihr noch vor Augen habt.
Ja, ich möchte jetzt noch mit uns zusammen beten, und dann kommen wir zur Taufe selbst.
Herr Jesus, wir wollen dir von Herzen Danke sagen für das Symbol der Taufe, dass du diese Gerechtigkeit, die du uns geschenkt hast, deutlich machen lässt. Und für das, was du in unserem Leben getan hast.
Ich möchte auch Danke sagen für Kathrin und Alex, dass sie diesen Schritt wagen. Im Vertrauen auf dein Wort, Herr, weil du mitgehst und vorangehst, dürfen sie es fröhlich tun. Denn die Kraft kommt nicht aus ihnen, sondern aus dir.
Danke, dass wir damit rechnen dürfen. Amen.