Guten Abend auch von meiner Seite. Schön, dass ihr heute Abend zu diesem Vortragsabend gekommen seid.
Wie André schon angekündigt hat, sprechen wir heute über das liebevolle Miteinander in der Ehe. Vielleicht erinnert ihr euch noch an das Warndreieck von gestern: In der Ehe gibt es immer zwei Ebenen.
Zum einen die vertikale Beziehung, also die Beziehung des Ehepaars und jedes einzelnen Ehepartners zu Gott. Zum anderen gibt es die horizontale Ebene. Heute liegt der Schwerpunkt stärker auf dieser horizontalen Ebene.
Wie hat Gott sich das Miteinander in der Ehe vorgestellt? Dabei dürfen wir nicht denken, dass Gott damit nichts zu tun hat, wenn wir über die zwischenmenschliche Ebene sprechen.
Wie André gerade gesagt hat, befähigt er uns, einander zu lieben. Wir sind ganz und gar von ihm abhängig.
Ausgangslage und Zielsetzung des Vortrags
Ich komme heute eigentlich frisch aus einem Seelsorgegespräch hierher, bei dem eine Ehe kurz davor ist, zu zerbrechen. Solche Gespräche sind sehr traurig, denn man sieht deutlich, wie sehr die Menschen leiden, die einem gegenüber sitzen. Teilweise haben sie keine Hoffnung mehr für ihre Ehe, besonders wenn das Problem einseitig ist und der Ehepartner sie sehr schlecht behandelt.
Man möchte am liebsten ein schnelles Rezept geben: Macht das und das, dann ist alles wieder gut. Doch oft sind es Probleme, die sich über Jahre eingeschlichen haben. Es gibt nicht immer eine schnelle Lösung, auch wenn wir daran glauben, dass Gott Wunder tun kann. Darüber sprechen wir morgen – wie man Eheprobleme überwinden kann.
Heute wollen wir jedoch die positive Seite betrachten. Es ist wichtig, dass wir zuerst festhalten, wie Gott sich das Miteinander in der Ehe eigentlich gedacht hat. Ich glaube, heute Abend wird es Aussagen geben, bei denen die Ehemänner hier sitzen und denken: „Gut, André, dass du das sagst, meine Frau ist nämlich hier und hört zu, mach weiter, das soll sie hören.“ Ebenso wird es Aussagen geben, bei denen die Ehefrauen im Raum sitzen und am liebsten ihren Mann anstupsen möchten: „Hör zu, was er sagt!“
Mein Vorschlag ist jedoch, dass wir heute Abend alle mit der Haltung hier sitzen, nicht darauf zu achten, was der Ehepartner erfüllen soll, sondern zu fragen: „Herr, was willst du heute mir sagen? Was soll ich in meiner Ehe umsetzen?“ Dann spielt es keine Rolle, ob dein Ehepartner sehr kompliziert oder sehr liebenswert ist. Du kannst immer etwas aus dem Wort Gottes mitnehmen und anwenden.
Biblische Grundlagen für das Miteinander in der Ehe
Wenn wir über das liebevolle Miteinander in der Ehe sprechen, denken wir häufig an einige zentrale Bibelstellen. Eine sehr wichtige Stelle ist Epheser 5. Diese sollte eigentlich bei jeder Hochzeit gelesen werden. Außerdem denken wir vielleicht an Kolosser 3 oder an 1. Petrus 3, wo die Männer beispielsweise aufgefordert werden, verständnisvoll mit ihren Frauen zusammenzuleben. Diese Stellen sind zentrale Texte im Neuen Testament, wenn es um das liebevolle Miteinander geht.
Im Alten Testament ist vor allem das Buch Hohelied zu nennen. Es spricht stark über die zwischenmenschliche Ebene in der Ehe. Morgen Abend werden wir einen Text aus dem Buch Hohelied lesen, und auch am Donnerstagabend schauen wir uns einen weiteren Text daraus an.
Heute Abend möchte ich jedoch auch Bibelstellen betrachten, die allgemein vom Miteinander in der Gemeinde sprechen. Diese wollen wir gezielt auf die Ehe anwenden. Wenn zum Beispiel in der Gemeinde gesagt wird: „Tragt einander die Lasten“, dann gilt das doch erst recht für die Ehe. So möchte ich einige Bibelstellen, die man nicht so häufig auf die Ehe anwendet, heute bewusst in den Zusammenhang der Ehe stellen. Natürlich werde ich auch auf die Kernstellen eingehen.
Ich möchte über fünf ganz zentrale Eigenschaften sprechen, die ein liebevolles Miteinander in der Ehe ausmachen. Dabei lege ich den Schwerpunkt auf die „Einander“-Stellen.
Eine sehr zentrale Stelle über das Miteinander unter Christen insgesamt ist Johannes 13,34-35. Dort heißt es: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Diese Verse sind eigentlich das Markenzeichen eines Christen. Ich habe euch mal einen Schuh mitgebracht. Ohne dass dort „Adidas“ draufsteht, wissen wir alle, dass das ein Schuh von Adidas ist. Woran habt ihr es erkannt? An den drei Streifen, richtig? Woran erkennen wir, dass ein bestimmtes Auto ein Audi ist, auch wenn nicht „Audi“ draufsteht? An den vier Ringen, klar.
So haben viele Dinge ein Markenzeichen. Das Markenzeichen der Christen ist die Liebe. Es ist nicht eine bestimmte Frisur oder ein bestimmter Kleidungsstil. Das Markenzeichen eines Christen ist immer die Liebe.
Wenn das das Markenzeichen aller Christen ist, dann muss es auch der Kernbestand einer christlichen Ehe sein. Daran sollte man eine christliche Ehe vor allem erkennen: dass Ehemann und Ehefrau einander lieben.
Die Aufforderung zur beständigen Liebe der Ehemänner
Ich möchte jetzt auf eine sehr zentrale Stelle eingehen, in der Paulus den Männern in Epheser 5,25 sagt: „Ihr Männer, liebt eure Frauen!“ Das klingt heute so selbstverständlich, gerade auch für uns Christen.
Oft ist es so, wenn wir in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen sind und in der Gemeinde groß geworden sind, dass wir gewisse Stellen so auswendig können, dass wir ihre Tragweite gar nicht mehr richtig verstehen. Aber wisst ihr, was Paulus hier wirklich anspricht? Er schreibt diese Aufforderung in einer Zeit, in der es keineswegs selbstverständlich war, dass Männer ihre Frauen lieben sollten.
Paulus verfasst den Epheserbrief in einer Epoche, in der bei den Griechen Frauen in der Regel nur für den Haushalt und die Kinder zuständig waren. Die Männer hingegen gingen außerhalb der Ehe ihren Vergnügungen mit anderen Frauen nach. Der Begriff der ehelichen Treue existierte in der griechisch-römischen Welt so gut wie nicht.
Die Juden oder einige jüdische Gruppierungen sahen ihre Frauen als Eigentum an. Sie konnten mit ihren Frauen verfügen, wie sie wollten. Übrigens denken manche Ehemänner heute leider noch genauso.
Mitten in dieser Zeit, in der ein völlig verkehrtes Bild darüber herrschte, wie sich ein Ehemann in der Ehe zu seiner Frau verhalten soll, schreibt Paulus diese Worte: „Ihr Männer, liebt eure Frauen.“ Das war damals ein echtes Novum.
Was hier auch spannend ist: Das Wort „lieben“ hat im Griechischen eine grammatikalische Form, die eine andauernde Liebe ausdrückt. Paulus sagt mit anderen Worten: Ihr sollt eure Frauen immer lieben, beständig lieben.
Paulus fordert den Ehemann auf: Liebe deine Frau nicht nur am Abend, wenn sie die Kerzen im Schlafzimmer angezündet hat, sondern liebe sie auch am Morgen. Liebe deine Frau nicht nur, wenn sie zwanzig ist, sondern auch, wenn sie achtzig ist. Liebe deine Frau nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in schlechten Zeiten. Liebe sie nicht nur, wenn sie gesund ist, sondern auch, wenn sie krank ist. Liebe sie nicht nur, wenn sie dich liebt, sondern auch, wenn sie sich von dir abwendet. Liebe sie ohne Ende.
Das ist die Botschaft dieses Verses.
Dann setzt Paulus noch einen drauf und legt den Maßstab fest – und diese Messlatte kann nicht höher hängen. Es ist so wichtig, dass wir Männer uns das immer und immer wieder vor Augen führen: Liebt sie so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat. Er hat sein Leben für sie hingegeben.
Liebe Ehemänner, die Liebe Jesu zu seiner Gemeinde besteht nicht nur in Worten. Er hat durch sein Handeln bewiesen, dass er seine Gemeinde liebt. Seine Liebe war aufopferungsvoll. Jesus starb am Kreuz, nicht weil er von den Römern ans Kreuz genagelt wurde, sondern weil er sein Leben freiwillig für seine Gemeinde gab.
Paulus sagt, so sollten wir Männer bereit sein, unser Leben für unsere Frauen aufzuopfern. Ich denke, Paulus meint das wortwörtlich, wenn es hier heißt, wir sollten bereit sein, sie so zu lieben wie Jesus die Gemeinde. Und Jesus hat sein Leben für sie gegeben. Das bedeutet, dass wir Männer bereit sein sollten, unser Leben für unsere Frauen zu geben.
Ich nehme an, 99 Prozent der Ehemänner würden hier im Raum sagen, dazu sind sie bereit – vielleicht sogar 100 Prozent. Das klingt für uns Männer heldenhaft. Aber man kann ja nur einmal sein Leben für seine Frau geben, richtig?
Was ich glaube, was hiermit impliziert ist – und ich habe den Eindruck, dass es manchmal schwieriger ist –, ist das tägliche Sterben für das eigene Ego. Täglich zu sagen: Es geht nicht um mich, es geht darum, dass ich meine Frau liebe und sie glücklich mache.
In 1. Korinther 13 heißt es über die Liebe: „Sie sucht nicht das Ihre.“ Paulus sagt das jeden Tag, beständig, ohne aufzuhören.
Liebe Männer, da werden wir blass, oder? Wir können das nicht aus eigener Kraft einhalten. Das heißt, wir brauchen täglich Christus, um unsere Frauen so zu lieben. Und selbst dann werden wir es noch nicht vollkommen schaffen, weil wir auch noch im Fleisch leben. Aber wir brauchen ihn so sehr, um immer näher an dieses Beispiel heranzukommen.
Ich möchte dir als Ehemann heute einfach eine ganz einfache Frage stellen: Opferst du dich für deine Frau auf? Und die zweite Frage ist: Würde deine Frau behaupten, dass du dich für sie aufopferst?
Liebe Männer, ich möchte uns heute herausfordern: Wenn Christus unser Vorbild sein soll – und das ist so –, dann geht es darum, dass wir initiativ lieben. Dass wir uns um unsere Frauen kümmern und uns immer wieder die Frage stellen: Wie kann ich sie lieben?
Paul David Tripp, ein Autor, den ich sehr schätze und der sicherlich auch einigen von euch bekannt ist, sagt: Die meisten Ehen scheitern nicht am Ehebruch. Die meisten Ehen scheitern an Vernachlässigung.
Lieber Ehemann, bist du gerade dabei, deine Ehe zu vernachlässigen? Wann hast du das letzte Mal darüber nachgedacht, wie du deiner Frau deine Liebe ganz praktisch zeigen kannst? Nicht nur in Worten, vielleicht auch nicht nur mit Blumen – das sind die einfacheren Wege, zwanzig Euro für einen Strauß auszugeben –, sondern indem du dich wirklich in sie hineinversetzt.
Ich habe vor einiger Zeit ein Buch von einem Mann gelesen, der CJ Mahaney heißt. Bei diesem Mann hatte ich den Eindruck, dass er verstanden hat, was es bedeutet, seine Frau zu lieben. Jede Woche, am Sonntagabend, setzt er sich noch einmal irgendwo ins Café und macht sich ausführlich Gedanken über die kommende Woche seiner Frau.
Er fragt sich: Was steht bei meiner Frau nächste Woche an? Wo könnte sie meine Hilfe gebrauchen? Wie kann ich meiner Frau ein Segen sein? Wo können wir gemeinsam essen gehen? Wer kann in der Zeit auf die Kinder aufpassen?
Ich muss euch ehrlich sagen: Ich bin weiter entfernt von diesem Beispiel, als ihr denkt. Aber ich will es mir immer wieder vornehmen. Manchmal schaffe ich es, mir diese Gedanken zu machen, aber ich will darin wachsen.
Das bedeutet es praktisch, seine Frau zu lieben.
Die Aufforderung an die Ehefrauen zur Liebe und das Vorbild in Sprüche 31
Jetzt stellt sich die Frage: Gibt es eine Stelle in der Bibel, die auch die Ehefrauen auffordert, ihre Ehemänner zu lieben?
In Epheser 5 heißt es ja: „Ihr Männer, liebt eure Frauen“, und von den Frauen wird gesagt: „Unterordnet euch euren Männern.“ Dazu kommen wir gleich noch. Aber gibt es eine Stelle, in der es explizit heißt, dass die Frauen ihre Männer lieben sollen? Ja, die gibt es: Titus 2. Diese Stelle wollen wir an dieser Stelle auch einmal lesen.
In Titus 2 spricht Paulus die älteren Frauen an. Sie sollen die jüngeren Frauen unterweisen, damit diese ihre Männer und ihre Kinder lieben. Es kann schwerfallen, den Ehemann zu lieben, oder? Es gibt Zeiten, da liebt man ihn, und es gibt Zeiten, da muss man ihn lieben. Wenn wir ehrlich sind, machen wir es unseren Frauen leider nicht immer leicht.
Umso wichtiger ist es, wenn man in der Gemeinde mit älteren Frauen sprechen kann, die schon länger verheiratet sind. Ich möchte euch als ältere Frauen – wie alt ihr auch immer seid, aber besonders euch, die ihr vielleicht schon mehr als zehn Jahre verheiratet seid – ermutigen, euch bewusst in die jüngeren Schwestern in der Gemeinde zu investieren. Teilt eure Eheerfahrungen mit ihnen und helft ihnen, ihre Männer zu lieben.
In der Bibel gibt es ein großes Vorbild einer Frau, die zeigt, was es bedeutet, ihren Mann zu lieben. Es gibt mehrere Vorbilder, aber ein besonders großes ist die Frau, die in Sprüche 31 geschildert wird. Von ihr heißt es: „Sie erweist ihrem Mann Gutes und nichts Böses alle Tage ihres Lebens.“
Was für ein wunderbarer Charakterzug dieser Frau! Sie stellt sich ständig die Frage: „Geht es meinem Mann gut?“ und „Was kann ich meinem Mann Gutes tun?“ Wie kann ich ihm meine Liebe zeigen? Diese Frau, die in Sprüche 31 beschrieben wird, ist absolut dem Wohlergehen ihres Mannes hingegeben.
So kann es aussehen, einander in der Ehe zu lieben.
Dienstbereitschaft als Ausdruck der Liebe in der Ehe
Ich komme zum zweiten von fünf Punkten zu diesem Thema. In der Ehe sollte man auch bereit sein, einander zu dienen. Die Bibel spricht immer wieder darüber.
Zum einen sehen wir das schon in der Bestimmung der Ehefrau: Sie soll eine Gehilfin für ihren Ehemann sein. Das heißt, sie soll ihm dienen und ihm helfen. In 1. Mose 2,18 heißt es: „Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.“
Einige Frauen in der emanzipierten Welt, in der wir leben, verstehen unter „Gehilfin“ eine Herabstufung. Aber wisst ihr was? Das Wort, das hier im Hebräischen für „Hilfe“ verwendet wird, ist das Wort „Esa“. Dieses Wort verwendet Gott in den Psalmen auch für sich selbst. Gott sagt: „Ich bin dein Helfer.“ Wenn hier also ein Wort für eine Frau verwendet wird, das Gott sogar selbst auf sich anwendet, dann ist das keine Herabstufung der Ehefrau.
Sie kann Gottes Wesen widerspiegeln. Gott ist ein Helfer, und Gott setzt die Ehefrau ein, um Helfer zu sein. Das ist etwas Wunderbares.
Hier kommt auch das ganze Konzept von Unterordnung ins Spiel, denn Unterordnung hat genau mit dieser Haltung zu tun. Mein Mann hat die Verantwortung, und ich will ihn unterstützen, ich will ihm dienen. Unterordnung hat nichts mit Unterdrückung zu tun.
Ich stelle zunehmend fest, dass viele Männer das falsch verstehen. Ich habe erst kürzlich eine Sprachnachricht von einer verzweifelten Ehefrau bekommen. Sie hat mir die Nachricht weitergeleitet, die ihr Mann ihr geschrieben hat, damit ich verstehe, wie ihr Mann „tickt“. Er hat sie aufgefordert: „Ich bin dein Haupt, unterordne dich jetzt, ich liebe dich doch.“
Ich höre mir die Sprachnachricht an und sage: Nein, nein, nein. Dieser Mann hat nicht verstanden, was Hauptsein bedeutet, und er hat nicht verstanden, was Unterordnung bedeutet. Unterordnung hat nichts mit Unterdrückung zu tun. Unterordnung heißt nicht, dass ich dir jetzt befehle, wohin du gehen sollst und was du zu tun hast. Das hat nichts mit Unterordnung zu tun.
In 1. Petrus 3 heißt es, dass die Männer mit den Frauen verständnisvoll umgehen sollen, „als mit dem schwächeren Gefäß“. Das hat nichts mit Unterdrückung zu tun. Vielmehr soll die Frau wie eine kostbare Ming-Vase behandelt werden.
Unterordnung hat auch nichts mit Minderwertigkeit zu tun. Gott sagt, Mann und Frau sind beide nach dem Ebenbild Gottes geschaffen worden, beide sind gleichwertig vor Gott. Das sehen wir besonders im Leben von Jesus, wie er mit Frauen umgegangen ist. So ein wunderbares Vorbild!
In einer Welt, in der Männer Frauen gemieden haben, setzt er sich zu der Frau am Brunnen. Die Jünger wundern sich, dass er mit einer Frau redet. Jesus zeigt volle Wertschätzung für Frauen in seinem Leben.
Letztendlich bedeutet Unterordnung, die Autorität des Mannes anzuerkennen. Und das ist Gottes Entscheidung. Es liegt nicht daran, dass der Mann besonders toll ist, weshalb sich die Frau ihm unterordnen soll, sondern weil Gott es so bestimmt hat. Einer muss die Verantwortung haben, und Gott hat entschieden, dass der Mann diese Verantwortung übernehmen soll.
Und letztendlich ist es eigentlich das, was sich jede Frau wünscht: eine Schulter, an die sie sich anlehnen kann, damit sie nicht die ganze Last der Verantwortung selbst tragen muss.
Das Thema Passivität der Ehemänner ist morgen dran. Viele Frauen leiden sehr darunter, dass der Mann nicht leidet und sie die ganze Verantwortung für die Kinder auf ihren Schultern spüren – Schultern, die nie dafür gemacht wurden, die ganze Last der Verantwortung allein zu tragen.
In diesem Zusammenhang ist das Konzept der Unterordnung eigentlich ein befreiendes Konzept.
Der Feminismus hasst Frauen. Gott liebt Frauen, und deswegen hat er es so eingeführt. Das, wonach sich eine Frau sehnt, ist eine starke Schulter und die Möglichkeit, sich bewusst in die zweite Reihe stellen zu können. Der Mann hat die Verantwortung, das zu akzeptieren, aber die Frau soll den Mann gerne dabei unterstützen.
Das bedeutet, einander zu dienen – wenn es um die Ehefrau geht.
Jetzt stellt sich die Frage: Soll der Mann auch seiner Frau dienen? Einige Männer denken: Nein, Gehilfin ist sie doch. Aber es muss immer in beide Richtungen gehen. Und da ist Jesus unser bestes Vorbild.
Er kam nicht, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Haben wir diese Haltung, wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen? Wir kommen nicht nach Hause, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Wir haben auf der Arbeit gedient, und jetzt kommen wir nach Hause und dienen weiter, anstatt uns hinzusetzen und bedient werden zu wollen.
Jesus kam nicht, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Und das mindert kein bisschen die Autorität, die Gott einem Ehemann gegeben hat.
Einer der besten Verse, die das unterstreichen, ist die Fußwaschung – Jesus als dienender Leiter. In Johannes 13,1-5 heißt es:
„Vor dem Passafest aber, als Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, aus dieser Welt zu dem Vater hinzugehen, da er die Seinen, die in der Welt waren, geliebt hatte, liebte er sie bis ans Ende. Und bei dem Abendessen, als der Teufel schon dem Judas, Simons Sohn, dem Ischariot, es ins Herz gegeben hatte, dass er ihn überlieferte, steht Jesus auf – und ich liebe den Satz, der jetzt kommt – im Bewusstsein, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben hat und dass er von dem Vater ausgegangen war und zu Gott hingehe.
Das heißt, Jesus ist sich bewusst: Ich habe alle Macht im Himmel und auf Erden. Der Vater hat mir alles gegeben, das ist pure Autorität; er hat die Macht. Und in diesem Bewusstsein, Vers 5, gießt er Wasser in das Waschbecken und beginnt, die Füße der Jünger zu waschen und mit dem leinernen Tuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.“
Jesus als Vorbild für dienende Leiterschaft in der Ehe
Echtes Mannsein muss sich immer von Jesus Christus ableiten. Wir haben unterschiedliche Bilder davon, was es bedeutet, Mann zu sein. Je nachdem, wie viele Hollywoodfilme wir gesehen haben, sieht unser Bild von einem echten Mann so oder so aus. „Das ist ein echter Mann.“
Aber, liebe Leute, um zu wissen, wie Gott sich Mannsein vorstellt – also pure Maskulinität –, finden wir das bei Jesus. Das ist Mannsein hundert Prozent in reiner Form. Das ist der Mann, wie Gott sich Mannsein vorstellt.
Jesus ist der, der weiß: „Ich bin der Leiter, ich habe die Autorität“, und der sich zugleich beugt und die Füße seiner Jünger wäscht. Liebe Männer, wir sollten unseren Frauen dienen. Wir sollten nach Hause kommen und nicht den Macho spielen oder sagen: „Ich will bedient werden.“ Stattdessen sollten wir die Schürze umlegen und dienen, damit die Frau sehen kann: Das ähnelt Jesus.
Wenn ich meinen Mann sehe, werde ich immer wieder an Jesus erinnert. Wenn das Kind nachts zum dritten Mal schreit und es nicht gerade darum geht, dass es gestillt wird, können wir Männer nicht viel helfen. Aber wenn es um etwas anderes geht: Warum stehen wir nicht auf? Warum wollen wir immer durchschlafen? Die Frau steht fünfmal, sechsmal, siebenmal auf.
Mitten in der Nacht können wir Jesus repräsentieren und sagen: „Ich diene, ich helfe mit, ich klinge mich ein in die Kindererziehung.“ Ich möchte uns Männer ermutigen, dass wir uns neu die Frage stellen: Wie können wir unseren Frauen dienen und damit immer mehr Jesus widerspiegeln?
Lasten miteinander tragen als Ausdruck gegenseitiger Unterstützung
Eine besondere Form des Dienstes ist der nächste Punkt: einander in der Ehe zu helfen, die Lasten zu tragen. In Galater 6, Vers 2 heißt es: „Helft einander, eure Lasten zu tragen.“
Wie gesagt, dieser Vers bezieht sich nicht speziell auf die Ehe, sondern auf die Gemeinde. Doch wenn wir in der Gemeinde einander die Lasten tragen sollen, dann gilt das umso mehr oder erst recht in der Ehe. Dort muss es beginnen.
Lasten sind eine Realität in unserem Leben, das setzt der Text völlig voraus. Jeder Christ hat in seinem Leben Lasten zu tragen. Vielleicht trägst du gerade sehr schwere Lasten, und es können ganz unterschiedliche Lasten sein. Es gibt Lasten, die wir einige Jahre lang tragen, und solche, die wir unser halbes Leben mit uns herumtragen. Unterschiedliche Lasten.
Was können das für Lasten sein? Einmal denke ich, dass es hier Sünde sein kann – die Sünde des Ehepartners. Warum sage ich das? Denn in Galater 6, Vers 1, im unmittelbaren Zusammenhang, sagt Paulus: „Geschwister, wenn sich jemand zu einem Fehltritt verleiten lässt, sollt ihr, die ihr euch vom Geist Gottes führen lasst, ihm voll Nachsicht wieder zurechthelfen. Dabei muss aber jeder von euch auf sich selbst Acht geben, damit ihr nicht in Versuchung geratet.“
Und dann sagt er in Vers 2: „Helft einander, die Lasten zu tragen.“ Deswegen denke ich, dass das hier auf jeden Fall ein Punkt ist: Hilf deinem Ehepartner, mit der Sünde in seinem Leben fertig zu werden und sie mit Gottes Hilfe zu besiegen.
Das ist auch das Thema des zweiten Vortrags „Die Ehe als Gottes Werkraum“. Dort sprechen wir über Heiligung und wie Gott dich als Ehepartner gebrauchen möchte, um deinen Ehepartner zur Heiligung zu führen. Hier ist das schon ein Punkt.
Ich möchte natürlich auch aus praktischen Gründen sagen: Es empfiehlt sich nicht immer, der Seelsorger Nummer eins für seinen Ehepartner zu sein. Es kann manchmal sehr belastend sein, wenn der Ehepartner dauerhaft zum Seelsorger wird.
Manchmal ist es gut, wenn eine Frau mit einer anderen Frau Seelsorge macht, nicht mit ihrem Ehemann, weil Frauen einander besser verstehen können. Nicht jedes Detail ist man vielleicht so frei, sofort seinem Ehepartner zu sagen. Vielleicht muss man einiges erst einmal mit einem Seelsorger abwägen: Ist es gut, wenn ich das in dieser Detailliertheit meinem Ehepartner alles sage?
Aber grundsätzlich möchte Gott dich gebrauchen. Wenn dein Ehepartner mit Sünden zu kämpfen hat, möchte er dich gebrauchen, um diese Last in seinem Leben mitzutragen und ihm zu helfen, die Sünde zu besiegen – vor allen Dingen im Gebet.
Und ich glaube, diese Offenheit brauchen wir in der Ehe: dass wir voneinander wissen, welche Kämpfe wir mit Sünde zu führen haben. Ich sage meiner Frau immer wieder, was meine Kämpfe sind. „Bitte bete in diesem Bereich für mich und in jenem Bereich“, weil ich ihr das sagen kann und sie für mich betet.
Das ist genau die Aufforderung: Helft einander, die Lasten zu tragen. Das beinhaltet die Sünde.
Aber es ist nicht nur auf Sünde zu beschränken. Es gibt Lasten, die ganz anderer Natur sein können. Krankheit kann eine Last sein. Da verspricht man sich vor dem Traualtar: „Wir wollen in Gesundheit und in Krankheit einander lieben.“ Und dann kann es sein, dass die Krankheit irgendwann kommt.
Mein Opa ist vor einigen Jahren nach langjährigem Krebsleiden gestorben. Was mich so fasziniert hat, ist, wie meine Oma, eigentlich im hohen Alter und auch sehr gebrechlich, ihn bis zum Schluss selbst gepflegt hat. Sie wollte nicht einfach schnell einen Pflegedienst holen. Sie war ausgebildete Krankenschwester, das muss man natürlich dazu sagen, und hat ganz bewusst gesagt: „Es ist mein Mann, und ich kann ihn mit Liebe pflegen, die keiner sonst für ihn hat. Das übernehme ich.“
Vielleicht kommt das irgendwann auf eure Ehe zu, dass der eine krank wird. Dann heißt es: Lasten tragen. Genau das beinhaltet Eheleben, dieses liebevolle Miteinander: Wir tragen die Lasten. Das kann Krankheit sein.
Ich war vor einiger Zeit auf einer Konferenz in Amerika, einer Pastorenkonferenz. Das ganze Thema der Konferenz war, dass wir irdene Gefäße sind, dass wir zerbrechlich sind. Dementsprechend war das eigentlich der größte Segen an dieser Konferenz: Jeder Pastor hat von seinen Schwächen erzählt. Es war gut zu hören, welche Kämpfe die anderen haben.
Und immer waren die nächsten Prediger da. Es waren ganz viele Predigten, und die Prediger saßen in der ersten Reihe. Ich dachte schon: „Moment, der nächste Prediger steht hier auf dem Plan, aber da sitzt keiner vorne.“ Dann kam er hereingefahren, mit dem Rollstuhl, gelähmt bis hierhin, ein junger Mann Mitte vierzig.
Er erzählte von einem Unfall im Hotel. Er war unterwegs, ein erfolgreicher Pastor, der vielen Gemeinden gedient hatte. Er stand nachts im Hotel auf, ihm wurde schwindelig, er fiel, brach sich einen Wirbel und lag im Hotelzimmer. Er erstickte fast im Teppich, weil er sich nicht bewegen konnte. Seitdem ist er querschnittsgelähmt.
Was mich so fasziniert hat, ist, dass er sagte: „Meine Frau hat jetzt einen absoluten Pflegefall zu Hause. Und sie hat mir noch nie auch nur annähernd zu verstehen gegeben, dass ich eine Last für sie bin. Sie macht es gerne.“
Wir wissen alle nicht, was in unseren Ehen passieren wird, wie lange wir gesund bleiben oder ob nicht einer irgendwann im Rollstuhl landen muss. Wir wollen es nicht hoffen und müssen nicht immer mit dem Schlimmsten rechnen. Aber sind wir wirklich bereit, einander Lasten zu tragen, auch wenn sie da sind? Ohne zu meckern, ohne dem Ehepartner zu zeigen: „Du bist eine Last für mich.“
Psychische Probleme können ebenfalls eine Last sein. Wenn der Ehepartner an Depressionen leidet – ein schweres Leiden –, braucht es oft die ständige Ermutigung der Ehefrau oder des Ehemannes. Das kann eine große Last sein.
Leider nehme ich zunehmend wahr, dass junge Leute bereit sind, in solchen Situationen den Ausweg in der Scheidung zu suchen. Ich habe den Eindruck, wir haben vergessen, was es bedeutet, auch in schlechten Zeiten einander treu zu sein. Aber genau darum geht es, wenn es darum geht, einander die Lasten zu tragen.
Anforderungen des Alltags können eine Last sein, zum Beispiel im Beruf. Der Ehemann hat eine neue Arbeitsstelle. Liebe Frauen hier im Raum, der berufliche Druck für einen Mann ist nicht zu unterschätzen.
Ich hatte Männer in meinem Büro, starke Männer, würde man meinen, die mir gesagt haben: „Wir können nachts nicht schlafen.“ Männer, die weinen, weil der Druck auf der Arbeit so heftig ist. Wenn dein Mann dir von den beruflichen Herausforderungen erzählt, nimm es bitte ernst.
Denn der Mann verspürt die Last, für die Familie und die Kinder zu sorgen. Das möchte er. Oft haben Männer Ängste, wenn es wirtschaftlich schlecht läuft oder das Unternehmen Umstrukturierungsmaßnahmen ergreifen will. „Ist meine Stelle noch sicher?“
Genau da braucht es dich als Ehefrau, die du die Last mit ihm trägst und für ihn betest.
Auf der anderen Seite sind Haushalt und Kindererziehung ebenfalls eine Last. Wir unterschätzen häufig, was junge Mütter alles leisten und wie schwer es ist, mit drei kleinen Kindern fertigzuwerden, die sich auch noch im sogenannten Trotzalter befinden.
Das ist nicht einfach. Man lächelt schnell darüber, wenn man selbst aus der Zeit raus ist. Aber es ist nicht einfach.
Wie gut ist es da, wenn wir Männer uns Gedanken machen, wie wir die Lasten mittragen können. Es kann ganz praktisch sein: „Schatz, heute Nachmittag nehme ich die Kinder. Du kannst entweder einen langen Mittagsschlaf machen oder du gehst mit deiner Bibel in den Wald und hast einfach Zeit für dich. Ich kümmere mich um die Kinder.“
Oder: „Du kannst mal am Wochenende mit einer guten Freundin wegfahren, und ich habe die Kinder übers Wochenende.“ Das ist übrigens eine sehr gute Erfahrung für Männer. Ich hatte unsere Kinder mal drei oder vier Tage am Stück, habe sie für die Schule fertiggemacht und nicht mal Wäsche gewaschen. Das kommt ja bei einer Frau auch noch alles dazu.
Ich dachte: „Oha, was macht meine Frau alles?“ Das kann eine sehr, sehr heilsame Erfahrung sein.
Auch darin sollten wir einander dienen und Lasten tragen – im Alltag.
Vergebung als Grundlage für ein liebevolles Miteinander
Ein weiteres Merkmal eines liebevollen Miteinanders in der Ehe ist, einander zu vergeben. In 1. Korinther 13,5 heißt es: Die Liebe rechnet das Böse nicht an. Im Kolosserbrief steht, dass wir einander vergeben sollen, wie Christus uns vergeben hat.
Manchmal hat man den Eindruck, es gibt Ehepartner, die mit kleinen, unsichtbaren Körbchen durchs Leben und durch die Ehe gehen. In diese Körbchen packen sie alles, was der Ehepartner falsch macht. Sie sagen dazu nichts, packen es ganz still und leise hinein, haben diese Körbchen aber immer dabei. Irgendwann kommt es dann zur Eskalation, und plötzlich wird alles auf den Tisch gelegt.
Solche Situationen kennt man vielleicht: Plötzlich wird man historisch – nicht hysterisch, sondern historisch. Man holt alte Dinge aus der Vergangenheit ans Licht. Das ist nicht das, was die Liebe tut. Die Liebe vergibt. Die Liebe vergibt völlig.
Wichtig ist hier zu verstehen: Vergebung ist eine Entscheidung, kein Gefühl. Ich habe einmal mit einer Frau gesprochen, deren Mann in Köln ermordet wurde. Für mich war es sehr beeindruckend, als sie sagte: „Ich habe dem Mörder vom Kopf her vergeben, gefühlsmäßig noch nicht. Ich würde auch noch nicht einen Kaffee mit ihm trinken. Aber vom Kopf her habe ich die Entscheidung getroffen, ich werde vergeben.“ Und genau das ist Vergebung.
Vergebung bedeutet, die Entscheidung zu treffen. Die Gefühle können wir nicht beeinflussen; sie kommen und gehen. Aber viel entscheidender ist: Ich treffe die Entscheidung, ich werde vergeben.
Vergeben bedeutet nicht vergessen. Das ist ein weit verbreiteter Irrtum: „Vergeben und vergessen.“ Wie kann eine Person vergessen, wenn sie körperlich Wunden erlitten hat, die Narben hinterlassen? Jedes Mal beim Duschen wird sie daran erinnert. Sie kann nicht vergessen.
Gott vergisst übrigens auch nicht, denn vergessen ist immer etwas Negatives. Wenn ich einen Termin vergesse, ist das etwas Passives. In der Bibel heißt es nirgends, dass Gott vergisst. Dort steht, dass Gott sich entscheidet, nicht mehr an die Sünde zu denken. Das ist viel, viel stärker als nur vergessen.
Deshalb geht es gar nicht ums Vergessen. Es geht darum, dass du eine Entscheidung triffst: Die Sünde werde ich dir nie wieder vorwerfen, und ich will nicht mehr daran denken.
Vergebung ist letztendlich ein vierfaches Versprechen – und das ist wichtig. Vergebung ist eine Entscheidung und ein vierfaches Versprechen, das du deinem Ehepartner gibst:
Erstens: Ich werde an diese Sache nicht mehr denken – mit Gottes Hilfe.
Zweitens: Ich werde dir diese Sache nicht mehr vorhalten und sie nicht gegen dich verwenden.
Das ist ein starkes Versprechen. Denn bei Konflikten in der Ehe sucht man manchmal nach Pulver, nach Munition, um gegen den anderen zu feuern. Häufig machen Paare den Fehler, etwas aus der Vergangenheit auszupacken, das längst geklärt wurde.
Mit der Vergebung sagen wir: Ich vergebe dir und verspreche, diese Sache nie wieder gegen dich zu verwenden. Das ist Vergebung.
Drittens: Vergebung bedeutet, ich werde anderen nichts davon sagen.
Viertens: Ich werde nicht zulassen, dass dies zwischen uns oder unserer Beziehung steht beziehungsweise unsere Beziehung schädigt.
Viele von euch kennen sicherlich Billy und Ruth Graham. Billy Graham, der bekannte Evangelist, hatte eine vorbildliche Ehe. Viele amerikanische Prediger hatten Skandale und mussten irgendwann aufhören – wegen Frauengeschichten, Geld oder Macht. Billy Graham war, soweit wir wissen, nicht so.
Er wurde irgendwann gefragt, beziehungsweise auch seine Frau, was das Geheimnis einer glücklichen Ehe sei. Sie antwortete: „Eine glückliche Ehe ist die Vereinigung von zwei Personen, die gut vergeben können.“ Und ich glaube, dieser Satz ist wahr.
Ich möchte heute ermutigen, wenn dein Ehepartner dir Dinge bekannt hat, die ihm leidtun, wenn dein Ehepartner dir Sünden in seinem Leben bekennt, ihm wirklich zu vergeben. Denn genau das macht eine Ehe aus, in der Christus das Sagen hat.
Wenn wir uns immer wieder vergegenwärtigen, wie viel der Herr uns vergeben hat, sollten wir bereit sein, einander gerne zu vergeben. Manchmal braucht es Zeit, manchmal Seelsorge, aber diese Entscheidung sollten wir treffen.
Romantik als Folge eines liebevollen Miteinanders
Ich komme zu einem letzten Punkt, der das liebevolle Miteinander in der Ehe ausmacht: besondere Zeiten zu zweit. Über das Thema Sexualität und auch Romantik werden wir am Donnerstag ausführlicher sprechen. Hier möchte ich es nur kurz anreißen.
Natürlich hat Romantik einen gewissen Stellenwert in jeder Ehe. Das sehen wir auch im Buch Hohelied. Einen Vers, über den ich übrigens hier in der Gemeinde einmal gepredigt habe – und zwar auf der Hochzeit von Waldemar Michel –, finden wir in Hohelied 2,10: „Mein Geliebter erhebt seine Stimme und spricht zu mir: Mach dich auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm!“
Im Buch Hohelied wird wahrscheinlich die Hochzeitsnacht geschildert. In Hohelied 7,11-14 heißt es:
„Ich gehöre meinem Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.
Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen,
wir wollen unter den Hennersträuchern die Nacht verbringen.
Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen,
wollen sehen, ob der Weinstock treibt, die Weinblüte aufgegangen ist,
ob die Granatäpfelbäume blühen. Dort will ich dir meine Liebe schenken.
Die Liebesäpfel geben ihren Duft,
und an unserer Tür sind allerlei köstliche Früchte, frische und alte,
die ich, mein Geliebter, aufbewahrt habe.“
Ich möchte damit deutlich machen: Die Bibel spricht viel über Romantik in der Ehe. Aber ich hatte lange Zeit einen Denkfehler in meiner Ehe. Ich dachte, Romantik sei das Ziel. Doch Romantik ist nie das Ziel – sie ist immer ein Effekt.
Romantik ist nicht das Ziel, auf das wir hinsteuern müssen. Romantik ist ein Teilbereich der Ehe. Aber eigentlich ist Romantik die logische Konsequenz, wenn wir die vier anderen Dinge berücksichtigen: wenn wir einander lieben, wenn wir einander dienen, wenn wir Lasten tragen und wenn wir einander vergeben. Dann ist Romantik die Folge.
Viele Paare – und ich denke eher junge Paare – glauben, Romantik hänge von äußeren Umständen ab. Sie denken, Romantik hänge von Kerzen ab, von einem Candlelight-Dinner. Aber was nützt das schönste Hotel mit Candlelight-Dinner, wenn du Bitterkeit im Herzen hast und nicht vergibst? Der Abend wird nicht romantisch, höchstens der Rahmen ist romantisch.
Versteht ihr, was ich meine? Romantik ist nie das Ziel, sondern immer der Effekt, der entsteht, wenn diese Dinge gelebt werden. Dann ist Romantik die Folge.
John Piper, einen Autor, den ich relativ schätze, wurde einmal zu einer Frage im Bereich der körperlichen Liebe gefragt, wie ein Ehepaar besondere Zeiten erleben kann. Er sagte: „Liebe Männer, konzentriert 99 Prozent eurer Liebe außerhalb des Schlafzimmers, dann werden die 1 Prozent im Schlafzimmer sehr besonders sein.“
Das ist genau das, was ich aussagen möchte: Besondere Zeiten zu zweit sind immer die logische Folge, wenn man die anderen Dinge lebt. Man muss sich gar nicht so sehr um Romantik bemühen. Sie wird da sein, egal ob der Rahmen schön ist oder nicht.
Wenn man einander Lasten trägt, wenn man einander dient, wenn man einander feurig liebt, dann kann es ein einfacher Spaziergang um den See sein – und dieser ist voller Romantik, weil man so eng miteinander verbunden ist.
Meine Erfahrung ist: Je mehr man als Ehepaar durch Tiefen gegangen ist, durch schwere Zeiten, und gemeinsam gestärkt wurde, je näher man beim Herrn ist, desto schöner werden diese Zeiten zu zweit.
Wenn es die Frau ist, mit der du Kinder großgezogen hast, mit der du durch Tiefen gegangen bist, mit der du ständig auf den Knien warst, und diese Frau geht an deiner Seite, wenn du um den See gehst – das ist besondere Romantik. Das ist ganz besondere Romantik, weil es der Partner ist, mit dem du dein ganzes Leben teilst.
Lasst uns keine Abkürzungen suchen, keine billigen Abkürzungen, die die Welt uns vielleicht vorgibt. Romantik beginnt in selbstloser Liebe, Romantik beginnt im Dienen.
Morgens früh der Frau schon beim Abwasch helfen – mein Vater war mir so ein Vorbild. Er hat meiner Mutter so gedient. Ich kann sagen: Alle Väter, ihr setzt solche Zeichen für eure Söhne. Ich bin so dankbar für meinen Vater, den ich hatte. Ich habe ihn beobachtet.
Mein Vater war kein Mann vieler Worte, er ist ein sehr stiller Mensch, aber er war derjenige, der ständig meine Mutter gelobt hat für das gute Essen, der meine Mutter vor uns Kindern umarmt hat, der meiner Mutter immer beim Abwasch geholfen hat. Wir hatten eine Zeit lang keine Spülmaschine, und mein Vater stand immer da und hat den Abwasch mitgemacht. Das prägt sich ein: Mein Vater war ein Diener.
Und die Romantik ist die Folge, wenn man einander dient, wenn man füreinander da ist.
So möchte ich für unsere Ehen beten, dass wir vor allem die ersten vier Dinge leben: einander lieben, einander dienen, einander Lasten tragen, einander vergeben. Dann wird Romantik in der Ehe die logische Folge sein.
Lasst uns aufstehen, und ich möchte für uns beten.