Dankbarkeit für die Gegenwart Jesu und das Leben mit allen Facetten
Herr Jesus Christus, ich danke dir von Herzen für das großartige Vorrecht, dass wir hier sein dürfen. Ich danke dir auch dafür, dass du jetzt in jedes Herz, in jedes Leben hineinschaust. Ich danke dir, dass du uns alle kennst, verstehst und liebst.
Herr Jesus, ich möchte bewusst nicht beten, dass wir von unserem Alltag abschalten können. Ich möchte nicht beten, dass wir jetzt vergessen, was wir mitgebracht haben und was uns bewegt. Denn wir wollen jetzt nicht in den christlichen Modus umschalten und all die Dinge verdrängen. Stattdessen wollen wir mit all dem, was uns ausmacht, was uns umtreibt und womit wir auch hierher gekommen sind, zu dir kommen.
Wir möchten dich bitten, dass unser ganzes Leben in diesen Tagen neu mit dir in Berührung kommt. Dass du das, was uns wirklich beschäftigt, in einem neuen Licht erscheinen lässt. Dass wir lernen, dir darin neu zu vertrauen. Dass wir genau an den Stellen, die uns oft banal und unwesentlich erscheinen oder von denen wir denken, sie seien für dich unwesentlich, dich erleben.
Ich möchte dich bitten, Herr Jesus, dass du in diesen Tagen zu uns sprichst. Wir brauchen das, wir leben davon. Ich danke dir, dass du uns das schenken willst, weil du die Gemeinschaft mit uns suchst und weil du selbst daran Freude hast.
Ich möchte dich bitten, dass wir uns auf deine Gedanken über unser Leben einlassen können. Ich bitte dich auch, dass du uns hilfst, uns aufeinander einzulassen. Schenke uns einen offenen Blick, ein offenes Ohr und ein offenes Herz für die anderen. Für das, was der andere an Fragen hat und was ihn umtreibt.
So möchte ich dich wirklich bitten, dass wir hier richtig gute Tage miteinander verbringen. Tage, die von deiner Gegenwart geprägt sind. Danke, Herr Jesus, dass wir bei dir zu Menschen werden. Zu solchen, die nach oben gewandt sind, zu Menschen Gottes.
Ich freue mich darauf, denn wir wissen: Du weißt, wovon du sprichst. Du warst selbst Mensch, hast das Menschsein mit seinen Höhen und Tiefen durchlebt. Du hast es genossen, aber vor allem auch gelitten wie kein anderer.
Ich danke dir, dass du weißt, wovon du sprichst. Darum wollen wir auf dich hören. Amen.
Persönliche Begrüßung und erste Eindrücke
Mir ist immer so ein Pult, an das ich mich anlehnen kann. Dort stehe ich gerne, das gehört für mich dazu. Letzte Woche habe ich gehört, wie wir verschiedene Leute anbeten. Es kommt natürlich darauf an, welcher Konfession man angehört. Meistens stehen die Männer einfach so da, und wenn es gut ist, wackeln sie ein bisschen. Wenn es sehr gut ist, flattern sie sogar ein wenig mit den Händen. Das ist schon so.
Bei manchen erkennt man, dass sie sozusagen einen „Flat Screen“ tragen. Dann stehen sie einfach da. Wenn es weitergeht, ist es ein „Oversize Flat Screen“. Dann fangen sie an zu zeigen: „Das ist so groß wie mein Fisch.“ Und dann hält man das Baby hoch. Und dann geht es bis zum „Lion King“. So läuft das ab. Ich bin noch nie über Stufe zwei hinausgekommen, aber das ist okay. Jeder hat eben seine Art, und jeder soll das genießen, wie er es gerne tut. Das finde ich super.
Zuerst einmal möchte ich euch allen einfach einen guten Abend wünschen, ganz offiziell auch von meiner Seite. Es ist schön, bei euch zu sein. Ich bin jetzt zum dritten Mal hier. Ich habe nachgeschaut, weil ich es nicht mehr genau wusste. Vor drei Jahren war ich schon einmal hier, und das war dasselbe, wie man mir gesagt hat. War damals jemand von euch dabei? Warum seid ihr wieder da? Das ist ermutigend, schön.
Wer von euch ist zum ersten Mal überhaupt auf der Lahrhöhe? Ja, ganz schön viele, super! Wie gesagt, ich bin zum dritten Mal hier und immer gerne da. Ich habe Andreas Schäfer ein bisschen kennengelernt und die Leute hier. Ich finde den Ort sehr schön, und die Plattform hier finde ich super für das, was hier gemacht wird.
Ich weiß, in den letzten zwei Jahren war Hans-Joachim Eckstein hier, für die, die dabei waren. Er ist ein lieber Freund von mir. Wenn ich mich irgendwo nicht auskenne, dann rufe ich den Iman, und der hilft mir dann. Ich kenne mich bei vielen Dingen nicht aus, aber es ist gut, dass es klügere Leute als mich gibt, die mir helfen können.
Gestern war ich in Lüdenscheid, das liegt da oben im Norden irgendwo. Dort liegt ziemlich viel Schnee, und es ist kalt. Ich war so froh, dass es heute hier so warm und schön ist. Es war nett, am Nachmittag laufen zu gehen, denn bei uns zuhause liegt ziemlich viel Schnee. In unserem Garten liegt sechs Monate lang Schnee. Ich genieße es sehr, mal keinen Schnee zu sehen, so sehr ich ihn auch liebe. Aber die Frühlingsgefühle sind schon etwas Schönes, wenn die Sonne wieder warm wird. Ah, das ist traumhaft.
Heute war ich laufen. Es war so schön, da waren zwei Hirten mit sicher 300 Schafen oder 402 Schäferhunden. Es war schön, ihnen zuzuschauen, so idyllisch. Ich wusste gar nicht, dass das in Deutschland überhaupt noch gemacht wird. Sie haben die Tiere von Ort zu Ort getrieben. Aber es war wirklich keine schöne Gegend.
Persönliche Lebensgeschichte und Glaubensweg
Ich sollte heute etwas von meinem Leben erzählen. Man kann das auch Zeugnis nennen, so kann man es einfach ausdrücken, aber das klingt langweilig. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mein Zeugnis nicht immer gerne gebe. Zum einen, weil ich mir oft denke: Wen interessiert das schon? Ich habe ja kein besonderes Leben, das kann ja jeder haben. Entweder ist jedes Leben besonders oder keines.
Was ich auch feststelle bei Zeugnissen – bei meinen eigenen wie bei anderen, die ich öfter höre – ist, dass die Zeugnisse über die Jahre immer imposanter werden. Meine Frau fragt dann manchmal: War das damals wirklich so dramatisch? Da sage ich, ich weiß es auch nicht genau. Aber eine Entschuldigung habe ich: Der Apostel Paulus hat sein Zeugnis öfter mal gegeben. Das ist meine Ermutigung, es trotzdem zu tun.
Aber Paulus ist auch schon in die Falle gefallen und hat maßlos übertrieben. Zum Beispiel in Apostelgeschichte 9,3, als er seine Bekehrung erlebte: Wer die Bibel kennt, weiß es, und wenn nicht, macht das nichts, hört einfach zu. In Apostelgeschichte 9,3, da, wo Saulus zu Paulus wurde und sich zu Jesus bekehrte – oder Jesus ihn bekehrte –, lesen wir: Als er sich Damaskus näherte, umstrahlte ihn plötzlich ein Licht aus dem Himmel, er fiel zur Erde und so weiter. So hat er sich bekehrt. Also da war ein Licht aus dem Himmel.
Ein bisschen später erzählt er sein Zeugnis noch einmal im Kapitel 22, Vers 6, vor den Juden in Jerusalem. Da schreibt er, ein paar Jahre später: Es geschah mir aber, als ich reiste und mich Damaskus näherte, dass um Mittag plötzlich aus dem Himmel ein helles Licht um mich erstrahlte. Und noch etwas später gibt es das Zeugnis erneut, in Kapitel 26, Vers 13. Dort schreibt er vor König Agrippa: „Und ich sah mitten am Tag auf dem Weg, o König, vom Himmel her ein Licht, das den Glanz der Sonne übertraf, welches mich und die mit mir Reisenden umstrahlte.“ Also wurde es bei Paulus auch immer heller. Das ist meine Entschuldigung dafür, wenn es manchmal ein bisschen übertrieben klingt.
Aber eigentlich mag ich Übertreibungen nicht so sehr, ich bin da ein bisschen allergisch. Darum versuche ich, es normal zu halten – und es ist ja ziemlich normal.
Ich fange jetzt einfach mal an: Ich bin jetzt 50 Jahre alt, nächstes Jahr werde ich 51. Dann brauchst du nicht mehr zu raten. Ich bin schon über 25 Jahre verheiratet. Ich habe wirklich eine nette Frau, das muss ich sagen. Und ich kann nur jedem empfehlen, wenn er jemanden findet, zu heiraten. Es wird immer besser. Am Anfang ist es ein bisschen schwierig, aber mit der Zeit wird es besser. Wenn Jesus in der Mitte ist, haben wir es gut. Wenn man sich vergibt und sich versöhnt, dann ist es eine schöne Sache.
Meine Frau betreibt zu Hause eine Frühstückspension, die habe ich geerbt. Ich wohne immer noch im Haus, in dem ich geboren wurde. Das ist bei uns am Land ein bisschen normal. So macht meine Frau das, und sie verdient das Geld, während ich herumreise. Das ist auch nicht schlecht.
Wir haben drei Kinder: Lukas, Lisa und Eva Maria. Die sind jetzt 22, 20 und 17 Jahre alt. Lukas ist Skilehrer – ich kann ja nichts dafür, das ist genetisch bedingt – und im Sommer arbeitet er als Dachdecker. Er arbeitet gerne. Lisa ist Krankenschwester, wird bald fertig und heiratet schon. Sie ist erst 20, aber eine ganz nette Frau. Ich bin froh, dass sie heiratet. Nein, sie ist wirklich nett. Eva Maria ist eine interessante Person. Sie macht Mode und Design, ist aber erst 17. Alle drei sind ganz normale, liebe Kinder.
Vielleicht muss ich jetzt anfangen, weil da vorne steht irgendwas mit Bergmensch, Automechaniker und Bergmensch. Genau, Bergmensch – das ist ein bisschen rustikal ausgedrückt, aber ich bin halt in den Bergen geboren. Übrigens, wer von euch war schon am Tauernhof? Einige Gesichter habe ich schon gesehen. Einige Leute sind im Himmel, das ist gut zu wissen. Der Tauernhof liegt mitten in den Bergen. Niemand kann etwas dafür, wo er geboren wird. Niemand hat dich gefragt, du wirst einfach hier geboren. So ist es mir in den Bergen passiert.
Meine Familie war relativ arm, zumindest im Vergleich zu anderen. Bauernhöfe sind meistens nicht reich, aber sie hatten genug. Wir waren eine Häuselfamilie, die ihr Haus über viele Jahre selbst gebaut hat und nicht viel Geld hatte. Es war bei uns normal, dass die Kinder, wenn sie etwa zehn oder elf Jahre alt waren – wir hatten lange Sommerferien, zehn Wochen –, weggeschickt wurden. Dann musste man sie nicht durchfüttern. So haben sie auch mich und meinen Bruder weggeschickt.
Wir waren über mehrere Sommer auf einer Alm Kuhhirte. Das habe ich drei Jahre lang gemacht, im Alter von elf, zwölf und dreizehn Jahren. Als Elfjähriger zehn Wochen von zu Hause weg zu sein, war nicht das Prickelndste. Es war so ähnlich wie bei Peter und Heidi – kennt ihr den Film Peter, Heidi? Genau so war es eigentlich, nur meine Heidi war 50 Jahre älter als ich. Das hat uns ein bisschen gehindert. Aber die Pauline hat mich ganz gerne gehabt, zumindest im zweiten Sommer. Sie konnte schlecht gehen, hatte ganz kranke Füße und brauchte jemanden mit jungen Füßen, der die Kühe, Schweine und Ziegen holt, die wir hatten.
Ich kann mich erinnern, dass ich heute froh bin, dass ich das gemacht habe, auch wenn ich schon Heimweh auf der Alm hatte. Einmal bin ich nach Hause gelaufen – es sind ungefähr, ich glaube, 25 Kilometer über den Berg. Aber mein Vater hat mich mit dem Auto wieder hochgefahren. Das hat mir nicht geschadet, es war okay.
Morgens um fünf aufstehen, jeden Tag Kühe reinholen, dann melken. Ich habe mit der Hand sechs Kühe gemolken, Pauline auch. Dann haben wir Butter und Käse gemacht, und so weiter. Das drei Jahre lang. Es war eine gute Zeit, weil ich nachmittags oft frei hatte. Vormittags war immer Stall putzen und allerlei andere Arbeit, aber nachmittags gab es oft nicht viel zu tun, und da bin ich dann in die Berge gegangen. Darum sage ich, das sind meine Berge.
Ich bin schon als Zwölfjähriger allein auf die Bischofsmütze und auf die anderen Berge geklettert, die es so gibt. Das hat mir einfach gefallen. So habe ich die Liebe zu den Bergen unbewusst gewonnen – das geschieht einfach so.
Ich bin nur neun Jahre zur Schule gegangen und habe dann eine Lehre als Automechaniker gemacht, vier Jahre lang. Ich kann mich erinnern, das war auch okay, aber ich habe nicht ungern gearbeitet. Autos reparieren ist ganz nett, aber ich kann es heute nicht mehr, weil es zu lange her ist. Damals habe ich es gerne gemacht. Ich lag oft unter dem Auto, und das Fenster war so, dass ich die Berge sehen konnte. Ich dachte immer, ich muss da rauf, ich halte es unten nicht aus.
Als ich dann mit der Automechanik fertig war und die Gesellenprüfung gemacht hatte, begann ich sofort, Prüfungen und Kurse als Skilehrer, Bergführer, Skiführer und Höhlenführer zu machen. Das sind alles Berufe, die Ausbildungen dauern mehrere Jahre. Seit ich 19 Jahre alt bin, habe ich das gemacht, zwischendurch war ich beim Bundesheer. Ich habe diese Ausbildungen in Österreich, aber auch in Australien, den USA und Kanada gemacht und über mehrere Jahre ausgeübt. Es war eine nette Zeit. Ich habe es gerne gemacht und mache es immer noch gerne, wenn ich es tue.
Was vielleicht entscheidend ist: Mit 14 oder 15 Jahren bin ich in eine Jugendgruppe gegangen. Ich bin in einer ganz traditionellen evangelischen Kirche in der Ramsau aufgewachsen. Das ist eine traditionelle Kirche, wo die älteren Frauen links sitzen, die Männer rechts, und man schreddert nicht in der Kirche. So habe ich es kennengelernt, das war normal. Meine Eltern gingen schon regelmäßig in die Kirche, nicht jeden Sonntag, aber ziemlich oft. Wir sind öfter mitgegangen, ohne dass es etwas Besonderes war.
Der Jugendleiter, den wir hatten, erzählte uns von Jesus. Ich ging samstags ziemlich regelmäßig zum Jugendkreis, weil es dort echt hübsche Mädchen gab. Da waren die Coolen dabei, auch Burschen, mit denen ich mich verstand. Ich hatte immer einen wahnsinnigen Minderwertigkeitskomplex, war ziemlich klein – bin jetzt auch nicht sehr groß, aber mehr oder weniger normal. Das hatte mehrere Gründe. Darum war ich gerne unter Leuten, die irgendwie populär waren.
Im Jugendkreis habe ich aber zugehört, was der Gottlieb – so hieß er oder heißt er immer noch – uns erzählt hat. Das hat mir irgendwie Sinn gemacht. Ich kann gar nicht erklären, warum, aber ich wusste, was er sagte, das stimmt über Jesus. Er konnte es mir nicht intellektuell erklären, geschichtlich oder philosophisch, aber ich hatte das Gefühl, das ist wahr. Früher oder später würde ich mich für Jesus entscheiden, das wusste ich als 14- oder 15-Jähriger schon. Ich hatte erkannt, dass es wahr ist, dachte aber damals, ich warte noch ein bisschen damit.
Ich dachte, wenn ich so in die Kirche gehe, ist das Christenleben ein bisschen langweilig. Wenn kirchengehender Christ sein bedeutet, dann würde ich mit dem Christwerden warten, bis ich 30 bin – so gut wie tot – und dann treffe ich die Entscheidung. So habe ich mir das gedacht, ich warte noch bis 30 und entscheide mich dann.
Dann war es so, dass Gottlieb und seine Margit damals heirateten. Mutigerweise luden sie auch den Jugendkreis zur Hochzeit ein. Da war ich dabei. Bei uns ist es Brauchtum, dass man die Braut stiehlt. Wir haben aber den Bräutigam gestohlen, weil die Braut schon weg war. So haben wir den Bräutigam in irgendein Gasthaus genommen, haben etwas getrunken und so weiter.
Da hat Gottlieb mich gefragt: „Hans-Peter, hast du dein Leben schon Jesus gegeben?“ Er wusste, dass er schon zwei Jahre hart an mir gearbeitet hatte. Ich dachte mir: Ja, das ist sein Hochzeitstag, den kann er mir jetzt nicht vermasseln. Wir haben ihn auch noch gestohlen, und er denkt, ich mache ihm eine Riesenfreude, wenn ich „Ja“ sage. Wenn man denkt, das tue ich, dann habe ich gesagt: Ja, ich habe mein Leben gegeben. Ich habe zugehört, wusste genau, was es bedeutet. Dann habe ich gesagt, ja, ich habe mich entschieden. Er hat sich natürlich sehr gefreut, seine Arbeit war nicht umsonst.
Aber es war eine Lüge, denn ich wollte ja noch 15 Jahre warten. An diesem Abend, die Hochzeit war ganz okay, aber ich fühlte mich schlecht, weil Gottlieb ein Mensch war, den ich echt respektierte. Was er sagte und wie er lebte, das passte zusammen – das ist ja nicht bei allen so. Er lebte das, was er predigte, und das imponierte mir.
Ich dachte: Was für ein Volltrottel bin ich, jetzt lüge ich auch noch einen Menschen an, den ich respektiere. Ich bin dann nach Hause gegangen und dachte: Was tue ich jetzt? Ich muss morgen zu ihm gehen und sagen, dass ich gelogen habe. Das ist eigentlich nicht gut, denn dann fangen die Flitterwochen an, und dann verheuern sie wieder.
Dann hatte ich eine zweite Möglichkeit: Ich gebe ihm mein Leben jetzt, dann brauche ich nicht zu Gottlieb zu gehen und alles zu erklären. Dann ist die Zeit zwar verschoben, aber das ist nicht so tragisch. Darum weiß ich heute noch genau, wann mein Anfang mit Christus war – oder besser gesagt, sein Anfang mit mir. Ich war 15 Jahre alt. Ich müsste fragen, wann sie geheiratet haben, ich weiß es nicht mehr genau.
Auf jeden Fall wusste ich, wenn ich jetzt das tue, wird sich mein Leben verändern, weil ich das schon herausgehört hatte. Am nächsten Tag bin ich munter geworden, viel hat sich nicht verändert, aber irgendwie war doch etwas anders. Ich begann, meine Bibel zu lesen, ging zum Jugendkreis. Ich habe es irgendwie anders verstanden, wenn ich es heute in der Rückschau sehe. Es wurde mir wirklich ernst. Es war nicht nur so nebenbei, ich wollte echt mit Jesus leben.
Damals hatte ich die Automechanikerlehre, machte Jugendkreis, habe sogar mal für ein halbes Jahr Sonntag Kindergottesdienst gemacht. Das war ein Wahnsinn, weil ich nicht genau wusste, was ich da machte. Mittwochs ging ich immer wieder zum Gebetskreis, nicht immer, aber regelmäßig. Das war eine langweilige Sache, muss ich ehrlich zugeben. Der Jugendleiter betete immer als Erster, denn beim fünften waren die guten Phrasen weg.
Kirche bin ich nicht so oft gegangen, da bin ich lieber klettern gegangen. Aber da war ja der Jugendkreis als Ersatz. So habe ich die Jahre gelebt, und es war eigentlich ganz okay.
Als ich achtzehn oder neunzehn wurde, stellte ich fest: Das Christsein ist schon okay, aber im Vergleich zu meinen Freunden, die mit mir Automechaniker waren und Bergsteigerkollegen, war mein Leben ein bisschen zu bürgerlich, ein bisschen zu normal.
Ich erinnere mich, dass oft jemand vom Wochenende erzählte: Da hat er mit der einen geschlafen, am anderen Wochenende mit der anderen, sie haben viel getrunken, es war lustig und so weiter. Später fragten sie mich: Wie war dein Wochenende? Ich sagte: Samstag Jugendkreis, dann Besprechung, Sonntag Kindergottesdienst. Sie sagten: Spannend, dein Leben! Und ich dachte: Mein Leben ist langweilig.
Ich sah das Leben der anderen und konnte das nicht gut verkraften. Das hat mit meinem Minderwertigkeitskomplex zu tun gehabt. Dann schob ich das Christsein ein bisschen zurück und dachte: Nein, ich genieße jetzt einfach mal das Leben wie die anderen. Ich war Skilehrer, und Skilehrer ist keine gute Plattform, wenn man einen Minderwertigkeitskomplex hat. Es ist egal, wie du aussiehst, du kannst fast jede Woche mit jemand anderem etwas haben, dich betrinken, und sie bezahlen dir das sogar.
So war das über mehrere Jahre. Es war ganz lustig, ich kann nicht sagen, dass es langweilig war. Aber ich erinnere mich, dass ich oft um drei oder vier Uhr früh nach Hause kam und eine innere Leere hatte. Das hat mich beschäftigt.
Übrigens, ich habe die Bibel nie weggeworfen. Ich habe sie immer noch ein- bis zweimal im Monat gelesen. Mein Lieblingsbuch war der Prediger. Da steht: Genieße dein Leben in deiner Jugendzeit. Dann steht zwar, Gott wird dich zur Verantwortung ziehen, aber das kannst du überlesen und dann machst du weiter, wo es besser wird.
Ich habe auch nie aufgehört zu beten. Ich habe immer wieder mit Gott gebetet. Ich wusste, er war da. Es war ein bisschen so, als würde Jesus immer auf die Schulter klopfen und sagen: „Hans-Peter, ich bin noch da.“ Ich sagte: Ja, ich weiß, aber Jesus, mit dir funktioniert das nicht. Ich bin moralisch nicht gut genug für so ein Leben, vergiss es.
Das ging über mehrere Jahre so.
Dann traf ich einen Mann, der Major Ian Thomas hieß – inzwischen ist er gestorben. Er war der Gründer der Fackelträger, dort, wo ich jetzt der Leiter vom Tauernhof bin. Es ist egal, ob du ihn nicht kennst. Er war ein ganz besonderer Mann, muss ich sagen. Ihr seid zu jung, um ihn zu kennen.
Ich hatte eine lange Geschichte, wie ich ihn traf. Er sagte zu mir einen Satz, über den wir vielleicht noch reden werden. Da sagte er: „Hans-Peter“, und dieser Satz hat mich sehr bewegt. Er sagte: „Christsein ist nicht einfach.“ Ich dachte: Ja, das stimmt.
Dann sagte er: „Christsein ist auch nicht schwer.“ Ich dachte: Von welchem Planeten kommst du? Das ist extrem schwer.
Dann sagte er: „Christsein ist unmöglich.“ Das hat mir niemand gesagt, er war der Erste. Kein Mensch hat mir gesagt, dass Christsein unmöglich ist. Und das hat etwas in mir bewirkt.
In den nächsten Tagen wollen wir vielleicht darüber noch sprechen. Das war der Moment, wo ich die Realität des Heiligen Geistes wirklich kennengelernt habe. Seitdem bin ich gerne Christ, weil ich weiß, dass ich es nicht kann. Das ist unheimlich befreiend.
Am Anfang war ich verwirrt, weil ich dachte: Wenn es unmöglich ist, dann vergiss es. Aber dann dachte ich: Vielleicht gibt es etwas, das ich nicht weiß.
Die zweite Wahrheit ist: Ich wusste etwas nicht, nämlich dass ich nicht Christ sein kann. Nur einer kann Christ sein, und das ist Jesus Christus. Nur er kann in und durch dich das Leben leben, das er leben möchte – aber nicht du.
Das ist unheimlich befreiend. Darüber werden wir noch ins Gespräch kommen.
Alltag und Glauben als Einheit erleben
Aber heute noch ein paar Minuten, neun oder zehn Minuten, oder was es auch immer sein mag. Ein paar Dinge vielleicht, weil es um mein Leben geht.
Was macht mich aus? Geistlich gesehen, was mich ausmacht oder was ich liebe, das steht ein bisschen in meinem zweiten Buch, das ich vor zehn Jahren geschrieben habe.
Nach dem Amen bete ich weiter. Das haben wir heute schon gehört. Bei mir war es immer so: Wenn ich gebetet habe, habe ich irgendwann Amen gesagt. Und nach dem Amen, das bedeutet immer Schlusspunkt. So nach dem Motto: Jetzt haben wir miteinander geredet, jetzt kommen wir wieder ins normale Leben zurück. Amen war für mich der Schlusspunkt.
So habe ich mein Gebetsleben gehabt und dann das normale Leben. Bis ich erkannt habe, dass Amen nicht Punkt bedeutet, sondern nur: So ist es. Ich habe dann begonnen – das ist schon viele Jahre her – immer wenn ich Amen gesagt habe, weiter mit Gott zu reden.
Ich sage zum Beispiel: Danke, Herr Vater, für das gute Essen, Amen. Und dann füge ich hinzu: Übrigens, die Sonne ist heute so angenehm, ich danke dir dafür, Amen. Und morgen habe ich dies und das vor, danke, dass du dabei bist, Amen. Und dann sage ich Amen und rede einfach weiter.
Dabei habe ich etwas gelernt: Jesus ist mit mir und lebt in mir, in jedem Moment meines Lebens. Egal, ob ich einkaufe, Ski fahre, predige, joggen gehe oder sonst etwas tue – es ist völlig egal.
Das hat mir geholfen, mein Leben als Christ zu leben, mein Leben. Es ist völlig egal, was ich tue. Ist dir übrigens bewusst, dass Gott in dir momentan gegenwärtig ist? So wie du die Luft einschnaufst, einatmest, so ist Gott gegenwärtig.
Bist du wach? Ist dir das bewusst? Ich werde euch ein paar Mal fragen, ob ihr wach seid. Denn wach bist du nur dann, wenn du erkennst: Gott ist gegenwärtig hier, bei mir, mit mir, in mir.
Macht dir das bewusst? Das ist etwas, was mein Christenleben viel mehr erfüllt hat als einzelne große Erlebnisse. Die sind auch nett, aber sie vergehen. Es ist eine andauernde Gegenwart seiner Liebe, seiner Kraft – egal, was ich tue.
Und das ist es, was mich begeistert am Christsein. Also, ich muss ehrlich sagen: Ich bin total froh, Christ zu sein, zu ihm zu gehören. Das kann ich ehrlich sagen, sonst müsste ich lügen.
Persönliche Leidenschaften und christliche Erlebnispädagogik
Was ich noch gerne mache
Mein Leben war immer vom Sport geprägt. Ich mache sehr gerne Sport. Im Winter ist es, soweit es zeitlich möglich ist, das Skitourengehen. Gibt es hier jemanden, der Skitouren geht? Niemand? Eine? Wie heißt du? Julia? Julia, gratuliere! Skitourengehen ist im Winter das Schönste, was du tun kannst. Immer Skifahren ist auch schön, denn er ist Skilehrer. Aber beim Skitourengehen gehst du allein auf die Berge. Du musst dich natürlich ein bisschen auskennen, wegen der Lawinen und so weiter. Das ist etwas Wunderschönes, wenn du alleine bist.
Wir hatten jetzt zwei Skitourenwochen. Da sind wir vier Bergführer und gehen jeden Tag mit den Gruppen auf irgendeine Bergspitze und fahren von dort runter, wo niemand ist. Das ist etwas Wunderbares, das liebe ich auch, das mache ich gerne. Es gibt auch Rennen, sogenannte Skitourenrennen. Ich habe gerade vor zwei Wochen eins in Italien gemacht. Dort gibt es die sogenannte Sella Ronda. Die Sella Ronda ist ein Skitourenmarathon, 42 Kilometer mit den Ski. Er führt über vier Berge und so weiter. Das ist spannend, so etwas mache ich gerne.
Im Sommer klettere ich gerne. Klettern war seit meiner Kindheit meine Passion. Klettert jemand von euch? Ja? In der Halle oder auch draußen? Draußen auch ein bisschen? Draußen klettern ist natürlich das richtige Klettern. In der Halle kann man schon ein bisschen trainieren, das ist auch nicht schlecht. Aber draußen zu klettern ist eine wunderschöne Sache. Jede Muskelphase ist involviert. Natürlich ist es auch ein bisschen eine psychische Sache. Wenn man eine starke Psyche hat, tut man sich leichter. Das tue ich sehr gerne.
Was ich auch gerne mache, ist Paragleiten: raufgehen und runterfliegen. Wenn man älter wird, werden die Gelenke ein bisschen schwächer. Dann braucht man nicht mehr runterzulaufen, das ist auch nett. Das sind so die Dinge, die ich gerne tue. Und ich bin gerne mit Freunden unterwegs, gerade in die Berge. Meine Bergkameraden – ob Fliegen, Skifahren oder Klettern – das sind eigentlich meine besten Freunde. Das ist eine nette Sache.
Was ich über die Jahre entwickelt habe, ist die sogenannte christuszentrierte Erlebnispädagogik. Eigentlich kann man das Thema, das ihr hier in den nächsten Tagen habt, damit umbenennen, denn es geht darum, wie ich im Alltag ganz normal lebe. Man kann es auch „normal leben“ nennen.
Was ich zum Beispiel gesehen habe: Ich war auf einigen christlichen, aktiven Freizeiten mit. Aber wisst ihr, wie diese Freizeiten abgelaufen sind, die aktiven? Da waren wir zum Beispiel mal in Jugoslawien. Am Tag war man schwimmen, Boot fahren, Klippenspringen und so weiter. Was man halt so macht, das ist lustig, oder tauchen oder was auch immer. Den ganzen Tag ist man aktiv unterwegs. Abends gab es dann eine Andacht, da war es ein bisschen ernster, ein bisschen ruhiger. Danach hatte man wieder Spaß, und dann kam wieder eine Andacht.
Das Problem ist, hier trennen wir schon wieder zwischen normalem Leben, das witzig ist, und geistlichem Leben, das ein bisschen ernster ist. Es kann auch mal witzig sein, aber da geht es ans Eingemachte, sozusagen. Was christuszentrierte Erlebnispädagogik bedeutet, ist, dass wir nicht Aktivität und dann Bibelarbeit machen. Zumindest versuche ich das so, ich weiß nicht, ob jeder Mitarbeiter es genauso tut. Aber ich möchte, dass man während des Kletterns Christus lehrt, dass man während des Skifahrens über Jesus redet und ihn in das ganz normale Leben einbindet, das, was man gerade tut.
Das nennt man christuszentrierte Erlebnispädagogik.
Darum ist zum Beispiel das Abendmahl eine ganz wichtige Sache. Beim Abendmahl werden sehr viele Sinne angesprochen. Du fühlst die Hostie oder das Brot, du schmeckst den Wein und das Brot, du siehst es. Deine Augen, dein Geschmackssinn, dein Tastsinn – alles wird angesprochen. Je mehr Sinne angesprochen werden, desto nachhaltiger kann auch der Heilige Geist in unserem Leben reden. Darum geht es mehr sinnlich.
Heute schaut ihr mich an, ihr seht immer dasselbe. Das sieht nicht gut aus, aber ihr hört mich. In erster Linie hört ihr heute nur etwas. Das Ohr wird angesprochen. Es ist nicht extrem viel, aber es ist besser als nichts. In einem gewissen Rahmen kann man es halt nur so machen. Das ist auch nicht schlecht, es ist auch nicht falsch, überhaupt nicht.
Aber dieses normale Integrieren von Jesus in mein Leben – das ist meine Passion. Das ist, was mein Leben verändert hat, und das will ich auch weitergeben. So werden wir in den nächsten Tagen in diese Richtung miteinander unterwegs sein. Ich freue mich darauf.
Wie gesagt, fühlt euch immer frei, auf mich zuzukommen. Ich bin fast immer da. Morgen Abend bin ich mal weg bei Bekannten, ansonsten bin ich immer hier. Da dürft ihr gerne auf mich zukommen.
Ich glaube, ich lasse es hier eine halbe Stunde. Sie haben gesagt, die ist vorbei.
Abschlussgebet und Bitte um Wachheit für Gottes Gegenwart
Einfach Gott danken für die Zeit, die er uns hier gibt. Wir möchten vieles von ihm erwarten, denn er ist ein großer Gott.
Lieber himmlischer Vater, wir danken dir, dass du ein Gott bist, der Beziehung zu uns haben will. Du bist ein persönlicher Gott. Du willst als der Lebendige in jedem Bereich unseres Lebens wirken.
Herr, du möchtest jede Priorität unseres Lebens erfüllen und uns die Kraft dafür geben. Du willst einfach involviert sein. Ich bin so froh, dass ich nicht alles selbst wissen, tun oder schaffen muss. Ich weiß, dass du bei mir bist und gegenwärtig bleibst.
Herr, ich bitte, dass wir wach werden und erkennen, dass du da bist. So oft schlafen wir und merken gar nicht, dass du da bist. Wir leben, als wären wir allein, und vergessen, dass du an unserer Seite bist.
Herr, ich bitte, dass wir lernen, uns das einzuprägen und einzuüben. So können wir lernen, in deiner Gegenwart zu leben und uns daran zu freuen.
Herr, danke jetzt für diese Basislagertage. Mögest du uns segnen, wie du es immer tust. In Jesu Namen, Amen.