Die grundlegende Frage nach dem Leben nach dem Tod
Haben wir eine Chance, haben wir eine Chance? Die Osterfrage beschäftigt jeden Menschen: Was bleibt von mir, wohin gehe ich? Diese Frage lässt sich nicht zum Schweigen bringen. Auch wenn viele sogenannte Aufklärer immer sagen, das sei eine lächerliche Frage, die eigentlich überflüssig sei – keiner, kein Mensch kann diese Frage in seinem Herzen zum Schweigen bringen.
Erst Ende März gab es eine Umfrage unter tausend Personen: Glauben Sie, dass mit dem Tod alles aus ist, wie man sagt? Die Antwort war: 8 sagten „weiß nicht“ oder machten keine Angabe, 40 sagten „ja, ich glaube, dass mit dem Tod alles aus ist“, aber 52 der Befragten – es waren nicht alle Christen, es war eine repräsentative Umfrage, soweit solche Umfragen eben repräsentativ sein können – sagten „Nein, wir glauben nicht, dass mit dem Tod alles aus ist“.
Auch der jüngste Spiegeltitel nimmt diese Frage auf, denn morgen ist Ostern. Der Spiegel ist schon am Samstag erschienen und titelt mit dem Thema „Was vom Menschen bleibt: der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele“. Und das ist fast die Formulierung unseres Predigtthemas: Was bleibt? Haben wir eine Chance gegen den Tod?
Das ist doch die grausige Erfahrung der Menschen durch alle Jahrhunderte hindurch: Wir haben offensichtlich keine Chance, der Tod hat immer das letzte Wort. Man kann den Tod hinauszögern, Symptome therapieren, das Leben verlängern – aber irgendwann siegt er doch. Was bleibt dann übrig? Genau um diese Frage geht es.
Nun weiß man ja, dass der Spiegel theologische Fragen in der Regel nicht gerade sehr ausgewogen und seriös behandelt. Umso erstaunlicher ist die Stoßrichtung dieses Artikels, trotz aller Seltsamkeiten und Fragwürdigkeiten, die auch darin enthalten sind.
Wenn man dann etwa auf Seite 120 in der Zusammenfassung vorwegnimmt: Ostern, das Fest der Auferstehung, erinnert an einen uralten, schönen Menschheitstraum – die Unsterblichkeit der Seele. Kein Denker hat sie je bewiesen, trotzdem glauben immer noch viele an das Ewige im Menschen, und sie könnten Recht haben, sagt der Spiegel. Aber die Frage bleibt: Ist das eben nur ein Menschheitstraum, nur eine Projektion, die wir mit unseren Wünschen an den Himmel werfen, oder steckt mehr dahinter?
Der Artikel zeigt dann, dass die Hoffnung auf Unsterblichkeit, die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, wirklich in fast allen Religionen und kulturellen Traditionen eine große Rolle spielt. Man findet das bei den Muslimen – die Hoffnung auf das Paradies. Sogar die östlichen Religionen, die ja davon ausgehen, dass das Individuum irgendwann erlischt und in das Universum gewissermaßen „hinübergeht“, glauben in irgendeiner Weise doch daran, dass etwas bleibt.
Die griechische Philosophie, denken Sie an Platon, sinniert viel über die Unsterblichkeit der individuellen Seele. Und jeder kleine Dorffriedhof, an dem wir vorbeigehen, erinnert uns hartnäckig an dieselbe Frage: Was bleibt vom Menschen übrig? Was retten wir vom individuellen Selbstbewusstsein ins ewige Hinüber, könnte man auch formulieren?
Das ist keine akademische Frage. Darum boomt der religiöse Markt geradezu von Spekulationen, Visionen, Illusionen und Konstruktionen, wie man sich das vorstellen könnte, was denkbar wäre.
Und dann, mitten hinein in dieses philosophische und religiöse Stimmgewirr, tritt die Osterbotschaft der Bibel wie ein Fremdkörper. Wie ein Fremdkörper? Was ist daran so fremd und einzigartig an der biblischen Botschaft? Ich will es Ihnen sagen:
Wenn man all die verschiedenen Theorien und Spekulationen der Religionen und Kulturen mit der Bibel vergleicht, fällt auf den ersten Blick ein großer Unterschied auf. Und wissen Sie, was das ist? All diese Theorien und Jenseitshoffnungen blicken angespannt in die Zukunft und ins Jenseits, während die Bibel dagegen zurückblickt und ins Diesseits.
Ja, die Bibel macht die ganze Frage der Auferstehung an einem einzigen Ereignis fest, an einem einzigen Ereignis, das in der Vergangenheit liegt und an einem bestimmten Ort in Israel stattgefunden hat.
Hier erzählt der Spiegel natürlich Unsinn, wenn er auf Seite 132 sagt, dass die Idee der Unsterblichkeit die Christen eigentlich von Zarathustra bekommen hätten. Also sprach Zarathustra, und sie hätten dann gewissermaßen noch die Auferstehung Jesu dazu erfunden, um dem Ganzen eine gute Begründung zu geben. Das ist natürlich Unsinn.
Denn wenn das so gewesen wäre, dass man sich die Auferstehung nur ausgedacht hätte, dann wären wir heute garantiert nicht hier. Dann wäre die Nachricht von der Auferstehung damals kaum über die Stadtgrenzen Jerusalems hinausgekommen. Man hätte das sehr schnell widerlegen können.
Ohne wirkliche Auferstehung wäre Jesus ein hochinteressanter Lehrer gewesen, ein selbstloser Wohltäter vielleicht, aber eben auch ein gescheiterter Befreier.
Wie war es nun wirklich? Worauf könnte sich unsere Hoffnung gründen? Was haben die ersten Zeugen wirklich gesehen?
Ich habe Ihnen dazu eine Quelle mitgebracht, eine Quelle, die zeitlich sehr nahe an dem Ereignis dran war. Es ist ein Auszug aus dem Markus-Evangelium. Sie finden ihn vorne auf Ihrem Gottesdienstzettel.
Das Markus-Evangelium ist etwa in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts entstanden. Wer es geschrieben hat, hatte engste Kontakte zu einem der Hauptapostel, zu Petrus. Markus und Petrus arbeiteten eng zusammen. Diese Zeilen hier sind in ganz einfachem Griechisch geschrieben. Ihr Text ist natürlich deutsch, aber ursprünglich in ganz einfachem Griechisch.
Sie enthalten keine träumerischen Hoffnungen auf die Unsterblichkeit der Seele, sondern berichten von – wovon? Von ein paar aufgescheuchten Frauen, von ein paar aufgescheuchten Frauen, die eines vorhaben.
Wissen Sie, was sie vorhaben? Sie wollen schlichtweg eine Beerdigung, die durch den Feiertag unterbrochen war, zu Ende bringen.
Wir wissen, dass die Juden ihre Feiertage sehr ernst nahmen, vor allem den Sabbat, da durfte man nichts tun. Die Beerdigung hatte begonnen zu einem Zeitpunkt, als dann durch den Abend der Sabbat anbrach, und die Frauen wollen das jetzt fällig machen. Sie wollen das möglichst pietätvoll und liebevoll zu Ende bringen, die Beerdigung, das ist alles.
Kein Werbestratege hätte sich damals ausgerechnet solche Frauen als Zeugen ausgedacht. Die Frauenbewegung steckte noch in den Kinderschuhen – obwohl es bei den Römern damals auch schon so etwas Ähnliches gab. Aber vor Gericht galt die Zeugenaussage von Frauen so gut wie gar nichts. Deswegen hätte man sich solche Zeugen nicht ausgedacht.
Aber die Fakten dürften nun mal so gewesen sein, wie der Bericht sie schildert. Hier gibt es überhaupt keine märchenhafte Ausmalung, sondern nur ein paar ganz schlichte Sätze, die fast atemlos aneinandergereiht werden.
Und Sie sehen das schon: Das würde man im Deutschaufsatz sofort anstreichen. Die beginnen immer wieder mit „und“. Das ist im griechischen Urtext auch so, da steht immer wieder „kai, kai, kai, kai“, also das griechische „und“. Hier wird ganz einfach atemlos erzählt, eins an das andere gereiht, hier wird einfach berichtet.
Was soll da passiert sein? Das Kapitel vorher hat ja ausführlich über die Kreuzigung von Jesus geschrieben, wie er dort gegen fünfzehn Uhr in der Mittagshitze gestorben ist. Und wie dann dieser angesehene Lokalpolitiker Joseph von Arimatea gekommen war und dafür gesorgt hatte, dass Jesus wenigstens in einem ordentlichen Höhlengrab aufgebahrt werden konnte. Wahrscheinlich war das die eigene Grabstätte des Joseph von Arimatea. Das hatten wir in Kapitel gesehen, können Sie lesen in Versen 46 bis 48:
„Und er kaufte ein Leinentuch und nahm ihn, nämlich Jesus, ab, wickelte ihn in das Tuch, legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür. Aber Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Joseph, sahen hin, wo er hingelegt wurde.“
So, und da schließt jetzt unser Text an. Die Frauen hatten gesehen, wo die Leiche lag, und darum wissen sie, wohin sie gehen müssen.
Markus 16, Vers 1 bis 8:
„Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, sehr früh, als die Sonne aufging.
Sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
Sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war, denn er war sehr groß.
Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling, einen jungen Mann, sitzen zur rechten Hand. Er hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.
Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten.
Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab, denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen, und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“
Was hier passiert, das widerlegt alles, was die Frauen erwartet hatten. Das steht auch quer zu jeder menschlichen Erfahrung.
Die drei Frauen gehen ja nicht zum Grab, um es leer zu finden, sondern sie wollen diesem Herrn, dem sie bei Lebzeiten gedient haben, dem sie nachgefolgt sind, von dem sie gelernt haben, ihnen eben diesen letzten Liebesdienst erweisen: Grabpflege und Leichenpflege – das ist an diesem Morgen angesagt.
Und was sie da tun, die Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome, das zeugt einerseits von großer Treue und Liebe zu Jesus, aber es zeugt auch von Unglauben.
Denn Jesus hat ja oft mit ihnen über die Auferstehung gesprochen. Er hatte gesagt: Ich werde auferstehen. Aber allein die Sprache der Tatsachen scheint zu laut zu sein, das Kreuz zu endgültig.
Und schließlich hatten sie ja sogar aus der Ferne mit eigenen Augen mitgesehen, wie Joseph von Arimatea die Leiche in seinem eigenen Grab untergebracht hat. Das war am Freitag gewesen.
Und ab Freitagabend, so gegen achtzehn Uhr, begann der Sabbat, und das bedeutete absolute Ruhepflicht. Am Samstag durften sie dann sowieso nichts machen. Am Samstagabend war der Sabbat zu Ende, und da konnten sie wieder los und einkaufen.
Und das haben sie gemacht, Vers 1: Als der Sabbat vergangen war, kauften sie Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.
Und am Sonntagmorgen ist es dann endlich so weit: Dann können sie losmarschieren zum Grab, um das Begräbnis abzuschließen.
Und dafür stehen sie sehr früh auf, Vers 2, und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, also am Sonntag sehr früh, als die Sonne aufging.
Und sie hatten wohlriechende Öle eingepackt, angereichert wahrscheinlich mit Myrrhe und Aloe. Hier steht im Griechischen übrigens das Wort Aroma, „Aromata“, also das Riechgut. Damit wollte man den Leichengestank etwas überdecken und die Leiche auch konservieren, damit sie etwas länger halten sollte.
So wollten sie Jesus dann entsprechend einwickeln und ihm die letzte Ehre erweisen.
Man kann sich die Aufregung und die Niedergeschlagenheit vorstellen, mit der sie losgehen.
Und als sie dann endlich unterwegs sind, im Morgengrauen, fällt ihnen noch etwas ein, was sie völlig vergessen hatten in der Aufregung.
Vers 3: „Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“
Haben sie gar nicht in der Aufregung bedacht. Sie wollen ja ins Grab hinein, und sie müssen das Grab ja irgendwie öffnen. Auch wenn die drei recht rüstig gewesen sein sollten, sie konnten so einen riesigen Stein nicht alleine wegwälzen.
Und als sie dann zum Grab kommen, nimmt es ihnen fast die Luft, denn das Grab ist nicht verschlossen.
Der Stein ist nicht mehr da, so wie sie es doch mit eigenen Augen am Freitagabend noch gesehen hatten.
Was war passiert?
Plötzlich stehen die Frauen vor der Tatsache des offenen Grabes und wenige Augenblicke später vor der Tatsache des leeren Grabes.
Aber das ist für sie alles andere als ein Grund zur Freude, ganz im Gegenteil. Das ist ein Doppelschreck, wenn man so will.
Erst sehen sie, das Grab ist offen, und dann sehen sie, das Grab ist leer.
Solche Gräber wurden in Felsen hineingehauen, in der Regel hineingebohrt, gemeißelt. Den Eingang müssen Sie sich vorstellen etwa 1,30 x 1,50 Meter. Das kann man heute noch besichtigen, vergleichbare Gräber.
Man hat ausgerechnet, dass ein Stein, mit dem man eine solche Höhle verschließen wollte, mindestens 1,5 Tonnen schwer gewesen sein muss.
Es war ein Rollstein, der lag in einer Rinne, die sich zum Grab hin senkte. Wenn man den Befestigungskeil wegnahm, rollte dieser Stein auf die Öffnung der Grabhöhle zu und verschloss sie.
Das war ein ganz einfaches mechanisches Prinzip.
Und von Matthäus, dem Evangelium, erfahren wir noch, dass das Grab von den römischen Wachen vorsichtshalber gesichert worden war, durch ein Siegel.
Da spannte man in der Regel ein Seil über den Stein, das wurde dann an den Enden mit Siegelton befestigt und mit dem offiziellen Zeichen des römischen Statthalters versehen.
Da war klar: Da kann jetzt keiner ran.
Und so ein gesichertes, bewachtes, versiegeltes Grab steht offen und ist zu alledem noch leer.
Das ist das Erste, was wir hier sehen: Das leere Grab ist eine Tatsache, auf die die Frauen völlig unerwartet stoßen.
Sie wissen, es muss etwas passiert sein. Aber was?
Sie waren nicht die ersten Frauen, denen das Grab große Probleme bereitete, aber sie waren die ersten, denen das leere Grab Probleme bereitete.
Die Römer hatten dafür zu sorgen, dass möglichst alles gesichert war und dass hier kein Leichendiebstahl passieren konnte.
Aber die Frauen waren die ersten, denen das leere Grab Probleme bereitete, und sie haben viele Nachfolger gefunden bis heute.
Denen bereitet das leere Grab auch große Probleme.
Und wie entledigt man sich Problemen am leichtesten? Indem man sie für nicht existent erklärt.
So wird es mit dem leeren Grab gemacht.
Den jüngsten Versuch dazu konnten Sie am Karfreitag beobachten. Ich weiß nicht, ob Sie das gesehen haben. Auf ProSieben – wir machen hier keine Werbung für ProSieben – wurde berichtet über angeblich sensationelle Funde. Die sind so sensationell nicht, sie liegen bereits 25 Jahre zurück, seitdem sie das erste Mal gemacht wurden.
Diese Funde stammen aus einem Stadtteil von Jerusalem, wo man kleine Knochenkästen gefunden hat. Die Archäologen nennen das Ossuarien.
Der Regisseur, der das jetzt sehr medienwirksam aufgearbeitet hat, ist James Cameron. Er hat auch die Titanic damals verfilmt oder den Terminator.
Er sagt Folgendes: Hier haben wir einen Knochenkasten mit Überresten von Jesus, seiner Mutter, Maria Magdalena, und er stützt sich dabei auf Inschriften mit Namen.
Er hat ein Ossuarium gefunden, auf dem steht: „Judah, Sohn von Jeshua“, also Jeshua für Jesus, Jeshua, Sohn von Joseph, Maria und dann „Maria Meme“ oder „Maria Mara“.
Und so sagt man: Aha, das wird das Grab von Jesus sein.
Nun haben sich die Experten schon längst dazu geäußert, etwa der Neutestamentler Rainer Riesner. Er hat gesagt, diese Namen Jesus, Maria, Joseph, Judah usw. gehörten damals zu den mit Abstand häufigsten jüdischen Namen.
Man hat allein den Namen „Jesus, Sohn des Joseph“ etwa siebzig Mal bei solchen Ossuarien gefunden. Das sagt überhaupt nichts aus über irgendeine konkrete Person.
Der israelische Archäologe, der das am meisten bearbeitet hat, ist Amos Kloner. Er hat den Fall ganz ausführlich schon vor vielen Jahren in einer Fachzeitschrift beschrieben und hält es für völlig undenkbar, dass sich eine Familie aus Nazareth über drei bis vier Generationen hinweg in Jerusalem begraben ließ. Das wäre viel zu teuer gewesen, sagte er. Das macht keiner.
Er verweist auch auf die Vielfalt der Namen, die massenhaft inflationär verwendet wurden.
Im Übrigen sei noch zu fragen, inwiefern die Aufschriften alle wirklich originalgetreu wären.
Also, Kloner hat ganz deutlich gesagt: Da steckt überhaupt nichts dahinter, das ist Sensationsmache im Grunde genommen.
Diese sogenannte Sensationsmeldung ist schon deswegen ein alter Hut, weil bereits 1996 über BBC dasselbe Thema schon mal verhandelt wurde. Seitdem ist nichts Neues dazugekommen.
Man treibt nur immer mal wieder so ein neues „Tierchen“ aus dem Stall durchs Dorf, um Stimmung zu machen.
Einer der Kronzeugen, James Tabor, auf den man sich da beruft, hatte erst im letzten Jahr in einem Buch behauptet, er hätte angeblich das Grab von Jesus in Galiläa entdeckt.
Und jetzt, ein Jahr später, trägt er zu einer Dokumentation bei, die das Grab von Jesus angeblich in Jerusalem entdeckt hat.
Sie merken, wie man hier alle möglichen Winkelzüge versucht, nur um sich dieses leeren Grabes zu entledigen.
Das stärkste Argument gegen diese Behauptung des Films ist übrigens noch gar nicht genannt.
Wissen Sie, was das ist? Das ist die solide historische Bezeugung des leeren Grabes selbst.
Alle vier Evangelien berichten davon.
Die ersten Zeugen sind Frauen, die hätte man als Zeugen garantiert nicht erfunden.
Sogar die Gegner Jesu haben die Existenz des leeren Grabes nicht bestritten.
Sie haben nur das Gerücht gestreut, dass es deswegen leer gewesen sei, weil die Jünger ihn gestohlen hätten.
Und noch sehr interessant: In der Pfingstpredigt des Petrus, der großen öffentlichen Predigt in einem feindlichen Umfeld, begründet Petrus die Wahrheit der christlichen Botschaft damit, dass er sagt:
„Leute, das Grab unseres alten Stammvaters David, das ist da, das könnt ihr besichtigen, das ist ein Wallfahrtsort, da können wir hingehen. Aber das Grab von Jesus ist leer, da kann keiner hingehen.“
Und es wäre ein Leichtes gewesen für die Gegner der Christen, und davon gab es viele in den ersten Jahren, einfach auf ein Grab zu verweisen und zu sagen: Da ist er drin. Wir haben die Leiche gesehen.
Man hätte sie nur durch Jerusalem fahren müssen, und der ganze Spuk wäre schnell vorbei gewesen.
Nein, das leere Grab ist nach allem, was man unter historischen Gesichtspunkten sagen kann, wirklich eine Tatsache.
Das haben viele Historiker auch immer wieder betont.
Ich zitiere nur Professor Paul Mayer von der Universität in Michigan, der gesagt hat in einem Interview:
„Wenn man alle Beweise sorgfältig und ehrlich gegeneinander abwägt, dann ist es in der Tat gerechtfertigt, aufgrund der Maßstäbe geschichtlicher Forschung zu schließen, dass das Grab Jesu am Morgen des ersten Ostertages tatsächlich leer war.“
Das leere Grab ist eine Tatsache, aber für die Frauen war das erst mal kein Grund zum Jubeln.
Im Gegenteil: Sie sind ratlos, entsetzt, völlig überfordert mit der Situation, überrascht.
Sie können das Ganze gar nicht richtig einordnen, was das denn nun soll und was daraus erwächst.
Aber eines fällt auf: Sehen Sie noch hin, sie gehen ins Grab hinein, Vers 5.
Das heißt, sie bleiben nicht auf halbem Wege stehen, und das ist ihr Glück.
Und das möchte ich jedem raten, der irritiert ist von dem leeren Grab, der vielleicht noch keine Antwort darauf hat, der sich das nicht vorstellen kann.
Aber machen Sie es wenigstens wie die Frauen: Gehen Sie erst mal hinein.
Das heißt: Prüfen Sie, versuchen Sie die Argumente zu wägen, verschaffen Sie sich Informationen und prüfen Sie nach, was dran ist, was dran sein könnte.
So machen es die Frauen: Sie bleiben dran, sie gehen hinein.
Sie versuchen, sich Gewissheit zu verschaffen.
Denn die Tatsache des leeren Grabes allein, so wichtig sie ist, bringt noch keine endgültige Antwort, sondern sie verlangt nach einer Erklärung.
Und das ist unser zweiter Punkt:
Das leere Grab ist nicht nur eine Tatsache, sondern es verlangt nach einer Erklärung.
Und nun sorgt Gott selbst dafür.
Gott schickt einen Boten, das ist außergewöhnlich.
Sie sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.
So außergewöhnlich das Ereignis ist, so außergewöhnlich ist auch der Bote, durch den Gott es erklärt.
Dieser Engel – in diesen Minuten und Stunden ist, wenn Sie so wollen, die Grenze zwischen Himmel und Erde verwischt.
Das ist schon eigenartig.
Der lebendige Gott bricht spürbar in diese Wirklichkeit ein, er wirkt erfahrbar hinein in diese Welt, er hebt das Gesetz des Todes auf und schickt einen überweltlichen Boten.
Und für die Frauen wäre das genauso ungewöhnlich, wie es für uns gewesen wäre.
Sie haben auch nicht jeden Tag einen Engel zum Frühstück gesehen.
Deswegen entsetzen sie sich auch, wie es heißt.
Das ist für sie eine völlig anormale Situation, absolut nicht selbstverständlich.
Und dieser Bote fasst nun mit kurzen, prägnanten, wuchtigen Worten die gesamte Osternachricht zusammen und erklärt das leere Grab.
Die Erklärung steht in Vers 6:
„Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, klar, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da hat er gelegen.“
Verstehen Sie, das ist die Erklärung, nach der das leere Grab verlangt.
Der, den ihr sucht, ist nicht hier, er ist auferstanden.
Und in der Tat hat man versucht, in den Jahrhunderten nach der Auferstehung immer wieder andere Erklärungen für das leere Grab zu finden, andere als die Auferstehung.
Man hat zum Beispiel die Diebstahlstheorie entwickelt: Die Leiche wurde einfach gestohlen.
Aber ich bitte Sie: Wer soll die Leiche gestohlen haben?
Wenn die Feinde Jesu die Leiche gestohlen hätten, dann hätten sie sie der Öffentlichkeit mit Vergnügen präsentiert.
Wenn die Freunde, die Jünger Jesu, die Leiche gestohlen hätten, dann hätten sie gewusst, dass das Ganze ein Schwindel war und sie wären nicht für einen Schwindel ans Schafott gegangen.
Sie hätten sich nicht für einen Schwindel zu Märtyrern machen lassen, sie wären nicht für einen Schwindel gestorben.
Hätten die Feinde die Leiche gestohlen, hätten sie die Leiche präsentiert.
Hätten die Jünger die Leiche gestohlen, dann wären sie nicht die geworden, wie sie geworden sind.
Die Diebstahlstheorie war damals genauso unsinnig wie heute.
Dann gibt es eine andere Theorie: die sogenannte Einbildungstheorie.
Das heißt, die Jünger haben so stark an die Auferstehung geglaubt, auf die Auferstehung gehofft und gewartet, dass sie am frühen Morgen schon wirklich zum Grab gegangen sind, um zu sehen, wie er herauskommt.
Dass sie dann am Ende so stark in ihrer Einbildung gefangen waren, dass sie ihn irgendwie gesehen haben – in einer Vision, einfach das, was man sehen will.
Nun, auch hier ist das Gegenteil wahr.
Jesu Nachfolger haben eben gerade nichts mehr gehofft.
Die Frauen hier wollten Leichenpflege betreiben, nicht jemanden begrüßen, der auferstanden ist.
Und als sie es später den Jüngern erzählen – am Anfang erzählen sie es ja gar nicht, weil sie so entsetzt sind – aber dann liest man in Lukas 24, als sie den Jüngern das erzählen, was sagen die Jünger?
Die sagen: Frauengeschwätz. Hier steht nur Lukas 24, Vers 11:
„Es erschienen ihnen diese Worte als wäre es Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht, was die Frauen da wieder meinen gesehen zu haben.“
Also, sie haben alle nicht damit gerechnet.
Die einzige überzeugende Erklärung für das leere Grab ist wirklich die, die der Bote hier gibt.
Und er sagt das mit ganz klaren, präzisen, gemeißelten Worten.
Wörtlich müsste man übersetzen: „Jesus sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzigten“ – also genau den, der noch vor wenigen Tagen hier durch die Straßen gegangen ist, den, der Wunder getan hat, den, der am Kreuz gestorben ist.
Und dann heißt es: „Auferstanden ist er, nicht hier ist er.“
Und als Beweis sieht man den Platz, wo sie ihn hingelegt haben.
Was macht der Bote hier? Er wendet sich an die Augen und an die Ohren.
Er sagt: Seht euch die Indizien an, seht euch die äußeren Hinweise an.
Das leere Grab, seht den Ort, wo die Leiche gelegen hat.
Und aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass da noch die Leichentücher lagen, schön zusammengelegt.
Das war gewissermaßen der Beleg.
Er sagt: Schaut euch die Indizien an.
Dann gibt er die Erklärung und sagt: Er ist deswegen nicht hier, weil er auferstanden ist.
Und zwar ist es der Gekreuzigte, den ihr kennt.
Hier wird deutlich, wie eng Tatsache und Erklärung zusammengehören.
Ohne die richtige Erklärung hilft uns die Tatsache nicht weiter.
Aber ohne die Tatsache nützt uns die schönste Erklärung nichts.
Hängt die Erklärung in der Luft, wenn Jesus nicht leibhaftig auferstanden wäre, dann wäre der christliche Glaube eine wunderschöne Illusion, aber nicht mehr.
Und wir – und vielleicht wundert Sie das, wenn ich das sage – haben es eigentlich sogar noch leichter als die Frauen damals, weil wir die ganze Szene schon von hinten sehen.
Wir kennen noch viel mehr Indizien.
Wir wissen inzwischen von den vielen Erscheinungen, wo Jesus menschenleibhaftig begegnet ist.
Wer sich da einmal kurz informieren will, für den gibt es auf unserem Büchertisch, ich glaube für etwa 1,50 Euro, einen kurzen Vortrag von einem amerikanischen Historiker: „Wer ist dieser Mensch?“ Hier werden ein paar Indizien und Argumente zur Auferstehung zusammengestellt. Den können Sie sich später am Büchertisch kaufen.
Das ist wirklich eine gute Möglichkeit: Seht die Indizien!
Wir haben die ganzen schriftlichen Quellen vorliegen.
Im Grunde genommen können wir uns heute auf demselben Weg überzeugen wie die Frauen.
Wir müssen die Indizien prüfen, wir müssen die Quellen lesen, in denen das berichtet wird.
Und dann kommt die Botschaft, die Gott damit verbindet: Er sagt, Leute, das leere Grab ist eine Tatsache, aber das Entscheidende ist die Erklärung: Ich habe Jesus Christus von den Toten auferweckt.
Und Sie sehen dann hier, wie am Ende diese Botschaft weit über diesen Ort in Jerusalem hinausgeht.
Was sagt der Bote nämlich den Frauen?
„Jetzt wisst ihr, was passiert ist. Geht aber hin“, Vers 7, „sagt seinen Jüngern und Petrus“ – Petrus wird nochmal besonders erwähnt, weil er Jesus besonders verleugnet hatte, und da soll ihm jetzt gesagt werden: Auch dich will er noch, auch zu dir steht er noch.
Sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa.
Das hat Jesus ja angekündigt.
Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.
In Galiläa wird es nochmal ein größeres Treffen geben zwischen Jesus und seinen Leuten.
Und auch vorher wird er ihnen noch an verschiedenen Stellen begegnen.
Hier sehen wir etwas Interessantes:
Wie das Grab für Jesus nur eine Zwischenstation war, nur eine Durchgangsstation, so ist das Grab auch für die Frauen nur eine Durchgangsstation.
Und das ist unser dritter und letzter Punkt:
Das leere Grab ist nur Durchgangsstation.
Verstehen Sie, das leere Grab ist kein Selbstzweck.
Die Frauen sollen jetzt nicht an diesem leeren Grab bleiben, ein bisschen Weihrauch versprühen, Blumen aufstellen, Kerzchen anzünden und eine Gedenkplatte anbringen oder eine Andacht am Grab veranstalten.
Wäre doch auch etwas gewesen.
Aber das Grab ist nur Durchgangsstation.
Sie sollen nicht dortbleiben, sondern sie sollen jetzt los.
Sie sollen Jesus begegnen.
Dadurch wird dieses Grab zu einem fröhlichen Ort, es wird ein Wegweiser zu Jesus Christus.
Das leere Grab ist nur Durchgangsstation.
Und wieder brauchen die Frauen das Sehnliche am Ende eine Weile, um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen.
„Und sie gingen hinaus, aber sie gehen erst mal nicht zu den Jüngern, sondern sie hauen schlichtweg ab, kopflos, und flohen von dem Grab, denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen, und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“
Verstehen Sie, sie hatten nicht gleich eine fertige Botschaft.
Sie waren erst mal nur irritiert und sagten: Das kann doch nicht sein, was ist da passiert, wer wird uns das glauben?
Aber wenn man den Bericht dann weiterliest, ab Vers 9, können Sie das ja machen.
Und wenn man die anderen Dokumente dazu nimmt – das Matthäusevangelium, das Lukasevangelium, das Johannisevangelium und das, was Paulus schreibt im 1. Korinther 15 – dann sieht man, wie Jesus ihnen dann begegnet, den Frauen, den Jüngern und anderen.
Wie er sie Schritt für Schritt immer mehr davon überzeugt und kapieren lässt: Ich bin wirklich auferstanden.
Wie er gebratenen Fisch mit ihnen isst, wie er sich von ihnen berühren lässt, damit sie kapieren, das ist kein Geist und keine Vision, sondern dies ist der auferstandene Herr.
Dabei wird immer deutlicher, wie Jesus selbst diese Zeugen von seiner Lebendigkeit überzeugt.
Er ist der persönliche, leibhaftige, greifbare, auferstandene Herr.
Und nachdem sie dann selbst überzeugt waren, hat Jesus einige Tage später den Auftrag erweitert.
Sie sollen sich jetzt nicht nur untereinander informieren.
Ziemlich am Ende von Kapitel 16 steht dann in Vers 15, Markus 16 ab Vers 15:
„Und jetzt geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.
Wer da glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden.
Wer aber nicht glaubt – man könnte sagen, klammer auf, und selbst wenn er getauft sein sollte, klammer zu – wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden, der wird verloren gehen.“
Und wissen Sie, jetzt ist klar, was mit Glauben gemeint ist.
Glauben bedeutet nicht: Ja, irgendwie glauben, dass es einen Gott gibt.
Glauben heißt, an Jesus als den auferstandenen Sohn Gottes glauben.
Das ist mit Glauben gemeint.
Es gibt ja gelegentlich die Frage: Kann man nicht auch Christ sein, ohne an das leere Grab zu glauben, ohne das leere Grab zu akzeptieren?
Die Antwort von Markus 16 lautet klar und deutlich: Nein, man kann nicht Christ sein, ohne das leere Grab zu akzeptieren.
Denn was heißt glauben?
Glauben heißt, ein persönliches Vertrauensverhältnis zu Jesus Christus als meinem Herrn zu haben.
Glauben heißt, in einem persönlichen Verhältnis mit Jesus Christus leben.
Das kann ich nur, wenn er wirklich lebt, wenn er auferstanden ist.
Ich kann zu einem Toten kein reales persönliches Verhältnis mehr haben.
Es hängt so viel an diesem leeren Grab, an der wirklichen Auferstehung.
So hat auch der Spiegelartikel ein ganz überraschendes Ende, muss ich zugeben.
Als letzten Wissenschaftler zitiert der Spiegel den bekannten Stuttgarter Philosophen Robert Spaemann.
Sie haben vielleicht auch schon etwas von ihm gelesen.
Da soll demnächst ein neues Buch von Spaemann erscheinen. Ich habe es noch nicht gesehen, aber der Spiegel kündigt das an.
Da geht es um die Frage nach Gott und nach der Täuschung der Moderne.
Und der Spiegel sagt über dieses Buch von Spaemann: In diesem Buch begegnet der verblüffte Leser einem alten Bekannten, der längst vom Zweifel der Moderne zermalmt schien – einem Gott, der den Tod besiegt.
Diesem Gott begegnet der Leser, so sagt der Spiegel, in Spaemanns Buch.
Und dann fragt der Spiegel: Woran macht Spaemann dies denn fest, dass es einen Gott geben soll, der den Tod besiegt?
Die Antwort lautet: Es ist seine Überzeugung, dass das Grab leer war und dass es eine Auferstehung der Toten deshalb gibt.
Ich wünsche Spaemann, dass er diese Erkenntnis gewonnen hat.
Und ich hoffe, dass der Spiegel das hier richtig berichtet.
Denn genau das haben auch die Frauen damals begriffen: Das Grab von Jesus ist leer.
Damit ist jetzt wirklich die größte Supermacht der Welt besiegt: Der Tod ist tot.
Mit dieser dramatischen Botschaft hat Jesus sie dann auf die Reise geschickt und gesagt:
„Und jetzt geht hin, und jetzt lasst es alle erfahren, das ist wahr, das ist Sache.“
Und dann bleibt am Ende die Frage: Warum benutzt Jesus hier so ein hartes Wort?
Warum sagt er: Wer nicht an mich glaubt, der wird verdammt werden?
Wörtlich steht da: „Der wird verurteilt werden“, meint verurteilt von Gott im letzten Gericht.
Warum sagt Jesus das?
Wer nicht glaubt, das heißt, wer nicht glaubt, lebt ohne ein persönliches Verhältnis zu Jesus Christus.
Nicht glauben heißt, zu meinen: Ich habe Jesus Christus nicht nötig.
Ich habe Jesus Christus nicht nötig als meinen Retter.
Ich habe Jesus Christus nicht nötig als den, der mein Leben bewahrt und ans Ziel bringt.
Und das heißt – und das müssen wir sehr deutlich sehen:
Wer dem lebendigen Gott entgegentritt ohne den Auferstandenen – und jeder von uns wird einmal dem lebendigen Gott entgegentreten, sichtbar entgegentreten müssen –, wir werden dem nicht entkommen können.
Unser Leben gehört Gott, wir können uns das nicht aussuchen.
Wir können nicht sagen: Wir verweigern Gott die Audienz.
Das wird nicht möglich sein.
Und Jesus hat sehr deutlich gesagt:
Wer dem lebendigen Gott ohne den Auferstandenen entgegentritt, der wird vor ihm nicht bestehen können.
Das ist die ganze dramatische Botschaft, die Jesus schon vor seiner Kreuzigung immer wieder deutlich gemacht hat.
Er hat gesagt: Dafür bin ich ja gekommen.
Ich bin gekommen, weil du jemanden brauchst, der deine Schuld begleicht.
Weil du jemanden brauchst, der dir deinen Unglauben und deine Gottlosigkeit vergibt.
Ich bin gekommen, um für deine Schuld zu sterben und die Strafe auf mich zu nehmen, damit du sie nicht selbst tragen musst, weil du sie auch selbst nicht tragen kannst.
Ich bin gekommen, damit du auf ewig nicht verdammt sein musst, sondern gerettet bei dem lebendigen Gott, deinem Schöpfer, auf ewig leben darfst.
Das ist der Grund, warum Jesus kommen musste.
Darum hängt so viel an der Auferstehung.
Verstehen Sie: Mit der Auferstehung hat Jesus Christus all das beglaubigt und endgültig in Kraft gesetzt.
Jawohl, er ist wirklich gestorben, um die Strafe auf sich zu nehmen, die ich verdient habe.
Und das ist keine Illusion, das ist nicht einfach ein hochtrabendes religiöses Gerede, sondern die Wahrheit.
Damit ist Jesus Christus die letzte, wirklich die letzte Instanz, vor der sich jedes Leben entscheidet.
Ein Leben ganz genau so wie Ihres.
Ob wir das wollen oder nicht, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht, es wird so sein.
So steht es ja auch in unserem Wochenspruch, wo Jesus sagt:
„Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe deswegen die Schlüssel der Hölle und des Todes.“
Nur wer den Schlüssel hat, kann aufschließen.
Und das ist allein Jesus Christus.
Er kann uns rausholen aus dem Tod.
Er kann uns bewahren vor der ewigen Verdammnis.
Deswegen lassen Sie mich das am Ende so deutlich sagen:
Ist die Nachricht von der Auferstehung gleichzeitig eine beunruhigende und eine beruhigende Nachricht?
Ist die Wahrheit der Auferstehung gleichzeitig eine bedrohliche Wahrheit und eine tröstliche Wahrheit?
Bedrohlich deshalb, weil es heißt: Jeder wird sich vor Christus zu verantworten haben, jeder.
Und tröstlich deshalb, weil alle, die sich im Glauben an ihn wenden, die sich vor ihm beugen als ihrem Retter und Herrn, schon jetzt mit dieser Gewissheit beschenkt werden:
Ich vergebe dir, ich rette dich, ich halte dein Leben fest und ich bringe dich sicher an das Ziel in Gottes ewigem Reich.
Und seitdem Jesus auferstanden ist, ist das völlig klar:
Seitdem muss keiner mehr ohne ihn sterben.
Seitdem muss keiner mehr ohne ihn leiden.
Wer sich an ihn wendet, wird gehalten und sicher ans Ziel gebracht.
Ja, das leere Grab ist eine Tatsache.
Und ja, das leere Grab verlangt nach einer Erklärung.
Und die Erklärung, die zutrifft, lautet: Jesus ist persönlich auferstanden von den Toten.
Und ja, das leere Grab ist nur Durchgangsstation.
Es soll uns hinweisen auf Christus selbst.
Und wir sollen auch an diesem Ostersonntag nicht dabei stehen bleiben und sagen: Es ist ja interessant, dass man so darüber nachdenken kann.
Sondern Jesus Christus lädt uns ein, zu ihm zu kommen und zu sagen:
„Und weil du lebst, auch wenn wir dich mit unseren Augen noch nicht sehen, weil du da bist, darum will ich, dass du auch mein zerbrechliches Leben in deine Hände nimmst.
Darum bitte ich dich, dass du mir auch meine Sünde und meinen Unglauben und mein ganzes bisheriges Leben, in dem ich so wenig nach dir gefragt habe, vergibst.“
Und dann dürfen wir gewiss sein: Weil Jesu Grab leer war, ist auch mein Grab nur Durchgangsstation.
Ein leeres Grab hat es gegeben, und darum wird auch mein Grab nicht das Ende sein.
Darum können wir, wenn wir diese Osterbotschaft im Herzen und Verstand haben, mit einer ganz anderen Gewissheit über Friedhöfe gehen.
Und wir dürfen mit einer ganz anderen Gewissheit über unseren eigenen Grabstein nachdenken.
Denn der Herr sagt: Das ist nicht das Ende, das ist schlimmstenfalls eine Durchgangsstation.
Wer zu mir gehört, den bringe ich durch.
Martin Luther hat das verglichen mit einem Geburtsvorgang.
Er hat gesagt: Wenn erst mal der Kopf durch ist, dann ist die Sache so gut wie gelaufen.
Er sagt: Christus ist das Haupt, er ist durch.
Und jeder, der zu ihm gehört und an ihm hängt, den zieht er hinterher.
Wenn das Haupt erst mal durch ist, kommt der Rest sehr schnell hinterher.
Darum hat Luther gesagt: Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi.
Und dann spricht er zum Vater:
„Dieses Anhängsel, dieser Luther, muss auch durch.
Er hat zwar viel von seinen Geboten übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich.
Und was willst du? Ich starb auch für ihn, lass ihn durchschlüpfen.“
Das soll mein Glaube sein, sagt Luther.
So dürfen wir an Christus hängen und ihm persönlich vertrauen für Zeit und Ewigkeit.
Ich komme zum Schluss.
Eine Woche vor Karfreitag stand im Magazin der Süddeutschen Zeitung ein sehr interessanter Kommentar.
Am 30. März hieß es:
„Wenn der Satz ‚Jesus lebt‘ geglaubt würde, dann müssten den Christen eigentlich Flügel wachsen.
Dann müssten die Gemeinden vor Kraft geradezu strotzen.
Dann müssten ihre begeisterten Mitglieder an Ostern durch die Straßen rennen und jedem ins Ohr brüllen: ‚Gott lebt, wirklich, er lebt!‘“
Stattdessen stehen sie mit allen anderen im Stau auf der Autobahn.
Dieser Kommentar der Süddeutschen Zeitung macht eine starke Herausforderung deutlich.
Wenn diese Botschaft wirklich wahr ist – und sie ist wahr –, dann kann uns das nicht kaltlassen.
Dann kann uns das nicht ruhiglassen.
Sondern dann wollen wir das noch viel dankbarer und viel mutiger bezeugen.
Es gibt einen Ausweg aus dem Grab, und dieser Ausweg hat einen Namen: Jesus Christus, der Auferstandene.
Ihm wollen wir ehren, und jeder ist aufgefordert, sich an diesen Jesus Christus zu wenden, ihn anzurufen im Glauben und sich von ihm retten zu lassen für Zeit und Ewigkeit.
Amen.
Die Einzigartigkeit der biblischen Osterbotschaft
Mitten hinein in das philosophische und religiöse Stimmgewirr tritt die Osterbotschaft der Bibel wie ein Fremdkörper.
Was ist daran so fremd und einzigartig an der biblischen Botschaft? Ich möchte es Ihnen erklären. Wenn man all die verschiedenen Theorien und Spekulationen der Religionen und Kulturen mit der Bibel vergleicht, fällt auf den ersten Blick ein großer Unterschied auf.
Wissen Sie, was das ist? All diese Theorien und Hoffnungen auf ein Jenseits blicken angespannt in die Zukunft und ins Jenseits. Die Bibel hingegen blickt zurück und ins Diesseits.
Die Bibel macht die ganze Frage der Auferstehung an einem einzigen Ereignis fest – an einem Ereignis, das in der Vergangenheit liegt und an einem bestimmten Ort in Israel stattgefunden hat.
Hier erzählt der Spiegel natürlich Unsinn, wenn er auf Seite 132 behauptet, dass die Idee der Unsterblichkeit die Christen eigentlich von Zarathustra übernommen hätten. Er sagt, Zarathustra habe gesprochen, und die Christen hätten sich gewissermaßen die Auferstehung Jesu dazu ausgedacht, um dem Ganzen eine gute Begründung zu geben.
Das ist natürlich Unsinn. Denn wenn das so gewesen wäre, dass man sich die Auferstehung nur ausgedacht hätte, dann wären wir heute garantiert nicht hier. Die Nachricht von der Auferstehung wäre damals kaum über die Stadtgrenzen Jerusalems hinausgekommen. Man hätte sie sehr schnell widerlegen können.
Ohne eine wirkliche Auferstehung wäre Jesus ein hochinteressanter Lehrer gewesen, ein selbstloser Wohltäter, meinetwegen, aber eben auch ein gescheiterter Befreier.
Wie war es nun wirklich? Worauf könnte sich unsere Hoffnung gründen? Was haben die ersten Zeugen wirklich gesehen?
Der Bericht im Markus-Evangelium als historische Quelle
Ich habe Ihnen dazu eine Quelle mitgebracht, die zeitlich sehr nahe an dem Ereignis liegt. Es handelt sich um einen Auszug aus dem Markus-Evangelium, den Sie vorne auf Ihrem Gottesdienstzettel finden.
Das Markus-Evangelium entstand etwa in den sechziger Jahren des ersten Jahrhunderts. Wer es geschrieben hat, hatte enge Kontakte zu einem der Hauptapostel, nämlich zu Petrus. Markus und Petrus arbeiteten eng miteinander zusammen. Diese Zeilen hier sind in ganz einfachem Griechisch verfasst. Ihr Text ist natürlich deutsch, aber ursprünglich wurde er in sehr einfachem Griechisch geschrieben.
Der Text enthält keine träumerischen Hoffnungen auf die Unsterblichkeit der Seele, sondern berichtet von etwas anderem. Wovon? Von ein paar aufgescheuchten Frauen. Diese Frauen haben ein bestimmtes Vorhaben. Wissen Sie, was sie vorhaben? Sie wollen schlichtweg eine Beerdigung, die durch den Feiertag unterbrochen wurde, zu Ende bringen.
Wir wissen, dass die Juden ihre Feiertage sehr ernst nahmen, vor allem den Sabbat. An diesem Tag durfte man nichts tun. Die Beerdigung hatte begonnen, als am Abend der Sabbat anbrach. Die Frauen wollen diese nun zu Ende bringen. Sie möchten das möglichst pietätvoll und liebevoll tun. Das ist alles.
Kein Werbestratege hätte sich damals ausgerechnet solche Frauen als Zeugen ausgedacht. Die Frauenbewegung steckte noch in den Kinderschuhen. Obwohl es bei den Römern damals schon etwas Ähnliches gab, galt vor Gericht die Zeugenaussage von Frauen kaum etwas. Deshalb hätte man sich solche Zeugen nicht ausgedacht.
Aber die Fakten dürften nun mal so gewesen sein, wie der Bericht sie schildert. Hier gibt es überhaupt keine märchenhafte Ausmalung, sondern nur ein paar ganz schlichte Sätze, die fast atemlos aneinandergereiht werden. Sie sehen das schon: Das würde man im Deutschaufsatz sofort anstreichen. Die Sätze beginnen immer wieder mit „und“.
Das ist im griechischen Urtext auch so. Dort steht immer wieder „kai“, „kai“, „kai“, also das griechische Wort für „und“. Hier wird ganz einfach atemlos erzählt, eins an das andere gereiht. Es wird einfach berichtet.
Die Szene am Grab Jesu
Was soll da passiert sein? Das Kapitel zuvor hat ausführlich über die Kreuzigung von Jesus berichtet. Es beschreibt, wie er gegen 15 Uhr in der Mittagshitze gestorben ist. Danach kam der angesehene Lokalpolitiker Joseph von Arimatea und sorgte dafür, dass Jesus wenigstens in einem ordentlichen Höhlengrab aufgebahrt werden konnte. Wahrscheinlich war das die eigene Grabstätte von Joseph von Arimatea.
Das konnten wir in Kapitel 15, Verse 46 bis 48 lesen:
„Und er kaufte ein Leinentuch und nahm ihn, nämlich Jesus, ab, wickelte ihn in das Tuch, legte ihn in ein Grab, das in einen Felsen gehauen war, und wälzte einen Stein vor die Tür des Grabes. Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, sahen zu, wo er hingelegt wurde.“
Hier schließt unser Text nun an. Die Frauen hatten gesehen, wo die Leiche lag, und wussten daher, wohin sie gehen mussten.
Markus 16, Verse 1 bis 8:
„Als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. Sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, sehr früh, als die Sonne aufging. Sie sprachen untereinander: ‚Wer wälzt uns den Stein von der Tür des Grabes?‘
Sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war, denn er war sehr groß. Sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling, einen jungen Mann, sitzen zur rechten Hand. Er hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.
Er aber sprach zu ihnen: ‚Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hingelegt hatten. Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa. Dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.‘
Und sie gingen hinaus und flohen vom Grab, denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich.“
Was hier passiert, widerspricht allem, was die Frauen erwartet hatten. Es steht auch quer zu jeder menschlichen Erfahrung.
Die Bedeutung der Frauen als erste Zeuginnen
Die drei Frauen gehen nicht zum Grab, um es leer vorzufinden, sondern sie wollen diesem Herrn, dem sie bei Lebzeiten gedient haben, dem sie nachgefolgt sind und von dem sie gelernt haben, einen letzten Liebesdienst erweisen. Grabpflege und Leichenpflege sind an diesem Morgen angesagt.
Was sie tun – Maria von Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome – zeugt einerseits von großer Treue und Liebe zu Jesus, andererseits aber auch von Unglauben. Jesus hatte ja oft mit ihnen über die Auferstehung gesprochen. Er hatte gesagt, dass er auferstehen werde. Doch die Sprache der Tatsachen scheint zu laut zu sein, das Kreuz wirkt zu endgültig.
Schließlich hatten sie sogar aus der Ferne mit eigenen Augen gesehen, wie Josef von Arimathäa die Leiche in seinem eigenen Grab beigesetzt hatte. Das war am Freitag gewesen. Ab Freitagabend, etwa gegen 18 Uhr, begann der Sabbat, der absolute Ruhepflicht bedeutete. Am Samstag durften sie sowieso nichts tun. Am Samstagabend war der Sabbat dann zu Ende, und sie konnten wieder losgehen und einkaufen.
Das haben sie auch gemacht. In Vers 1 heißt es: „Als der Sabbat vergangen war, kauften sie Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.“ Am Sonntagmorgen war es dann endlich so weit. Sie konnten losmarschieren zum Grab, um das Begräbnis abzuschließen.
Dafür standen sie sehr früh auf. Vers 2 berichtet: „Sie kam zum Grab am ersten Tag der Woche, also am Sonntag, sehr früh, als die Sonne aufging.“ Sie hatten wohl gut riechende Öle eingepackt, angereichert mit Myrrhe und Aloe. Im Griechischen steht hier das Wort „Aromata“, also das „Rochgut“. Damit wollte man den Leichengeruch überdecken und die Leiche konservieren, damit sie länger erhalten blieb.
So wollten sie Jesus entsprechend einwickeln und ihm die letzte Ehre erweisen. Man kann sich die Aufregung und die Niedergeschlagenheit vorstellen, mit der sie losgingen. Als sie dann im Morgengrauen unterwegs waren, fiel ihnen plötzlich etwas ein, das sie in ihrer Aufregung völlig vergessen hatten.
Vers 3 berichtet: „Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?“ Sie hatten nicht bedacht, dass sie das Grab öffnen mussten. Auch wenn die drei Frauen recht rüstig waren, konnten sie den riesigen Stein nicht alleine wegwälzen.
Als sie zum Grab kamen, nahm es ihnen fast die Luft weg. Das Grab war nicht verschlossen. Der Stein lag nicht mehr vor der Graböffnung, so wie sie es am Freitagabend noch mit eigenen Augen gesehen hatten.
Was war passiert? Plötzlich standen die Frauen vor der Tatsache des offenen Grabes, und wenige Augenblicke später vor der Tatsache des leeren Grabes. Doch das war für sie alles andere als ein Grund zur Freude. Ganz im Gegenteil: Es war ein doppelter Schreck. Erst sahen sie, dass das Grab offen war, und dann, dass es leer war.
Die Bedeutung des leeren Grabes
Solche Gräber wurden in der Regel in Felsen hineingehauen, hineingebohrt und gemeißelt. Den Eingang kann man sich etwa 1,30 x 1,50 Meter groß vorstellen. Vergleichbare Gräber kann man heute noch besichtigen.
Man hat ausgerechnet, dass ein Stein, mit dem man eine solche Höhle verschließen wollte, mindestens 1,5 Tonnen schwer gewesen sein muss. Es handelte sich um einen Rollstein, der in einer Rinne lag, die sich zum Grab hin senkte. Wenn man den Befestigungskeil entfernte, rollte dieser Stein auf die Öffnung des Grabes zu und verschloss sie. Das war ein ganz einfaches mechanisches Prinzip.
Von Matthäus, dem Evangelium, erfahren wir außerdem, dass das Grab von den römischen Wachen vorsichtshalber gesichert wurde. Es war durch ein Siegel geschützt. In der Regel spannte man ein Seil über den Stein, das an den Enden mit Siegelton befestigt wurde. Dieses Siegel trug das offizielle Zeichen des römischen Statthalters. So war klar, dass niemand unbefugt an das Grab herankommen konnte.
Und dennoch steht so ein gesichertes, bewachtes und versiegeltes Grab offen da – und zu allem Überfluss noch leer. Das ist das Erste, was wir hier sehen: Das leere Grab ist eine Tatsache, auf die die Frauen völlig unerwartet stoßen. Sie wissen, dass etwas passiert sein muss, aber was genau?
Diese Frauen waren nicht die ersten, denen das Grab große Probleme bereitete. Aber sie waren die ersten, denen das leere Grab Probleme machte. Die Römer hatten dafür gesorgt, dass alles gesichert war und kein Leichendiebstahl passieren konnte. Doch die Frauen waren die ersten, die mit dem leeren Grab konfrontiert wurden – und sie fanden viele Nachfolger bis heute. Auch diesen bereitet das leere Grab große Probleme.
Und wie entledigt man sich Problemen am leichtesten? Indem man sie für nicht existent erklärt. So wird mit dem leeren Grab verfahren.
Die Kritik an modernen Sensationsmeldungen zum Grab Jesu
Den jüngsten Versuch dazu konnten Sie am Karfreitag beobachten. Ich weiß nicht, ob Sie das gesehen haben – auf ProSieben, wobei ich hier keine Werbung für den Sender machen möchte. Dort wurde über angeblich sensationelle Funde berichtet. Diese sind jedoch bei Weitem nicht so sensationell, denn sie stammen bereits aus einer Zeit vor 25 Jahren, seitdem sie erstmals entdeckt wurden.
Die Funde stammen aus einem Stadtteil von Jerusalem, wo man kleine Knochenkästen gefunden hat. Die Archäologen nennen diese Ossuarien. Der Regisseur, der das Thema nun sehr medienwirksam aufgearbeitet hat, ist James Cameron, der auch die Titanic und den Terminator verfilmt hat. Er sagt Folgendes: Hier haben wir einen Knochenkasten mit Überresten von Jesus, seiner Mutter, Maria Magdalena. Dabei stützt er sich auf Inschriften mit Namen.
Er fand ein Ossuarium, auf dem steht: „Judah, Sohn von Jeshua“ – Jeshua ist die hebräische Form von Jesus. Weiter heißt es „Jeshua, Sohn von Joseph“, „Maria“ und dann „Maria Meme“ oder „Maria Mara“. Daraus schließt man, dass es sich um das Grab von Jesus handeln könnte.
Experten haben sich jedoch längst dazu geäußert. Der Neutestamentler Rainer Riesner erklärte, dass die Namen Jesus, Maria, Joseph, Judah und ähnliche damals zu den mit Abstand häufigsten jüdischen Namen gehörten. So wurde allein der Name „Jesus, Sohn des Joseph“ etwa siebzigmal auf solchen Ossuarien gefunden. Das sagt also nichts Konkretes über eine bestimmte Person aus.
Der israelische Archäologe Amos Kloner, der den Fall am intensivsten bearbeitet hat, beschrieb ihn bereits vor vielen Jahren ausführlich in einer Fachzeitschrift. Er hält es für völlig undenkbar, dass sich eine Familie aus Nazareth über drei bis vier Generationen hinweg in Jerusalem begraben ließ. Das wäre viel zu teuer gewesen. Er betont, dass das niemand gemacht hätte.
Zudem verweist er auf die Vielzahl dieser Namen, die massenhaft und inflationär verwendet wurden. Außerdem stellt sich die Frage, inwieweit die Inschriften alle wirklich originalgetreu sind. Kloner hat ganz deutlich gesagt: Da steckt überhaupt nichts dahinter, das ist im Grunde genommen reine Sensationsmache.
Diese sogenannte Sensationsmeldung ist deshalb auch ein alter Hut. Bereits 1996 wurde das gleiche Thema von der BBC behandelt. Seitdem ist nichts Neues dazugekommen. Man bringt nur immer wieder solche Geschichten an die Öffentlichkeit, um Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Einer der Kronzeugen, James Tabor, auf den man sich dabei beruft, hatte erst im letzten Jahr in einem Buch behauptet, er hätte angeblich das Grab von Jesus in Galiläa entdeckt. Nun, ein Jahr später, trägt er zu einer Dokumentation bei, die das Grab von Jesus angeblich in Jerusalem gefunden haben will.
Sie sehen also, wie hier alle möglichen Winkelzüge versucht werden, nur um sich von der Idee des leeren Grabes zu lösen.
Die historische Bezeugung des leeren Grabes und seine Bedeutung
Das stärkste Argument gegen die Behauptung des Films ist übrigens noch gar nicht genannt worden. Wissen Sie, was das ist? Es ist die solide historische Bezeugung des leeren Grabes selbst. Alle vier Evangelien berichten davon. Die ersten Zeugen sind Frauen – diese hätte man als Zeugen garantiert nicht erfunden.
Sogar die Gegner Jesu haben die Existenz des leeren Grabes nicht bestritten. Sie haben lediglich das Gerücht gestreut, dass das Grab leer sei, weil die Jünger Jesus gestohlen hätten. Noch sehr interessant ist die Pfingstpredigt des Petrus, die große öffentliche Predigt in einem feindlichen Umfeld. Dort begründet Petrus die Wahrheit der christlichen Botschaft damit, dass er sagt: „Leute, das Grab unseres alten Stammvaters David ist da, das könnt ihr besichtigen, es ist ein Wallfahrtsort, da können wir hingehen. Aber das Grab von Jesus ist leer, da kann keiner hingehen.“
Es wäre ein Leichtes gewesen für die Gegner der Christen – und davon gab es viele in den ersten Jahren –, einfach auf ein Grab zu verweisen und zu sagen: „Da ist er drin, wir haben die Leiche gesehen.“ Man hätte sie nur durch Jerusalem fahren müssen, und der ganze Spuk wäre schnell vorbei gewesen.
Nein, das leere Grab ist nach allem, was man unter historischen Gesichtspunkten sagen kann, wirklich eine Tatsache. Viele Historiker haben das immer wieder betont. Ich zitiere nur Professor Paul Mayer von der Universität Michigan, der in einem Interview gesagt hat: „Wenn man alle Beweise sorgfältig und ehrlich gegeneinander abwägt, dann ist es in der Tat gerechtfertigt, aufgrund der Maßstäbe geschichtlicher Forschung zu schließen, dass das Grab Jesu am Morgen des ersten Ostertages tatsächlich leer war.“
Das leere Grab ist eine Tatsache, aber für die Frauen war das erst einmal kein Grund zum Jubeln. Im Gegenteil: Sie sind ratlos, entsetzt und völlig überfordert mit der Situation. Sie sind überrascht und können das Ganze gar nicht richtig einordnen, was das nun soll und was daraus erwächst.
Aber eines fällt auf: Die Frauen gehen ins Grab hinein (Vers 5). Sie wollen dem jetzt auf den Grund gehen. Das heißt, sie bleiben nicht auf halbem Wege stehen – und das ist ihr Glück.
Das möchte ich jedem raten, der irritiert ist vom leeren Grab, der vielleicht noch keine Antwort darauf hat oder sich das nicht vorstellen kann: Machen Sie es wenigstens wie die Frauen! Gehen Sie erst einmal hinein. Das heißt, prüfen Sie, versuchen Sie die Argumente abzuwägen, verschaffen Sie sich Informationen und überprüfen Sie, was dran ist und was dran sein könnte.
So machen es die Frauen: Sie bleiben dran, sie gehen hinein und versuchen, sich Gewissheit zu verschaffen. Denn die Tatsache des leeren Grabes allein, so wichtig sie ist, bringt noch keine endgültige Antwort, sondern verlangt nach einer Erklärung. Und das ist unser zweiter Punkt.
Die Erklärung des leeren Grabes durch den Engel
Das leere Grab ist nicht nur eine Tatsache, sondern es verlangt auch nach einer Erklärung. Und nun sorgt Gott selbst dafür. Gott schickt einen Boten – das ist außergewöhnlich. Die Frauen sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der ein langes weißes Gewand trug. Sie entsetzten sich.
So außergewöhnlich wie das Ereignis ist, so außergewöhnlich ist auch der Bote, durch den Gott es erklärt. Dieser Engel ist in diesen Minuten und Stunden, wenn man so will, die Grenze zwischen Himmel und Erde. Das ist schon eigenartig. Der lebendige Gott bricht spürbar in diese Wirklichkeit ein, er wirkt erfahrbar in diese Welt hinein. Er hebt das Gesetz des Todes auf und schickt einen überweltlichen Boten.
Für die Frauen war das genauso ungewöhnlich, wie es für uns gewesen wäre. Sie hatten auch nicht jeden Tag einen Engel zum Frühstück gesehen. Deshalb entsetzten sie sich, wie es im Text heißt. Für sie war das eine völlig anormale Situation, absolut nicht selbstverständlich.
Dieser Bote fasste nun mit kurzen, prägnanten und wuchtigen Worten die gesamte Osternachricht zusammen und erklärte das leere Grab. Die Erklärung steht in Vers 6: „Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht!“ Die Frauen standen dort mit schlotternden Knien. Er sagt: „Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Sieh da die Stätte, da hat er gelegen.“
Verstehen Sie, das ist die Erklärung, nach der das leere Grab verlangt: Der, den ihr sucht, ist nicht hier, er ist auferstanden.
In der Tat hat man in den Jahrhunderten nach der Auferstehung immer wieder andere Erklärungen für das leere Grab gesucht – andere als die Auferstehung.
Man hat zum Beispiel die Diebstahlstheorie entwickelt. Man sagte, die Leiche sei einfach gestohlen worden. Aber ich bitte Sie: Wer sollte die Leiche gestohlen haben? Wenn die Feinde Jesu die Leiche gestohlen hätten, dann hätten sie sie der Öffentlichkeit mit Vergnügen präsentiert. Wenn aber die Freunde, die Jünger Jesu, die Leiche gestohlen hätten, dann hätten sie gewusst, dass das Ganze ein Schwindel war. Sie wären nicht für einen Schwindel ans Schafott gegangen, sie hätten sich nicht für einen Schwindel zu Märtyrern machen lassen. Sie wären nicht für einen Schwindel gestorben.
Hätten die Feinde die Leiche gestohlen, hätten sie sie präsentiert. Hätten die Jünger die Leiche gestohlen, dann wären sie nicht geworden, was sie geworden sind. Die Diebstahlstheorie war damals genauso unsinnig wie heute.
Dann gibt es eine andere Theorie, die sogenannte Einbildungstheorie. Das heißt, die Jünger hätten so stark an die Auferstehung geglaubt, auf sie gehofft und auf sie gewartet, dass sie am frühen Morgen schon zum Grab gegangen seien, um zu sehen, wie Jesus herauskommt. Am Ende seien sie so stark in ihrer Einbildung gefangen gewesen, dass sie ihn irgendwie gesehen hätten – in einer Vision, einfach das, was man sehen will.
Auch hier ist das Gegenteil wahr. Jesu Nachfolger hatten ja gerade nichts mehr gehofft. Die Frauen wollten hier Leichenschmierung betreiben, nicht jemanden begrüßen, der auferstanden ist. Und als sie es später den Jüngern erzählten – am Anfang erzählten sie es ja gar nicht, weil sie so entsetzt waren –, liest man in Lukas 24, dass die Jünger sagten: „Frauengeschwätz!“ Dort heißt es in Vers 11: „Es erschienen ihnen diese Worte als Geschwätz, und sie glaubten ihnen nicht, was die Frauen da gesehen hatten.“
Sie hatten alle nicht damit gerechnet.
Die einzige überzeugende Erklärung für das leere Grab ist wirklich die, die der Bote hier gibt. Er sagt es mit klaren, präzisen, gemeißelten Worten. Wörtlich müsste man übersetzen: „Jesus sucht ihr, den Nazarener, den Gekreuzigten“ – also genau den, der noch vor wenigen Tagen hier durch die Straßen gegangen ist, den, der Wunder getan hat, den, der am Kreuz gestorben ist. Dann heißt es: „Auferstanden ist er, nicht hier ist er.“ Und als Beweis sieht man den Platz, wo sie ihn hingelegt haben.
Die enge Verbindung von Tatsache und Erklärung
Was macht der Bote hier? Der Bote wendet sich an die Augen und an die Ohren. Er sagt: Seht euch die Indizien an, seht euch die äußeren Hinweise an. Das leere Grab – seht dort den Ort, wo die Leiche gelegen hat. Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass dort noch die Leichentücher lagen, schön zusammengelegt. Das war gewissermaßen der Beleg.
Er sagt also: Schaut euch die Indizien an. Dann gibt er die Erklärung und sagt, dass Jesus deswegen nicht hier ist, weil er auferstanden ist. Und zwar ist es der Gekreuzigte, den ihr kennt.
Verstehen Sie, hier wird deutlich, wie eng die Tatsache und die Erklärung zusammengehören. Ohne die richtige Erklärung hilft uns die Tatsache nicht weiter, aber ohne die Tatsache nützt uns die schönste Erklärung nichts. Hängt die Erklärung in der Luft, wenn Jesus nicht leibhaftig auferstanden wäre, dann wäre der christliche Glaube eine wunderschöne Illusion, aber nicht mehr.
Wir – und vielleicht wundert Sie das, wenn ich das sage – haben es eigentlich sogar noch leichter als die Frauen damals, weil wir die ganze Szene schon von hinten sehen. Wir kennen noch viel mehr Indizien. Wir wissen inzwischen von den vielen Erscheinungen, bei denen Jesus menschenleibhaftig begegnet ist.
Wer sich da einmal kurz informieren will: Es gibt auf unserem Büchertisch, ich glaube, für etwa 1,50 Euro, einen kurzen Vortrag von einem amerikanischen Historiker mit dem Titel „Wer ist dieser Mensch“. Dort werden einfach mal ein paar Indizien und Argumente zur Auferstehung zusammengestellt. Diesen Vortrag können Sie später am Büchertisch kaufen. Das ist wirklich eine gute Möglichkeit, die Indizien zu sehen!
Wir haben die ganzen schriftlichen Quellen vorliegen und können uns heute im Grunde genommen auf demselben Weg überzeugen wie die Frauen damals. Wir müssen die Indizien prüfen, wir müssen die Quellen lesen, in denen das berichtet wird. Dann kommt die Botschaft, die Gott damit verbindet: Er sagt, Leute, das leere Grab ist eine Tatsache, aber das Entscheidende ist die Erklärung: Ich habe Jesus Christus von den Toten auferweckt.
Die Aufforderung zur Verkündigung und die Bedeutung des Glaubens
Und Sie sehen hier, wie diese Botschaft am Ende weit über Jerusalem hinausgeht. Was sagt der Bote den Frauen? „Jetzt wisst ihr, was passiert ist. Geht hin!“
Er sagt seinen Jüngern und besonders Petrus, dass Jesus vor ihnen nach Galiläa gehen wird. Petrus wird noch einmal besonders erwähnt, weil er Jesus besonders verleugnet hatte. Ihm soll jetzt gesagt werden: Auch dich will er noch. Auch zu dir steht er noch. Jesus hat angekündigt, dass sie ihn in Galiläa sehen werden, wie er es ihnen gesagt hat.
In Galiläa wird es ein größeres Treffen zwischen Jesus und seinen Leuten geben. Auch vorher wird er ihnen an verschiedenen Stellen begegnen. Hier sehen wir etwas Interessantes: Wie das Grab für Jesus nur eine Zwischenstation war, so ist das Grab auch für die Frauen nur eine Durchgangsstation.
Das ist unser dritter und letzter Punkt: Das leere Grab ist nur Durchgangsstation. Verstehen Sie, das leere Grab ist kein Selbstzweck. Die Frauen sollen nicht an diesem leeren Grab bleiben, um Weihrauch zu versprühen, Blumen aufzustellen, Kerzen anzuzünden, eine Gedenkplatte anzubringen oder eine Andacht zu halten. Das wäre zwar auch etwas gewesen, aber das Grab ist nur Durchgangsstation.
Sie sollen nicht dort verweilen, sondern losgehen und Jesus begegnen. Dadurch wird das Grab zu einem fröhlichen Ort und zu einem Wegweiser zu Jesus Christus. Das leere Grab ist nur Durchgangsstation.
Wieder brauchen die Frauen eine Weile, um sich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Sie gingen hinaus, aber nicht zu den Jüngern. Sie flohen kopflos vom Grab, denn Zittern und Entsetzen hatten sie ergriffen. Sie sagten niemandem etwas, weil sie sich fürchteten.
Verstehen Sie, sie hatten nicht sofort eine fertige Botschaft. Sie waren erst einmal irritiert und dachten: Das kann nicht sein. Was ist da passiert? Wer wird uns das glauben?
Wenn man den Bericht weiterliest, ab Vers 9, und auch die anderen Evangelien hinzuzieht – das Matthäusevangelium, das Lukasevangelium, das Johannesevangelium – sowie das, was Paulus im 1. Korinther 15 schreibt, sieht man, wie Jesus ihnen begegnet. Er begegnet den Frauen, den Jüngern und anderen. Schritt für Schritt überzeugt er sie mehr und mehr und lässt sie verstehen: Ich bin wirklich auferstanden.
Er isst gebratenen Fisch mit ihnen, lässt sich berühren, damit sie kapieren, dass er kein Geist oder eine Vision ist, sondern der auferstandene Herr. Dabei wird immer deutlicher, wie Jesus selbst diese Zeugen von seiner Lebendigkeit überzeugt. Er ist der persönliche, leibhaftige, greifbare auferstandene Herr.
Nachdem sie überzeugt sind, erweitert Jesus einige Tage später den Auftrag. Sie sollen sich nicht nur untereinander informieren. Am Ende von Kapitel 16, Vers 15, steht: „Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur!“
Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden. Wer aber nicht glaubt – und man könnte sagen, selbst wenn er getauft sein sollte – der wird verdammt werden, der wird verloren gehen.
Jetzt ist klar, was mit Glauben gemeint ist. Glauben bedeutet nicht einfach, irgendwie zu glauben, dass es einen Gott gibt. Glauben heißt, an Jesus als den auferstandenen Sohn Gottes zu glauben.
Es gibt gelegentlich die Frage: Kann man auch Christ sein, ohne an das leere Grab zu glauben, ohne das leere Grab zu akzeptieren? Die Antwort von Markus 16 lautet klar und deutlich: Nein, man kann nicht Christ sein, ohne das leere Grab zu akzeptieren.
Was heißt Glauben? Glauben heißt, ein persönliches Vertrauensverhältnis zu Jesus Christus als meinem Herrn zu haben. Ein persönliches Verhältnis mit Jesus Christus kann ich nur leben, wenn er wirklich lebt, wenn er auferstanden ist. Zu einem Toten kann ich kein reales persönliches Verhältnis mehr haben.
Vieles hängt an diesem leeren Grab, an der wirklichen Auferstehung.
Die Bedeutung der Auferstehung für den Glauben und das Leben
Der Spiegelartikel endet, wie ich zugeben muss, ganz überraschend. Als letzten Wissenschaftler zitiert der Spiegel den bekannten Stuttgarter Philosophen Robert Spaemann. Vielleicht haben Sie auch schon etwas von ihm gelesen. Demnächst soll ein neues Buch von Spaemann erscheinen. Ich habe es noch nicht gesehen, aber der Spiegel kündigt es an. In diesem Buch geht es um die Frage nach Gott und um die Täuschung der Moderne.
Der Spiegel schreibt über Spaemanns Buch: „In diesem Buch begegnet der verblüffte Leser einem alten Bekannten, der längst vom Zweifel der Moderne zermalmt schien – einem Gott, der den Tod besiegt.“ Diesem Gott begegnet der Leser, so heißt es im Spiegel, in Spaemanns Buch. Dann fragt der Spiegel: Woran macht Spaemann denn fest, dass es einen Gott gibt, der den Tod besiegt?
Die Antwort lautet: Es ist seine Überzeugung, dass das Grab leer war und dass es deshalb eine Auferstehung der Toten gibt. Ich wünsche Spaemann, dass er diese Erkenntnis gewonnen hat. Ich hoffe auch, dass der Spiegel das hier richtig berichtet. Denn genau das haben auch die Frauen damals begriffen: Das Grab von Jesus ist leer. Damit ist die größte Supermacht der Welt besiegt – der Tod ist tot.
Mit dieser dramatischen Botschaft hat Jesus sie dann auf die Reise geschickt und gesagt: „Und jetzt geht hin und lasst es alle erfahren. Das ist wahr, das ist Sache.“ Am Ende bleibt die Frage: Warum benutzt Jesus hier so ein hartes Wort? Warum sagt er: „Wer nicht an mich glaubt, der wird verdammt werden“? Wörtlich steht da: „Der wird verurteilt werden“, gemeint ist verurteilt von Gott im letzten Gericht.
Warum sagt Jesus das? Wer nicht glaubt, das heißt: Wer kein persönliches Verhältnis zu Jesus Christus hat, der lebt ohne Glauben. Nicht glauben bedeutet zu meinen, ich brauche Jesus Christus nicht – nicht als meinen Retter, nicht als den, der mein Leben bewahrt und zum Ziel bringt.
Das heißt: Wer dem lebendigen Gott ohne den Auferstandenen entgegentritt – und jeder von uns wird einmal dem lebendigen Gott sichtbar entgegentreten müssen, dem werden wir nicht entkommen können. Unser Leben gehört Gott. Das können wir uns nicht aussuchen. Wir können nicht sagen: „Wir verweigern Gott die Audienz.“ Das wird nicht möglich sein.
Jesus hat sehr deutlich gesagt: Wer dem lebendigen Gott ohne den Auferstandenen entgegentritt, der wird vor ihm nicht bestehen können. Das ist die ganze dramatische Botschaft, die Jesus schon vor seiner Kreuzigung immer wieder deutlich gemacht hat. Er hat gesagt: „Dafür bin ich ja gekommen. Ich bin gekommen, weil du jemanden brauchst, der deine Schuld begleicht. Weil du jemanden brauchst, der dir deinen Unglauben und deine Gottlosigkeit vergibt.“
„Ich bin gekommen, um für deine Schuld zu sterben und die Strafe auf mich zu nehmen, damit du sie nicht selber tragen musst, weil du sie auch selber nicht tragen kannst. Ich bin gekommen, damit du auf ewig nicht verdammt sein musst, sondern gerettet bei dem lebendigen Gott, deinem Schöpfer, auf ewig leben darfst.“ Das ist der Grund, warum Jesus kommen musste.
Darum hängt so viel an der Auferstehung. Verstehen Sie: Mit der Auferstehung hat Jesus Christus all das beglaubigt und endgültig in Kraft gesetzt. Jawohl, er ist wirklich gestorben, um die Strafe auf sich zu nehmen, die ich verdient habe. Und das ist keine Illusion. Das ist nicht einfach ein hochtrabendes religiöses Gerede, sondern die Wahrheit.
Damit ist Jesus Christus die letzte, wirklich die letzte Instanz, vor der sich jedes Leben entscheidet – ein Leben genau so wie Ihres. Ob wir das wollen oder nicht, ob wir das wahrhaben wollen oder nicht, es wird so sein. So steht es auch hier in unserem Wochenspruch, wo Jesus sagt: „Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe deswegen die Schlüssel der Hölle und des Todes.“
Nur wer den Schlüssel hat, kann aufschließen. Und das ist allein Jesus Christus. Er kann uns aus dem Tod herausholen, er kann uns bewahren vor der ewigen Verdammnis.
Deshalb möchte ich am Ende so deutlich sagen: Ist die Nachricht von der Auferstehung gleichzeitig eine beunruhigende und eine beruhigende Nachricht? Ist die Wahrheit der Auferstehung gleichzeitig eine bedrohliche und eine tröstliche Wahrheit?
Bedrohlich ist sie, weil jeder sich vor Christus verantworten muss – jeder. Tröstlich ist sie, weil alle, die sich im Glauben an ihn wenden, die sich vor ihm beugen als ihrem Retter und Herrn, schon jetzt mit der Gewissheit beschenkt werden: „Ich vergebe dir, ich rette dich, ich halte dein Leben fest und bringe dich sicher an das Ziel in Gottes ewigem Reich.“
Seitdem Jesus auferstanden ist, ist das völlig klar: Seitdem muss keiner mehr ohne ihn sterben. Seitdem muss keiner mehr ohne ihn leiden. Wer sich an ihn wendet, wird gehalten und sicher ans Ziel gebracht.
Das leere Grab als Durchgangsstation zum Leben
Ja, das leere Grab ist eine Tatsache. Und ja, das leere Grab verlangt nach einer Erklärung. Die Erklärung, die zutrifft, lautet: Jesus ist persönlich auferstanden von den Toten.
Und ja, das leere Grab ist nur eine Durchgangsstation. Es soll uns hinweisen auf Christus selbst. An diesem Ostersonntag sollen wir nicht nur dabei stehen bleiben und sagen: „Es ist ja interessant, dass man so darüber nachdenken kann.“ Vielmehr lädt uns Jesus Christus ein, zu ihm zu kommen und zu sagen: „Und weil du lebst, auch wenn wir dich mit unseren Augen noch nicht sehen, weil du da bist, darum will ich, dass du auch mein zerbrechliches Leben in deine Hände nimmst.“
Darum bitte ich dich, dass du mir auch meine Sünde, meinen Unglauben und mein ganzes bisheriges Leben vergibst, in dem ich so wenig nach dir gefragt habe. Dann dürfen wir gewiss sein: Weil Jesu Grab leer war, ist auch mein Grab nur eine Durchgangsstation. Ein leeres Grab hat es gegeben, und darum wird auch mein Grab nicht das Ende sein.
Deshalb können wir, wenn wir diese Osterbotschaft im Herzen und im Verstand haben, mit einer ganz anderen Gewissheit über die Friedhöfe gehen. Wir dürfen mit einer ganz anderen Gewissheit über unseren eigenen Grabstein nachdenken, weil der Herr sagt: „Das ist nicht das Ende, das ist schlimmstenfalls eine Durchgangsstation. Wer zu mir gehört, den bringe ich durch.“
Martin Luther hat das mit einem Geburtsvorgang verglichen. Er sagte: „Wenn erst mal der Kopf durch ist, dann ist die Sache so gut wie gelaufen.“ Er sagte, Christus ist das Haupt, er ist durch. Und jeder, der zu ihm gehört und an ihm hängt, den zieht er hinterher. Wenn das Haupt erst mal durch ist, kommt der Rest sehr schnell hinterher.
Darum hat Luther gesagt: „Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi.“ Und dann spricht er zum Vater: „Dieses Anhängsel, dieser Luther, muss auch durch. Er hat zwar viel von seinen Geboten übertreten, Vater, aber er hängt sich an mich. Und was ich starb auch für ihn, lass ihn durchschlupfen.“ Das soll mein Glaube sein, sagt Luther.
So dürfen wir an Christus hängen und ihm persönlich vertrauen – für Zeit und Ewigkeit.
Die Herausforderung der Osterbotschaft für das Leben heute
Ich komme zum Schluss. Eine Woche vor Karfreitag stand im Magazin der Süddeutschen Zeitung ein sehr interessanter Kommentar. Am dreißigsten März hieß es dort:
„Wenn der Satz ‚Jesus lebt‘ geglaubt würde, dann müssten den Christen eigentlich Flügel wachsen. Dann müssten die Gemeinden vor Kraft geradezu strotzen, und ihre begeisterten Mitglieder müssten an Ostern durch die Straßen rennen und jedem ins Ohr brüllen: ‚Gott lebt, wirklich, er lebt!‘ Stattdessen stehen sie mit allen anderen im Stau auf der Autobahn.“
Dieser Kommentar der Süddeutschen Zeitung macht eine starke Herausforderung deutlich. Wenn diese Botschaft wirklich wahr ist – und sie ist wahr –, dann kann uns das nicht kaltlassen. Dann kann uns das nicht ruhig lassen, sondern wir wollen es noch viel dankbarer und mutiger bezeugen.
Es gibt einen Ausweg aus dem Grab, und dieser Ausweg hat einen Namen: Jesus Christus, der Auferstandene. Ihn wollen wir ehren. Jeder ist aufgefordert, sich an diesen Jesus Christus zu wenden, ihn im Glauben anzurufen und sich von ihm retten zu lassen – für Zeit und Ewigkeit.
Amen.