Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 427: Grundlagen der Nachfolge, Teil 4.
Einführung in die Schwerpunkte der Nachfolge
Wir beschäftigen uns gerade mit der Frage, wo der Herr Jesus beim Thema Nachfolge die Schwerpunkte setzt. Die ersten beiden Schwerpunkte haben wir bereits kennengelernt. Zum einen geht es um den bewussten Verzicht auf Bequemlichkeit und Sicherheit. Jesus sagt, dass der Sohn des Menschen nicht hat, wo er sein Haupt hinlegt.
Zum anderen steht das Thema Prioritäten im Mittelpunkt. Jesus fordert: „Lasst die Toten ihre Toten begraben.“ Dabei dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass die Verkündigung des Evangeliums nur denen möglich ist, die Jesus nachfolgen.
Besonders spannend war beim letzten Punkt, dass Jesus hier einen Jünger anspricht. Das bedeutet, ich kann Jünger Jesu sein und dennoch Fehler in der Nachfolge machen. Ich kann als Jünger die falschen Prioritäten im Leben setzen. Dabei kann es passieren, dass ich Rücksicht auf meine Familie oder auf die Erwartungen der Gesellschaft nehme und dadurch nicht den Auftrag erfülle, mit dem mich mein Herr Jesus in die Welt geschickt hat.
Das Zentrum der Nachfolge: Verkündigung des Reiches Gottes
Du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes. Das ist das Zentrum der Nachfolge. Wenn ich Jesus in die Welt hinaus folge, dann tue ich das, um das Reich Gottes zu verkündigen.
Ich organisiere mein Leben um die Aufgabe herum, ein Sprachrohr für das Evangelium zu werden. Damit das gelingt, muss ich jedoch gut darauf achten, wem ich gefallen will.
Wenn es mir darum geht, Menschen zu gefallen und ihren Ansprüchen zu genügen, wenn ich also aus Menschenfurcht herauslebe, dann bekomme ich ein Problem. So heißt es auch in den Sprüchen: Sprüche 29,25 Menschenfurcht stellt eine Falle, wer aber auf den Herrn vertraut, ist in Sicherheit.
Die Herausforderung der Nachfolge: Keine Ablenkung durch familiäre Bindungen
Aber machen wir weiter mit dem Nächsten, der Jesus nachfolgen will.
In Lukas 9,61 steht: Es sprach aber auch ein anderer: „Ich will dir nachfolgen, Herr. Vorher aber erlaube mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Hause sind.“
Was dieser potenzielle Nachfolger hier formuliert, klingt ganz harmlos: Er bittet darum, Abschied von den Menschen in seinem Haus nehmen zu dürfen.
Die Frage ist: Warum sollte Jesus hier nicht sofort zustimmen und ihm das erlauben? Denn genau das tut er nicht.
Der Mann, der fragt, scheint das auch schon geahnt zu haben. Er bittet ja ausdrücklich um Erlaubnis. Er weiß also, dass die Idee der Nachfolge und der Wunsch, noch einmal nach Hause zu gehen, um Abschied zu nehmen, sich eigentlich gegenseitig ausschließen.
Wenn es das Normalste der Welt wäre, noch einmal nach Hause gehen zu dürfen, hätte er Jesus nicht erst um Erlaubnis bitten müssen. Das tut er aber.
Es geht also nicht nur darum, höflich zu sein, sondern um etwas anderes.
Die Frage ist: Worum geht es hier? Was bringt dieser Mann zum Ausdruck, dass Jesus ihm diesen Wunsch abschlägt?
Die Bedeutung des Pflugbildes für die Nachfolge
Und vielleicht lesen wir am besten erst einmal weiter. Lukas 9,62: Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.
Autsch, hier wird deutlich, wo das Problem liegt. Es geht um die Eignung eines Nachfolgers. Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.
Dieser Möchtegern-Nachfolger disqualifiziert sich für die Nachfolge, wenn er jetzt nach Hause geht, um sich zu verabschieden. Wenn er das tut, ist er nicht brauchbar für das Reich Gottes.
Warum nicht? Was ist so schlimm daran, Abschied zu nehmen? Um diese Frage zu beantworten, betrachten wir kurz das Bild, mit dem Jesus seine Antwort verdeutlicht.
Wenn man seine Hand an den Pflug legt, gelingt das Pflügen von halbwegs geraden Furchen nur, wenn man nach vorne schaut. Wenn man das nicht tut, bekommt man nicht mit, was die Zugtiere tun, und man pflügt krumm und schief.
Im schlimmsten Fall übersieht man Steine und andere Hindernisse, die den Pflug beschädigen oder die Tiere verletzen können. Für einen Pflüger ist es deshalb unerlässlich, aufmerksam zu sein und nach vorne zu blicken.
Wer das nicht tut, ist schlichtweg für den Job untauglich.
Der Fokus und die Loyalität in der Nachfolge
Die Frage lautete: Was ist so schlimm daran, Abschied zu nehmen? Jesus bringt durch ein Bild zum Ausdruck, wo das Problem liegt. Es geht um den Fokus. Man könnte auch sagen, es geht um Loyalität.
Das Problem dieses Mannes, der Jesus bittet, noch einmal nach Hause gehen zu dürfen, ist folgendes: Er will beides. Er möchte der Nachfolge folgen, aber zugleich auch den Erwartungen seiner Familie gerecht werden.
Er will die Hände an den Pflug legen, doch er will nicht nur nach vorne blicken, sondern auch zurück. Er ist zerrissen zwischen dem Wunsch, seiner Familie zu gefallen, und dem Wunsch, Jesus zu gefallen. Deshalb habe ich gesagt, es geht um Loyalität.
Wenn ich innerlich geteilt bin und meinen Fokus nicht allein auf das Pflügen lege, also auf die Verbreitung des Reiches Gottes, sondern wenn es noch einen zweiten Fokus oder ein zweites Ziel in meinem Leben gibt, dann bin ich als Nachfolger ungeeignet.
Das klingt vielleicht etwas hart, oder? Dennoch ist es eine sehr wichtige Sache, dass wir Jesus hier richtig verstehen.
Die Unvereinbarkeit geteilter Ziele in der Nachfolge
Ein klein wenig erweitert dieser Punkt den vorangehenden. Ich kann nicht Jesus nachfolgen und gleichzeitig anderen Zielen im Leben folgen.
Was im Leben eines Jesusnachfolgers nicht funktionieren wird, ist eine geteilte Loyalität, also zwei Ziele, die ich gleichzeitig verfolge. Stellen wir uns einen Pflüger vor, der nach vorne blickt und pflügt, sich dann aber immer wieder umdreht und woanders hinblickt. Er merkt schnell, dass das nicht funktioniert.
Ich muss mich als Nachfolger Jesu entscheiden, wofür ich lebe und worauf ich meinen Fokus lege. Ich kann in diesem Leben nicht das Ziel haben, Jesus zu gefallen, und gleichzeitig noch andere Ziele verfolgen.
Natürlich gibt es im Leben eines Nachfolgers auch andere Pflichten. Ich muss mich um meine Ehe, meine Kinder, meinen Job, meine Eltern und noch eine ganze Reihe anderer Dinge kümmern. Diese Dinge gehören zum Leben dazu und deshalb bekommen sie auch ihren Platz in meinem Leben.
Die richtige Balance zwischen Pflichten und Fokus
Paulus kann sogar im Hinblick auf Christen, die sich nicht um ihre alte Mutter kümmern wollen, so formulieren:
1. Timotheus 5,8: „Wenn aber jemand für die Seinen und besonders für die Hausgenossen nicht sorgt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlechter als ein Ungläubiger.“
Für einen Nachfolger Christi ist es undenkbar, dass er sich um des Reiches Gottes willen nicht um die Menschen kümmert, die Gott ihm anvertraut hat.
Doch meine Pflichten sind nicht der Fokus meines Lebens. Der Fokus ist das Reich Gottes. Deshalb darf es in meinem Leben kein anderes Ziel geben, das mir genauso wichtig ist wie das Reich Gottes.
Es kann sein, dass ich früher als Heide Karriere machen wollte, alle Spiele meines Fußballclubs besuchen wollte, eine Weltreise machen wollte, ein Haus bauen wollte oder einen Ultramarathon laufen wollte.
Egal, was ich früher wollte: Jetzt, wo ich Christ geworden bin und in die Nachfolge eintrete, haben diese alten Ziele keine Relevanz mehr für mich. Sie sind mir egal geworden. Sie gehören zur Vergangenheit, zum Leben, das hinter mir liegt. Sie sind nur noch Ablenkung.
Ich werde nicht zurückblicken, weil sie mich davon abhalten, nach vorne zu blicken und auf die Furche zu schauen, die ich gerade pflüge.
Abschlussgedanken und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Denke über den Fokus deines Lebens nach. Was ist dir wichtig? Was willst du erreichen?
Das war's für heute.
Ein Tipp von einem alten Christen: Lass dich von Menschen in der Gemeinde nicht frustrieren. Sie sind dazu da, dir Liebe beizubringen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
