Einführung zur Sabbatzeit und persönliche Dankbarkeit
Ich wurde letzte Woche gefragt, nachdem hier schon erwähnt wurde, dass meine Familie und ich in den nächsten Monaten im Sabbat sein werden, wo genau das sei. Für alle, die sich das immer noch fragen: Sabbat bedeutet einfach Ruhezeit. Es ist also keine Ortsbeschreibung, sondern eher eine Zustandsbeschreibung.
Wir werden in verschiedenen Orten sein, hauptsächlich im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika. Wir werden keine Stadt namens Sabbatical besuchen. Es würde mich sehr überraschen, wenn wir doch eine solche Stadt finden. Falls das passiert, mache ich ein Foto und bringe es euch mit.
Herzlichen Dank an euch, liebe Gemeinde, dass ich diese Zeit nehmen darf und dass ihr mir diese Zeit freigebt. Das gilt vor allem den Mitgliedern, die das ermöglicht haben, besonders den Ältesten, die diese Entscheidung getroffen haben. Danke, Winfried.
Ich denke, wir sind als Familie sehr froh und dankbar, dass wir ein bisschen zur Ruhe kommen und einen langen Urlaub machen können. Viele von euch werden seelisch auch Urlaub machen, vielleicht nicht so lange, vielleicht eher etwas kürzer. Vielleicht fliegt ihr nicht, sondern fahrt eher mit dem Auto.
So war es bei mir in früheren Jahren eigentlich immer. Wir fuhren mit dem Auto in den Urlaub, und es herrschte eine gespannte Atmosphäre, eine richtige Vorfreude, endlich Urlaub an einem schönen Ort zu machen. Das Auto wurde vollgeladen, wir stiegen alle ein, und es ging los. Die Stimmung war richtig gut.
Diese gute Stimmung hielt normalerweise nicht sehr lange an. Dann kamen wir zum ersten Stau, und schnell merkten wir, dass die Vorfreude doch etwas nachließ. Wir erkannten, dass die Fahrt jetzt doch länger und beschwerlicher wurde, als wir uns das vorgestellt hatten.
Die Realität des christlichen Lebens im Vergleich zur Urlaubsreise
Ich glaube, so ähnlich ist es vielleicht auch mit dem Leben als Christ. In dem Moment, in dem wir Jesus Christus als unseren Retter und Herrn anerkennen, sind wir erst einmal froh und begeistert. Wir brennen vor Freude und können gar nicht anders, als davon zu erzählen. Es ist einfach großartig.
Doch dann geht das christliche Leben weiter und so richtig los. Dabei merken wir, dass es nicht immer alles so leicht ist. Manchmal wird es richtig schwer und anstrengend. Es gibt schwierige Phasen.
Und was dann? Der Apostel Petrus hat uns im ersten Petrusbrief einen Brief geschrieben, der genau diese Situation anspricht. In diesem ersten Brief möchte er uns Wegweisung geben für unseren Weg durch das christliche Leben hin zu dem großartigen Ziel, auf das wir zuleben.
Nach dreizehn Predigten kommen wir heute in der vierzehnten Predigt zum letzten Abschnitt dieser Predigtserie. Es geht um die Verse 10 bis 14 im fünften Kapitel, die wir eben schon gehört haben.
Hintergrundinformationen zum ersten Petrusbrief
In diesen Versen beschreibt Petrus einige allgemeine Dinge, die uns helfen, den Brief besser einordnen zu können. Zum Beispiel schreibt er in Kapitel 5, dass er diesen Brief durch Silvanus geschrieben hat. Streng genommen bedeutet das wahrscheinlich eher, dass Silvanus der Überbringer des Briefes ist. Es könnte sein, dass er ihm auch beim Schreiben geholfen hat, doch eigentlich ist die Aussage eher, dass Silvanus der Überbringer ist.
Silvanus wird hier auch als ein treuer Bruder im Glauben bezeichnet. Er ist somit jemand, der als Mittler dieses Briefes fungiert.
Außerdem erfahren wir, dass Petrus Grüße aus einer Gemeinde sendet, in der er wahrscheinlich selbst ist – der Gemeinde aus Babylon, wie es hier heißt. Er grüßt auch von einem besonderen Menschen, seinem Sohn. Dabei handelt es sich wahrscheinlich nicht um seinen leiblichen Sohn, sondern um einen Christen, der eng mit ihm verbunden war und dem er sozusagen als Vaterfigur diente. Gemeint ist Markus.
Daraus können wir schließen, dass mit Babylon wahrscheinlich nicht die Stadt Babylon gemeint ist. Vielmehr wurde Babylon häufig als Codewort für die Stadt Rom verwendet. Petrus war sehr wahrscheinlich, als er den Brief schrieb, in Rom. Rom war die Großmacht in einem nichtchristlichen Umfeld, ähnlich wie früher Babylon. Aus Sicherheitsgründen wurde deshalb manchmal dieser Begriff verwendet.
Diese allgemeinen Informationen über den Brief erfahren wir hier am Ende noch einmal. Doch schon in Vers 10 und auch im weiteren Verlauf ziehen sich Aussagen durch den Text, die gewissermaßen eine Zusammenfassung dessen darstellen, was Petrus im ganzen Brief gelehrt hat.
Deshalb möchte ich heute Abend mit Ihnen das tun, was Petrus hier ebenfalls tut: noch einmal zurückschauen und zusammenfassen, worum es im gesamten ersten Petrusbrief geht.
Überblick über die Predigt und die drei Beziehungsebenen
Wenn ihr in den Urlaub fahrt – vielleicht gehört ihr ja auch zur Generation Google Maps. Das ist die letzte Generation vor der jetzigen, die einfach eine App hat, die einem ständig sagt, wohin man fahren muss. Früher hat man sich die Routen ja vorausgedruckt. Vielleicht erinnert ihr euch noch, wenn auch nur blass daran.
Ich selbst nutze Google Maps ganz gerne. Wenn ich mir eine Strecke anschaue und es gibt eine schwierige Stelle, an der man genau wissen muss, wie man abbiegen soll, dann zoome ich hinein. Ich schaue mir die Kreuzung genau an: Wo geht es lang? Wie verläuft die Straße? Manchmal wechsle ich dann vom Map-Modus in Google Earth. Dort sieht man oft noch, wie die Umgebung ungefähr aussieht. So bekommt man eine gute Vorstellung davon, wo man lang muss.
Anschließend zoome ich wieder heraus, um den gesamten Weg von Anfang bis Ende vor Augen zu haben. Das gibt mir eine allgemeine Orientierung. Wenn ich mal ein bisschen vom Weg abkomme und vielleicht gar nicht an die Kreuzung komme, auf die ich mich so gut vorbereitet habe, ist es hilfreich, zumindest eine grundsätzliche Orientierung zu haben.
Genau das möchte ich heute mit uns machen: Wir zoomen raus aus den Details des ersten Petrusbriefs. Ich möchte uns den ganzen Brief in einer Predigt näherbringen, die großen Linien und wesentlichen Themen dieses Briefes aufgreifen – ausgehend von den letzten Versen. Das bedeutet, wir werden immer wieder besonders zu Vers 10 zurückkehren und zugleich den ganzen Petrusbrief durchsehen, um die wesentlichen Linien zu erkennen, die uns der Brief zeigt.
Daher möchte ich euch empfehlen, zumindest heute mal – wenn ihr es sonst nicht tut – wirklich Gebrauch von den Bibeln zu machen, die hier ausliegen, hinter euch oder vor euch in den Stühlen. Wir haben einen sehr umfassenden Predigttext, der anders als diese fünf Verse nicht an der Beamerwand erscheinen wird. Das heißt, ihr müsst ein bisschen blättern. Ich hoffe, ihr seid wach genug, um dem folgen zu können.
Ich gebe zu, das wird heute eine etwas anstrengende Predigt – nicht weil sie so lang ist, das wird sie hoffentlich nicht –, sondern weil sie etwas komplex wird. Aber sie hat drei einfache Punkte, die wir uns zumindest merken sollten. Ich möchte diesen Brief anhand von drei Beziehungen mit euch betrachten.
Erstens die Beziehung von Christen zu Gott. Das ist die wesentlichste Beziehung und die, die wir am ausführlichsten betrachten wollen: die Beziehung von Christen zu ihrem Gott.
Zweitens wollen wir die Beziehung von Christen zur Welt betrachten, in der wir leben.
Drittens wollen wir die Beziehung von Christen zu Christen betrachten, also zu der Gemeinde, der christlichen Gemeinde.
Das sind die drei Beziehungsebenen: Gott, die Welt und die Gemeinde.
Die Beziehung der Christen zu Gott: Gnade als Grundlage und Wegweiser
Schauen wir zuerst auf Gott. Meine Hoffnung für diese Predigt ist, dass sie uns vielleicht nicht eine ganz konkrete Anwendung für die nächste Weggabelung gibt, sondern einen Überblick für das ganze Leben. So wie Petrus es hier tut, sollen wir zugerüstet sein – auch wenn wir mal die Bremslichter vor uns sehen, der Weg beschwerlich wird, der nächste Stau kommt oder vielleicht die nächste Panne. Wenn das Leben Fragen aufwirft, ist es gut, gerüstet zu sein. Ich bete, dass uns Petrus durch diesen Brief so zurüstet.
Zuerst also die Beziehung zu Gott. Er ist der Geber des Proviants, den wir brauchen, um das Ziel zu erreichen. Der Blick auf Gott im ersten Petrusbrief ist nie abstrakte Theologie. Theologie, also die Lehre von Gott, klingt für uns manchmal wie etwas sehr Abstraktes. Das überlässt man dann lieber den Theologiestudenten, den Experten oder den besonders Ambitionierten.
Aber nein, im ersten Petrusbrief ist die Lehre von Gott ganz zentral, weil es immer um die Beziehung geht, die wir zu Gott haben. Es geht immer darum, wie wir zu Gott stehen – oder noch besser, wie Gott zu uns steht. Dabei ist am allerwichtigsten, dass wir eine Sache verstehen: Gott ist für uns. Gott ist nicht ein neutraler Beobachter. Er ist nicht jemand, der aus der Distanz schaut, wie wir uns im Leben schlagen, um am Ende zu prüfen, ob wir genug Pluspunkte gesammelt haben, um das Klassenziel zu erreichen, versetzt zu werden und die Graduierung zum Himmel zu schaffen.
Das ist nicht der Gott der Bibel. Gott ist kein Gott, der nach Leistung beurteilt. Gott ist ein Gott der Gnade. So wird er uns am Anfang unseres heutigen Textes in Kapitel 5, Vers 10 vorgestellt: der Gott aller Gnade. Und genau das lesen wir im ganzen Brief über Gott. Er ist ein Gott der Gnade. Seine Gnade steht am Anfang unseres Glaubenslebens, trägt uns durch dieses Leben hindurch und bringt uns sicher ans Ziel.
Gottes Gnade als Anfang unserer Beziehung zu Gott
Das sind die drei Unterpunkte unter dem ersten Punkt, der die Beziehung zu Gott betrifft. Gottes Gnade steht am Anfang unserer Beziehung zu Gott. Wir haben das in Kapitel 5, Vers 10 noch einmal gesehen. Dort heißt es: „Der Gott aller Gnade, der euch berufen hat.“
Streng genommen beginnt die Gnade Gottes jedoch noch lange vor unserer Berufung. Das macht Petrus im gesamten Brief deutlich, vor allem in Kapitel 1, Vers 18 bis 20. Dort beschreibt er in Vers 20, dass Gott in seiner Gnade angefangen hat, gnädig zu handeln, indem er einen guten Plan gemacht hat – und zwar ehe der Welt Grund gelegt wurde.
Bevor Gott die Welt geschaffen hat, hat er bereits entschieden: „Ich will gnädig sein, ich bin ein Gott der Gnade.“ Er hat einen guten Plan gefasst. Dieser Plan beinhaltete vor allem, dass er in Jesus Christus in diese Welt hineinkommen würde. Gott wollte zu uns Menschen kommen, weil er von Anfang an wusste, dass die Menschen sich von ihm abwenden würden. Wir alle würden von ihm davonlaufen und gegen ihn rebellieren. Genau das ist geschehen: Die ersten Menschen haben es getan, und Menschen tun es bis heute.
Aber der Gott der Gnade kommt zu uns, auch wenn wir nicht zu ihm wollten. Er kommt in unsere Welt hinein – in Jesus Christus. Zu einer bestimmten Zeit, die Gott festgesetzt hat, kam er. Nun, vor gut zweitausend Jahren, erlebte Jesus ein Leben voller Gnade und Wahrheit, ein Leben voller Liebe.
Dann tat er das, wozu er gekommen war. So heißt es hier in Kapitel 1, Vers 18, dass er uns erlöst hat von unserem nichtigen Wandel, von unserem sinnlosen, ziellosen Leben. Er hat uns erlöst durch sein teures Blut. Dadurch, dass Jesus Christus sein Leben gegeben hat, hat er die Schuld von Sündern, von Menschen wie dir und mir, auf sich genommen. So können wir reingewaschen von aller Schuld vor Gott bestehen und ein Leben führen, das ein Ziel und Sinn hat.
Gottes Gnade zeigt sich am vorzüglichsten, am schönsten und am großartigsten am Kreuz von Golgatha. Dort macht Jesus Christus den Weg zu Gott frei. Wir müssen nicht selbst leisten, weil Gott für uns geleistet hat. Er hat unsere Schuld auf sich genommen. So können wir zu Gott kommen.
Gottes Gnade als Gegenwart in unserem Leben
Aber Gottes Gnade steht nicht nur am Anfang, vor Grundlegung der Welt, und auch nicht nur an einem Punkt in zweitausend Jahren. Gottes Gnade ist ganz konkret sichtbar geworden in deinem und meinem Leben, wenn wir Christen sind.
Denn Gott hat nicht nur die Grundlage dafür geschaffen, dass wir gerettet werden können. Gott hat uns gerettet, er hat uns berufen, wie es in Kapitel 5, Vers 10 heißt. Ganz am Anfang des Briefes, wie wir gerade gehört haben, beschreibt Petrus das mit anderen Worten. In Kapitel 1, Vers 3 heißt es: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat.
Wenn du geistliches Leben hast, wenn du Christ bist, dann bist du das nicht, weil du kluge Entscheidungen getroffen hast, weil du besonders gut bist oder weil Gott ohne dich gar nicht sein konnte. Nein, sondern weil Gott barmherzig war und in seiner großen Barmherzigkeit dich wiedergeboren hat. Er hat dir neues Leben gegeben, wirkliches Leben.
Gott ist der Anfänger deines Glaubens. Er hat dir die Augen aufgetan, damit du ihn in seiner Herrlichkeit erkennen kannst. Er hat dir Leben eingehaucht, sodass du, der du vormals geistlich tot warst, lebendig sein kannst. Das hat Gott für uns getan.
Aus Gnade allein sind wir gerettet. Gott schenkt uns Glauben, und der Glaube vereint uns mit Jesus Christus, unserem Retter und Herrn. Er tut das durch das Wort, das er gesandt hat, wie wir am Ende von Kapitel 1 hören: ein mächtiges Wort, ein lebendgebendes Wort. Das ist das Wort, das ich hier und andere Prediger hier Sonntag um Sonntag verkündigen.
Es ist meine Hoffnung, dass, wenn du heute hier sitzt und noch nicht sagen kannst, dass Jesus Christus wirklich dein Retter ist, dass du erkannt hast, dass du ihn als deinen Retter brauchst. Wenn du noch nicht sagen kannst: Ja, ich habe die Gnade Gottes in meinem Leben erlebt, er ist mein Herr, dann ist es mein Gebet, dass Gottes mächtiges Wort dich heute erreicht.
Dass du seinen Ruf hörst und er dich effektiv beruft, wirksam beruft hinein in sein Reich, und so auch die Reise heute beginnen kannst – die Reise hin zur Herrlichkeit. Wir Christen sind auf der Reise.
Gottes Gnade als Versorgung auf der Reise
Und das bringt uns zum zweiten Punkt: Gott ist nicht nur derjenige, der am Anfang unserer Reise steht. Nein, durch seine Gnade gibt er uns auch auf der Reise das, was wir brauchen. Er versorgt uns mit Proviant.
Das sehen wir auch in 1. Petrus 5,10. Dort lesen wir, dass der Gott aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Jesus Christus, uns nach einer Zeit des Leidens aufrichten, stärken, kräftigen und gründen wird. Das heißt, Gott ist aktiv in deinem Leben.
In 1. Petrus 1,5 ist die Rede davon, dass wir aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werden. Gott hat uns also nicht nur an den Startpunkt gestellt und zieht sich dann zurück, um ein Ergebnis abzuwarten. Er ist bei uns. Er hat seinen Heiligen Geist zu allen Gläubigen gesandt, sodass Gottes Geist in uns lebt und uns den Weg weist.
Er überführt uns von Schuld, damit wir umkehren. Er führt uns hinein in die Wahrheit, damit wir wissen, wo es langgeht. Er tröstet uns, wenn wir Trost brauchen. Er richtet uns auf und stärkt uns. Das ist das Wirken Gottes im Leben aller Christen.
So endet Petrus in 1. Petrus 5,12 und bezeugt noch einmal das Ziel dieses Briefes: Er bezeugt, dass es die rechte Gnade ist, in der wir stehen.
Weißt du um die Gegenwart Gottes in deinem Leben? Es kann leicht passieren, dass wir das aus dem Blick verlieren. Es kann passieren, dass wir schwere Dinge erleben, Leid erfahren und uns fragen: Wo ist Gott? Vielleicht hast du solche Phasen schon durchlebt.
Aber dann schau mal zurück. Gab es Punkte, an denen du gedacht hast: „Ich kann nicht mehr, ich schaffe es nicht mehr“? Und dann ging es weiter. Heute schaust du zurück und sagst: „Das war schwer, und vielleicht ist manches immer noch schwer. Aber irgendwoher kam die Kraft, die Stärkung, das Aufrichten und Gründen, die es mir erlaubt haben, weiterzugehen.“
Lass dir sagen: Das kam von Gott. Er hat dich durchgetragen. Ihm gebührt Ehre und Dank dafür.
Vielleicht stehst du gerade jetzt in einer solchen Zeit, in einer Zeit, in der alles schwer ist, in der das Leid groß ist und du dich fragst: Wo ist Gott? Ich möchte dir zusprechen: Gott ist bei dir. Gott ist nicht fern, Gott ist ganz nah. Er wird dich aufrichten, er wird dich stärken, kräftigen und gründen.
Denn dein himmlischer Vater – wenn du denn sein Kind bist – liebt dich mit einer Liebe, die nie aufhört und die dich durchträgt.
Gottes Gnade als Ziel unserer Reise
Und das bringt uns zum dritten Aspekt. Denn Gott steht nicht nur am Anfang unserer Reise und versorgt uns unterwegs mit Proviant, sondern er bringt uns auch sicher ans Ziel.
Darum geht es letztendlich in Vers 10, in unserem Vers 10 in Kapitel 5: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat, zu was? Zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus.“ Unsere Berufung ist nicht nur eine Aufforderung, einfach loszugehen. Vielmehr ist sie eine Berufung mit einem Ziel.
Das sehen wir immer wieder in den Briefen, schon ganz am Anfang. Wir haben diese Verse gehört, Kapitel 1, Verse 3 bis 5: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat, zu was? Zu einer lebendigen Hoffnung, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwüstlichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt wird, die ihr durch Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet.“
Zu was? Zur Seligkeit, die bereit ist, offenbar zu werden zur letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen. Das Ziel, zu dem er uns führt, ist ein Ziel, an dem die Freude keine Grenzen kennt.
Im weiteren Verlauf, in Kapitel 1, Vers 8, heißt es: „Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelenseligkeit.“
Vielleicht hast du hier im Leben auf Erden schon große Freuden, und das Leben läuft ganz gut. Für die ersten Leser des ersten Petrusbriefs war das wahrscheinlich nicht so. Sie hatten es vermutlich relativ schwer. Aber bilde dir nicht ein, dass die kleinen Freuden hier auf Erden alles sind, was Gott für dich bereithält.
Preist den Herrn für jeden frohen Tag, preist den Herrn für einen tollen Urlaub, den du haben kannst, preist den Herrn für eine neue Wohnung, preist den Herrn für all das Gute, das er uns gibt. Aber Gott hat etwas viel, viel Besseres für uns. Verlier das nicht aus dem Blick. Gib dich nicht zufrieden mit dem, was du jetzt hast.
Nein, unsere Freude wird überschwänglich sein, unaussprechlich und herrlich. Petrus fehlen die Worte, so großartig wird das sein.
Ihr Lieben, es ist wichtig, dass wir das erkennen. Das ist die Theologie des ersten Petrusbriefs. Er beginnt unseren Weg mit uns, steht am Anfang unseres Glaubenslebens, begleitet uns durch dieses Leben und bringt uns an ein großartiges Ziel.
Ich bete, dass du das klar vor Augen hast. Das ist das Wichtigste, was wir aus dem ersten Brief mitnehmen können: Wir Christen haben einen Gott, der für uns ist und der uns ein Ziel bringt.
Die Beziehung der Christen zur Welt: Fremdlinge und Zeugnis
Damit kommen wir zur zweiten Beziehungsebene, die wir im ersten Petrusbrief sehen. Wir erfahren nämlich weiterhin, dass wir in der Welt leben. Das überrascht uns nicht. Aber wie stehen wir zur Welt?
Den ersten Petrusbrief habe ich zusammengefasst unter zwei Worten. Ich habe das wahrscheinlich in 14 Predigten mindestens 14 Mal gesagt, wahrscheinlich sogar in vielen Predigten mehrfach. Deswegen wisst ihr jetzt alle, was die beiden Worte sind: Wir sind aus der Welt. Sehr gut, weil wir das verstanden haben, dann haben wir den ersten Petrusbrief ziemlich gut verstanden.
Auserwählte – das heißt, Gott hat in seiner Gnade etwas für uns getan, und das hat eine Wirkung in unserem Leben. Es macht uns nun zu Fremdlingen in der Welt. So lesen wir in Kapitel 1, Vers 1, da ist die Rede von den auserwählten Fremdlingen, an die er schreibt. Und dann in Kapitel 2, Vers 11, schreibt er noch einmal an die lieben Brüder oder auch Schwestern und nennt sie wiederum Fremdlinge und Pilger.
Was Petrus damit betont, ist: Du kannst nicht gleichzeitig zu Gott gehören und zur Welt. Das geht nicht. Du kannst nicht gleichzeitig zu Gott gehören und zur Welt. Der Versuch wird scheitern. Das heißt, du musst dich positionieren. Du musst für dich klar haben, zu wem du gehörst.
Zu wem gehörst du? Zu wem willst du gehören? Wessen Anerkennung suchst du? Lebst du für die Welt? Mal ehrlich, dass wir alle sagen können, wir leben für Gott. Für den Gott der Gnade, der uns liebt mit einer unaussprechlich großen Liebe. Und das hat dann die Konsequenz, dass wir eben nicht mehr zur Welt gehören. Das sollte sichtbar werden in unserem Leben.
Dazu ruft Petrus die Gläubigen immer wieder auf. In Kapitel 1, Vers 14 schreibt er an die Wiedergeborenen aufgrund der Barmherzigkeit Gottes und sagt: „Als gehorsame Kinder des himmlischen Vaters, gebt euch nicht den Begierden hin, denen ihr früher, in der Zeit eurer Unwissenheit, also als ihr Christus noch nicht als euren Retter und Herrn kanntet, dientet. Sondern wie der, der euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel.“
Wir Christen sollen ein Spiegelbild unseres Gottes sein. Wir sollen nicht sein wie die Welt, sondern wie Gott. Er ist heilig, das heißt, er ist abgesondert, rein, großartig, frei von Schuld. Er ist heilig. Und so wie er heilig ist, sollen wir auch heilig sein. Wir sollen nicht mehr so leben wie früher, so wie die Ungläubigen.
Das Ganze beschreibt er dann noch einmal in Kapitel 4, Vers 3, weil Petrus weiß, dass die Versuchung groß ist, die Anziehungskraft der Welt groß ist. Wir sind immer wieder geneigt, eben nicht Fremdlinge zu sein, sondern irgendwie dazuzugehören. Und Petrus ermahnt uns: Nein, nein, du gehörst nicht mehr zur Welt. Versuch es nicht, hör auf damit. Leb für Gott, ausgesondert für ihn.
In Kapitel 4, Vers 3 heißt es: „Es ist genug, es reicht, Schluss damit, es ist genug, dass ihr die vergangene Zeit zugebracht habt nach heidnischem Willen. Als ihr ein Leben führtet in Ausschweifungen, Begierden, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und gräulichem Götzendienst.“ Das befremdet sie, sagt er, wenn wir dann nicht mehr so leben. Das befremdet sie, dass ihr euch nicht mehr mit ihnen stürzt in dasselbe wüste, unordentliche Treiben, und sie lässt.
Liebe Brüder und Schwestern im Glauben, ich hoffe, dass diese Worte für dich wahr sind, dass du nicht so lebst wie die ungläubige Welt, dass dein Leben nicht bestimmt ist von den Dingen, den Begierden, nach denen diese Welt lechzt, sondern dass du anders, ausgesondert lebst. Denn du bist ein Fremdling in dieser Welt, wenn du zu Gott gehörst.
Und das bedeutet dann, dass die Welt manchmal Anstoß nehmen wird. Die Welt mag das nicht, wenn wir so anders leben. Wenn du versuchst, heilig zu sein, wenn du danach strebst, so zu leben, wie es Gott gefällt, dann offenbart das die Dunkelheit der Welt umso mehr. Und die Welt will das nicht. Die will, dass du mit ihnen mitmachst.
Sie wird an dir ziehen, solange sie kann. Und wenn sie merkt, sie hat keinen Erfolg, weil Gott dich hält und du dich bei Gott aufhältst, dann wird sie sich gegen dich stellen. Das steht hier am Ende der Verse, die ich gerade gelesen habe, in Kapitel 4, Vers 4 noch relativ sanft. Da heißt es: „Und sie lästern.“
Aber im ersten Petrusbrief ist immer wieder die Rede davon, dass das Lästern weitergeht, dass es zu aktivem Widerstand wird. Dass wir, weil wir zu Christus gehören in dieser Welt, leiden werden.
Nochmal zurück zu unserem Vers, Kapitel 5, Vers 10: „Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.“ Die „eine kleine Zeit leidet“ steht hier als selbstverständlich. Das könnte auch mal sein.
Petrus geht davon aus, dass das das war, was die Menschen damals erlebten, und das ist etwas, womit wir rechnen müssen. Leid gehört zum christlichen Leben dazu. Denn wir folgen Jesus Christus. Wir folgen einem nach, wir nennen uns nach einem, der von der Welt abgelehnt wurde.
Die haben ihn verlästert und verspottet, die haben ihn gefoltert und getötet. Christus musste leiden, weil er heilig war. Er musste leiden, weil er voller Wahrheit und Liebe war und die Welt das nicht aushalten konnte. Und wenn du ihm nachfolgst und mehr und mehr ihm ähnlich wirst, dann wirst du aller Wahrscheinlichkeit nach auch erleben, dass du durch schwere Zeiten gehen wirst, dass du leiden wirst um Christi willen.
Das Leben als Christ hat Konsequenzen. Ich hoffe, du weißt das. Ich hoffe, das ist dir gesagt worden, als du zum Glauben gekommen bist. Es lohnt sich – unaussprechliche Freude –, aber es ist schwer.
Es ist wichtig, dass wir den Menschen das sagen, wenn wir über Jesus Christus reden. Dass wir ihnen nicht einreden, das Leben als Christ sei immer Friede, Freude, Eierkuchen, ein ewiger Urlaub bei Gott am Strand. Nein, es ist manchmal ein schwerer, ein harter Weg, der sich lohnt, weil das allein der Weg ist, der uns zum Ziel führt.
Aber es ist der Weg, unserem Herrn Jesus Christus nachzufolgen, der für uns gelitten hat. Das müssen wir verstehen. Wenn wir das nicht verstehen, dann wird uns das verzweifeln lassen, wenn wir auf einmal Widerstand und Leid erfahren, gerade weil wir zu Christus gehören.
Das Leid, der Widerstand, den wir in der Welt erleben werden, das ist kein Unfall. Nicht so wie das Leiden von Jesus Christus kein Unfall war. Das Leiden von Jesus Christus war Gott gewollt, es war Gottes guter Plan, dass Jesus Christus leiden sollte. Er hat damit etwas bewirkt, etwas Gutes hervorgebracht.
Christus musste leiden, damit unsere Schuld von uns genommen werden konnte. Er musste leiden, damit wir mit Gott versöhnt sein können. Er musste leiden, damit wir eines Tages in die Herrlichkeit einziehen können. Denn nur durch sein Leiden, das stellvertretend für uns war, können wir unsere Schuld los sein, können wir mit Gott überhaupt wieder in Beziehung treten.
Das Leiden von Christus hatte einen Zweck. Und lieber Christ, lass dir sagen: Dein Leiden auf Erden hat einen Zweck. Es verfolgt etwas, es will Gutes dadurch hervorbringen. Das könnten verschiedene Dinge sein. Es könnte sein, dass Gott an dir selber arbeiten will, dass er dir Dinge offenbaren will, dass es Teil des Prozesses ist, in dem er dich enger an sich bindet.
Aber Petrus betont vor allem einen Aspekt in seinem Brief: Er betont vor allem den Aspekt, dass unser Leben hier auf Erden, gerade wenn es schwer wird, unsere Beziehung zu der Welt dazu da ist, dass wir dieser Welt Zeugen sein sollen. Wir sollen Zeugnis geben von unserem Gott.
So schreibt er zum Beispiel in Kapitel 2, Vers 11 und 12: „Liebe Brüder und Schwestern, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger, enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, und führt ein rechtschaffendes Leben unter den Heiden, also den Ungläubigen, damit die, die euch verleumden als Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung.“
Herr Petrus sagt den Christen: Egal wie euch die Welt behandelt, seid ihr darauf bedacht, gute Bürger in dieser Welt zu sein. Ihr gehört nicht mehr zu dieser Welt, ihr gehört zu Gott, aber lebt ein gutes Leben in dieser Welt. Führt ein Leben, das vorbildlich ist, gerade wenn Widerstand kommt.
Dann kämpft nicht zurück, wie das die Welt machen würde. Nein, lebt ein bewusst anderes Leben im Vertrauen darauf, dass euer himmlischer Vater auf euch achtgibt, euch durchträgt und überall andere Dinge im Blick hat.
Und gerade weil wir das wissen, können wir uns auch den Ordnungen dieser Welt unterstellen. Wir können uns einem nichtchristlichen Boss unterordnen. Wir können uns unterordnen, da, wo Nichtchristen agieren, im Wissen darum, dass alle Autorität immer unter der Autorität Gottes steht.
Unser Gott steht über allem, und er achtet auf uns, weil er uns liebt. So können wir uns einfügen in diese Welt. Und gerade dadurch, dass wir das tun, was die Welt nicht verstehen wird, weil es absurd ist, dass wir bereit sind zu leiden, werden wir Zeugnis geben von unserem Gott.
Wir können Zeugnis geben, dass wir darauf vertrauen, dass es über dieser weltlichen Autorität eine Autorität gibt, die über allem steht und vor der sich jeder eines Tages rechtfertigen wird.
So etwas wird Fragen aufwerfen. Die Welt wird Fragen haben über unser Leben im Gottvertrauen, über unser gutes Leben hier auf Erden. Manche werden so zum Glauben kommen, weil sie etwas erkennen von Gott durch unser Leben. Andere werden erst einmal Fragen haben.
Und so sagt Petrus in Kapitel 3, Vers 15, dass wir allezeit bereit sein sollen zur Verantwortung vor jedermann, der von uns Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in uns ist. Das heißt: Deine Hoffnung auf die Ewigkeit, deine Hoffnung auf den allmächtigen Gott, der dich an dein Ziel bringen wird, der dir in allen Dingen beisteht – diese Hoffnung soll so sichtbar werden, dass Menschen dich danach fragen.
Deswegen lässt Gott uns in der Welt, weil er nicht nur uns retten will, sondern noch viele andere. Und deswegen lässt er uns manchmal durch schwere Phasen gehen, weil wir in diesen Phasen in besonderer Weise Zeugnis geben können von dem, an was wir glauben, von der Hoffnung, die wir haben.
Gerade die schweren Zeiten sind Zeiten, in denen Leute besonders hinschauen und hinhören.
Ihr Lieben, ich weiß, wie leicht es ist, mit dem Strom zu schwimmen. Ich weiß, wie leicht es ist, sich der Welt anzupassen. Und ich glaube, wir haben das alle schon x-mal getan.
Aber eines ist auch klar: Wenn wir uns der Welt anpassen, wenn wir mit dem Strom schwimmen, dann sind wir keine Wegweiser, dann geben wir kein Zeugnis. Zeugnis geben wir nur dann, wenn wir uns gegen den Strom stellen, wenn wir uns anders verhalten als der Rest der Welt, wenn wir als das Leben, das wir sind, Fremdlinge in dieser Welt sind.
Möge Gott das gebrauchen, damit unser Zeugnis noch viele Menschen erreicht.
Die Beziehung der Christen untereinander: Gemeinde als Schutz und Stärkung
Und damit kommen wir zur dritten und letzten Beziehungsebene, auf die ich nur ganz kurz eingehen möchte. Als dritten Punkt erwähnt Petrus nicht nur die Beziehung von Christen zu Gott und von Christen zur Welt, sondern auch die Beziehung von Christen zu Christen.
Denn wenn wir gegen den Strom schwimmen und das alleine versuchen, werden wir irgendwann müde. Deshalb brauchen wir die Gemeinschaft der Gläubigen, wir brauchen Gemeinde. Nur in der Gemeinde finden wir immer wieder Orte, an denen wir Stärkung erfahren und auftanken können – kleine Enklaven des Himmels auf Erden. So sollte Gemeinde sein: ein Ort, an dem wir plötzlich nicht mehr Fremdlinge sind.
Wir kommen hinein und haben plötzlich Geschwister um uns herum, Brüder und Schwestern im Glauben. Auf einmal sind wir in unserer Herde, haben unsere Hürden, sind zu Hause. So sollte Gemeinde sein. Das ist der Grund, warum Gott uns Gemeinde gegeben hat. Petrus betont immer wieder, dass er uns genau aus diesem Grund so zusammengestellt hat.
Was uns prägen sollte, ist also eine besondere Liebe füreinander. Deshalb endet er den Brief mit den Worten: „Grüßt euch untereinander mit dem Kuss der Liebe“, ein Ausdruck der wirklichen Zuneigung untereinander. Petrus beschreibt dies immer wieder. Schon in Kapitel 1, Vers 22 spricht er von dieser ungeheuchelten Bruderliebe, die wir untereinander haben sollen.
In Kapitel 3, Vers 8 ruft er die Christen auf, „allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig und demütig“ zu sein. In Kapitel 4, Vers 8 sagt er dann: „Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe!“ Und fährt fort, zu erklären, wie das aussehen soll: In Vers 9 und 10 heißt es: „Seid gastfrei untereinander, ohne Murren, und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.“
Ihr Lieben, als Weggemeinschaft, als Brüder und Schwestern im Glauben, sollen wir uns so einbringen, dass wir einander dienen und helfen auf dem Weg durch diese Welt. Das ist Gottes Versorgung für uns. Gott hat uns so zusammengestellt, dass wir erst in der Gemeinschaft wirklich das haben, was er für uns vorgesehen hat.
Gott will keine Einzelkämpfer, die sich irgendwie durch diese Welt durchschlagen. Nein, Gott will bewusst, dass wir als Gruppe unterwegs sind. Christen sollen sich versammeln, einander ermutigen und stärken, füreinander da sein mit den Gaben, die Gott ihnen gegeben hat – für die ganze Gruppe.
So funktioniert das mit dem Proviant, den Gott uns gibt. Der Proviant ist zum Teilen da. Um es bildlich zu sagen: Johann bringt das Brot, Christine den Aufschnitt, Petra die Getränke, und jemand anderes das Dessert. So wird es ein gutes Essen. Natürlich könnte man sich auch nur vom Brot ernähren oder nur etwas trinken, aber Gott sagt: Ich habe euch bewusst so zusammengestellt, damit ihr euch ergänzt. Was alleine relativ armselig aussieht, ergibt zusammen ein wunderbares Mahl.
Petrus verwendet noch andere Bilder. Er spricht in Kapitel 2 davon, dass wir lebendige Steine sind. Ein einzelner Stein ist nur ein Stein, aber zusammen werden sie zu einem großartigen geistlichen Haus erbaut. Petrus benutzt auch das Bild von Schafen, die zusammenkommen und eine Herde bilden. Sie brauchen Hirten und müssen gemeinsam unterwegs sein, nur so finden sie Schutz.
Ich befürchte, dass wir das manchmal aus den Augen verlieren. Am Donnerstagabend hatte ich ein Gespräch mit einem Herrn, der noch nicht in unsere Gemeinde kommt – ich hoffe, er kommt bald. Er erzählte mir von seinen Erfahrungen mit Gemeinden. Er bezeichnete sich selbst als Christ und sagte: „Ja, ich glaube an Gott, ich glaube an Jesus, aber mit dem Bodenpersonal habe ich schlechte Erfahrungen gemacht.“ Er sei enttäuscht worden von Gemeinden und habe sich deshalb zurückgezogen. Er brauche das nicht.
Ich denke, das kommt gar nicht so selten vor. Vielleicht kennt ihr solche Leute. Vielleicht seid ihr selbst gerade auf dem Weg dahin. Ich kann mir vorstellen, dass in einer Gemeinde mit so vielen Menschen vielleicht auch Leute unter uns sitzen, die sagen: „Ich bin enttäuscht, vielleicht sogar von dieser Gemeinde hier. Ich habe mich innerlich schon zurückgezogen, komme aber noch ab und zu.“
Ich möchte darum bitten: Zieh dich nicht zurück! Das ist nicht Gottes Wille für dich. Komm ins Gespräch mit anderen, erkläre, was dir schwerfällt, dich in der Gemeinschaft wohlzufühlen. Vielleicht können wir etwas verändern. Bitte Gott um neue Perspektiven. Du brauchst Gemeinde – das ist Gottes guter Plan. Und Gemeinde braucht dich.
Gott hat dir Dinge mitgegeben, die am guten Tisch fehlen, wenn du nicht da bist. Deine Gaben werden gebraucht, und du brauchst die Gaben der anderen. Die Reise durch diese Welt als Fremdling, als auserwählter Fremdling, ist manchmal schwer. Dann ist es gut, Geschwister zu haben, die mit dir unterwegs sind, die für dich da sind, wenn du sie brauchst, die dich stärken und ermutigen, die dich trösten und dich auch mal korrigieren, wenn es nötig ist.
Abschluss: Ermutigung für die Reise durch das Leben und Gebet
Und so kommen wir zum Ende des ersten Petrusbriefs. Dieser Brief zeigt uns, wie wir die Reise durch die Welt meistern können. Er macht uns ganz deutlich: Wenn du die gute Reise begonnen hast – so wie ich eingangs die Fahrt in den Urlaub erwähnte – und du die Bremslichter siehst und merkst, dass die Reise länger und beschwerlicher wird, als du denkst, sei ermutigt: Das ist kein Unfall.
Genau das beschreibt Petrus hier. Gott gibt dir Medizin, die dir hilft, weil sie dich erkennen lässt, dass das, was du erlebst, normal ist. Es gehört zum christlichen Leben. Gott hat nichts anderes verheißen. Und Gott gibt dir immer wieder neue Perspektiven und sagt: Schau über deine Umstände hinaus! Herrlichkeit kommt. Füg dich ein in die Gemeinde, dort findest du Schutz. Geh weiter, vertraue darauf, dass Gott für dich da ist.
Gott ist der Anfänger deines Glaubens. Er steht dir zur Seite auf dem Weg und wird dich sicher ans Ziel bringen. Während des Weges wirst du Fremdling sein – ja, das gehört dazu. Du wirst Schwierigkeiten erleben – ja, das gehört dazu. Aber du bist hier zurückgelassen in dieser Welt aus einem guten Grund: Du sollst Zeuge sein dieser Welt von deinem Gott.
Dann komm in den Schutzraum der Gemeinde, tanke auf, lass dich neu zurüsten, lass dich stärken und stärke andere. Und dann geh weiter. Möge Gott uns so durch den ersten Petrusbrief zurüsten für unsere Reise. Eine Durchreise durch diese Welt, die manchmal schwer wird, aber ein gutes Ziel hat.
Wir haben einen guten Gott, der uns sicher dorthin bringen wird. Und so möchte ich beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du uns in deine Nachfolge gerufen hast. Danke, dass wir dich kennen dürfen. Danke, dass du dich uns offenbart hast in Jesus Christus. Danke, dass du uns durch dein Wort Leben eingehaucht hast. Danke, dass du bei uns bist alle Tage bis an der Welt Ende. Danke, dass du durch deinen Geist den Gläubigen wohnst.
Ja, ich bete: Wenn hier jemand unter uns ist, der das noch nicht erlebt hat, der noch nicht sagen kann, dass du ihn gerufen hast, dass er sich als dein Kind weiß, dass du heute in ihm wirkst – gib unserem Leben Sinn und Ziel.
Danke, dass du das tust. Danke, dass du ein Ziel hast für uns und uns auf dieses Ziel zuführst. Herr, wenn wir das aus dem Blick verloren haben, wenn wir uns zufrieden geben mit den Dingen dieser Welt, wenn sie uns köstlicher und besser erscheinen als das, was du eines Tages für uns haben wirst, bitte vergib uns. Verändere unser Denken. Hilf uns zu erkennen, dass du etwas so viel Besseres für uns hast.
Hilf uns, uns loszulassen von den Dingen dieser Welt und uns an dich zu klammern. Hilf uns, uns immer mehr einander zuzuwenden als Gemeinde, damit wir wirklich Liebe untereinander haben und die Welt auch daran erkennen kann, dass wir deine Jünger sind.
Herr, so stärke du uns, gib uns den Proviant für unterwegs, und dann bringst du uns sicher ans Ziel. Gepriesen seist du. Amen.