Die Herausforderung enttäuschter Hoffnungen und die Suche nach einem festen Grund
Wenn wir von Hoffnung sprechen, muss man auch sagen, dass viele Menschen mit dem Hoffen schon schreckliche Erfahrungen gemacht haben.
Zum Beispiel das Trauerspiel, das wir immer wieder bei unserer Regierung erleben: Die Hoffnung auf einen Aufschwung, der doch noch kommen könnte, und vielleicht irgendwann mehr Arbeitsplätze. Doch oft sind das betrogene Hoffnungen. Ebenso hoffen viele Menschen selbst bei schwerster Erkrankung und sagen: „Aber es kommt doch vielleicht noch mal anders.“
Deshalb interessiert uns die Frage: Wo liegt der Grund meiner Hoffnung? Das ist ganz wichtig. Welchen Anlass habe ich, gewisse Hoffnung zu haben? Die Bibel benutzt dafür ein anderes Wort: Zuversicht. Dabei geht es um das Festwerden und das Festsein, das ich durch die große Zuversicht erlange, die ich bekomme.
Die Menschen, an die damals der Petrusbrief gerichtet war, waren Leute, die durch große Not und Verfolgung gingen. Wenn man heute eine Reise mit Cibo in die Türkei macht, stößt man auf die Gemeindereste, an die einst Petrus geschrieben hat. Diese Gemeinden befanden sich in Kapadozien, Pontus, in der Provinz Asien – das ist das Kleinasien, die heutige Türkei – und Bithynien.
Es erschüttert mich immer wieder, wie diese ganzen Gemeinden ausgelöscht wurden. Erschütternd ist die Macht des Islam, die über dieses Kleinasien hinweggefegt ist. Für unsere türkischen Schwestern und Brüder ist das ein ganz schwerer Stand.
Sie wissen, dass es sehr wenige türkische Jesusleute gibt, wirklich nur ganz wenige. In den letzten zehn Jahren haben sie sich vielleicht verzehnfacht, aber es sind immer noch nur wenige hundert, höchstens zweitausend türkischstämmige Jesusleute, die man in der Türkei findet. Sie haben einen sehr schweren Stand, weil ihnen oft nicht die Rechte zur Versammlung gewährt werden, obwohl diese in der Verfassung stehen.
Die örtliche Polizei verhindert dies immer wieder und schreibt die Namen derer auf, die zum Gottesdienst kommen. Es sind mutige und treue Brüder und Schwestern, die dort ihren Stand halten.
Die Bedeutung von Hoffnung, Lob und Zuversicht in schweren Zeiten
Und deshalb interessiert uns jetzt: Wie ist das überhaupt mit dem Singen und dem Loben? Welchen Grund haben wir zur Hoffnung?
In dieser schwierigen Situation schreibt Petrus: „Der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wie er verschlinge.“ In der Versuchung und Bewährung Hoffnung zu haben, Zuversicht zu bewahren und dann fröhliche Lieder zu singen, ist ganz wichtig.
Nun lese ich den Abschnitt, der darüber steht, aus dem ersten Petrusbrief, Kapitel 1, Verse 3 bis 9, überschrieben mit „Lebendige Hoffnung“. Schon die Formulierung macht deutlich, dass es auch eine tote Hoffnung gibt – eine leere, nichtssagende oder betrügerische Hoffnung. Hier geht es aber um eine lebendige Hoffnung:
„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unverwelklichen, unvergänglichen, unbefleckten und unverwüstlichen Erbe, das im Himmel für euch aufbewahrt wird, die ihr durch den Glauben aus Gottes Macht bewahrt werdet.
Diese Seligkeit ist bereit, offenbar zu werden zur letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, obwohl ihr jetzt für eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen. Das geschieht, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zum Lob, Preis und zur Ehre, wenn Jesus Christus offenbar wird.
Ihn habt ihr nicht gesehen und doch liebt ihr ihn. Nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht. Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich die Seelenseligkeit.“ (1. Petrus 1,3-9)
Die Herausforderung des Lobpreises und die wahre Bedeutung der Wiedergeburt
Wenn wir das Lob Gottes singen, ist das heute sehr verbreitet. Überall hört man, dass wir den Lobpreis singen müssen. Dabei wird manchmal vergessen, dass man bei Gott auch klagen darf. Man darf bei Gott sein Leid hinausschreien – denken Sie nur an die Psalmen.
Wenn wir jedoch das Lob singen, frage ich immer wieder: Was wollt ihr denn als Inhalt sagen? Wie wollt ihr Gott preisen? Bei manchen Liedern habe ich oft den Verdacht, dass sie etwas oberflächlich sind und nicht viel enthalten. Was rühmen wir denn an unserem Herrn Jesus? Was macht uns groß?
Hier wird der Lobpreis genannt: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Warum loben wir ihn, warum preisen wir ihn? Weil er uns wiedergeboren hat. Aha, wegen der Wiedergeburt.
Heute ist das mit der Wiedergeburt allerdings etwas schwierig. Viele Nachbarn, Bekannte und Familienmitglieder verstehen dieses Wort anders, nämlich aus dem Buddhismus und Hinduismus als Seelenwanderung. Damit hat das absolut nichts zu tun. In der Esoterik wird das Wort Wiedergeburt so verstanden, als käme man nach dem Tod in einer neuen Erscheinung zurück. Das meint Petrus natürlich nicht.
Die biblische Sprache spricht von der Neugeburt. Und hier haben wir etwas ganz Wichtiges: Die Neugeburt eines Menschen, die Gott schafft. Neugeburt ist ein sehr wichtiges Wort im Neuen Testament.
Wir erinnern uns, wie Jesus mit Nikodemus zusammensaß, einem Mann vom Hohen Rat, der in diesem Nachtgespräch seine Bewunderung für Jesus ausdrückte. Er sagt: „Stop, stop, stop, das nicht! Du kannst überhaupt nichts vom Reich Gottes verstehen, wenn du nicht vorher neugeboren bist.“
Nikodemus antwortet: „Ich weiß doch, wie Babys geboren werden. Wir haben Aufklärung gehabt in der Schule. Babys werden durch den Mutterleib geboren.“ Jesus entgegnet: „Nein, nein, es ist eine andere Geburt – eine Geburt aus Wasser und Geist.“
Das war ein Schlüsselbegriff, den Jesus gebraucht hat, und er muss für uns heute der Schlüsselbegriff unseres Christseins sein.
Die Bedeutung und Missverständnisse der Neugeburt im Glauben
Jetzt bedaure ich, dass wir in unseren Gemeinden oft nicht ausreichend unterrichtet sind, was die Neugeburt wirklich ist und was sie bedeutet. Wir wissen genau, dass sie in der Erweckungsbewegung und in der Geschichte unserer Kirchen ein Zentralbegriff war – besonders im ganzen Pietismus. Manche haben darüber geschimpft, manche haben gespottet. Es bleibt dabei: Die Neugeburt ist ein Zentralbegriff unseres Glaubens.
Ich kann anders nicht ins Reich Gottes kommen und nichts an Jesus teilhaben, wenn ich nicht neu geboren bin. Wenn wir heute darüber rätseln, wo die ganzen Probleme unserer Kirchen wirklich liegen, dann liegen sie nicht in den Gebäuden, nicht in der Ausbildung der Pastoren und Mitarbeiter und auch nicht an den Farben unserer Räume, Gesangbücher, Lieder oder Instrumente, die wir gebaut haben.
Die Probleme liegen in der Lehre, in unserem Glauben. Wir können nichts von Jesus Christus haben, wenn wir nicht neugeboren sind. Und wenn Menschen nicht neugeboren sind, gibt es keine Gemeinde. Auch wenn wir alle modernen Methoden benutzen und jedem, der kommt, 50 Euro zahlen – es gibt keine Gemeinde, wenn er nicht neu geboren ist. Er muss neu geboren werden.
Um ein Beispiel zu gebrauchen: Eine Tanne wird keine Eiche. Das ist eine ganz andere Art. Jesus spricht davon, dass unser Leben in eine ganz neue Art hineingestellt werden muss, in das Wesen Gottes hineingetaucht und verwandelt werden muss.
Leider gibt es immer wieder verschiedene Lehren über diese Neugeburt, die uns auch Not machen. Vor ein paar Tagen war ich mit meiner Frau zu Diensten in Österreich. Dort sind wir in eine Wallfahrtskirche gegangen, und da stand groß auf einem Plakat: „Diese Kinder wurden durch die Taufe Christen.“
Da habe ich Probleme damit, dass man durch Wassertaufe und durch Sakramente Christ wird. Das ist ein sakramentales Missverständnis. Vielleicht sehen manche das anders, aber ich darf es einfach mal aussprechen: Nach dem, was Jesus sagt, ist zur Neugeburt Buße und Reue nötig. Buße und Reue, das abgelegte Leben, das mit Jesus gekreuzigt wird, hineingetaucht wird in das Leiden und Sterben von Jesus.
Man wird auch nicht neu geboren, wenn man einige Jahre auf Kirchenstühlen sitzt. Da wird man auch nie neu geboren. Man wird auch nicht neu geboren, wenn man nur die Mitgliedschaft hat – ein Missverständnis, das in unseren Landeskirchen herumspukt und vielleicht als ausreichend angesehen wird.
Wenn das so ein wichtiges Wort ist, dass Petrus am Anfang den Gemeinden in Kleinasien vorsteht, dann interessiert uns, was denn die Neugeburt ist. Es ist etwas Reales, etwas Wirkliches, das ich bekomme, indem ich Jesus mein Leben übergebe und Jesus seinen Geist in mich gibt. Ich lege meine alte Art ab, gebe mein Wesen vor Jesus her, und er macht mich zu einem neuen Menschen.
Viele fragen dann vielleicht: Ist das nicht wieder im Ritus der Erwachsenentaufe drin? Ich weiß es nicht genau. Ich glaube, dass Jesus mit Wasser das Reinigungswasser meint, wie es im Alten Testament bei Hesekiel beschrieben wird – das unsere alte Sünde wegwäscht durch Wasser und Geist und durch das Aufnehmen des Heiligen Geistes.
Jesus selbst will Wohnung in mir machen. Paulus kann dann sagen: „So lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.“ Was ich noch in meinem alten Leben lebe, in meinem Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, an Jesus.
Es ist also eine ganz entscheidende Veränderung unseres Lebens, aber ein unsichtbares Geschehen, das durch Buße, Bekehrung und Glauben empfangen wird. Sie brauchen auch keine besondere Handauflegung. Es steht auch nicht da, dass man es nur von bestimmten Leuten bekommt. Ich bekomme den Heiligen Geist, wenn ich darum bitte.
Die Stelle in Lukas 11 ist uns so wichtig, weil Jesus dort im Bild erklärt, wie ein Kind beim Vater, wenn es Hunger hat, Brot bekommt. So dürfen wir beim himmlischen Vater um den Heiligen Geist beten. Wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten?
Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Wir müssen wieder darauf dringen, dass in unseren Gemeinschaften und Gruppen dies im Mittelpunkt steht. Das hat die Allianzgemeinschaft immer verbunden und sie auch von ökumenischen Gemeinschaften unterschieden. Wir sagen oft: Ein wesentlicher Punkt ist, ob du neu geboren worden bist – ob du durch Christus ein neuer Mensch geworden bist.
Die Neugeburt als lebendiger Same durch das Wort Gottes
Es ist ganz wichtig, dass wir den Zusammenhang noch einmal im gleichen Kapitel des ersten Petrusbriefs betrachten. Sie haben jetzt keine Bibel dabei, aber im Vers 23 steht noch einmal das Wort: Ihr seid ja wiedergeboren, neugeboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen.
Was hat die Neugeburt bewirkt? Jetzt wollen wir genau wissen, was dort steht. Was ist denn dieser unvergängliche Samen? Es ist kein Sakrament, keine Handlung, kein Ritus. Es wird auch nicht durch die Taufe gesagt, sondern „aus dem lebendigen Wort Gottes, das bleibt“. Die Wiedergeburt geschieht durch das Wort Gottes.
Noch etwas können Sie beobachten, und das ist mir heute ganz wichtig für unseren Gemeindebau: Im Neuen Testament sind Wort Gottes und Heiliger Geist fast austauschbar. Wenn Jesus sagt, die Neugeburt geschieht durch Ablegen des alten Wesens, durch Wasser und durch den Geist, kann Petrus sagen, die Neugeburt geschieht durch das Wort Gottes, weil im Wort Gottes der Heilige Geist enthalten ist.
Auch heute gibt es viele Lehren, die davon abweichen. Im Neuen Testament beobachten wir, dass das Wort Gottes Träger des Heiligen Geistes ist. Jesus sagt: „Meine Worte sind Geist und Leben“. Wenn wir das Wort Gottes lesen, merken wir die Wirkung des Geistes.
Menschenworte sind keine Träger des Geistes Gottes, sondern nur dort, wo das Wort Gottes verkündet wird. Das ist so wichtig, dass wir immer wieder in der Spur bleibender Väter bleiben, die erkannt haben, dass wir auf ganz komischen Wegen abirren, wenn wir unsere eigenen Gedanken und Phantasien einsetzen, statt im Wort Gottes zu bleiben.
Das Wort Gottes wirkt Neugeburt. Und es ist so wichtig, dass wir durch das Wort Gottes erneuerte Menschen werden.
Die Bedeutung der Bibelstunde und das Geheimnis der Neugeburt
Für mich ist eine Bibelstunde heute Morgen eine ganz große Veranstaltung. Es freut mich sehr, dass Sie in so großer Zahl gekommen sind. Ich weiß, wie das ist, wenn man berufstätig ist. Umso mehr ist es etwas Wunderbares, dass Sie heute hier sind.
In vielen Gemeinden wird überhaupt keine Bibelstunde mehr gehalten, und das ist der Tod der Gemeinden auf Raten. Wenn ich mich nicht mehr am Wort Gottes erbaue, kann ein Hauskreis, in dem nur über persönliche Erlebnisse gesprochen wird, das nicht ersetzen. Es muss ein Studium des Wortes Gottes sein, in dem das Wort Gottes uns richtet, zurechtweist und mahnt.
Ganz wunderbar ist, dass ich als Mensch in meiner Not auf Christus blicken darf und wissen kann, dass er ein Geheimnis in meinem Herzen hat. Er hat etwas Neues in mir begonnen. Dort, wo ich begierig das Wort Gottes aufnehme, ist dieser Same in meinem Leben aufgegangen.
Die Neugeburt kann ich äußerlich gar nicht zeigen. Ich kann nur die Spuren und Folgen zeigen, aber das Geheimnis selbst bleibt in mir verborgen. Es ist ein wunderbares Geheimnis meines inneren Lebens, dass Christus in mir lebt.
Aus der vergebenen Schuld heraus ist es uns immer ganz wichtig zu sagen: Nein, in meinem Leben ist nicht viel zu machen durch eigenes Tun. Das, was Christus in mir gewirkt hat, ist das Geheimnis. Und das muss unsere Sehnsucht sein.
Ich möchte, dass Christus noch viel mehr in mir wirkt und noch viel mehr Raum bekommt. Das soll unsere Bitte sein: Herr, wirke mächtig in mir! Lass deinen Heiligen Geist mich erfüllen, dass er meine Gedanken lenkt, meine Hände führt und meine Füße bewegt. Herr, ich will doch für dich tätig sein.
Die Kraft der Christuswirklichkeit im Leben und die Sehnsucht nach mehr
Letzten Sonntag hatte ich in einer österreichischen Gemeinde die Gelegenheit zu predigen. Die Gemeinde hatte sich gewünscht, dass ich über das Gleichnis vom Endgericht spreche, in dem Jesus Schafe und Böcke scheidet. Dabei sagt er zu seinen Schafen: „Ich bin durstig gewesen, ich bin hungrig gewesen und ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht, ihr habt mich gekleidet, ihr habt mir zu essen gegeben.“
Dann sagt der Herr: Wir wissen gar nicht, wann das genau war. Sehen Sie, die Menschen haben es nicht einmal bemerkt. Christus hat im Verborgenen durch sie gewirkt und sie erfüllt. Oft merkt man es gar nicht, wie wunderbar Gott durch uns handelt.
Das wünsche ich mir: Herr, lass doch meine Worte dazu dienen, dass du dadurch groß wirst und dass du in aller Stille und Verborgenheit Frucht bringen kannst.
Jetzt sind wir an einem ganz wesentlichen Punkt, gleich am Anfang dieses Abschnitts. Es ist ein Wunder, wenn Gemeinde entsteht, wenn Jesus Menschen neu macht. Durch neugeborene Menschen entsteht Gemeinde, Gemeinschaft. Christen sind Christusleute, Jesusleute, in denen Christus Raum hat, wirkt, schafft und tätig ist.
Die Neugeburt äußert sich in einer lebendigen Hoffnung. Warum? Weil ein Christ niemals mit seinem jetzigen Zustand zufrieden ist. Ich hoffe, kein einziger von uns kommt heute Morgen herein und sagt: „Ich bin der strahlende Christ und das Modell für euch alle anderen.“ Heute werden ja manchmal kühne Sprüche gewagt.
Ich hatte eine großartige Mitarbeiterin in unserer Hofhackergemeinde in Stuttgart. Sie war die Ehefrau eines Präsidenten der Landesverwaltung und in der Gemeinde sehr engagiert. Für mich war sie ein Modell einer Pfarrfrau. Obwohl sie mit einem Mann im Staatsdienst verheiratet war, hat sie ungeheuer viel Gutes gestiftet.
Ich begrüßte sie am Eingang mit den Worten: „Grüß Gott, wie geht es Ihnen?“ Sie antwortete: „Nein, es geht mir ganz arg schlecht.“ Ich fragte: „Was ist passiert? Da muss doch etwas auf dem Weg passiert sein.“ Sie sagte: „Ich ärgere mich maßlos.“ Ich fragte weiter: „Über was ärgern Sie sich?“ Sie antwortete: „Über mich.“
Das ist ein guter Christ, wenn er sich über sich selbst ärgert – über seine alten Unarten, über sein altes Wesen. Wir wollen uns nie damit abfinden und sagen: „Ich bin halt so.“ Wir leiden doch darunter, dass wir oft unseren Kindern oder Enkeln nicht gerecht werden. Wir leiden daran, dass wir andere Menschen eher abstoßen, statt sie zu gewinnen, dass unser Mund oft ungezügelt redet und dass wir in unserem ganzen Wesen so wenig von Jesus widerstrahlen.
Darum ist die Hoffnung so wichtig. Ich möchte doch, dass Jesus in seiner ganzen Macht mein Leben erfüllt.
Die Hoffnung auf die Auferstehung und die Realität des Sterbens
In der Herrlichkeit werden wir wunderbar Jesus sehen, und da werden wir seinem Bild gleichgestaltet sein. Wir sehnen uns jedoch schon jetzt danach, auf diese Hoffnung immer mehr vorbereitet zu werden. Dabei steht das Wort von der Auferstehung Jesu von den Toten im Mittelpunkt.
Unser altes Leben muss noch abgelegt werden. Es ist wichtig zu wissen, dass Jesus uns leider nicht die Todeslinie genommen hat. Es kommt gelegentlich vor, dass in christlichen Zeitschriften behauptet wird, ein Toter sei auferweckt worden. Solche Berichte erscheinen etwa alle zehn Jahre. Aber ich glaube daran nicht, denn wir leben weiterhin unter der Todeslinie.
Trotz großer Glaubenserfahrungen müssen wir durch diese Grenze hindurchgehen. Dabei denken wir auch mitfühlend an die Geschwister, gläubige Schwestern und Brüder, die schwere Krankheitsnot erleiden oder im Sterben liegen. Es ist furchtbar, wenn einem das eigene Ich ausgezogen wird und man sein Fühlen loslassen muss.
Wir haben nur die Hoffnung auf die Überwindung des Todes. Doch jeder von uns muss diesen Weg noch gehen. Vor einigen Jahren gab es eine Schweizer Psychiaterin, Elisabeth Kübler-Ross, die viele Vorträge hielt und angesehen war. Sie sagte, das Sterben sei ganz wunderbar. Das machte riesige Schlagzeilen. Sie beschrieb das Sterben als bunt, wie einen Traum, wie wenn ein Kokon schlüpft und ein bunter Schmetterling herauskommt. Man komme in lichte Weiten.
Ich höre solche Aussagen immer wieder von ungläubigen Menschen, die sagen: „Ich habe keine Angst vor dem Tod, das wird wunderbar.“ Ich hingegen habe Angst vor dem Sterben, dass es anders wird, als diese Dame es geschildert hat. Einige Jahre später berichtete der Spiegel, dass sie in Arizona in der Wüste saß – ein zerbrochener Mensch. Diese Frau, die einst das Sterben so schön beschrieben hatte, hasste sich selbst, weil sie den Prozess des Zerbrechens nicht ertrug. Nach mehreren Schlaganfällen konnte sie nichts mehr essen und spürte, wie es ist, wenn der Leib zerbricht.
Das Einzige, was uns im Sterben trägt, ist Jesus und die Neugeburt. Ich gehöre Jesus, ich bin sein Eigen. Diesen Trost kann ich nicht jedem Menschen geben. Es ist eine Not, wenn wir zu Gräbern gerufen werden und viele Menschen dann sagen: „Jetzt müssen Sie eine Ansprache halten“, während andere behaupten, „der Oma geht es jetzt gut“. Bei einer Beerdigung kann ich nicht offen sagen, wie es wirklich ist, denn die Menschen sind oft nicht bereit, das zu hören.
Die Hoffnung kann ich nur denen geben, die Glieder am Leib Jesu sind, die neu geboren sind. Diese haben die Hoffnung auf ewiges Leben. Neulich wurde bei einer ProChrist-Veranstaltung der 39-jährige Pianist Müller befragt, der unheilbar an Krebs erkrankt war. Wenige Wochen später ist er gestorben. In einem Buch habe ich noch einmal nachgelesen, wie die Seelsorgerin mit ihm sprach. Er fragte sie: „Ist der Tod nicht das schwarze, dunkle Loch, in das ich falle?“ Sie antwortete: „Nein, da steht Jesus und hält dich, weil du ihm gehörst.“ Das ist der einzige Trost im Leben und im Sterben.
Ich bin neu geboren, ich gehöre Jesus, und ich darf dem Tod ins Gesicht sagen: Du hast nichts mehr zu rächen, du kannst meine Sünden nicht mehr strafen. Ich gehöre Jesus, und Jesus gibt mir die Verheißung: Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben. Ich darf durch den Tod hindurchgehen zum Leben – eine wunderbare Verheißung, dass ich die Schrecken des Todes nicht mehr spüre.
Darum ist es so wichtig: Ich bin neu geboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Diese Hoffnung erweckt in meinem Leben eine große Sehnsucht. Ich möchte noch viel, viel mehr von Jesus empfangen.
Die Gefahr der Selbstzufriedenheit und die Aufforderung zur geistlichen Erneuerung
Ganz schlimm ist es, wenn selbstzufriedene Christen da sind. Vielleicht ist das auch der Grund für die Schläfrigkeit, die wir in vielen Gruppen, Gemeinden und Kreisen immer wieder beobachten. Man hat ja eigentlich alles. Dann sagen sie: „Das haben wir doch schon so oft gehört.“
Ja, das ist nicht entscheidend. Hast du es ergriffen? Wenn man miteinander den Philipperbrief Kapitel 3 liest, sieht man, wie Paulus dort nicht schreit, dass er schon vollkommen sei oder alles ergriffen habe. Nein, er sagt: „Ich jage ihm nach.“ Das ist etwas Wunderbares. Wir wollen uns anspornen lassen und sagen: Greif doch mehr von der Christuswirklichkeit in dein Leben hinein! Paulus spricht da von der Kraft des auferstandenen Jesus, der uns noch ganz anders erfüllen muss.
Ich war immer froh, wenn wir vor einer Predigt mit Gemeindegliedern beten konnten: „Herr Jesus, gib uns jetzt nur die Worte, wir haben es doch nicht!“ Unser begieriges Suchen: „Herr, halte mich.“ Wenn wir um die Kranken einen Kreis bilden und sagen: „Herr Jesus, lass sie nicht fallen ins schwarze, tiefe Loch, sondern stärke sie.“ Wir wollen ringen, dass wir immer mehr von der Christuswirklichkeit bekommen.
Ich bin durch unsere Arbeitshilfe für Brüder, christliche Fachkräfte und Coworker sehr verbunden mit Christen in der Welt. Das ist eine Not. Wir fragen uns: Warum ist Europa unter diesem dunklen Vorhang versteckt, wo alles im geistlichen Leben auf kleiner Sparflamme gekocht wird? Ja, das müssen Sie einmal erleben, wie andere Christen mit Leidenschaft und Hingabe leben und umsetzen wollen. Sie suchen danach, dass Christus in ihnen verwirklicht wird, dass Christus Raum gewinnt.
Wenn wir Lieder so leicht runtersingen – so schläfrig: „Nichts soll mehr werden lieber auf Erden als du, der liebste Jesus mein“ – dann ist das nicht genug. Ach, Herr Jesus, wir sind schon so viele Jahre Christen, aber jetzt muss doch deine Kraft ganz anders durchbrechen! Du musst deine Wirkung entfalten, nicht in spektakulären Wundern, sondern in den ganz normalen Diensten: durch die Predigt, durch das Wort, das wir sprechen, durch den Krankenbesuch, durch die Dienste, die wir tun, durch den Zeugendienst, den wir an andere weitergeben.
Sie ahnen gar nicht, welche Kraft in ihrem Leben steckt. Ich habe eine Sehnsucht, dass Christus noch viel mehr in mein Leben hineinkommt. Erst im Himmel werde ich es einmal sichtbar sehen, wenn alles erneut und verändert ist.
Die Bewahrung des Glaubens trotz Zweifel und Anfechtungen
Und dann sagt Petrus noch: Wir werden bewahrt durch die Macht Gottes, durch den Glauben. Wir werden bewahrt, denn unser Glaube ist sehr gefährdet.
Ach, das habe ich auch oft erlebt, dass die Leute sagten: Du redest gar nicht über die Zweifelnden. Ich brauche gar nicht darüber zu reden, weil jeder Mensch Zweifel hat. Das ist ja schlimm. Petrus hat ja auch gezweifelt, als er auf der Woge stand. Das ist ja das Tragische, dass wir immer zweifeln. Das wird uns bis in die Todesstunde hinein verfolgen: Ist das wirklich wahr? Trägt Jesus mich?
Und da wird es in der Todesstunde nochmals sein, dass Ihnen der Teufel alle Sünden Ihres Lebens vorhält. Solche sogar, die Sie längst verdrängt haben. Und dann sagen Sie: Kann ich wirklich errettet werden?
Wir werden bewahrt durch Gottes Macht. Unser Glaube ist ein Geschenk Gottes. Es ist ganz groß, dass er mich bewahrt im Glauben, dass er darüber sorgt. Gott in seiner Liebe will mich retten. Darum geht er meinem kleinen, zitternden Glaubensflämmlein nach und bringt es zum Leuchten und Strahlen wieder durch seinen Geist. Entflammt er es zum Leben. Wir werden durch Gottes Macht bewahrt!
Ach Herr, bewahre du uns vor der Torheit des Alters! Wie viele reife Christen leben heute in offener Sünde, und das ist ein Anstoß für die Gemeinden, für unsere Jungen. Herr, bewahre mich doch davor, dass ich nicht wegen ein paar irdischer Dinge deine Ordnungen verletze. Ich muss doch in der Nachfolge Jesu leben. Herr, bewahre meinen Glauben, dass er treu bleibt in deinen Ordnungen bis ins hohe Alter hinein. Ich will doch dir dienen. Herr, mach mich treu, mach mich treu und bewahre du mich.
Und dann steht da von den Anfechtungen, die kommen. Die Anfechtungen kommen natürlich immer. Und das ist immer schlimm, wie wenn ein Radfahrer mit Schwung einen Berg herunterfährt und dann wirft ihm einer einen Stock zwischen die Speichen. Der Anfechter haut einen vom Rad runter.
Kennen Sie Anfechtungen im Glauben? Dass man plötzlich wie geschlagen ist, wenn man sagt: Jetzt habe ich so viel gebetet, und der Herr hat das nicht von mir genommen? Und wenn die Schmerzen so sind? Wir sind ja sehr angefochten, auch wenn wir um uns herum die Leiden von so vielen lieben Mitchristen tragen. Wenn wir heute hören, wie so viele Jesusleute furchtbar gequält werden unter dem muslimischen Terror – furchtbar, Tausende kommen ums Leben.
In vielen Teilen der Welt gibt es Anfechtungen, aber auch Anfechtungen im eigenen Leben. Herr, warum kann ich dir nicht besser dienen? Warum gelingt das mir nicht mehr? Gerade in den Anfechtungen ist es so wichtig, dass Jesus meinen Glauben bewahrt, dass er ihn schützt und bewahrt.
Glauben dafür kann ich Gott nur danken: Herr, du hast das Feuer des Glaubens in mir angezündet. Ich mache mir das immer wieder so klar an dem, was ich einst als Konfirmand gelernt habe im lutherischen Katechismus beim dritten Glaubensartikel vom Heiligen Geist. Da haben wir noch einmal ganz komprimiert alles, was in der Lehre vom Heiligen Geist so wichtig ist: Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, Glaubender entkommen bin – nicht durch mein Köpfchen. Sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben im rechten Glauben geheiligt und erhalten.
So wunderbar, dass er mir diesen Glauben erhält. Herr, lass doch die Glaubensflamme nicht erlöschen, dass ich nicht angesteckt werde! Und das ist eine besondere Not, auch wenn wir uns immer wieder mit Lehren auseinandersetzen müssen, mit widerchristlichen Lehren. Herr, lass mich nicht angesteckt werden vom Geist des Unglaubens um mich her. Bewahre du meinen Glauben bei dir!
Im hohen priesterlichen Gebet hat Jesus noch einmal in Johannes 17 gebetet: Herr, bewahre sie, deine Jesusleute! Wir wissen nicht, welche Anfechtungen der Herr noch für uns bereitet. Herr, bewahre uns, dass wir nicht scheitern im Glauben und dass unser Glaube gestärkt wird.
Die Läuterung des Glaubens und die lebendige Hoffnung als Fundament
Jetzt kommt das schöne Bild von den Schlacken, dem Edelmetall, das gereinigt wird. Es zeigt, wie immer mehr in meinem Leben das Entscheidende meines Glaubens zum Vorschein kommt.
Was ist das Entscheidende? Jesus starb für mich. Jesus hat mich lieb, er ist mein Herr. Weiter können sie gar nicht kommen. Da stehen sie an der Spitze aller Gotteserkenntnis. Dort sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis enthalten. Dann ist das gereinigt von allerlei Schlacken und von allerlei Dreck, durch Feuer gegangen und bewährt.
Ich wünsche Ihnen diese Geborgenheit in Jesus, diese Neugeburt, die leben kann und sich entfalten kann. Und das ist der Inhalt unseres Liedes, das wir singen, auch wenn wir durch schwere Zeiten gehen. Ja, das Lied ist immer ganz wunderbar.
Mit meiner Frau machen wir es jetzt so, dass wir, wenn wir Kranke besuchen, sagen: „Lasst uns doch ein Lied anstimmen.“ Und das ist so wunderbar! Wir entdecken erst, wie das aus der Perspektive des Angefochtenen und des Leidenden wunderbar erklingt – in der großen Jesushoffnung, in der wunderbaren Jesusfreude.
Ich möchte noch beten: Ach Herr Jesus, wir wollen dir jetzt die ganze Not mit unserem alten Wesen sagen, mit unserem Unglauben und mit all den Zweifeln und allem, was uns immer wieder aufhält und beschwert. Aber wir wollen doch, dass du in unserem Leben regierst. Mach uns ganz neu.
Wir wollen an diesem Morgen einfach dich bitten um Erneuerung und Veränderung durch dein Wort. Und wir danken, dass dein Wort mächtig und wirksam ist und dass dein Heiliger Geist unser böses und trotziges Herz neu machen kann.
Wir bitten dich um diesen Dienst auch bei uns und segne auch die Gemeinden, zu denen wir gehören, auch diese Gemeinden hier im Raum der Allianz in Heilbronn. Gebrauche sie dazu, dass du noch Großes wirken kannst in dieser letzten bösen Zeit. Amen.
