Wer bin ich? Von Chris Morphew – eine Lesung von Raoul Simeonescu. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch exklusiv die Lesung eines ganz neu erschienenen Buches präsentieren: Chris Morphew – Wer bin ich und warum bin ich wertvoll?
Die ursprüngliche Bestimmung des Menschen und die Realität der Welt
Kapitel sieben
Was ist damit, dass ich es so oft vermassle? Gott hat die Menschen für ein Leben in vollkommener Liebe, Frieden, Freiheit und Gemeinschaft mit ihm und miteinander geschaffen. Das klingt wirklich toll. Leider entspricht es aber überhaupt nicht der Welt, in der wir tatsächlich leben.
Wenn Liebe zu Gott und zueinander der Sinn menschlichen Lebens ist, dann machen wir uns nichts vor: Die Menschheit erfüllt ihre Bestimmung nicht. Klar, es gibt da draußen einige unglaubliche Beispiele von Liebe. Doch gleichzeitig ist die Welt voll von Krieg, Gewalt, Ungerechtigkeit, Leid und allen anderen erdenklichen Übeln.
Wenn Liebe der Sinn menschlichen Lebens ist, dann ist etwas schrecklich schiefgelaufen. Und wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, dann sind wir alle Teil des Problems.
Die Bibel drückt es so aus: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren (Römer 3,23).
Das Bild vom verfehlten Ziel und Gottes Reaktion darauf
Stell dir vor, du visierst mit Pfeil und Bogen ein Ziel an. Du zielst auf den Punkt in der Mitte, spannst den Bogen und lässt den Pfeil los. Er schwirrt durch die Luft, geht dann in den Boden und bohrt sich in den Dreck.
Du hast nicht nur den Punkt in der Mitte verpasst, sondern noch nicht einmal die Zielscheibe getroffen. Die Bibel sagt, dass unser Leben genauso ist. Gott hat uns zu einer unglaublichen, herrlichen Bestimmung berufen: zu einem Leben in perfekter Liebe zu Gott und zueinander. Das ist die Zielscheibe.
Das Problem ist nur, dass keiner von uns es tatsächlich schafft, sie zu treffen. Das wirft eine wichtige Frage auf: Wie reagiert Gott darauf, dass wir unsere Lebensbestimmung verfehlen, für die er uns geschaffen hat?
Die Reaktion Jesu auf die Verfehlung der Menschen
Kehren wir noch einmal zu der Geschichte von dem Hirten zurück, die Jesus erzählt hat. Eigentlich sollten wir noch ein Stück weiter zurückgehen. Kurz vorher begegnen wir nämlich den beiden Personengruppen, denen Jesus diese Geschichte ursprünglich erzählt hatte.
Immer wieder hielten sich auch Zolleinnehmer und andere Leute mit schlechtem Ruf in der Nähe von Jesus auf. Auch sie wollten ihn hören. Die Pharisäer und die Gesetzeslehrer waren darüber empört. „Der nimmt Sünder auf“, sagten sie, „und isst sogar mit ihnen“ (Lukas 15,1-2).
Die Zolleinnehmer und Leute mit schlechtem Ruf, in anderen Bibelübersetzungen die Sünder genannt, waren damals die bösen Menschen, die Gottes Herrlichkeit auf grobe, hässliche und unübersehbare Weise verfehlt hatten. Es waren Menschen, die annahmen, Gott könne sie gar nicht lieben, weil sie so schlecht seien.
Die Pharisäer und Gesetzeslehrer hingegen waren damals die Guten, zumindest dachten sie das selbst. Sie hielten sich an die Regeln, und von außen sah es so aus, als würden sie alles auf die Kette bekommen. Daher nahmen sie an, Gott müsse sie lieben, weil sie ja so gut waren.
Doch dann kam Jesus. Er verbrachte ständig Zeit mit den Zolleinnehmern und Sündern, mit den sogenannten Bösen. Er erzählte ihnen, dass Gott sie liebt und ihr Freund sein will. Deshalb liebten die Zolleinnehmer und Sünder Jesus natürlich. Zum ersten Mal in ihrem Leben war da jemand, der ihnen nicht sagte, sie seien zu schlecht, als dass Gott sie lieben könnte.
Die Pharisäer und Gesetzeslehrer hingegen sahen das alles und sagten: „Wow, halt mal! Wenn Jesus ein guter Mensch ist, warum verbringt er dann ständig Zeit mit den schlechten Typen? Weiß er etwa nicht, dass die einzige Möglichkeit, Gott dazu zu bringen, dich zu akzeptieren, darin besteht, wirklich, wirklich gut zu sein, so wie wir?“
Sie raunten einander zu: „Der nimmt Sünder auf und isst sogar mit ihnen.“ Und daraufhin erzählte Jesus seine Geschichte über den Hirten.
Die Bedeutung der Geschichte vom verlorenen Schaf
Es ging nicht nur darum, einfach zu sagen, Gott kennt und liebt dich als Einzelperson. Das ist natürlich absolut wahr, aber es geht um mehr.
Der Grund, warum Jesus von einem Hirten erzählte, der ein verlorenes Schaf rettete, war folgender: Er wollte damit beschreiben, was Gott für verlorene Menschen tun will – für Menschen, die Gottes Bestimmung für ihr Leben verpasst und ihre Freundschaft mit ihm verspielt haben.
Jesus wusste, dass die Zolleinnehmer und Sünder es gründlich vermasselt hatten. Tatsächlich war er nur deshalb gekommen: Um sie zu suchen, sie zu retten und nach Hause zu bringen. Er wollte einen Weg schaffen, damit sie wieder mit Gott zusammenkommen konnten.
In einem Punkt hatten die Pharisäer und Gesetzeslehrer Recht. Gott hatte immer gesagt, die einzige Möglichkeit, wie Menschen ihm nahe sein konnten, bestand darin, ihn über ihr Leben bestimmen zu lassen und sich von ihm führen zu lassen.
Wie Jesus erklärte, lief das alles darauf hinaus, Gott und andere Menschen vollkommen zu lieben (Matthäus 22,37-40). Das aber hatten die Zolleinnehmer und Sünder offensichtlich nicht geschafft.
Die Gefahr der Selbstgerechtigkeit und Jesu Herausforderung
Der große Schock für die Pharisäer und Gesetzeslehrer war jedoch, dass Jesus wiederholt darauf hingewiesen hatte, dass auch sie es nicht geschafft hatten. Von außen betrachtet mochten sie wirklich gut gewirkt haben. Doch innerlich war ihr Herz genauso verkorkst wie bei allen anderen auch.
Jesus bestand darauf: Die Guten waren ganz genauso verloren wie die Bösen. Tatsächlich schwebten sie sogar in noch größerer Gefahr, denn die Bösen waren wenigstens bereit, zuzugeben, dass sie verloren waren.
Jesus sagt, wir alle verfehlen Gottes großartigen Maßstab. Es ist nicht nur so, dass wir zwar unser Bestes geben und trotzdem leider scheitern. Klar, manchmal versuchen wir, das Ziel zu treffen, und verfehlen es. Aber es gibt auch Momente, da ist es gerade so, als würden wir unsere Pfeile in die völlig entgegengesetzte Richtung abschießen.
Wir lehnen Gott und seinen Willen ganz und gar ab, weil wir, ehrlich gesagt, lieber unser eigenes Ding machen wollen. Die Folge ist, so sagt Jesus, dass wir verloren sind. Egal wie sehr wir es versuchen, wir können nicht aus eigener Kraft zu Gott zurückkehren.
Die Erlösung durch Jesus Christus
Zum Glück müssen wir das auch gar nicht, denn in Jesus ist Gott zu uns gekommen. Jesus war ein Mensch, geschaffen als Gottes Ebenbild, aber er war so viel mehr als das. Er war Gott selbst, Gott der Sohn, hier auf der Erde einer von uns.
Jesus war der eine Mensch, der in perfekter Weise so lebte, wie sich Gott das gedacht hatte. Er war der eine Mensch, der nicht hinter Gottes perfekter Liebe zurückblieb. Doch die Pharisäer und Gesetzeslehrer hörten nicht gern, dass sie Jesu Hilfe brauchten. Deshalb ließen sie Jesus schließlich verhaften, an ein Kreuz nageln und töten.
Aber selbst das war Teil von Gottes Plan. Wie ich bereits erwähnt habe, sagt die Bibel uns, dass wir alle Gottes herrlichen Maßstab verfehlen. Doch das ist nur ein Teil der Botschaft. Hier kommt der Rest: Denn alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Doch werden sie ohne eigenes Zutun durch seine Gnade gerechtgesprochen. Das geschieht aufgrund der Erlösung, die in Jesus Christus Wirklichkeit geworden ist (Römer 3,23-24).
Durch seinen Tod am Kreuz nahm Jesus die Schuld für all unser Versagen auf sich. Für all die Momente, in denen wir nicht so lieben, wie wir es tun sollten, und für all das Schlechte, das dadurch entsteht. Er hat den Preis bezahlt, die Strafe auf sich genommen, die eigentlich unsere hätte sein sollen.
Dann hat Jesus, indem er von den Toten ins Leben zurückkehrte, bewiesen, dass er wirklich alles Notwendige getan hat, um uns ohne eigenes Zutun durch seine Gnade vor Gott wieder in Ordnung zu bringen. Um uns wieder zu Hause willkommen zu heißen, weil wir so mit Gott wieder im Reinen sind.
Das bedeutet: Wenn wir auf Jesus vertrauen, können wir wieder in das überreiche ewige Leben eintreten, für das wir geschaffen wurden. Und das, obwohl wir die Zielscheibe vollkommener Liebe verfehlen. Denn Jesus hat das Ziel längst für uns erreicht.
Die wahre Identität und der Wert des Menschen
Wer bist du also letzten Endes? Warum bist du wertvoll, und was ist die tiefe Wahrheit über dich?
Zunächst einmal bist du Gottes kostbares Geschöpf. Du bist als sein Ebenbild geschaffen, um in vollkommener Liebe zu Gott und zu anderen zu leben. Du bist wertvoll, weil Gott es sagt. Es gibt nichts auf der Welt, das irgendjemand anderes sagen könnte, um daran etwas zu ändern.
Gleichzeitig ist es ebenso wahr, dass du die ganze Geschichte vermasselt hast – genau wie ich und jeder andere auch. Wir alle verfehlen das Ziel. Wir haben sowohl Gott als auch anderen Menschen gegenüber vieles falsch gemacht.
Doch hier endet die Geschichte nicht. Nicht, wenn du dich entscheidest, die Rettung anzunehmen, die Jesus dir geben will. Wenn du auf Jesus vertraust, kannst du frei leben, weil du weißt, dass Jesus längst all deine Sünde, all das, wofür du dich schämst, dein Scheitern und deine Zerbrochenheit genommen und ans Kreuz genagelt hat.
Du kannst jetzt all die sinnlosen Wege aufgeben, auf denen du versucht hast, deinen Wert zu beweisen. Denn du weißt: Deine tiefste, deine wahre Identität ist ein kostenloses Geschenk von Jesus. Du bist ein kostbares, geliebtes und erlöstes Kind Gottes. Keine Macht im Universum kann dir das jemals nehmen.
Zweifel und die Einladung Gottes
Was passiert in deinem Kopf, wenn du hörst: Gott liebt dich? Machst du dir Sorgen, dass das nicht wahr sein könnte? Denkst du, du hast es zu sehr vermasselt? Oder fragst du dich, ob Gott vielleicht Menschen allgemein liebt, aber nicht wirklich dich?
Hat dir jemand das Gefühl gegeben, dass du außerhalb der Reichweite von Gottes Liebe stehst? Dass du irgendwie nicht gemeint sein könntest mit der Einladung Jesu? Nun, diese Person liegt falsch.
Jesu Tod am Kreuz ist der Beweis: Ganz gleich, wer du bist und was du getan hast – du bist geliebt, du bist willkommen, du bist mit seiner Einladung gemeint.
Andererseits gilt auch: Wenn du denkst, du bräuchtest Jesu Hilfe nicht, wenn du insgeheim glaubst, klar, natürlich liebt Gott mich, wer würde mich nicht lieben, dann hast du es, so sagt Jesus, noch nicht begriffen.
Denn das Kreuz zeigt uns im Hinblick auf Jesu Liebe und sein Rettungsangebot: Jeder braucht dies. Jesus ist nicht für dich gestorben, weil du ein halbwegs guter Mensch bist, der nur einen kleinen Vergebungsschub braucht, um über die Ziellinie zu kommen.
Er hat das getan, weil es die einzige Möglichkeit war, dich zu Gott nach Hause zu bringen. Jesus kam und starb für dich, weil er dich so sehr liebt, dass nicht einmal sein Tod ein zu hoher Preis war, um dich wieder in seiner Familie willkommen zu heißen.
Ohne Jesus ist jeder verloren, aber mit Jesus kann jeder gefunden werden. Je mehr du Gottes unerschütterlicher Liebe zu dir vertraust – dieser vollkommenen Gnade, die deine tiefsten, dunkelsten, kaputtesten Seiten völlig durchschaut und dich trotzdem „kostbar und geliebt“ nennt – desto freier wirst du, der zu werden, der du wirklich bist.
Das war's für heute. In der nächsten Episode geht es mit der Lesung weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.