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50 Jahre Ludwig-Hofacker-Kirche

26.02.2000

Begrüßung und gemeinsames Erinnern an die Gemeindegeschichte

Dass Sie sich heute Abend auf den Weg gemacht haben, freut uns sehr. Wir waren zunächst etwas unsicher, wie wir das gestalten sollten. Dann hörten wir von einigen, die früher hier waren und morgen zum Gottesdienst kommen. Umso mehr freuen wir uns, dass heute eine ganze Reihe von Ihnen unter uns ist.

Ich möchte das hier einmal aussprechen. Einige habe ich auch gebeten, ein wenig zu erzählen. Andere haben gesagt, sie wollen lieber irgendwo dazwischen sitzen. Ganz besonders darf ich Herrn Professor Greif erwähnen, der uns das Gemeindehaus erbaut hat. Herr Professor Greif, wir freuen uns, dass Sie heute Abend mit Ihrer Gattin unter uns sind. Herzlich willkommen! Wir danken Ihnen sehr für dieses ideal gebaute Gemeindehaus.

Ich hoffe, dass Sie sich in Ihrer Nähe schon ein wenig umgeschaut haben. Haben Sie schon alle begrüßt? Haben Sie festgestellt, wer von früheren Zeiten oder von späteren dazugestoßen ist? Schauen Sie sich noch einmal um, grüßen Sie, sagen Sie ein paar nette Worte.

Ich möchte darum bitten, dass sich diejenigen erheben, die vor fünfzig Jahren bei der Einweihung dieser Kirche dabei waren oder mitgewirkt haben. Ach, das ist doch schön, ganz wunderbar! Meine Frau war als Kind damals auch dabei. So gibt es Dinge, wie die Wege sich kreuzen. Ich freue mich ganz besonders, dass Sie heute da sind.

Wer noch darüber hinaus vor dreißig Jahren beim zwanzigjährigen Jubiläum dabei war, darf sich ebenfalls gern erheben. Letzten von Pfarrer Ratter stehen die, die doch... Ja, ja, ah, das ist doch wunderschön, natürlich, ach, herrlich!

Wir haben das oft erwähnt, auch in der Dankbarkeit, was hier geschehen konnte, in diesen Räumlichkeiten. Und was durch viel Liebe und Hingabe geschaffen wurde.

Dank und Lobpreis als Ausdruck der Gemeinschaft

Aber zunächst wollen wir unserem Gott den Dank geben und miteinander singen: Danke dem Herrn, Lied Nummer 333 in unserem Gesangbuch.

Wir bleiben sitzen und wollen mit unserem Herrn reden und ihm danken. Danke, dass du, Herr, uns im Leben begegnet bist – als der mächtige Gott und als der erbarmende Heiland. Danke, dass du dein Gericht nicht an uns vollstreckt hast, sondern uns in Liebe und Erbarmen gesucht hast.

An dieser Stelle haben wir oft deine Hirtenstimme gehört. Wir wollen dir danken, auch für die Gemeinschaft, die wir hier gefunden haben. Amen!

Historische Einblicke und die Bedeutung der Gemeinschaft

Bevor ich das Wort weitergebe und einige noch etwas erzählen lasse, möchte ich drei Dinge hervorheben. In dem Heft, das an Ihren Plätzen liegt, haben wir die Geschichte der Gemeinde, der früheren Gemeinde, in allen Details aufgeschrieben. Das soll hier nicht wiederholt werden. Ich möchte nur drei Punkte herausstellen, die mir wichtig sind.

Zunächst darf ich als der am längsten dienende Pfarrer an Hofhacker das sagen: Vom ersten Moment an, als ich hierher kam, war die enge Gemeinschaft beeindruckend, die man hier in Ludwig Hofhacker pflegt. Es hat mich interessiert, wie weit diese Gemeinschaft zurückgeht – sogar bis ins letzte Jahr des vorigen Jahrhunderts, 1899. Damals gab es die erste Eingabe der hier siedelnden neuen Bevölkerung mit dem Wunsch, eine eigene Gemeinde zu gründen.

Es ist eine unglaubliche Zusammengehörigkeit entstanden. 171 Leute fassten damals den Plan, eine Kirche zu bauen. Dieser Plan zerschlug sich durch den Ersten Weltkrieg. Doch ausgerechnet in der schweren Zeit nach der Weltwirtschaftskrise, im Jahr 1932, wurde die Kirche errichtet.

Ich möchte an dieser Stelle besonders die Mitarbeiter im Kirchbauverein erwähnen. Ebenso die vielen tätigen Helfer im Nähkreis, die auch heute noch unter uns sind, wie Frau Foul. Sie führte nach dem Krieg mit großer Treue und Hingabe zusammen mit vielen Frauen und ihren Männern die Arbeit weiter, sodass diese Bauten entstehen konnten. Das ist in der schweren Zeit beeindruckend gewesen – und erst recht beim Wiederaufbau 1949.

Damals fanden die Gottesdienste in der Danningerstraße 36 in einem engen Raum statt, bevor man hierher zog. Viele der damaligen Gemeindemitglieder sind mir noch persönlich begegnet. Ich habe auch viele kennengelernt, die inzwischen heimgerufen wurden. Es ist schön, wie eine Staffel weitergegeben wurde. Die Gemeinschaft in Ludwig Hofacker ist etwas Wunderbares, eine ganz große Liebe.

Als später Hinzugekommener wundert man sich, warum alle so lieb sind, warum man so herzlich aufgenommen wird. Ich kann allen nur danken. Diese besondere Gemeinschaft spürt man bis heute in den Häusern, in der Nachbarschaft, in der Liebe, die sich besonders auch am Kirchenbau gezeigt hat.

Viele haben erzählt – ich will keine Namen nennen – dass sie schon als Kinder dabei waren, als die Trümmersteine abgekratzt wurden. Professor Bartning war sehr traurig, weil er hier rote Klinker haben wollte. Die Trümmersteine erforderten jedoch, dass man sie vergipsen musste. Ein Maurer hat mal gesagt, man sehe, dass das keine Fachleute waren. Mich hat es immer gefreut, dass Amateure diese Arbeit gemacht haben, aus Liebe zu Jesus, indem sie ihr Geld hergaben und sich einsetzten, damit hier Gemeinde sein kann.

Unser Wunsch ist, dass das auch weiterhin so bleibt – dass hier eine lebendige Gemeinde besteht, von Menschen, die zusammenstehen, alles einsetzen und sagen: Wir wollen, dass das Evangelium hier verkündet wird.

Das war der erste Punkt: eine ganz besondere Gemeinschaft. Das spüren wir heute immer wieder, auch bei vielen, die von weiter herkommen und uns in dieser Gemeinschaft so wichtig sind. Wir freuen uns über jeden, der dazugehört.

Natürlich haben sich die Zahlenverhältnisse verschoben. Eine Frau erzählte mir, sie war bei den ersten Konfirmanden 1951 dabei. Damals gab es 60 oder 70 Konfirmanden. Pro Familie durften nur vier Personen am Konfirmationsgottesdienst teilnehmen – das waren noch Sitten von damals.

Heute haben wir pro Jahrgang vielleicht noch vier oder fünf Konfirmanden, die hier wohnen. Bei den Kinderfamilien ist das ähnlich. Ein ganz großer Jahrgang zählt sicher 500 Menschen über 70 Jahre. Die Verhältnisse haben sich also stark verändert.

Aber wir freuen uns einfach, dass wir hier Gemeinschaft leben dürfen. Ich freue mich, wenn Sie nachher noch ein Stückchen dabei sind, bei dem gemütlichen Zusammensein drüben. Auch dort wird Gemeinschaft großgeschrieben – durch all die Jahre hindurch.

Standhalten in bewegten Zeiten und die Bedeutung des Evangeliums

Und der nächste Punkt ist, dass die Gemeinde in all den Jahren im Sturmwind der Zeit stand.

Gestern hat der Fotograf der Stuttgarter Zeitung gesagt: „Ach, der Kirchturm dreht sich, aber die Kirche dreht sich nicht mit dem Wind.“ Bei uns dreht sich nur der Wetterhahn auf dem Dach, aber die Kirche richtet sich nicht nach jedem Wind der Mode oder nach der Meinung, die gerade gängig ist.

Ich möchte das erwähnen: Frau Erna Stiegler, die nicht mehr unter uns sein kann, wohnte im hohen Alter in der Hohenheimer Straße 70. Sie hatte den Mut, als städtische Kindergärtnerin im Katrinenkindergarten zu sagen, dass sie den Kindern keine solche Ideologie vermitteln möchte. Sie verzichtete auf ihren Gehalt und eröffnete hier unter den Kastanien des Pfarrgartens den ersten kirchlichen Kindergarten.

Das war für mich immer etwas Großes. Meine Frau ist noch als Kind bei Frau Erna Stiegler in den Kindergarten gegangen. Und wie viele Generationen haben dort so viel Gutes und Liebes erfahren, und das bei Gruppen mit 70 Kindern – wie das überhaupt möglich war, ist erstaunlich. Aber da ist etwas übergesprungen, und das in einer schwierigen Zeit.

Pfarrer Hajo Baumann, der unter uns ist, ist dessen Großvater. Der Seefahrts-Immigrant Herr Hiller gehörte zu diesem Kreis der Bekennenden Kirche. Das war damals sehr mutig, als Stinkbomben geworfen wurden und die Gestapo die Pfarrerversammlungen hier festnahm und verhörte. Es kam zu vielen Wirren, einfach wegen der Nähe, weil in unserer Stadt noch gar nicht klar war, wer zu den Deutschen Christen, den von der Naziideologie geprägten Christen, gehörte.

Es war erstaunlich, dass die Kirchengemeinderäte hier schon sehr früh gesagt haben: „Wir wollen beim Wort des Evangeliums bleiben.“ Das ist das Besondere an der Ludwig-Hofacker-Kirche gewesen, sicher auch in den letzten Jahrzehnten. Wir wollten gar nichts Besonderes sein, außer zu sagen: Hier wird das Bibelwort in die Mitte gestellt. Es wird nicht zurechtgestutzt nach unserer Meinung oder nach der Mode der Zeit, sondern wir wollen es hören, auch wenn es uns unbequem ist.

Es war schön zu sehen, wie von dieser Gemeinde aus solche Tage wie die Gemeindetage mitgeprägt wurden, oder wie in der ganzen Krise der Mission so viel Unterstützung kam. Wir wurden immer mehr gedrängt durch die vielen Besucher und sagten: Wir müssen irgendwo eine Brücke der Hilfe bauen für die, die bisher bei der zwischenkirchlichen Hilfe in der Dritten Welt vergessen sind.

Das Zweite, was mir so wichtig ist: Die Ludwig-Hofacker-Gemeinde ist typisch. Sie können es in der Festschrift nachlesen: In bewegten Zeiten ein klares Stehen, auch dem Zeitgeist zum Trotz, beim Evangelium.

Das wurde am schönsten in den Thesen der Barmer Erklärung im Kirchenkampf gesagt: Jesus Christus ist das eine Wort, das eine Wort Gottes, dem wir im Leben und im Sterben zu gehorchen haben. Man meint, diese Barmer Erklärung entfaltete erst in unserer wirren Zeit ihre ganze klärende Bedeutung.

Es ist schön, dass die Ludwig-Hofacker-Gemeinde immer den Mut hatte, auch manchen modischen Zeitgeist mit vielleicht überheblichem Lächeln entgegenzutreten. Das macht uns nichts aus. Wir bleiben einfach dabei: Das Wort Gottes ist der wahre Schatz der Kirche – das Evangelium.

Und das ist schön, dass Hofacker das so bei der Einweihungsfeier betont hat. Das hat mich schon überrascht, wenn man die Worte so sieht. Wir haben sie in dieser Festschrift extra für Sie abgedruckt. Man muss heute hören, wie klar dort gesagt wurde: Da soll doch die Stimme Ludwig Hofackers erklingen, der eine Fackel war in einer dunklen Zeit. Er rief zur Buße auf, wie Karl Hartenstein, der sagte: Christus allein ist es, der uns retten kann – nicht die Philosophie und nicht unsere Gedanken.

Und wie dann ein Kultusminister Beuerle sagte – man stelle sich vor, ein Kultusminister sagte das: „Wir haben den schrecklichen Ungeist erlebt, wo der Mensch sich selber vergötzt. Wir brauchen heute an den Schulen den christlichen Geist, wenn wir den falschen Ideologien wehren wollen.“ Warum ist das alles wieder vergessen?

Wir wollen dieses Erbe aufnehmen und sagen, dass es heute dringlicher ist denn je. Wir wollen heute diese Worte hören, und sie sind für uns ein verpflichtendes Vermächtnis – auch im weltweiten Horizont.

Also, ich wollte Ihnen noch einmal ein paar Stellen einfach so markant machen. Hoffentlich ist es jetzt nicht zu lang geraten, aber das ist mir schon wichtig.

Prophetische Worte und weltweite Perspektiven

Karl Hartenstein, einer der großen Kirchenmänner des letzten Jahrhunderts, der unsere württembergische Kirche maßgeblich geprägt hat, hielt hier einen Vortrag. Wenn man ihn heute liest, muss man sagen: Gibt es wirklich jemanden, der das so klar gesehen hat? Es war prophetisch.

Im Heft ist nur eine gekürzte Version enthalten, doch sie genügt. Wie er sagt, können wir nicht einfach zur Geschichte Europas zurückkehren. Die Geschichte nach diesem schrecklichen Zweiten Weltkrieg wird eine Geschichte sein, in der die antichristlichen Mächte am Werk sind.

Die Gemeinde kann in dieser antichristlichen Zeit, der wir entgegengehen, nur existieren, weil Jesus Christus das Wunder vollbringt. Er schafft Gemeinde senkrecht von oben durch sein Wort – ein Wunder! In einer antichristlichen Zeit wird es nur noch hier und da Gemeinde geben.

Karl Hartenstein nannte 1950 drei Zeichen dafür. Erstens, an der Mission scheide sich, ob wir noch in der Spur Jesu leben. Jesus war der Missionar, vom Vater gesandt. Sein Anliegen war, dass das Evangelium allen Völkern gepredigt wird.

Zweitens sagte er, es gibt drei Völker oder Länder der Welt, in denen das Evangelium damals noch nicht verbreitet war. So war damals sein Blick. Heute wissen wir etwas mehr: Die zentralasiatischen Länder, vielleicht die Mongolei, wo es heute lebendige Gemeinden gibt, Tibet, wo es Christen gibt – gerade am letzten Wochenende hatten wir Menschen aus China zu Gast, die uns davon berichteten – und Saudi-Arabien, das er ebenfalls erwähnte. Dort gibt es kleine christliche Gemeinden, die stark verfolgt werden, wie Hartenstein sagte.

Das zweite Zeichen war, dass Christen rund um den Erdball sich die Hände reichen und zusammenarbeiten müssen. Das haben wir in den letzten dreißig Jahren hier durch viele Begegnungen mit Christen, vor allem aus der sogenannten Dritten Welt, ermutigend und stärkend erlebt. Ihr fröhliches Jesusbekenntnis hat uns Mut gemacht, etwa wenn nicht nur an Festen Bischöfe aus Uganda und viele andere zu uns gesprochen haben.

Das dritte Zeichen, das Karl Hartenstein erwähnte, war unsere Stellung zu Israel. Er sagte 1950, es sei ein Zeichen der Endzeit, wenn sich die Verheißungen Jesu erfüllen und Israel aus der Zerstreuung zurückkehrt.

Gemeindewache auf und lasst euch nicht von Israel trennen, denn Gemeinde Jesu und Israel gehören zusammen – das war ihm wichtig.

Ich freue mich sehr, dass wir diesen weltweiten Horizont auch heute in dieser Spur weiterführen dürfen – im Geist der Generation, die uns damals die Kirche geschenkt hat.

Bedeutung des Kirchendachs und internationale Verbundenheit

Für uns war das Kirchendach immer verpflichtend. Ich habe es erst richtig verstanden, als mich eine Journalistin anrief. Sie sagte immer wieder, dass mit dem Kirchendach die Fenster gemeint seien. Doch unsere Fenster sind ganz klein. Das Kirchendach ist vielmehr eine architektonische Konstruktion, bei der dreiviertel der Kirche aus Dach besteht.

Das kann man natürlich nicht wissen, wenn man es nicht gesehen hat. Für uns war es etwas Großes, dass die Amerikaner uns das damals geschenkt haben. Der Doktor Dietrich aus Genf sagte es so schön – auch dieses Wort steht in dem Heft: Da stehen viereinhalb Millionen Amerikaner, die eigentlich hinter uns stehen.

„Die freuen sich mit euch, sie singen so laut wie ihr“, sagte er, „und sie haben ihr Geld gegeben, damit bei euch Gemeinde sein kann.“ Wenn ich daran denke, was Sie als Gemeinde in den letzten zwanzig Jahren und schon davor gegeben haben, wird mir bewusst: Wahrscheinlich gibt es kein Land der Welt, in dem Ihre Spuren nicht bleibend sichtbar wurden.

Durch Ihre Unterstützung der dort bedrängten Gemeinden – sei es durch Hilfe, Ermutigung oder andere Formen – haben Sie viel bewirkt. Es ist ganz herrlich, wenn wir diesen weiten Horizont entdecken dürfen, was Gemeinde Jesu in unseren Zeiten bedeutet.

Gemeindemitglieder berichten von ihren Erfahrungen

So, jetzt hören wir noch ein Lied. Wir singen das Lied „Lob und Betung“ aus dem Gesangbuch, Nummer 610. Danach hören wir einige kurze Worte.

Ich freue mich ganz besonders, dass wir als Ersten Herrn Scheible hören dürfen. Der erste Pfarrer der Ludwig-Hofer-Gemeinde war sein Vater. Herr Scheible ist jetzt unter uns und hat uns einige Worte mitgeteilt.

Ich bin eigentlich gar nicht darauf vorbereitet, jetzt etwas zu sagen, aber ich möchte es trotzdem tun. Nun kommt der zweite schwierige Punkt: Ich sollte, so ist es vom Herrn Scheible gewünscht, nur ein paar kurze Worte sagen. Das ist für mich ein großes Problem, weil unsere Familie 1933 von Schwenningen hierher gekommen ist – sieben Kinder.

Was von 1933 bis 1945 alles passiert ist, ist sehr viel. Wir haben hier in der Gemeinde viel erlebt, vor allem auch den Kirchenkampf. Am Ende war es im Juli 1945 die Zerstörung der Kirche und auch des Hauses hier. Der Ort, an dem Sie sich jetzt befinden, war der Keller des Pfarrhauses. Dort waren wir begraben – meine Mutter, mein Vater und ich. Wenn ich nicht im Fronturlaub gewesen wäre, wären sie nicht gerettet worden, sie hätten keinen Ausweg aus allem gefunden.

Von den Trümmerstücken dieser Zeit habe ich einiges bei mir. Das sehen Sie hinten auf dem Altar. Ich hole es gleich hervor. Es sind Teile der zerstörten Kirche, die Sie auch in dem Heft sehen. Auf den Trümmern lagen die Fotos von der Familie, von 1933 bis 1944. In der ersten Nacht waren es nur Bomben, in der zweiten Nacht kamen die Brandbomben, und dann war alles aus.

Im Feuerschein der Stadt über der zerstörten Kirche habe ich, nachdem ich aus dem Luftschutzbunker heraus war, versucht, etwas Wichtiges für die nachfolgende Zeit zu finden. Den Talar meines Vaters habe ich in der Sakristei in den Trümmern gefunden, er ist aber nicht mehr da. Auf den Trümmern der Kirche lagen Fotografien von der Familie, von 1933 bis 1944.

Ich habe auch hier in diesem Ordner, der hinter mir steht, eine Fotografie von einem Mann, der für mich ein Leitbild war: Eugen Wendel, der Stadtmissionar. Er hielt den Konfirmandenunterricht und leitete die Kinderkirche. Außerdem habe ich ein Bild von Gottlob Benz, dem Gruppenleiter der Kinderkirche, der mir viel gegeben hat und ebenfalls ein Leitbild für mich war.

Ich soll von den Überlebenden der Familie grüßen. Das ist meine Schwester Gerda, Diakonisse in Bethel, im Lehramt. Sie kann unmöglich hierher kommen, weil wir uns später in Karlsruhe treffen und Geburtstag feiern werden. Es wird immer der Geburtstag von mir und meiner Schwester gefeiert – ich richte das Datum nach dem meiner Schwester und auch von Gerda.

Die Schwester in Karlsruhe, die wir treffen, lässt auch ganz herzlich grüßen. Sie kann nicht kommen, da sie schwer krank ist – Alterskrankheit. Es geht beim besten Willen nicht. Auch meine Schwester Gerda möchte nicht kommen, weil sie innerlich das nicht verkraftet, hier in der Mülikowager Gemeinde zu sein. Sie bittet um liebevolles Verständnis. Sie war zur Goldenen Konfirmation hier, das hat sie noch geschafft, aber alles andere war zu viel. Es geht auch mir so.

Wie viele Geschwister sind gefallen? Zwei. Manfred ist gefallen, und Gerhard ist gefallen. Gerhard starb am Sonntag vor dem Sonntag, an dem alles zerstört wurde. Sein Gedenkgottesdienst wurde zusammen mit dem von Manfred gehalten. Manfred ist 1941 bei Moskau gefallen. Ich bin übrig geblieben.

Jetzt möchte ich noch über meinen Bruder sprechen. Natürlich sind sie in Gedanken bei mir, wenn ich hier bin. Mein Bruder Ulrich war hier Kirchenmusiker und Professor an der Hochschule für Kirchenmusik. Gerda ist ebenfalls Kirchenmusikerin.

Ich muss noch zurückgehen zur Ältesten, das war Erika. Sie ist vor ein paar Jahren verstorben und war schwer krank. Sie hatte Alzheimer und ist auf dem Waldfriedhof begraben, ebenso wie mein Bruder Ulrich.

Hinter mir liegt der Dickeleidsordner. Das ist auch wichtig, besonders für die jungen Leute, die da mal einen Blick hineinwerfen sollten. Das würde jetzt den Rahmen sprengen. Dort ist alles über meine Geschwister, den Kirchenkampf und vieles mehr enthalten. Auch die Naziflugblätter und alle Auseinandersetzungen des Kirchenkampfes sind darin.

Ich möchte den Ordner gut festhalten, damit er mir nicht aus der Hand fällt. Die Überschrift lautet „Evangelisches Pfarrhaus im Trend der Zeit 1933 ff.“, also die nachfolgenden Jahre, Dobelstraße 12. Es geht im Wesentlichen darum, dass ich mich mit allem beschäftige, was hier zwischen 1933 und 1944/45 passiert ist. Was ich erlebt habe und was in der ganzen Auseinandersetzung war, ist in diesem Ordner dokumentiert. Auch die schönen Ereignisse wie Konfirmationen sind darin enthalten.

Das ist Punkt eins. Das überlasse ich Ihnen, wie Sie das Programm weiterführen.

Eines möchte ich noch zeigen. Es ist schön in einem bunten Tuch verpackt. Es ist der Überrest vom Pfarrhaus, der einzige Überrest, der noch erhalten ist. Er stammt aus dem Amtszimmer meines Vaters.

Jetzt muss ich aufpassen, dass ich das Tuch nicht auswickle und der Inhalt nicht herunterfällt. Es ist das Kruzifix aus dem Amtszimmer meines Vaters. Das Holzkreuz ist beschädigt, aber das, was von den Trümmern übrig geblieben ist, habe ich gefunden und an mich genommen.

Das Kreuz ist etwas verbeult, sieht aber so aus, als wäre es der auferstandene Christus. Das können Sie sich später ansehen. Ich habe jetzt genug geredet. Oder darf ich noch etwas sagen?

Ich möchte nur noch etwas wissen: In dem Moment der Zerstörung der Kirche, bei den schrecklichen Luftangriffen, die drei Tage über die ganze Innenstadt dauerten und alles in ein Trümmermeer verwandelten – wie war das für einen Frontsoldaten, wenn man das Leben neu geschenkt bekommt und aus den Trümmern gerettet wird? Ihr wart ja eigentlich abgehärtet, und trotzdem – nein, wir sind es nicht besser, absolut nicht.

Was wir alles erlebt haben, war schrecklich. Wir waren die Auffangkampfeinheit in Charkow gegen Stalingrad. Mehr muss ich nicht sagen, Sie können sich vorstellen, was los war. Abgebrüht war ich in keiner Weise.

Wie hat es auf Sie gewirkt? Ich wurde mehrmals schwer verwundet und bin glücklich, gerade bei der Zerstörung hier gewesen zu sein.

Die Menschen kamen aus den Bunkern heraus, die man noch an den Rändern sieht, mit Löchern oben. Das Allerschlimmste war der Volltreffer auf den großen Sammelbunker im Neuen Schloss. Der Fliegeralarm kam damals fünf bis zehn Minuten zu spät. Die Bomben fielen bereits, als die Sirenen heulten.

Das bedeutet, dass bei einem Sammelbunker, zu dem Kinder und Mütter eilen, die Bomben schon fallen. Das war verheerend. Es kam, was kommen musste: Beim Treppenabgang zum großen Sammelbunker im Neuen Schloss gab es einen Volltreffer, genau auf die Treppe. Dort stauten sich Kinder und Mütter, und das war furchtbar.

Am Tag darauf, als es Tag wurde, bin ich durch die Stadt gelaufen. Dort lagen aufgereiht Mütter und Kinder – furchtbar!

Ich freue mich, dass Willy Pfründer auch unter uns ist. Er gehörte zu denen, die in der alten Ludwig-Hofer-Kirche die Jugendlichen waren, wie Herr Scheible. Er ist einer der wenigen, die den Krieg überlebt haben – schwer verletzt.

1927 sind wir nach Stuttgart gezogen. Mein Vater war Bezirksnotar und wohnte in der Hohenheimer Straße 59. 1932 war ich im Konfirmandenunterricht noch in der Leonhardskirche, obwohl die Ludwig-Hofer-Kirche schon eingeweiht war.

1933 feierten wir unsere Konfirmation bei Stadtpfarrer Loeffler. Damals war auch die Tochter von Ursula meine Mitkonfirmantin. Herr Loeffler verstarb im Herbst 1933 plötzlich.

Wir gehörten damals schon zur neuen Ljubikowa-Gemeinde und freuten uns, dass die Wege nicht mehr so weit waren.

1934 konnten meine Eltern in die Sonnenbergstraße 6d ziehen. Nach der Konfirmation suchten wir zu dritt Stadtpfarrer Scheible auf und baten um die Konfirmandenlisten mit Namen, Straße und Hausnummer. Wir wollten eine Gemeindejugend in seiner Pfarrei sammeln.

Dabei waren Karl Meinl von der Danninger Straße und Eberhard Geisser, der heute noch hier in der Steinkopfstraße 6 wohnt.

Wir sind von Haus zu Haus gegangen und haben persönlich eingeladen – die Jungen, die zwei, drei Jahre älter oder jünger waren als wir. Es hat uns Freude gemacht, sie zu einem Gemeindejugendabend zu versammeln. Wir boten an, die Jugendlichen zum ersten Mal abzuholen.

Das war in den Jahren des Hitlerregimes. Manche dieser Verbindungen blieben bestehen, bis wir einrücken mussten.

Ich wurde 1940 eingezogen. 1941 konnte ich Prüfungsurlaub bekommen, um die letzten zwei Semester Theologie in Tübingen im Stift zu studieren und im März 1941 das Examen abzulegen. Dann musste ich wieder in den Osten.

 Am 3. August 1941 wurde ich verwundet. Zwei Stunden vorher hatte ich zu Gott geschrien: „Das ist kein Krieg mehr, da kann ich nicht mehr mitmachen, nimm du mich heraus.“ Zwei Stunden später wurde ich schwer verwundet und zurückgebracht. Damit war das Kriegsgeschehen für mich zu Ende.

Ab Oktober 1942 durfte ich als Landesjugendvikar bei Manfred Müller meinen Dienst für Württemberg beginnen. Im April 1942 wurde ich von Stadtpfarrer Scheible in der alten Ludwig-Hofer-Kirche ordiniert. Davor war Albrecht Geiser ordiniert worden. Er war einige Jahre älter als ich. Wir waren die beiden einzigen, die in der Zeit der alten Kirche hier ordiniert wurden.

Manfred Müller gab mir damals ein Wort mit auf den Weg: „Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich.“ Repetent Kunz vom Tübinger Stift sagte mir: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen.“

So durfte ich nach Hause kommen und hatte einen besseren Dienst als den Wehrdienst. Ich freute mich, den jungen Leuten in Württemberg begegnen zu dürfen.

Es war klar: Bei jedem Zusammensein waren wir heute einige in Uniform, die morgen wieder an die Front mussten. Wir würden einige von ihnen nicht mehr sehen.

Aber dieses Wort war lebendig und hat uns, die wir überleben durften, bis heute getragen.

Ganz herzlichen Dank für dieses Wort für uns.

Erinnerungen an die Jugendarbeit und Gemeindeentwicklung

Es kommt eine ganz neue Generation. Ich wollte etwas von der Familie Pfistrer fragen, aber es ist niemand da. Sie wohnten früher hier, wo später das Pfarrhaus gebaut wurde. Jetzt kommt doch Rolf Frank schon, da kommt also eine ganz neue Generation.

Ich kann aufstehen. Seit 48 Jahren komme ich bereits hierher, aber seit 50 Jahren in die Kirche. Früher hatten wir unsere Bäckerei auf der Gänzheide. Damals sind wir in die Christusgemeinde gegangen, zum Kindergottesdienst und Kindergarten usw. Das war eine einfache Baracke.

Durch die Wilhelms-Oberschule bin ich damals hierher gekommen, weil mein Vater 1950 das Haus in der Wächterstraße gekauft hat. Sonst wäre ich wahrscheinlich im Wagenburggymnasium gewesen. Durch diese Schule war man montagmorgens im Schülergottesdienst.

Als wir dann im November 1952 hierhergezogen sind, hat mein Klassenkamerad zu mir gesagt, dass es drüben eine Jungschar gibt. Das war hier hinten, wo jetzt das Gemeindehaus steht, in einem alten Haus. Man ist eine Treppe hochgegangen. Dort stand ein Holzofen. Mein Jungscharleiter Fritz Werner saß da hinten mit der Gitarre. Wir waren so acht oder zehn Jungscharler.

Hier in der Kirche haben wir vorne eine Art Gemeindeabend gemacht. Dort wurden kleine Bühnen aufgebaut. Später war der Konfirmandenunterricht da hinten abgetrennt beim Pfarrer Ratter. Batzer war hier. Ich habe hier in der Kirche schon sehr viel erlebt.

Irgendwann wurde ich zum Vorsitzenden vom Jugendwerk gewählt. In der Zwischenzeit haben wir natürlich unser Gemeindehaus bekommen. Zwischendurch waren wir einmal in der Danningerstraße 19 beim Evangelischen Jugendwerk, dort haben wir Raum bekommen.

Wir hatten das Glück, einen tollen Jugendleiter zu bekommen. Morgen kommt er, Adolf Lughan. Er hat Schwung in die Jugendarbeit gebracht. Er war vorher ein kleiner Hofer, aber irgendwie kamen immer mehr Leute dazu.

Das Gemeindehaus war damals genauso wie heute, es platzte fast aus den Nähten. Ich denke noch an die Eröffnung und Einweihung des Gemeindehauses. Die Jungenschaft hat eine Eisenbahn geschenkt bekommen von einem Gemeindeglied aus der Hohenheimer Straße – eine verrostete Eisenbahn. Er sagte, er schenke sie uns, und vielleicht kriegen wir sie wieder hin.

Den Ehrgeiz hatten wir damals alle. Wir haben die Eisenbahn in über 2000 Stunden repariert. Jeden Samstag bis in die Nacht waren wir da. Die Eröffnung der Eisenbahn war am zweiten Weihnachtsfeiertag um elf Uhr durch den Landesbischof Haug geplant. Nachts um zwei Uhr waren die letzten von unserer Jungenschaft, die wichtigsten Leute, unsere Elektriker, damit das Ding auch läuft.

Die Eisenbahn war fertig. Unser Ehren-Jungenschaftler, Herr Figur, blieb hoch und sagte, er bleibe da, bis wir gehen, und dann schließlich auch. Wir haben drüben schon sehr viele Gemeindeabende gemacht. Es waren zwei, drei Jungscharen da, Mädchenkreise.

Wenn wir auf der einen Seite Bibelabend hatten, zum Beispiel mit Theo Sorg, dann mussten die Mädchen auf der anderen Seite singen und mit der Gitarre spielen. Sie waren fast lauter als wir.

Morgen werden einige von den ehemaligen Jugendkreisen, wahrscheinlich so 70 Personen, im zweiten Gottesdienstteil zusammenkommen und anschließend im Gemeindehaus all die Bilder anschauen. Von Berlin sind morgen einige da. Auch heute Abend liegt drüben im Gemeindesaal ein Gästebuch aus. Das hat ein ehemaliger Jungentschafter, unser Buchbindermeister Fröhlich von der Hohenheimer Straße, letzte Woche vorgeschlagen. Er meinte, wie wäre es, wenn er so ein Buch macht? Dann hätte er bestimmt so ein Geschäftsbuch. Das ist doch eine prima Sache.

Also bitte unbedingt eintragen, nicht alle auf eine Seite, sondern ein bisschen verteilt. Das Buch soll gefüllt werden, er hat das wirklich schön gemacht.

Ich könnte so viele Dinge sagen, wenn ich in die Runde schaue, vom Kirchenchor, wo wir alle dabei waren, was wir hier alles schon mit Frau Eisenhut und so weiter gemacht haben, die Wahlen und alles Mögliche, was wir schon mitgemacht haben.

Dennoch, den Dobbelgarten möchte ich erwähnen. Ich habe meinen Vater letzten Sonntag kurz darauf angesprochen. Oben ist irgendwie ein Rohr kaputtgegangen. Ich fragte, was er denn da für Rohre reingemacht hat.

Wir von der Jungenschaft haben damals schon gesagt, der Dobbelgarten muss irgendwie besser werden, einfach der Kickplatz. Da haben wir auch noch abends ausgehalten. Man hätte immer zuerst unter die Dusche sollen. Es war einfach so arg verfallen.

Irgendwann hieß es, wie bekommt man das Baumaterial da hoch. Herr Figur sagte, er kennt einen Bauunternehmer, der stellt euch die Sachen zur Verfügung. Aber wer den Dobbelgarten kennt, weiß, wie schwer das Tragen dort ist. Das ist ganz schlimm.

Durch Zufall hat mein Vater den Bruder des ehemaligen Bundesverkehrsministers Gescheidle getroffen. Er sagte, mit Eisenbahnschienen und Schwellen – Geld hatten wir sowieso keines. Die Kinder hatten jede Menge, aber so eine Schwelle wiegt, glaube ich, dreieinhalb Zentner.

Die ganzen Einwohner um den Dobbelgarten herum hatten keine Zustimmung, dass man da eine Rutsche runter machen kann. Mein Vater sagte, er sei verzweifelt.

Zwischendrin war ein Garten mit einem alten Gartenhäusle, in desolatem Zustand. Sie sagten der Frau, wenn wir da oben nicht herunterkommen, dann sind wir hier nicht da. Mit Baumaterial würden sie ihr Häusle wieder herrichten. Und das haben sie auch gemacht.

Früher haben wir am Dobbelgarten in der Derkartroben gespielt und Tischtennisabende veranstaltet. Einer meiner Jungscharler, Hartmut Stäb, der immer Jungscharleiter war, kennt sich bestimmt an den Tischtennisturnieren aus. Das war richtig ernsthaft.

Wenn ich daran denke, fällt mir ein Film ein, die eine Seite war der C-Film, das war der beste Film. Hofacker und so ging das immer hin und her. Man hat sich da richtig mit der Jugendarbeit beschäftigt.

Früher unten hatten wir einen Schaukasten. Von auswärts kamen Leute, um unseren Schaukasten anzuschauen und unser Programm zu sehen. Jochen Waldmann, der gerade lacht, gehörte auch zur Truppe.

Wir haben uns manchmal als Vorbildfunktion gesehen und das auch gemerkt. Wir haben immer versucht, ein interessantes Programm zu machen, und das haben wir, glaube ich, auch geschafft.

Ich sage, Dietbo, da warten wir immer noch auf Verbindung, wenn es 30, 40 Jahre sind. Auf den morgigen Tag bin ich wirklich gespannt. Vielen Dank.

Ich möchte noch die Schwester mit ihren prächtigen Männern aus der Familie Frank erwähnen. Sie grüßt auch euren Vater ganz herzlich.

Jetzt muss ich noch etwas sagen. Herr Schäffbuch ist ganz gespannt auf morgen. Letzte Woche sagte er, er habe einen ehemaligen Jungentschafter nach dreißig Jahren getroffen. Der erzählte, dass er mit Frau Schäffbuch im Kindergarten war. Frau Schäffbuch sagte letzten Samstag, der Mann war mal für sie zugedacht, er wollte sie heiraten.

Die Geschwister haben sie immer aufgezogen. Wer Geschwister hat, kennt die Geschichte. Herr Schäffbuch ist auch gespannt, wie der Jungemann aussieht. Meine Frau ist ebenfalls gespannt.

Ich muss sagen, er hatte bei uns einen speziellen Namen. Als wir mal eine Wanderung durch den Bayerischen Wald gemacht haben, waren wir fast dreißig Personen. Er war der Jüngste und hatte noch ein bisschen Tose.

Am kleinen Arbersee, wenn er eine Wanderung machte, konnte er manchmal nicht mehr mitmachen, weil er immer sagte, da oben gibt es Jopa-Eis. Während er das Eis aß, zog er wieder mit und marschierte dann weiter. Deswegen heißt er heute noch der Jopa.

Ich möchte noch sagen, dass er euren lieben Vater, Karl Frank, herzlich grüßt. Wir denken daran, wie schwer ihn der Tod seiner lieben Frau getroffen hat. Sie war mit ihrer gütigen Art auch in der Gemeinde sehr geschätzt.

Er geht jetzt, trotz seines schlechten Gesundheitszustands, prächtig versorgt durch die Kinder. Das ist ganz wunderbar.

Zum Bauvorhaben im Dobbelgarten: Das war ungeheuerlich. Man hatte schon begonnen, alles war fertig. Zwei Architekten sagten, wir brauchen keine Baugenehmigung. Dann kam der Einspruch. Die Stadt Stuttgart sagte, es gibt am Reichslenbergweg keine Bauakten.

Sie wissen gar nicht, wie unsere Bauämter aussehen. Wir sind heute Abend ein geschlossener Kreis, keine Presse da, dann kann man es erzählen. Zehn Monate!

Ich bin mal runtergegangen und habe gefragt, ob es sein kann, dass sie das am Reichslenberg nicht wissen. Sie antworteten, nein. Wir sagten, man müsse doch Waldheim machen.

Das waren zehn Monate mit Karl Frank, warten und beten. Dann kam die Baugenehmigung, und man konnte den Rasenmäher starten und das Waldheim öffnen. Zwischen diesen Ereignissen lagen keine 24 Stunden. Wir haben Gottes Eingreifen mächtig erlebt.

Wir kannten einflussreiche Leute, die sagten, ihr dürft oben im Dobbelgarten keinen Sonntagsspiel und keinen Abendspiel mehr machen, überhaupt nichts mehr.

Dann kam unsere Freundin Kurm. Sie kannte die Akten und wusste, dass das schon 1900 ein Spielgelände war, was vom Jugendverein genutzt wurde.

Das Baurechtsamt sagte, ihr dürft den Dobbelgarten benutzen, soweit das bürgerliche Gesetzbuch es erlaubt. Das war, bevor da oben überhaupt ein Haus in der Nachbarschaft stand.

Wir freuen uns, wie Gott uns da manchmal wieder in die Weide geführt hat. Ich darf das auch dem lieben Vater Karl Frank zum Gruß erwähnen.

Gemeindelieder und musikalische Begleitung

Und jetzt singen wir ein Lied aus dem Liedheft, nicht aus dem Gesangbuch, Nummer 779: „Ich lobe meinen Gott“. Heute Abend singen wir auch neuere Lieder, morgen dann ganz bekannte Choräle, ebenfalls Nummer 779. Wir freuen uns, dass so viele junge Leute hier sind, und deswegen singen wir alte und neue Lieder.

Ich will den Herrn lieben in meinem ganzen Leben. Ich singe dein Wort aus fröhlichem Herzen, die Freude, die du schon gewirkt hast in mir, mein Herr! Meinen Namen nenne ich, singe deinen Sohn und tanze im Herzen, denn unser Herr ist ein Licht in der Nacht. Alleluja, denn unser Herr ist ein lieber Gott. Alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja, alleluja.

Herr Doktor Rohmann war Personalleiter im Süddeutschen Rundfunk und gehörte viele Jahre dem Kirchengemeinderat an. Vor allem war er Kirchenpfleger in einer Zeit der leeren Kassen.

Herr Doktor Rohmann: „Damals war es doch noch nicht ganz so leer wie heute. Ja, wir sind 1956 frisch verheiratet in die Dobbelstraße 3 gezogen, und da begann eine neue Zeit – oder überhaupt eine Zeit, mit der ich gar nicht gerechnet hatte. Wir waren nur wenige Male in der Kirche gewesen, da sagte der Pfarrer schon: ‚Ich kann dich gebrauchen‘. So wurde ich dann Mitglied des Kirchengemeinderats als Kirchenpfleger und bin es geblieben, bis wir 1972 nach Waiblingen gezogen sind. Die Kinder waren bei der Tante Erna und sind hier noch vom Pfarrer Ratter zum Teil konfirmiert worden. Es war also eine richtig schöne Sache, wir hatten es ja auch nicht weit.

Ja, und wir waren dann einmal oder öfter, aber in einem Jahr auf der Insel Spiekeroog mit unseren Kindern im Urlaub. Wie wir sonntags in die Kirche kamen, kam eine große Jugendschar und ein noch jüngerer Mann als heute mit Anorak. Er stellte sich plötzlich auf die Kante und hielt den Gottesdienst. Das war unser Pfarrchef Buhr. Wir waren damals im Sturmeck. Das war meine erste Begegnung mit ihm.

Die zweite Begegnung war, als Pfarrer Ratter in den Ruhestand trat. Er sagte im Kirchengemeinderat: ‚Ich will keinen anderen Nachfolger als den Pfarrer Schäffbuch haben.‘ So hat sich ein Kollege, Herr Bayer, mit mir aufgemacht. Wir sind nach Villingen-Schwenningen gefahren und haben unsere Gemeinde angepriesen und unseren Wunsch geäußert. Es war sehr ja, ja und gut, und natürlich. Dann kam die Enttäuschung: Herr Schäffbuch sagte, das müsse er sich erst noch einmal überlegen, heute könne er noch keine Entscheidung treffen. Da sind wir ein bisschen bedeppert nach Hause gefahren. Doch am nächsten Tag rief mich Pfarrer an und sagte: ‚Herr Schäffbuch hat zugesagt.‘ Das waren also die Erlebnisse mit Herrn Schäffbuch, ganz früh und ganz spät, denn dann sind wir ja bald gegangen.

Was ich hier in der Ludwig-Hofacker-Kirche ganz persönlich erlebt habe, hat mich sehr stark geprägt. Wir sind so ein bisschen in die Diaspora gekommen, nach Waiblingen, wir waren vier Jahre ohne Pfarrer und sind dann 1977 eine eigene Gemeinde geworden. Da konnte ich dann auch wieder als Kirchengemeinderat das, was ich hier erlebt habe, versuchen einzubringen und mitzugestalten. Nun haben wir auch schon das 25-jährige Bestehen gefeiert, und es ist gut geworden.

Herzlichen Dank Ihnen allen und Ihnen alles Gute für Ihre weitere Zukunft. Wir denken auch besonders daran, dass Ihre liebe Frau sehr krank ist und Sie gleich wieder zurück zum Betreuen und Helfen müssen. Sie hat uns sehr viel geholfen in der Küche des Waldheims, sah in der ganzen fröhlichen Jugendfrische, und das ist ein schwerer Weg im Alter. Da denken wir sehr daran und danken.

Es war ja ein großes Team. Ich sehe Frau Hahn hier unter uns, die damals auch im Kirchengemeinderat war. Dann denke ich an Herrn Doktor Faul und an Doktor Pfleitrer, die Bruckmann-Familie und alle, die dabei waren. Gerade Herr Bayer wollte auch nicht hier vorhin ein Wort sagen, aber es ist ja so schön, wenn Sie sich nachher auch noch unterhalten können. Ich vergesse natürlich auch viele immer wieder.

Einer ist Pfarrer Hajo Baumann hier, ein Enkel des CVJM-Sekretärs Hiller, der damals mit der Bekennenden Kirche mutig gekämpft hat. Die Jugendverbände wurden praktisch gleichgeschaltet, und dann mussten sie gegensteuern, sie hatten gar kein Recht mehr. Die Zeit hat er nicht mehr erlebt, aber später, Hajo.

Der Schatten meines Großvaters ist einfach nicht abzuschütteln. Dein Großvater hat hier gewirkt beim Kirchenbau. So bin ich hier vorher begrüßt worden, darum darf ich hier nach vorne kommen und etwas sagen.

Ja, es sind eigentlich drei Dinge, die mich hier sehr stark geprägt haben, unter anderem mein Großvater, obwohl ich mich gar nicht mehr an ihn erinnern kann. Ich war damals zweieinhalb Jahre alt, als er gestorben ist, aber er hat doch auf mein Leben sehr stark eingewirkt.

Nach der Konfirmation 1969 hat Pfarrer Ratter einen kleinen Kreis von Konfirmanden um sich geschart, drüben im Pfarrhaus in der Dobelstraße, und hat uns biblische Texte erklärt. Ich weiß gar nicht mehr alles, was da alles abgegangen ist.

Eines Abends saßen wir in dieser kleinen Runde, vier, fünf ehemalige Konfirmanden, beieinander. Da sagt er plötzlich: ‚Wenn du, Hansi, Theologie studierst...‘ Und ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen. Ich bin ihm ins Wort gefallen und habe gesagt: ‚Nein, das werde ich nie tun.‘ Er hat es dann nur begründet und gesagt: ‚Dein Großvater hat dafür gebetet, dass einer seiner Enkel Pfarrer wird.‘ So ist der Lauf der Dinge nachher so gewesen, dass mein ursprüngliches Berufsziel nicht verwirklichbar war und ich dann plötzlich als Theologiestudent in Berlin und Tübingen saß.

Ja, das hat mich also sehr geprägt, dieser Großvater, der immer für seine Enkel sehr intensiv gebetet hat. Meine Mutter hat mir das immer wieder bestätigt, vor allem in den Momenten, wenn ich drauf und dran war zu sagen: ‚Also die Theologie ist nicht so ganz meine Materie.‘ Da hat sie gesagt: ‚Denk an das, was dein Großvater in seinen Gebeten vor Gott gebracht hat.‘

Das Zweite, was mich hier sehr stark geprägt hat, hier in der Kirche, ist dieses überdimensionale Kreuz. Da kommt man als kleiner Pimp in die Kirche zur Kinderkirche, darf erst mal ganz hinten sitzen und muss auch noch still sein. Dann steht man ehrfurchtsvoll vor diesem großen Kreuz, und es hat sich ganz tief bei mir eingeprägt bis heute.

Ich habe eine schöne Postkarte von der Kirche in meinem Amtszimmer in Böhringen hängen: dieses Kreuz als Siegeszeichen. Es ist kein Kruzifix – der Corpus Christi hängt nicht dran, sondern das Kreuz ist leer. Christus hat den Sieg vollbracht und ist auferstanden, und wir dürfen ihm nachfolgen. Das gilt auch in Zeiten, in denen es uns schlecht geht, wenn man deprimiert ist, Niederlagen im Leben sehr deutlich erlebt und spürt und oft kein Vorankommen sieht. Das Kreuz ist leer, Christus ist der Sieger. Es ist mir so ein ermutigendes Zeichen.

Das Dritte, was mich sehr stark geprägt hat, hast du vorher erwähnt, dass die Gemeinde den Blick hat für die Mission. Das hängt natürlich daran, dass er damals Vorsitzender vom Missionsbund „Licht im Osten“ war und die Missionsanliegen uns Jugendlichen auch sehr nahegebracht hat, drüben im Jugendbibelkreis oder bei den Missionsmatines hier. Unvergessen für mich.

Aber entscheidend und wichtig ist: Wir haben eine wunderbare Botschaft, die wir weitersagen dürfen. Dann schickt er uns zur Jugendevangelisation mit Ulrich Parzany ins Alte Schloss, schickt uns in die Häuser zu jungen Leuten, damit wir sie persönlich einladen. Als 16-, 17-, 18-Jährige mit schlotternden Knien klingeln wir an wildfremden Haustüren und sagen: ‚Wir machen da Jugendevangelisation.‘ Es ist mir nicht leicht gefallen, ich bin ja schüchtern von Natur aus, stimmt’s nicht? Aber es ist wichtig, weil wir eine so wunderbare Botschaft haben, die sind wir unseren Mitmenschen einfach schuldig.

Mission heißt nicht irgendwo draußen in der Welt, in Afrika oder Asien. Mission beginnt vor der eigenen Haustür, im Zeugnis mit unseren Nachbarn, mit unseren Mitmenschen, dass wir sie auf die Kraft hinweisen, die unserem Leben Halt gibt. Es ist schön, wenn man sich das so in Erinnerung rufen darf aus Anlass des fünfzigjährigen Bestehens dieser Kirche.

Vielen Dank.

Klaus Daniel spricht als Vertreter der jungen Leute, natürlich auch für all die anderen wie Hartmut Steeb usw. Also war jetzt ja Sonntag Jugendmissionstag auf dem Killesberg. Da musste ich feststellen, dass ich nicht mehr so ganz zu den jungen Leuten gehöre. Nachdem mich gefragt wurde, was ich denn da oben tue, sei doch ein Jugendmissionstag. Aber in dieser Runde hier bin ich wohl doch noch der Jüngste und kann von daher vielleicht noch ein bisschen auch für die Jugend mitsprechen.

Wir sind 1968 in die Gemeinde gezogen, und ich hatte so Anfang der Siebzigerjahre hier die ersten Berührungspunkte mit der Jugendarbeit. Ich bin dort eigentlich hineingewachsen und fand es sehr schön. Das war ein wichtiger Meilenstein für mich und mein Glaubensleben.

Der Bibelkreis, den wir damals noch im Fachhaus drüben hatten, war mit acht bis zehn Leuten. Das war auch ein bisschen der Mitarbeitertreff der Jugend, wo verschiedene Dinge besprochen wurden. Du hast oft gefragt, wer mit nach Friolsheim oder auf eine Bibelschule oder zu einem Vortrag geht. Für uns junge Leute damals war das unheimlich bereichernd, dass wir den Blick gelernt haben, schon in jungen Jahren über die Kirchen hinauszuschauen. Wir bekamen eine Blickrichtung für die Mission und für andere Gemeinden, sodass wir mehr mitbekamen als nur das, was sich innerhalb der eigenen Kirchenmauern abspielt. Das war ein ganz wichtiger Punkt.

Ein anderer wichtiger Punkt: Ja, da ist Hajo Baumann nicht ganz unschuldig. Ich weiß nicht, ob du dich daran erinnerst, als du dein Theologiestudium begonnen hast und von Stuttgart weggezogen bist. Du hattest ja immer Jungschar gemacht. Da kam ihm die dumme Idee – oder vielleicht war es auch im Gebet erbeten, ich weiß es nicht – aber jedenfalls hat er mich gefragt, ob ich nicht die Jungschar übernehmen könnte, die er bis dahin gemacht hatte.

Das war für mich eigentlich ein Buch mit sieben Siegeln, Jungschar kannte ich überhaupt nicht. Jungenschaft oder so etwas konnte ich mir damals vorstellen, wo man eher drin war. Aber nachdem die Brüder mich gebeten hatten und mich in den Dienst berufen hatten, hatte ich zugesagt. In der ersten Jungscharstunde nach den Sommerferien war ich furchtbar aufgeregt. Da kam noch ein lieber Bruder rein, den ich gebeten hatte, ob er mir helfen könnte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, ich dachte: Jetzt bist du nicht mehr allein, jetzt hast du jemanden, der sich auskennt und das gut weiß.

Der kam nur rein, klopfte mir auf die Schulter und sagte: ‚Tut mir leid, ich habe leider keine Zeit. Aber wem Gott eine Aufgabe schenkt, dem gibt er die nötige Gabe dazu.‘ So habe ich dann 15 Jahre lang hier verschiedene Bubenjungscharen durchgebracht, von denen heute auch einige schon wieder da sitzen.

Vielleicht noch das eine, nachdem du vorher von den Indiakatonieren gesprochen hast, Herr Schroll. Das ist mir noch mal eingefallen: Wir hatten früher immer Bezirksmeisterschaften, bei denen man sich qualifizieren konnte, um an der deutschen beziehungsweise an der württembergischen Meisterschaft für Indiaka teilzunehmen. Das war meistens ein Wettstreit zwischen der Markusgemeinde und uns. Die hatten immer fleißig trainiert, wir weniger. Wir haben einen Tag vorher mal geschaut, ob wir eine Mannschaft zusammenbekommen. Meistens wurden wir Zweiter, was uns immer veranlasst hat zu sagen: Wir waren Zweiter, und ihr noch Vorletzter.

Aber das Wichtige oder Interessante war eigentlich – und da kommt die geistliche Heimat sehr stark zum Tragen – wenn wir Tage hatten, an denen wir vorne lagen, hieß es immer gleich: ‚Aber beten gilt nicht.‘ Das heißt, wir waren damals schon als die Beter verschrien. Auch da habe ich gelernt, dass man sich in einer Schublade eigentlich ganz gut leben lässt.

Das war ein Punkt, der mir in der Jungschararbeit auch sehr wichtig wurde: ganz zu Beginn das Bibelwort aus Johannes 12,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber in die Erde fällt und stirbt, bringt es viel Frucht.“ Ich denke, das ist wichtig, egal an welcher Stelle jeder von uns steht, dass er sich ganz eingibt, Gott öffnet und für Gott den Dienst tut. Denn da liegt dann der Segen und die Frucht.

Mitte der Siebzigerjahre hatten wir eine kleine Umstrukturierung im Jugendwerk, gaben uns eine neue Satzung, die, glaube ich, bis heute noch gültig ist. Wichtig war, dass jeder, der mitarbeiten möchte in der Jugendarbeit, ein lebendiges Glaubensverhältnis zu Jesus Christus haben muss. Es ist schön, dass wir heute in der Jugendarbeit Jugendliche haben, die bereit sind, mitzuarbeiten und Gruppen und Kreise zu leiten und zu gestalten, da wir hier auch keinen Jugendreferenten haben.

Ich denke, das ist ein großer Pluspunkt, dass wir von Jesus getrieben sind und dass er uns einfach Wagnis schafft. Ende der Siebzigerjahre überlegten wir, neben dem Bibelkreis, nachdem manche älter geworden waren, auch Hauskreise für junge Erwachsene zu starten. Das hat einige Zeit gebraucht, aber im Lauf der Achtzigerjahre entstanden doch einige Hauskreise von jungen Erwachsenen und Jugendlichen.

Heute, wo wir alle zwei Monate ein Hauskreisleitertreffen haben, dürfen wir auf über zwanzig Hauskreise zurückblicken oder uns auf über zwanzig Hauskreise verteilen. Diese sind wesentliche Kerngruppen. Auch da begleitet uns immer wieder das schon genannte Wort aus Johannes 12,24. Es ist wichtig für alle Arbeit. Wo wir uns in Jesus verwurzelt finden, wird sich auch die Gemeinde sammeln – trotz aller Unruhen der letzten zwei Jahre mit Kirchenzusammenlegung, Kirchenteilung und ähnlichen Dingen. Wenn wir daran festhalten, wird uns Gott hier helfen, die Gemeinde weiterzubauen.

Wer von euch war mit dem Pietkong-Spiel? Hajo, das musst du noch mal erzählen.

Sie waren gerade die ersten Schritte des Glaubens gegangen, und dann haben sie es aber so faustig abgeklickt. Wir hatten einen Schaukasten in der Schule, der vom Schülergebetskreis gestaltet wurde. Es gab andere junge Leute an unserer Schule, am Wagenburg-Gymnasium, die stark im EJS, dem Evangelischen Jugendwerk Stuttgart, verwurzelt waren. Sie waren natürlich gegen die frommen Plakate und Bibelsprüche, die wir reingehängt hatten.

Sie gingen zum Religionslehrer und sagten, sie möchten auch ihre Dinge in den Schaukasten hängen. So mussten wir den Schaukasten teilen. Eines Tages hing dann ein Piet-Kong-Spiel drin. Viet-Kong ist bekannt vom Vietnamkrieg, Piet-Kong waren die Frommen.

Das Spiel war ähnlich wie „Mensch ärgere dich nicht“. Man musste würfeln. Würfelte man eine Sechs, durfte man auf ein bestimmtes Feld ziehen. Die Aufgabe bestand darin, zwei Kapitel in der Bibel zu lesen, zu beten oder am Sonntag in den Frühgottesdienst zu gehen.

Mich hat das furchtbar aufgeregt. Ich habe es auch herausgenommen. Ich glaube, es befindet sich in deinen Beständen. Es war ein bisschen Erkampfzeit. Ich hätte am liebsten eine Eisenbahnschwelle genommen und hätte damals dreingeschlagen, aber er hat es mir verboten.

Ich wohnte damals noch in der Dobbelstraße, hatte mein Amtszimmer dort. Er kam dort unten, wo jetzt Frau Beyer sitzt, in mein Zimmer und sagte: „Ich weiß, wer es gemacht hat. Einmal zuschlagen, dann ist es erledigt.“ Dann haben wir miteinander gelesen: „Ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe.“ Ich sagte: „Hallo, Großhalde!“ Und das war der Weg.

Die Jugendarbeit wurde so stark, dass sie fast einmal das gesamte EJS durch Wahlen in Besitz genommen haben. Das EJS sah nur noch eine Hilfe durch den Oberkirchenrat, eine neue Satzung zu machen, in der die Stimmrechtsverhältnisse anders verteilt wurden. Seitdem sind wir wieder ganz schlicht Hofhacker, ganz wunderbar. So etwa, kurz gesagt.

Jetzt aber das letzte Wort unserem Vorsitzenden Gerhard Illermann.

Ja, ich habe mir überlegt, warum Winrich Schäffbuch mich gebeten hat, hier zu Ihnen zu sprechen. Vielleicht liegt es daran, dass ich der einzige Ausländer hier unter den Schwaben bin, die hier sitzen. Vielleicht ist das gleichzeitig die Brücke, warum wir 1973 in diese Gemeinde gekommen sind.

Die Woche nach dem Nikolaustag war ich einen Tag in Stuttgart, weil wir gebeten wurden, meine Frau und ich, mit den Navigatoren bei der Studentenarbeit zu helfen. Das war die Zeit der autofreien Sonntage, und man durfte nur 100 Kilometer auf der Autobahn fahren.

Also sind es 26 Jahre Geschichte, wenn es nicht sogar 50 Jahre sind, die ich hier erlebt habe. Wir waren auf der Suche. Ich sollte an einem Tag eine Wohnung finden. Als wir uns von Bochum verabschiedeten und fragten, wo wir eine Gemeinde finden könnten, bekam ich den Tipp: „Fragt nach Schäffbuch, da ist es in Ordnung.“ Wir merkten uns den Namen.

Ich fragte noch einen anderen, einen alten CVJM-Leiter aus Lüdenscheid in Westfalen, der sagte ebenfalls: „Fragt nach Schäffbuch.“ Das heißt, zwei Empfehlungen – biblisch gesehen soll man auf zwei Zeugen hören.

Es war fast unmöglich, an einem Tag eine Wohnung zu finden. Ich war dann im Liegenschaftsamt, das noch geschlossen war. Da kam eine Frau mit einer Einkaufstüte, die Türen waren eigentlich verschlossen. Sie sagte: „Sie können heute nicht nach einer Wohnung fragen.“ Ich sagte: „Ich komme aus Bochum und will morgen wieder fahren. Sagen Sie mir doch bitte...“ Sie sagte: „Gut, kommen Sie rein.“ Sie telefonierte, und dann bekamen wir eine Adresse. Wir riefen dort an, und dann bezogen wir die Wohnung.

Meine Frau kam am nächsten Tag runter, schaute sich die Wohnung an und sagte: „Wunderbar.“ Dann fragten wir, wer hier in der Gemeinde Pfarrer ist. Das war unsere erste Wohnung im unteren Kienle 2c, wenn man die Sonnenbergstraße hochfährt. So sind wir in die Gemeinde gekommen.

Der erste Blick: Die Kirche hat uns nicht so beeindruckt. Das hat sich verbessert. Das Gebäude hat uns nicht besonders beeindruckt, aber wir sind geblieben, immerhin jetzt schon 26 Jahre.

Warum sind wir geblieben? Zwei Dinge, die schon mehrfach angeklungen sind: die Gemeinschaft und das Wort Gottes.

Ich habe manchmal im Gottesdienst gesessen und mir überlegt – Pfarrer Schäffbuch, Schaffbuch, Schäfer, oder so ähnlich – ich dachte: ‚Der hat Antwort auf meine Fragen. Warum kennt er die Lösung meiner Probleme, meiner Fragen?‘ Er hat natürlich nicht mit meiner Frau gesprochen, sondern mit Gott gebetet und darum gebeten, Antworten für suchende Menschen zu bekommen.

Dass das Wort Gottes und Jesus Christus das Zentrum hier geblieben sind in diesen 26 Jahren, ist eine wunderbare Sache für alle, die diese Gemeinschaft und das Wort Gottes hier in der Gemeinde erleben dürfen.

Die Gemeinschaft findet man neben dem Gottesdienst auch im Bibeltraining beziehungsweise auf den Freizeiten, die wir immer sehr genossen haben. Leider gehen wir dieses Jahr nicht mit.

Sonst die Freizeit in Frielzheim und die erste Freizeit oben in der Familienfreizeitstätte – wie heißt die noch? Nein, Gomading. Da war ich schon dabei, 1974, glaube ich, schon ziemlich lange her.

Das hat uns hier gehalten, und wir sind froh, dass wir hier wohnen. Wir wohnen jetzt in der Sonnenbergstraße. Wenn es läutet und wir schnell laufen, kriegen wir noch einen Platz in der ersten Reihe, weil da will niemand sitzen.

Noch einmal die Frage: Warum wollen wir weiter hierbleiben? Ich bin seit der dritten Periode im Kirchengemeinderat. Ich denke, es ist wichtig, dass wir das Wort Gottes und Jesus Christus im Zentrum behalten – auch in den zukünftigen Jahren.

Das ist uns ein großes Anliegen. Im Kirchengemeinderat sitzen viele: Frau Waldmann, Herr Wings, Günther Bayer, Kai, Klaus Daniels und Hans Burger. Uns geht es darum, dass diese Richtung, die wir schon so lange haben – wie wir in den verschiedenen Zeugnissen gehört haben – die klare Verkündigung der Botschaft von Jesus Christus weitergeführt wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten.

Wir beten darum, und Sie können mitbeten, dass Jesus Christus und das Wort im Zentrum dieser Gemeinde bleiben.

Mich hat in den letzten Tagen ein Wort begleitet, das ich einfach nennen möchte. Ich habe es verschiedenen Freunden schon gesagt, weil es so ein klasse Wort ist, aus dem Psalm: „Berge schmelzen wie Wachs vor dem Herrn, dem Herrscher der Erde.“ Es stand auf dem Eitlinger Bibelzettel, der ausgelegt war. Das lese ich morgens, und es ist mir so deutlich geworden, auch im Rückblick auf schwierige Gemeindesituationen, die wir gehabt haben.

Es ist mir ein Trost für die Zukunft: Wenn wir uns den Herrn halten, schmelzen Berge wie Wachs vor dem Herrn. Wir hatten auch Problemberge, aber sie schmelzen wie Wachs vor dem Herrn.

Das ist uns eine große Zuversicht und Freude, weiter dabei zu bleiben. Vielen Dank.

Dass keine Frau gesprochen hat, lag nicht an uns. Wir haben alles Mögliche probiert, aber sie wollten nicht.

Danke für die herrliche Gemeinschaft, die wir auch hier haben, auch in diesem Kirchengemeinderat, dieses ganz wunderbare Ineinander, die Liebe, das Verzeihen, das Mittragen – ganz wunderbar.

Ich darf noch kurz sagen: Wir haben heute Abend kein Opfer, keine Kollekte, nichts einzuwerfen. Heute ist alles gratis.

Herr Präsident, wir freuen uns heute an dem Zusammensein. Drüben sind Sie alle eingeladen im großen Saal, ganz wunderbar hergerichtet. Ganz herzlichen Dank denen, die mitgewirkt haben und dafür gesorgt haben – vielen Dank.

Es waren die Hauskreise, die Familie Frank und so weiter – ganz herzlichen Dank.

In den Gesangbuchschränken liegt eine Sammlung von Predigten von meinem Vorgänger Pfarrer Richard Ratter: „Gott will und soll geholfen sein“. Wer Pfarrer Ratter noch gekannt hat oder kennenlernen will, darf diese kostenlos mitnehmen. Pfarrer Ratter hat sie uns damals geschenkt. Es sind noch einige Exemplare da. Wer sie haben will, kann sie mitnehmen. Es sind sechzig Stück. Auch morgen werden sicher noch ein paar kommen.

Für die anderen, die gern noch mal von Hofacker etwas lesen möchten: Es gibt das Andachtsbuch von Ludwig Hofacker, das gebundene, und dann gibt es ein Taschenbuch, als es mal im Brockhaus Verlag erschien: „Hofacker Prävia“, mit guten kurzen Auszügen. Das geben wir zum Sonderpreis von fünf Mark ab. Das sind die letzten Exemplare, die es noch gibt. 14,95 Mark hat es gekostet, „Hofacker Prävia“ am Büchertisch zum Sonderpreis von fünf Mark.

Jetzt haben wir, glaube ich, alles gesagt.

Herr Wolfgang Ratter, den habe ich Ihnen erwähnt, das ist der Sohn unseres Herrn Pfarrer Ratter. Freuen wir uns, dass Sie heute Abend unter uns sind.

Zum Schluss, wenn wir nichts vergessen haben, möchte ich noch den Psalm vorlesen, der drüben auf der Tafel steht, in Erinnerung an die Grundsteinlegung. Morgen singt der Chor diesen Psalm, sodass wir ihn morgen nicht mehr lesen müssen. Aber wir wollen ihn heute Abend noch einmal hören und damit diesen Abend beschließen, bevor wir zum zweiten Teil übergehen.

Psalm als Abschluss und Segenswunsch

Wie lieb sind mir deine Wohnungen, Herr Seebaut! Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.

Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, Herr Seebaut, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen und dich immer loben! Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln.

Wenn sie durchs Dürretal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur anderen und schauen den wahren Gott in Zion.

Herr Gott Seebaut, höre mein Gebet, vernimm es, Gott Jakobs!

„Gott, unser Schild, schaue doch, sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Türhüter in meines Gotteshauses sein als wohnen in den gottlosen Hütten. Denn Gott, der Herr, ist Sonne und Schild. Der Herr gibt Gnade und Ehre, er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Herr Seebaut, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt.“

Wir beten: Herr, du hast in unserer Armut, auch in der Schlichtheit dieser Kirche, als König und Herr gewirkt. Wir haben dich erlebt – so übermächtig groß – in deiner Liebe, in deinem Erbarmen, aber auch in unserem Leben, in deinem Helfen und Gesundmachen.

Wir möchten dich jetzt auch bitten, dass du das weiterhin tust in den nächsten 50 Jahren, wenn wir die Staffel weitergeben, damit dein Name gepriesen wird. Wir freuen uns auch jetzt am Begegnen, am Hören – auch von so vielem, was jetzt noch nicht ausgesprochen wurde. Danke, dass du uns dieses Zusammensein schenkst. Amen.

Wir nehmen unser Gesangbuch zur Hand. Wir singen so wenig Abendlieder, weil wir keine Abendgottesdienste haben. Doch wir haben das sehr schöne Abendlied 473 im dicken Gesangbuch: „Mein schönster Zier“ (473). Dort steht auch so schön, was das Wort für uns bedeutet.

Wir stehen dazu auf und singen zum Abschluss dieses Abends dieses Lied. Weitere...