Einführung in die Thematik und Zielsetzung der Vorträge
Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll, deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch, dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Das heißt, eigentlich habt ihr jungen Schwestern das Recht, auf ältere Schwestern zuzugehen und zu sagen: „Bring mir bitte bei, wie man als Christin lebt.“ Mir scheint, das ist etwas mehr als nur „Mach mal einen Kurs“. Das ist zwar nicht schlecht, aber ich glaube, es ist mehr.
Wenn bei den älteren Schwestern eine zögerliche Haltung besteht, das Gute weiterzugeben, dann ist das für eine Gemeinde immer ein Zeichen, dass etwas nicht mehr gesund ist. Gesund wäre es, wenn die älteren Schwestern sich den jüngeren Schwestern annehmen und sagen: „Hey, hör her, lass mich dir auf einer ganz praktischen Ebene bitte beibringen, was es heißt, mit Gott zu leben.“
Praktische Unterweisung junger Frauen durch ältere Schwestern
Und jetzt passiert Folgendes: Wenn ich das so formuliere und mir dann anschaue, was die älteren Schwestern den jüngeren Schwestern beibringen, dann machen sie häufig Dinge wie Bibellesen, Beten, sich vielleicht in der Gemeinde einbringen, zum Beispiel in der Kinderarbeit, und ähnliche Sachen.
Das ist unser Fokus. Es ist der Fokus auf den Kopf, auf Wissen, auf das Leben mit Gott – wenn man so will, auf Gottseligkeit.
Und jetzt hört euch mal diesen anderen Fokus an, den der Titusbrief hier bringt, damit die jungen Frauen unterwiesen werden: Sie sollen ihre Männer lieben. Cool, oder?
An dieser Stelle kann ich nur sagen: Tschaka! Ehrlich, ich habe tatsächlich fast noch keine ältere Schwester erlebt – eine Ausnahme kenne ich –, die sich hinstellt und sagt: „Hey, ihr lieben Schwestern, darf ich euch mal beibringen, wie man Männer liebt?“
Wir gehen irgendwie davon aus, dass Männer lieben eine Sache ist, die Frauen intuitiv machen, weil sie ja so super intuitiv veranlagt sind. Sie kriegen das automatisch hin, Männer zu verstehen und ihnen das zu geben, was Männer brauchen.
Ehrlich? Das glaube ich nicht. Warum? Das steht hier.
Die Rolle der älteren Frauen in der Beziehung zu Männern
Der Job von alten Frauen ist es, den jungen Frauen zu erklären, wie Männer ticken. Wir ticken an manchen Stellen sehr einfach, weil wir nicht diese zweite und dritte Ebene haben, auf der man immer zwischen den Zeilen lesen muss.
Auf der anderen Seite gibt es einige Punkte, die man verstehen muss. Wenn du diese nicht verstehst, wirst du mit uns einfach nicht glücklich.
Ich möchte hier nicht als Prediger von vorne erklären, wie Menschen beziehungsweise wie Männer ticken. Das ist die Aufgabe der älteren Schwestern. Wenn ihr also wissen wollt, wie man einen Mann richtig glücklich macht und was er braucht, um sich wohl, gepflegt und angenehm angekommen zu fühlen, dann ist das ihr Job.
Es wäre doch mal ein Seminar in der Gemeinde der älteren Schwestern sinnvoll: „Wie hege und pflege ich meinen Mann?“ Sozusagen „Der Mann – das unbekannte Wesen: Tipps und Tricks für Pflege und Aufzucht“ oder so ähnlich.
Die Bedeutung praktischer Lebenshilfe in der Gemeinde
Und das Gleiche gilt auch hier. Ihr schmunzelt, aber überlegt mal, wie großartig das ist. Wir sprechen über das Christsein, über das Einmaleins des Glaubens. Dabei geht es gerade darum, dass junge Schwestern von älteren Schwestern lernen, wie Männer ticken und wie man sie liebt.
Ganz ehrlich: Wenn ich in die Situation komme, Ehe oder Seelsorge zu leisten, dann ist das ein Punkt, an dem ich sage, dass die wenigsten Frauen wirklich wissen, wie es funktioniert. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Es steht eigentlich in der Bibel und ist auch nicht besonders kompliziert. Trotzdem sehe ich so viel Not an dieser Stelle. Viele Frauen wissen einfach nicht, wie sie mit dieser besonderen Spezies Mann umgehen sollen.
Wir machen darüber viele Witze. Mario Barth war da früher ganz vorne mit dabei. Aber jetzt sagen wir: Wir brechen dieses Wissen mal auf den Alltag herunter. Und wir genießen den Alltag.
Weitere Lebensbereiche, in denen ältere Frauen junge Frauen unterweisen sollen
Das Nächste ist, ihre Kinder zu lieben. Man könnte denken, jede Frau wisse doch, wie man ein Kind liebt. Doch hier zeigt sich, dass alte Frauen ihre Erfahrung ins Leben junger Frauen einbringen können.
Vor der Keuschheit steht jedoch die Besonnenheit. Diesen Aspekt der Besonnenheit hatte ich bereits gestern erwähnt. Er erscheint zuerst bei den alten Männern und jetzt auch bei den alten Frauen. Wir sollen Menschen sein, die nachdenken. Wenn man sich mit uns unterhält, soll man den Eindruck gewinnen, dass wir nicht einfach stumpfsinnig durchs Leben schleichen und alles geschehen lassen, was passiert. Stattdessen denken wir mit in den Momenten, in denen wir leben. Wir haben Konzepte darüber, wie man denkt. Das heißt, wir wissen, nach welchen Schutzzielen sich unser Leben orientiert und organisiert.
Wir fragen uns: Was ist mir wichtig? Was ist mir weniger wichtig? Wie treffe ich Entscheidungen? Wie funktioniert das? Junge Frauen dürfen das von älteren Frauen lernen. Ältere Frauen sind ein Vorbild darin, nüchtern zu denken und zu verstehen, wie Denken funktioniert.
Dann heißt es hier, keusch zu sein – keusch, heilig oder rein. Natürlich geht es hier um die sexuelle Treue zum Ehemann. Das ist etwas, was eine alte Frau einer jungen Frau beibringen muss. Was bedeutet es, keusch zu sein? Wahrscheinlich hat das in unserer Zeit auch damit zu tun, wie ich mich gebe, wie ich mich verhalte, wie ich mich kleide und wie ich mich im Umgang mit Männern verhalte. Das kann je nach Lebenssituation unterschiedlich sein.
Die Lektionen dazu können junge Frauen von älteren Frauen lernen. Ihr lieben jungen Schwestern, das dürft ihr von alten Schwestern einfordern. Es steht hier: Ihr dürft sagen, „Hey, her damit, ich will wissen, wie es geht. Sag mir das jetzt!“
Die Bedeutung häuslicher Arbeit und die Rolle der Frau in der Familie
Spannend. Hier heißt es, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt zu sein und dabei gütig zu handeln. An dieser Stelle muss ich etwas sagen: Der Vers wird häufig falsch verstanden. Die Formulierung „mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“ bedeutet eigentlich „gut haushaltend“, also die tüchtige Hausfrau.
Das Gegenteil dazu sind in 1. Timotheus 5 die jungen Witwen, die müßig in den Häusern herumlaufen und Schwätzchen halten. Dadurch, weil sie sich einfach nicht zu benehmen wissen, liefern sie den Gegnern des Christentums tatsächlich Munition für deren Propaganda.
Was bedeutet es also, mit häuslichen Arbeiten beschäftigt zu sein? Ich sage mal, was es nicht bedeutet: Es bedeutet nicht, mit Hausarbeit beschäftigt zu sein. Das sind zwei komplett unterschiedliche Dinge.
Warum sage ich das? Vor allem, weil in der Antike eine häusliche Frau kein Heimchen am Herd war. Sie war die Managerin eines Kleinbetriebs und musste in Kriegszeiten sogar die Aufgaben des Mannes übernehmen. Diese Frau, die hier beschrieben wird, ist zäh, fleißig, klug und profitorientiert. Es ist gerade ihre Selbständigkeit und Kraft, die sie für einen Mann als Gehilfin besonders wertvoll macht.
Ich sage das so deutlich, weil in bibeltreuen Kreisen oft ein Frauenbild vermittelt wird, das aus den Sechzigerjahren stammt. Damals gab es genügend Jobs, und man versuchte per Propaganda, die Frau mehr zu Hause zu halten. Daraus entstand die Idee des Heimchens am Herd.
Auch in christlichen Kreisen, weil man das Wort „häusliche Arbeiten“ falsch versteht, entsteht die Vorstellung, dass eine Frau fast wie eine geistlose Befehlsempfängerin sei. Es heißt ja oft: Sie soll sich unterordnen. An dieser Stelle möchte ich ganz, ganz arg zur Vorsicht mahnen.
Liebe Schwestern, euer Job ist es, Sprüche 31 zu studieren – Sprüche 31 ab Vers 10. Die Frau, die dort beschrieben wird, ist ein gutes Beispiel. Da kommt der Mann nach Hause und sie sagt: „Ich habe ein neues Feld gekauft.“ Übertragen auf unsere Zeit bedeutet das: Der Mann kommt nach Hause und sie sagt: „Ich habe unseren alten VW-Bus verkauft und einen neuen gekauft. War gerade im Angebot.“
Das ist die Art von Frau, die man haben möchte. Eine Frau, die so selbständig ist, dass sie ihren Beitrag zum Lebensunterhalt leistet.
In Griechenland war es völlig normal, dass Frauen zwar zu Hause arbeiteten – denn dort gab es keine Betriebe im modernen Sinne –, aber jeder arbeitete zu Hause. Im Wesentlichen ging es um Wollverarbeitung, für die griechische Frauen bekannt waren.
„Mit häuslichen Arbeiten beschäftigt“ heißt also: Haus – und bitte denkt Haus in diesem Kontext als Familie plus Knechte, Mägde und die Arbeit, die in dieser Familie stattfindet.
Wenn man von einem häuslichen Mann spricht, dann ist das ein Vorwurf. Ein häuslicher Mann war einer, der nicht in den Krieg ziehen wollte. Das Gegenteil von häuslicher Arbeit ist also nicht „außer Haus arbeiten“, denn das gab es damals nicht. Man fuhr damals nicht zu einer Firma. Das Gegenteil von häuslicher Arbeit war der Dienst für den Staat und das Gemeinwohl.
Hier sehen wir wieder die Rollenverteilung: Der Mann hat den Blick nach draußen, in Sprüche 31 ist er derjenige, der in den Toren der Stadt sitzt und das Gemeinwesen im Blick hat. Die Frau schaut nach innen, auf Familie, Mägde und den Kleinbetrieb.
Das ist die Beschreibung einer Frau, die kompetent und fähig ist, im Rahmen dessen, was die Gesellschaft hergibt, ihren Beitrag zu leisten. Dabei hat sie den Schwerpunkt auf das Innere, auf die Familie und deren Zusammenhalt.
Deshalb wird die Frau oft stärker den Fokus auf die Kinder und den Zusammenhalt der Familie haben. Das gilt es auch beizubehalten.
Gleichzeitig müssen wir geänderte gesellschaftliche Realitäten wahrnehmen. Einfach nur zu sagen „Du musst zu Hause bleiben“ ist nicht das, was hier gemeint ist. Heute arbeiten viele Frauen nicht nur zu Hause, sondern auch außer Haus.
Wie man diese verschiedenen Schutzziele zusammenbringt, in denen wir uns gerade bewegen, ist eine Herausforderung. Einerseits soll eine Frau nach der Bibel ihren Beitrag zur Grundsicherung der Familie leisten – siehe Sprüche 31. Andererseits soll sie ihre Fähigkeit ausleben, den Blick auf Familie, Kinder und den Zusammenhalt zu richten.
Der Mann leistet ebenfalls seinen Beitrag und soll genügend Zeit haben, sich in der Familie um die Kinder zu kümmern, denn auch das wird von ihm gefordert.
Wie ihr das heute umsetzt, möchte ich euch kein Modell vorgeben. Das finde ich sehr schwierig.
Seid aber bitte nüchtern und macht aus „häuslicher Arbeit“ kein Stereotyp. Denn das führt dazu, dass man sowohl am Text als auch an der Realität vorbeilebt – und meistens auch an der Verantwortung von Vätern für die Erziehung.
Ein ganz großer Punkt ist, wie man heute diese verschiedenen Aspekte des Lebens, die verschiedenen Herausforderungen und Schutzziele unter einen Hut bekommt.
Ihr, liebe junge Schwestern, müsst euch von den älteren Schwestern erklären lassen, wie das funktioniert. Und das ist eben ihr Job.
Die Herausforderung der Unterordnung in der Ehe
Dann kommt hier das Thema, dass sich die eigenen Männer unterordnen sollen. Haha, das ist wahrscheinlich das am wenigsten geliebte Wort in der Bibel: sich unterordnen.
Was bedeutet das? Wir sind hier bei gesunder Lehre, damit wir uns richtig verstehen. Es geht nicht darum, einfach nur nachzuplappern, was die Gesellschaft damals dachte. Das ist nicht das, was Paulus will. Vielmehr bedeutet gesunde Lehre, dass Mann und Frau zueinander in einer ergänzenden Beziehung stehen.
Mann und Frau sind komplementäre Aspekte einer Sache. Es ist Mann plus Frau, die sich gegenseitig ergänzen. Dabei hat der Mann von Gott die Verantwortung bekommen, die Frau zu lieben, sie zu beschützen und zu leiten.
Die Frau hingegen erhält von Gott die Verantwortung, im Leben des Mannes Stärke, Wärme und Schönheit zu sein.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
