Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 78: Johannes der Täufer wird ausgefragt.
Einführung in die Szene nach der Wüstenversuchung
Hinter uns liegen die Versuchungen Jesu durch den Teufel in der Wüste. Wenn wir uns nun fragen, wie es weitergeht, müssen wir im Johannesevangelium weiterlesen. Dort werden uns in vier Abschnitten vier Tage aus dem Leben von Johannes dem Täufer und seinen Jüngern berichtet.
Es beginnt damit, dass eine Delegation von Priestern und Leviten zu Johannes kommt, um ihn zu fragen, wer er ist. Dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du?
Wenn wir uns fragen, wann diese Leute zu Johannes kommen, werden wir morgen sehen, dass sie kommen, als Jesus nach der Versuchung in der Wüste wieder zu Johannes dem Täufer zurückkehrt. Sie kommen, weil sie wissen wollen, wer Johannes ist.
Johannes der Täufer und die politische-religiöse Elite
Johannes der Täufer ruft in der Wüste zur Buße auf, tauft Menschen und belehrt seine Jünger. Dabei macht er Eindruck, insbesondere auf die Juden aus Jerusalem.
Unter „die Juden“ versteht man hier die einflussreiche Oberschicht, die politische Elite. Der Schwerpunkt liegt auf den ultrakonservativen Kräften, den Pharisäern.
In Johannes 1,24 heißt es: „Und sie, das sind die Priester und die Leviten, und sie waren abgesandt von den Pharisäern.“ Die Pharisäer waren eine religiöse Partei im Judentum, die großen Wert auf die genaue Einhaltung des Gesetzes legte.
Sie wollen vor allem wissen, wer dieser Bußprediger in der Wüste ist und mit welchem Anspruch er auftritt. Man kann sagen, dass sie ihre Konkurrenz genau im Auge behalten.
Die Identitätsfragen an Johannes
Johannes 1,20: Johannes der Täufer bekannte offen und leugnete nicht, sondern sagte ausdrücklich: „Ich bin nicht der Christus.“
Das hätten die Leute vielleicht gern gehabt, dass er der Christus, der Messias, sei. Auf den ersten Blick hätte es ja auch gepasst. Es entsprach zudem einer Erwartung im Volk. Es war irgendwie Zeit für den Messias. Doch Johannes winkte ab und sagte klar: „Ich bin nicht der Christus.“
In Johannes 1,21a fragten sie ihn weiter: „Bist du Elija?“ Er antwortete: „Ich bin es nicht.“
Diese Antwort ist ein wenig kompliziert, denn aus Lukas 1,17 wissen wir, dass Johannes der Täufer sehr wohl im Geist und in der Kraft des Elija kommt. Er ist ein Elijatyp. Er erfüllt sogar die Verheißung aus Maleachi 3, wo davon die Rede ist, dass Gott den Propheten Elija senden wird.
Der Unterschied ist jedoch entscheidend: Johannes ist nicht der Elija selbst. Genau das war die Frage: „Bist du Elija?“ Und er antwortete: „Nein, bin ich nicht.“
Johannes ist ein Elijatyp, ein Wüstenprediger, der zur Buße aufruft. Aber er ist nicht die Person Elija aus dem Alten Testament. Der Elija, der in einem Wagen aus Feuer und einem Sturmwind in den Himmel aufgefahren war, war nicht zurückgekehrt.
Weitere Abgrenzungen von Johannes
Nächste Frage: Johannes 1,21b – „Bist du der Prophet?“ Und er antwortete: „Nein.“
Merke, wie sie die Möglichkeiten durchgehen: Messias – nein, Elija – nein, vielleicht der Prophet? Die Betonung liegt auf „der“. Natürlich ist Johannes der Täufer ein Prophet. Rückblickend sagt Jesus über ihn in Matthäus 11,9: „Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr als einen Propheten.“
Johannes der Täufer ist selbstverständlich ein Prophet und sogar noch mehr. Aber den Priestern und Leviten geht es nicht um die Frage, ob Johannes ein Prophet ist, sondern ob er „der Prophet“ ist.
„Der Prophet“ ist eine Figur im Alten Testament, die wir in 5. Mose finden. In 5. Mose 18,15 sagt Mose: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern erstehen lassen; auf ihn sollt ihr hören.“ Hier wird ein zweiter Mose verheißen, ein Prophet, der einen Exodus anführt, einen Bund schließt und ein neues Gesetz bringen wird.
5. Mose 18,15 ist eine Verheißung auf den Herrn Jesus, aber eben nicht auf Johannes den Täufer.
Wenn ihr übrigens einmal hört, dass sich 5. Mose 18,15 auf Mohammed beziehen soll, so geht das inhaltlich nicht. Denn drei Verse später, in 5. Mose 18,18, wird explizit über diesen Propheten gesagt, dass er aus der Mitte des jüdischen Volkes kommt. Dieser Prophet muss ein Jude sein, und das trifft nicht auf Mohammed zu.
Johannes 1,21: „Bist du der Prophet?“ Und er antwortete: „Nein.“ Johannes der Täufer ist sich da ganz sicher – er ist kein zweiter Mose.
Die Delegation sucht eine klare Antwort
Und jetzt ist die Delegation aus Jerusalem mit ihrem Latein am Ende. In Johannes 1,22 heißt es: Sie sprachen nun zu ihm: „Wer bist du? Damit wir denen, die uns gesandt haben, Antwort geben können. Was sagst du von dir selbst?“
Eine gute Frage, aber was sollten sie auch sonst fragen? Wir, die wir uns schon mit Johannes beschäftigt haben, kennen natürlich auch die Antwort. Johannes der Täufer will nie mehr sein als der Wegbereiter des Messias.
In Johannes 1,23 sagt er: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: ‚Macht gerade den Weg des Herrn‘“, wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.
Tja, damit können sie leider nicht viel anfangen: „Stimme eines Rufenden in der Wüste“. Wenn sie das als Antwort nach Jerusalem zurückbringen, wird niemand etwas damit anfangen können.
Die Frage nach der Taufe und Johannes’ Antwort
Also fragen sie noch weiter. Johannes 1,25: Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du denn? Wenn du nicht der Christus bist, noch Elija, noch der Prophet.
Merkt ihr, was sie denken, wenn Johannes sich in der Wüste hinstellt und einen neuen Ritus einführt? Taufe gab es vorher ja nicht. Wie kann er das tun, wenn er nicht einer von den ganz Großen ist? Ist das dann nicht so etwas wie Amtsanmaßung?
Und die Antwort von Johannes dem Täufer ist irgendwie typisch. Johannes 1,26-28: Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser. Mitten unter euch steht, den ihr nicht kennt, der nach mir kommt, vor dem ich nicht würdig bin, den Riemen seiner Sandale zu lösen. Dies geschah zu Betanien jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Mit meinen Worten: Euer Fokus ist falsch. Kümmert euch doch nicht um mich. Das bisschen Wassertaufe ist gar nichts. Da kommt einer nach mir, und ich bin im Vergleich zu ihm ein Niemand. Und wenn ihr es genau wissen wollt, er steht bereits mitten unter euch. Er fängt gerade mit seinem Dienst an.
Abschluss und Anwendung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du heute im Stil von Johannes dem Täufer auf Jesus hinweisen könntest. Wo hast du eine Gelegenheit, Jesus großzumachen?
Ist das schon alles für heute? Wenn du noch nicht regelmäßig dafür betest, dass Christen in Liebe und Frieden miteinander umgehen, in der Gemeinde verbunden sind und einander gern vergeben, dann tue das heute einmal.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und schenke dir seinen Frieden. Amen.