Liebe Schwestern und Brüder, das ist das Thema, um das es heute in unserem Gottesdienst gehen soll, wenn wir hier zusammenkommen.
Es betrübt uns, wie in unserem eigenen, ganz privaten Leben so viele Dinge in Unordnung sind.
Wir sind heute also nicht zusammengekommen, um das Böse in der Welt anzuklagen oder über die schlimmen Zustände draußen zu schimpfen.
Auch wollen wir nicht darauf hinweisen, wer die Schuldigen sind und sagen: „Das sind die Kerle, die muss man packen.“
Darüber wollen wir heute Morgen nicht sprechen.
Stattdessen wollen wir den Geist Gottes bitten, dass er uns aufdeckt, wie es um uns selbst steht.
Die Bedeutung von Zeit und Zuhören im Leben Jesu
Mir gefällt es immer, wenn ich im Neuen Testament lese, wie Jesus Zeit hatte. Wie er sich hinsetzen konnte und zuhörte. Für jeden war er da – egal, ob es ganz böse Menschen waren. Er hatte Zeit für sie und konnte lange, lange mit ihnen sprechen.
Auch für sehr selbstsichere, eingebildete, fromme Leute wie die Pharisäer nahm sich Jesus Zeit. Er setzte sich zu ihnen und hatte Zeit für sie.
Ich wünsche mir, dass auch wir Zeit für andere Menschen haben. Das ist ein großer Dienst und gehört zu den wichtigsten Aufgaben, die wir haben: dass wir uns um Menschen annehmen.
Jetzt wollen wir lernen, was Jesus zu diesen Menschen gesprochen hat.
Jesu Schweigen zu weltlichen Themen und sein Fokus auf die Sünde
Es fällt auf, wenn man das Neue Testament durchliest – so wie ich es beurteile –, dass Jesus sich kein einziges Mal über die Tagesthemen unterhält. Dabei gab es damals doch auch solche Themen. Wie haben sich die Leute über die ständig steigenden Steuern aufgeregt? Oder über die Ungerechtigkeit?
Als Pilatus seine Spezialeinheit, seine Anti-Terror-Einheit, in den Tempel schickte, um dort „Guerillakämpfer“ niederzumachen, wurde das Asylrecht nicht beachtet. Oder als der Turm von Siloah einstürzte und viele Menschen ums Leben kamen. Oder als jemand aufgeregt zu Jesus kam und sagte: „Du, mein Bruder hat mich betrogen bei der Erbteilung.“ Das sind doch aufregende Themen, über die man sprechen müsste.
Doch Jesus hat über solche Tagesthemen nicht gesprochen – oder täusche ich mich? Im Neuen Testament finden wir keinen Hinweis darauf, dass Jesus sich in diese wichtigen Themen eingemischt hätte. Was wird aus dem römischen Imperium? Welche Politik verfolgt Pilatus? Kein Wort dazu. Dabei wäre das doch interessant gewesen.
Jesus hat sehr zielgerichtet auch bei allen Menschen bald ein Thema angeschnitten. Interessanterweise hat kaum jemand Jesus daraufhin angesprochen, und so ist das bis heute geblieben. Niemand spricht von sich aus das Thema an, nämlich die Not mit der Sünde.
Pilatus selbst sagte, dass ihn das nicht interessiert, und ließ sich nicht darauf ansprechen. Jesus konnte bei ihm nichts bewirken. Die Pharisäer waren ebenfalls stolz und sagten: „Mich geht das nichts an.“
Doch Jesus nahm sich umso mehr Zeit für diejenigen, die von dieser Not betroffen waren.
Die innere Zerbrochenheit der Menschen und die Not der Sünde
Ich möchte Ihnen einen Tipp für Ihre persönlichen Gespräche geben, die Sie führen. Suchen Sie Menschen, die innerlich zerbrochen sind wegen ihrer Versäumnisse? Man kann jahrelang leben und sagen: „Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich bin ein guter Mensch.“
Doch dann bricht eins nach dem anderen zusammen. Oft geschieht das erst, wenn unser Leben auch äußerlich ruiniert ist. Unsere Pläne lassen sich nicht verwirklichen.
Darf ich Ihnen etwas sagen, das wir nur aus dem Neuen Testament kennen? Unter der scheinbar sicheren äußeren Oberfläche, die Menschen nach außen hin zeigen, lebt in dem modernen Menschen heute ein brodelndes Meer in seiner Seele. Er findet gar nicht mehr zur Stabilität zurück.
Die Angst, die Unsicherheit und das Zurückziehen von Menschen kommen nur daher, dass man weiß: „Ich habe so viel falsch gemacht.“ Wahrscheinlich kann der Mensch von heute gar nicht richtig ordnen und sagen, dass er Schuld vor Gott hat. Das Wort „Sünde“ kennt er auch nur in einem ganz verzerrten Sinn.
Aber die Sache spürt er ganz genau. Und das fehlt heute so oft bei Christen, die hingehen und über dieses Thema sprechen. Denn das zieht sich durch den ganzen Römerbrief hindurch. Deshalb möchte ich darüber predigen.
Wir sollten wieder selbst lernen und dann weiter sagen können: Paulus ging nach Rom hinein. Das war ja sein Empfehlungsschreiben. Er sagt: „Ich schäme mich nicht, ich geniere mich nicht, immer wieder auf diesen Punkt zu sprechen zu kommen.“ Denn dort liegen die wirklichen Nöte der Menschen.
Die religiöse Suche und das Scheitern des Menschen vor Gott
Damals war der Römer ein stolzer Mann. In seinem unangefochtenen Weltreich, das die höchste Entfaltung der römischen Staatsmacht darstellte, fühlte er sich überlegen. Genau in diesen Jahren, vor und während der Herrschaft Neros, lebte er. Doch wenn ihm etwas an seinem Lebensgefühl fehlte, tauchte er in die Welt der Religionen ein und nahm sie in sich auf.
In diesem religiösen Mischmasch, der damals entstand, kamen zum Beispiel Isis und Osiris hinzu. Er versuchte, sich mit den Elementen der Welt zu verschmelzen. Das war vergleichbar mit der heutigen Yogakultur, bei der man sagt: „Ich lebe mit dem Universum.“
Paulus sagt uns, dass wir Sünder sind – und das weiß jeder. Wir sprechen jeden auf diese Not an, dass er vor Gott nicht bestehen kann. Doch das sind oft nur Ausflüchte. Die Fragen des Menschen werden dadurch nicht beantwortet. Deshalb gibt es weder Frieden noch Erlösung.
Auch die modernen Religionen und Philosophien, die heute unter uns verbreitet sind, können diese Grundfrage nicht lösen. Nicht nur, dass ich anderen Menschen schuldig bleibe, sondern dass ich mit meinem ganzen Leben vor Gott als ein Gescheiterter stehe – das ist die Grundfrage.
Manche Menschen werden noch im Laufe dieses Jahres vor dem Thron Gottes stehen, in seinem Gericht. Andere ein paar Jahre später. Die Grundfrage lautet: Wie kann ich mit meinem Leben vor Gott bestehen, trotz meiner Schuld?
Dazu möchte ich Ihnen drei Antworten aus dem so wichtigen Kapitel 8 des Römerbriefs geben.
Die Kraft des Glaubens gegen heimliche Anklagen
Ich hätte fast Lust gehabt, von ihnen zu verlangen, dass sie bis zum nächsten Sonntag die 11 Verse auswendig lernen. Aber es gibt so viele verschiedene Textversionen, dass man gar nicht mehr miteinander sprechen kann. Das ist schade. Das Erste muss man auswendig können: Die heimlichen Anklagen können uns nicht mehr treffen.
Darauf muss ich noch einmal zu sprechen kommen, wie das ist mit den heimlichen Anklagen. Es gibt ja manche, die sagen, die Christen würden dauernd dieses Thema den Leuten auf die Seele drücken. Ich kenne auch einige, die sagen: „Ich erlaube es nicht, dass meine Kinder mit dem Christentum in Berührung kommen, weil sie sonst in ihrer Seele geschädigt werden.“ Das sagte neulich ein Religionslehrer aus Stuttgart.
Ihm sei von amtlicher Stelle untersagt worden, den Kindern etwas vom Gericht Gottes zu sagen, weil das die Kinder unnötig ängstige. Also eine Frage: Reden wir das den Leuten nur ein? Ich glaube nicht. Wenn Sie Heiden kennenlernen, die irgendwo fern leben, werden Sie wissen: Der Geist Gottes deckt einen Menschen sehr wohl auf, und Gott redet.
Die Versäumnisse, die einen anklagen, sind oft auch die Ursache bei so vielen Menschen, die am Leben verzweifeln und sich das Leben nehmen. Sie sagen: „Ich habe alles falsch gemacht.“ Die Verzweiflung geht ganz tief. Paulus spricht jetzt aber von den Christen in diesem Abschnitt. Das sind ja die Leute, die ihre Sünde viel besser erkennen.
Ich wollte, dass sie nicht mehr groß über die Sünden der anderen reden, sondern über ihre eigene Schuld und ihre Versäumnisse. Wir haben das im letzten Kapitel 7 so erschütternd gehört, diesen Schrei des Paulus: „Ich wollte ja so gerne Gott dienen, kann es aber nicht mit meinem ganzen Wesen. Ich hänge an meiner alten Sache.“
Darum sind Christen oft sehr traurige Leute. Sie quälen sich vom frühen Morgen bis zum späten Abend und leiden darunter, weil sie immer wieder den Finger spüren, der auf sie zeigt und sagt: „Du bist schuld. Du hast alles falsch gemacht.“ Und dann können sie nachts nicht schlafen.
Die Befreiung durch das Leben in Christus
Schauen wir noch einmal darauf, das ist wichtig. Es ist so, und wir wollen nicht zu denen gehören, die sagen, sie hätten nur Schuldgefühle – das sind keine bloßen Gefühle. Es sind handfeste Dinge, die uns anklagen, Dinge, die von uns nie vollständig bewältigt werden können.
Aber wie finde ich dann wieder Ruhe? Wie erlange ich wieder Frieden? Für diejenigen, die in Christus Jesus sind, gibt es keine Verdammnis mehr. Es wird davon gesprochen, dass ich mich in Jesus Christus hineinbegeben kann.
Vor einigen Monaten haben wir in einer Predigt ausführlich darüber gesprochen, dass diese räumliche Aussage – dass ich in Jesus hineingehen kann – vergleichbar ist mit dem Einsteigen in ein Auto. Das Bild geht weiter: Ich sitze drin, fühle mich geborgen und alles ist geschafft. So wie in der Nacht, als das Gewitter herunterging, oder vorhin, als wir in der Kirche saßen. Draußen kann es donnern und blitzen, aber ich bin drinnen, in einem schützenden Raum.
Das müssen Sie wissen: Der Glaube hält das fest, wenn die Anklagen eines beunruhigten Gewissens bei uns Christen kommen. Wir dürfen nicht sagen: „Ach, das war nicht so schlimm“ oder „Wahrscheinlich muss ich mich doch entschuldigen, weil es damals so dumm lief.“ Nein, ich will die Anklage in ihrer ganzen Schärfe stehen lassen, aber ich will in Christus sein – mit allem, was ich bin, und mich ihm anvertrauen.
Die Bedeutung des Wohnens Christi im Gläubigen
Wir sprechen in unserer Glaubenssprache davon, dass Christus in mir wohnen will. Es ist richtig, dass er da ist, dass er anklopft und an der Tür steht. Er möchte einkehren und Wohnungen bereiten. Diese Aussagen des Neuen Testaments stoßen jedoch an die Grenzen unseres Verstehens.
Wir können es mit unseren begrenzten menschlichen Begriffen nur immer wieder in einfachen Bildern ausdrücken. Unsere Vorstellungen von Raum und Zeit sind kaum geeignet, dies vollständig zu erfassen. Jesus will in mir wohnen, und dennoch darf ich auch in ihm sein. Er möchte mich von allen Seiten umgeben.
Wenn Schwermut kommt, kann ich sagen: Ich bin in Christus. Warum bin ich drin? Nicht, weil ich rein bin, sondern weil er für mich gestorben ist. Er ruft die Menschen zu sich. Die Verlorenen sind eingeladen, weil er gekommen ist, um sie zu suchen und zu retten.
Die Verlorenen dürfen Frieden haben und nachts ruhig einschlafen. Die Anklagen schweigen und verstummen.
Das aufgehobene Verdammungsurteil durch Christus
Im Griechischen steht das Wort „Katar Grimma“, was „Verdammungsurteil“ bedeutet. Das Wort „Klima“ bedeutet eigentlich einen Rechtstitel. Ich möchte das kurz erklären.
Wenn eine Schuld im öffentlichen Leben besteht, wird diese ins Grundbuch eingetragen. Wer heute ein Haus kaufen will, schaut zuerst nach, ob das Grundbuch frei ist oder ob noch eine Last eingetragen ist. Denn derjenige, der den Rechtstitel noch besitzt, kann darüber verfügen.
Nun sagt Paulus: Es gibt überhaupt keinen gültigen Rechtstitel mehr. Liebe Schwestern und Brüder, halten Sie das Ihrem beunruhigten Gewissen vor? Wenn immer wieder kommt: „Du bist doch der Alte mit den alten dunklen Dingen“, dann ist das nicht mehr wahr. Jesus hat den Rechtstitel gelöscht. Es ist nicht mehr wahr, dass die alten Dinge in unser Leben einbrechen können.
Wir haben die Vergangenheit vollständig bewältigt, was auch immer sie gewesen ist. Ich denke, dass hier irgendwo unsere Predigt in einem seelsorgerlichen Gespräch weitergehen sollte. Ich versuche das immer wieder.
Ganz gleich, ob bei Ihnen die Alkoholsucht, Eheprobleme, Unreinheit, Hochmut oder Empfindsamkeit die Ursache dafür ist, dass Sie immer wieder leiden: Sie dürfen sagen, dass Ihr Herr einen Einschnitt macht. Sie wollen unter ihm stehen, frei von all den alten Dingen.
Niemand kann Ihnen da etwas anhaben. Sie sind frei. Die heimlichen Anklagen treffen nicht mehr zu – die heimlichen, von denen niemand etwas weiß, nur wir, weil sie immer wieder kommen und wir nicht mit ihnen fertig werden.
Die Überwindung alter Bindungen durch den Geist
Dann das Zweite: Die alten Bindungen fesseln nicht mehr. Ja, vor 14 Tagen, als wir über dieses Kapitel Römer 7 gepredigt haben, habe ich gesagt: Das ist wahr. Christen haben auch schwer an ihrer alten Art zu tragen. Man spricht da unter den Bibelkennern vom alten Adam, der sich immer wieder in uns regt.
Aber es hat sich in unserer evangelischen Kirche leider ein so leichtsinniges Verhalten breitgemacht, dass man sagt, es sei eigentlich gar nicht schlimm, dass der alte Adam sich regt. Dann ist es Mode geworden, dass in der Gemeinde Gottes alle schlimmen Dinge an der Tagesordnung sein können.
Das hat auch Paulus nicht gemeint. Und es ist gut, dass man in Römer 8 liest, dass Paulus davon ausgeht, dass die Werke des Fleisches nicht mehr durch uns getan werden. Ich muss zuerst erklären: Was sind denn die Werke des Fleisches? Sie dürfen nicht denken, dass das Fleisch für Paulus erst abwärts von der Gürtellinie anfängt. Das hat er nicht gemeint.
Deshalb steht im neuen Luthertext von der Ichsucht, von der Begehrlichkeit. Das kann ja auch in unseren Gedanken sich vollziehen. Das ist gar nicht eine Sache, die nur mit unserer Körperlichkeit zusammenhängt. Das kann sich in einer ganz frommen Art ereignen.
Ich kenne viele fromme Leute, die in ihrer Frömmigkeit ganz viel sündigen Hochmut zu Tage tragen. Das ist genauso ein fleischliches Wesen. Aber Paulus sagt nun, dass diese Art des Fleisches und unsere Ichsucht überwunden wird.
Doch wir spüren, wie diese alte Art unseres Fleisches uns lähmt. Wir haben vor 14 Tagen davon gesprochen, dass man sich gar nicht befreien kann, auch nicht durch Willensanstrengung. Wenn Sie sich noch so sehr bemühen, aus all den alten, eingefahrenen Geleisen der Sünde herauszukommen – Sie schaffen es ja nicht.
Die Erneuerung durch den Heiligen Geist
Ich will mich jetzt verändern – müssen Sie, kriegen Sie es nicht hin? Wie dann? Paulus spricht vom Geist, vom Heiligen Geist. Heute darf keine russische Kirche existieren, deren Mitglieder nicht fest wissen, dass Jesu Geist in ihnen lebt. Jesus hat angeboten, dass er den Geist schenkt, dem, der darum bittet. Ich darf aufblicken und sagen: Herr, Dein Geist macht lebendig, macht stark und überwindet die Werke des Fleisches.
Dann komme ich heraus aus der alten Begierde, der alten Art zu leben. Eigentlich hätte ich gedacht, dass Paulus hier ein paar Beispiele erzählt. Das wäre schön gewesen, wenn er uns hätte teilhaben lassen an seiner Missionspredigt. Denn wir sind heute solche Menschen geworden, die Paulus’ Briefe nur schwer verstehen können. Wir brauchen immer wieder Illustrationen. Es wäre uns sicher eine Hilfe gewesen, wenn Paulus uns erzählt hätte, wie es ist, wenn der Geist Gottes in einem Menschen wohnt und plötzlich die alte sündige Art überwunden wird.
Wenn er uns erzählt hätte und sagt: Früher war das immer schlimm. Zum Beispiel beim Mittagessen im Haus in Philippi, beim Kerkermeister. Der Vater hat am Tisch gedonnert – es gab Krach zwischen Eltern und Kindern. Solchen Krach gibt es ab und zu noch, aber es hat sich bedeutend gebessert.
Mit dem Heiligen Geist ist es nicht so, dass er uns plötzlich verändert. Es ist ein langsames Heilen und Überwinden unserer alten Art. Paulus hätte erzählen können, wie es wieder in Ordnung kommt und wie Menschen, die in ganz schlimmen Abhängigkeiten leben, nach und nach durch die Kraft des Geistes Gottes frei werden. Aber Paulus erzählt nicht die Geschichten aus seiner Missionspraxis – obwohl er sicher viel hätte erzählen können.
Das Beispiel Jesu als Vorbild im Kampf gegen Versuchungen
Das ist sehr interessant: Heutzutage lässt kaum jemand den Heiligen Geist in sein Leben. Sie wollen, dass ihr Leben und ihr Verhalten sich wieder ändern.
Paulus verwendet das Beispiel von Jesus und sagt, dass wir hier am besten sehen können, wie es ist. Jesus hat denselben Leib getragen, den auch du hast. Er wurde genauso versucht wie du.
Wie war es, als Jesus 40 Tage in der Wüste schwer gelitten und gehungert hat? Dann kam die Versuchung, und es wurde gesagt: „Du musst doch essen, Brot braucht jeder.“ Doch Jesus hat die Versuchung überwunden. In der Kraft des Geistes Gottes war es für ihn einfach. Die Versuchung war zwar da, aber im Moment der Versuchung hat der Geist Gottes Jesus ein Gotteswort wichtig gemacht.
So wirkt der Geist Gottes, damit wir das verstehen. Wie hat Jesus die Versuchungen gemeistert? Er hat durch diesen Leib, den auch wir tragen, überwunden.
Warum spricht Paulus hier davon, dass wir den Geist Jesu haben? Weil Jesus im Leib die Versuchungen überwunden hat. Darum muss es auch in unserem Leben geschehen, dass wir uns durch den Heiligen Geist erneuern.
Die Notwendigkeit, dem Geist Gottes Raum zu geben
Darf ich es noch genauer erklären?
Wir haben Bereiche unseres Lebens, die wir im Gottesdienst noch nie vor Gott gebracht haben. Oft sind es unsere dunklen Phantasien oder auch unsere geschlechtlichen Bereiche, der Hochmut und unsere Empfindlichkeit. Diese Dinge haben wir nie unter die Herrschaft des Geistes Gottes gebracht. Stattdessen haben wir sie immer als eigenständige Bereiche angesehen.
Dadurch kann das Fleisch mit seiner Begehrlichkeit sich oft so austoben, und manchmal geben wir ihm sogar noch viel Raum. Deshalb sagt Paulus hier, dass wir dem Fleisch mit seiner Begehrlichkeit und unserem alten Ich keinen Raum mehr geben dürfen. Stattdessen sollen wir uns jetzt vom Geist Gottes bestimmen lassen, vom Geist Jesu, so wie Jesus gedacht und gelebt hat.
Darum ist es so wichtig, den Morgen mit einem Lied zu beginnen. Ebenso wichtig ist es, genau zu überlegen, welche Bücher man liest und welche Sendungen im Fernsehen man ansieht – und welche nicht. Man muss auch wissen, wo der Geist Gottes aus dem eigenen Herzen vertrieben wird. Ebenso wichtig ist es zu erkennen, welche Freundschaften einen nicht weiterbringen.
Wer glaubt, den Heiligen Geist behalten zu können, obwohl er sündigt, irrt sich. Man kann ihn nicht behalten, denn er nimmt keine Gemeinschaft mit Sünde. Er flieht aus unserem Leben und Herzen.
Es ist so großartig, dass der Geist Jesu, der Heilige Geist, damals gewirkt hat – lebendig, wie Paulus sagt. Er ist Leben und Frieden. Im Vers 6 spricht Paulus davon, dass das Trachten des Geistes Leben und Frieden ist.
Wenn ein Mensch umkehrt und sich für den Heiligen Geist und das Wirken Jesu öffnet, wird sein Leben in dem Moment brauchbar. Dann geschehen gute Veränderungen, und es kommen Triebe hervor, die man vorher gar nicht erwartet hätte.
Die Verwandlung der ersten Christengemeinde durch den Heiligen Geist
Und das ist das Schöne: Wenn sie zurückdenken, wie nach dem Pfingstfest die erste Christengemeinde voller Leben war, voller Herzlichkeit und Güte zueinander. Das waren doch alles von Natur aus ganz schlimme Rabauken, so wie wir alle sind. Es waren Eigenbrödler ohnegleichen, und der Geist Gottes hat sie verändert und neu gemacht.
Wir wollen uns von den alten Bindungen nicht mehr fesseln lassen. Wir wollen nicht mehr nach dem Alten leben, nicht nach dem alten Begehren und nicht nach dem eigenen Willen. Denn das bedeutet Feindschaft gegen Gott. Das bedeutet Tod.
Wir wollen uns vom Heiligen Geist treiben lassen. Haben Sie diesen Heiligen Geist? Noch einmal: Wer den Geist Christi nicht hat, der ist nicht sein.
Sie bekommen den Heiligen Geist nicht nur in einer Sondergruppe, sondern bei Jesus. Wissen Sie, dass Jesus ihn gibt? Das steht viel in Johannes 16, insbesondere im Vers 15. Wir haben oft davon gepredigt. Es gibt auch ein gutes Büchlein von Fritz Grünspecht darüber. Sie müssen Bescheid wissen: Ich will den Heiligen Geist haben, eine neue Art, die mich von Grund auf verändert. Ich strecke mich danach aus, dass er in mir wohnt.
Der Kampf des alten Menschen gegen das neue Leben
Und noch ein letztes: Der alte Mensch darf das neue Leben nicht mehr bremsen. Doch genau das bereitet uns Kummer.
„Sie gehen nach Hause?“ – nach dieser Predigt habe ich das schon so oft gehört. Und immer wieder ist es so: Kaum sind wir zu Hause, herrscht dort wieder das alte Klima. In meinem Kopf ziehen andere Gedanken ein. So merkwürdig wie die Atmosphäre eines Gottesdienstes uns geistlich verändert, ist es genauso, wenn wir die stille Zeit und das Beten an einem Morgen vergessen. Das fehlt uns direkt, und dann kann der Geist Gottes nicht mehr wirken.
Der alte Adam meldet sich wieder, und die alte, unausstehliche Art kann ungestüm hervorbrechen. Darum sagt Paulus ganz klar: Der Geist Jesu ist stärker als der alte Mensch, und es gibt keine sündige Veranlagung, die stärker ist als er.
Ich sage das auch immer wieder in unseren Zeiten, weil so viele junge Menschen beunruhigt werden. Ihnen wird gesagt: „Wenn du homosexuell bist, dann kannst du nicht anders werden.“ Aber jede sündige Eigenart kann verändert werden, weil der Geist Gottes lebendig macht.
Das Beispiel, das Paulus erwähnt, ist beeindruckend: Er hat damals den Leichnam Jesu im Grab des Joseph von Arimathia lebendig gemacht. Solche Dinge kann der Geist Gottes tun. Er kann Totes zu neuem Leben erwecken.
Und wenn ein Mensch in Bindungen lebt? Dann dürfen wir für ihn beten, dass der Geist Gottes ihn befreit.
Die Kraft des Heiligen Geistes in schwierigen Lebenslagen
Hier sitzen Ehefrauen, die sich Sorgen um ihre Männer machen. Andere leiden unter den Fesseln des Alkohols, einer Geisel des 20. Jahrhunderts. Wir können frei werden, weil der Geist Gottes lebendig macht. Wir müssen nicht vor dem alten Menschen kapitulieren – auch nicht dort, wo Streit in den Familien Einzug gehalten hat und böse Gedanken oft wie eine Flut unsere ganze Denkwelt überschwemmen.
Jesus, der einst von den Toten auferweckt wurde, macht lebendig. Daher heißt es in Vers 10, dass auch eure sterblichen Leiber lebendig gemacht werden. Und in Vers 11? Dort steht: Er wird eure sterblichen Leiber lebendig machen durch den Geist, der in euch wohnt.
Wir sprechen hier von dem Wunder, dass eine neue Geburt möglich ist. Das Wort „Wiedergeburt“ wollen wir gar nicht mehr verwenden, weil es oft von Menschen missverstanden wird, die von Seelenwanderung sprechen. Es gibt viele Missverständnisse. Es geht um eine neue Geburt: Ich muss ein anderer Mensch werden, um aus einer anderen Kraft zu leben. Das ist ein Einschnitt, wenn ich sage: Aus meinem alten Leben kommt nichts mehr. Ich will das Alte nicht nur verbessern, sondern aus dem Geist Gottes das neue Leben empfangen.
Heute möchte ich darstellen: Ich will dem Heiligen Geist Raum geben. Ich will mich öffnen für das Wirken Jesu in mir. Paulus spricht hier so fest und gewiss von unserer Siegkraft. Dann gibt es nichts Verdauliches mehr. Das schreckliche Hin und Her aus Römer 7 ist vorbei – diese Kämpfe des angeschlagenen Gewissens.
Ich kann ein fröhlicher Christ sein, und ich weiß, mein Leben ist nicht vergeblich. Immer wieder möchte ich sagen: Das ist für die Älteren eine Ermutigung, dass der Geist Gottes Leben wirkt bis in die hohen Jahre hinein. Er schenkt jungen Leuten erst die Erfüllung ihres Lebens und kann aus unserem sterblichen Leib etwas Großes machen – auch wenn unsere äußeren Lebenswege dunkel und verschlungen sein mögen.
Auch wenn der Leib noch sterben muss, sagt Paulus: Um der Sünde willen muss er sterben. Und das ist ein Reden des Geistes Gottes. Daran sollen sie es auch merken: Nicht nur am Halleluja-Singen erkennt man den Heiligen Geist, sondern daran, dass man Ja sagt zum Sterben des alten Menschen.
Immer wieder ist es gut, dass durch Kassetten auch unsere Kranken am Mithören teilnehmen. Der Geist Gottes wirkt auch dort, wo der äußere Mensch von Mal zu Mal mehr verdirbt und im Alter immer mehr meiner Kraft hingegeben werden muss. So erneuert doch der Heilige Geist mich immer mehr am inwendigen Menschen.
Lasst uns offen sein für dieses Wunder und froh darüber, dass das Leben nicht nur von meiner äußeren Kraft abhängt – nicht nur von der Leistung, nach der mich Menschen beurteilen, nicht nur von dem, was mir mein Arbeitsplatz gibt oder von dem, was ich nicht habe. Mein Wert hängt nicht davon ab.
Entscheidend wird sein, was der Geist Gottes in mir wirkt, der heute tätig und kräftig sein will. Er sucht bei Ihnen noch viel mehr Raum und will überfließend in Ihnen wirken.
Armin