Einführung in die Betrachtung des Johannes-Täufers
Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode neunundsiebzig: Das Lamm Gottes.
Gestern habe ich gesagt, dass wir uns vier Tage im Leben von Johannes dem Täufer und seinen Jüngern anschauen wollen. Wir setzen also chronologisch dort fort, wo wir gestern aufgehört haben.
In Johannes 1,29 heißt es: Am folgenden Tag sieht Johannes der Täufer Jesus zu sich kommen und spricht: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“
Für uns klingt das, was Johannes sagt, ganz normal. Natürlich ist für Christen der Herr Jesus das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.
Im Neuen Testament wird der Herr Jesus jedoch nur im Johannesevangelium und in der Offenbarung als Lamm bezeichnet. Die Formulierung ist also eher selten.
Besonders bemerkenswert ist, dass sie hier an genau dieser Stelle von Johannes dem Täufer gebraucht wird.
Die Bedeutung der Bezeichnung „Lamm Gottes“
Wenn wir in der Offenbarung die Engel hören, wie sie sagen: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu nehmen die Macht und den Reichtum und die Weisheit und die Stärke und die Ehre und die Herrlichkeit und den Lobpreis“ (Offenbarung 5,12), dann erkennen wir, dass der Herr Jesus dort als Lamm bezeichnet wird.
Der Apostel Johannes beschreibt in einer Vision, was er gesehen hat. Doch wie kommt Johannes der Täufer darauf, Jesus ebenfalls als Lamm zu bezeichnen? Es gibt hier zwei Möglichkeiten.
Entweder hatte auch Johannes der Täufer eine Vision. Johannes der Täufer war ja ein Prophet, und Propheten haben Visionen. Vielleicht ist das, was er hier sagt, eine Prophetie über Jesus. Dabei muss Johannes der Täufer das, was er ausspricht, nicht einmal in seiner ganzen Tragweite verstanden haben. Es könnte also sein, dass wir es hier mit einer Prophetie zu tun haben.
Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass Johannes sich auf Jesaja 53 bezieht. In Jesaja 53 beschreibt der Prophet den Messias. Dort lesen wir in Jesaja 53,6-7: „Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg; aber der Herr ließ die Schuld von uns allen auf ihn treffen. Er wurde misshandelt, doch er beugte sich und machte seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; er machte seinen Mund nicht auf.“
Merkt ihr, wie der Text genau das ausdrückt, was Johannes sagt? Der Messias wird wie ein Opferlamm sein, das alle Schuld auf sich nimmt. Wir Menschen sind verloren, es sei denn, unsere Schuld trifft einen anderen. Wir können uns nicht selbst retten, aber Gott rettet uns, indem er uns ein Opferlamm, eben das Lamm Gottes, zur Verfügung stellt. Dabei möchte Gott die Sünde der Welt tilgen.
Die universelle Bedeutung des Opfers Jesu
Jesus kommt für jeden, ohne Ausnahme. An anderer Stelle heißt es in 1. Johannes 2,1-2: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Beistand bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.“
Ist das großartig? Gott sieht diese Welt in ihrer absoluten Verlorenheit. So sehr er gegen Sünder ist und sie unter seinen Zorn stellt, so sehr ist er gleichzeitig für die Menschheit. Er wird Mensch, wird Lamm und bringt selbst das Schuldopfer dar, auf das jeder Mensch zurückgreifen kann, um gerecht zu werden.
Ist das großartig? Der Gerechte stirbt für die Ungerechten, damit wir, die Sünder, zu Kindern Gottes werden können. Gerade dort, wo wir hilflos sind und uns selbst nicht retten können, findet Gott einen Weg. Er bezahlt den Preis und stirbt für unsere Sünde.
Johannes der Täufer erkennt die wahre Identität Jesu
Aber hören wir noch einmal Johannes den Täufer. Johannes 1, Vers 30: „Dieser ist es, von dem ich sagte, nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war, ehe ich war.“ Johannes betont zunächst, dass Jesus mehr ist, als man auf den ersten Blick sieht, obwohl Johannes der Täufer älter ist als Jesus. Nicht viel, aber doch einige Monate. Er weiß darum, dass Jesus selbst mehr ist, als man erkennt. Es gibt eine präexistente, ewige Seite an diesem Jesus von Nazareth. Er ist Gott – Gott im Fleisch, Gott in menschlicher Gestalt.
Johannes 1, Vers 31: „Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar werde, bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen.“
Frage: Was meint Johannes mit „ich kannte ihn nicht“? Wir befinden uns hier zeitlich bereits nach der Taufe Jesu. Wahrscheinlich ist Jesus gerade von der Zeit der Versuchung in der Wüste nach Betanien, wo Johannes taufte, zurückgekehrt. Wie kann Johannes sagen „ich kannte ihn nicht“, wo er Jesus bei dessen Taufe gut genug kannte, um ihn nicht taufen zu wollen?
Die Antwort geht wohl so: Einerseits kennt er Jesus, andererseits kennt er ihn nicht wirklich. Er kennt ihn gut genug, um zu wissen, dass Jesus die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden nicht braucht. Andererseits kennt er ihn doch nicht wirklich. Ich kann jemanden kennen, ihn schätzen und wissen, dass er ein vorbildliches Leben führt. Und dann gibt es da noch ein paar Geschichten, die dreißig Jahre zurückliegen und sich um die Umstände seiner Geburt drehen. Ich kann all das wissen und doch nicht verstanden haben, mit wem ich es wirklich zu tun habe.
Als Johannes der Täufer sich weigert, Jesus zu taufen, ist ihm noch nicht wirklich klar, dass es sich bei Jesus um den Messias handelt. Johannes weiß, dass er der Wegbereiter für einen Stärkeren und Würdigeren ist – für einen, der mit Heiligem Geist und Feuer tauft, der Menschen wie Weizen sammelt oder in unauslöschlichem Feuer verbrennt. Er weiß das, und er bewundert Jesus, ahnt aber noch nicht, dass Jesus der ist, von dem er predigt.
Die Offenbarung durch den Heiligen Geist
Johannes 1, Verse 32-34: Johannes bezeugte und sagte: „Ich sah den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabkommen, und er blieb auf ihm. Ich kannte ihn nicht, aber der mich gesandt hatte, mit Wasser zu taufen, sagte zu mir: ‚Auf welchen du sehen wirst, dass der Geist herabfährt und auf ihm bleibt, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft.‘“
Johannes fuhr fort: „Ich habe gesehen und bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist.“
Johannes betont zweimal, dass er Jesus zunächst nicht kannte. Erst als er sah, wie der Heilige Geist wie eine Taube aus dem Himmel auf Jesus herabkam und auf ihm blieb, erkannte er ihn.
Direkt nach Jesu Taufe, als Jesus aus dem Wasser heraustritt, weiß Johannes, mit wem er es zu tun hat. Er erkennt Jesus, weil dies das Zeichen war, das Gott der Vater ihm gegeben hatte, um den Sohn zu identifizieren.
„Auf welchen du sehen wirst, dass der Geist herabfährt und auf ihm bleibt, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft.“ Darauf hatte Johannes gewartet, und nun war seine Suche nach dem Messias zu Ende. Deshalb kann er Jesus allen vorstellen mit den Worten: „Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.“
Abschluss und Ausblick
Du könntest dir die Stellen in der Offenbarung durchlesen, in denen Jesus als Lamm bezeichnet wird. Gehe dazu auf bibleserver.com und suche nach dem Wort „Lamm“, gern auch mit einem Sternchen am Ende.
Das war's für heute. Als Christen sollen wir viel für unsere Regierung beten. Lasst uns deshalb auch die anstehende Regierungsbildung nicht vergessen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.
