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Der Sabbat wird gebrochen – Teil 1

Jesu Leben und Lehre, Teil 143/653
31.05.2022Johannes 5,15-18
SERIE - Teil 143 / 653Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 143: Der Sabbat wird gebrochen. Teil eins.

Einführung in das Thema der Rettung und des Glaubens

Wie wird ein Mensch gerettet? Es ist eigentlich recht einfach: Gib dein altes Leben auf und fang an, Gott ganz zu vertrauen.

Die Mischung aus Buße und Glauben ist deshalb so wichtig, weil sie uns vor Unausgewogenheit bewahrt. Buße ohne Glauben ist ziellos. Man bekehrt sich, aber weiß nicht, auf wen hin. Und Glaube ohne Buße hat keine Wurzel. Er ist nur Gefühlsduselei oder – schlimmer noch – Opportunismus.

Deshalb formuliert der Herr Jesus im Blick auf Buße in Johannes 5,14: „Sündige nicht mehr, damit dir nichts Ärgeres widerfährt.“ Da waren wir in der letzten Episode stehengeblieben.

Der Konflikt um die Heilung am Sabbat

Aber nähern wir uns nun dem eigentlichen Konflikt. Johannes Kapitel 5, Verse 15-18: Der geheilte Mensch ging hin und verkündete den Juden, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte.

Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke auch.“

Deshalb suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten. Denn er hob nicht nur den Sabbat auf, sondern nannte auch Gott, seinen eigenen Vater, und machte sich damit selbst gottgleich.

Der Geheilte weiß also jetzt, wer ihn geheilt hat, und erzählt es den Juden. Diese sind darüber keineswegs erfreut, im Gegenteil: Sie beginnen, Jesus zu verfolgen.

Der Vorwurf lautet: Dieser Rabbi Jesus heilt am Sabbat, und das ist gegen das Gesetz. Was nun folgt, ist alles andere als ein einfacher Text.

Die Bedeutung des Sabbats im Gesetz

Wir verstehen den Vorwurf der Juden ohne Probleme. Es gibt die Zehn Gebote, und dort heißt es in 2. Mose 20,8-10: „Denke an den Sabbattag, um ihn heilig zu halten. Sechs Tage sollst du arbeiten und all deine Arbeit tun, aber der siebte Tag ist Sabbat für den Herrn, deinen Gott. Du sollst an ihm keinerlei Arbeit tun, du und dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Vieh und der Fremde bei dir, der innerhalb deiner Tore wohnt.“

Gott will also, dass sein Volk jede Woche einen Tag frei nimmt. So weit, so gut. Der Vorwurf an den Herrn Jesus ist also in gewisser Weise gerechtfertigt.

Jesu unerwartete Argumentation

Und jetzt wird es spannend – spannend, wie der Herr Jesus argumentiert. Er hätte nämlich darauf hinweisen können, dass eine Heilung als Akt der Barmherzigkeit wichtiger ist als das Einhalten des Sabbatgebotes. Er hätte auch zeigen können, dass Gehorsam, wie im Fall einer Beschneidung, die auf den Sabbat fällt, wichtiger ist als das Sabbatgebot. Aber all das tut er nicht, jedenfalls nicht an dieser Stelle.

Hört noch einmal genau zu, wie Jesus argumentiert, Johannes 5, die Verse 16 und 17: "Und darum verfolgten die Juden Jesus, weil er dies am Sabbat getan hatte. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke."

Merkt ihr, was hier fehlt? Hier fehlt jede Rechtfertigung im Sinne von: „Ja, ihr habt Recht mit dem Sabbat, da sollte man grundsätzlich eigentlich nicht arbeiten, aber denkt doch mal nach, es gibt doch auch noch diese anderen Blickwinkel auf die Heilung des Gelähmten, und deshalb ist es doch trotzdem irgendwie in Ordnung.“

Was Jesus tatsächlich sagt, ist: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ An anderer Stelle wird der Herr Jesus noch deutlicher herausstellen, dass alles, was er auf der Erde tut, seinen Ursprung beim Vater hat.

So lesen wir Johannes 14, Vers 10: „Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke.“

Die innertrinitarische Ökonomie und das Wirken Gottes

Hier werfen wir einen Blick auf das, was ich innertrinitarische Ökonomie nennen möchte. Der Vater tut seine Werke durch den Sohn.

Nun zum Argument, das der Herr Jesus auf den Vorwurf der Sabbatentheiligung vorbringt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ Mit meinen Worten ausgedrückt bedeutet das, dass Gott ununterbrochen wirkt – twenty four seven. Er hat keinen Ruhetag. Jeden Tag geht die Sonne auf, jeden Tag werden Sünden vergeben und jeden Tag werden Kinder gezeugt. Gott wirkt.

Jesus kann auch nicht anders: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“ Für Jesus gibt es praktisch keinen Sabbat. Er tut das, was der Vater tut. Wenn der Vater jeden Tag arbeitet, dann ist das auch für den Sohn in Ordnung.

Weil der Herr Jesus so auftritt, bezeichnet er sich an anderer Stelle als den „Herrn des Sabbats“.

Die Konsequenzen der Sabbatverletzung aus jüdischer Sicht

Deshalb ist es aus jüdischer Perspektive völlig richtig zu behaupten, dass Jesus den Sabbat aufhob.

In Johannes 5,18 heißt es: „Darum nun suchten die Juden noch mehr, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat aufhob.“

Achtung: Johannes schreibt hier nicht, dass die Juden dachten, Jesus würde den Sabbat aufheben oder brechen. Er formuliert bewusst anders. Die Juden wollten Jesus töten, weil er den Sabbat tatsächlich aufhob. Die Verbform „aufhob“ unterstreicht sogar, dass er dies regelmäßig tat.

Das passt auch zu den Berichten in den Evangelien. Wir finden keine einzige Stelle im Neuen Testament, die besagt, dass sich Jesus am Sabbat ausruhte. Er tut das, was alle tun: Er geht in die Synagoge. Aber ansonsten ist für ihn der Sabbat ein Tag wie jeder andere.

Jesus sagt: „Mein Vater wirkt bis jetzt, und ich wirke.“

Die Frage nach Jesu Sündlosigkeit und dem Sabbatgebot

Frage: Wie kann das sein? Der Sabbat ist eines der zehn Gebote und sticht besonders hervor, weil er dem Volk Israel als Bundeszeichen gegeben wurde. So lesen wir in Hesekiel 20,12: „Und auch meine Sabbate gab ich ihnen, dass sie zum Bundeszeichen sein sollten zwischen mir und ihnen, damit man erkenne, dass ich der Herr bin, der sie heiligt.“

Wenn das stimmt, müsste sich der Jude Jesus dann nicht ganz besonders an den Sabbat halten? Doch er tut es nicht. Permanent gibt es Konflikte um den Sabbat. Wie passt das zusammen?

Jesus hat doch nicht gesündigt. Wie kann es aber sein, dass Jesus ohne Sünde ist, wenn Johannes formuliert, dass er den Sabbat fortwährend aufhob oder brach?

Die Frage ist wirklich spannend, und wir werden ihr in der nächsten Episode nachgehen.

Abschluss und persönliche Anwendung

Heute möchte ich mit einem Blick auf die Freimütigkeit des Herrn Jesus schließen. Wie gesagt, er hätte den Konflikt abbiegen können. An anderer Stelle tut er das und verweist darauf, dass es am Sabbat natürlich gestattet ist, Gutes zu tun.

Aber hier tut er es nicht. Hier steht er seinen Mann und bringt eine Argumentation, von der er weiß, dass sie anecken und verstören muss. Er weiß auch, dass sie von seinen Gegnern genutzt wird, um ihn zu diskreditieren und zu verfolgen.

Ich lerne daraus für mich, dass wir in theologischen Fragen nicht immer einem Konflikt aus dem Weg gehen dürfen. Manchmal müssen wir deutlich sein, kantig und herausfordernd. Solche Schroffheit sollte, wie bei dem Herrn Jesus, nicht die Regel sein. Aber mir scheint, dass Gottes Geist uns auch schon mal in die Hitze der Auseinandersetzung führt, weil das aus seiner Sicht angebracht ist.

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie du dazu stehst, dass der Herr Jesus den Sabbat gebrochen hat.

Das war's für heute. Nimm dir doch extra viel Zeit, um Gott auf eine frische Weise anzubeten. Finde für deine Liebe zu ihm neue Worte und Vergleiche.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und Liebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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