
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Wir kommen in die Adventszeit hinein. „Adventus“ ist lateinisch und bedeutet so viel wie „Ankunft“. Deshalb gibt es die Adventszeit: Wir freuen uns auf die Ankunft. Zum einen darauf, dass Jesus vor mehr als zweitausend Jahren auf dieser Erde gekommen ist. Zum anderen darauf, dass es einmal eine zweite Ankunft geben wird. Jesus wird wiederkommen.
Einmal wird er als Retter für seine Gemeinde kommen, aber auch als Richter für diejenigen, die nicht an ihn glauben. Diesen Aspekt – dass wir auf unseren kommenden Herrn warten – wollen wir in diesem Podcast besonders betonen.
Thomas, wie geht es dir, wenn du daran denkst, dass Jesus wiederkommt? Ich freue mich sehr darauf. Ich bin überzeugt, dass es ein ganz atemberaubender Moment sein wird, wenn ich Jesus sehe. Zwar glaube ich jetzt schon an ihn, aber dann werde ich ihn wirklich sehen.
Johannes bringt das für mich wunderbar zum Ausdruck, wenn er in 1. Johannes 3,2 sagt: „Wenn Jesus offenbar werden wird, dann werden wir ihm gleich sein, dann werden wir ihn sehen, wie er ist.“ Wenn ich das lese, spüre ich, wie sehr Johannes sich darauf freut, Jesus wiederzusehen. Das ist wirklich beeindruckend.
Für Johannes war es ein echtes Wiedersehen. Für mich wird es das erste Mal sein, dass ich Jesus sehe. Denkst du im Alltag oft daran, dass Jesus wiederkommt?
Leider nein, um ehrlich zu sein. Oft bin ich so mit den kleinen Dingen meines Lebens beschäftigt, dass ich vergesse, dass mein Leben endlich ist – und auch diese Erde vergänglich ist. Trotzdem ist das große Ereignis, auf das ich zusteuere, Jesus’ Wiederkunft, ob ich mir dessen bewusst bin oder nicht.
Der Tag wird kommen, an dem der Herr Jesus in den Wolken des Himmels erscheinen wird, und alle werden ihn sehen. So steht es in Offenbarung 1. Aber du hast recht, oft ist mir das gar nicht so bewusst.
Wenn du über die Wiederkunft des Herrn nachdenkst, was ist dir dann besonders wichtig? Zunächst einmal das, was der Herr Jesus selbst gesagt hat. Er sagt immer wieder: Wacht oder seid bereit. Das lesen wir zum Beispiel in Matthäus 24 und 25.
Ich bin mir bewusst, dass man sich über die Details der Wiederkunft die Köpfe heiß reden kann. Wenn wir darüber sprechen, dass Jesus wiederkommt, geht es oft um Fragen wie: Wann kommt Jesus wieder? Ist die Entrückung unsichtbar? Gehört sie zur Wiederkunft? Kann man die Matthäustexte überhaupt auf die Gemeinde anwenden? Kommt Jesus vor, in oder nach der Trübsal wieder? Gibt es ein tausendjähriges Reich oder nicht?
Das sind alles wichtige Fragen, und man sollte sich auf jeden Fall mit der Bibel in der Hand dazu eine Meinung bilden. Aber mich stört es wirklich, dass durch diese Detailfragen der Blick für das Wesentliche verloren geht. Bei all dem Diskutieren bin ich dann oft gar nicht mehr gepackt von der Freude auf die Wiederkunft des Herrn Jesus.
So wie Kinder sich auf Weihnachten freuen, so viel mehr sollte ich Jesus entgegenfiebern. Nicht nur mit Kerze und Keksen dasitzen und an die Vergangenheit denken, sondern vor allem an die Zukunft denken – an den Herrn, der kommt.
Ich freue mich auf den Herrn und warte auf ihn. Gleichzeitig diskutiere ich trotzdem mit dir über die Details.
Ja, ich kann das auch gerne machen. Ich finde es durchaus wichtig, denn wir haben eigentlich dieselbe Situation wie damals zur ersten Wiederkunft. Damals war es auch sehr schwierig. Heute ist es ganz einfach: Jesus, der Messias, ist Gott und leidend. Aber damals das zusammenzubringen, war, denke ich, genauso schwierig wie heute die Fragen über seine jetzige Wiederkunft zu klären.
Auch damals gab es Leute, die wie Simon auf die Wiederkunft warteten. Andere wiederum sagten: „Komm, lass mich mit dem Zeug in Ruhe.“ Und manche haben sie gar nicht erwartet, zum Teil. Das ist, denke ich, die schlechteste Lösung.
Ich denke, die Naherwartung, die die Gemeinde immer hatte, ist ein wichtiger Teil vom Leben. Das Wachsein hast du jetzt zitiert, das ist ja ein Grundthema in der Endzeitregie in Matthäus.
Wie heißt es jetzt? Was bedeutet praktisch „Wachen“? Bedeutet es, dass ich mir keine Rüstung anziehe? Oder dass ich kein Sicherheitsdienst bin, der jede Nacht aufwacht oder 24 Stunden Gebet macht? Das ist ja nicht mit Wachen gemeint.
Wie sieht es jetzt im täglichen Leben aus?
Na ja, Wachen bedeutet grundsätzlich, in einer Habachtstellung zu sein. Jeder, der schon einmal etwas bewacht hat, weiß: Gerade wenn es ruhig ist, ist es wichtig, in die Dunkelheit hineinzuhören. Bewegt sich da etwas? Kommt jemand?
Für mich war der Besuch in einem Seniorenheim besonders eindrücklich, weil er mir gezeigt hat, was es heißt, wachsam zu sein. Ich kam überraschend in das Zimmer einer älteren Dame und sah, wie sie angestrengt aus dem Fenster schaute. Ich begrüßte sie, sagte „Hallo“ und fragte: „Worauf hältst du denn Ausschau?“
Dann antwortete sie: „Ich sehe leider keine Wolke am Himmel, und es steht doch geschrieben: Er kommt mit den Wolken.“ Sie wartete buchstäblich darauf, dass Jesus wiederkommt und dachte: „Ach schade, der Himmel ist wolkenfrei, dann kann Jesus in den nächsten Minuten wohl nicht kommen.“ Das ist natürlich eine interessante theologische Sichtweise.
Theologisch gesehen schätze ich das sehr. Die Schwester war sehr engagiert. Theologisch sind die Wolkenbewegungen auf der Erde ja nur temporär. Jesus könnte jederzeit in einer Sekunde mit Wolken erscheinen – das ist keine Frage.
Was ich aber besonders interessant und eindrücklich fand, war, dass sie wirklich auf Jesus gewartet hat. So etwas habe ich danach nie wieder erlebt. Solche Erlebnisse sollen mich motivieren, wachsam zu sein – vor allem, weil die Bibel sagt: „Bleib wachsam!“ (vgl. Markus 13,33).
In diesem Zusammenhang ist mir das Gleichnis von den zehn Jungfrauen wichtig. Da fällt mir gerade etwas ein: Ich habe an Simeon gedacht, der vom Herrn, von Gott die Verheißung erhalten hatte, dass er nicht sterben wird, bevor er den Messias gesehen hat. Dann hieß es auch, der Heilige Geist habe ihm gesagt: „Geh an diesem Tag in den Tempel.“ Warum hatte er so ein Privileg, dass Gott ihm zwei Verheißungen gab? Einmal allgemein: „Du wirst nicht sterben, bevor du den Messias gesehen hast.“ Und zweitens konkret: „Geh an diesem Tag dorthin!“
Ich glaube, Simeon hatte einfach die richtige Haltung. Bei der Schwester weiß ich, dass sie vor ihrer Beerdigung wusste, es würde an dem Tag schneien. Es war bitterkalt, und es lag Schnee, aber es schneite nicht. Erst als der Sarg hinabgelassen wurde, fing es an zu schneien. Auch sie hat etwas von Gott gezeigt bekommen, das sonst kaum jemand sieht – ähnlich wie Simeon. Ich glaube, das liegt einfach an dieser Haltung, an diesem starken, geduldigen Warten auf Jesus.
Warum Gott das dem einen oder dem anderen sagt, kann ich mir nicht erklären. Aber es ist oft so, dass sich Gott gerade am Lebensende auf ganz verschiedene Weise zeigt. Das hört man immer wieder. Das fiel mir gerade ein, und ich dachte, ich teile das jetzt kurz mit dir.
Deine ursprüngliche Frage war ja, was das praktisch bedeutet. Bei Matthäus 25 hatte ich ja schon angesetzt, denn dort ist das Gleichnis von den zehn Jungfrauen. Mir fällt auf – oder ich mutmaße – dass alle Jungfrauen Öl dabei hatten, als sie dem Bräutigam entgegengingen, und dass alle einschliefen. Das wird oft übersehen: Sie haben nicht gewacht.
Als sie dann alle aufwachten, sagen die törichten Jungfrauen zu den klugen: „Gebt uns von eurem Öl, denn unsere Lampen gehen aus.“ Für mich klingt das nicht so, als hätten sie gar kein Öl gehabt. Denn dann hätten ihre Lampen ja nie gebrannt. Dann hätten sie wohl gesagt: „Wir bekommen unsere Lampen gar nicht erst an.“ Man kann darüber spekulieren, aber was ich aus diesem Gleichnis lernen möchte, ist Folgendes:
Ich laufe Gefahr, geistlich einzuschlafen. Wenn ich geistlich schlafe, sind mir Gottes Anliegen nicht mehr wichtig. Andere Themen drängen sich in mein Denken, Gottes Wort nimmt immer weniger Raum ein. Auch die Beziehung zu ihm prägt mein Leben dann nicht mehr, weil Gottes Ziele mir nicht mehr wichtig sind.
Das ist ein Punkt, an dem ich denke: Das sind gute oder vielleicht schlimme Zeichen, dass ich geistlich schlafe. Da muss ich unbedingt aufpassen, dass das nicht passiert. Sonst bin ich nämlich nicht mehr in dieser wartenden Adventstimmung auf das Wiederkommen des Herrn Jesus. Und dann wird der Herr Jesus mich tatsächlich überraschen.
Das finde ich interessant. In letzter Zeit höre ich das öfter, vor allem von Brüdern, denen es sehr wichtig ist. Sie sagen, dass das Thema der Wiederkunft in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel mehr zurückgedrängt wurde. Noch in den Achtzigern, Neunzigern oder davor wurde viel mehr darüber geredet als heute. Es gab in den letzten Jahren sozusagen einen Bruch.
Ich glaube, jetzt kommt das Thema langsam wieder mehr auf, aber noch nicht so stark wie früher. Das ist meine persönliche Einschätzung, gerade weil du sagtest, dass das Thema aus dem Blick gerät und man schläft. Ich denke, wir haben im Westen Jahrzehnte des Schlafes hinter uns, in denen das Thema gar nicht so wichtig war.
Was die Jungfrauen im Grunde genommen deutlich machen – zumindest mir – ist, dass es wirklich peinlich wäre, Jesus zu sehen und zu wissen: Mensch, ich habe ihn gar nicht erwartet. Da fällt mir eine Geschichte von einem Stuttgarter Pfarrer ein, Konrad Eissler, die er uns mal erzählt hat.
Er sagte, dass sie als Kinder mit anderen Kindern zusammen auf dem Heuboden oder so gespielt haben. Dann kam die Idee auf: Hey, wir könnten ja mal rauchen. Ich glaube, sie hatten gar keine Zigaretten, sondern haben ihren Strohhalm oder so irgendwie angezündet. Auf jeden Fall saßen sie dann da im Rauch und plötzlich stand die Oma da – wie aus dem Nichts. Die Kinder zuckten vor Schreck zusammen.
Die Oma verstand, was die Rasselbande da machte, und sagte: „Also Kinder, jetzt spielt ihr wieder aus Rechts.“ So ungefähr. Er sagte, er habe diese Situation nie vergessen. Er möchte nicht, dass plötzlich Jesus so unerwartet wie diese Oma da steht und er einen Schrecken bekommt, so wie er ihn als Kind erlebt hat.
Das heißt für mich: Wachen bedeutet auch, nahe bei Jesus zu bleiben und immer wieder daran zu denken, dass mein Herr ganz sicher wiederkommt. Die Frage ist nur, wann. Dabei sollte ich mich nicht auf das Wann konzentrieren, sondern mehr auf das achten, was Johannes auch in 1. Johannes 3 sagt: „Jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, wie er auch rein ist.“
Das heißt, weil ich weiß, dass Jesus wiederkommt, bereite ich mich darauf vor. Ich werfe Dinge aus meinem Leben raus, von denen ich nicht will, dass Jesus mich mit ihnen antrifft. Für mich bedeutet das praktisch, bereit zu sein und sagen zu können: Schön, wenn der Herr Jesus heute kommt.
Kristen Kennedy würde sagen, dass er mindestens noch ein paar Jahre braucht oder in unserer Lebenszeit nicht mehr kommen wird. Ich habe schon ganz klar gehört, dass nicht damit gerechnet wird, dass er jetzt kommen könnte. Du hast gerade gesagt: Schön, wenn Jesus heute kommt. Und ich kenne durchaus einige, die sagen würden: Wieso sollte er heute kommen? Er kam doch schon seit zweitausend Jahren nicht.
Denkst du, das ist so ein bisschen aus dem Blick geraten? Ja, du hast es ja vorhin schon gesagt, ich glaube das auch, dass es aus dem Blick geraten ist. Die Frage ist natürlich auch, warum das so ist. Ich meine zu beobachten, wenn Christen in Situationen stehen, in denen diese Erde sehr unbequem ist, dann kommt das Thema Wiederkunft viel mehr auf den Radar, als wenn es eben sehr bequem ist.
Ich finde da super, wie Manfred Sieberl das mal formuliert hat. Er sagt: Ist uns der Himmel fremd geworden, kann uns nur noch die Erde freuen. Soll unser Süden, unser Norden die Grenze unseres Lebens sein? Vom Himmel singen unsere Lieder, doch nie vom irdischen Verzicht. Wir singen laut: Herr, komm doch wieder! Und denken leise: Jetzt noch nicht.
Ich glaube schon, dass dieses "Jetzt noch nicht" unsere Generation prägen will. Aber vielleicht ist es gar keine Frage der Generationen, sondern eben, wie ich eben sagte, mehr der Situationen. Also wenn ich unter Druck gerate, vor allem wegen meines Glaubens, dann denke ich viel mehr über den Himmel nach, dann denke ich viel mehr über die Wiederkunft nach.
Wobei es natürlich nicht der Weg sein kann für uns, wenn wir da rauskommen wollen, dass wir sagen: Wir begeben uns jetzt künstlich in schlechte Situationen. Die Zeiten werden sowieso schlechter. Also ich glaube, das wird sich jetzt wandeln. Aber es ist richtig, dass ich Situationen nicht künstlich verschlechtern kann, das ist nicht sinnvoll.
Es ist ja auch nicht so, dass schwere Situationen automatisch dazu führen, dass ich sage: Ich freue mich auf die Wiederkunft des Herrn Jesus. Sie können mich genauso in irgendeine Bitterkeit führen. Aber was wichtig ist, glaube ich, ist, dass ich mich mit dieser Wiederkunft Jesu immer wieder beschäftige.
Vielleicht ist es gut, ich hänge mir da so einen Zettel an den Spiegel im Bad und schreibe drauf: Jesus kommt wieder, um dich abzuholen. So wie ich mir manchmal auch einen Zettel hänge: Morgen um acht Uhr dreißig kommt der Max, um mich abzuholen. Also sehr bewusst.
Wir haben ein Bild im Flur, das wir selbst gestaltet haben, mit Berg und Wolken und oben steht: Maranatha, der Herr kommt wieder. Das ist dann so ein Reminder für uns. Ja, brauchen wir aber nicht, wir reden eh dauernd darüber. Aber das ist so zusätzlich eine künstlerische Ausdrucksform dessen.
Oder wenn ich nicht so künstlerisch bin, kann ich mir auch eine Erinnerung in meinen Terminkalender setzen, die mich zweimal die Woche erinnert: Denkt dran, Jesus kommt wieder oder so.
Maranatha ist ja ein Bibelvers. Wenn ihr euch Bibelverse aufhängt, oder wenn man sich Bibelverse aufhängt, die von der Wiederkunft oder der Ankunft reden, zum Beispiel 1. Thessalonicher 4. Dort heißt es: Der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme eines Erzengels, bei dem Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel. Und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.
Schon beim Vorlesen merkt man, was das für triumphale Verse sind. Wenn ich sie immer wieder lese und vor mich hinspreche, dann werden sie mein Denken prägen. Und was mein Denken prägt, das wird mein Handeln beeinflussen.
Mir sagte jemand, bei sich im Team haben sie einen bekannten Satz: Wenn etwas kaputtgeht oder man sich von materiellen Dingen trennen muss, dann heißt dieser Satz: Das wird sowieso verbrennen. Ich ergänze: Wenn Jesus wiederkommt. Das fand ich gar nicht so schlecht.
Das zeigt, es gibt etwas Größeres als die materiellen Dinge um mich herum. Wenn ich mich mit der Wiederkunft des Herrn Jesus beschäftige, dann werde ich mich logischerweise mit dem Himmel beschäftigen und auch mit meiner Endlichkeit. Das finde ich ganz wichtig.
Du hast vorhin gesagt, es gibt Leute, die behaupten, Jesus komme sowieso nicht wieder. Für mich stellt sich dann die Frage: Warum sagen sie das? Liegt es vielleicht an einem bestimmten theologischen Mindset, das dahintersteckt? Oder denken sie sich einfach: „Oh, dann kann mir das ja egal sein“?
Das ist für mich ein Punkt, der mir immer wieder auffällt, wenn man über die Wiederkunft Jesu redet: Man spricht wenig darüber, dass ich heute sterben könnte und Jesus mir dann begegnet. Allein die Aussage, Jesus komme ja noch lange nicht wieder, bedeutet nicht, dass ich nicht heute Jesus begegnen könnte. Das gilt sowieso.
Was die Gründe betrifft, so habe ich zweimal Mütter erlebt, die sagten: „Ich möchte die Hochzeit meiner Kinder erleben, bevor Jesus wiederkommt.“ Sie wollten nicht als Singles in die Ewigkeit eingehen oder wie auch immer man sich das vorstellt.
Meine Frau hat einen Vers, der ihr besonders wichtig ist, gerade wenn es um das Sterben und die persönliche Begegnung mit Jesus geht: Johannes 17,24. Dort sagt Jesus: „Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir seien.“ Das bedeutet, dass Jesus sie zu sich holen will. Sterben gehört für ihn also zum Programm.
Für mich wurde es wichtig zu verstehen, dass wenn Jesus von seinem Sterben spricht, er sagt, dass er „zum Vater“ geht. Das ist etwas sehr Vertrautes. Ich wünsche mir persönlich, dass der Tod in meinem Denken nicht nur eine Drehtür oder Falltür ist – sondern eine Drehtür in die Gegenwart Gottes.
Natürlich ist die Wiederkunft Jesu das große Ereignis, aber für mich ist es auch mein persönliches „Zu ihm gehen“. Ich möchte diese beiden Dinge nicht zu stark trennen. Die Wiederkunft Jesu soll mich auch dazu bewegen, über den Himmel nachzudenken.
Ich fand es beeindruckend, von einer Mutter zu hören, deren Kind große Ängste vor dem Tod hatte. Diese Ängste waren so stark, dass sie das Kind zu einem weltlichen Kinderpsychiater schickte. Die Mutter war Christin, die Psychologin beim Psychiater jedoch nicht.
Es wurde sehr schnell klar, dass der Hintergrund der Ängste christlich war. Daraufhin sagte die nicht-christliche Psychologin zur Mutter: „Sie sind doch Christen, reden Sie doch mit Ihrem Kind über den Himmel. Denken Sie mit dem Kind darüber nach, wie schön es dort sein wird. Das ist die beste Therapie gegen diese Ängste.“
Das hat die Psychologin wirklich verstanden. Über die Wiederkunft zu reden und über das eigene Ende nachzudenken, gehört dazu. Aber das Ziel ist nicht die Wiederkunft an sich, sondern der Herr und der Himmel.
Ich fand es schön, dass sie das wirklich begriffen hat: Auf dieser Erde ist alles so zweitklassig, wenn ich begreife, welche Hoffnung ich habe – egal, ob ich sterbe oder ob ich mit anderen Christen zusammen entrückt werde und dann bei Jesus bin.
Du hast jetzt das Stichwort Angst schon genannt. Wir sind ja in der Zeit des Advents, also in der Zeit des Wartens auf die Wiederkunft Christi. Ich kenne aber wirklich Christen, die Angst davor haben, dass Jesus wiederkommt – sie fürchten sich vor der Wiederkunft.
Die Frage ist dann natürlich: Wovor habe ich Angst? Und ich glaube, das muss man schon differenziert betrachten.
Wenn ich noch nicht zu Jesus gehöre, dann muss ich sagen: Ja, dann habe ich zu Recht Angst, dass Jesus wiederkommt. Denn dann habe ich keine Chance mehr, die Ewigkeit mit Gott zu verbringen. In diesem Fall sollte ich unbedingt zu Gott umkehren. Gottes Vergebung erlebe ich nur, wenn ich in seine offenen Arme laufe und nicht, wenn ich vor ihm weglaufe.
Aber wenn ich Gottes Kind bin, dann hast du Recht, kann es trotzdem sein, dass ich Angst habe, Jesus zu begegnen. Warum? Vielleicht, weil ich weiß, dass Jesus in meinem Leben gar nicht die Rolle spielt, die er eigentlich spielen sollte. Dann stellt sich die Frage: Warum gebe ich ihm nicht gewisse Dinge preis, die ich festhalte oder unbedingt behalten möchte?
Wenn das so ist, dann ist gerade die Hoffnung darauf, dass Jesus wiederkommt, eine starke Motivation, Dinge in meinem Leben konkret zu verändern. Es bedeutet, dass ich es nicht einfach so lasse. Angst kann dann auch eine große Hilfe sein. Wichtig ist, dass ich sie wahrnehme und mich frage, woher diese Angst kommt und wovor genau ich Angst habe.
Das wäre mein Rat: Wovor habe ich konkret Angst? Das sollten sich Menschen überlegen. Oft kann ich die Dinge, an denen ich festhalte, loslassen und mein Leben verändern. Ich sollte mich nicht mit dieser Angst herumschlagen, sondern begreifen, dass Gott mir seinen Frieden geben will. Er will mir auch seine Freude schenken, damit ich ihn freudig erwarte – gerade in dieser Zeit des zweiten Advents. Es geht darum, sich auf Jesus auszurichten.
Es gibt aber auch Christen, die haben eine diffuse Angst vor dem Kommen Jesu. Wenn man sie fragen würde, was sie festhalten, könnten sie das eigentlich gar nicht genau sagen. Sie haben einfach den Eindruck: „Mir wird es wahrscheinlich nicht reichen, ich bin nicht heilig genug.“
Hier ist es wichtig zu zeigen, dass das Evangelium einen barmherzigen Gott offenbart. Er holt mich nicht in den Himmel, weil ich so gut bin oder erst wenn ich so gut bin, sondern er hat mich trotz meiner Fehler und Schwächen zu sich gezogen. Er will mich bei sich haben.
Das haben wir vorhin in Johannes 17 gehört: Er wird mich holen, er wird mir entgegenkommen, wenn ich nicht vorher sterbe. Er wird mich nicht mit einer Checkliste empfangen, auf der steht, was ich getan oder nicht getan habe.
Das finde ich wichtig zu betonen: Gott ist groß an Gnade. So lesen wir es zum Beispiel in 2. Mose 34 oder auch in Epheser 2: „Gott will den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweisen.“ Gott wird mich mit seiner Gnade überschütten und sich freuen, dass ich am Ziel bin.
Über dieses biblische Bild vom Ziel sollte ich immer wieder nachdenken, damit es mein Denken prägt und die Vorfreude auf die Begegnung mit meinem Herrn wächst.
Das war also der Podcast zum Advent der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir haben uns damit beschäftigt, dass Jesus wiederkommt – im allgemeinen Sinne, ohne auf die Details des Wie einzugehen. Es ging vor allem um die Naherwartung seiner Wiederkunft.
Wenn Fragen bestehen, über die gesprochen werden soll, oder wenn Anmerkungen zum Podcast vorliegen, können diese gerne per E-Mail an podcast@efa-stuttgart.de gesendet werden.
Wir wünschen euch, dass wir euch motivieren konnten, euch intensiver mit der Wiederkunft des Herrn Jesus auseinanderzusetzen und dass ihr euch darauf freuen könnt.