Bleib so, wie du bist – hat dir schon einmal jemand diesen Satz gesagt? In der Regel hört man ihn bei einer Verabschiedung. Zum Beispiel: „Hey, es war total schön, dich kennengelernt zu haben. Ich habe die Zeit mit dir genossen. Bleib so, wie du bist.“ Oder auf einer Geburtstagskarte: „Ich wünsche dir Gottes Segen für dein nächstes Lebensjahr. Was ich dir einfach nochmal sagen wollte, ist: Bleib so, wie du bist.“
Dieser Satz ist lieb gemeint. Doch meistens sagen ihn nur Menschen, die uns nicht gut genug kennen. Meine Frau wird mir das zum Beispiel nie sagen: „Schatz, bleib so, wie du bist.“ Damit wir uns nicht falsch verstehen: Meine Frau sagt „Schatz, ich liebe dich so, wie du bist.“ Aber sie kennt mich. Deshalb wird sie mir nie sagen „Schatz, bleib so, wie du bist.“
Ich kenne auch jemanden, der dir diesen Satz niemals sagen wird: Gott. Gott wird dir nie sagen: „Bleib so, wie du bist.“ Gott sagt dir als Kind Gottes: „Ich habe dich angenommen, wie du bist.“ Gott sagt dir: „Ich liebe dich so sehr, so wie du bist.“ Du kannst nichts tun, damit ich dich weniger oder mehr liebe. Aber weil ich dich liebe, will ich dich verändern.
Einführung in das Thema Heiligung
In meiner Predigt heute Morgen geht es um persönliche Heiligung. Das ist mein Predigtthema, ein sehr, sehr wichtiges Thema für uns Christen. Deshalb habe ich mich entschieden, nur über einen einzigen Vers zu predigen: Römer 12, Vers 2.
Zuvor möchte ich jedoch den Begriff Heiligung definieren. Das ist ein Wort, das wir oft hören, aber vielleicht nicht genau verstehen. Ich habe es folgendermaßen definiert: Heiligung beschreibt den Veränderungsprozess, der mit der Wiedergeburt beginnt und darauf abzielt, dass das Denken und Verhalten eines Christen immer weniger der Welt und immer mehr Gottes Willen entspricht. Das ist Heiligung.
Genau um diese Inhalte geht es in Römer 12, Vers 2, auch wenn das Wort „Heiligung“ dort nicht ausdrücklich vorkommt. Das ist unser heutiger Predigttext, den ich zu Beginn vorlesen möchte.
Paulus schreibt an die Christen in Rom: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist, das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.“
Unser Text beginnt mit dem Wort „und“. Das ist ein wichtiges Wort, denn es verbindet unseren heutigen Text in Vers 2 mit dem Text meiner letzten Predigt, mit Vers 1.
In Römer 12, Vers 1 hat Paulus geschrieben: „Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt.“
Der praktische Teil des Römerbriefs und die Motivation zur Heiligung
In Römer 12,1 beginnt der sogenannte praktische Teil des Römerbriefs. Der Brief teilt sich grob in zwei Abschnitte. In den Kapiteln 1 bis 11 hat Paulus das Evangelium ausführlich dargelegt – so ausführlich wie in keinem anderen Brief der Bibel. Deshalb sagt Luther, dass es das Herzstück des Neuen Testaments ist, pures Evangelium in elf Kapiteln.
Ab Kapitel 12 geht es darum, wie das christliche Leben angesichts des Evangeliums aussieht und was unsere Antwort darauf sein soll. Paulus sagt zunächst in Vers 1, dass unsere völlige Hingabe durch das Evangelium motiviert wird, durch die Erbarmungen Gottes. Ebenso wird unsere persönliche Heiligung durch das Evangelium angetrieben. Das Evangelium ist unser Ansporn, weil Gott jetzt an uns arbeitet.
Im Prinzip bilden die Verse 1 und 2 in Römer 12 die Überschrift über den gesamten zweiten Teil des Briefs. Ganz ehrlich: Das gesamte christliche Leben lässt sich mit diesen beiden Aussagen zusammenfassen. Es geht beim Christsein um völlige Hingabe und um persönliche Heiligung.
Damit wird alles zusammengefasst, was Paulus in den Kapiteln 12 bis 16 darlegt. Das christliche Leben ist geprägt von persönlicher Heiligung.
Pass dich nicht der Welt an – Die Welt als Herausforderung für Christen
Was beinhaltet persönliche Heiligung? Mein erster Punkt lautet: Pass dich nicht der Welt an.
In Vers 2 heißt es zu Beginn: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt.“ Hier müssen wir uns die Frage stellen: Was hat es mit der Welt auf sich? Auch diesen Begriff verstehen Christen möglicherweise unterschiedlich.
Zunächst einmal geht es hier um die gottlose Welt, in der die römischen Christen leben. Sie sind zum Glauben gekommen, mitten in der Großstadt Rom innerlich erneuert und gerechtfertigt worden. Sie haben eine neue Identität bekommen, leben aber immer noch in Rom, in der Großstadt, und somit in einer weltlichen, heidnischen Umgebung. Als Christen sind sie in der Minderheit.
Wie diese heidnische Umgebung „tickt“, erfahren wir im Römerbrief, Kapitel 1. Die Heiden wissen eigentlich von Gott, doch sie strecken ihm ihre Faust entgegen und sagen: „Wir wollen keinen Gott über uns haben, wir wollen selbst Gott sein.“ Sie haben die Anbetung vertauscht und folgen ihren Lüsten und Begierden. So tickt die Welt.
Der Apostel Johannes beschreibt die Begierden in dieser Welt in seinem ersten Johannesbrief, Kapitel 2, Verse 16 und 17, wunderbar zusammengefasst. Er schreibt: „Denn alles, was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Begierde; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit.“
Das Wesen dieser Welt lässt sich mit drei Aspekten zusammenfassen: Es geht um die Begierde des Fleisches, die Begierde der Augen und den Hochmut des Lebens. Es geht darum, etwas genießen zu wollen, etwas haben zu wollen und etwas sein zu wollen. Alle Sünden und das weltliche Denken lassen sich in diese drei Kategorien einordnen. Man könnte sie auch mit drei Schlagwörtern beschreiben: Geld, Macht und Sex. Das ist das Wesen dieser Welt, und sie schließt Gott völlig aus.
William MacDonald hat das Wesen dieser Welt sehr gut zusammengefasst. Er sagt: „Die Welt ist eine Zivilisation, die die Menschheit errichtet hat, um ihre eigenen Wünsche ohne Gott zu erfüllen. Sie ist nicht nur unabhängig von Gott, sondern steht ihm feindlich gegenüber. In Wirklichkeit ist die Welt leer, sie ist eine hohle Fassade, ein oberflächliches Vergnügen. Was sie auch bieten mag, das menschliche Herz bleibt unbefriedigt. Die Weltmenschen versuchen, mehr aus der Welt herauszuholen, als in ihr enthalten ist. Es ist eine künstliche Gesellschaft mit einem leeren Ziel. Es ist Glitzer ohne Glanz und nichts dahinter, eine tolle Verpackung ohne lohnenden Inhalt.“
Ich denke, das ist eine gute Beschreibung des Wesens dieser Welt: eine Zivilisation, die ihre eigenen Wünsche und Begierden erfüllen möchte – ohne Gott.
Das Verhältnis von Christen zur Welt – In der Welt, aber nicht von der Welt
Wie soll das Verhältnis eines Christen zu dieser Welt beziehungsweise in dieser Welt aussehen?
Schauen wir zunächst darauf, was Paulus hier nicht tut. Es ist nicht nur wichtig zu sehen, was Paulus sagt, sondern auch, was er nicht sagt. Paulus ruft die Christen nicht aus der Welt heraus. Das ist nicht das, was er in Römer 12,2 meint. Es geht nicht darum, dass Christen jeden Kontakt zu Ungläubigen meiden sollten.
Es gibt vielleicht Glaubensrichtungen und Frömmigkeitsziele, die das sehr stark betonen und sich absondern, aber das funktioniert nicht. Das hat auch im Kloster nicht funktioniert. Es geht nicht. R.C. Sproul schreibt zu dieser Stelle: Manche legen diese Stelle so aus, dass der eigentliche Test der Geistlichkeit darin bestehe, der ganzen Welt zu zeigen, dass wir nicht zu ihr gehören, indem wir uns als unwichtige, unbedeutende, seltsame und eigenartige Menschen verhalten. Doch das ist es nicht, wovon Paulus hier spricht.
Paulus stellt das sogar im 1. Korintherbrief klar, dass Christen nicht aus der Welt entfliehen sollen. Ihm ist es wichtig, dass seine Aussage richtig verstanden wird.
In 1. Korinther 5,9-10 schreibt er: Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr keinen Umgang haben sollt mit Unzüchtigen. Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen dieser Welt oder die Habgierigen oder Räuber oder Götzendiener, sonst müsstet ihr die Welt verlassen.
Es geht hier um ein spezielles Problem in Korinth. Ein Bruder lebt in der Sünde, und Paulus weist die Gemeinde an, den Kontakt zu diesem Bruder zu meiden, ihn aus der Gemeinde auszuschließen – aber mit dem Ziel, ihn zu gewinnen.
Dann macht Paulus deutlich: Wenn ich euch schreibe, ihr sollt mit Unzüchtigen keinen Umgang haben, meine ich damit nur diejenigen, die sagen, ich bin Christ, aber leben in Sünde. Denen sollten wir durch Meidung und eine klare Sprache zeigen, dass sie falsch liegen.
Aber Paulus sagt dann auch: Es geht nicht um jeden Unzüchtigen, sonst müsstet ihr die Welt räumen.
Mal nebenbei gesagt: Wie sollen Christen Menschen für Christus erreichen, wenn sie keinen Kontakt zu Ungläubigen haben, wenn sie weltfremd leben und sich abschotten? Wir sollen Licht in der Welt sein. Gott hat uns in die Welt gesandt.
In Thessalonich gab es eine gefährliche, weltfremde Tendenz bei den Christen. Sie hatten vermutlich die Vorstellung, dass Jesus bald wiederkommt und sie deshalb nicht mehr arbeiten müssten. Paulus möchte ihnen deutlich machen, dass sie einen Auftrag in dieser Welt haben, im alltäglichen Leben.
In 1. Thessalonicher 4,11-12 heißt es: Wir ermahnen euch aber, dass ihr darin noch vollkommener werdet und eure Ehre dareinsetzt, dass ihr ein stilles Leben führt, das eure schafft und mit euren eigenen Händen arbeitet, wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt in der Welt, vor denen, die draußen sind, und auf niemanden angewiesen seid.
Paulus sagt, es geht nicht darum, dass unser Verhalten weltfremde Züge annimmt, indem wir unseren Verpflichtungen in dieser Welt nicht mehr nachkommen. Stattdessen sollen wir ehrbar wandeln gegenüber den Ungläubigen.
Das heißt, wir halten fest: Christen sind in der Welt und für die Welt, denn wir haben einen Auftrag für die Welt. Aber Christen sind nicht von der Welt. In der Welt, für die Welt, aber nicht von der Welt – in diesem Spannungsfeld leben wir.
Das Spannungsfeld des christlichen Lebens in der Welt
Dieses Spannungsfeld zeigt Jesus in seinem hohen priesterlichen Gebet in Johannes 17 auf. Schaut man sich Vers 11 an: „Und ich bin nicht mehr in der Welt.“ Jesus ist kurz davor, zum Vater zu gehen, und sagt: „Aber diese sind in der Welt“ – seine Jünger.
Von ihnen sagt er in ein paar Versen danach, in Vers 14: „Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind.“ Hier haben wir es: in der Welt, aber nicht von der Welt.
Ihr Lieben, in diesem Spannungsfeld leben wir als Christen auch im 21. Jahrhundert. Wir sind mittendrin, aber nicht von dieser Welt. In diesem Spannungsfeld leben unsere gläubigen Kinder, wenn sie morgens zur Schule gehen. Sie lieben Jesus, sie haben vielleicht ihr Herz schon Jesus übergeben, aber sie werden auf dem Pausenhof mit der Welt konfrontiert.
Sie sehen sich Dinge auf dem Smartphone des Klassenkameraden an, die sie niemals hätten sehen sollen. Und das passiert, weil sie in der Welt sind. In diesem Spannungsfeld befinden sich auch unsere Teens und Jugendlichen. Sie folgen Jesus nach, sie wollen für Jesus leben.
Aber sie hören die Predigt dieser Welt im Hörsaal von den Professoren. Sie hören die Predigt dieser Welt in der Pause, im Klassenzimmer – und die Welt predigt laut. Sie werden konfrontiert mit Sex, mit Drogen, mit Partys. Sie wissen: Eigentlich gehöre ich nicht dahin, ich will für Jesus leben.
Doch wir sind ständig in einer Zerrissenheit: in der Welt, aber nicht von der Welt. Und in dieser Zerrissenheit werden wir so lange leben, ab dem Zeitpunkt unserer Wiedergeburt, bis wir irgendwann vor dem Herrn stehen.
Das ist das Spannungsfeld. Deshalb ist eine Zerrissenheit, die du vielleicht auch spürst, die Alltagserfahrung eines Christen. Sie rührt daher, dass wir in der Welt sind, dass wir einen Auftrag für diese Welt haben, aber nicht von der Welt sind.
Wie gehen wir mit dieser Zerrissenheit um? Das ist die Frage. Hier kommt persönliche Heiligung ins Spiel. Paulus schreibt den Christen in Rom, mitten in der Großstadt, in der Metropole: „Seid nicht gleichförmig dieser Welt.“ Das heißt, Paulus sagt: Lasst euch nicht in die Form dieser Welt pressen.
Im Griechischen steht hier ein Wort, daher haben wir unser Wort „Schema“. Paulus sagt, das Denkschema dieser Welt soll euch nicht prägen. Als Christen dürfen wir nicht das Wertesystem dieser Welt übernehmen, nicht das Denksystem dieser Welt, keine weltliche Weltanschauung. Davon sollen wir uns fernhalten.
Da muss es einen extremen Unterschied geben. Eigentlich müsste es, wenn wir als Christen mit einem Ungläubigen reden, nach drei, vier Sätzen deutlich werden: Wir ticken ganz anders. Ganz anders, weil unser Denken in eine ganz andere Richtung geht.
Es ist so schade, dass viele Christen mit dieser Welt liebäugeln. Viele Christen betonen zwar ihren Auftrag in der Welt, aber vernachlässigen den Aspekt, dass wir nicht von der Welt sind. Welt und Christsein kann man in der Denkweise nicht miteinander verbinden.
Jakobus sagt in Jakobus 4,4: „Ihr Ehebrecherinnen, wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes.“ Die beiden Aspekte – Welt und Christsein – passen nicht zusammen.
Die defensive Seite der persönlichen Heiligung
Persönliche Heiligung fängt genau da an. Sie hat einen defensiven Charakter. Ich achte darauf, dass die Welt mich nicht in ihrem Denken prägt.
Ihr Lieben, die Gefahr besteht. Und diese Gefahr besteht bei jedem von uns – bei mir ebenso wie bei dir. Wir sehen das an Demas, in 2. Timotheus 4,10: Paulus schreibt, dass Demas ihn verlassen hat, weil er diese Welt liebgewonnen hat und nach Thessalonich gegangen ist. Demas war ein Mitarbeiter von Paulus, er hatte die richtige Theologie von Paulus mitbekommen, aber sein Herz hat er an die Welt verkauft.
In der Biologie gibt es ein Phänomen, das sich Modifikation nennt. Wenn man zum Beispiel eine Löwenzahnpflanze heranzüchtet und den Samen dieser Pflanze nimmt, um ihn an ganz unterschiedlichen Stellen einzupflanzen – etwa im Bergland, an der Meeresküste oder im Tiefland – entwickeln sich diese Pflanzen trotz derselben Art völlig unterschiedlich. Wisst ihr, warum? Der Löwenzahn passt sich immer der Umgebung an.
Das Krasse ist: Wenn man sogar die Wurzel einer Löwenzahnpflanze nimmt und halbiert, und einen Teil der Wurzel im Bergland und den anderen im Tiefland anpflanzt, entstehen ganz unterschiedliche Pflanzen. Sie sehen optisch ganz verschieden aus. Wisst ihr, warum das so ist? Löwenzahn passt sich aufgrund seiner Genetik immer der Umgebung an.
Ihr Lieben, genau das beschreibt unseren Kampf. Wir neigen von Natur aus dazu, uns der Welt anzupassen, wenn wir nicht dagegen ankämpfen. Das liegt an unserer Genetik, an unserem Fleisch – biblisch gesprochen – in uns. Wir haben leider eine Antenne für die Dinge dieser Welt, und das ist das Fleisch.
Mal ehrlich: Wir kennen das alle, dass wir von dieser Welt gelockt werden. Sonst wäre eine Versuchung keine Versuchung. Manchmal erscheint uns die Welt, ihre Denkweise, ihr Glitzer und Glanz so attraktiv. Warum? Weil wir nach wie vor eine Antenne für diese Welt haben – das ist unser Fleisch.
Und nicht nur das: Wir sind empfänglich, und die Welt predigt auch noch ziemlich laut. Die Welt predigt auf Social Media, auf Netflix, sie verbreitet ihre Botschaft allgegenwärtig, unaufhörlich und unüberhörbar. Die Welt predigt laut – im Hörsaal, auf dem Pausenhof, bei der Arbeit, in der Werbung.
Sie predigt und predigt, und wir haben eine Antenne dafür. Die Welt predigt: Verwirkliche dich selbst! Mach schnell viel Geld, damit du finanziell unabhängig wirst! Die Welt predigt: Liebe dich selbst! Tu, was dir gut tut! Meide Menschen, die dir Kraft kosten! Sei tolerant!
Wisst ihr, was Toleranz früher bedeutete? Früher hieß es, dass ich den anderen ertrage, obwohl er andere Überzeugungen hat. Die Welt hat diesen Begriff aber anders gefüllt. Heutzutage bedeutet tolerant zu sein, dass ich das, was der andere sagt, gutheißen muss.
Diese Botschaft – LGBTQ lässt grüßen – wird überall gepredigt. Mittlerweile werden sogar Sportveranstaltungen als Plattform für diese Predigt genutzt. Wir hören diese Predigt, unsere Kinder hören sie, unsere Jugendlichen hören sie, unsere Senioren hören sie – wir alle hören diese Predigt.
Paulus sagt: Lasst euch nicht in das Denkschema der Welt einpressen. Vielleicht merkst du gerade bei dir selbst, wie sehr du darin steckst. Vielleicht fällt es dir schwer, anders zu sein. Vielleicht ist es der Gruppenzwang, du willst nicht anecken und bist deshalb lieber ein Fähnchen im Wind.
Christus hat uns dazu berufen, eigene Überzeugungen zu haben. Wir sollen uns nicht ständig mit den neuesten Trends der Welt herumschlagen und uns anpassen.
Der Schlüssel zur Veränderung – Freude am Evangelium
Jetzt ist deine Frage vielleicht: Was können wir denn konkret tun? Ich merke, dass ich oft in der Gefahr stehe, mein Denken von der Welt prägen zu lassen. Wie kann ich das umsetzen, wenn Paulus hier sagt: Seid nicht gleichförmig dieser Welt?
Wisst ihr was? Ich bin so dankbar, dass wir in Paulus selbst ein Vorbild haben. Paulus hatte auch eine Antenne für die Dinge dieser Welt. Er war genauso ein Mann aus Fleisch und Blut. Er wurde versucht und hat auch versagt. Paulus war in den großen Städten dieser Welt unterwegs: in Athen, in Thessalonich, in Rom – er war mitten in der Welt.
Wie hat er es geschafft, sich nicht von der Welt formen zu lassen? Der Schlüssel liegt in Galater 6,14. Dort sagt Paulus: „Mir aber sei es ferne, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.“
Paulus sagt: Der Schlüssel ist die Freude am Evangelium, die Freude an unserem guten Herrn Jesus Christus. Weißt du was? Eines kannst du sicher wissen: Je kostbarer dir Jesus ist, desto unattraktiver wird die Welt für dich. Je kostbarer unser Herr für dich ist, je kostbarer das Evangelium für dich ist, desto unattraktiver wird die Welt.
Du willst die Welt nicht, weil du in Jesus die ganze Fülle hast. Wenn du das verstehst – wir sind gesegnet mit allem geistlichen Segen in ihm – dann willst du dich nicht mit anderen Dingen füllen, weil du voll bist von Jesus.
Fernando Ortega singt in einem Lied: „You can have all this world but give me Jesus.“ Du kannst die ganze Welt haben, aber gib mir Jesus.
Ihr Lieben, das ist der Schlüssel: Je kostbarer Jesus dir ist, desto unattraktiver wird die Welt für dich sein. Wenn du erkennst: Jesus, du bist alles, was ich habe, du bist alles, was ich brauche, mein Becher ist in dir voll, dann wird die Welt keinen Reiz mehr auf dich haben.
Darum geht es immer wieder: den Wert, den wir in Christus haben, durch das Evangelium zu erkennen.
Die offensive Seite der Heiligung – Erneuerung des Sinnes
Heiligung hat etwas mit verändertem Denken zu tun, und das führt uns zum zweiten Aspekt der Heiligung. Paulus schreibt in Römer 12,2: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes.“
Heiligung hat eine defensive und eine offensive Seite. Defensiv bedeutet, ich achte darauf, dass die Welt mich nicht prägt. Offensiv gehe ich aktiv in die Veränderung meines Denkens hinein. In dieser Aussage steckt so viel Wahrheit, fünf Aspekte, die ich nur aus dieser Aussage über Heiligung entnehmen möchte.
Zunächst entnehmen wir aus der Aussage „sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes“, dass Heiligung notwendig ist, dass Veränderung notwendig ist. „Bleib so, wie du bist“ ist für Gott keine Option. „Werdet verwandelt!“ Es muss Veränderung geschehen.
Die Notwendigkeit der Heiligung kann man mit einer Ruine vergleichen. Ich habe euch da mal ein Bild mitgebracht: Als Jesus uns mit seinem Blut erkauft hat, kann man uns mit einer Ruine vergleichen – absolut unbrauchbar. Gott hat in uns nicht irgendetwas moralisch Gutes gesehen, um zu sagen: „Gut, dann erbarme ich mich.“ Wir waren tot in den Sünden, kaputte Wracks, elende Sünder.
Jesus sagt: „Ich kaufe dich.“ Wir mussten nicht erst besser werden, damit er uns annimmt. Rechtfertigung ist nicht an Werke geknüpft. Er sagt: „Ich entscheide mich aufgrund meiner Güte, dich zu kaufen, und du bist mein, so wie du bist.“ Gnade findet uns nicht da, wo wir sein wollen, sondern da, wo wir sind und wie wir sind. Ein elender Sünder, der Gnade erfährt – das ist die Rechtfertigungslehre.
Aber schaut mal: Wir sind immer noch kaputt. Wir gehören schon ihm, er hat uns so genommen, wie wir sind. Für Gott ist es jedoch keine Option, dass du eine Ruine bleibst. Das passt nicht zu seinem göttlichen Wesen. Deshalb sagt Gott: „Ich verändere dich, ich verändere dich.“ Veränderung ist notwendig.
Das führt uns zur zweiten Beobachtung aus diesem Text: Die Veränderung bewirkt Gott. Hier heißt es im Text „Werdet verwandelt“ – das ist passiv formuliert. Das heißt, wir stellen uns die Frage: Wer ist der Handelnde? Hier geschieht etwas an uns. Wir haben hier ein göttliches Passiv, das wir immer wieder in der Bibel finden. Das bedeutet, Gott ist der Handelnde. Nur er kann unsere Herzen verändern, nur er.
Nur er kann das Herz seines Ehepartners verändern, du schaffst es nicht. Gott ist derjenige, der Heiligung bewirkt. In Philipper 2 heißt es, er schenkt das Wollen und das Vollbringen. Das heißt, wenn du den Wunsch verspürst, Jesus nachzufolgen, wenn du den Wunsch verspürst, gehorsam zu sein, hat Gott dir diesen Wunsch geschenkt. Er schenkt das Wollen, er schenkt das Vollbringen.
Aber: Die Veränderung erfordert unsere Bereitschaft. Die nächste Beobachtung lautet: Es ist ein Imperativ. Hier im Text „werdet verwandelt“ heißt das, es ist eine Art Handlungsaufforderung an die Christen. Daraus entnehme ich: Gott ist derjenige, der die Veränderung wirkt, aber wir müssen sie zulassen. Wir müssen uns dieser Veränderung stellen.
Eine weitere Wahrheit über Heiligung und Veränderung ist, dass Veränderung ein lebenslanger Prozess ist. Vielleicht denkst du jetzt: „Okay, das hört sich richtig an, aber wo steht das im Text?“ Hier haben wir im Griechischen ein Präsens: „werdet verwandelt“. Das griechische Präsens meint immer eine andauernde Tätigkeit.
Paulus sagt: Heiligung ist ein Prozess. Das ist der Unterschied zur Rechtfertigung. Rechtfertigung geschieht in einem Akt – richterliche Gerechtsprechung durch Gott aufgrund des Glaubens an Jesus Christus. Heiligung ist ein lebenslanger Prozess.
Gott eifert so sehr um deine Veränderung, dass er alles in deinem Leben dafür verwendet, dich zu verändern, sogar Leitsituationen (Römer 8,28-29). Er will so sehr deine Veränderung. Aber ganz ehrlich: Sie wird andauern bis an unser Lebensende. Es ist ein lebenslanger Prozess.
In gewisser Weise ähneln wir Christen dem Kölner Dom: immer Baustelle. Immer gibt es etwas Neues zu machen, immer ein neues Gerüst, nie ganz gerüstfrei. Die Frau von Billy Graham, Ruth Graham, hat auf ihrem Grabstein stehen: „Baustelle beendet, vielen Dank für ihre Geduld.“ Das sind wir – Baustellen.
Deshalb ist Gemeinde immer Baustelle, weil wir Baustellen sind. Aber wir sind Werke im Werden, wir sind dabei. Es ist so schön, wenn man als Christ auf Jahrzehnte zurückschauen kann und sagen kann: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht mehr so bin.“ Ich bin zwar noch nicht da, wo ich sein will, aber ich bin nicht mehr das, was ich einmal war.
Wenn im Laufe der Jahre und Jahrzehnte Heiligung passiert, ist es schön, das an Menschen zu sehen. Ich hatte letzte Woche ein Gespräch mit einem Bruder dieser Gemeinde. Keine leichte Lebenssituation, eine schwierige Ehe. Je mehr ich mit ihm spreche, desto mehr werde ich ermutigt. Er ist so standhaft, so Christusähnlich.
Ich stelle fest: Er hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten jedes Jahr die Bibel durchgelesen. Er hat sich gewaschen durch das Wort, sein Denken wurde erneuert. Das ist etwas Schönes, was im Laufe unseres Lebens passiert. Das möchte der Herr auch in deinem Leben wirken – er will dich verändern.
Eine fünfte Wahrheit, die wir hier über die Veränderung entnehmen können, ist: Die Veränderung geschieht immer von innen nach außen, nicht andersherum. Paulus sagt, wodurch Veränderung geschieht: „durch die Erneuerung des Sinnes.“ Im Griechischen steht hier das Wort „nous“. „Nous“ bedeutet Gesinnung. Es beinhaltet das Denken, aber auch das Wollen und unsere Werte.
An anderen Stellen spricht die Bibel vom Herzen, das ist letztendlich ein sehr ähnliches Konzept. Veränderung geschieht immer zuerst im Inneren. Je nachdem, welche Gesinnung ich habe, zeigt sich das in meinem Handeln.
Ein Negativbeispiel finden wir in Römer 1,28: „Und wie sie es nicht für gut fanden, Gott in der Erkenntnis festzuhalten, hat Gott sie dahingegeben in einem verworfenen Sinn (Gesinnung, nous), um das zu tun, was sich nicht geziemt.“ Weil sie diesen kaputten Sinn haben, zeigt sich das in kaputten Handlungen.
Es macht keinen Sinn, einfach nur die Handlungen verändern zu wollen. Der Sinn muss verändert werden. Ich habe euch da mal ein Schema mitgebracht: Unsere Handlung entspringt immer unserem Denken beziehungsweise unserem Wollen. Wenn wir eine Handlung immer wieder begehen, wird daraus irgendwann eine Gewohnheit. Aus einer Gewohnheit wird irgendwann ein Charakter.
Heiligung ist Charakterveränderung. Deswegen will Heiligung immer am Ursprung ansetzen – an unserem Denken, an unserem Wollen. Verändertes Denken und veränderte Werte führen zu verändertem Verhalten und zu veränderten Handlungen. Das führt zu veränderten Gewohnheiten und schließlich zu einem veränderten Charakter.
Deshalb ist es so wichtig, bei der Heiligung im Inneren anzufangen. Leider gibt es viele Gemeinden und Christenfrömmigkeitsbewegungen, die nur auf Äußerlichkeiten setzen. Dort wird versucht, durch Gemeinderegeln irgendwie Heiligung zu erzwingen. Das funktioniert nicht. Das ist unbiblisch.
Dadurch erziehst du Heuchler, die von außen irgendwie in ein Schema passen, aber im Herzen ist ihr Denken wie vorher. Es muss zuerst im Denken geschehen – diese Veränderung. Das ist so wichtig, weil wir alle unsere Prägungen mitbringen, wenn wir zum Glauben kommen.
Stellt euch vor: Ein 45-Jähriger kommt zum Glauben. Er hatte keine gläubige Oma, die für ihn gebetet hat, er war nicht in der Kinderstunde der Gemeinde. 45 Jahre Heidentum – jetzt kommt er zum Glauben an Jesus Christus, versteht das Evangelium, er ist eine neue Kreatur. Aber da ist noch so viel Denken von vier Jahrzehnten Heidentum, das jetzt nach und nach erneuert werden muss.
Ich verstehe die Korintherbriefe immer mehr. Je mehr man mit Leuten zu tun hat, die 50 Jahre Heidentum hinter sich haben, desto mehr versteht man die Korintherbriefe. In Korinth ist die erste Generation an Christen zum Glauben gekommen. Paulus sagt: „Reingewaschen, gerechtfertigt.“ Und einige Verse später sagt er der Gemeinde, dass die Männer nicht mehr zu den Prostituierten gehen sollen.
Stellt euch das mal vor! Da fassen wir uns doch an den Kopf. Sie sitzen in der Gemeinde, aber in der Woche sind sie im Bordell. Warum kommt das? Es ist eine Prägung – griechisches Denken. Was mit dem Leib passiert, ist völlig egal, nur der Geist ist wichtig.
Ich finde es so wichtig zu sehen, wie Paulus das seelsorgerlich angeht. Er sagt genau: Ihr denkt falsch über euren Körper. Paulus sagt nicht nur: „Hört auf!“ Das wäre oberflächlich. Wenn man das Denken nicht verändert, bringt das nichts.
Deshalb sagt er: Schaut euren Körper mal an! Euer Körper besteht aus Gliedern Christi. Euer Körper ist ein Tempel des Heiligen Geistes. Euer Körper ist wichtig für Gott. Verherrlicht Gott mit eurem Körper. Sex und Anbetung gehören zusammen – wow, Umdenken!
Dann sagt er in Kapitel 7, wie sich das in der Ehe auswirken soll: Sexualität hat nur ihren Platz in der Ehe, und man ist füreinander da. Paulus setzt beim Kern an – beim Denken. Genau in unserem Denken muss Veränderung beginnen.
Die Notwendigkeit der Erneuerung des Denkens im Alltag
Meine Frage an dich heute Morgen lautet: Wo brauchst du verändertes Denken? Wo bist du bisher vielleicht falsch geprägt worden, zum Beispiel in deinem Gottesbild? Du hast möglicherweise ein verzerrtes, einseitiges Gottesbild.
Vielleicht betrifft es deine Denkweise über Sexualität. Vor einiger Zeit habe ich in einer Gemeinde eine Umfrage gemacht: Was hat in deiner Teenagerzeit und Jugendzeit deine Denkweise über Sexualität am meisten geprägt? 73 Prozent der Antworten waren die Medien, nur drei Prozent sagten Bibel und Gemeinde. Kann es sein, dass auf diesem Gebiet bei dir noch viel Umdenken und Heiligung geschehen muss?
Wie denkst du über deine Rolle als Mann? Wie über deine Rolle als Vater? Wie über deine Rolle als Mutter? Und wie über deine Rolle als Ehefrau? Vielleicht brauchst du verändertes Denken auch in Bezug auf deine Finanzen. Hast du wirklich Gottes Gedanken über Geld und Besitz, über Materielles, verinnerlicht? Entspricht dein Denken über dein Konto Gottes Denken über Geld? Vielleicht braucht auch das Veränderung.
Wie denkst du über Arbeit? Ist Arbeit nur ein notwendiges Übel, um Brot auf den Tisch zu bringen, oder hat der Montag auch etwas mit Gottesdienst zu tun? Wie denkst du darüber? Wo muss in deinem Leben noch Heiligung passieren?
R.C. Sproul sagt: Wir müssen umlernen und alles aus einer neuen Perspektive betrachten. Wir brauchen neue Werte. Wir müssen unseren Verstand so trainieren, dass wir anfangen, Gottes Gedanken zu denken.
Wie geht das, fragst du dich vielleicht? Wie kann ich mein Denken verändern? Gut, dass du fragst. Die Bibel sagt, dass Heiligung durch das Wort Gottes und Gebet geschieht. Genau das ist es. Es beginnt damit, dass du heute im Anschluss an den Gottesdienst ins Gebet gehst und sagst: Herr, bitte zeig mir meine Baustellen auf.
Manchmal haben wir blinde Flecken in unserem Leben und sehen die Baustellen nicht. Dann kannst du beten: Gott, bitte zeig du sie mir, verändere mein Denken, ich brauche dich so sehr.
Es ist sehr wichtig, dass du dich dem Wort Gottes aussetzt. Du bekommst sowieso die Predigten dieser Welt mit, aber du brauchst immer das Korrektiv dazu. Dieses Korrektiv ist das Wort Gottes. Christen, die jahrzehntelang zu wenig das Wort Gottes lesen, werden keine Fortschritte in der Heiligung machen.
Für mich war es sehr ermutigend: Vor ein, zwei Wochen hatte ich einen Bruder aus einer anderen Gemeinde bei uns zu Hause. Er erzählte mir von seinem alten Leben: „Andre, ich war voller Hass, ich habe einen Mord geplant, ich hatte genau geplant, wie ich ihn umbringen werde.“ Dann kam Jesus in sein Leben und hat ihn so verändert.
Er sagte weiter: „Andre, ich habe Kinder gehasst.“ Jetzt sehe ich ihn bei uns mit unseren Kindern spielen, total liebevoll. Ich sehe das Wunder, das nur Jesus wirken kann – das schafft keine Therapie. Jesus verändert unser Denken.
Ich habe mehr und mehr mit dem Bruder gesprochen. Er sagte: „Andre, heute Vormittag habe ich ein bisschen Zeit, ich will jetzt erst mal vier Stunden Jesaja studieren.“ Wenn du dich so viel mit der Bibel beschäftigst, wird dein Denken verändert.
Deshalb möchte ich dich ermutigen: Geh heute noch einmal neu ins Wort und lass dein Denken reinigen. Lass dein Denken durch Gottes wunderbares Korrektiv verändern.
Eigentlich bedeutet eine Erneuerung des Denkens Buße. Buße bedeutet Sinneswandel. Das Leben eines Christen ist ein Leben in fortwährender Buße.
Auch die Gemeinschaft mit anderen Christen kann helfen, in der Heiligung zu wachsen. Eisen schärft Eisen. So brauchen wir einander, um unser Denken zu korrigieren und uns gegenseitig zu helfen. Das ist Jüngerschaft. Das ist unser Jahresschwerpunkt: immer mehr Jesus ähnlicher zu werden – in Gemeinschaft.
Höre dir christliche Predigten an, fülle dich mit dem Wort Gottes, höre bibeltreue Predigten und lies gute christliche Bücher. All das kann helfen, dein Denken erfrischend zu erneuern.
Leben im Willen Gottes als Ziel der Heiligung
Ich komme zu meinem letzten Punkt: Persönliche Heiligung beinhaltet auch das Leben im Willen Gottes. Paulus schließt den Vers mit den Worten ab, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist – das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene.
Hier wird das Ergebnis des veränderten Denkens beschrieben. Wenn unser Denken verändert ist, führt das dazu, dass wir jetzt erkennen können, was Gottes Wille ist. Wir alle stellen uns immer wieder die Frage: „Gott, was ist denn dein Wille für mein Leben?“ Und ganz ehrlich, häufig wünschen wir uns, es auf übernatürliche Weise gezeigt zu bekommen. Ein Traum wäre gut, oder? Wir fragen uns: „Was ist der Wille?“ und erwarten dann einen Traum, eine Schrift an der Wand – so wie im Buch Daniel – oder einen Zettel, der vom Himmel fällt.
Doch Gott will nicht, dass wir nur neue Informationen erhalten. Gott will, dass wir neu denken. Deshalb hat er es so eingerichtet, dass wir seinen Willen mehr und mehr erkennen, wenn wir sein Denken immer besser verstehen. Je mehr du verstehst, was Gott wichtig ist, desto mehr verstehst du automatisch, was sein Wille ist.
Das ist reifes Christsein – dahin will Gott uns bringen. Dann verstehen wir, was gut ist. Paulus sagt in Römer 12,9: „Hasset das Böse, haltet fest am Guten.“ Was ist gut? Er sagt weiter: Wenn wir ein verändertes Denken haben, können wir verstehen, was Gott wohlgefällig ist, was Gott erfreut.
Manchmal stellen wir Christen uns die Frage, wie nah wir an die Sünde herangehen können, ohne zu sündigen. Ist das noch Sünde? Ist das erlaubt? Darf ich das gerade noch oder nicht? Das ist so, als stündest du vor einem Abgrund und fragst dich, wie nah du herangehen kannst, ohne hineinzufallen.
Das ist jedoch nicht die richtige Frage für einen Christen. Die Frage, die ein Christ sich stellen sollte – basierend auf diesem Text – ist: „Was ist wohlgefällig?“ Nicht: „Was darf ich noch als Christ machen?“ sondern: „Worüber freut sich Gott?“ Das sollte die Richtung sein.
Der dritte Aspekt ist: Gottes Wille ist immer das Vollkommene. Gott hat seinen Maßstab, und dieser Maßstab ist immer perfekt. Deshalb will Gott Perfektion, wohl wissend, dass wir sie in diesem Leben nie vollständig erreichen werden. Vollkommener werden wir, aber vollkommen im Sinne von sündlos sind wir erst, wenn wir bei ihm sind.
Deshalb hat persönliche Heiligung diese drei Aspekte: Erstens, pass dich nicht der Welt an. Zweitens, lass dein Denken verändern. Und drittens, lebe im Willen Gottes.
Ermutigung für den Kampf der Heiligung
Vielleicht bist du manchmal frustriert und oft niedergeschlagen, weil du deine Baustellen vor Augen hast. Es kann sein, dass dir Gedanken kommen wie: Warum kann ich nicht so sein wie Schwester X oder Bruder Y? Ich werde wahrscheinlich nie so vorbildlich leben können wie diese Person aus der Gemeinde. Ich bin ein Wrack, ich falle immer wieder, ich versage immer wieder. Ich nehme es mir immer wieder neu vor, doch die Realität ist: Ich bin ein Versager.
Kann es sein, dass dich solche Gedanken gerade beschäftigen? Ganz ehrlich, ich bin oft so traurig über mich selbst. Ich brauche dieses Thema so sehr. Manchmal denke ich, ich hätte gewisse Dinge in meinem Leben überwunden, siegreich mit Christus, und dann stelle ich fest, dass ich wieder in die gleiche Sache gefallen bin.
Wir sind oft traurig über unseren Zustand, und vielleicht ist diese Traurigkeit etwas, das gerade mitschwingt.
Zum Abschluss dieser Predigt möchte ich mit einer Ermutigung enden – einem Zitat von Paul David Tripp aus seinem Andachtsbuch "Jeden Morgen neue Gnade". Er schreibt: „So groß auch das Wunder ist, dass Sünder aus Gnade zu Gott kommen können, so weiß er doch, dass es noch etwas gibt, was geordnet werden muss. Die Sünde hat die Menschheit nicht nur von Gott getrennt, durch die Sünde sind wir auch alle völlig verdorben. Dieser Sündenschaden erstreckt sich auf jeden Aspekt unserer Persönlichkeit. Darum begegnet Gott nicht nur unserer tiefsten Not, er verpflichtet sich auch zu diesem Langzeitprozess unserer persönlichen Herzens- und Lebensumwandlung. Es genügt ihm nicht nur, dass wir zu ihm gehören, jetzt arbeitet er daran, dass wir ihm ähnlich werden sollen.“
Weißt du was? Das möchte ich dir heute zusprechen: Als Christ, der du vielleicht niedergeschlagen bist über die Sünden und Unvollkommenheiten, über die Schwäche in deinem Leben – Gottes Treue zu dir zeigt sich nicht nur in der Sündenvergebung. Das auch, aber seine Treue zeigt sich auch darin, dass er dich nicht fallen lässt.
Seine Treue zeigt sich darin, dass er bei dir bleibt und beständig darauf aus ist, dich zu verändern. Davon wird er nie ablassen. Er hat das gute Werk in dir begonnen, er wird es auch vollenden. Er ist an deiner Seite und möchte dir helfen.
Amen.
