Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zuerst einmal ganz herzlichen Dank für die große Geldgabe, die mir für die Missionsarbeit in Frankreich gegeben wurde. Ich danke Ihnen sehr, dass eine so große Summe zusammengetragen worden ist.
Das Geld wird dringend gebraucht für das Evangelisationsteam und für den Sommer, der vor uns liegt. Herzlichen Dank dafür.
Einführung in die Seelsorge und ihre Bedeutung
Mit den Gesprächen von gestern Nachmittag war klar, dass wir heute Morgen irgendwie in die Seelsorge einsteigen würden. Was ist Seelsorge?
Wir alle, als geglaubte Christen, als Männer und Frauen, haben einen Dienst bei unseren Brüdern und Schwestern. Dieser Dienst besteht darin, einander zu helfen, in der Nähe Gottes zu leben. So soll die Freude und der Frieden immer größer werden – in der Gemeinschaft mit Gott und zueinander.
Was wollen wir eigentlich mit Seelsorge erreichen? Das Wort „Seelsorge“ klingt sehr groß. Wir wollen den Menschen Hilfe bringen, damit sie ihr echtes Problem erkennen können. Denn es ist immer schwierig, das eigene Problem objektiv zu sehen oder zu erkennen.
Wenn ein Mensch von seinem Problem oder seiner Not spricht, gibt ihm das auch die Möglichkeit, selbst mehr Klarheit über das zu gewinnen, was ihn belastet. Er muss es aussprechen, durchdenken und so formulieren, dass ein anderer es verstehen kann.
Wir wollen den Menschen die Möglichkeit geben, die guten Antworten zu finden. Für mich ist das ein wichtiger Begriff der Seelsorge, also die Definition von Seelsorge. Wir wollen nicht einfach immer die Antwort geben.
Es ist normal, dass man einem Baby etwas Fertiges gibt, weil es noch nicht weiß, was es genau braucht. Aber es ist abnormal, wenn ein Kind ein paar Jahre alt ist und man ihm nicht hilft, in seiner Denkweise selbst Lösungen zu finden.
Wenn wir möchten, dass andere Christen in ihrem Glauben erwachsen werden, dann wollen wir ihnen helfen – nicht so, dass sie von uns abhängig werden, sondern dass sie von Gottes Wort, von der Bibel abhängig sind und bei Gott die Antworten suchen.
Durch unsere Probleme und Nöte im Leben will uns Gott helfen, dass wir mehr mit ihm sprechen und selbst suchen. Darum sage ich in der Seelsorge meist den Leuten, in welchem Kapitel der Bibel eine Antwort oder ein Gedanke zu ihrem Problem zu finden sein könnte. Sie sollen nicht nur einen Vers kennen, sondern das ganze Kapitel lesen und selbst darüber nachdenken, was ihnen helfen kann.
Jede biblische Seelsorge soll Gottes Wort in das Denken des Menschen hineingeben. Das bedeutet: Wenn du die Bibel liest, wird dein Gedankengang verändert, deine Art zu denken ändert sich und dein Verlangen wird immer größer, zu beten und den Herrn zu bitten: „Herr, schenke mir, dass ich lernen kann, so zu denken, wie du denkst.“
Diese Denkweise ist geprägt von Gottes Wort, von der Bibel.
Die Ziele und Aufgaben der Seelsorge im Glaubensleben
Welche konkreten Ziele hat der Seelsorger, und was ist seine Aufgabe? Ich spreche hier nicht von Seelsorge als einem allgemeinen Dienst, sondern von uns untereinander. Wir sind alle Schafe, aber als Schafe sind wir auch dazu berufen, anderen Schafen zu helfen.
Unser einziger guter Hirte ist der Herr Jesus. Unter uns gibt es Schafe, die mehr Erfahrung haben und besser wissen, wo das gute Gras wächst. Diese Schafe kennen schon genau den Platz, sie müssen nicht mehr überall suchen. Sie wissen, wo in der Bibel besonders gute Nahrung zu finden ist.
Weil wir die Freude haben, unterwegs zu sein und uns in unserem Wachstum unterscheiden, können wir einander helfen. Doch was sind die Ziele der Seelsorge? Was ist eigentlich die Aufgabe?
Erstens: Unser Ziel in der Seelsorge ist es, dass die Gläubigen Zeugen Jesu werden. Das ist ein ganzer Weg. Um Zeuge seines Glaubens zu sein, muss man selbst die Glaubensgrundlage haben und von sich wegschauen, um zu sehen, was andere brauchen.
Ihr kennt den Text Johannes 3,13, den muss ich wahrscheinlich nicht öffnen. Kennt ihr auch 1. Johannes 3,13? Das ist leicht zu merken, diese zwei Stellen.
1. Johannes 3,13 – wer möchte es laut sagen? Nicht alle gleichzeitig, bitte. Schade, es ist alles auf Deutsch, das kann ich nicht sagen, ich war nicht vorbereitet.
In 1. Johannes 3,16 heißt es: „Darum haben wir die Liebe erkannt, dass er sein Leben für uns hingegeben hat; auch wir sind es schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben.“ Johannes 3,16 sagt, dass er sein Leben für uns gegeben hat. 1. Johannes 3,16 fordert uns auf, weil wir erkannt haben, dass er sein Leben für uns gegeben hat, auch unser Leben für die Brüder hinzugeben.
Das zweite Ziel der Seelsorge ist, dass wir dem anderen Christen helfen wollen, frei von der Sünde zu werden. Wir wollen ihm helfen, Buße zu tun und die Gnade Gottes anzunehmen.
Der Dienst der Versöhnung als Kernaufgabe
Gibt es hier jemanden, der ziemlich gut Französisch kann? Ich habe noch einige Gedanken aus meinem Seelsorgekurs, der etwa siebzig Seiten umfasst. Falls ihr sie brauchen könnt, gebe ich sie gerne weiter. Ich habe meinen Schlüssel dabei, und wenn jemand einen Lektor hat, kann er das Material mitnehmen.
Also, 2. Korinther 5,9-10: Kann jemand die Verse 18 und 19 ganz laut und auf Deutsch vorlesen, bitte?
„Aber das alles ist von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat durch Jesus Christus und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat. Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Übertretungen nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort der Versöhnung.“
Unser Dienst als Christen ist also ein Dienst der Versöhnung. Wir bringen die Versöhnung in die Welt zu denen, die verloren sind, durch Christus. Und unter uns, Brüdern und Schwestern in der Gemeinde, haben wir den Dienst der Seelsorge, den Dienst der Versöhnung. Wir sind eigentlich Friedenstifter. Das geschieht dadurch, dass Sünde als Sünde benannt wird und Vergebung sowie Gnade vorhanden sind. Seelsorge bedeutet, Versöhnung in die Gemeinschaft hineinzutragen.
Drittens: Das dritte Element in der Seelsorge ist, dem Gläubigen zu helfen, meinem Bruder zu helfen, dass er in seinen Beziehungen in der Gemeinde Licht und Versöhnung hineinträgt und im Licht Gottes lebt.
Ich beziehe mich hier auf Matthäus 6,11-15, das Gebet „Vater unser“. Darin wissen wir, dass wir vergeben sollen und dass der Herr uns vergibt, so wie wir den anderen vergeben. Seelsorge bedeutet auch, dem Bruder die Möglichkeit zu geben, den Weg zur Vergebung zu öffnen.
Es ist interessant, dass Paulus im zweiten Korintherbrief, nach dem ersten Brief, der sich mit einem Bruder beschäftigte, der nicht gearbeitet hat, verschiedene Situationen in der Gemeinde klärt. Manche haben Buße getan wegen ihrer Sünden, andere noch nicht. Die, die gesündigt hatten, hatten es den Ältesten oder den Brüdern gesagt und Buße getan, wollten aber auch ihre Stellung bei Paulus in Ordnung bringen. Paulus, der Apostel, war jedoch nicht vor Ort. Es gab kein E-Mail, kein Telefon – es war schwierig, ihn zu erreichen.
Als Paulus im zweiten Korintherbrief schreibt, sagt er am Anfang: „Wenn ihr in der Gemeinde vergeben habt, habe ich auch vergeben.“ Denn er weiß, was die Pläne des Teufels sind. Das heißt, wir wissen genau, dass einer der großen Pläne des Feindes in der Gemeinde darin besteht, dass Vergebung kompliziert wird. Man weiß nicht mehr, ob es eine ehrliche Buße ist, eine unehrliche, eine richtige Vergebung oder eine halbe. Muss ich das jemandem sagen oder der ganzen Gemeinde? Was soll das alles?
Der Feind möchte, dass alles kompliziert wird. In der Seelsorge öffnen wir den Weg zur Vergebung.
Jemandem eine Sünde aufzeigen bedeutet nicht, dass man bei ihm etwas Schlechtes sucht. Sünde aufzeigen heißt, den Weg zur Gnade öffnen. Sünde bedeutet, zu helfen, ins Licht zu kommen, damit der Betroffene endlich frei wird, wieder Freude im geistlichen Leben hat.
Wenn du von jemandem auf eine Sünde angesprochen wirst, soll das nicht zeigen, dass du schlecht bist. Es soll dir zeigen, dass du davon loslassen kannst. Es gibt Gnade, das Blut Jesu genügt. Du kannst frei werden, frei in diesem Leben, frei von der Sünde.
Seelsorge soll helfen, indem Sünde im Geist des Trösters, des Heiligen Geistes, gezeigt wird – nicht im Geist des Anklägers, des Feindes. Im Geist des Trösters bringt man Trost: „Komm zurück, komm zurück ans Kreuz. Die Vergebung ist da für dich. Gib es einfach zu, die Gnade genügt für dich.“
Freiheit und Trost in Christus durch Seelsorge
Das Vierte in der Seelsorge ist, dass wir möchten, dass jeder die Freiheit kennt, die man in Christus hat. Frei sein bedeutet, das Gute zu tun. Frei sein heißt auch, nicht mehr so leben zu müssen wie die Welt. Das Leben nach der Welt ist eine Art Sklaverei, weil man sich anpassen muss und nicht frei ist.
Wenn man aber in Christus frei sein kann, um das Gute zu tun, ist das eine große Freiheit.
In Epheser 4, Vers 17 steht: „Das sage und bezeuge ich nun im Herrn, dass ihr nicht mehr so wandeln sollt, wie die übrigen Heiden wandeln in der Nichtigkeit ihres Sinnes, deren Verstand verfinstert ist und die entfremdet sind dem Leben Gottes wegen der Unwissenheit, die in ihnen ist, wegen der Verhärtung ihres Herzens.“
Was interessant ist in Vers 17, ist die Aussage „dass ihr nicht mehr so wandeln sollt“. Man kann daraus auch ableiten, dass ihr nicht mehr so wandeln müsst. Das Wandeln in diesem Zusammenhang klingt wie eine Befehlsform, aber es ist eigentlich eine Form der Befreiung. Es sagt: Du brauchst nicht mehr so zu leben wie die anderen, die falsch denken. Du bist frei geworden.
In Epheser 4 zeigt Paulus dann ganz konkret, wie diese Freiheit aussieht. Das werden wir uns wahrscheinlich noch anschauen.
Wir möchten in der Gemeinde, dass jeder diese Freiheit kennt – mit Christus zu leben und einfach in dieser Gemeinschaft bedient zu sein.
Das Fünfte in der Seelsorge ist, dass sie Trost bringt. Dieses Wort kommt oft im Neuen Testament vor, als „Paraklesis“. Es wird für den Heiligen Geist gebraucht, der Trost bringt. Seelsorge soll ebenfalls Trost bringen.
Wenn du mit Menschen über Schwierigkeiten, Probleme oder Sünde sprichst, sollten sie nach dem Gespräch Trost empfinden, so wie der Hirte seine Schafe tröstet.
Man hat in der Seelsorge nicht immer alle Lösungen. Oft bleiben viele Fragen offen. Aber in der Seelsorge, in der Haltung der Liebe, bleibt Trost. Und es bleibt Hoffnung! Es gibt Hoffnung für mich, es gibt Hoffnung für dich. Wir werden aus diesem Problem herauskommen.
Wir wollen diesen Weg gemeinsam bedenken, überlegen, beten und Gottes Wort als Hilfe nehmen.
Philipper 2,1-4 sagt: „Gibt es nun bei euch Ermahnung in Christus, gibt es Zuspruch der Liebe, gibt es Gemeinschaft des Geistes, gibt es Herrlichkeit und Erbarmen, so macht meine Freude völlig, indem ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und auf das eine bedacht seid. Tut nichts aus Selbstsucht oder nichtigem Ehrgeiz, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst.“
Wenn wir in der Seelsorge einen Dienst suchen, um etwas zu sein, dann können wir keine echte Seelsorge leisten. Sich um andere zu kümmern, ist nicht dazu da, um sich selbst zu erhöhen oder zu beweisen, dass man helfen kann.
Seelsorge bedeutet vielmehr, vom Ehrgeiz und von der Selbstsucht wegzukommen. In Demut sollen wir den Herrn fragen: „Herr, hilf mir, dass ich auf meinem Weg meinem Bruder eine Hilfe sein kann, ein Trost sein kann, Licht hineintragen kann – dein Licht –, damit er leben kann.“
Seelsorge heißt, Trost zu bringen.
Lasten tragen und gegenseitige Unterstützung in der Gemeinde
Sechster Punkt: Seelsorge bedeutet, die Lasten der anderen ernst zu nehmen und mitzutragen.
Das wird im Galaterbrief Kapitel 6 deutlich: „Brüder, wenn auch ein Mensch von einer Übertretung überreilt wird, so helft ihm, die ihr geistlich seid, einem solchen im Geist der Sanftmut wieder zurecht. Und gib dabei Acht auf dich selbst, dass du nicht versucht wirst. Einer trage des Anderen Lasten, und so sollt ihr das Gesetz des Christus erfüllen. Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst.“
Wenn ein Mensch zum Gleiten kommt, also eine Übertretung begeht und von der Sünde überreilt wird, finde ich das Wort „überreilt“ sehr treffend. Es beschreibt, wie die Sünde einen plötzlich und unerwartet überrennt. Manchmal im Leben geraten wir in eine Sünde, weil wir überrascht wurden. Wir hatten nicht einmal die Zeit oder den Reflex, um „Nein“ zu sagen oder Stellung zu beziehen – und schon sind wir drin.
So geht es mir oft mit meinen Gedanken: Plötzlich sitze ich wieder in einem falschen Gedanken fest. Wenn man sieht, dass jemand von der Sünde so überreilt wurde, dann soll man ihm helfen – und zwar die, die geistlich sind. Aber nicht mit Härte oder Gewalt, sondern im Geist der Sanftmut.
Im Griechischen und auch im Französischen finde ich die Übersetzung schöner, aber das ist mein persönliches Empfinden. Das „Wiederzurechtholen“ bedeutet eigentlich, jemanden von unten nach oben zu stoßen, weil er zu schwer ist.
Stell dir vor, du hast einen Apfelbaum, dessen Äste voller Äpfel sind. Dann stützt du die Äste, damit sie nicht brechen. Du sitzt nicht auf dem Ast und sagst: „Die Ernte ist morgen“, sondern du nimmst Stützen, damit der Ast nicht bricht.
Seelsorge ist ähnlich: Man kommt von unten und stößt nach oben. Die Last kann man nur tragen, wenn man von unten kommt, um nach oben zu stoßen. Wenn man von oben kommt, zerbricht der Ast. Man muss von unten kommen.
Genau das meint das „Wiederzurechtholen“: Hilf ihm, wieder nach oben zu kommen, nimm ihm die Last ab, damit er wieder aufgerichtet wird.
Dann steht da: „Und gib dabei Acht auf dich selbst, dass du nicht versucht wirst.“
Ich glaube nicht, dass hier gemeint ist, dass man in dieselbe Sünde hineinfällt, in der der andere steckt. Vielleicht könnte das auch so verstanden werden, aber im Kontext glaube ich eher, dass es heißt: Wenn du jemandem hilfst, pass darauf auf, dass du nicht selbst in Versuchung gerätst.
Manchmal kann es passieren, dass man sich wichtig nimmt, weil man Hilfe leistet. Wenn du merkst, dass der andere Lasten hat und du ihm helfen kannst, dann sei vorsichtig, dass du nicht in Versuchung gerätst.
Wisse, dass deine Hilfe dann positiv ist, wenn sie von Gott kommt. Du bist dann Diener und gehorsam – das ist wunderbar und ein Segen. In der Schrift steht immer wieder klar: Wenn man gehorsam ist, segnet Gott. Das ist so wunderbar.
Segen bedeutet, die Nähe Gottes zu haben. Größer gibt es nicht, als in seiner Nähe zu sein und bei ihm zu leben. Gehorsam führt uns immer in diese Nähe und in den Segen Gottes hinein.
Also: Lasten lassen, mittragen, zurechtholen, helfen – das war der sechste Punkt.
Warnen und Trösten als wichtige Elemente der Seelsorge
Siebte in der Seelsorge: Seelsorge ist warnen, warnen und zugleich trösten (1. Thessalonicher 5,14).
Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an. Seid langmütig gegen jedermann! Das ist ein ganzes Programm in einem Vers.
Verwarnt die Unordentlichen! Es geht darum, dass viel Segen verloren geht wegen Unordnung im Leben. Ebenso geht viel Kraft verloren, viel Zeit und es entsteht viel Müdigkeit durch Unordnung. Wir brauchen wirklich einander, um ein geordnetes Leben zu führen. Dann können wir endlich die Freude und die Prioritäten leben, die wir uns so sehr wünschen.
Das ist immer etwas von der großen Schule. Wir haben ja durch die letzten 30 Jahre immer Praktikanten bei uns gehabt. 17 davon sind jetzt Missionare auf verschiedenen Kontinenten und in unterschiedlichen Ländern. Sie haben zwei Jahre neben uns mitgearbeitet und mitgelebt. Es ist so toll und wunderbar zu sehen, wie ein Leben in eine gewisse Ordnung hineinwächst.
Ich hatte die große Freude, Mitarbeiter aus verschiedenen Kulturen und Hintergründen zu haben. Einige kamen aus Familien ohne Glauben, andere wurden befreit von Rauschgiften und sind so missionarisch geworden. Viele haben in ihrer Kindheit nur Leiden, Schwierigkeiten und Ungerechtigkeit erlebt. Wie bei jedem das Leben durch die Gemeinschaft mit Christus und den anderen in eine Ordnung kommt, ist etwas ganz Schönes zu sehen.
Aber es gibt auch immer wieder Tränen in der Gemeinschaft. Einer möchte Ordnung haben, doch die Unordnung kommt immer wieder zurück. Er hat Mühe damit, dass es wieder passiert und sagt: „Jetzt bin ich wieder da reingefallen.“ Seelsorge ist dann dort, wo Unordnung ist, immer wieder Ermahnung, die zur Gnade führt.
Fang noch einmal an! Du, wir machen es wieder miteinander. Fang noch einmal an! Geh noch einmal weiser. Wir werden das Ziel erreichen!
Persönliche Erfahrungen mit Seelsorge und Jüngerschaft
Vielleicht nur eine Geschichte zwischendurch: Einer meiner Mitarbeiter ist jetzt Pioniermissionar. Er kam von einer eher weichen Welle, sozusagen die rosaroten Männer, die in der Küche nicht richtig mit anpacken und Mühe haben, etwas in die Hand zu nehmen.
Er hat sich bekehrt. Bevor das geschah, bin ich mit ihm im Wald spazieren gegangen und habe ihm gesagt: „Ich habe einen Vorschlag für dich. Du könntest einfach Christ werden.“ Das war mein erster Vorschlag.
Der zweite Vorschlag war: „Du könntest Jünger Jesu werden.“ Ich erklärte ihm, dass das bedeuten würde, dass wir gemeinsam Zeit verbringen, die Bibel besser kennenlernen und uns gegenseitig helfen, ein Leben zu führen, das Gott gefällt. Natürlich würde das nicht immer einfach sein. Dafür müsse der Wille da sein.
Während wir im Wald spazierten, sagte ich ihm noch einmal: „Jünger sein, das ist eine Möglichkeit.“ Er antwortete: „Okay.“ Dann dachte ich bei mir: Herr, hilf mir, wenn er Jünger werden will, dass meine Nerven nicht durchbrennen.
Er gab mir keine Antwort auf den ersten Vorschlag, aber auf den zweiten sagte er: „Verloren bleiben, das ist ja kein Leben.“ Ich hatte ihm nur zwei Möglichkeiten angeboten: Christ werden oder Jünger Jesu werden. Ich sagte ihm, wenn er sich für eine von beiden entscheidet, soll er mich anrufen.
Ein paar Tage später, als ich nicht zuhause war, rief er bei Ursula an. Er fragte, ob ich da sei. Sie sagte, ich sei nicht da, ich sei weg. Er antwortete: „Ich möchte Jünger werden.“ Das war ein Problem, denn ich hatte Ursula nur kurz informiert, und die Kommunikation war nicht ganz klar. Sie schrieb ihm auf, dass ich mich melde, wenn ich zurück bin.
Als ich zurückkam, habe ich ihn mitgenommen. Er machte mit, obwohl er noch berufstätig war. Er arbeitete an einem Arbeitsplatz, an dem man auf die Zeiger einer Uhr schauen musste, um zu wissen, wann man wieder rausgehen kann.
Dann kam eine Zeit, in der er auf einer Reise war. Im Flugzeug saß er in einem Abteil, und auf der anderen Seite saß ein älterer Mann. Dieser begann, ein Zeugnis von Christus zu geben. Der andere sagte: „Ich bin auch Christ. Hast du den Heiligen Geist schon bekommen? Kannst du in Zungen reden?“ Der ältere Mann, dessen Name Schiel war, wusste es nicht genau.
Ohne zu fragen, legte der andere Mann ihm die Hände auf und betete mit ihm. Schiel erhielt das Zungenreden. Als er nach Hause kam, begann er bei normalen Gebeten, Zungen zu reden, ohne dass ich davon wusste.
Ich war sehr erstaunt, als er mir davon erzählte. Doch plötzlich verlor er die ganze Heilsgewissheit. Es wurde so schlimm, dass er ums Haus herumging und überall an den Ecken, ähnlich wie an Wallfahrtsorten, anhielt, auf die Knie ging und betete, dass der Teufel aus dem Haus ausgehe. Das war sehr extrem.
Er sollte eigentlich mit mir zur Evangelisation gehen und in seinem Glaubensleben weiter voranschreiten. Doch ein anderer Missionar sagte mir: „Den Schiel musst du nicht behalten. Er muss ins Krankenhaus. Das ist total dein Leben.“
Ich antwortete dem Missionar: „Entweder bleiben Schiel und ich zusammen, oder gar nicht. Aber Gott kann das nicht so wollen, es muss eine Lösung geben.“
Dann fragte ich Schiel: „Bist du bereit, dass ich mit dir bete und einfach sage: Wenn das, was du bekommen hast, nicht von Gott ist, muss es weg sein. Und wenn es von Gott ist, kann er dich heilen?“
Wir beteten zusammen, und von diesem Moment an hatte er kein Zungenreden mehr und war wieder frei.
Heute ist er frei, hat fast fünf Kinder und ist Missionar mit einem Team in Nordfrankreich. Das ist jetzt 15 Jahre her.
Ich erzähle das nur, um zu zeigen, wie wichtig es ist, dass ein Jünger getröstet wird und dass man ihn begleitet, auch wenn Situationen entstehen, die man nicht erwartet. Manchmal passieren Dinge, weil der Feind so schlau ist. Plötzlich wird jemand, der ein Diener des Herrn sein soll, zerschlagen, oder der Feind versucht, ihn wegzunehmen.
Ich will damit nicht sagen, dass alle Zungenreden vom Teufel sind oder daraus eine allgemeine Schlussfolgerung ziehen.
Ermahnen, Zurechtweisen und Erziehen als Teil der Seelsorge
Das Achte in der Seelsorge ist, einander zu ermahnen, zurechtzuweisen und zu erziehen. Erziehung gehört ebenfalls dazu. Du weißt, dass Erziehung etwas ist, bei dem man am meisten Geduld lernt, weil man oft dasselbe mehrmals sagen muss – im Leben und besonders in der Erziehung.
Erziehung hilft auch dabei, Gehorsam zu fördern. Ich hoffe, dass du das auch mit deinen Kindern so machst, mit deinen Kleinen. Wenn sie gehorsam sind, solltest du sie zur Seite nehmen und ihnen sagen, dass es dich freut, wie schnell sie gehorsam waren. Das wird dir eine große Hilfe in deinem Leben sein.
Es soll nicht nur darum gehen, sie zu tadeln, wenn sie ungehorsam sind. Die Seelsorge ist ähnlich. Wenn wir eine Gemeinschaft haben, in der wir einander auch sagen können, was uns am anderen erfreut, dann gibt es weniger Probleme, wenn wir auch einmal ermahnen müssen oder sagen, was uns nicht freut.
In einer unserer Gemeinden gibt es einen Bruder, den ich den Bulldozer nenne. Er mag es gerne direkt. Wenn der Bulldozer zur Evangelisation geht, hat er schon viele Menschen zum Glauben geführt. Gott traut ihm wunderbar. Aber wenn der Bulldozer in die Evangelisation geht, wissen die Leute, dass sie in der Hölle sind – das ist ganz klar. Er ist wirklich ein Bulldozer.
Ich habe ihn immer wieder bei mir. Er ist jetzt schon siebzig Jahre alt. Der Bulldozer hat sich ganz am Anfang meines Dienstes bekehrt. Früher war er ein richtiger Schläger, der Witze machte, die nicht passend waren. Ich habe immer gesagt: Wenn der Bulldozer einen Besuch macht, muss sein Bruder Krankenwagen den zweiten Besuch übernehmen.
Der Bruder Krankenwagen musste oft ich sein. Der Bruder Krankenwagen braucht ein volles Jahr, um den Bulldozer zu begleiten. Und nicht einfach sagen: „Ja, er hat einen 500-PS-Motor, er ist halt noch nicht ganz abgeschliffen.“ Nein, ich sage dann: „Das ist mein Bruder. Ich finde ihn toll, wie Jesus ihn verändert hat.“ Habt ihr gemerkt, er ist überzeugt? Ja, ja, aber... Das Wichtigste ist, dass er überzeugt ist.
Als er sagte: „Es ist richtig, ich gehe in die Hölle. Darf ich Ihnen sagen, wie man in den Himmel kommen kann?“, das ist dann das Blaulicht vom Krankenwagen. Wenn das orange Licht vom Bulldozer durchgegangen ist, braucht es das Blaulicht vom Krankenwagen.
In der Gemeinde, in der er ist, haben viele nicht eine totale Akzeptanz für den Bulldozer in ihrem Herzen. Sie finden ihn oft sehr ungeschliffen und meinen, er sei nicht richtig geistlich. Aber ich finde, er ist geistlich, und wir haben dann manchmal Probleme miteinander.
Er hat in Südfrankreich gearbeitet und ist in eine andere Gemeinde gegangen. Kein Wunder, dass ich einen Anruf von den Ältesten bekam, ob er wirklich bekehrt sei. Ich bin nach Südfrankreich gefahren, obwohl ich viel zu tun hatte. Ich sagte den Ältesten: „Dieser Dienst hat euch wahrscheinlich in der Gemeinde gefehlt.“
Sie antworteten: „Ja, aber wir sind sonst in der Stadt anerkannt als Leute, die gut sind, und jetzt ist er da, und das stört das ganze Bild unserer Gemeinde.“ Ja, ja, ja... Aber sagen Sie mir, ist das ein richtiges Bild der Gemeinde Jesu? Da begannen die Schwierigkeiten.
Sie wollten nicht akzeptieren, dass dieser Bruder geistlich ist. Wir sind so verschieden, mit so verschiedenen Arten, und Gott braucht jeden. Das finde ich wunderbar, sonst wären wir ja nicht gebraucht, wenn es nicht für jeden Platz gäbe.
Aber wir alle brauchen Erziehung von Gott. In der Erziehung lernt jeder Gehorsam. Der eine muss Gehorsam lernen, um mehr Verantwortung zu übernehmen, der andere, um mehr zu achten, was der andere begreifen und ertragen kann. Jeder lernt auf seinem Gehorsamsweg, und wir wollen einander in der Seelsorge helfen, dass wir uns auf diesem Weg besser verstehen.
Es wäre falsch, wenn ich als Krankenwagen sagen würde, alle in der Gemeinde müssten so sein wie ich. Die Gemeinde ist kein Krankenhaus, aber jede Kaserne hat ein Zimmer für die Verletzten. Die Gemeinde hat viele Soldaten, und sie steht im Kampf.
Im Kampf gibt es immer Verletzte. Wir machen es nicht so wie manche Armeen, in denen die Verletzten einfach nicht mehr wichtig sind. Wenn Verletzte da sind, haben wir Hirten, die da sein sollten, um den Verletzten in der Realität zu helfen, damit sie bald wieder an die Front gehen können.
Lehren mit Weisheit und Trost weitergeben
Das Neunte, und dann machen wir eine Pause: Neunte – Seelsorge ist auch Lehren mit Weisheit.
Lehren mit Weisheit bedeutet, dass jede Schwierigkeit in unserem Leben – deine Schwierigkeiten, meine Schwierigkeiten – zu einem Segen wird. Sie ist eine Lektion, in der wir von Gott getröstet werden. Dabei helfen uns auch die Brüder, uns gegenseitig zu trösten.
Diesen Trost kennst du aus 2. Korinther Kapitel 1. Dieser Trost wird uns gegeben, damit wir lernen, andere zu trösten. Im Vers 3 heißt es:
„Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden.“
Es hilft dir enorm, das zu wissen. Sonst stellst du dir immer die Frage: Warum? Warum habe ich diese Krankheit? Warum diese schwierige Situation? Warum bin ich so schwach?
Dieser Text sagt: Wozu? Wozu habe ich diese Schwere? Wozu habe ich diesen Kampf? Wozu habe ich diese Krankheit?
Ich denke an manche Besuche, die ich im Spital gemacht habe, als ich 25 Jahre alt war – also ziemlich vor Kurzem. Wenn ich an diese Besuche denke und daran, was ich den Kranken im Spital gesagt habe, haben sie wahrscheinlich gedacht: Der Junge spinnt total. Sie haben es mir aber nicht gesagt, weil sie lieb waren.
Doch durch meine eigene Erfahrung mit Krankheit, wenn man oft selbst Patient im Spital war, verändert sich das Besuchen von Kranken. Du bist anders, weil du weißt, was es bedeutet, ganze Nächte Schmerzen zu haben und nicht schlafen zu können.
Was für Gedanken drehen sich dann im Kopf? Du weißt, welche Kämpfe da drinnen sind. Du weißt, wie beim Leiden manchmal der Gedanke an Selbstmord aufkommt – und das nicht nur bei Heiden, sondern auch bei Christen. Du kennst diese Kämpfe.
Du fragst dich, welche Sünde du getan hast, dass das sein muss. Obwohl das ein ganz falscher Gedanke ist, ist er doch da, und du kennst diese Kämpfe.
Aber warum das alles? Nicht warum, sondern wozu? Wozu? Damit du andere trösten kannst – mit dem Trost, den du selbst empfangen hast.
Gott gibt uns verschiedene Möglichkeiten in unserem Leben, damit wir Tröster werden. So wie Angestellte des Heiligen Geistes – der große Tröster – angestellt von ihm, um Trost in diese Welt und in die Gemeinde zu bringen.
Und jetzt mache ich eine Pause. Okay.