Herzlich willkommen zum Wortreich-Podcast. Ich bin Jojo, und ich bin Markus. Gemeinsam sprechen, diskutieren und philosophieren wir über christliche Themen, die dich heute beschäftigen.
Viel Freude beim Zuhören der heutigen Folge!
Heute darf ich euch einmal begrüßen. Wir sind ja hier mitten in der Advents- und Weihnachtszeit angekommen. Jojo und ich haben es uns gemütlich gemacht, mit einer Kerze, ein paar Mandarinen und Lebkuchen. Dabei haben wir uns einfach mal von den Berichten der Bibel über Weihnachten und diese besondere Zeit inspirieren lassen.
Dabei sind uns ein paar Fragen gekommen. Wahrscheinlich wirst du, genauso wie wir, in den nächsten Tagen immer wieder mit der Weihnachtsgeschichte konfrontiert werden. Spätestens am Heiligabend, wenn du in einen Gottesdienst gehst oder zuhause mit der Familie die Geschichte liest, wirst du sie wieder hören.
Vielleicht hast du auch schon einmal die Frage von anderen Menschen gehört: Können wir wirklich glauben, dass es so passiert ist? Was ist von der Weihnachtsgeschichte Mythos, und was ist auf jeden Fall so passiert? Was muss unbedingt so passiert sein, damit die Bibel in ihrer Aussage weiterhin voll aussagekräftig und wahrhaftig bleibt? Welche Essentials gehören zur Weihnachtsgeschichte?
Dazu haben wir uns ein bisschen Gedanken gemacht. Jojo, was ist für dich so ein erster Punkt, bei dem man sich fragt: Ist das wirklich so passiert, oder ist das vielleicht eher ein kultureller Mythos?
Es gibt viele Aspekte der Weihnachtsgeschichte, die kritisiert oder anders betrachtet werden – manche davon sind wahrscheinlich auch Mythen. Ein Punkt, der mir direkt einfällt, ist die Frage: Wann genau wurde Jesus geboren? Ist es wirklich im Jahr Null nach Christus? Unsere Zeitrechnung ist ja im Jahr 2021 nach Christi Geburt. Aber man hört immer wieder, dass Jesus ziemlich sicher nicht im Jahr Null geboren wurde.
Was wissen wir denn darüber? Die Zeitrechnung wurde von einem mittelalterlichen Mönch erstellt, der die Jahre einfach zurückdatiert hat. Dabei hat er wahrscheinlich Fehler gemacht. Sicher ist zum Beispiel, dass es nie ein Jahr Null gegeben hat. Die Zählung begann immer mit dem Jahr Eins. Das ist schon mal sicher.
Das ist aber auch etwas, woran unser Glaube nicht hängt. Wahrscheinlich wurde Jesus nicht im Jahr Eins oder Null geboren, sondern in einem Zeitraum, der sich anhand biblischer Daten auf etwa sieben bis vier vor Christus eingrenzen lässt.
Das Gute ist, dass die Bibel selbst keine Jahreszahl nennt. Es steht also nicht darin, dass Jesus im Jahr Eins geboren wurde, sodass man sagen könnte, die Bibel wäre falsch. Nein, diese Einteilung in „vor Christus“ und „nach Christus“ ist später durch die Geschichtsschreibung hinzugekommen.
Übrigens läuft der jüdische Kalender unabhängig weiter. Die Juden befinden sich jetzt im Jahr 4000, 5000 oder 6000 – je nachdem, wie man es zählt. Das ist also eine ganz andere Zeitrechnung, die parallel existiert.
Ich habe kürzlich in einem Instagram-Post von einem Anbieter wie Funk, der staatlich finanziert ist, eine andere Zeitrechnung gesehen. Dort wurde die Jahreszahl angegeben mit „VdZ“ – vor der Zeit –, also ohne Bezug auf Jesus oder Christus. Das zeigt, dass auch die Zeitrechnung nicht mehr als absolut sicher gilt, aber es ist eben auch nichts, was direkt aus der Bibel stammt.
Du hast jetzt den Zeitraum von etwa sieben bis vier vor Christus genannt – also einen Zeitraum von etwa drei Jahren. Wie kommen wir eigentlich zu diesen Jahreszahlen? Woran machen wir sie fest?
Ja, auf jeden Fall legen wir die Weihnachtsgeschichte auch selbst an der Bibel fest. Falls du das nicht weißt – du, Marcus, weißt es natürlich – sie steht in Lukas 2. Das ist sehr gut, und das ist ganz, ganz wichtig.
Zuerst müssen wir klären, wer diese Zeitrechnung überhaupt geschrieben hat, beziehungsweise wer das Evangelium verfasst hat. Wer hat all diese Sachen aufgeschrieben? Das war Lukas. Lukas ist der Evangelist, der mit Paulus unterwegs war und der das Evangelium aufgeschrieben hat.
Das lesen wir gleich in den ersten vier Versen, wo er sagt, dass das, was er geschrieben hat, wirklich zuverlässig ist. Es ist nichts Seltsames oder Ungewisses, sondern er hat sich viel Mühe gegeben. Viele haben unternommen, einen Bericht über Tatsachen abzufassen, die unter uns völlig erwiesen sind. Diese Tatsachen wurden uns von denen überliefert, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind.
Lukas schreibt weiter, dass es ihm auch gut schien, der er allem von Anfang an genau nachgegangen ist, dies dir der Reihe nach zu beschreiben, vortrefflichster Theophilus. So sollst du die Gewissheit der Dinge erkennen, in denen du unterrichtet worden bist.
Lukas betont also, dass es sich wirklich um Tatsachen handelt und dass er diese Überlieferung sehr genau aufgeschrieben hat. Nach seiner Aussage sind die Zeitdaten sehr genau zu nehmen. Deshalb ist es auch spannend, dass Lukas als Evangelist die Ereignisse zeitlich sehr genau beschreibt.
Dann kommen wir zu unserer Stelle in Lukas 2, direkt in den ersten beiden Versen.
Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus, dass der ganze Erdkreis sich erfassen lassen sollte. Diese Erfassung war die erste und geschah unter Kyrenius, Statthalter in Syrien.
Hier sehen wir, dass man damals keine genaue Jahreszählung hatte, wie wir sie heute kennen. Man sagte nicht einfach: „Das war im Jahr so und so.“ Stattdessen bezog man sich auf die Herrschaft bestimmter Personen. Im Alten Testament findet man das oft: Es wird gesagt, es sei das dreißigste Jahr des Königs Soundso gewesen. Man musste also immer wissen, von wann bis wann jemand regierte.
Manchmal werden Ereignisse auch an anderen markanten Geschehnissen festgemacht. Im Alten Testament liest man zum Beispiel manchmal kuriose Angaben wie: „Es war das Jahr, in dem der Turm in der und der Stadt einstürzte“ oder „zwei Jahre nach dem Erdbeben“. So war das damals üblich.
In diesem Zusammenhang haben wir hier zwei wichtige Personen: Augustus, auch Octavian genannt, der römische Kaiser, und Kyrenius. Später, in Kapitel 3, werden noch weitere Personen erwähnt. Dort geht es um die Verkündigung von Johannes dem Täufer. Die Ereignisse lagen zeitlich nah beieinander, auch wenn man nicht genau weiß, wie nah.
Beide Babys waren im Bauch, als sich ihre Mütter begegneten, was zeigt, dass die Zeiträume sehr eng beieinander lagen. In Kapitel 3, Vers 1 heißt es: „Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war, und Herodes Vierfürst von Galiläa, sein Bruder Philippus aber Vierfürst von Iturea und im Gebiet von Trachonitis, und Lysanias Vierfürst von Abilene, unter den Hohenpriestern Hannas und Caiaphas.“
Hier werden also etwa zwanzig Personen genannt, und es wird genau angegeben, in welchem Regierungsjahr was geschah – im fünfzehnten Jahr des Kaisers Tiberius und so weiter. Somit erhalten wir eine zeitliche Einordnung, die zwar noch relativ grob ist, aber doch schon eine Orientierung bietet.
Genau, aber ich merke gerade auch: Das ist im Prinzip die Einteilung von Johannes’ Dienst. Man kann natürlich zurückrechnen, wenn man sagt, wie alt Jesus etwa war, als er seinen Dienst aufnahm. Das ist also die Zeit um die dreißig Jahre. Die Frage ist genau, mit wie vielen Jahren er gestorben ist, und das hängt ja damit zusammen.
Ich denke, die dritte Person, die wir noch brauchen, um das so zu verorten, ist eben der Bericht in Matthäus. Das ist ja eine zweite Weihnachtsgeschichte sozusagen. Dort geht es um Herodes den Großen, diesen bösen König, der dann auch alle Kinder in Bethlehem hat umbringen lassen. Das ist eigentlich die dritte Person, die wir um diesen Geburtszeitraum brauchen, um das ein bisschen einzuordnen, sage ich mal.
Genau, und da ist es ganz spannend. Eine kurze Randnotiz zum König Herodes: Er war wirklich böse und ist auch immer abgetreten worden. Das passt einfach auch. Dieser Kindsmord von Bethlehem passt perfekt in das psychologische Profil von Herodes dem Großen. Es ist also nicht so, dass man denkt, das passt gar nicht zu dem König – das passt sehr gut dazu, vor allem weil er gegen Ende seiner Regierung immer verrückter wurde.
Herodes der Große war König von 37 vor Christus bis 4 vor Christus. Das heißt, er starb 4 vor Christus. Das ist im Prinzip das späteste Geburtsjahr Jesu. Im Matthäusevangelium, Kapitel 2, lesen wir die Geschichte mit den Sterndeutern – darauf kommen wir noch zu sprechen. Dort sehen wir, dass Herodes davon gehört hat, dass ein Kind, ein neuer König, in Bethlehem geboren wurde.
Aus der Geschichte wissen wir ziemlich genau – und das muss man eben auch sagen – dass das eine römische Welt war. Herodes war ein sogenannter Vasallenkönig unter den Römern. Die Römer liebten Buchhaltung, Jahreszahlen und Geschichtsschreibung. Sie waren wirklich sehr genau. Sie hatten ein unheimlich großes Reich zu regieren, deswegen brauchten sie auch Steuerlisten.
Es gibt überall Aufzeichnungen, nicht nur in Israel, sondern auch im gesamten Römischen Reich bis hin nach Rom, aus den unterschiedlichen Provinzen. Daraus wissen wir eben genau, nicht nur aus der Bibel, sondern auch aus anderen Quellen, dass dieser König Herodes im Gebiet von Judäa bis 4 vor Christus regiert hat und dann gestorben ist.
Danach wurde sein Sohn König, wie du gerade vorgelesen hast. Zuerst war es Archelaos, der König wurde. Er war aber so grausam, davon lesen wir sogar auch in der Bibel. Der Vater, also der Adoptivvater von Jesus oder wie auch immer man das nennt, traute sich nicht mehr, in das Gebiet zurückzugehen, weil Archelaos regierte.
Archelaos ist dann gestorben, und gleichzeitig wurden auch andere eingesetzt. Antipas ist dann so ein Name, den man immer hört. Aber der Kindsmord von Bethlehem, den hat Herodes der Große veranlasst. Dabei ermordete er alle Kinder, die unter zwei Jahren alt waren. Das liegt irgendwo im Zeitraum bis 4 vor Christus.
Eine andere Zahl, die wir kennen, ist die von Oktavian, also Augustus. Er gibt uns den größten zeitlichen Spielraum. Er war von 63 vor Christus bis 14 nach Christus lebendig. Seine Amtszeit war weit, sie schränkt uns nicht ein.
Spannend ist jetzt noch die Frage nach Quirinius. Was hat es mit ihm auf sich?
Ja, der Quirinius, der genannt wird, also zu der Zeit, als Quirinius Statthalter war. Nach archäologischen Funden ist man bisher eigentlich der Meinung gewesen, dass Quirinius zu der Zeit gar nicht Statthalter war. Er war nämlich erst viel später Statthalter, etwa 14 nach Christus oder so. Es werden also Zahlen genannt wie 14 nach Christus oder sieben nach Christus oder was weiß ich.
Was man nicht sagen kann, ist, dass das mit Herodes passt, weil der schon vier vor Christus gestorben ist. Richtig. Da stellt sich die Frage: Wie passt das jetzt zusammen?
Es ist relativ spannend, dass zum Beispiel ein archäologischer Fund gemacht wurde, bei dem tatsächlich ein Stein gefunden wurde, auf dem stand, dass Quirinius Statthalter war. Dieser Fund konnte zurückdatiert werden. Dabei hat man gemerkt, dass die Zahl nach Christus so nicht stimmt. Es gibt verschiedene Theorien, zum Beispiel, dass Quirinius schon einmal vorher Statthalter gewesen ist.
Das heißt, er hatte möglicherweise zwei Amtszeiten. Oder Statthalter ist nicht der eingetragene Titel, sondern meint auch eine andere Amtsbezeichnung. Er war auf jeden Fall schon regierend und hatte irgendeine Ämterposition inne. Es gibt verschiedene Ansichten dazu, aber die neuesten archäologischen Funde zeigen, dass Quirinius schon vorher im Land war.
Man hatte bisher einfach nicht so viel Wissen und hat aus dem wenigen Wissen geschlossen, dass es nicht sein kann. Aber das neueste Wissen zeigt, dass es doch sein kann.
Das Ereignis, das eigentlich die ganze Weihnachtsgeschichte auslöst, ist diese Zählung. Es handelte sich um eine Steuerschätzung. Das kann man auch verstehen, denn auch heute noch werden Steuern geschätzt. Der Augustus wollte damals wissen, wer alles in seinem Land lebt, woher die Menschen kommen und was sie vielleicht für Berufe haben.
Zumindest von dem, was ich gelesen habe, hat es tatsächlich solche Steuerschätzungen gegeben. Natürlich nicht jedes Jahr. In der ganzen römischen Welt war das damals eine große Sache. Die Steuerschätzung begann etwa acht vor Christus in anderen Ländern und in den römischen Provinzen wie Syrien und Ägypten. Ab etwa sieben vor Christus kam sie auch nach Palästina bzw. Judäa.
Das ist eigentlich der spannende Zeitraum: sieben vor Christus bis vier vor Christus. Ganz genau.
Allerdings wird diese Steuerschätzung zum Beispiel auch extrem angezweifelt, insbesondere die Frage, ob sie wirklich in Judäa stattgefunden hat. Warum wird das angezweifelt? Weil man keine Funde oder Aufzeichnungen mehr davon hat. Aus der Zeit gibt es sowieso sehr wenige Aufzeichnungen.
Was man an Aufzeichnungen hat, zeigt aber, dass die Steuerschätzung zur größten Regierungsaufgabe von Augustus gehörte. In Ägypten und Syrien, den Nachbarländern, wurde sie durchgeführt. Warum also nicht auch in Judäa?
Die Aufzeichnungen sind einfach verloren gegangen, es gibt sie nicht mehr. Aber es gab sie ziemlich sicher. Am Ende der Regierungszeit gab es Steuerlisten.
Augustus war ein Friedenskaiser. Ich war selbst schon einmal in Rom und habe dort verschiedene Bögen besichtigt. Es gab bestimmte Tempel, und es gibt die Sage, dass ein Tempel nur zu Friedenszeiten geöffnet war. Solche Zeiten waren selten im gesamten Römischen Reich, aber bei Augustus war das so. Er hatte eine Friedensepoche, und in dieser Zeit hatte er natürlich auch Zeit, solche Steuerlisten zu erstellen.
Das spricht alles dafür, dass es diese Steuerschätzung gegeben hat.
Jetzt fällt mir noch ein Punkt ein, warum es vielleicht in Judäa keine Aufzeichnungen mehr gibt: Wir wissen aus der Geschichte, dass sich die Juden nach Jesu Leben gegen das Römische Reich aufgelehnt haben, nämlich im Jahr 70 nach Christus.
Es kam zur Zerstörung des Tempels 70 nach Christus. Dabei ist sicherlich viel kaputtgegangen, und viele Aufzeichnungen wurden vernichtet. Die Juden stürmten auch die Festung Antonia und andere wichtige Gebäude. Wahrscheinlich sind dabei solche Aufzeichnungen verloren gegangen.
Man kann das so annehmen.
Gut, aber halten wir fest: Der Zeitraum von sieben vor Christus bis vier vor Christus ist aufgrund der Personen, die eine Rolle spielen – Augustus, Herodes, Quirinius – sehr wahrscheinlich.
Ganz genau.
Wenn wir an die Weihnachtszeit denken, kommen einem oft Bilder wie eine Krippe in den Sinn. Man sieht die Hirten, die Könige – die heiligen drei Könige, die manchmal sogar Namen haben: Kaspar, Melchior und Balthasar. Oft schreibt man an katholischen oder auch manchen evangelischen Kirchen über der Tür Buchstaben, die etwas bedeuten. Darauf wollte ich hinaus.
Der Spruch „Friede diesem Haus“ oder „Casa Benedicta“ ist ein Beispiel. Ich kannte mal Latein, aber jetzt rede ich weiter auf Deutsch.
Was hat es nun mit diesen Königen auf sich? Weißt du, ob das Krippenbild vielleicht in einigen Details nicht ganz stimmt? Was fällt dir dazu ein?
Ich habe kein Problem damit, dass die Krippe ein Futtertrog war. Das Setting ist ja ein Stall, was ich auch ganz spannend finde. Das kennen wir alle aus der Weihnachtsgeschichte: Es war kein Platz mehr in einer Herberge in Bethlehem. Das ist logisch, wenn man bedenkt, dass eine Steuerzählung stattfand und alle dorthin mussten. Bethlehem war damals keine große Stadt mehr, aber in ganz Judäa bedeutend, weil es die Geburtsstadt Davids war.
Die gesamte Königsfamilie, das Geschlecht Davids, musste nach Bethlehem ziehen. Vom König David wissen wir aus den Büchern Samuel, dass er viele Söhne hatte und die Familie groß war. Dass die Stadt aus allen Nähten platzte, macht also Sinn. Die Herbergen waren voll, und die Reisenden kamen vielleicht spät an und mussten irgendwo unterkommen. Wahrscheinlich war das etwas außerhalb des Dorfes.
Dort wird es wohl Vieh gegeben haben, was ebenfalls Sinn macht. Wo Vieh ist, ist es warm. Es war vermutlich sonst kalt draußen in der Nacht. Für mich ist es kein Problem, mir vorzustellen, dass es ein Stall war. Vielleicht war es aber auch nur ein Unterstand, eine Art Carport, irgendwo mit einem Dach. Man sieht so etwas ja draußen, wenn Schafe untergestellt sind. Die Tiere waren wahrscheinlich auch Schafe – das lesen wir von den Hirten. Vielleicht war es auch eine Art Höhle, einfach ein Unterstand. Das ist für mich nicht entscheidend. Die Krippe bedeutet vor allem, dass dort Vieh war.
Sicherlich gab es Stroh oder Ähnliches. Wie das Setting genau aussah, ist für mich nicht so wichtig. Manchmal denke ich, dass das ein gutes Beispiel dafür ist, wie Dinge europäisiert werden. Ein Stall mit Spitzdach zum Beispiel – ohne Kenntnis der orientalischen Bauweise damals. Wir wissen nicht viel darüber, wie Gebäude damals gebaut wurden.
Es gibt sogar die Vermutung, die ich ganz spannend finde, dass Tiere zu bestimmten Jahreszeiten in Höhlen untergebracht wurden. Diese Höhlen waren häufig Gräber oder zumindest unbenutzte Gräber, die vorbereitet wurden, um als Unterstand zu dienen. Das wissen wir auch aus der Geschichte von Jesu Kreuzigung und Grablegung. Das Grab gehörte einem Mann, war eine vorbereitete Familiengrabstätte, die noch nicht benutzt war.
Höhlen sind in Palästina sehr häufig, weil der Boden kalkhaltig ist. Viel Wasser wäscht ihn aus, sodass viele Höhlen entstehen. Das finde ich eine spannende Überlegung, auch wenn sie ein bisschen spekulativ ist. Es könnte gut sein, dass Jesus in so einer Höhle geboren wurde.
In solchen Ställen oder Höhlen wurden Leichentücher gelagert. Wenn Jesus mit Windeln gewickelt wurde, dann waren das wahrscheinlich schon Totentücher. Es gibt mehr Belege dafür, als ich mit meinem Halbwissen gerade sagen kann. Wenn das stimmt, dann wurde Jesus von seiner Geburt an auf seinen Tod vorbereitet.
Das stimmt, denn es steht wirklich in der Bibel, dass er in Windeln gewickelt wurde. Man weiß nicht genau, ob Maria und Josef Pampers dabei hatten, als sie von Nazaret loszogen. Ob sie in Bethlehem noch Zeit hatten, alles für die Geburt zu besorgen, weiß man auch nicht. Vielleicht hatten sie etwas dabei, aber vielleicht nahmen sie einfach, was im Stall oder in der Höhle vorhanden war. Das ist zumindest sehr plausibel und spannend.
Allerdings bleibt viel Spekulation dabei. Wir können festhalten: Vielleicht haben wir zu Hause eine Krippe mit Stroh und Spitzdach, aber wie ein Stall oder eine Unterkunft für Tiere damals wirklich aussah, weicht durchaus von unserem heutigen Bild ab.
Nun zu den Heiligen Drei Königen. Was stimmt denn bei den Heiligen Drei Königen nicht? Eigentlich gar nichts. Das fand ich mal sehr witzig, als ich mich damit beschäftigt habe.
Wie kommt es überhaupt zu den Heiligen Drei Königen? Erstens: Sie waren nicht heilig. Es handelte sich um Astrologen, also Menschen, die Sterndeutung betrieben haben – wie bereits erwähnt. Das entspricht auch dem, was wir im Matthäusevangelium lesen, genauer in Matthäus 2. Dort werden sie als Sterndeuter bezeichnet.
Nirgendwo in der Bibel steht, dass es genau drei Könige waren. Das muss man auch klar sagen. Das ist eher ein Thema der katholischen Tradition. Dort sind es eben die Heiligen Drei Könige, und so heißt auch der 6. Januar in manchen Regionen Deutschlands als Feiertag.
Die Bibel spricht jedoch von Sterndeutern. Diese waren Menschen, die eine Mischung aus Wissenschaft und Aberglaube betrieben – eine Art Zeichendeuterei. Das ist schon spannend, dass gerade solche Leute zu Jesus kommen, um ihn anzubeten. Schon von der frühesten Kindheit Jesu an gibt es einen Hinweis darauf: Die Hirten kamen, die Armen, aber auch die Sterndeuter kamen, die Heiden. Aus Sicht der frommen Juden waren das sozusagen Götzenanbeter.
Das war auch eine Zeit, in der Wissenschaft und Parawissenschaft eng beieinanderlagen. Ähnlich wie im Mittelalter Chemie und Alchemie als Wissenschaft galten – wobei die Alchemie heute eher als fragwürdig angesehen wird. Das Ziel der Alchemie war zum Beispiel, Gold herzustellen. Ebenso waren Astronomie und Astrologie damals eng miteinander verbunden.
Astronomie ist die Beobachtung der Sterne und ihrer Bahnen, was auch heute noch wichtig ist und von vielen Wissenschaftlern betrieben wird, die nichts mit Esoterik zu tun haben. Astrologie hingegen versucht, aus der Stellung der Sterne zum Zeitpunkt der Geburt Rückschlüsse auf das Leben eines Menschen zu ziehen – etwa durch Horoskope, Sternzeichen oder Aszendenten.
Diese Sterndeuter waren also solche Menschen – vergleichbar mit heutigen Horoskopmachern. Heilig waren sie nicht, ganz im Gegenteil.
Auch die Zahl drei finden wir in der Bibel nicht in Bezug auf die Sterndeuter. Es wird nur von mehreren Männern gesprochen, also im Plural. Es können mindestens drei gewesen sein, es könnten aber auch mehr gewesen sein.
Die Zahl drei findet sich bei den Geschenken: Gold, Myrrhe und Weihrauch. Drei Geschenke, aber keine drei Könige. Könige waren sie wohl auch nicht, sondern wahrscheinlich hohe Beamte oder Würdenträger.
Haben Sie Gedanken dazu, woher sie kamen? Wie kamen sie auf die Idee, einer Sternkonstellation oder einem bestimmten Stern zu folgen? Es gibt dazu schon spannende Hinweise im Alten Testament.
Man weiß aus der Geschichte, dass sie aus dem Morgenland, also aus dem Osten kamen. Dort lag das Babylonische Reich, das heutige Gebiet des Iraks und Umgebung. In dieser Region gab es viele verschiedene Reiche. Wir kennen die Geschichte von Daniel, der ins babylonische Reich entführt wurde. Später gab es dort einen Machtwechsel, als die Perser die Herrschaft übernahmen.
Genau aus welcher Stadt die Sterndeuter kamen, wissen wir nicht. Aber sie stammten wahrscheinlich aus dieser Region. Übrigens ist es auch das Land, aus dem Abraham ursprünglich über Haran nach Kanaan gezogen ist.
Du hast schon den Namen Daniel erwähnt, und das ist das Spannende. Wir haben ja das Buch Daniel, das sehr interessant ist. Daniel war ein hochrangiger Beamter und zugleich ein Prophet. Er war ein Traumdeuter und damit unter den Sterndeutern und Astrologen seiner Zeit. Das war eine ganz andere Zeit, man darf das nicht verwechseln – Daniel lebte hunderte Jahre vor der Geburt Jesu.
Im Buch Daniel finden wir Prophezeiungen über den Messias. Daniel sagt, dass ein Stein gegen eine Statue stößt, die verschiedene Reiche symbolisiert. Diese Reiche werden alle zu Fall gebracht, und das letzte Reich ist das Römische Reich.
Ich hätte das vielleicht noch etwas genauer recherchieren können, aber meines Wissens prophezeit Daniel auch, dass ein Stern in Bethlehem aufgehen wird. Es gibt auf jeden Fall solche Prophezeiungen in diese Richtung.
Wir haben viele Bücher, die Vorhersagen über die Geburt Jesu machen. Das ist nicht nur Daniel, sondern auch Jesaja. Jesaja sagt viel über den Auftrag Jesu aus, was er tun wird und wie seine Natur ist. Zum Beispiel beschreibt er Jesus als sanft und sagt, dass er das geknickte Rohr nicht zerbrechen wird.
Ein weiterer Prophet ist Micha. Er sagt genau, aus welcher Stadt Jesus kommen wird: aus Bethlehem, auch Ephrata genannt. Es gibt auch Prophezeiungen, die den Kindermord in Bethlehem vorhersagen, das Weinen der Kinder wird erwähnt.
Insgesamt finden wir in vielen Büchern des Alten Testaments Hinweise auf die Geburt des Messias. Allerdings wussten die einzelnen Propheten nicht genau, wie es dazu kommen würde. Trotzdem wurden all diese Vorhersagen in den Berichten der Bibel über die Geburt Jesu erfüllt.
Ja, absolut.
Eine Frage, die mir noch einfällt, ist: Waren die Hirten und die Könige beziehungsweise die Sterndeuter gleichzeitig am Ort der Geburt Jesu? In den Krippenfiguren sind sie es immer, doch tatsächlich können wir hier den Unterschied zwischen den beiden Berichten in der Bibel betonen.
Im Lukas-Evangelium Kapitel 2, das wir oft am Heiligabend lesen, wird die heilige Nacht beschrieben. Dort erscheinen die Engel den Hirten, und die Hirten machen sich auf den Weg, um das neugeborene Kind zu sehen. Der Bericht endet dort, und es heißt, dass Maria alles in ihrem Herzen bewahrte.
Im Matthäus-Evangelium hingegen beginnt die Geschichte mit den Sterndeutern, die aufgrund eines Sterns zu König Herodes gehen. Sie erkundigen sich, wo der neue König geboren sei. Der Stern führt sie schließlich zu einem Haus, in dem sie Jesus finden. Interessanterweise wird in Matthäus von einem Haus gesprochen, nicht von einem Stall.
Wie passt das zusammen? Zwischen diesen Ereignissen liegt eine gewisse Zeitspanne. Auch der Kindermord in Bethlehem spielt hier eine Rolle. Herodes ließ alle Kinder unter zwei Jahren töten, nicht nur die Neugeborenen der letzten ein, zwei Monate. Er erkundigte sich, wann der Stern zum ersten Mal erschienen sei, und offenbar sind Monate, wenn nicht ein bis zwei Jahre vergangen.
Die Sterndeuter waren unterwegs und kamen schließlich an das Haus, in dem Jesus lebte. Es ist gut möglich, dass Jesus zu diesem Zeitpunkt schon ein Kleinkind war. In einer Kinderbibel, die sehr schön illustriert ist, wird Jesus als Krabbelkind dargestellt. Das entspricht wahrscheinlich der tatsächlichen Zeitspanne.
Interessanterweise blieben Jesus, Maria und Josef in Bethlehem und kehrten nicht sofort nach Nazareth zurück. Dort fanden sie eine Unterkunft, die zumindest vorübergehend war, wahrscheinlich bei Verwandten. Von dort flohen sie später nach Ägypten und kehrten anschließend nach Nazareth zurück.
Das waren einige Mythen und Hintergründe, die wir hier durchgegangen sind. Sehr spannend!
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