Wir aber, Brüder, waren, als wir von euch getrennt waren, für kurze Zeit in unserer Bedrängnis und Drangsal sehr traurig. Denn wir hatten euch sehr lieb und sehnten uns danach, euch wiederzusehen.
Deshalb haben wir versucht, zu euch zu kommen – ja, Paulus selbst, oft und mit Tränen –, doch Satan hinderte uns daran. So blieben wir allein in Thessalonich zurück.
Darum haben wir beschlossen, nach Mazedonien zu gehen, um euch dort zu ermutigen und zu stärken. Denn wir wollten euch nicht in eurer Bedrängnis und Drangsal allein lassen.
Als wir dann nach Mazedonien kamen, fanden wir, dass unser Gott uns tröstete durch eure Treue. Denn ihr steht fest im Herrn, und eure Liebe wächst untereinander immer mehr.
Darum bitten wir Gott, unser Vater, und den Herrn Jesus Christus, dass unser Weg zu euch offen sei. Möge er eure Herzen stärken, damit ihr in Heiligkeit vor Gott, unserem Vater, unsträflich und untadelig bleibt bis zum Kommen unseres Herrn Jesus mit all seinen Heiligen.
Ihr wisst ja selbst, Brüder, dass unser Kommen zu euch nicht vergeblich war. Wir haben euch das Evangelium Gottes nicht nur mit Worten, sondern auch mit Kraft, mit dem Heiligen Geist und mit großer Zuversicht verkündet.
Ihr seid unser Ruhm und unsere Freude in Christus Jesus.
Sehnsucht nach Gemeinschaft und die Bedeutung der Geschwisterliebe
Was wünscht sich Paulus? Eine Paulusfrage würde Paulus wunschfrei lassen. Womit kann man ihm eine Freude machen? Paulus würde sagen: Das, was ich mir wirklich wünsche, ist, die Thessalonicher wiederzusehen (1. Thessalonicher 2,17-19).
Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verwaist waren – dem Angesicht nach nicht, dem Herzen nach –, haben uns umso mehr mit großem Verlangen bemüht, euer Angesicht zu sehen. Deshalb wollten wir zu euch kommen, ich Paulus, nicht nur einmal, sondern zweimal, doch der Satan hat uns gehindert. Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz – nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft? Denn ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude.
Wir aber, Brüder, da wir für kurze Zeit von euch verwaist waren, waren verwaist hier im Blick nicht auf waisenkinder, sondern im Blick auf Eltern, die ihre Kinder verloren haben. Paulus ist es ganz wichtig, den Thessalonichern zu erklären, warum er nicht wieder zu ihnen zurückgekommen ist. Es ist wichtig, ihnen zu sagen: Es liegt nicht daran, dass ich kein Interesse an euch hätte. Ich habe ein total großes Interesse an euch, mein Herz ist ganz eng mit euch verbunden.
Er sagt, wir haben uns mit großem Verlangen bemüht, uns richtig eingesetzt, diese jungen Geschwister wiederzusehen. Aber es hat nicht geklappt.
Ich möchte noch einmal – wo ich vorhin schon etwas zum Thema Herz gesagt habe, das Timotheus im Blick auf junge Christen erwähnt – euch gerne noch einen Vers zeigen, der mich persönlich herausfordert, wenn ich merke, dass ich im Umgang mit Geschwistern meine Not bekomme. Also wenn ich merke, da gibt es jetzt plötzlich in der Gemeinde Leute, die mag ich gar nicht so gerne. Und das ist ja ein furchtbarer Gedanke.
Ich brauche dann für meine Seele so eine Art Gegenmittel. Ich brauche etwas, das mir wieder zeigt, wie falsch das ist. Und ich gehe dann in Psalm 16, Vers 3. Psalm 16 ist ein messianischer Psalm, es geht eigentlich um die Haltung des Messias. Es geht um das Thema Auferstehung, man kennt das Zitat von Petrus in der Pfingstpredigt. Aber da steht auch in Psalm 16, Vers 3: „An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.“
Das ist der Vers, den ich verwende, wenn ich merke, dass mir Geschwister in der Gemeinde eine Last werden. Wenn ich merke, dass ich anfange zu seufzen und zu stöhnen. Wenn ich anfange, Leute in Schubladen zu sortieren: die, die ich mag, und die, die ich nicht mag; die mir lieb sind und die mir nicht lieb sind; die für mich einen Wert haben, und die, die für mich keinen Wert haben. Dann kommt dieser Vers.
Denn wenn es stimmt, dass Psalm 16 und Petrus weiter unten zitieren: „Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe“ (Psalm 16,10), da spricht der Messias über seine eigene Auferstehung.
Wenn es wirklich so ist, dass ich hier einen Blick in das Herz Jesu tue – prophetisch von einem seiner größten Vorläufer, von David ausgesprochen –, „An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen“, dann möchte ich das lernen.
Ich weiß nicht, ob es euch auch so geht: Vielleicht ist die schwierigste Aufgabe in der Gemeinde, Geschwister zu lieben. Manches Mal denkt man, es sei leicht, Gott zu lieben, und die Geschwister zu lieben sei eine ganz andere Sache. Die Bibel sagt, es ist genau andersherum.
Es ist leicht, Geschwister zu lieben, und schwer, Gott zu lieben, weil man die Geschwister sieht. In die Geschwister kann man sich hineinversetzen, da weiß man, was sie brauchen. Die Geschwister machen nur Fehler, die man selber auch schon mal gemacht hat. Geschwister lieben ist leicht (1. Johannes 4,20), aber Gott lieben, das ist tückisch, Gott lieben ist nicht leicht.
Ich lerne Lieben im Umgang mit Geschwistern. Und wenn du ein Problem hast mit Geschwistern, wenn du sagst, bei mir gibt es das in meinem Herzen, dass da Groll ist oder dass ich mich zurückziehe oder dass es da so eine Zweiklassengesellschaft gibt, dann nimm Psalm 16, Vers 3 auswendig: „An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen ist all mein Wohlgefallen.“
Der Kampf um die Gemeinde und die Bedeutung der Hoffnung
Paulus ist so begeistert von diesen jungen Christen, dass er zweimal zu ihnen zurückkehren möchte. In Vers 18 heißt es: „Deshalb wollten wir zu euch kommen, ich Paulus, nicht nur einmal, sondern zweimal.“ Er hatte sich so sehr bemüht, dass er am Ende sagen muss, dass es nicht geklappt hat, weil der Teufel sich dagegen gestellt hat.
Man merkt, Evangelisation und Jüngerschaft sind immer ein Kampf um Seelen. Der Satan hindert die Apostel daran, zurückzukommen, und gleichzeitig setzt er die Jünger unter Druck, ihrem neugefundenen Glauben abzuschwören. Wenn Paulus das hier beschreibt, macht er für uns eines klar: Er zeigt uns, dass der Satan zwar nicht allmächtig ist – wunderbar –, aber dennoch ein ernst zu nehmender Gegner, mit dem man rechnen muss. Selbst Paulus muss sich an dieser Stelle zweimal geschlagen geben.
Das tut ihm sehr weh. In Vers 19 sagt er: „Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz, nicht auch ihr vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft?“ Er nennt drei Dinge, die diese Menschen für ihn bedeuten, wenn er an sie denkt: Sie sind seine Hoffnung, seine Freude und sein Ruhmeskranz beziehungsweise Siegeskranz.
Was bedeutet das? Ihr seid seine Hoffnung. Wenn er einmal vor Jesus steht, dann hat er die Hoffnung, dass Jesus ihn für seinen Dienst belohnt – und zwar wegen ihnen. Ihr seid seine Freude. Es geht immer darum, dass er sich freut, wenn er vor dem Herrn Jesus steht. Nicht grundsätzlich, sondern speziell, wenn er ihm bei seiner Ankunft begegnet. Dann freut er sich darüber, dass sein Leben Frucht gebracht hat. Und diese Menschen, die Thessalonicher, sind diese Frucht.
Sie sind auch sein Siegeskranz oder Ruhmeskranz. Vielleicht kennt man das aus Asterix und Obelix: Dort sieht man oft einen Zweig, der oben auf dem Kopf getragen wird – eine Auszeichnung, zum Beispiel für Athleten. Paulus sagt, sie sind für ihn so eine Auszeichnung. Sie sind etwas, das für ihn einen großen Wert besitzt und ihm Wert gibt.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er Paulus fragen: „Was hast du mit deinem Leben gemacht?“ Paulus wird antworten: „Haha, ich habe eine Hoffnung – das seid ihr. Ich habe eine Freude – das seid ihr. Ich habe einen Siegeskranz – das seid ihr.“ Diese Menschen sind für ihn in dem Moment, in dem Jesus wiederkommt, die Gewissheit, dass er selbst von Jesus belohnt wird.
Die Erwartung der Wiederkunft Jesu und ihre Bedeutung
Und wir kommen jetzt zu einem Begriff, der uns noch eine Weile beschäftigen wird: die Ankunft Jesu Christi, seine Wiederkunft.
Wir haben bereits in Kapitel 1 gesehen, dass wir auf Jesus warten. Wir haben die Hoffnung, dass Jesus wiederkommt. Es gibt den Fachbegriff Parusie, der den Moment beschreibt, wenn die Himmel sich öffnen und Jesus auf die Erde kommt.
Dann sind wir entweder tot, und werden wieder lebendig gemacht, um ihm entgegenzugehen, oder wir sind noch lebendig und werden plötzlich verwandelt, um zu ihm zu gelangen.
Ich lese euch vor, dass dies keine Idee ist, die Paulus sich ausgedacht hat, sondern dass Jesus selbst sagt, dass er wiederkommt.
Ich lese aus Matthäus 24, wo Jesus von einer Drangsalzeit spricht: Matthäus 24,29-31:
„Aber gleich nach der Drangsal jener Tage wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.“
Achtung, hier werden Bilder verwendet. Ihr müsst jetzt nicht an Meteoriteneinschläge oder Ähnliches denken, denn diese Zeichen haben wahrscheinlich eine andere Bedeutung.
„Und dann wird das Zeichen des Sohnes des Menschen am Himmel erscheinen, und dann werden wehklagen alle Stämme des Landes, und sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen, da ist er auf den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit.
Er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende des Himmels bis zu ihrem anderen Ende.“
Jesus sagt: Ich komme wieder.
Ist das nicht schön? Ja, das ist großartig! Jesus kommt wieder.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll – er kommt wieder!
Man vergisst das so schnell, man steckt oft im Trott des Lebens fest.
Wir planen zum Beispiel gerade den Urlaub fürs nächste Jahr. Das ist irgendwie komisch. Man überlegt, wann wir wohin können und was sonst noch im nächsten Jahr passiert.
Ich bin gerade dabei, mit euch Predigtermine für nächstes Jahr abzustimmen. Mein Jahr 2016 läuft also gerade voll.
Aber theoretisch erwarte ich etwas, das heute Abend noch passieren kann.
Stell dir vor, du fährst im Auto und plötzlich ist er da – alles vorbei. Wäre das nicht schön?
Das erwarten wir. Das ist unsere Hoffnung.
Und wenn er kommt, dann möchte Paulus sagen: Ich möchte ihm etwas präsentieren, ich möchte ihm zeigen, was ich geleistet habe.
Ihr seid unsere Herrlichkeit und Freude, ihr seid diejenigen, die mir Bedeutung verleihen, und ihr seid diejenigen, die mir Freude machen.
Freude an den Geschwistern als Quelle der Kraft
Weil das so ein schöner Gedanke ist, noch ein Vers zum Thema Freude an Geschwistern: Im dritten Johannesbrief, Kapitel 1, Vers 4 heißt es: „Eine größere Freude habe ich nicht, als dies, dass ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit wandeln.“
Ist das nicht schön? Es gibt keine größere Freude für mich, als zu erfahren, dass die Menschen, die durch mich zum Glauben gekommen sind, immer noch mit Gott unterwegs sind. Das stimmt wirklich. Das Gegenteil stimmt aber auch. Es ist irgendwie das Schlimmste, was es im Leben gibt. Das ist wohl das, wofür ich mich am meisten schäme und was mich am meisten deprimiert: zu sehen, wie Geschwister, die durch mich zum Glauben gekommen sind, ihr Leben verpfuschen.
Hier besteht eine Gefahr: Einerseits sagt Paulus, „Ihr seid meine Herrlichkeit, ihr seid meine Freude“, und ich unterstreiche das doppelt. Aber wenn man eine Weile in der Gemeindearbeit ist und negative Erfahrungen macht – wenn man mitbekommt, dass die, die eigentlich die eigene Herrlichkeit und Freude sein sollten, es nicht sind – dann verliert man diese beiden Aspekte, Herrlichkeit und Freude, schnell aus dem Blick.
Mir ist das vor ein paar Jahren passiert. Da ist jemand zum Glauben gekommen. Ihr wisst ja: Wenn jemand zum Glauben kommt, ist Party im Himmel, die Engel tanzen, alles ist super, alle freuen sich. Und ich saß da und dachte mir: Warum freust du dich eigentlich nicht? Die Antwort war klar: Ich habe zu viele Leute gesehen, die irgendwann mal zum Glauben kamen und dann wieder weg waren. Immer freut man sich, macht den Sektempfang, „Halleluja, alles super!“. Und wenn sie dann still und leise aus der Gemeinde ausgebucht werden, weil sie schon ewig nicht mehr da waren, oft nicht mal mit einer Ansage – das ist ja auch peinlich. Wenn man das oft genug erlebt, geht man an eine Bekehrung, wenn alle sich freuen, so ran und sagt: Na ja, schauen wir mal.
Das ist falsch. Deshalb predige ich das jetzt hier. Ich habe das entdeckt und dachte mir: Das kannst du nicht bringen. Richtig wäre, wenn sich jemand bekehrt, musst du dich freuen. Das gehört dazu. Ja, aber es gibt so viel, das stimmt. Nur in dem Moment, in dem sich jemand bekehrt, ist es nicht meine Aufgabe, mich hinzustellen und zu sagen: Na ja, warten wir mal ab, statistisch gesehen reden wir in zehn Jahren noch mal miteinander. Das ist nicht mein Job. Mein Job ist es, mich zu freuen und die Freude an den Geschwistern zu bewahren.
Die Frage ist: Wie mache ich das? Wie bewahre ich die Freude, wenn ich real erlebe, dass Geschwister in der Gemeinde sind, auf die man beim Gottesdienst am ehesten verzichten könnte? Was mache ich dann? Die Antwort finden wir in diesem Buch. Wie bewahre und kultiviere ich die Freude an den Geschwistern? Wie schaffe ich es, dass all die negativen Erfahrungen, die man macht – und sei lange genug dabei, dann weißt du, wovon ich rede – nicht die Oberhand gewinnen?
Wenn du es noch nicht weißt, will ich es dir nicht sagen, aber es kommt der Punkt, an dem du denkst: Geht Christentum auch ohne die anderen Christen? Nein, denn du sollst ja Liebe lernen, und Liebe lernt man da, wo es weh tut. Deshalb gehst du in die Gemeinde. Ja, das ist die Idee: Man lernt Bruderliebe. Es ist verrückt, ich weiß. Ich könnte euch das an anderer Stelle mal zeigen, will ich jetzt aber nicht tun.
Du lernst in der Gemeinde Liebe, weil da Leute sind, die nicht liebenswert sind oder nicht so, wie du es dir vorstellst. Wenn alle so wären wie du, stell dir das mal vor: Super, du gehst in die Gemeinde und alle sind klar. Nein, nein, nein, nein! Gemeinde funktioniert so gut als Lernfeld, weil so viele da sind, die nicht so leicht sind. Und du hast ja auch deine Ecken und Kanten, wo du für andere zum Problem wirst.
Deshalb gibt es eine natürliche Tendenz zu sagen: Boah, schon wieder Gottesdienst, Mann! Und jetzt kommt es: Wie schaffe ich es, Liebe zu lernen? Dazu gehört, wenn ich vielleicht mal ein paar Bibelwochen zurückgehe: Wir haben mal etwas über das Hohelied gemacht, und am Schluss gab es eine Predigt, wie man die Liebesprinzipien des Hohelieds auf die Gemeinde übertragen kann.
Da habe ich gesagt: Im Zentrum von Liebe untereinander, auch im Zentrum von Bruderliebe, steht Bewunderung. Wenn ich aufhöre, in dem anderen das Wunder zu sehen, das Gott in ihm sieht, wenn ich aufhöre, von ihm begeistert zu sein, wenn er nur noch Last wird, nur noch eine Nummer, nur noch etwas, das mir den Sonntag verdirbt, dann werde ich ihn nicht lieben können.
Die Frage ist: Wie schaffe ich es, in einem Menschen das Wunder zu sehen? Die Antwort lautet: Du musst für ihn danken. Deshalb hier, 1. Thessalonicher. Am Ende, wenn wir mit dem Vortrag fertig sind, werden wir dreimal erlebt haben, dass Paulus anfängt zu danken. Und es stimmt wirklich: Wie bewahre ich Freude? Durch Dank.
Wenn du merkst, da sind Leute in der Gemeinde, fang an, für sie zu danken. Fang an, für den Glauben, den sie haben, für die Liebe, die sie zeigen, für die Hoffnung, die du in ihrem Leben siehst. Fang an, dafür zu danken. Die negativen Seiten bei Menschen fallen uns ganz leicht auf. Da sind wir drauf geeicht. Ein falscher Blick entgeht dir nicht. Ein böses Wort kannst du zwanzig Jahre später noch erinnern.
Aber die ganzen guten Seiten, die jemand hat, wo er etwas Positives tut, dich mal anlächelt, dich beschenkt oder einfach mal nicht so blöd ist, wie du dachtest – das entgeht dir oft. Deswegen, wenn du anfängst zu danken, und für alle, die jetzt sagen: Muss man das wirklich machen? Ja, das musst du!
Dank kann viel bewirken. Das steht in Psalm 50, Vers 23. Ich stehe darauf, Bibelverse auswendig zu lernen, und dieser Vers gehört zu den Top 50. Das ist einer dieser „Waffenverse“. Wenn das Leben blöd wird, brauchst du diesen Vers. Dort steht: „Wer Dank opfert, der verherrlicht mich; und wer den rechten Weg geht, dem zeige ich das Heil Gottes.“
Das ist ein ganz wichtiger Vers. Wenn du merkst, du gehst emotional den Bach runter, gerade in einer Beziehung zu einem Menschen, fang an zu danken. Mach das, was Paulus im Blick auf die Thessalonicher noch recht entspannt tut: danke. Und du kannst nur danken, wenn du anfängst, über Menschen positiv zu denken.
Also nicht mehr: Der kommt immer zu spät, die ist immer unfreundlich, der lässt immer den Beutel vorübergehen, der hat noch nie etwas reingetan bei der Sammlung, wenn die mal lernen würde zu singen – schräger geht’s ja gar nicht. Das fällt uns alles auf. Aber wenn du jetzt anfängst zu danken, wird es spannend: Was fällt dir ein? Was fällt dir ein?
Selbst wenn dir nichts einfällt, ist das gut, weil du merkst: Da ist jemand, den kenne ich noch gar nicht so gut, vielleicht sollte ich nach dem nächsten Gottesdienst mal mit dem reden. Vielleicht muss ich mit dem auch etwas klären. Aber fang an zu danken, und ich garantiere dir förmlich: In deinem Herzen wird etwas passieren.
Es ist auch der Weg, wie man Groll und Bitterkeit überwindet. Ich sage nicht, dass es dann schnipp schnapp geht und alles ist gut. Ich bin Realist. Aber ich weiß: Wenn du diesen Weg nicht gehst, dann gibt es definitiv nie einen Schnipp und nie einen Schnapp.
1. Thessalonicher 3,1-5: „Deshalb, da wir es nicht länger aushalten konnten ... beschlossen wir, allein in Athen zurückzubleiben. Der Brief ist also wahrscheinlich in Athen geschrieben worden. Wir sandten Timotheus, unseren Bruder und Mitarbeiter Gottes im Evangelium Christi, um euch erstens zu befestigen, also dafür zu sorgen, dass ihr mit der Verfolgung, mit den Schwierigkeiten, mit den Umständen, in denen ihr lebt, gut umgehen könnt.
Zweitens, um euch zu trösten – das war auch nötig, weil Menschen etwas verloren hatten und man ihnen übel mitgespielt hatte. Drittens, um euch zu trösten eures Glaubens wegen, damit niemand wanke in diesen Drangsalen. Glauben kann wanken.
Denn ihr wisst selbst, dass wir euch gesagt haben, dass wir Drangsal erleiden würden, wie es auch geschehen ist. Und ich konnte es nicht länger aushalten, deshalb sandte ich ihn, um euren Glauben zu erfahren, ob nicht etwa der Versucher euch versucht hat und unsere Arbeit vergeblich gewesen sei.“
Paulus hatte Angst. Er fürchtete, dass der Versucher, der Teufel, mit seinen Bemühungen den Glauben der Thessalonicher zerstören könnte. Und jetzt fragt man sich: Geht das denn? Kann man Glauben zerstören? Die Antwort lautet: Ja.
Rettender Glaube ist ein Glaube, der sich in Notzeiten bewährt hat. Nicht jeder Glaube ist gleich rettender Glaube. Der Herr Jesus macht das mit dem Sämannsgleichnis deutlich. Ich lese es nicht ganz vor, aber Lukas 8, Vers 6: „Und anderes fiel auf den Felsen, und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte.“
Es gibt also Situationen, wo das Wort Gottes ausgesät wird, es geht auf, hat aber keine Feuchtigkeit, die Sonne kommt, und es verdorrt. Jesus erklärt das in Lukas 8, Vers 13: „Die aber auf dem Felsen sind, das sind die, die, wenn sie hören, das Wort mit Freuden aufnehmen, und diese haben keine Wurzel; für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen sie ab.“
Es gibt so etwas wie Groupie-Glauben, Fan-Sein von jemandem, begeistert sein von jemandem. Paulus hatte Angst, dass das bei den Thessalonichern so sein könnte: eine anfängliche Begeisterung, und jetzt kommt die Zeit der Versuchung. In dieser Zeit der Versuchung besteht die Gefahr, dass sich der echte vom falschen Glauben scheidet.
Paulus sagt: Ich halte es nicht aus, ich möchte wissen, wie echt euer Glaube ist. Ihr werdet jetzt geprüft, ihr werdet getestet. Wie echt ist euer Glaube? Er sehnt sich danach, es macht ihm förmlich Angst. Er kann das nicht alleine, er versucht es, kommt da nicht hin, und schickt Timotheus.
Timotheus kommt zurück. Könnt ihr euch vorstellen, die Reise von Athen nach Thessalonich, etwa 350 Kilometer, dauert ungefähr einen Monat, wenn man eine Woche vor Ort bleibt. Stell dir vor, wie es ist, einen Monat auf heißen Kohlen zu sitzen! Du schickst Timotheus hin und sagst: Schau nach, wie es mit dem Glauben steht, befestige sie, tröste sie, aber bring unbedingt in Erfahrung, ob der Glaube noch da ist.
Und dann heißt es in 1. Thessalonicher 3,6-8: „Da aber Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die gute Botschaft brachte von eurem Glauben und eurer Liebe, dass ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und sehr verlangt, uns zu sehen, wie auch wir euch, sind wir über euch bei all unserer Not und Drangsal getröstet worden.“
Paulus hat selbst Not und Drangsal, wie wir in Vers 4 gelesen haben. Er hatte ihnen das auch schon angekündigt: Wir werden Not und Drangsal erleiden, und ihr auch. Das gehört zum Glauben dazu. Den jungen Christen zu sagen: Wenn du Christ wirst, wird dich das etwas kosten.
Dann bekommt er Not und Drangsal, und dann bekommen sie Not und Drangsal. Und mitten in den eigenen Schwierigkeiten kann Paulus jetzt sagen: Wir sind getröstet worden – durch euren Glauben. Timotheus kommt und sagt: „Hey, es ist alles gut. Sie haben Glauben, da ist Liebe, da sind gute Gedanken über die Apostel bei den Thessalonichern, da ist Sehnsucht nach den Aposteln.“
Das ganze Missionsteam hört das und schöpft neuen Mut. Was mache ich, wenn ich höre, dass junge Christen in Schwierigkeiten sind? Was mache ich, wenn ich höre, dass sie am Glauben festhalten? Was mache ich, wenn ich höre, dass sie sich von der Liebe nicht abbringen lassen, dass sie weiterhin gut über ihre Gründungsväter denken und eine tiefe Sehnsucht haben?
Ganz einfach: Ich fange an zu danken. Das ist simpelste Theologie, die man einfach nur umsetzen muss. Du schnappst dir die Gemeindeliste, fängst bei A an und beginnst zu danken. Es ist wirklich so simpel. Bitte, mache Christsein nie kompliziert. Fang einfach an zu danken.
1. Thessalonicher 3,9: „Denn was für Dank können wir Gott eurethalben abstatten für all die Freude, womit wir uns euredwegen freuen vor unserem Gott?“
Paulus sagt: Als Timotheus kam und uns davon erzählte, dass ihr immer noch glaubt und so unterwegs seid, habe ich mir überlegt: Wie könnte ich Gott für so viel Freude in meinem Leben danken? Mir ist nichts eingefallen. Genial, oder?
Ich glaube, das ist die Vision von Gemeinde: Dass ich eine so herzliche Beziehung zu Geschwistern entwickle und in ihnen die Herrlichkeit sehe, die Gott in sie hineingelegt hat. Dass sie mir so viel bedeuten, dass ich, wenn ich Gott für sie danke, eigentlich sagen muss: Die Tatsache, dass xy liebt, glaubt und mich mag, ist ein gigantisches Geschenk. Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich dazu sagen soll. So viel Freude verdiene ich nicht.
Merkst du, wie anders das ist als die oft gelebte Gemeindepraxis? Wie oft denken wir nicht: „Boah, Herr, du hast mich gesegnet und beschenkt, ich weiß gar nicht, wohin mit meiner Freude, dass ich in diesem Kreis von Geschwistern sein darf.“ Nein, oft denken wir anders.
Wie traurig! Und wie gut ist es, das hier zu lesen und zu sehen, wie Paulus diese Freude, die er hat, nutzt. Dann sagt er: „Wobei wir Nacht und Tag inständig bitten, euer Angesicht zu sehen und das zu vollenden, was an eurem Glauben mangelt.“
Er freut sich, sagt: Gott, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Und dann: „Okay, zweimal hat der Teufel ihm widerstanden, gut, wir legen eine Schippe nach. Dann eben Nacht und Tag“, also so oft wie möglich inständig bitten, flehentlich auf die Knie gehen. Warum? Ich möchte euch sehen!
Die Tatsache, dass es zweimal nicht geklappt hat, ist egal. „Dann beten wir eben, bis es beim dritten Mal klappt.“ Paulus gibt nicht auf. Er will euch sehen, inständig, mit allem Einsatz.
Ihr wisst hoffentlich: Wenn man betet, kann man die Intensität auf verschiedene Weise unterstreichen. Man kann es häufiger tun, emotionaler, also flehen, fasten, Gelübde geben. Jemand sagt: Wenn du mir das schenkst, dann schenke ich dir das.
Paulus geht voll rein: „Ich will euch sehen, ich bin begeistert von euch, ich möchte endlich wieder bei euch sein!“ Und wir wissen, dass das später erhört wurde. In Apostelgeschichte 20 ist er spätestens wieder dort.
Paulus möchte das tun, weil er das, was am Glauben mangelt, ausgleichen will. Glaube kann drei Dinge bedeuten: den Glaubensinhalt, den Akt des Glaubens oder das Glaubensleben. Hier geht es um den Glaubensinhalt.
„Was am Glauben mangelt“ heißt: Sie haben noch nicht alles verstanden, sie haben noch Fragen. Da gibt es große Themen, die noch völlig ausgeklammert sind. Paulus sagt: Ich muss zu euch zurück, wir brauchen Zeit miteinander, damit ich euch erkläre, wie das mit dem Christsein funktioniert.
Er sehnt sich danach und kann nicht anders, als immer wieder dafür zu beten, endlich zu euch kommen zu dürfen.
Vers 11: „Unser Gott und Vater selbst aber und unser Herr Jesus richte unseren Weg zu euch, euch aber mache der Herr reicher und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle.“
Paulus betet für diese Leute, für Menschen, die ein Vorbild sind in Glaube, Liebe und Hoffnung. Er betet: „Euch aber mache der Herr, das ist der Herr Jesus, reicher und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle.“
Wenn du mal nicht weißt, was du für die Geschwister beten sollst, wäre das ein guter Startpunkt. Wenn du nicht weißt, wofür du für dich selbst beten sollst, wäre das ein guter Startpunkt.
Bete, dass Bruderliebe und überhaupt Liebe in deinem Leben wächst. Bete, dass sie wächst im Leben der Geschwister. Reicher und überströmend – das sind nicht die Begriffe, die wir gern verwenden: reich und überströmend in der Liebe. Aber wenn Paulus solche Begriffe verwendet, möchte er einen Superlativ beschreiben.
Er möchte, dass du richtig, richtig viel liebst. Und von hier vorne: Das Wichtigste in deinem Leben ist Liebe. Die Kompetenz, die es am meisten zu entwickeln gibt im geistlichen Leben, ist Liebe.
Du darfst wissen, wie die Offenbarung aufgebaut ist, du darfst das zentrale Kapitel in 1. Samuel kennen, du darfst wissen, wer was in der Kirchengeschichte gesagt hat. Aber ganz ehrlich: Das Entscheidende im geistlichen Leben, woran du gemessen wirst, ist Liebe.
Nicht Wissen, nicht Zugehörigkeit zu einer Gemeinde, nicht deine Begabung, nicht, wie viele theologische Fragen du beantworten kannst, nicht, wie viel von deinem Besitz du in gute Werke investiert hast, nicht, wie oft du in einem Flüchtlingswohnheim warst. Das alles Entscheidende ist Liebe.
Und wenn du ein Problem damit hast, Menschen zu lieben – und wir alle haben das –, dann kannst du dich jetzt nicht zurücklehnen und sagen: Das hatte ich früher mal, aber heute ist alles gut. Du kannst es nicht sagen, weil die Typen hier eine Reputation für Liebe haben. Nicht nur Liebe, sondern Bemühung um Liebe.
Sie hängen sich richtig rein. Paulus fängt an zu beten: Super, schön, ich wünsche mir noch mehr für euch, dass ihr reicher und überströmend seid.
Ich lese euch die Stelle einmal kurz vor, weil sie so wichtig ist. Ich wünsche mir für mich und für dich, dass, wenn sich der Gedanke mal einschleicht: Liebe wäre unwichtig, oder wenn du irgendwann aufhörst, an der Liebe zu arbeiten, dass sich dieser Text wieder meldet.
„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel rede, aber keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz oder eine schallende Zimbel. Wenn ich Weissagung habe und alle Geheimnisse und Erkenntnisse, wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetzen kann, aber keine Liebe habe, so bin ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und meinen Leib hingebe, damit ich verbrannt werde, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.“
Bitte, ich weiß nicht, wie es dir gerade geht. In meinem Leben gibt es die kontinuierliche Flucht vor diesen drei Versen, weil es viel leichter ist, Begabungen zu fördern, Wissen aufzubauen, sich in Menschen zu investieren, aktiv zu sein, und dabei den Blick auf meinen Charakter zu vergessen.
Bitte, wenn du für dich anfängst zu beten: Herr, mach mich liebevoller, lehre mich, was es heißt, zu lieben. Es ist ein unangenehmes Gebiet, weil wir alle an der Stelle zu kurz greifen.
Du betest für etwas, bei dem du nach dem Gebet oft ein bisschen deprimiert bist, weil du eigentlich sagen musst: Im Vaterunser kommt auch das Thema vor, „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Wenn du für Liebe betest und überlegst, was Liebe bedeutet, wo sie anfängt, wirst du mit etwas Konfrontiertem konfrontiert: einem inneren Nein. Paulus nennt das die Sünde in meinem Fleisch. Sie hat kein Interesse daran, dass ich lieb werde.
Geist und Fleisch kämpfen gegeneinander, damit der Geist Gottes die Frucht des Geistes – das ist Liebe – in mir hervorbringen kann. Gott möchte, dass ich ein liebevoller Charakter werde, dass ich liebevoll mit den Menschen umgehe, die Gott mir hinstellt.
Das ist eine Lebensaufgabe. Selbst wenn dir jemand sagt: Du bist doch schon ein ganz Lieber, hör nicht auf, dafür zu beten, dass du noch lieber wirst.
Paulus sagt: „Ich möchte, und das finde ich herrlich, ja, das ist fast ein bisschen frech, ich möchte, dass ihr überreich und überströmend in der Liebe werdet, und zwar gegeneinander und gegen alle, wie auch wir gegen euch sind.“
Paulus stellt sich hin und sagt: Ich bin ein Totallieber, ich habe das schon richtig gelernt, und ich wünsche euch, dass ihr so lieb werdet, wie ich bin. Das ist frech, aber ich nehme es ihm ab, weil Paulus etwas in seinem Umgang mit Menschen hat: Leidenschaft, Liebe, Zuneigung.
Da fühlt sich jemand zu Leuten hingezogen, kann nicht leben, wenn er nicht weiß, ob der Glaube noch da ist. Da geht jemand innigst ins Gebet, nur um endlich die nächsten Jüngerschaftslektionen mit Leuten durchsprechen zu können.
Ich glaube, er hat Recht zu sagen: „Hey, ihr habt da schon länger drauf, ich weiß, wie das geht, und ich wünsche mir, dass ihr es genauso lernt, wie ich es gelernt habe.“
„Euch aber mache der Herr reicher und überströmend in der Liebe, um eure Herzen zu befestigen.“ Das Herz ist in der Bibel das Zentrum des Menschen, der Ort, wo moralische Entscheidungen gefällt werden.
Für Paulus ist es wichtig, dass ein Christ ein festes Herz hat. Ein festes Herz ist ein standhaftes Herz, ein Herz, das die richtigen Entscheidungen trifft, gerade wenn es wehtut, wenn Umstände und andere Menschen einen in eine andere Richtung ziehen wollen.
„Euch aber mache der Herr reicher, um eure Herzen zu festigen.“ In dem Maß, wie wir lernen zu lieben, werden unsere Herzen befähigt, das Richtige zu tun.
Ist das nicht spannend? Untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott. Wenn Paulus Menschen betrachtet, interessiert ihn nicht, welches Auto sie fahren, welchen Job sie haben, wie viele Kinder, welche Stellung in der Gemeinde.
Was ihn interessiert, ist, wie dein Charakter aussieht. Ob du untadelig in Heiligkeit bist, ein heiliger Mensch, der gerne das Richtige, das geistlich Gute tut. Das interessiert ihn.
Und er wird dafür beten, dass du in puncto Liebe so richtig abgehst wie eine Rakete, weil er sich wünscht, dass dein Herz fest wird und du die richtigen geistlichen Entscheidungen triffst.
Untadelig und heilig zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen. Diese Heiligen, die da kommen, sind die Engel.
Letztlich ist das auch mein Wunsch für uns: dass wir lernen, Liebe zu leben, richtig tief einzutauchen, dass unsere Herzen fest werden, die richtigen Entscheidungen treffen und unser Leben von Untadeligkeit in Heiligkeit geprägt ist.
Dass man unser Leben anschauen kann und sagen: Ja, du führst ein Leben, das ist anders. Du führst ein Leben, in dem Sünde keinen Platz hat, einfach deshalb, weil du diesem Jesus von Nazaret nachfolgst.
Das ist dein Gott. Und das wünsche ich uns. Ich hoffe, ich konnte euch in den zwei Vorträgen anstecken von einem Paulus, den man vielleicht gar nicht so kennt, von einem Paulus, der mit Liebe, Zärtlichkeit und Herzlichkeit an Menschen hängt.
Für mich ist er ein großes Vorbild. Amen.
Dankbarkeit und das Gebet für die Gemeinde
Und was mache ich, wenn ich höre, dass junge Christen in Schwierigkeiten sind? Was mache ich, wenn ich höre, dass sie am Glauben festhalten? Was mache ich, wenn ich höre, dass sie sich von der Liebe nicht abbringen lassen, dass sie weiter über ihre Gründungsväter gut denken und dass sie eine tiefe Sehnsucht haben?
Na ja, ganz einfach, oder? Ich fange an zu danken. Bitte, das ist simpelste Theologie, die man einfach nur umsetzen muss. Du schnappst dir die Gemeindeliste, fängst bei A an und beginnst zu danken. Es ist wirklich so simpel. Bitte mache Christsein nie kompliziert. Du fängst oben an. Ich fange einfach an zu danken.
Denn 1. Thessalonicher 3,9 sagt: "Denn was für Dank können wir Gott eurethalben abstatten für all die Freude, womit wir uns euredwegen freuen vor unserem Gott." Paulus stellt sich hin und sagt: Als Timotheus kam und uns davon erzählte, dass ihr immer noch glaubt und immer noch so unterwegs seid, soll ich euch was sagen? Ich habe mir überlegt, wie könnte ich Gott für so viel Freude in meinem Leben danken? Und mir ist nichts eingefallen. Genial, oder?
Ich glaube, das ist so die Vision von Gemeinde: dass ich anfange, eine so herzliche Beziehung zu Geschwistern zu entwickeln und in ihnen die Herrlichkeit sehe, die Gott in sie hineingelegt hat. Bis sie mir so viel bedeuten, dass ich, wenn ich Gott für sie danke, eigentlich sagen muss: Die Tatsache, dass xy liebt und glaubt und mich mag, ist so ein gigantisches Geschenk. Eigentlich weiß ich überhaupt nicht, Gott, was ich dazu sagen soll. Ich verdiene das, so viel Freude verdiene ich nicht im Ansatz.
Und merkt ihr, wie anders das ist als, ja, wie wir – ich sage es einfach mal ein bisschen pauschal, und wenn es dich nicht betrifft, fühl dich mal nicht angesprochen – wie wir oft Gemeinde leben? Wie der Gedanke an die Geschwister nicht von "Boah, Herr, du hast mich gesegnet und beschenkt, und ich weiß gar nicht, wohin mit meiner Freude, dass ich in diesem Kreis von Geschwistern sein darf" geprägt ist? Das sind oft nicht unsere Gedanken, sondern wir denken oft anders.
Wie traurig! Und wie gut, das hier zu lesen, wie gut zu sehen, wie Paulus diese Freude, die er hat, benutzt. Und dann sagt er: "Wobei wir Nacht und Tag aufs Inständigste bitten, euer Angesicht zu sehen und das zu vollenden, was an eurem Glauben mangelt." Also er freut sich. Er sagt: Gott, ich weiß gar nicht, was ich an der Stelle sagen soll. Und dann, okay, zweimal hat der Teufel ihm widerstanden. Gut, wir legen eine Schippe nach. Ja, dann eben Nacht und Tag.
Sprich, so oft wie möglich aufs inständigste bitten – das ist so richtig flehentlich, auf die Knie gehen. Warum? Ich möchte euch sehen. Die Tatsache, dass es zweimal nicht geklappt hat? Ja und, dann beten wir eben, bis es beim dritten Mal klappt. Ich gebe mich nicht geschlagen, sagt Paulus. Ich will euch sehen, inständigst, mit allem Einsatz.
Ihr wisst das hoffentlich: Wenn man betet, kann man auf verschiedene Weise seine Gebete in der Intensität unterstreichen. Man kann es häufiger machen, man kann es emotionaler machen, also flehen, man kann fasten, also auf Essen verzichten, und man kann Gelübde geben. Jemand sagt: Wenn du mir das schenkst, dann will ich dir das schenken.
Paulus geht voll rein und sagt: Ich will euch sehen, ich bin so begeistert über euch. Ich möchte endlich wieder bei euch sein! Und wir wissen natürlich auch, dass das dann später erhört worden ist. In Apostelgeschichte 20 ist er tatsächlich spätestens wieder dort.
Paulus möchte das tun, weil er das, was am Glauben mangelt, ausgleichen möchte. Der Begriff Glaube kann drei Dinge bedeuten. Erstens kann es um den Glaubensinhalt gehen, zweitens um den Akt des Glaubens oder drittens um das Glaubensleben. Alle drei Dinge werden mit dem Begriff Glaube bezeichnet.
Hier geht es um den Glaubensinhalt. Was am Glauben mangelt, heißt: Sie haben noch nicht alles verstanden, sie haben noch Fragen. Da gibt es vielleicht große Themen, die noch völlig ausgeklammert worden sind. Da heißt es, ich muss zu euch zurück. Wir brauchen Zeit miteinander, damit ich euch erkläre, wie das mit dem Christsein funktioniert.
Und ich sehne mich danach. Ich kann förmlich nicht anders leben, als dass ich immer wieder dafür bete, endlich zu euch kommen zu dürfen.
Das Gebet für Liebe und geistliche Reife
Und jetzt kommt Vers elf: Unser Gott und Vater selbst aber und unser Herr Jesus richte unseren Weg zu euch. Euch aber mache der Herr reicher und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle.
Paulus betet für diese Leute. Er betet für Menschen, die ein Vorbild sind in Glaube, Liebe und Hoffnung. Und was betet er? Noch einmal: „Euch aber mache der Herr, das ist der Herr Jesus, reicher und überströmend in der Liebe gegeneinander und gegen alle.“
Wenn du mal nicht weißt, was du für die Geschwister beten sollst, wäre das ein guter Startpunkt. Wenn du mal nicht weißt, wofür du für dich selbst beten sollst, wäre das ebenfalls ein guter Anfang. Bete, dass Bruderliebe und überhaupt Liebe in deinem Leben wächst, und bete, dass sie im Leben der Geschwister wächst.
Reicher und überströmend – ich hoffe, ihr versteht, dass das nicht die Begriffe sind, die wir so gern verwenden. Reich und überströmend sind ungewöhnlich, aber wenn Paulus solche Begriffe verwendet, dann möchte er einen Superlativ in Sachen Liebeskompetenz beschreiben. Er möchte, dass du richtig, richtig viel liebst.
Und von hier vorne ist es ganz schön, das noch einmal sagen zu können: Das Wichtigste in deinem Leben ist Liebe. Die Kompetenz, die es am meisten zu entwickeln gibt im geistlichen Leben, ist Liebe.
Du darfst auch wissen, wie die Offenbarung aufgebaut ist und von mir aus auch das zentrale Kapitel in 1. Samuel kennen. Ja, das darfst du alles. Du darfst wissen, wer was in der Kirchengeschichte gesagt hat. Aber ganz ehrlich: Das Entscheidende, das alles Entscheidende im geistlichen Leben, das, woran du gemessen wirst, ist Liebe – nicht Wissen, nicht Zugehörigkeit zu einer Gemeinde, auch nicht deine Begabung, nicht wie viele theologische Fragen du beantworten kannst, nicht wie viel von deinem Besitz du in gute Werke investiert hast, nicht wie oft du in einem Flüchtlingswohnheim warst.
Das alles Entscheidende ist Liebe.
Und wenn du ein Problem damit hast, Menschen zu lieben – und wir alle haben das –, dann kannst du dich jetzt nicht zurücklehnen und sagen: „Habe ich nicht, das hatte ich früher mal, aber heute ist alles gut.“ Das kannst du nicht sagen, weil die Typen hier eine Reputation für Liebe haben. Nicht nur Liebe, sondern es geht um Bemühung der Liebe. Die hängen sich richtig rein.
Und Paulus fängt an zu beten: Super, schön, ich wünsche mir noch mehr für euch, dass ihr reicher und überströmend seid.
Ich lese euch die Stelle einmal kurz vor, weil sie so super wichtig ist. Ich wünsche mir für mich und für dich, dass, wenn sich der Gedanke mal einschleicht, Liebe wäre unwichtig, oder wenn du irgendwann mal aufhörst, an dem Punkt Liebe zu arbeiten in deinem Leben, dieser Text dich wieder anspricht:
„Wenn ich in den Sprachen der Menschen und der Engel rede, aber keine Liebe habe, also wenn ich so begabt wäre, wie es irgend möglich wäre – und die Korinther stehen nun mal auf Zungenrede –, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel. Ich bin bam bam bam bam, kann sie nicht gebrauchen.
Und wenn ich Weissagung habe, also Gott spricht durch dich, und alle Geheimnisse und alle Erkenntnisse weiß, du hast auf alles eine Antwort. Und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetze, aber keine Liebe habe, so gibt es Abzüge in der B-Note? Nein, hier steht: So bin ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile und wenn ich meinen Leib hingebe, damit ich verbrannt werde, aber keine Liebe habe, so nützt es mir nichts.“
Bitte, bitte, bitte! Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht. In meinem Leben gibt es die kontinuierliche Flucht vor diesen drei Versen, weil es so viel leichter ist, Begabungen zu fördern, Wissen aufzubauen, sich in Menschen zu investieren, etwas zu tun, aktiv zu sein und dabei den Blick auf meinen Charakter zu vergessen.
Bitte, bitte, bitte, wenn du für dich anfängst zu beten: Herr, bitte mach mich liebevoller, lehre mich, was das heißt, zu lieben.
Und es ist deshalb ein so unangenehmes Gebiet, weil wir alle an der Stelle zu kurz greifen. Du betest für etwas, wo du eigentlich nach dem Gebet so ein ganz kleines bisschen deprimiert bist, weil du ja eigentlich sagen musst: Na ja, gut, dass im Vaterunser auch das Thema vorkommt: „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“
Wenn du für Liebe betest und überlegst: Was heißt denn Liebe? Wo fängt das denn an? Was heißt es, meine Mutter zu lieben? Was heißt es, meinen Sohn zu lieben? Was heißt es, meinen Chef zu lieben, meinen Arbeitskollegen? Was heißt es, den zu lieben, der mit mir morgens immer an der Bushaltestelle steht?
Wenn ich anfange, darüber nachzudenken, dann werde ich mit etwas konfrontiert, das total hässlich ist. Ich werde mit einem inneren Nein konfrontiert. Es gibt etwas, das Paulus die Sünde in meinem Fleisch nennt. Die hat einfach kein Interesse daran, dass ich lieb werde.
Geist und Fleisch kämpfen gegeneinander, damit der Geist Gottes die Frucht des Geistes – und das ist Liebe – in mir hervorbringen kann. Gott möchte, dass ich ein liebevoller Charakter werde, dass ich liebevoll umgehe mit all den Menschen, die Gott mir hinstellt. Und das ist tatsächlich eine Lebensaufgabe.
Deshalb, selbst wenn dir jemand sagt: „Du bist aber doch schon ein ganz Lieber“, hör nicht auf, dafür zu beten, dass du noch lieber wirst.
Paulus kann sagen – und das finde ich so herrlich hier, ja, das ist fast ein bisschen frech: Paulus sagt, ich möchte, dass ihr überreich und überströmend in Liebe werdet, und zwar gegeneinander und gegen alle, wie auch wir gegen euch sind.
Also Paulus stellt sich eigentlich hin und sagt: Ich bin ein Totallieber, ich habe das schon richtig gelernt. Und ich wünsche euch, dass ihr so lieb werdet, wie ich es bin. Das ist das, was da steht.
Es ist schon frech, aber ich nehme es ihm ab, weil ich merke, der Paulus hat etwas in seinem Umgang mit Menschen. Da merke ich einfach, da ist eine Leidenschaft, eine Liebe, eine Zuneigung. Da fühlt sich jemand hingezogen zu Leuten. Da kann jemand nicht leben, wenn er nicht weiß, ob der Glaube noch da ist. Da geht jemand innigst ins Gebet, nur um endlich die nächsten Jüngerschaftslektionen mit Leuten durchsprechen zu können.
Ich glaube, er hat Recht zu sagen: Hey, ihr habt da schon eine Weile länger drauf, ich weiß, wie das geht, und ich wünsche mir, dass ihr es genau so lernt, wie ich es gelernt habe.
Euch aber mache der Herr reicher und überströmend in der Liebe, um eure Herzen zu befestigen.
Das Herz ist in der Bibel das Zentrum des Menschen. Es ist der Ort, wo die moralischen Entscheidungen gefällt werden. Für Paulus ist es wichtig, dass ein Christ ein festes Herz hat. Ein festes Herz ist ein instandhaftes Herz, ein Herz, in dem man die richtigen Entscheidungen trifft – gerade auch dann, wenn es wehtut, wenn die Umstände und andere Menschen einen in eine andere Richtung ziehen wollen.
Euch aber mache der Herr reicher, um eure Herzen zu festigen. In dem Maß, wie wir lernen zu lieben, werden unsere Herzen befestigt, das Richtige zu tun.
Ist das spannend? Untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott.
Wenn Paulus Menschen betrachtet, dann schaut er sich ihr Leben an. Es interessiert ihn nicht, welches Auto sie fahren. Es interessiert ihn nicht, welchen Job sie haben. Es interessiert ihn auch nicht, wie viele Kinder sie haben. Es interessiert ihn auch nicht, welche Stellung sie in der Gemeinde haben.
Was er sagt, ist: Mich interessiert, wie dein Charakter aussieht. Ob du untadelig in Heiligkeit bist. Mich interessiert, ob du ein heiliger Mensch bist, jemand, der gerne das Richtige, das geistlich Gute tut. Das interessiert mich bei dir.
Und ich werde dafür beten, dass du in puncto Liebe so richtig abgehst wie eine Rakete, weil ich mir wünsche, dass dein Herz fest wird und dass du die richtigen geistlichen Entscheidungen triffst.
Untadeligen Heiligkeit zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen.
Und diese Heiligen, die da kommen, wenn der Herr Jesus wiederkommt, das sind die Engel.
Und letztlich ist das auch mein Wunsch für uns, dass wir es lernen, Liebe zu leben, so richtig tief reinsteigen, und dass unsere Herzen fest werden, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und dass unser Leben von Untadeligkeit in Heiligkeit geprägt wird.
Dass man sich unser Leben anschauen kann und sagen kann: Ja, du führst ein Leben, das ist anders. Du führst ein Leben, da hat Sünde keinen Platz drin. Einfach deshalb, weil du jemand bist, der diesem Jesus von Nazareth nachfolgt. Das ist dein Gott.
Und das wünsche ich mir für uns. Und ich hoffe ein bisschen, dass ich euch in den zwei Vorträgen habe anstecken können von einem Paulus, den man vielleicht gar nicht so kennt. Von einem Paulus, der mit einer Liebe und Zärtlichkeit und Herzlichkeit an Menschen hängt, dass er für mich echt ein großes Vorbild ist.
Amen!