Einleitung und Thema der Predigt
Trost finden – fünf Impulse aus dem Wort Gottes, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um meine Verantwortung als Tröster.
In der letzten Episode haben wir uns damit beschäftigt, wie Gott uns tröstet. Er tut dies durch eine Begegnung mitten im Trauern, durch die Errettung aus der Not, durch einen Gedanken aus der Bibel, durch schöne Momente im Leben und durch Menschen. Menschen sind Gottes Mittel, um andere Menschen zu trösten.
Wir haben, wenn man so will, von Gott die Verantwortung bekommen, im Leid füreinander da zu sein. Und...
Die Bedeutung menschlichen Trostes
Das klingt vielleicht völlig normal, aber wenn wir uns Gedanken über Trost machen, dann ist Trost eben nicht nur Gottes Sache. Es ist etwas, das wir auch von Menschen erwarten dürfen. Ich möchte sogar so weit gehen zu sagen, dass es eine Frage der Höflichkeit und des Mitgefühls ist, sich tröstend an die Seite von Trauernden zu stellen – auch auf die Gefahr hin, dass man falsch verstanden wird.
David gerät einmal in eine solche Situation. In 2. Samuel 10,1-3 heißt es: „Es geschah danach, da starb der König der Söhne Ammon, und sein Sohn Hanun wurde an seiner Stelle König. David sagte: ‚Ich will Gnade erweisen an Hanun, dem Sohn des Nahasch, so wie sein Vater Gnade an mir erwiesen hat.‘ So sandte David hin, um ihn durch seine Knechte wegen seines Vaters zu trösten. Die Knechte Davids kamen in das Land der Söhne Ammon. Da sagten die Obersten der Söhne Ammon zu Hanun, ihrem Herrn: ‚Will David in deinen Augen wirklich deinen Vater ehren, wenn er Tröster zu dir gesandt hat? Hat nicht David seine Knechte zu dir gesandt, um die Stadt zu erforschen, sie auszukundschaften und sie umzukehren?‘“
Dies ist ein Fall, in dem Trost falsch verstanden wird. Für David ist völlig klar, dass er den neuen König der Ammoniter, Hanun, über den Tod seines Vaters trösten soll. Doch bei Hanun beziehungsweise seinen Obersten kommt diese Geste völlig anders an. Das kann passieren.
Trotzdem ist es richtig, dass wir einander trösten.
Trost in der Gemeinschaft der Gläubigen
So wie die Freunde von Martha und Maria, von denen es nach dem Tod des Lazarus heißt: Johannes 11,19 – „Und viele von den Juden waren zu Martha und Maria gekommen, um sie über ihren Bruder zu trösten.“
Diese Verantwortung, einander zu trösten, sollten wir umso mehr spüren, je mehr wir verstehen, dass Gott uns durch unsere Bekehrung in der Gemeinde als eine Familie zusammengestellt hat. Gemeinde soll ein Ort des Trostes sein.
1. Thessalonicher 5,14 sagt: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, weist die Unordentlichen zurecht, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen alle!“
Dieser Vers beschreibt, wie wir in der Gemeinde miteinander umgehen sollen. 1. Thessalonicher 5 ist kein Vers, der ausschließlich für Älteste und Pastoren gilt, sondern er ist an alle Gemeindeglieder gerichtet.
Hier geht es darum, dass wir untereinander Verantwortung füreinander übernehmen, uns gegenseitig zurechtweisen, einander trösten und einander helfen.
Herausforderungen im Gemeindeleben und die Notwendigkeit von Nähe
Ganz ehrlich, ich leide gerade mal wieder etwas unter Gemeinde, und zwar, weil ich mich frage, wie man diesen Blick füreinander mehr kultivieren kann. Mir scheint, dass der gesellschaftlich geförderte Individualismus durch seine allgegenwärtigen Routinen und Rituale unsere Herzen immer mehr dahin bringt, Gemeinde zu verachten.
So werden die Geschwister immer weniger wichtig. Einander zurechtweisen, einander trösten und einander helfen ist out, absolut out. Denn das würde bedeuten, dass ich Teil einer Gemeinschaft werde – also nicht nur Konsument, der sonntags mal vorbeischaut, wenn es gerade in den Zeitplan passt, sondern aktiver Teil einer Gemeinschaft. Liebhaber von Gemeinde, Liebhaber von den Menschen in der Gemeinde. Sonst klappt das nämlich nicht mit dem Trösten.
Warum klappt das nicht? Nun, vor dem Trösten kommt das Mitleid, und vor dem Mitleid kommt das Wissen um die Not des Anderen. Und vor dem Wissen um die Not kommt das Interesse am Anderen. Wer kein Interesse hat, die Geschwister kennenzulernen, wird nichts von ihren Nöten mitbekommen. Er wird kein Mitgefühl entwickeln und deshalb auch nicht zum Trösten vorbeischauen.
Darf ich fragen, ob du die Geschwister der Gemeinde kennst, zu der du gehörst? Kennst du ihre Nöte? Und bist du bereit, die – wie es in 1. Thessalonicher 5 heißt – Kleinmütigen zu trösten?
Man merkt sofort, dass diese Frage Nähe abfragt. Bin ich den Geschwistern nahe, so nahe, dass ich die Kleinmütigen mit ihren Sorgen kenne und ihnen tröstend zur Seite stehen kann? Und…
Die Bedeutung der Kleinmütigen und der Auftrag zum Trösten
Ich finde es total spannend, dass Paulus hier auf die Kleinmütigen eingeht. Das sind nämlich genau die, die sich leichter Sorgen machen und immer ein wenig bedrückt wirken. Es sind also genau die Geschwister, von denen man am ehesten schon mal denkt: „Ach nein, nicht die schon wieder!“ Oder man könnte sich wünschen, dass sie bei der Sache einfach etwas entspannter und zuversichtlicher wären.
Das sind die Kleinmütigen – nervig, aber eben unser Auftrag. Vor allem, wenn wir verstanden haben, dass jeder mal kleinmütig werden kann. Es braucht dazu wahrscheinlich nur den richtigen Anlass. Wir sind also dazu berufen, einander zu trösten.
Es ist keine Ausrede, wenn man sagt: „Ich weiß irgendwie gar nicht, wie man das tut, ich bin kein guter Tröster.“ Ja, es kann sein, dass es Menschen gibt, die bessere Tröster sind als du. Aber Trösten ist keine Gnadengabe. Das heißt, ein bisschen Trösten kann jeder. Und...
Praktische Tipps zum Trösten
Weil ich selbst nicht der besonders begabte Tröster bin und auch nicht der gesellige Typ, gebe ich dir von mir vier Tipps, die dir helfen können, ein besserer Tröster zu werden.
Erstens: Rede mit Menschen, frage sie nach ihren Nöten und nimm dir dann gleich Zeit, mit ihnen für ihre Anliegen zu beten. Gebet ist Trost – jedenfalls dann, wenn man es gemeinsam tut. Gewöhne dir an, wenn du von einer Not hörst, mit der bedrückten Person zu beten. Bitte Gott, dass er ihr Kraft, Ausharren, Rettung, Trost und Hoffnung schenkt.
Zweitens: Frag nach und lass die Menschen reden. Man kann trösten, ohne viel zu sagen. Einfach zuzuhören und einer traurigen Person ein offenes Ohr zu schenken, ist schon Trost. Es steckt viel Trost darin, einfach da zu sein, zuzuhören, ein Taschentuch zu reichen oder den Arm um die Schultern zu legen. Nähe ist Trost.
Drittens: Biete im Rahmen deiner Möglichkeiten deine Hilfe an. Vielleicht ist es angemessen, etwas zu essen vorbeizubringen oder bei der Vorbereitung der Bestattung zu helfen. Auch kurz auf die Kinder aufzupassen oder mit einem guten Buch im Krankenhaus vorbeizuschauen, kann helfen. Hilfe ist Trost.
Viertens: Lerne, eine passende Trauerkarte zu schreiben. Worte sind Trost.
Soweit, so gut – vier Tipps von einem wenig begabten Tröster. Tröste durch spontanes Gebet, durch liebevolles Zuhören, durch praktische Hilfe und mitfühlende Worte. Trösten ist eigentlich nicht schwer, weil wir alle wissen, wie es sich anfühlt, traurig zu sein.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich im Internet informieren, wie man schriftlich sein Beileid zum Ausdruck bringt. Ein hilfreicher Link dazu ist im Skript enthalten.
Das war's für heute? Falls du dich etwas mit den Gefahren der progressiven Theologie beschäftigen möchtest, empfehle ich dir das Buch „Ankern“ von Aliza Childers aus dem Fontis Verlag.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.