Einführung in das Thema und biblischer Ausgangspunkt
Heute Abend möchte ich eine Person vorstellen, um die es im Mittelpunkt stehen wird. Mit dieser Person wollen wir uns etwas intensiver beschäftigen.
Die Geschichte dieser Person, die die meisten von euch sicherlich kennen, finden wir im Lukas-Evangelium, im 18. Kapitel. Ich lese aus Lukas 18,18-28 vor:
„Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: ‚Guter Lehrer, was muss ich getan haben, um ewiges Leben zu ererben?‘ Jesus aber sprach zu ihm: ‚Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote weißt du: Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsches Zeugnis geben, deinen Vater und deine Mutter ehren.‘ Er aber sprach: ‚Dies alles habe ich befolgt von meiner Jugend an.‘
Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: ‚Eins fehlt dir noch: Verkaufe alles, was du hast, verteile den Erlös an die Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben. Komm und folge mir nach.‘
Als er das hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich. Als Jesus sah, dass er sehr betrübt war, sprach er: ‚Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich Gottes hineinkommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in das Reich Gottes hineinkommt.‘
Die Zuhörer fragten: ‚Wer kann dann gerettet werden?‘ Jesus antwortete: ‚Was bei Menschen unmöglich ist, ist möglich bei Gott.‘“
Die Geschichte geht noch etwas weiter: Petrus fragte Jesus: „Wir haben alles aufgegeben, was wird uns dafür im Himmelreich werden?“
Diese Geschichte ist recht bekannt. Zunächst möchte ich einige grundsätzliche Dinge dazu sagen und dann versuchen herauszuarbeiten, was uns dieser Text heute besonders vermitteln will.
Der reiche Jüngling und seine Lebenssituation
Wenn wir die Einleitung betrachten, sehen wir einen jungen Mann, einen scheinbar erfolgreichen Menschen. Über seine Herkunft wissen wir nichts. Wir können nur darauf vertrauen, was er selbst über sich sagt. Es wird erwähnt, dass er relativ jung ist, wie uns die anderen Evangelien berichten. An anderen Stellen der Parallel-Evangelien wird er als der reiche Jüngling bezeichnet.
Aus seinen eigenen Aussagen erfahren wir, dass er ein frommes Leben geführt hat. Woher er sein Geld hat, wissen wir nicht. Ob es durch Betrug erworben wurde, ist sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlich hat er sein Vermögen ehrlich erworben oder geerbt.
Es wird nicht erwähnt, ob er sein Geld bereits irgendwo gespendet hat. Es gibt keine Berichte, dass eine Zeitung ein Foto von ihm gemacht hat mit der Überschrift: "Dem Kurier von Kanaan: Dieser Mann hat viel Geld für das Kinderheim in Nazaret gespendet." Nein, das wissen wir nicht. Ebenso wissen wir nicht, ob er vielleicht gar nichts gegeben hat.
Für den Hintergrund der Geschichte ist das auch nicht wichtig. Das Einzige, was wir über diesen Menschen erfahren, der eben der reiche Jüngling genannt wird, ist, dass er zu Jesus kommt. Wahrscheinlich hat er viel von Jesus gehört. Er hat gehört, dass Jesus ein großer Lehrer ist, dass Jesus von Sünde befreien kann und dass Jesus den Weg zu Gott auf eine ganz besondere Weise zeigt, wie es sonst kein Mensch kann.
Also geht er zu Jesus, um von ihm das zu erfahren, was er bisher noch nicht durch sein Geld kaufen konnte. Denn Menschen, die viel Geld haben, versuchen oft, vieles durch Geld zu erkaufen, um bestimmte Dinge in ihrem Leben zu erreichen.
Die Begegnung mit Jesus und die Herausforderung des Reichtums
Und dann spricht er Jesus an und sagt zu ihm „Guter Lehrer“ oder „Guter Meister“, wie wir es in anderen Evangelien finden. Wenn wir einmal vergleichen, wie das damals in Israel üblich war, finden wir kein einziges Beispiel, in dem ein Pharisäer, Lehrer oder Sadduzäer als „guter Meister“ angeredet wird.
Er wollte Jesus sozusagen Honig ums Maul schmieren, wie wir heute sagen. Er wollte ausdrücken: „Oh, du bist ja ein ganz Toller, du bist ja ein ganz Wichtiger, so toll und so super, wie du bist, ist ja kein anderer.“ Das steckt ungefähr hinter dieser Aussage.
Jesus hat dahinter schon gesehen, welches Motiv dahintersteckt. Deshalb lässt er das nicht auf sich beruhen. Er hätte ja sagen können: „Oh, das tut mir aber gut, wie schön, dass mich jemand so anspricht.“ Stattdessen hat er gemerkt, dass dahinter steckt: „Ich will eine gute Beziehung zu dir haben, denn dann kannst du mir einen Vorteil geben, um im Himmelreich bei dir sein zu können.“
Er antwortet darauf: „Nur einer ist gut, nämlich Gott.“ Wahrscheinlich steckt auch noch etwas anderes dahinter: „Wenn ich nett zu dir bin, bist du nett zu mir.“ Er sagt: „Oh, du super Mensch, du bist ja ganz toll.“ Dann sagt er, er halte alle Gebote. Er erwartet, dass Jesus ihm auf die Schulter klopft und sagt: „Mein guter Freund, endlich habe ich einen gefunden, der genauso lebt wie ich, der genauso gut, freundlich und nett ist, wie ich das bin.“ Das hatte er erwartet.
Wir sehen ja, dass das, was er getan hat, durchaus vorbildlich nach dem Gesetz des Alten Testaments war. Im Markusevangelium lesen wir noch einen Einschub: „Jesus sah ihn und gewann ihn lieb“, als er gesagt hatte, dass er diese Gebote hält. Jesus wusste also über Sünde und Nichtsünde Bescheid. Er wusste, dass dieser Mann sich sehr wohl bemühte, nach den Ordnungen Gottes zu leben.
Aber hier ist etwas, an dem er festhängt. Das ist das, was schließlich sein ganzes Leben beeinflusst und bestimmt. Es ist das, was sein Leben von Jesus Christus und von Gott wegzieht. Dann stimmt der ganze andere fromme Zirkus ringsherum, aber er bewirkt nichts dabei.
Das ist eine tragische Sache, wenn wir einen Menschen sehen, von dem wahrscheinlich viele seiner Nachbarn gesagt hätten: „So würde ich auch gerne leben.“ Er hält sich an die Gebote, ist reich und hat alles, was er braucht. Aber das Entscheidende ist: Er hängt so fest an seinem Geld, dass er nicht bereit ist, auf Gott zu hören. Er setzt sein Vertrauen mehr auf seinen Reichtum als auf Gott.
Das sieht Jesus. Deshalb antwortet er ihm: „Ebenso, wenn du das verkaufen wirst, wirst du einen Schatz im Himmel haben.“ Wir kennen auch andere Worte von Jesus, wie in Matthäus 6, in der Bergpredigt, wo er sagt: „Da, wo ihr euren Schatz sammelt, da ist auch euer Herz.“
Wenn wir unser Herz an irgendwelche Dinge hängen, wie hier an den Reichtum, dann ist auch unser Herz dort. Daran hängen wir fest, davon kommen wir nicht los. Das bestimmt unser Leben.
Die Herausforderung des Reichtums in unserer Gesellschaft
Und das ist eine starke Herausforderung, eine große Herausforderung für uns, die wir hier in einem sehr, sehr reichen Land leben. Viele von uns sagen vielleicht: „Na ja, ich habe ja nicht viel Geld, ich gehöre nicht zu den Millionären.“ Oder vielleicht sagt ihr: „Na ja, ich habe vielleicht eine Million, aber ich habe keine zwei Millionen. Da gibt es noch Reiche, die haben doch noch viel mehr.“
Nun, wenn ihr das vergleicht mit den Menschen aus Albanien, von denen wir gestern einen Film gesehen haben, wie sieht es da aus mit unserem Reichtum? Wie sieht es mit unserer Wohnung aus? Wie sieht es mit unserem Konto aus? Wie sieht es mit den Nahrungsmitteln aus, die wir essen?
Ich weiß nicht, ob ihr einmal in einem außereuropäischen Land gewesen seid und dort mal in einen Supermarkt gegangen seid, um zu sehen, was die Leute dort essen. Ich erinnere mich, dass wir kurz nach der Grenzöffnung in der Tschechoslowakei im Supermarkt eingekauft haben. Die Sachen waren für meinen Gaumen fast nicht genießbar. Womit die Leute dort leben, und sie haben fast genauso viel dafür bezahlt wie wir hier, aber wesentlich weniger verdient.
Nun merken wir: Wir sind reich.
Wenn man das Bruttosozialprodukt in der Bundesrepublik Deutschland nimmt und es mit dem eines normalen indischen Bürgers vergleicht, sagt man: „Na ja, ein höherer Lebensstandard usw., usw.“ Aber wir müssen uns eingestehen: Wir sind reich. Wir sind alle hier, von den reichen Jünglingen dabei, und für uns alle gilt die Frage: Inwiefern hängst du dein Herz an deinen Besitz?
Und die Gefahr besteht für jeden von uns. Da sehen wir, dass das ein Hindernis sein kann auf unserem Weg zu Gott und auf unserem Weg mit Gott.
Weitere Formen von Abhängigkeiten und ihre Auswirkungen
Aber genau deshalb kommen wir hier nicht zum Ende. Es ist nicht das Einzige, woran wir abhängig sein können, woran wir unser Herz hängen, was uns schließlich festbindet und unsere Verbindung zu Gott zerstört und infrage stellt.
Im Allgemeinen spricht man in unserem Land von Süchten meist nur, wenn es um Drogensucht geht. Drogensucht – eine Spritze, die eigentlich nicht für Drogen gedacht ist. Ich habe diese Spritze nicht aus meinem eigenen Vorrat genommen, sondern von der Krankenschwester gebeten. So eine Spritze haben wir hier. Dann werden die richtigen Substanzen aufgezogen, und es gibt einen Schuss Heroin. Daran können Menschen tatsächlich abhängig werden.
Wir haben hier an der Bibelschule Schüler, die früher drogensüchtig waren und von Jesus Christus davon befreit wurden. Aber als sie in dieser Situation waren, wie war es? Sie konnten an nichts anderes denken, als daran, wie sie den nächsten Stoff bekommen, wie sie sich das nächste Mal einen Schuss setzen können, wie sie das Geld dafür auftreiben. Dann spielt es keine Rolle mehr, ob sie eine alte Frau vor der Bank niederschlagen, wenn diese gerade Geld abgehoben hat. Das interessiert sie nicht mehr, weil das Denken an die Droge ihr Leben so sehr bestimmt, dass es nichts anderes mehr gibt, das Bestand hat.
Wie soll man da auf das Reden Gottes hören? Es ist unmöglich. Aber das ist nicht das Einzige.
Denken wir an Drogen, die in unserer Zeit, an Süchte, die heute viel stärker, viel verbreiteter und auch viel akzeptierter sind. Nun, ich habe hier eine ganze Reihe aufgestellt: Geld habe ich hier, unten liegen ein paar Zigaretten – auch nicht meine eigenen, die habe ich von Schülern „ausgeliehen“. Ich weiß nicht, ob es für sie peinlich war, sie haben die Zigaretten aus dem Supermarkt geholt. Morgen früh bringen wir sie zurück. Ich wollte ja kein Geld für mein Anschauungsmaterial ausgeben und habe sie mir daher nur ausgeliehen.
Aber so ist es: Zigaretten, Tabak können uns gefangen nehmen. Sie können genauso zu einer Sucht werden, die unser Leben bindet und uns fern von Gott hält. Deshalb dient das hier als Beispiel.
Was Menschen bestimmt, und bei jungen Menschen besonders: Ich habe eine Statistik nachgesehen bei der Vorbereitung. 32 Prozent der jungen Menschen rauchen mehr als zwanzig Zigaretten am Tag. Das ist beängstigend – nicht nur wegen des Geldes, woher nehmen die jungen Leute das? Sondern es ist beängstigend, wie sehr das ihr Leben bestimmt.
Ich erinnere mich an meine Schulzeit im Gymnasium. Es war oft so, dass manche Leute nicht abwarten konnten, bis die nächste Pause kam, weil sie ihren Glimmstängel wieder anstecken mussten. Ist das einfach nur ein Hobby? Ist das nur Genuss, wie viele uns sagen wollen? Oder ist das mehr? Ist das nicht Gebundenheit?
Wahrscheinlich hätte auch dieser reiche Jünger gesagt: Mein Geld macht mir gar nichts aus. Ich kann es jederzeit ausgeben, habe keine Probleme damit, ich kann mir alles Mögliche damit kaufen. Das bindet mich doch nicht.
Genauso würden viele sagen, die an so etwas gebunden sind: Das bindet mich doch nicht, ich kann jederzeit aufhören, habe gar keine Probleme damit, ich habe das total unter Kontrolle. Ich mache das doch nur, weil ich es genieße.
Nun aber ist es ein Genuss, der uns bindet und gefangen hält.
Weitere Beispiele von Abhängigkeiten im Alltag
Hier etwas anderes: Ich habe mir aus der Küche etwas ausgeliehen, das zum Kochen da ist – Sherry, medium dry. Ich weiß nicht, ob es schmeckt. Vielleicht könnt ihr es ja probieren. Also, das ist auch etwas.
In der Bundesrepublik Deutschland rechnet man mit etwa 2,5 Millionen Menschen, die mehr oder weniger alkoholabhängig sind. Das ist die größte Drogensucht in Deutschland, die größte Abhängigkeit. Deshalb haben immer wieder Erweckungsprediger gegen den Geist der Besessenheit vom Alkohol gesprochen.
Wenn ihr einmal lest, zum Beispiel über Finney in den USA, erlebt ihr eine eindrückliche Sache: Er reiste von Ort zu Ort und predigte gegen den Teufel Alkohol – so nannte er es. Alkohol zerstört Familien, macht Menschen kaputt in ihrer Psyche und in ihrer Beziehung zu Gott. Er predigte, und Menschen kamen zu Jesus Christus. Viele wurden von dieser Bindung befreit, die ihren Alltag bestimmt hatte, und konnten plötzlich ganz anders leben.
Es wird berichtet, dass er in eine Stadt kam, mit dem Predigen begann und Leute zum Glauben kamen. Daraufhin gab es Demonstrationen von Brandweinproduzenten und von Bierkneipenbesitzern, weil die schließen mussten. In vielen Städten wurden alle Kneipen dichtgemacht, und in die Kneipen zog man Kirchen ein. Das ist bis heute so. Viele der alten Kirchen in diesen Erweckungsgebieten waren früher Kneipen. Dort trafen sich die Leute, holten sich etwas zu trinken und hatten Geselligkeit. Plötzlich ging keiner mehr hin, alles war verändert.
Alkohol und Tabak sind nicht die einzigen Probleme. Vielleicht freut ihr euch schon und denkt, damit habe ich nichts zu tun. Aber wie sieht es aus mit dem Umgang mit Sexualität? Sexualität ist etwas, womit wir heute als Menschen sehr angefochten sind. Als Männer habe ich manchmal den Eindruck, noch mehr als Frauen.
Wie sieht es aus, wenn dich niemand sieht? Wenn du in einer anderen Stadt bist, einsam vor deinem Computer sitzt, im Internet surfst oder ein Heft bestellst oder etwas in einer Zeitschrift siehst – wie gehst du damit um? Bist du gebunden an solche Dinge? Merkst du, wie dich das gefangen nimmt, wie es deine Gedanken bestimmt, wenn du dich mit solchen Sachen beschäftigst? Wie zieht es dich von Gott weg? Wie kannst du dann mit gutem Gewissen, mit reinen Gedanken vor Gott treten, beten und in der Bibel lesen? Oder ist es vielleicht schon so, dass du dich von Gott weggezogen hast?
Diese von Gott geschaffene gute Sexualität wird missbraucht in Pornografie und in anderen Dingen, die mit Sexualität zu tun haben. Ich will jetzt nicht alles nennen, aber hast du damit zu tun? Bist du da gebunden? Hält dich das von Gott fern? Jesus sagt heute Abend zu dir, so wie er es zum reichen Jüngling gesagt hat: „Gib das hin, wenn du mir nachfolgen willst.“ Da ist ein Platz, der in der Beziehung zu ihm stört.
Wie sieht es aus mit der Arbeit? Arbeitssucht nennt man das heute oft, Workaholics. Menschen, die stolz darauf sind, einen vollen Terminkalender zu haben, wenn es darum geht, einen Termin zu machen. Wie sieht es mit deiner Familie aus? Mit deiner Gemeinde? Mit deiner Beziehung zu Gott?
Immer wieder habe ich Menschen getroffen, die sagen: „Ich bin ja Christ, aber heutzutage kann man gar nicht mehr in der Bibel lesen. Wenn man arbeitet, muss man 24 Stunden präsent sein. Wo ist Gott dabei?“ Das ist eine ernste Frage. Dann sagen sie: „Wenn ich das nicht tue, verliere ich meinen Job. Ich kann es nicht anders machen.“ Aber dann stellt sich die Frage: Was ist dir mehr wert – das ewige Leben, die Beziehung zu Gott oder die Anerkennung bei einem Job?
Ich habe mit einem von euch gesprochen, ich weiß nicht mehr, wer es war. Er hat einmal den Mut aufgebracht, zu seinem Chef zu gehen und zu sagen: „So geht es nicht weiter. Meine Familie geht kaputt. Entweder arbeite ich hier acht Stunden oder Sie müssen auf mich verzichten.“ Er hatte vorher gebetet, und der Chef sagte: „Okay, dann arbeiten Sie acht Stunden.“ Oftmals brauchen wir Mut. Vielleicht ist es unser eigener Stolz, dass wir unverzichtbar sein wollen in der Firma. Wir meinen, alles ruht auf unseren Schultern. Wenn wir nicht da sind, bricht alles zusammen. Wir bauen unser Wertbewusstsein nur über unsere Arbeit auf: Das haben wir geleistet, das haben wir aufgebaut.
Das ist Arbeitssucht, Abhängigkeit, Gebundenheit an die Arbeit. Die Arbeit erfüllt dann nicht mehr den von Gott gewollten guten Zweck – nämlich dass wir damit unser Brot verdienen und Gott verherrlichen können. Stattdessen wird die Arbeit zum Selbstzweck. Genauso kann Alkohol zum Selbstzweck werden, Heroin, Sexualität und andere Dinge, die uns binden und von Gott wegführen.
Wie ist es, wenn wir uns total nach Menschen ausrichten, andere Menschen als Idole erheben oder uns selbst in den Mittelpunkt stellen? Man spricht von Spielsucht. Hier steht der Computer. Wie ist es, wenn ihr abends nicht mehr vom Computer loskommt? Eine Stunde, zwei, drei, vier, fünf Stunden, eine Nacht, zwei Nächte, drei Nächte – was weiß ich? Ich kenne viele, bei denen das so ist. Ich selbst bin auch manchmal in Gefahr, nicht mit dem Computer aufzuhören. Ich probiere alles Mögliche aus, versuche neue Programme einzurichten, um noch besser zu spielen.
Versucht ihr das? Ist das bei euch so? Hat das den Selbstzweck erreicht? Bindet euch dann letztlich dieses Mittel, das euch eigentlich nur helfen sollte? Spielsucht kann das sein.
Ich war einmal in Las Vegas. Dort sitzen nur Spielsüchtige mit angespannten Gesichtern, ziehen den Hebel, und das Geld rasselt. Ein Leuchten in den Augen, dann wird das Geld wieder reingesteckt. An einem Wochenende verliert man zweihundert, dreihundert, vierhundert, fünfhundert Dollar – kein Problem. Man muss schnell wieder zur Bank gehen. Es gibt Leute, die sind mit Zehntausenden Dollar verschuldet wegen Spielsucht, die sie gefangen nimmt und von der sie nicht loskommen.
Das muss nicht unbedingt an einarmigen Banditen sein. Es kann genauso das Computerspielen sein. Oder der Fernseher: Viereckige Augen. „Oh, ich komme abends nicht vom Fernseher los. Ich sitze da und denke: Was kann ich sonst tun? Ich bin müde, kaputt, also schalte ich den Fernseher ein.“ Dann läuft irgendetwas, und man lässt sich mit Müll volllaufen, lässt sich innerlich davon prägen, das Denken prägen. Plötzlich sieht man seine Frau mit anderen Augen, im Kopf spielen Gewaltszenen ab, oder man schläft ein, während sich im Fernseher Leute gegenseitig umbringen.
Davon wird man geprägt, tagein, tagaus – süchtig, fernsehsüchtig.
Lasst uns ehrlich sein: Auch der reiche Jüngling hatte keine Probleme mit dem Markt, das hat er nicht gesehen. Lasst uns eingestehen, wo wir Bindungen haben, die Jesus Christus bei uns lösen will.
Das kann Geld sein, wenn wir daran kleben. Das war eine Erfahrung für mich, als ich noch Jugendlicher war und Taschengeld hatte. Ich hatte keine Probleme, Geld zu spenden. Als ich das erste Geld verdient hatte, merkte ich: Das klebt an den Händen, du wirst es nicht los. Du willst es wegmachen, aber es hängt fest an deiner Hand. Du musst es dir regelrecht losreißen und auch von der Seele reißen.
Geld ist verführerisch. Jesus sagt: Du kannst nicht Gott und dem Mammon dienen. Geld kann uns gefangen nehmen und uns total von Gott wegreißen.
Ich weiß nicht, wo man die meiste Rendite bekommt oder wohin man das Geld bringen soll. In frommen Kreisen ist jemand herumgezogen und hat gesagt: „Bei uns bekommst du 18 Prozent Zinsen im Jahr, wenn du dein Geld gibst.“ Manche, die noch klar denken konnten, haben schon gedacht: Da stimmt etwas nicht. Er hat mehrere Hunderttausend Mark in frommen Kreisen eingesammelt, und das Geld ist weg. Bis heute ist es nicht zurückgekommen.
Das ist nur möglich, weil auch fromme Menschen vom Geld so gefangen sind. Sie wollen noch mehr, brauchen noch mehr. Die Augen glänzen, wenn sie ein Angebot sehen.
Das heißt nicht, dass wir dumm sein sollen in Geldangelegenheiten. Aber wir dürfen uns davon nicht bestimmen lassen, sonst zieht es uns von Gott weg.
Wenn wir länger Börsenkurse studieren als Bibelverse, stimmt etwas nicht. Wenn wir mehr Zeit darauf verwenden, wie unsere Immobiliengeschäfte laufen oder wie unsere Sparkassenbriefe sich entwickeln, dann stimmt etwas nicht. Dann steht Geld zwischen uns und Gott. Das kann eine Sucht sein.
Es gibt viele andere Dinge im Leben. Ich habe einige hier genannt, zum Beispiel Geltungssucht: Ich will im Mittelpunkt stehen, alle müssen auf mich achten. Oder Kleidersucht, mehr etwas für Frauen. Ich habe eine Frau in Basel kennengelernt, die keinen guten Lebenswandel hatte. Immer wenn sie frustriert war, hat sie nicht gebetet, sondern ist in einen Laden wie H&M gegangen und hat neue Kleidung gekauft – ein neues Kleid, eine Hose, Schuhe –, auch wenn sie die nie getragen hat. Sie musste einfach etwas Neues haben.
Man könnte auch Konsumsucht sagen. Die Konsumtempel unserer Zeit, wie das Centro in Oberhausen, sind Kulttempel des Konsums. Die Leute sollen dort Dinge kaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen. Allein das Kaufen soll das Erlebnis sein, das Geld auszugeben. Davon lebt ein großer Teil unserer Gesellschaft. Konsum kann uns total von Gott wegbringen.
Habt ihr dieses Gefühl schon mal erlebt? Ihr seht etwas im Schaufenster und denkt: „Das muss ich unbedingt haben.“ Innerlich wird euch vorgespielt, dass ihr glücklich seid, zufrieden, auf einer höheren Ebene des Seins und Christseins, wenn ihr das habt. Dann spart ihr Geld zusammen, hoffentlich ehrlich. Vielleicht sagt ihr eurer Frau: „Diesen Monat müssen wir sparen, aber ich brauche unbedingt diese neue Stereoanlage. Wenn ich die nicht habe, kann ich nicht glücklich sein.“ Vielleicht nicht ganz so drastisch.
Dann kauft ihr die Anlage, sie steht zuhause, und monatelang braucht ihr sie nicht. Die alte war genauso gut. Weil ihr euch das nicht eingestehen wollt, sagt ihr: „Der Bass ist etwas tiefer, der Klang besser, man kann mehr programmieren.“ Aber eigentlich braucht ihr die Sachen gar nicht, weil ihr selten Musik hört. Und wenn ihr Musik hört, fällt das sowieso niemandem auf außer euch selbst.
Das ist Abhängigkeit von Dingen, von materiellen Gütern – genauso wie die anderen Dinge, die ich genannt habe, die nicht materiell sind.
Diese Gebundenheit, diese Sucht ist ja Suche: Ich suche nach etwas, das mich erfüllt, das mir Zufriedenheit gibt, das mir Ruhe schenkt. Dann müssen wir hören: Wer will uns Ruhe geben als Christen? Wer will uns Zufriedenheit geben? Worin sagen und bekennen wir als Christen immer wieder, dass uns nur Jesus ganz ausfüllt?
Ist es das Geld? Der Alkohol? Das Rauchen? Die Kleidung? Das Essen? Die Spiele? Wenn uns das gefangen nimmt, ist das Sünde in unserem Leben. Sünde muss ausgeräumt werden. Wenn sie nicht ausgeräumt wird, hindert sie unsere Beziehung zu Gott.
Wenn wir gehindert sind, kommen wir immer tiefer in Abhängigkeit. Dann erleben wir nichts mehr mit Gott. Wir lesen die Bibel, und es ist trocken und öde, weil wir Gott nicht zu uns sprechen lassen. Wenn Gott uns sagt: „Räum das aus, bring das weg“, hören wir nicht darauf. Wenn wir nicht hören, ist die Beziehung gestört. Jesus wartet erst einmal darauf, dass wir ihm gehorsam sind.
Abhängigkeit heißt so viel wie „von etwas abhängen“. Ich bin ganz auf etwas angewiesen, ich kann ohne das nicht leben. Und das sollten wir nur von Jesus Christus sagen – von nichts anderem.
Die Folgen von Abhängigkeit und Wege zur Befreiung
Und da habe ich ein paar Punkte, die euch vor Augen führen sollen, welche negativen Auswirkungen es haben kann, an etwas zu hängen oder an etwas gebunden zu sein.
Einmal ist da die Auswirkung, dass die Dinge, die uns binden, uns ein Glück und eine Zufriedenheit versprechen, die sie niemals geben können. Es ist eine Illusion, die aufgebaut wird. Uns wird ein schönes Sonnen- oder Traumschloss vor Augen gemalt: Wenn du das hast, wenn du das machst, wenn du das denkst, wenn du das tust, dann geht es dir gut. Das ist bei allen Dingen so.
Es kann beim Alkohol so sein, es kann beim Rauchen so sein. Dann fühlst du dich gut. Vielleicht kommst du ja körperlich auch schon gar nicht mehr davon los, dann braucht es dir gar nicht mehr vorgemacht zu werden. Aber häufig ist es so ein Gefühl, wie bei Eva und dem Apfel: Da sagt die Schlange: „Wenn du diese Frucht isst, dann wirst du sein wie Gott, dann wirst du erkennen, was gut und böse ist.“ Und dann zaut sie sie an und sie merkt: „Hm, das ist gut zum Essen, das ist gut zum Probieren.“ Genauso ist es mit der Sünde, genauso ist es mit dieser Abhängigkeit. Immer wieder kommt sie an uns heran. Wir wollen uns verführen lassen, wir schauen hin, wir schauen es an, und dann sind wir so fasziniert davon, dass wir keine klaren Gedanken mehr denken können. Wir überlegen höchstens noch, wie wir das rechtfertigen können, um zu sagen: „Na ja, ein Christ darf doch auch, und wir können das doch auch tun.“ Und zack, sind wir wieder hineingefallen. Wir erleben immer nur Fallen, Fallen – von Gott wegzukommen.
Dadurch spiegelt uns diese Abhängigkeit ein Glück vor, das es nie geben kann.
Zweitens: Diese Abhängigkeit – egal ob von einem Stoff oder von einer bestimmten Lebensweise – nimmt unsere Gedanken, unsere Mittel und letztlich unser Leben in Anspruch. Sie schwächt uns in allem anderen, was wir für Gott und mit Gott tun sollen. Es ist eine Schwächung in unserem Leben. Diese Abhängigkeit nimmt unsere Gedanken gefangen.
Wenn ihr mit solchen Dingen zu tun habt, muss es gar nicht so extrem sein wie bei einem Drogensüchtigen, der immer nur daran denkt. Aber es bestimmt unser Leben, so wie bei Schülern in der Schule, die sich fragen: Wann kommt die nächste Zigarettenpause? Wann kann ich das nächste Mal in meinem Sexheftli blättern? Oder: Wann kann ich das nächste Mal eine neue Geldanlage machen? Manche zittern darüber, bekommen Schweißausbrüche, wenn sie zu stark daran denken und abhängig sind. Das bestimmt unser Leben und nimmt unsere Gedanken gefangen, die wir eigentlich auf andere Dinge ausrichten könnten.
Dann kann es sein, dass selbst Dinge, die an sich nicht schlecht sind, dadurch, dass sie uns vom Wichtigsten ablenken, letztlich auch zur Sünde werden. Es bestimmt unser Leben. Und denkt daran: Euer Leben ist einmalig. Jede Sekunde, die ihr mit solchen Dingen verplempert, verschwendet und vollstopft, ist einmalig vertane Zeit, die ihr für Gott einsetzen solltet. Das ist die harte Botschaft, die uns Jesus an dieser Stelle sagt.
Darüber hinaus ist es so, dass wir häufig wichtige Dinge vernachlässigen. Jemand, der mit Alkoholproblemen zu tun hat, weiß das: Der Arbeitsplatz spielt keine Rolle mehr, die Familie spielt keine Rolle mehr. Alles wird aufs Spiel gesetzt, nur um beim Trinken zu bleiben. Und du kannst mit solchen Leuten sprechen, und sie sagen dir heute ja, und in der nächsten Minute ist es vorbei, ist das alles vergessen. So kann es bei all diesen Abhängigkeiten geschehen, in die wir hineinkommen. Sie halten uns davon ab, andere wichtige Dinge und Gott selbst nicht zu vernachlässigen.
Letztlich prägen sie unsere Gedanken, unser Streben. Sie schädigen schließlich unsere Werte und unsere Einstellung. Wir sind nicht mehr bereit, auf das Wort Gottes zu hören, weil wir es nicht hören wollen. Wir merken, Gott will uns davon fernhalten, und wir wollen einfach nicht davon lassen. Dann versuchen wir, langsam das Wort Gottes umzubiegen oder vielleicht gar nicht mehr darin zu lesen, weil wir es einfach nicht mehr hören oder uminterpretieren wollen.
So wie Martin Luther, ich habe es einigen von euch gesagt, einmal sagte: Unser Verstand ist wie eine Hure, weil er sagt: „Wer am meisten dafür bezahlt, der bekommt ihn auch“, so ungefähr. Wenn wir unbedingt etwas erreichen wollen, wenn wir diese Lust, der wir nachgehen, diese Gebundenheit verteidigen wollen, finden wir immer irgendwelche Argumente, um sie zu rechtfertigen.
Wenn ich die Sucht habe, das beste, das schönste, das größte Auto zu haben – weil das Auto fast zu meinem Gott wird, weil ich so viel Zeit investiere, es zu polieren usw. – dann kann ich sagen: „Das Auto brauche ich doch, um meine Nachbarn einmal zum Gottesdienst einzuladen. Dann müssen sie doch standesgemäß auch hingefahren werden, sonst denken sie nachher, alle Christen sind bloß arme Schlucker. Die müssen doch sehen, dass Christen auch Erfolg im Leben haben. Also brauche ich doch jetzt dieses neue blitzeblanke, super Auto.“ Das ist doch ganz klar, selbstverständlich, oder?
Da merkt ihr, wenn wir wollen, können wir mit dem Verstand alles umbauen, alles ausrichten auf das, was eigentlich unsere Lust erstrebt.
Und es ist auch so, dass wir dadurch andere Menschen schädigen. Und zwar die Menschen, die um uns herum sind, die Menschen, für die uns Gott einen Auftrag gegeben hat. Denkt nicht nur an euch selbst, ihr lebt ja für andere. Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst. Wo bleibt da die Nächstenliebe, wenn du dich selbst kaputtmachst, obwohl du Aufträge für andere hast? Wenn du deine Zeit verschwendest, obwohl du an andere denken und dich für andere einsetzen solltest? Oder sie sogar direkt schädigst?
Denk an deine Familie, die darunter leidet, wenn du Geld ausgibst für Dinge, die unnötig oder unwichtig sind. Und das kann beim Rauchen schnell mal ein paar hundert Mark sein, je nachdem, wie viel du rauchst. Wie viel kostet eine Packung Zigaretten? Steht hier drauf: sieben Mark fünfundfünfzig. Oh, Wahnsinn, sieben Mark fünfundfünfzig. Und wenn du zwanzig davon rauchst, dann brauchst du fast jeden Tag sieben Mark fünfundfünfzig. Überleg mal, wie viel du da ausgibst.
Alkohol kann genauso sein, Sexheftli können genau dasselbe sein, Internetsurfen kann genau dasselbe sein. All diese Dinge schädigen auch andere Menschen. Es geht nicht nur um uns, nicht nur um unsere Beziehung zu Gott. Wir dürfen nicht nur egoistisch denken, sondern andere Menschen werden dabei mit in den Schaden hineingezogen.
Darüber hinaus müssen wir auch die Realität sehen, die die Bibel uns sagt: Eine geistliche Macht nimmt uns dort gefangen. Der Teufel will diese Dinge gebrauchen, um uns von Gott fernzuhalten, um uns in seine Macht und seinen Bann zu schlagen. Damit wir nicht als fruchtbare, freudige Christen im Leben stehen können.
Und da müssen wir auch deutlich sehen: Es kann durch solche Dinge zu Gebundenheiten kommen, dass wir uns regelrecht im Gebet davon lossprechen müssen. Wir müssen Gott darum bitten: „Befreie du mich von dieser Sucht, befreie du mich von dieser Gebundenheit. Ich komme davon nicht los.“ Denn es hat auch mit übernatürlichen Kräften zu tun, mit denen wir zu tun haben können.
Letztendlich ist es auch ein Punkt, den ich erwähnen möchte: Es ist ein Misstrauen gegen Gott.
Denn wenn wir sagen, dass wir mit Jesus Erfüllung unserer Bedürfnisse haben, dass Jesus uns alles gibt, was für uns gut ist, und dass wir wissen, dass die Ordnungen Gottes letztlich das Beste für unser Leben sind – und dann ganz anders handeln, weil wir uns selbst vollstopfen mit den Glücksdrogen, die wir meinen unbedingt brauchen zu müssen, um ein erfülltes Leben zu haben – wie wundern wir uns dann, dass die Jugendlichen, mit denen wir zusammenleben, in der Gemeinde genau dasselbe tun, nur vielleicht ein bisschen offizieller als wir?
Oder wie wundern wir uns, dass wir die Erfüllung mit Jesus nicht erleben, weil wir sie ja woanders suchen? Da müssen wir uns nicht wundern. Das ist eine Misstrauenserklärung gegenüber Gott. Ich selbst weiß besser, was für mich gut ist. Ich selbst weiß besser, was ich brauche.
Die Sexualität in der Ehe genügt nicht, das ist nicht das Bessere. Ich weiß doch besser, wie das in der Pornografie, in Filmen, Zeitschriften oder sonst so ist. Da kann ich mich doch daran ergötzen. Und wenn ihr das macht, dann werdet ihr merken: Das zerstört die Beziehung in der Ehe, das macht die Beziehung kaputt. Ihr werdet nur noch an diese Frauen denken, die ihr da seht, nicht mehr an eure eigene. Es wird dadurch kaputtgehen.
Genau dasselbe ist mit dem Alkohol. Wenn ich dadurch versuche, eine schöne Stunde zu haben, das Leben zu genießen, weil ich es sonst nicht anders tue, weil es sonst nicht gemütlich sein kann, weil es sonst nicht schön ist, merke ich, dass das mein Leben und auch die Beziehung zu anderen mitbestimmt.
Wenn ich mein Denken ans Geld hänge, werde ich plötzlich merken, wie ich Menschen nach Geld bewerte, wie ich plötzlich geizig werde, anderen kein Geld mehr gönne, wie ich merke: Gott sagt mir, ich sollte bei der Mission oder bei dem Missionar etwas geben, ich tue es aber nicht, weil ich an dem Geld hänge.
Das bestimmt unser Leben, wie wir handeln. Es verformt uns, macht uns zu anderen Persönlichkeiten.
Und wenn wir im Römerbrief Kapitel 12, Vers 2 lesen – das möchte ich vorlesen –, dann sollen wir nämlich Jesus Christus ähnlich werden. Dann werden wir das gerade nicht dadurch, dass wir tun, was uns an irgendwelche Mittel bindet, sondern dann ist es so, wie es im 1. Petrusbrief Kapitel 2, Vers 16 heißt: Wir sollen unsere Freiheit nicht missbrauchen. Gott gibt uns Freiheit, er hat uns freigestellt, und wir missbrauchen sie für unsere eigene Lust, für unsere eigenen Gedanken und Süchte, statt sie für Gott einzusetzen.
Römer 12, Vers 2 lesen wir: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen möget, was der Wille Gottes ist: das Gute, das Wohlgefällige, das Vollkommene.“ Das ist das, wonach wir streben sollen, nicht gleichförmig sein wie die Welt.
Natürlich, wenn wir uns nur orientieren an dem, was unsere Kollegen machen, unsere Arbeitskollegen, die Leute, mit denen wir zusammen sind, na ja, da ist es ja kein Wunder, die tun das ja alle so. Aber eben: Für die ist das ja auch der Ersatz für Gott.
Brauchen wir solch einen Ersatz für Gott? Wenn wir ihn nicht brauchen, dann sollen wir daran denken, was Jesus sagt im Johannesevangelium, Kapitel 8, Vers 36, eine ganz bekannte Stelle, die ich hier vorlesen will: „Wenn nun der Sohn euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein.“
Wenn wir versuchen, uns Selbstfreiheit aufzubauen, wenn wir versuchen, uns durch irgendwelche Mittelchen und Abhängigkeiten und Gebundenheiten dieses Glück im Leben zu erstreiten, werden wir nur immer tiefer hineinfallen. Damit es uns so geht wie bei dem Stuhl mit dem Seil, das uns festbindet, wo wir merken: Unsere Beziehung zu Gott ist gestört, zu Mitmenschen ist gestört, zu uns selbst ist gestört. Wir sind eigentlich gar nicht glücklich damit, weil wir merken, dass wir gebunden sind.
Dann ist die erste Frage: Betrüge dich nicht selbst! Gestehe dir ein, dass das vorhanden ist. Relativiere das nicht mit „Na ja, das kann ja jedem mal passieren“ oder „Andere haben noch viel mehr als ich“ oder „Ich habe das ja vollkommen unter Kontrolle“. Sondern gestehe es dir ein, sonst kann Jesus dir auch nicht helfen.
Es gibt keine Entschuldigung dafür, wenn wir zu Gott kommen. Wir können nicht sagen: „Na ja, ich bin halt so geboren, es ist meine Veranlagung, meine Eltern haben das auch, überhaupt meine Gene, was weiß ich.“ Das gibt es bei Jesus nicht. Bei Jesus bist du verantwortlich für das, was du tust. Und auch als Christ bist du verantwortlich für das, was du tust.
Wenn wir da herauskommen wollen, wenn ihr da herauskommen wollt, wenn irgendjemand von euch da herauskommen will, dann heißt es radikal dazu Nein zu sagen. Wer damit zu tun gehabt hat – und auch die Dinge, mit denen ich zu tun gehabt habe, wo ich gebunden war an Dinge –, der weiß: Es gibt nur eine radikale Lösung. Es gibt keine Lösung „ja, ein bisschen weniger“, „noch ein bisschen weniger“ und „noch ein bisschen weniger“. Wenn du davon abhängig bist, wenn dich das bindet, dann kannst du nicht sagen „ein bisschen weniger“, „ein bisschen weniger“. Strikt: Du bist noch genauso gebunden und nicht davon los. Du bist nur noch mehr frustriert, weil vielleicht deine Lust dazu nur noch größer wird, du sie nicht unter Kontrolle bekommst.
Hier geht es nur ganz oder gar nicht.
Ich habe mit Leuten in der Gemeinde gesprochen, die gesagt haben: „Ich habe Probleme mit dem Fernsehen.“ Die einzige Lösung, die es gegeben hat: Sie haben erst versucht, nur einen Film am Tag zu schauen oder nur ausgewählte Sendungen. Wenn du davon gebunden bist, dann stell deinen Fernseher ab, verkaufe ihn oder stell ihn in den Keller, klemm die Leitung ab. Das ist die einzige Möglichkeit, wie du von dieser Gebundenheit loskommen kannst. Alles andere ist Illusion.
Wenn du gebunden bist an Spiele, wenn du gebunden bist an Geld, wenn du gebunden bist an deine Sexualität oder an Alkohol oder sonst was – es geht nur ganz oder gar nicht für jemanden, der daran gebunden ist. Anders geht es nicht. Wenn du mit dem Feuer spielst, wirst du dich nur selbst verbrennen. Ein bisschen kannst du dabei nicht machen.
Dann ist eine Hilfe: Bekenne einem anderen deine Schuld. Dabei muss nicht einer überheblich über den anderen sein. Sondern ich komme jetzt, du kommst zu mir und bekennst bei mir deine Schuld. Und ich bin jetzt der, der über dir steht und allen die Schuld vergibt. Ich bin kein katholischer Priester, der sagen kann: „The absolvo, ich absolviere dich, ich vergebe dir die Sünden.“ Nein, das geht nicht so. Sondern einer dem anderen. Wir stehen auf derselben Stufe vor Jesus, weil wir alle Jesus brauchen.
Dann heißt es im Jakobusbrief: Einer bekenne dem anderen seine Schuld, und dann können wir davon loskommen. Alleine wirst du das nicht schaffen. Da kannst du kämpfen Jahr um Jahr um Jahr um Jahr. Du schaffst es nicht, davon loszukommen. Wahrscheinlich hast du selbst schon diese Erfahrung gemacht.
Schuld bekennen und neu anfangen, nicht liegenbleiben, sondern sagen: Jesus, du bist dafür gestorben. Ich habe gemerkt, dass mich das gefangen nimmt, dass ich davon nicht loskomme. Gib du mir die Kraft, hilf du mir, konsequent davon loszukommen.
Dann gibt es natürlich menschliche Hilfen: Nimm dir einen guten Freund und sag: „Bete für mich, dass ich nicht wieder in Versuchung komme. Und wenn ich in Versuchung komme, will ich dich anrufen. Das Erste, was ich dann tue, ist, dich anzurufen.“ Oder meinetwegen in dem Moment sagen: „Teufel, verschwinde aus mir. Ich will das nicht denken, ich will das nicht tun, ich will mich davon nicht gefangen nehmen lassen.“
Oder häng dir meinetwegen, wenn es dir hilft, um dein Bett oder in dein Auto, damit du eben daran denkst, irgendwelche Bibelverse hin. Oder in dein Büro, oder mach dir einen Bildschirmschoner an deinen Bildschirm, der dich daran erinnert, was Jesus für dich getan hat.
Jesus will uns befreien, und das glauben wir doch alle. Und wie können wir uns dann in neue Gebundenheit hineingeben? Doch nur durch diese Verführung, die der Teufel zahlt. So wie auch bei Eva: „Wie toll, wie super, wie schön. Das bringt dir neue Erleichterung, das ist doch ein Genuss, das ist doch eine Bereicherung für das Leben.“ Und letztendlich landen wir in Stricken und in Entfernung von Gott.
Neues, ungebundenes Leben – wie wir hier lesen: „Wenn der Sohn euch frei macht, so werdet ihr wirklich frei sein.“ Frei, unabhängig von diesen Dingen. Dann kann uns Gott erfüllen an den Stellen, wo wir versucht haben, uns vorher zu erfüllen. Und wir können erleben, wie Gott in unserem Leben handelt.
Abschluss und Einladung zur persönlichen Reflexion
Ich möchte mit dieser Herausforderung abschließen. Wir sind ja schon etwas weiter, als wir eigentlich gedacht hatten. Dennoch möchte ich jeden von euch herausfordern: Überprüft euch bei Gott. Geht nicht einfach zur Tagesordnung über, wenn ihr heute Abend hier weggeht oder wieder nach Hause fahrt. Befreiung davon ist das, wofür Jesus ja gestorben ist.
Dafür müsst ihr nicht unbedingt zu mir kommen. Sprecht selbst mit Jesus. Wenn ihr das wollt, könnt ihr selbstverständlich zu mir kommen. Wir können zusammen beten, das für Jesus bringen und ihn bitten, euch Kraft zu geben, euch zu verändern und neu anzufangen.
Oder sprecht mit jemand anderem, der hier ist und dem ihr vertraut. Sagt das vor Gott und schiebt es nicht auf die lange Bank. Sonst würde sich das wieder einschleifen, wie es bisher immer gewesen ist. Erkennt es an und merkt, dass nur Jesus euch dabei helfen kann. Bringt es vor Jesus.
Nutzt die Zeit heute Abend dafür. Mehr kann ich euch nicht als guten Tipp mitgeben.
Lasst uns jetzt miteinander beten. Bevor ich bete, möchte ich euch die Möglichkeit geben, still vor Gott etwas zu sagen. Wenn ihr ihm etwas bekennen wollt oder ihm etwas sagen möchtet, braucht ihr das nicht laut zu tun. Das muss ja nicht jeder hören. Wenn ihr wollt, könnt ihr es natürlich auch laut tun.
Ich möchte hier ein, zwei Minuten Zeit lassen, damit ihr jetzt gerade zu Gott sprechen könnt – in diesem Augenblick. Danach werde ich mit uns beten und euch dann in den Abend entlassen.
Nutzt die Zeit, wie sie für euch am besten ist: im stillen Gespräch mit Gott, mit eurem Ehepartner, mit jemandem, dem ihr vertraut, oder unterhaltet euch über etwas, von dem ihr denkt, dass es heute Abend dran ist und das ihr tun solltet. Genießt den Abend.
Ich werde draußen auch noch warten für den Spaziergang, falls jemand mitkommen möchte.
Also, jetzt lass uns eine kleine Pause machen – Zeit, um zu Gott zu sprechen. Ich werde dabei sein.
Herr Jesus Christus, ich danke dir für diese ernsten und auch mutmachenden Worte, die du diesem reichen Jüngling gibst. Du stürzt ihn nicht in vollkommene Verzweiflung. Du zeigst ihm, dass es jemanden gibt, der ihn befreien kann von Gebundenheit.
Herr Jesus Christus, du kennst jeden von uns. Du weißt, wie es um uns steht. Wir brauchen dir nichts vorzumachen oder vorzuspielen. Keine Maske aufzusetzen. Du weißt, wo Abhängigkeiten sind. Du kennst sie. Du weißt, womit wir uns herumschlagen, wovon wir nicht loskommen, was uns beeinflusst und bindet.
Du möchtest doch eigentlich, dass wir frei sind. Du möchtest uns tatsächlich ein erfülltes Leben geben. Du willst all das, was wir durch irgendwelche Ersatzstoffe, Handlungen oder Gedanken suchen, uns wirklich geben.
Du willst uns ein Leben geben, das wertvoll ist und aus der Sicht der Ewigkeit Sinn und Ziel hat. Du willst nicht, dass wir unser Leben mit Nebensächlichkeiten und falschen Dingen verschwenden.
Herr Jesus, ich möchte dich bitten, dass du uns frei machst davon. Gib jedem von uns den Mut, zu bekennen, wo es notwendig ist. Gib jedem von uns den Mut, neu anzufangen und deine Kraft in Anspruch zu nehmen.
Ich danke dir dafür, dass du uns an dieser Stelle nicht allein lässt. Dass wir nicht alleine kämpfen oder uns abmühen müssen. Dass wir uns nicht sagen müssen, das war das Ende und jetzt hörst du nicht mehr. Sondern dass du immer hörst, dass du immer bereit bist, unser Flehen und unsere Fragen aufzunehmen.
Hilf uns, die Verbindung zu dir zu intensivieren. Steh uns im Alltag bei, hilf uns bei all den Schwierigkeiten und bei der Lösung solcher Bindungen.
Ich danke dir dafür, dass du da bist und dass wir in unserem Leben wirklich deine Macht und Kraft erfahren können.
Herr Jesus, begleite uns in diesen Abend hinein. Führe unsere Gedanken und Worte, all das, was wir miteinander sprechen, was wir denken und wo wir mit dir reden. Führe uns und bewahre uns auch in der Nacht, damit wir uns gut ausruhen können.
Bereite uns morgen einen lohnenden und erfüllenden Tag! Amen.
Nun möchte ich euch mit diesen Worten in den Abend entlassen. Wie gesagt, wer nachher noch spazieren gehen möchte, ich warte in etwa einer Viertelstunde, so gegen halb zehn, da vorne. Wer hier gerne noch bleiben will, kann das auch tun.
Wer mit jemandem sprechen möchte, entweder untereinander oder mit mir, kann das ebenfalls tun.
Allen anderen wünsche ich einen gesegneten Abend.