
Himml'sche Influencer – eine wie ich, geboren gegen Ende des letzten Jahrhunderts – musste tatsächlich erst googeln, wie man „Influencer“ überhaupt schreibt. So bin ich also nicht. Ich bin kein Influencer im eigentlichen Sinne. Das haben wir ja schon hier gehört. Es gab bereits Leute, die Influencer sind.
Dennoch ist es etwas, worin wir uns alle irgendwo wiederfinden können oder wiederfinden sollen.
Ich möchte euch ein kurzes Bibelwort vorlesen, und zwar aus der Apostelgeschichte, Kapitel 4, Vers 13. Vielleicht macht die Stelle für dich nicht sofort viel Sinn, aber hör kurz zu, was dort steht.
Es geht um die Geschichte, in der Johannes und Petrus, zwei Jünger, unterwegs waren, um über Jesus zu predigen und von ihm zu erzählen. Dabei wurden sie gefangen gehalten. Man hatte ihnen verboten, im Namen Jesu zu predigen.
Diejenigen, die den beiden verboten hatten, von Jesus zu predigen und seinen Namen zu erwähnen, waren die gleichen, die sie gefangen genommen hatten.
Da heißt es in der Apostelgeschichte, im vierten Kapitel ab Vers dreizehn: „Sie aber, das ist der Hohe Rat, sozusagen, der das nicht gutgeheißen hatte, sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich. Denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren.“
Ich weiß nicht, wer von euch schon einmal an einer Straßenevangelisation mitgemacht hat. Hat das schon mal jemand gemacht? Einfach auf die Straße irgendwo? Ja, doch einige. Ein tolles Erlebnis! Es ist immer ein wenig herausfordernd, vor allem, wenn man es in seinem eigenen Heimatort macht. Ich weiß, wie das ist.
Aber es ist schon ziemlich genau 20 Jahre her, als ich das erste Mal so eine Straßenevangelisation gemacht habe, bei uns in einem größeren Ort. Damals war das im Rahmen von ProChrist, eine tolle Veranstaltung. Die Organisatoren hatten kleine Autos zur Verfügung gestellt. Die Älteren von uns wissen das noch: Das waren diese Smart-Autos. Auf der Seite dieser Autos stand „kleinste Kirche der Welt“.
Wir hatten damals für unsere Gemeinde auch sieben von diesen Smart-Autos bekommen. Mit diesen sind wir von Ort zu Ort gefahren, haben uns dort irgendwo auf den Hauptplatz gestellt und gewartet, dass Leute auf uns zukommen. So konnten wir einfach ins Gespräch kommen – über die Veranstaltung von ProChrist, über diese Evangelisation und natürlich auch über Jesus im Letzten.
Und ich weiß noch, da standen wir an diesem Ort. Wie gesagt, es ist ziemlich genau zwanzig Jahre her. Alle Autos waren so aufgestellt. Und ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen: Da kam ein Mann auf mich zu. Groß, kräftig, stark, mit einem Bart.
Ich dachte noch, als er auf mich zukam: Bitte komm jetzt nicht auf mich zu! Denn ich hatte schon beim Anblick dieses Mannes Panik bekommen. Ich dachte mir: Was ist, wenn er mich jetzt etwas fragt und ich erzähle ihm von Jesus? Oder ich erzähle ihm, und er schlägt mir eine runter. Das habe ich gedacht. Da gehen mir die Lichter aus. Oder zumindest stellt er mir vielleicht Fragen, die ich ihm niemals beantworten kann.
Ich habe nur versucht, irgendwie zu vermeiden, dass er auf mich zukommt, weil ich irgendwie Panik hatte. Doch dann kam er doch auf mich zu, stand direkt vor mir, zeigte mit dem Finger auf mich und fragte: Was ist das da? Wozu dienen diese Autos?
Da habe ich geschluckt. Was soll ich dem jetzt sagen? Dann habe ich ausgeholt: Ja, da gibt es diese Veranstaltung, und da gibt es diesen Typen, diesen Pazani, und der macht da irgendetwas.
Ich erinnere mich, dass ich einige Minuten einfach nur um den heißen Brei herumgeredet habe. Ich habe mich nicht getraut, den Namen Jesus diesem Mann gegenüber zu erwähnen. Denn ich dachte: Was ist, wenn er weiterfragt? Und er stellt mir Fragen, die ich nicht beantworten kann.
Ich weiß nicht mehr genau, wie das Gespräch dann zu Ende ging. Auf jeden Fall haben wir uns letztendlich gut unterhalten. Er hat mir keine runtergeknallt. Und es war dann letztendlich auch ganz gut, glaube ich.
Aber vielleicht geht es ja auch manchmal so, dass wir versuchen, das Gespräch mit Menschen über Jesus zu vermeiden, weil wir Angst haben, dass diese Menschen uns vielleicht Fragen stellen, die wir nicht beantworten können.
Wie war das damals bei Petrus und Johannes, von denen wir soeben gelesen haben? Wir erfahren, dass diese beiden Jünger vor dem Hohen Rat standen. Sie wurden eigentlich wegen ihres Glaubens und der Verkündigung von Jesus, seinem Tod und seiner Auferstehung festgehalten.
Es wurde ihnen ausdrücklich verboten, im Namen von Jesus zu sprechen und zu lehren. Doch davon ließen sich die beiden nicht wirklich beeindrucken. Trotz der Bedrängnis und des Verbots hörten sie nicht auf, den Menschen die frohe Botschaft zu bringen.
Dann lesen wir auch, dass ihre Unerschrockenheit, mit der sich Petrus und Johannes verteidigten, großen Eindruck auf die Mitglieder des Hohen Rates machte. Besonders bemerkenswert war, dass es sich bei den beiden um einfache Leute handelte, ohne besondere Ausbildung in der Heiligen Schrift.
Die Mitglieder des Hohen Rates wussten jedoch, dass Petrus und Johannes mit Jesus zusammen gewesen waren.
Als ich diese wenigen Worte gelesen habe, dachte ich: Das könnte ich sein. Im Griechischen steht bei dem Wort einfach „Idiotei“. Es bedeutet so viel wie ungelehrte Idioten, Außenseiter oder Stümper. Das sind nicht meine Worte, sondern tatsächlich steht es so im Griechischen.
„Idiotei“ heißt, dass es sich um zwei ungelehrte Idioten handelt, von denen vorher noch nie jemand gehört hat. Diese zwei Menschen vollbringen plötzlich Wunder – das lesen wir im Kapitel davor. Sie predigen über Jesus und versetzen Tausende Menschen ins Staunen, einfach nur, weil sie von Jesus erzählen.
Da frage ich mich: Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass Gott Menschen, die weder Rang noch Namen haben, die keine Superstars sind, sondern unbekannte No-Names, eben diese „Idiotei“, so gebrauchen kann? Diese Menschen wurden zu den größten Influencern des ersten Jahrhunderts. Tausende Menschen sind durch sie zum Glauben gekommen. Tausende waren begeistert von der einfachen Botschaft, die Johannes und Petrus verkündet haben.
Wie kann das sein? Ich denke, der Text gibt uns hier die Antwort. Was den beiden Jüngern Vollmacht und Überzeugungskraft gab, war bestimmt nicht ihr Theologiestudium – denn das konnten sie nicht vorweisen. Es war auch nicht ihre Wortgewandtheit, ihr politischer Einfluss oder ihre hohe Stellung in einer Gemeinde – denn auch diese hatten sie nicht.
Sie hatten keine 70 Likes auf Instagram und gehörten bestimmt nicht zu den zehn bekanntesten Influencern auf TikTok, das ist sicher. Aber das, was bei Johannes und Petrus so herausragend war und was andere Menschen wahrgenommen haben, war ihre Verbundenheit und Loyalität zu ihrem Herrn Jesus Christus.
Alle wussten, dass diese beiden ungelehrten, einfachen Leute waren. Niemand kannte sie zuvor. Aber sie wussten auch, dass diese beiden Menschen mit Jesus verbunden waren. Sie hatten eine Begeisterung für Jesus, eine Liebe zu Jesus. Diese Liebe und Begeisterung war so stark, dass Tausende Menschen ihrer Botschaft folgten.
Als ich im Jahr 2003 gebeten wurde, das Programm der Bibelschule bei uns im Taunhof zu verantworten, war ich noch sehr jung. Ich bin immer noch jung, aber damals war ich noch jünger. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich der Richtige für diese Stelle war.
Doch ich wurde dafür eingesetzt, gebeten, und dachte: „Dann probiere ich es eben mal.“ Ich kann mich gut erinnern, dass es ziemlich am Anfang dieser Zeit war, als ich zu meinem damaligen Chef, Hans-Peter Reuer, ging. Ich sagte zu ihm: „Hans-Peter, ich bin mir nicht wirklich sicher, ob das die richtige Stelle für mich ist.“
Ich zweifelte an meiner Kompetenz und daran, dass ich noch recht jung war. Manche der Studenten waren teilweise sogar älter als ich. Außerdem hatte ich kein Theologiestudium oder etwas Vergleichbares, das mich für diese Position hätte qualifizieren können. Ich dachte, ich hätte jetzt die Gelegenheit, meinem Chef klarzumachen, dass ich eigentlich nicht der Richtige für diese Aufgabe bin.
Ich kam also in sein Büro, sagte ihm, was mich beschäftigte, und schüttete ihm mein Herz aus. Alles, was Hans-Peter daraufhin sagte, war: „Wenn es nicht so wäre, dann hätte ich dich nicht gefragt.“
Das war alles, was er zu diesem Thema sagte. Für die nächsten zehn Jahre musste mir das reichen. Ich dachte: „Ja, danke für das wertvolle Gespräch, super.“ Dann ging ich wieder und machte weiter.
Aber das war schon einmal eine Zeit, in der ich nicht genau wusste, ob es wirklich dran war. Es war ungefähr zur gleichen Zeit, vielleicht ein paar Monate später, als ein Anruf kam.
Ein sehr einflussreicher Mann aus Österreich rief an. Ich weiß nicht mehr genau, warum er angerufen hat, aber ich stellte mich am Telefon vor: „Ja, ich bin der Martin.“ Er sagte, er sei ein Geschäftsmann aus Österreich, sehr einflussreich auch in den Gemeinden.
Das Erste, was er mich fragte, war: „Was machst du am Tauernhof?“ Ich antwortete, ich sei der Bibelschulleiter. „Oh“, sagte er, „wie alt bist du?“ Ich meinte, ich sei damals 28 Jahre alt gewesen. „Oh, viel zu jung, viel zu jung“, sagte er gleich. „Du bist viel zu jung dafür.“
Na ja, ich kann auch nichts dafür, aber so war es eben. „Was hast du studiert?“ fragte er weiter. „Nichts studiert“, antwortete ich. „Das ist schlecht, das ist schlecht“, meinte er. „Welche Ausbildung hast du?“ Da glaubte ich, ihn beeindrucken zu können.
Ich sagte: „Ich habe die gleiche Ausbildung wie Jesus, ich bin Schreiner von Beruf.“ Er fragte: „Willst du mich verarschen oder was?“ Auf jeden Fall stellte er mir viele, viele Fragen. Mit all diesen Fragen wollte er mir eigentlich klar machen, dass ich der falsche Mann am falschen Platz zur falschen Zeit war.
Aber interessant ist: In diesem doch relativ langen Gespräch hat dieser Mann nicht einmal gefragt: Liebst du eigentlich Jesus? Hast du eine Herzensbeziehung mit dem auferstandenen Herrn Jesus? Hast du ein Anliegen für Menschen? Wie geht es deiner Familie damit, dass du im Dienst bist? Wofür kann ich für dich beten, wenn ich an dich denke?
Nichts von dem. Nur: Du bist zu jung, hast nicht die richtige Ausbildung und bist eigentlich der falsche für den Posten.
Liebe Leute, Studium ist wichtig, das steht außer Frage. Auch Ausbildung ist wichtig, versteht mich nicht falsch.
Aber wenn das Diplom wichtiger wird als die Beziehung zu Jesus Christus, dann haben wir ein großes Problem. Dieses Problem gibt es in vielen Kirchen und Gemeinden.
Es gibt manche christliche Werke und Gemeinden, bei denen man den Eindruck gewinnt, dass die Ausbildung wichtiger ist als die Beziehung zu Jesus Christus.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, wenn du in deine Gemeinde gehst, in einen Hauskreis oder in eine christliche Gemeinschaft. Spürst du die Beziehung zu Jesus?
Spüren andere von dir, dass du, wie Johannes und Petrus, ein Mensch bist, der mit Jesus verbunden ist?
Genau das war es, was die Leute im Hohen Rat und andere von diesen beiden Männern wahrnahmen. Auch wenn sie sonst nichts über Johannes und Petrus wussten, spürten sie etwas, das viele andere nicht hatten: eine Beziehung zu Jesus Christus.
Sie wussten, dass diese beiden mit Jesus verbunden waren.
Als ich angefangen habe zu predigen, habe ich meinen eigenen Vater, meine Familie und meine Eltern zu meinem Gottesdienst eingeladen. Es war einer der ersten Gottesdienste, bei denen ich predigen durfte. Ich sagte zu meinem Vater: „Vati, komm mit zum Gottesdienst. Ich möchte dich einladen, einfach mal zuzuhören und dabei zu sein, wenn ich schon eingeladen bin, zu predigen.“
Und wisst ihr, was Vati gesagt hat? Er sagte: „Was hast du schon zu sagen? Du bist ja kein Pfarrer.“ Ja, danke, Vater, das ist sehr ermutigend und hilfreich für jemanden wie mich.
Es ist schon spannend, wenn die Beziehung zu Jesus Christus immer mehr in den Hintergrund rückt. Eigentlich ist das, was so wichtig ist – nämlich die Liebe, die Begeisterung und die Leidenschaft für Jesus – gar nicht mehr so im Vordergrund, wenn es darum geht, anderen Menschen das Evangelium weiterzugeben.
Es gibt viele Gemeinschaften und Gemeinden, in denen alles politisch korrekt abläuft, gut organisiert ist und wunderbar funktioniert. Aber ich frage mich oft: Wo ist die Leidenschaft? Wo ist die Beziehung? Wo ist die Liebe zu Jesus Christus?
Ja, es stimmt, ich persönlich kann auch kein Studium vorweisen – nach wie vor nicht, auch wenn ich das gerne hätte. Ich bin bestimmt auch nicht der intellektuellste Mensch in diesem Raum, das steht außer Frage. Es gibt bestimmt viele Fragen, die du hast und die ich dir nicht beantworten könnte.
Aber das, was ich habe – und das kann mir auch keiner nehmen – ist die Liebe zu meinem Herrn Jesus Christus, der am Kreuz für meine Schuld gestorben ist, auferstanden ist und heute in mir lebt.
Was ich habe, ist eine Hoffnung auf einen lebendigen Gott, der mir Perspektive gibt für ein Leben, für das es sich lohnt, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen. Und ich habe den Mut, meinen Mund aufzumachen und von diesem Jesus zu erzählen.
Und was ich habe, ist genau das: ein tiefes Verlangen, Menschen um mich herum diesen Jesus lieb zu machen. Warum? Weil es, so wie es auch in der Apostelgeschichte 4,12 heißt, im ganzen Himmel keinen anderen Namen gibt, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden.
Apostelgeschichte 4,12: Es gibt keinen anderen Namen.
Und wenn ich mir bewusst mache, wenn ich weiß, dass auch ich diesen Namen anbeten darf und Gemeinschaft leben darf, und diesen Menschen, diesen Jesus, liebgewinnen darf, weil er mich liebt, dann darf aus dieser Erkenntnis eine Begeisterung entstehen.
Aus dieser Begeisterung kann auch die Fähigkeit wachsen, anderen Menschen von diesem Jesus zu erzählen. Wie das genau funktioniert, weiß ich manchmal selbst nicht. Ehrlich gesagt weiß ich nicht immer, wie ich anderen Menschen von diesem Jesus erzählen kann.
Ich weiß nicht immer, wie es am besten gelingt, mein Gegenüber Jesus lieb zu machen. Das ist mir nicht immer klar. Deshalb bete ich auch immer, bevor ich zum Beispiel vor Menschen spreche – so wie auch heute wieder: Herr, schenke mir eine Liebe für die Menschen, denen ich begegne. Schenke mir auch die Kraft dazu.
Gebrauche du mich in meinen Schwächen und Unzulänglichkeiten, um dir, Gott, Ehre zu geben und ein Segen für die Menschen um mich herum zu sein.
Ich bin mir meiner Schwächen, meiner Unzulänglichkeiten und meiner Unfähigkeiten durchaus bewusst. Gleichzeitig bin ich mir aber auch der Kraft des Heiligen Geistes und seiner Fähigkeiten bewusst. Darüber hinaus weiß ich, dass Jesus Christus mir und dir genau das gibt, was es braucht, um die Werke zu vollbringen, zu denen Gott dich und mich beruft. Das weiß ich auch.
Eines, was ich in meiner Zeit am Taunhof lernen durfte – besonders in der Anfangszeit – ist, dass es gar nicht notwendig ist, alle Fragen zu beantworten, wenn es darum geht, anderen Menschen von Jesus zu erzählen. Auch ich habe noch Fragen über Gott, die mir bisher noch niemand wirklich beantworten konnte.
Als ich damals in eine Verantwortung hineingewachsen bin, zum Beispiel als Bibelschulleiter oder später als Direktor, hatte ich natürlich den Gedanken: Wenn Menschen zu mir kommen und Fragen haben, muss ich diese ja beantworten können. Schließlich bin ich Mitarbeiter am Taunhof. Doch das durfte ich sehr schnell lernen: Nur weil ich Verantwortung habe, heißt das nicht, dass ich alle Fragen beantworten muss oder überhaupt kann, die Menschen so haben.
Früher habe ich immer geglaubt, man müsse Menschen von meinem Glauben überzeugen. Ich dachte, ich müsse sie mit schlauen Argumenten davon überzeugen, dass mein Glaube der richtige ist. Dabei habe ich oft gekämpft und überlegt, wie ich eine Diskussion gewinnen kann. Ich versuchte immer, mit Argumenten Menschen zu Jesus zu führen.
Bis ich verstanden habe: Du kannst vielleicht ein Argument gewinnen, aber das heißt noch lange nicht, dass du dein Gegenüber für Jesus gewinnst. Deshalb habe ich aufgehört, mit anderen Menschen über meinen Glauben zu diskutieren. Ich rede gerne mit anderen über meinen Glauben an Jesus, aber ich diskutiere nicht mehr darüber. Ich argumentiere nicht mehr, denn meine Aufgabe ist es nicht, Argumente zu gewinnen, sondern mein Gegenüber zu Jesus hinzulieben.
Wenn es eines gibt, was wir wieder mehr lernen müssen – auch in unseren Gemeinden –, dann ist es, Menschen wieder mehr zu Jesus hinzulieben. Menschen zu Jesus hinzulieben ist unser Auftrag. Es geht nicht darum, mit Argumenten klarzumachen, dass das, was ich glaube, besser ist als das, was der andere glaubt. Menschen zu Jesus hinzulieben können wir eigentlich nur, wenn wir selbst eine Herzensbeziehung mit diesem Jesus haben.
Menschen, die das Recht haben, in mein Leben hineinzusprechen – vor allem, was mein Glaubensleben betrifft – sind nicht diejenigen, die die beste Ausbildung haben. Vielmehr sind es jene Menschen, die eine Herzensbeziehung zu Gott führen und sich mit Jesus identifizieren, auch wenn sie selbst alles andere als perfekt sind.
Was meine ich damit? Mir ist durchaus bewusst, dass ich als Person, als Vater, als Ehemann und als Leiter eines Werkes alles andere als perfekt bin. Es gibt viele Dinge, die ich besser hätte machen können und die ich noch besser machen kann. Das ist mir vor allem als Ehemann und Vater von zwei Kindern sehr bewusst.
Aber gib mir keine Tipps über mein Eheleben oder die Kindererziehung, wenn du selbst keine Kinder hast oder nicht verheiratet bist. Das habe ich früher auch gemacht, würde ich heute aber nicht mehr tun. Nach 28 Jahren Ehe kann ich das jetzt beurteilen.
Ich würde zum Beispiel auch einem deutschen Fußballprofi keine Ratschläge geben, wie er die Bundesliga gewinnen kann. Nun könntest du denken: Warum nicht? Und vielleicht sagst du dir: „Weil du ein Österreicher bist.“ Es gibt aber auch Österreicher, die guten Fußball spielen. Das wissen nur noch nicht alle. Die Leipziger wissen das, die Dortmunder wissen es auch, sogar wir wissen es. Einziger, der das momentan noch nicht weiß, ist der VfB – aber der wird es auch noch herausfinden.
Zu den ungefähr 26 Österreichern, die derzeit in der deutschen Bundesliga spielen, gehöre ich jedoch nicht. Deshalb halte ich mich mit Kommentaren und Ratschlägen zurück, wie Bayern die Bundesliga gewinnen kann. Außer natürlich vorm Fernseher. Da habe ich schon immer Kommentare, und da kann ich auch mal ausflippen, wenn sie daneben schießen. Das kann schon mal passieren. Aber von Angesicht zu Angesicht würde ich das nicht machen.
Liebe Leute, es gibt viele Menschen, die im Bereich Glauben viel mehr wissen oder besser reden können als ich. Aber wenn ich bei jemandem nicht spüre, dass er oder sie eine Herzensbeziehung zu Jesus hat, dass diese Person authentisch ist und eins mit ihrem Herrn Jesus Christus, dann beeindruckt mich das, was sie sagt, kaum – auch wenn es die Wahrheit ist.
Wenn ich jedoch merke, dass diese Menschen mit Jesus unterwegs sind, dass sie eine Herzensbeziehung zu ihm haben und Jesus mehr lieben als alles andere, dann kann dieser Mensch noch so fehlerhaft sein. Dann kann dieser Mensch noch so ein Idiot sein wie ich. Aber genau mit diesem Menschen möchte ich Zeit verbringen und von ihm lernen.
Petrus und Johannes waren sicherlich keine Superstars. Dennoch konnten sie Menschen ins Staunen versetzen, Wunder vollbringen, und Tausende kamen durch sie zum Glauben. Warum? Weil sie mit Jesus waren.
Eines der schönsten Komplimente oder Feedbacks, das ich – und wir am Tauernhof – von unseren Studenten, Bibelschülern oder Gästen bekommen, ist, wenn Leute zu uns kommen und sagen: „Hier spürt man den Geist Gottes.“ Wenn jemand das sagt, weiß ich genau, warum ich am Tauernhof bin.
Menschen dürfen spüren, dass wir eine Herzensbeziehung zu Jesus haben. Sie sollen erleben, dass der Geist Gottes wirkt, und erfahren, dass wir das Anliegen haben, sie zu Jesus hinzuführen.
Ich bin sehr dankbar, dass ich – rein von Berufs wegen – Menschen begegnen und mit ihnen über Jesus reden darf. Das tun wir auf den Skipisten, in den Bergen, im Unterrichtssaal oder sogar in einer Höhle, wenn wir eine solche besuchen. Wo immer wir mit unseren Gästen und Studenten sind, reden wir über Jesus.
Es ist natürlich ein großes Vorrecht, in einer Arbeit oder im Missionsfeld tätig sein zu dürfen, wo man allein schon aus beruflichen Gründen jeden Tag über Jesus sprechen kann. Das ist schön und ein echtes Privileg, dessen ich mir durchaus bewusst bin.
Gleichzeitig weiß ich aber auch sehr genau, dass es nichts nützt, viel zu reden, wenn ich selbst keine Qualitätszeit mit Jesus verbringe. Wenn diese Einheit mit Jesus fehlt, wenn ich keine Zeit mit ihm in der Bibel, im Gebet oder in der Stille verbringe, dann habe ich in Wahrheit nichts zu sagen, egal wie viel ich rede.
Mir ist sehr wohl bewusst, wie wichtig es ist, Zeit mit Jesus zu verbringen. Bevor du dich also fragst, wie du anderen von Jesus erzählen kannst – wie es auch in unserem Titel heißt –, solltest du dich vorher fragen: Habe ich eigentlich diese Sehnsucht nach Jesus? Habe ich diese Herzensbeziehung zu ihm? Liebe ich Jesus mehr als alles andere?
Ich habe mir angewöhnt, wenn wir in den Bergen unterwegs sind – und dort gibt es ja fast auf jedem zweiten oder dritten Berg ein Gipfelkreuz – immer innezuhalten. Mit den Skiern kann man teilweise fast bis zu diesen Gipfelkreuzen fahren. Immer wenn ich am Berg unterwegs bin und am Gipfel unter einem solchen Kreuz stehe, empfinde ich etwas Besonderes.
Manchmal gehe ich auch gerne alleine irgendwo auf den Berg hinauf. Dann stehe oder sitze ich unter dem Kreuz. Das Gipfelkreuz heißt nicht umsonst so, denn in der Regel steht es am höchsten Punkt des Berges, am Gipfel. Dort gehört es auch hin. Es ist ein schönes Bild, warum man das gemacht hat, keine Ahnung. Für mich ist es ein schönes Symbol.
Ich habe mir zur Angewohnheit gemacht, wenn ich unter einem Gipfelkreuz stehe, Gott für dieses Kreuz zu danken. Ich danke für Jesus Christus und für das Leben, das er mir geschenkt hat. Gleichzeitig reflektiere ich auch über mein Leben. Ich frage mich: Wo steht Jesus jetzt in meinem Leben? Ist Jesus auch am Gipfel meines Lebens, am höchsten Punkt, so wie dieses Kreuz am Gipfel des Berges steht? Oder gibt es Dinge in meinem Dienst, die mir wichtiger geworden sind als Jesus selbst?
Manchmal kann der Beruf, ja sogar die Berufung, wichtiger werden als die Beziehung zu Jesus. Dann ist es gut, sich selbst zu reflektieren und ehrlich in sein Herz hineinzuhören. Man sollte sich die Frage stellen: Herr Jesus, wo stehst du heute in meinem Leben?
Nicht selten stelle ich fest, dass das Kreuz ein Stück den Abhang hinuntergerutscht ist. Dass ich zu beschäftigt war mit weltlichen Dingen, mit meinem Dienst oder mit mir selbst und gar nicht bemerkt habe, dass Jesus nicht mehr an erster Stelle steht in meinem Leben.
Dann darf ich Gott um Vergebung bitten und sagen: Jesus, es tut mir leid. Ich möchte dich wieder dorthin stellen, wo du hingehörst – nämlich an die erste Stelle in meinem Leben. Wenn ich das tue, weiß ich, dass Gott mich auch gebrauchen kann, so wie ich bin und da, wo ich bin.
Suche die Gemeinschaft mit Jesus, suche die Stille und auch die Freude in Jesus.
Ich bin überzeugt, dass es nicht nur die Heilungen waren, die die Menschen an Johannes und War so begeistert haben. Vielmehr war es die Freude, die Begeisterung und die Einheit mit Jesus, die ansteckend wirkten.
Lassen wir uns von Jesus neu anstecken. Lassen wir uns von Jesus so sehr lieben und einnehmen, dass das, was Gott durch uns bewirken möchte, auch geschehen kann. So werden Menschen für Jesus Christus begeistert.
Dafür braucht es eine Herzensbeziehung und das Verständnis, dass ich wirklich von Jesus geliebt bin – so wie ich bin. Ich kann jederzeit so zu Jesus kommen, wie ich bin. Gleichzeitig wird Jesus mich nicht so lassen, wie ich bin. Er möchte mich verändern.
Er möchte mich jeden Tag zu dem machen, zu dem er mich berufen hat: ein Mann nach dem Herzen Gottes und mit Leidenschaft.
Ich möchte eine kleine Geschichte vorlesen, die mich immer sehr bewegt, wann immer ich sie lese. Höre einfach kurz zu, und vielleicht ist sie auch für dich eine Ermutigung.
Ich weiß nicht, ob euch Tony Campolo ein Begriff ist. Er ist ein Evangelist, über den man viel gelesen und gehört hat. Tony Campolo wurde einmal gebeten, Betreuer in einem Jugendlager zu sein. Für manche Jugendliche gehörte es dazu, andere in der Gruppe zu schikanieren.
In diesem speziellen Camp gab es einen kleinen Jungen, der an Kinderlähmung litt. Sein Name war Billy. Und sie schikanierten ihn – oh, sie schikanierten ihn. Während er mit seinem unkoordinierten Körper durch das Camp lief, stellten sich die anderen einer nach der Reihe auf und ahmten seine krabbelnden Bewegungen nach. Denn er konnte nicht so gehen wie die anderen.
Eines Tages beobachtete Tony Campolo, wie Billy nach dem Weg fragte: „Wo ist der Grund der Kunsthandwerkslage?“ Die Jungs fragten Billy. Billy stammelte mit verzerrtem Mund, und die Jungs ahmten dasselbe Stottern nach: „Es ist da drüben, Billy.“ Dann lachten sie ihn aus. Tony war wütend.
Aber seine Wut erreichte ihren Höhepunkt, als am Donnerstagmorgen Billys Hütte an der Reihe war, Andachten zu halten. Tony fragte sich, was passieren würde, denn sie hatten Billy zum Sprecher ernannt. Er wusste, dass sie sich nur über ihn lustig machen wollten.
Als Billy sich nach vorne schleppte, konnte man das Kichern durch die Menge bereits hören. Der kleine Billy kam auf die Bühne, stand dort und brauchte fast fünf Minuten, um sieben Worte zu sagen. Die sieben Worte waren: „Jesus liebt mich, und ich liebe Jesus.“
Als er fertig war, herrschte Totenstille. Tony blickte über seine Schultern und sah überall Jungs aus der Mittelstufe weinen. Nach Billys kurzem Zeugnis brach in diesem Lager eine Erweckung aus.
Wenn Tony durch die ganze Welt reist, trifft er auf Missionare und Prediger, die sagen: „Erinnert ihr euch an mich? Ich wurde in diesem Jugendlager bekehrt.“
Die Betreuer hatten alles versucht, um diese Kinder für Jesus zu interessieren. Sie importierten sogar Baseballspieler, deren Schlagdurchschnitt gestiegen war, seit sie angefangen hatten zu beten. Aber Gott entschied sich, keine Superstars zu benutzen.
Er erwählte ein Kind mit Beeinträchtigung, um den Geist der Hochmütigen zu brechen: „Jesus liebt mich, und ich liebe Jesus.“
Ich weiß nicht genau, wie es dir dabei geht, wenn du Menschen die Gelegenheit gibst, von Jesus zu erzählen. Ich weiß auch nicht, wie es manchmal gelingen kann, anderen von unserem Glauben zu berichten.
Aber wenn dir klar ist, dass Jesus dich von Herzen liebt und du Jesus von Herzen liebst, dann entsteht eine Einheit mit Jesus. Du liebst diese Einheit, weil du sie suchst und dich von Gott gebrauchen lässt. Dann wird Gott dich so gebrauchen, wie du bist.
Bete für Begeisterung. Bete für Liebe und für eine Herzensbeziehung. Nimm dir auch im Alltag Zeit, Jesus zu suchen.
Mir gefällt das Gebet von König David im Psalm 27, Vers 4, sehr: „Eines aber wünsche ich mir, eines möchte ich erbitten: bei dir zu sein, in Gemeinschaft mit dir, Gott, in deinem Haus, in deinem Königreich, mit dir zusammen zu sein alle Tage meines Lebens.“
Später heißt es dann: „Du, Gott, hast gesagt: Dich soll ich suchen. Dich, Herr, suche ich.“ Suche Gott, suche ihn, und dann wird Gott dich so gebrauchen, wie du bist.
Ich möchte noch mit uns beten.
Lieber Herr Jesus, ich danke dir so sehr, dass es nicht darum geht, dass wir uns immer nur Gedanken über das Wie machen. Vielmehr sollen wir uns vor allem darüber Gedanken machen, wer du bist in unserem Leben und ob wir diese Herzensbeziehung mit dir wirklich auch pflegen.
Ich danke dir, Herr Jesus, dass du mich so liebst, wie ich bin, dass du uns so liebst, wie wir sind, und dass du uns so gebrauchen möchtest, wie wir sind. Ich danke dir, dass wir keine Superstars sein müssen, um uns von dir gebrauchen zu lassen. Es geht einfach darum, mit dir zusammen zu sein.
Herr Jesus, vielleicht müssen auch wir manchmal bekennen und erkennen, dass du nicht immer an höchster Stelle in unserem Leben stehst. Wir bitten um Vergebung dafür. Wir wollen umkehren, unsere Augen immer wieder neu auf dich richten, die Gemeinschaft mit dir suchen und uns von dir beschenken lassen.
Und wenn du uns Gelegenheit schenkst, anderen Menschen von dir zu erzählen, dann gebrauche unsere Schwachheiten, unsere Fehlerhaftigkeiten und unsere Unzulänglichkeiten. Aber auch unsere Gaben und Stärken mögest du nutzen, um dir Ehre zu bringen und ein Segen für die Menschen um uns herum zu sein.
Dafür bete ich in deinem Namen, Herr Jesus. Amen.