Einführung: Jesus Christus im Mittelpunkt unseres Lebens
Wir wurden noch nicht vorgestellt. Aber wir wissen wahrscheinlich, worum es geht, denn wir haben bereits einige Lieder von dieser Person gesungen: von Jesus Christus. Jesus Christus steht hier im Mittelpunkt, sowohl in dieser Freizeit als auch im Leben der meisten von uns.
Denn wäre Jesus Christus nicht, wäre er nicht auf die Erde gekommen, um unter unseren Vorfahren zu leben, wäre er hier nicht gestorben und auferstanden, dann wären wir heute wahrscheinlich nicht hier in Prag, in der Bibelschule, und würden diese Freizeit verbringen.
So wollen wir diese Freizeit auch beginnen, indem wir ein Stück aus der Bibel lesen. Dabei wollen wir gerade etwas über Jesus Christus lesen, den wir bereits kennengelernt haben, und ihn noch ein Stück näher kennenlernen.
Ich möchte dazu einen Abschnitt aus dem vierzehnten Kapitel des Matthäusevangeliums lesen: Matthäus 14,22-33.
Es ist eine Geschichte, die uns allen wahrscheinlich bekannt ist. Einige von uns kennen sie vielleicht sogar schon aus der Kinderstunde oder Sonntagsschule. Trotzdem wollen wir diesen Text einmal neu auf uns wirken lassen und sehen, was Jesus uns dadurch zu sagen hat.
Das Wunder auf dem See: Jesu Handeln und die Reaktion der Jünger
Ich lese also vor Matthäus 14,22-33:
Und sogleich nötigte er die Jünger, in das Schiff zu steigen und ihm an das jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Volksmenge entlassen habe.
Als er die Volksmenge entlassen hatte, stieg er für sich alleine auf den Berg, um zu beten. Als es aber Abend geworden war, war er dort alleine.
Das Schiff aber war schon mitten auf dem See und litt Not von den Wellen, denn der Wind war ihnen entgegen.
Aber in der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging.
Als die Jünger ihn auf dem See einhergehen sahen, wurden sie bestürzt und sprachen: „Es ist ein Gespenst!“ und sie schrien vor Furcht.
Zugleich aber redete Jesus zu ihnen und sprach: „Seid guten Mutes, ich bin’s, fürchtet euch nicht!“
Petrus aber antwortete ihm und sprach: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, auf dem Wasser zu dir zu kommen.“
Er aber sprach: „Komm!“
Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.
Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich. Und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: „Herr, rette mich!“
Zugleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: „Kleingläubiger, warum zweifelst du?“
Als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.
Die aber im Schiff waren, kamen und warfen sich vor ihm nieder und sprachen: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“
Die Bedeutung des Rückzugs und Gebets Jesu
Wir wollen uns genauer anschauen, was hier eigentlich vor sich geht. Wenn wir die Verse davor lesen, fällt uns etwas sehr Eindrückliches auf. Die Menschen waren fasziniert von diesem Jesus. Es war eine riesige Volksmenge ringsherum, wie wir hier noch lesen. Jesus hat den Menschen zu essen gegeben – den fünf Menschen, die da ringsherum waren. Wenn wir genau hinschauen, werden es wahrscheinlich sogar noch mehr gewesen sein als diese fünf. Jedenfalls haben sie zu essen bekommen. Denn wir lesen nur von fünf Männern, aber da waren auch noch Frauen und Kinder, es müssen also noch einige mehr gewesen sein.
Dieses eindrückliche Erlebnis zeigt sich darin, dass die Menschen ringsherum Jesus zum König machen wollten, wie wir in Johannes 6,15 lesen. Das geschah nach der Speisung der Fünftausend. Nun ist Jesus dort, und wir können zunächst gar nicht verstehen, was er tut. Da steht nämlich: „Und er nötigte“ – oder wenn wir das griechische Wort anschauen, bedeutet es so viel wie „er trieb“ – „und er trieb die Jünger in das Schiff hinein und sagte: Fahrt einmal weg, ich will euch loswerden, sozusagen.“
Wir fragen uns: Was ist mit Jesus los? Ich denke, die Antwort darauf verstehen wir nur im Zusammenhang, wenn wir den Vergleich im Johannesevangelium sehen. Das Volk war so beeindruckt, dass es Jesus so sehr feiern wollte, dass sie ihn zum König machen wollten. Damals hatten die Jünger selbst noch nicht ganz verstanden, was Jesus eigentlich wollte. Die Jünger meinten vielleicht, als Jesus gekreuzigt wurde, dass nun alles vorbei sei.
Vielleicht kannten sie sich ein wenig im Alten Testament aus und dachten daran, dass dieser Jesus ein neues Reich aufrichten und sie von den Römern befreien würde. Deshalb hätten sie vielleicht mitgefeiert und gesagt: „Nun komm doch, Jesus, lass dich zum König machen.“ Doch Jesus schickte sie weg. Er entließ auch die Volksmenge, wie wir lesen. Und was tut er dann? Er lässt sich nicht feiern.
Wie würden wir reagieren, wenn die Leute zu uns kämen? Stellen Sie sich vor, da sind 5000 Menschen begeistert von Ihnen, feiern Sie und wollen Sie zum Anführer der Gruppe machen. Jesus lässt sich davon nicht beeindrucken. Er weiß, das ist nicht sein Auftrag von Gott. Er zieht sich zurück, betet und sucht die Nähe Gottes.
Hier sehen wir, dass Jesus sich ein Stück weit vorbildlich verhält. Er sucht nicht das, was seinem eigenen Ehrgeiz schmeicheln würde oder seiner eigenen Person schmeicheln könnte, sondern er schaut nur darauf, was der Plan Gottes für sein Leben ist, was der Plan Gottes für Jesus in diesem Augenblick ist.
Auf diesem Berg zieht er sich nicht zurück, um sich neue Gedanken zu machen. Wie ich schon erwähnt habe, betet er. Und zwar eine längere Zeit. Denn wir lesen das nächste Mal, als Jesus wieder auftritt, dass es zur Zeit der vierten Nachtwache ist.
Die vierte Nachtwache war etwa von drei Uhr bis sechs Uhr morgens. Also haben wir hier einen großen Zeitraum am Abend: Die Menschen essen ihr Abendbrot, gehen noch schnell nach Hause, weil Jesus sie wegschickt. Dann steigt Jesus auf den Berg und betet dort nicht nur ein kurzes Gebet. Vielleicht ist er stundenlang dort, in der intensiven Gemeinschaft mit seinem Vater.
Die Not der Jünger auf dem See Genezareth
Und in der Zwischenzeit, da ist die See – oder wir müssten jetzt genauer sagen: der See Genezareth. Denn an diesem Ort spielt sich das Ereignis ab, das wir hier lesen. Es hat sich ein Sturm erhoben, es herrscht eine riesige Unruhe. Die Jünger haben es über viele Stunden hinweg immer noch nicht geschafft, den See Genezareth zu überqueren. Eigentlich ist der See nicht sehr groß, doch der Sturm peitscht immer wieder gegen sie. So, wie wir es auch lesen: Der Wind läuft gegen den See.
Wenn wir uns an diese Situation der Jünger erinnern, dann können sich vielleicht manche, die heute Abend hier sitzen, ein Stück weit hineinversetzen. Wahrscheinlich ist niemand, der hierhergekommen ist, mit dem Schiff angereist. Denn die Bega, der einzige kleine Fluss, der hier in der Nähe vorbeifließt, ist nicht schiffbar. Mit dem Schiff könnte man also schlecht hierherkommen.
Aber einige sind sicherlich aus stürmischen und unruhigen Situationen heraus hierhergekommen. Auch aus Situationen, die unsere ganze Aufmerksamkeit gefordert haben, in die wir uns ganz hineinversetzen mussten. Vielleicht war es die Arbeit, die uns bis ins Letzte gefordert hat. Oder eine familiäre Situation, in der ein Kind krank geworden ist. Vielleicht ist Streit ausgebrochen oder es gab Reibungen mit dem Ehepartner. Solche Situationen bezeichnen wir manchmal auch als Stürme in unserem Leben – Momente, in denen wir uns ganz hineinversetzen müssen, um überhaupt zurechtzukommen, und es doch nicht geschafft haben.
Und nun sind wir hier und warten darauf, was die Zeit bringen wird. Vielleicht sind wir innerlich noch bei dem, was uns so gefangen genommen hat, das uns so viel Kraft und Anspannung gekostet hat. Wir sind nun hier und befinden uns in einer ganz ähnlichen Situation wie die Jünger, die mitten auf dem See Genezareth in ihrer kleinen Nussschale, in ihrem kleinen Schiff, sitzen und Angst haben, unterzugehen.
Die Vergesslichkeit der Jünger und das Erscheinen Jesu
Und da fällt uns noch etwas bei diesen Jüngern auf. Diese Jünger denken nur noch an ihre Aufgabe, sie beschäftigen sich ausschließlich mit dem, womit sie gerade kämpfen. Jesus scheinen sie vollkommen vergessen zu haben.
Denn als Jesus erscheint, sind sie erst einmal erschrocken. Sie fangen fast an, sich zu fürchten, und denken, es sei ein Gespenst. Das können wir nur so erklären: Sie haben gar nicht mehr mit Jesus gerechnet, sie haben nicht mehr an ihn gedacht.
Plötzlich taucht er vor ihnen auf. Wir müssen uns das so vorstellen: An der einen Seite des Sees Genezareth – hier haben wir den See Genezareth – fand die Speisung der Fünftausend statt. Dann fahren die Jünger mit dem Schiff, Jesus voraus, wie er es ja sagt, auf die andere Seite. Jesus läuft um die Nordkuppe des Sees Genezareth herum und ist dann plötzlich vor ihnen und kommt ihnen dort entgegen.
Denn wir lesen ja auch: In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, indem er auf dem See einherging. Er kommt jetzt zu ihnen und trifft sie an. Das ist ja etwas Ähnliches, worüber wir uns auch jetzt fragen können, in der Situation, in der wir sind.
Lassen wir Jesus auch da noch an uns herankommen? Denken wir überhaupt noch daran, dass Jesus da ist? Und denken wir an das, was wir in der Vergangenheit schon einmal mit ihm erlebt haben?
Das Interessante hier ist, dass Jesus zu den Jüngern kommt, obwohl sie ihn gar nicht um Hilfe rufen. Jesus sieht sozusagen, dass sie in Not sind, und er kommt ihnen über das Meer entgegen, über den See, um ihnen zu helfen.
So kann es auch bei uns sein: Selbst wenn wir Jesus einmal vergessen haben, vergisst Jesus uns nie. Jesus denkt an uns, auch in dieser Situation, so wie er hier an die Jünger denkt, die sich in Not und Schwierigkeiten befinden.
Erinnerung an Gottes Treue und das Vertrauen auf Jesus
Wir sollten uns vielleicht trotzdem bemühen, uns zu erinnern – so wie es die Juden im Alten Testament immer wieder getan haben. Sie hatten ihre Feiertage, um sich an wichtige Ereignisse zu erinnern. Zum Beispiel: „Denke daran, Gott hat dich aus Ägypten befreit.“ Oder: „Denke daran, Gott hat Abraham auserwählt und ihm das verheißene Land gegeben.“ Immer wieder sollte Israel sich daran erinnern, was Gott getan hat.
Auch wir denken an das Passafest, bei dem Jesus gekreuzigt wurde. Dieses Fest ist ebenfalls ein Erinnerungsfest. Lasst uns auch daran denken, was wir mit Jesus erlebt haben. Besonders in Situationen, in denen es uns schlecht geht, in denen wir ganz gefordert sind und all unsere Kräfte einsetzen müssen, um voranzukommen, sollten wir uns daran erinnern, was wir in der Vergangenheit mit Gott erlebt haben. Wo hat uns Jesus Christus schon geholfen?
Als Nächstes sehen wir die Angst der Jünger. Sie rechnen gar nicht mehr mit Jesus. Doch Jesus kommt auf sie zu, will ihnen helfen und spricht sie an: „Fürchtet euch nicht.“ Er erkennt sofort, wo ihre Probleme liegen – nämlich in ihrer Angst, unterzugehen.
Petrus’ Schritt des Glaubens und seine Zweifel
Und dann ist da der Petrus, den wir aus vielen anderen Geschichten und Ereignissen im Neuen Testament kennen. Er ist jemand, der sofort umschwenkt und scheinbar die Probleme vergisst.
Jetzt sieht Jesus ihn und denkt: „Nun geht es voran.“ Petrus sagt zu Jesus: „Herr, wenn du es bist, dann sag mir, ich soll aus dem Schiff kommen. Ich komme zu dir über das Wasser.“ Er glaubt, dass das Wasser keine Rolle mehr spielt und dass er eine Heldentat vollbringen wird, indem er zu Jesus kommt.
Diesen Petrus kennen wir auch später noch einmal, als Jesus ihm sagt: „Alle werden von mir gehen, alle werdet ihr mich verlassen.“ Doch Petrus antwortet: „Nein, selbst wenn ich sterben müsste, würde ich bei dir bleiben.“ Nur wenige Stunden später wird er jedoch kleinlaut. Als eine Magd ihn am Feuer anspricht, sagt er dreimal: „Ich kenne diesen Jesus nicht. Ich habe mit ihm nichts zu tun.“ Er behauptet, nicht mehr aus Galiläa zu kommen, und besteht darauf, dass man sich irrt.
Dieser Petrus hier reagierte ganz ähnlich. Man könnte sogar sagen, in gewisser Weise war er vorbildlich. Zuerst denkt er nicht an sich, sondern an Jesus. Jesus taucht auf, er will sofort zu ihm. Das ist sicherlich etwas Vorbildliches.
Für uns stellt sich die Frage: Wie würden wir in dieser Situation reagieren? Wir wissen, dass Petrus aufs Boot steigt, kurze Zeit später auf die Wellen schaut und versinkt. Da denken wir vielleicht: „Der dumme Petrus, warum hat er das auch probiert? Warum ist er überhaupt aufs Schiff gegangen?“
Was würden wir tun? Würden wir wirklich aus dem Schiff herausgehen, wenn wir uns in diese Situation hineinversetzen? Oder würden wir lieber im sicheren Schiff bleiben? Ich weiß nicht, ob jemand schon einmal einen Sturm auf dem See erlebt hat. Manche werden schon dann übel, ohne dass sie aus dem Schiff steigen oder das Schiff zu kentern droht.
Aber stellen Sie sich vor, Sie kämpfen gegen den See an, und niemand käme auf die Idee, aus dem Schiff herauszuspringen. Petrus hat diesen Mut gezeigt. Dafür müssen wir sagen: Hut ab! So ganz dumm ist Petrus doch nicht. Er hat eine große Portion Vertrauen in Jesus Christus bewiesen – etwas, das uns vielleicht fehlen würde.
Die Herausforderung des Vertrauens und Jesu Hilfe
Wenn wir diese Situation auf unser eigenes Leben übertragen, in dem wir uns vielleicht schon einmal befunden haben oder noch befinden, müssen wir uns folgende Frage stellen: Wenn wir von einer Situation, einem Problem oder einer Beziehungskrise völlig in Anspruch genommen werden und Jesus auftaucht, wie reagieren wir dann? Ignorieren wir ihn und sagen: „Ich muss erst mal mit meinem Problem fertig werden, ich muss in diesem Boot bleiben und weiterkämpfen“?
Oder haben wir den Mut, wie Petrus, zu sagen: „Nein, ich steige aus. Ich vertraue darauf und erinnere mich daran, dass Jesus die Macht hat, auch mir in dieser Situation zu helfen, selbst wenn sie mir noch so ausweglos erscheint.“ Dann können wir auf Jesus vertrauen und aus diesem Boot, aus dieser Schwierigkeit heraussteigen, um auf ihn zu sehen.
Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, die wir bei Petrus ebenfalls beobachten können. Wir können im Boot bleiben und unsere Schwierigkeiten an uns festhalten, weiter selbst kämpfen. Wir können aber auch versuchen, einen Sprung zu wagen und zu sagen: „Jetzt bin ich auf einmal alles los.“
Und hier kommt das Dritte, das wir an Petrus auch negativ lernen können: Das Positive ist das Vertrauen auf Jesus. Das Negative ist, dass er zwar einen Schritt auf Jesus zu macht, dieser Schritt aber nicht vollständig ist. Irgendwie sieht er dann doch noch das schäumende, brodelnde Wasser und den Wind, der auf ihn zukommt. Er bekommt Angst, schaut von Jesus weg, beginnt einzusinken und schreit dann nach Jesus: „Hilf mir, hilf mir da heraus!“
Was tut Jesus in diesem Moment? Er sagt nicht: „Selbst schuld, du hast nicht gut genug aufgepasst“ oder „Kletter zurück ins Boot!“ Nein, Jesus vergibt ihm sofort. Er macht ihm keine Vorwürfe. Zwar sagt er ihm: „Du Kleingläubiger, erst in so großem Überschwang kommst du auf mich zu, und dann, wenn es ernst und schwierig wird, denkst du plötzlich nur daran, dass es nicht klappen könnte, dass ich dir helfe.“ Aber er streckt ihm die Hand aus, nimmt ihn an der Hand, zieht ihn heraus und zusammen gehen sie zurück ins Boot.
Denn, wie wir weiter lesen, sind sie danach wieder im Boot. So ist es auch bei Jesus in jeder Situation, in der wir uns in der Vergangenheit befunden haben, in der wir uns jetzt befinden oder in der wir einmal sein werden. Da ist immer die Hand Jesu, die sich nach uns ausstreckt. Er will uns die Hand reichen, um uns herauszuziehen – dort, wo wir feststecken und alleine nicht mehr weiterkommen.
Jesus ist nicht der Erste, der sagt: „Da musst du selbst mit zurechtkommen, du hast dir das ja selbst eingebrockt, das musst du auch selbst auslöffeln.“ Nein, so ist Jesus nicht. Er streckt Petrus die Hand entgegen und er streckt auch uns die Hand entgegen, wenn wir ihm vertrauen, dass er uns weiterhilft und wir mit ihm neu anfangen können.
Die bleibende Gegenwart Jesu trotz Schwierigkeiten
Aber wie gesagt, von Petrus können wir lernen: Wenn wir auf Jesus zukommen, sollten wir uns bewusst sein, dass die Schwierigkeiten nicht automatisch aufhören werden.
Wir lesen hier, dass der Sturm noch weitergeht. Petrus steigt aus dem Wasser, es brodelt noch, es kocht noch, es stürmt noch. Die Schwierigkeiten hören nicht automatisch auf, nur weil ich anfange zu beten. Aber ich weiß, dass Jesus da ist und dass er mir seine Hand entgegenstreckt. Obwohl es ringsherum so viel Sturm gibt, ist Jesus da. Jesus kann ihn beschützen, er hält ihn an der Hand, und nichts kann ihn aus dieser Hand herausreißen. Das wissen wir, und darauf können wir vertrauen – in dieser Gegenwart Jesu.
Aber wir müssen uns bewusst sein, was das kostet und dass es trotzdem noch Schwierigkeiten in unserem Leben geben kann.
Das Schöne, was nun geschieht, ist, dass diese Schwierigkeiten, die Petrus und auch die anderen Jünger erleben, nicht auf Dauer anhalten. Eine Zeit lang geht es noch weiter, so lange, bis Jesus schließlich das Boot bestiegen hat. Dann lesen wir: „Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.“ Also hört der Wind auf, die Wellen werden wieder ruhig, und plötzlich fangen alle an zu staunen.
Hier merkt man, dass es Auswirkungen hat, wenn Jesus in Kontakt mit uns kommt. Das ist sicherlich ein Hinweis darauf, wie man ja manchmal vom Schiff des Lebens spricht. Wenn Jesus in das Schiff des Lebens hineinkommt, in dem wir selbst nicht mehr zurechtkommen, dann merken wir, dass wir einen Steuermann brauchen – Jesus, der an Bord kommt und unserem Leben einen neuen Kurs gibt.
Dann merken wir plötzlich, dass all das, was uns vorher gefangen genommen hat – da, wo wir wie fasziniert, wie hypnotisiert nur auf die Schlange geschaut haben, bevor sie uns auffrisst, also die Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten – plötzlich Jesus da ist, und es wird ruhig.
So kann es auch sein, wenn wir Jesus Christus kennen und allein versucht haben, zu kämpfen und durchzukommen. Nach einer stressigen Zeit sehen wir nun: Jesus ist ja trotzdem noch da. Jesus war die ganze Zeit neben mir und hat die Hand nach mir ausgestreckt. Jetzt kann er mir auch in dieser Situation weiterhelfen.
Es kann ruhig werden, weil Jesus die Macht hat, auch die noch so verfahrenste Situation aufzuklären und die noch so auswegloseste Schwierigkeit zu lösen.
Und dann sehen wir: Es wird ruhig. Freude, Ruhe, Stille und Friede kehren ganz umfassend ein.
Die Folge der Begegnung mit Jesus: Gottes Ehre im Mittelpunkt
Und was ist die Folge davon? Die Folge ist nicht, dass sich nun alle gegenseitig auf die Schultern klopfen und sagen, das haben wir doch gut gemacht, oder dass sie jetzt anfangen, ein Fest zu feiern. Nein, die Folge ist hier ganz eindeutig.
Da lesen wir nämlich: „Aber die im Schiff waren, kamen und warfen sich vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist der Sohn Gottes.“ Das Ende der Geschichte ist also, dass Gott die Ehre gegeben wird. So soll es auch in unserem Leben sein.
Nicht wir selbst stehen im Mittelpunkt, auch nicht die Schwierigkeiten, die wir überwunden haben oder in denen wir noch feststecken. Nicht sie sind das Wesentliche. Das Wesentliche ist das, worauf uns der Blick hier gelenkt wird: Jesus Christus. Er ist Gott, für den das alles geschehen ist.
Jesus hat nicht den Sturm dort gestillt, nur weil es dem Wunsch der Jünger entsprach, sondern zur Ehre Gottes. Gott soll dadurch gelobt werden, weil sich so seine Treue an uns erweist. Er hat versprochen, auf unserer Seite zu stehen, beziehungsweise hier auf der Seite der Jünger.
Jesus hat die Jünger nicht vergessen, und Jesus vergisst uns heute auch nicht.
Schlussgedanken: Vertrauen und Erinnerung an Jesus in unserem Leben
Erinnern wir uns daran, wenn wir jetzt am Anfang der Freizeit stehen: All das, was uns in der letzten Woche beschäftigt hat, all das, was uns vielleicht in den letzten Monaten oder im ganzen letzten Jahr gefangen genommen hat – Jesus steht auch darüber.
Jesus sieht, wie wir dort kämpfen. Er kommt uns jederzeit entgegen, ohne uns Vorhaltungen zu machen. Er streckt uns die Hand entgegen und sagt: „Ich bin bei dir, ich will dir helfen. Komm mit mir, vertrau auf mich.“
Wir sollten den Mut aufbringen, uns nicht von den Schwierigkeiten faszinieren oder beeinflussen zu lassen, mit denen wir zu kämpfen hatten. Wir dürfen uns nicht nur von ihnen gefangen nehmen lassen. Stattdessen sollten wir uns daran erinnern, was wir mit Jesus Christus erlebt haben.
Wir kennen das Zeugnis vom Handeln Gottes und seiner Treue sowohl im Neuen als auch im Alten Testament. So können wir auch erleben, dass Jesus zu uns kommt und es ruhig wird in unserem Leben.
Dabei dürfen wir nicht vergessen, Gott die Ehre zu geben. Amen.