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Nikodemus

Jesu Leben und Lehre, Teil 89/656
01.12.2021Johannes 3,1-3
SERIE - Teil 89 / 656Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.

Episode neunundachtzig: Nikodemus

Einführung in das Gespräch zwischen Jesus und Nikodemus

Wir befinden uns immer noch ganz am Anfang des Wirkens Jesu in Jerusalem. Jesus hat gerade den Tempel gereinigt und noch andere Wunder getan, sodass Menschen anfangen, an seinen Namen zu glauben. Doch Jesus ist merkwürdig zurückhaltend. Johannes begründet diese Zurückhaltung, denn er selbst wusste, was in dem Menschen war. Jesus wusste, wie seine Zeitgenossen dachten, was sie mit ihm als einem „möglichen Messias“ an Hoffnungen verbanden, wie ihr Glaube beschaffen war und dass er sich ihnen noch nicht anvertrauen konnte.

Wie weit Jesus gedanklich von seinen Zeitgenossen entfernt war, zeigt uns ein Gespräch, das Johannes in Kapitel drei überliefert. Es ist ein Gespräch mit einem der führenden Männer seiner Zeit, dem Pharisäer Nikodemus. Thematisch geht es in dem Gespräch um einen Aspekt rettenden Glaubens. Es geht darum, dass rettender Glaube einen Anfang hat, dass es im geistlichen Leben einen Startpunkt geben muss. Ohne diesen Startpunkt, den der Herr Jesus als Wiedergeburt bezeichnet, kann man das Reich Gottes weder sehen noch hineingehen, also keine lebendige, rettende Beziehung zu Gott haben.

Fangen wir vorne an. Johannes 3,1: Es war aber ein Mensch aus den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Nikodemus ist ein Mann, der etwas darstellt. Geistlich gehörte er zur Gruppe der Pharisäer, wir würden heute sagen zu den Konservativen. Dann war er ein Oberster, also ein Mitglied des Hohen Rats, des höchsten politischen Gremiums in Israel. In Vers 10 wird Jesus ihn als „den Lehrer Israels“ bezeichnen.

Nikodemus ist auch deshalb eine beeindruckende Persönlichkeit, weil er sich trotz seines Alters, seiner Macht und seines Wissens eine Offenheit bewahrt hat. Das ist für Menschen, die etwas erreicht haben und zu denen man gemeinhin aufschaut, nicht selbstverständlich. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum er nach der Kreuzigung den Leichnam Jesu zusammen mit Joseph von Arimathäa beerdigt. Soweit wir das sagen können, hat Nikodemus sich bekehrt und ist ein Jünger Jesu geworden.

Die Offenheit, mit der Nikodemus an Jesus herangeht, und das Interesse an dem, was Jesus zu sagen hat, sind für mich persönlich ein Ansporn. Ich werde ja auch älter und möchte im Alter genauso offen bleiben für ein tieferes Verständnis biblischer Wahrheiten, wie ich es bei Nikodemus sehe. Ich möchte ein Lernender bleiben, so wie Nikodemus, der viel wusste, aber noch mehr wissen will.

 Johannes 3,2: Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen. Denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, es sei denn, Gott ist mit ihm. Nikodemus kam nachts. Man kann spekulieren, ob er vielleicht nicht zusammen mit Jesus gesehen werden wollte. Wissen tun wir das nicht. Viel interessanter ist die Frage, wen er mit „wir“ meint. Wir wissen, dass du ein Lehrer bist. Hier ist sicherlich nicht der Hohe Rat als Ganzes gemeint. Das ist schließlich das Gremium, das am Ende den Herrn Jesus zum Tod verurteilen wird. Die Mitglieder des Hohen Rats werden Jesus kaum als einen von Gott kommenden Lehrer ansehen.

Doch es muss im Umfeld von Nikodemus Menschen geben, die die Zeichen, die Jesus tut, sehen. Sie hören anscheinend auch Predigten von ihm und schließen daraus, dass Gott mit ihm ist. Vielleicht hatten die Konservativen auch mit der Tempelreinigung sympathisiert, weil ihnen der Kommerz selbst unangenehm war. Jedenfalls gibt es da eine Gruppe hinter Nikodemus, die nicht gegen Jesus eingestellt war. Ganz im Gegenteil: Sie suchen den Kontakt.

Merkt ihr, wie Johannes uns ganz bewusst mit Informationen versorgt, die von den Synoptikern Matthäus, Markus und Lukas als nicht so wichtig eingestuft wurden? Jesus und der Hohe Rat – das war nicht immer nur ein Gegeneinander. Wie so oft im Leben sind eindimensionale Denkmuster oft falsch.

Aber machen wir weiter. Johannes 3,3: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Das ist eine Stelle, bei der ich als junger Christ immer gestutzt habe. Jesus antwortete – aber Nikodemus hatte doch gar keine Frage gestellt. Stimmt, entweder lässt Johannes die Frage in seiner Darstellung einfach weg, oder Jesus weiß, was Nikodemus auf dem Herzen hat, und er geht darauf ein. Wir haben ja vorhin gelesen, Jesus wusste, was die Menschen bewegte.

Das Reich Gottes war das Thema zur Zeit Jesu. Wann würde Gott sein Reich aufrichten – das war die Frage aller Fragen. Werfen wir dazu einen Blick zurück. Fünf Jahrhunderte vor Jesus bekommt der Prophet Daniel ein prophetisches Bild von einer Statue mit einem goldenen Kopf, einer Brust aus Silber, Bauch und Lenden aus Bronze, Beinen aus Eisen und Füßen aus Eisen und Ton. Die Statue steht für vier Weltreiche: Der goldene Kopf steht für Babylon, die silberne Brust für Medopersien, Bauch und Lenden aus Bronze für Griechenland und die Beine und Füße für das römische Reich.

Daniel beschreibt also prophetisch die Abfolge der Weltreiche, beginnend mit dem König, zu dem er spricht, Nebukadnezar, das ist Babylon. Dann folgen Medopersien, Griechenland und zum Schluss das Römische Reich. Im Bild, das Daniel sieht, sind die Beine aus Eisen und die Füße aus Eisen und Ton. Das Römische Reich wird also in zwei Epochen unterteilt: eine Epoche der Eroberung mit einer eigenen römischen Identität und eine Epoche der Inklusion. Es entsteht ein Reich, das römisch genannt wird, in dem aber Aspekte der alten Reiche vorhanden sind – ein Nebeneinander und Durcheinander von Eisen und Ton.

Ich bin in diesen Dingen kein Experte, aber ist es nicht verblüffend, dass im Römischen Reich zur Zeit Jesu Griechisch gesprochen wurde? Oder dass sich ägyptische Kulte großer Beliebtheit erfreuten? Oder dass die persische Idee der Vergöttlichung von Kaisern sich durchgesetzt hat? Das ist total spannend, oder?

Jedenfalls heißt es über diese letzte Zeit des Römischen Reiches in Daniel 2, Verse 43 und 44: „Dass du das Eisen mit lehmigem Ton vermischt gesehen hast, sie – und das sind jetzt die vorher genannten Könige – werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt. Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels sein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird, und das Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden. Es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen.“

Der Gott des Himmels wird ein Königreich aufrichten, ein Königreich, das ewig nicht zerstört werden wird, ein siegreiches Königreich – das Reich Gottes. Wenn wir heute die Prophezeiung Daniels lesen und verstehen können, dann erst recht die Menschen, die damals lebten. Deshalb ist es kein bisschen verwunderlich, dass das Reich Gottes das Thema zur Zeit Jesu war.

Was könnte man jetzt tun? Man könnte Daniel Kapitel 2 lesen und darüber nachdenken, wie grandios biblische Prophetie ist.

Das war's für heute. Wenn die Episode gefällt, dann kann sie gern an befreundete Christen weitergeleitet werden. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Die Notwendigkeit der Wiedergeburt für das Reich Gottes

 Johannes 3,3: Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.

Das ist eine Stelle, bei der ich als junger Christ immer gestutzt habe. Jesus antwortete, obwohl Nikodemus doch gar keine Frage gestellt hatte.

Stimmt, entweder lässt Johannes die Frage in seiner Darstellung einfach weg, oder Jesus weiß, was Nikodemus auf dem Herzen hat, und geht darauf ein. Wir haben ja vorhin gelesen, dass Jesus wusste, was die Menschen bewegte.

Das Reich Gottes war das zentrale Thema zur Zeit Jesu. Wann würde Gott sein Reich aufrichten? Das war die Frage aller Fragen. Werfen wir dazu einen Blick zurück.

Die prophetische Vision Daniels und das Reich Gottes

Fünf Jahrhunderte vor Jesus erhält der Prophet Daniel ein prophetisches Bild von einer Statue. Diese Statue hat einen goldenen Kopf, eine Brust aus Silber, Bauch und Lenden aus Bronze sowie Beine aus Eisen und Füße aus Eisen und Ton. Die Statue steht für vier Weltreiche.

Der goldene Kopf symbolisiert Babylon, die silberne Brust steht für Medopersien. Bauch und Lenden aus Bronze repräsentieren Griechenland, und die Beine sowie Füße aus Eisen und Ton stehen für das Römische Reich. Daniel beschreibt damit prophetisch die Abfolge der Weltreiche, beginnend mit dem König, zu dem er spricht: Nebukadnezar, also Babylon. Danach folgen Medopersien, Griechenland und schließlich das Römische Reich.

Im Bild, das Daniel sieht, sind die Beine aus Eisen und die Füße aus Eisen und Ton. Das Römische Reich wird also in zwei Epochen unterteilt: eine Epoche der Eroberung mit einer eigenen römischen Identität und eine Epoche der Inklusion. Es entsteht ein Reich, das römisch genannt wird, in dem aber Aspekte der alten Reiche erhalten bleiben – ein Nebeneinander und Durcheinander von Eisen und Ton.

Ich bin in diesen Dingen kein Experte, aber ist es nicht verblüffend, dass im Römischen Reich zur Zeit Jesu Griechisch gesprochen wurde? Oder dass sich ägyptische Kulte großer Beliebtheit erfreuten? Oder dass die persische Idee der Vergöttlichung von Kaisern sich durchgesetzt hat? Das ist total spannend, oder?

Jedenfalls heißt es über diese letzte Zeit des Römischen Reiches in Daniel 2, Verse 43 und 44: „Du hast gesehen, dass das Eisen mit lehmigem Ton vermischt ist. Diese Könige – die vorher genannten – werden sich durch Heiraten untereinander vermischen, aber sie werden nicht aneinander haften, so wie sich Eisen mit Ton nicht mischen lässt. Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels sein Königreich aufrichten, das ewig nicht zerstört werden wird. Dieses Königreich wird keinem anderen Volk überlassen werden. Es wird all jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber wird es ewig bestehen.“

Der Gott des Himmels wird also ein Königreich aufrichten, ein Königreich, das ewig nicht zerstört wird, ein siegreiches Königreich – das Reich Gottes.

Wenn wir heute die Prophezeiung Daniels lesen und verstehen können, dann konnten das natürlich auch die Menschen, die damals lebten. Deshalb ist es kein bisschen verwunderlich, dass das Reich Gottes zur Zeit Jesu ein zentrales Thema war.

Was könnte man jetzt tun? Man könnte Daniel Kapitel 2 lesen und darüber nachdenken, wie grandios biblische Prophetie ist.

Das war’s für heute. Wenn dir die Episode gefällt, leite sie doch an befreundete Christen weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Schlussgedanken und Einladung zur Vertiefung

Was könntest du jetzt tun? Du könntest Daniel Kapitel zwei lesen und darüber nachdenken, wie großartig biblische Prophetie ist.

Das war's für heute. Wenn dir die Episode gefällt, leite sie doch an befreundete Christen weiter.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

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