Einführung und organisatorische Hinweise zum Skript
Wir werden das mit dem Skript folgendermaßen machen: Heute bekommt ihr die ersten vier Seiten, sozusagen als Appetizer zum Anfüttern. Morgen gibt es dann mehr, nämlich die restlichen Seiten fünf bis dreizehn. Dann sind wir fertig.
Ich habe das Skript so aufgebaut, dass ihr direkt auf den Seiten reinschreiben könnt. Es enthält relativ wenig Information, das meiste ist freigelassen. Dafür habt ihr die komplette Gliederung des Römerbriefes vor euch. An den Stellen, an denen ich gerade bin, könnt ihr dann notieren, was euch wichtig erscheint. Das war die Idee dahinter.
Wer gerne mit dem Notebook arbeitet und das Skript als Word-Dokument haben möchte, kann sich entweder mit seinem USB-Stick an die Technik wenden oder, wenn jemand einen dabei hat, kann er das Dokument weitergeben. War das ein Ja oder hast du es gerade? Okay. Wenn jemand das braucht: Hier in der Mitte bei Boris gibt es einen Walkman mit dem Dokument drauf. Das geht auch. Jetzt bist du zum Servicedienstleister avanciert.
So, ich denke, jeder von euch hat jetzt diese ersten vier Seiten. Wie immer möchte ich am Anfang sagen: Wenn noch Fragen offen bleiben, könnt ihr sie entweder heute, morgen oder in den folgenden Tagen stellen. Alternativ könnt ihr mir auch einfach eine E-Mail schicken. Ich beantworte gerne jede Frage, sofern ihr nicht erwartet, dass ich jahrhundertealte Streitigkeiten der Kirchengeschichte mit zwei Sätzen erkläre. Das könnte ich natürlich nicht.
Wenn ihr also sagt, da ist im Text noch das eine oder andere, das ihr nicht ganz verstanden habt, schickt mir eine E-Mail. Ich stehe euch diese Woche fast uneingeschränkt zur Verfügung. Ihr könnt über mich verfügen – ich bin quasi euer Knecht. Nutzt das aus!
Die besondere Bedeutung des Römerbriefs in der Kirchengeschichte
Wir werden heute Abend zunächst eine Einführung in den Römerbrief machen. Wo stehen wir eigentlich? Wir befinden uns im Neuen Testament, genauer gesagt beim Römerbrief. Wenn man sich diesen Brief anschaut, muss man meiner Meinung nach sagen, dass er kirchengeschichtlich betrachtet vielleicht der wichtigste Brief im Neuen Testament ist. Oder zumindest ist er der wirkungsgeschichtlich bedeutendste Teil der Bibel.
Eigentlich sollte man die Bibel nicht auseinandernehmen und einzelne Teile als die wichtigsten herausstellen. Dennoch kommt man, wenn man Kirchengeschichte studiert und auch das eigene Glaubenserleben betrachtet, nicht umhin, zu erkennen, dass der Römerbrief unter allen biblischen Texten eine besondere Stellung einnimmt.
Man merkt das, wenn man grob die Kirchengeschichte überblickt und die bedeutenden Persönlichkeiten betrachtet. Es gibt Namen, die man einfach kennen sollte. Zum Beispiel Augustinus, ein Name, den man gehört haben sollte. Oder Luther, ebenfalls ein bekannter Name. Weniger bekannt, aber dennoch wichtig, ist Wesley. Wir sind bei den Methodisten eingemietet, und Wesley ist ein Name, den man vielleicht nicht unbedingt kennen muss, aber es schadet nicht.
Wenn ich das Leben dieser drei Persönlichkeiten – Augustinus, Luther und Wesley – betrachte, alle drei haben in der Kirchengeschichte viel bewegt, dann fällt auf, dass der Römerbrief ganz am Anfang ihrer Glaubensentscheidung steht.
Augustinus verwandelt sich von einem Lebemann zu einem hingebungsvollen Nachfolger Jesu Christi. Er hat mit seinen Schriften die nächsten anderthalbtausend Jahre geprägt – kulturgeschichtlich, religionsgeschichtlich und philosophiegeschichtlich. Diese Veränderung beginnt, als er Römer 13, Verse 13 und 14 hört, darüber nachdenkt und plötzlich merkt: Ich muss mein Leben ändern.
Der Mönch Luther sucht nach einem gnädigen Gott. Er fragt sich: Wie schaffe ich es, mit Gott ins Reine zu kommen? Was muss ich tun, damit ich vor Gott bestehen kann? Frustriert über seine eigene Sündhaftigkeit findet er Frieden mit Gott, als er Römer 1, Vers 17 liest, studiert und versteht. Danach schreibt er bis heute nachlesbar: „Nachdem ich es verstanden hatte, fühlte ich mich wie neugeboren.“ Es machte bei ihm Klick. Diese Erkenntnis ist die Grundlage für alles, was danach kommt – die Reformation und den Beginn der protestantischen Kirche.
Wesley erlebt etwas Ähnliches. Er war ein unbekehrter, ungläubiger Prediger, der an einem Bibelkreis teilnimmt, in dem Luthers Vorrede zum Römerbrief vorgelesen und darüber gesprochen wird. Nach diesem Treffen verlässt er den Kreis als bekehrter Mann und startet die methodistische Bewegung. Eigentlich wollte er nie eine Kirche gründen, doch sein Werk des Glaubens wurde entscheidend für die Entwicklung der Vereinigten Staaten.
Das Glaubensleben in den USA wäre ohne die Methodisten heute kaum vorstellbar. Die Methodisten haben sich aufopferungsvoll für das Evangelium eingesetzt, besonders in der Zeit, als der große Treck von Ost nach West zog. Im Osten wurde in den Städten gebetet, in den Gemeinden, während draußen auf der Prärie die Evangelisationsreiter unterwegs waren. Diese Männer hatten oft kaum eine Lebenserwartung von mehr als dreißig Jahren. Sie waren für Gebiete von etwa vierhundert Quadratkilometern verantwortlich, zogen von Hütte zu Hütte und gaben ihre Kraft, um das Evangelium in die frisch erschlossenen Teile der neuen Welt zu bringen.
Diese drei Namen stehen exemplarisch für die besondere Bedeutung des Römerbriefs. Deshalb erlaube ich mir zu sagen: Der Römerbrief ist ein Brief, der die Herzen prägt und verändert. Ich halte ihn für den bedeutendsten Teil der Bibel.
Gleichzeitig ist er ein sehr schwieriger Text. Das werdet ihr merken. Selbst wenn ich manches erkläre, wird das eine oder andere offen bleiben.
Autor, Entstehungszeit und Anlass des Römerbriefs
Ich möchte jetzt erst einmal mit euch über den Autor, die Abfassungszeit und den Anlass nachdenken. Der Autor ist Paulus. Er hat den Brief nicht selbst geschrieben, wie wir am Ende des Römerbriefs lesen können. Dort steht, dass er einen Schreiber benutzt hat, was in der damaligen Zeit völlig normal war – den Tertius.
Der Brief wurde am Ende der dritten Missionsreise, also irgendwo am Ende der fünfziger Jahre des ersten Jahrhunderts, geschrieben. Wahrscheinlich geschah dies in Korinth, also in Griechenland. Überbracht wird der Brief von einer Christin namens Phöbe nach Rom, wo im ersten Jahrhundert Griechisch gesprochen wurde.
Das macht man sich oft nicht so klar: Der Römerbrief ist in Griechisch geschrieben, aber an die Römer adressiert. Eigentlich würde man erwarten, dass er in Latein verfasst ist. Doch in Rom wurde Griechisch gesprochen, und deshalb ist der Brief auch in Griechisch geschrieben.
Was ist der Anlass? Paulus wünscht sich schon sehr lange, nach Spanien weiterzuziehen. Er ist ein Visionär und hat von Gott den Auftrag bekommen, das Evangelium überall dort zu predigen, wo es noch nicht bekannt ist – und zwar ganz besonders den Menschen ohne jüdischen Hintergrund. Er ist der Apostel der Heiden.
Paulus schaut sich seine Landkarte an und denkt: Da, wo heute die Türkei ist, bin ich fertig. Auch in Griechenland ist er fertig. Fertig bedeutet, dass in allen großen Zentren Gemeinden entstanden sind, die nun den Auftrag haben, im Hinterland das fortzusetzen, was Paulus begonnen hat.
Was bleibt noch übrig? Paulus denkt an Spanien, also wirklich ans andere Ende des Mittelmeers, und überlegt, wie er das Evangelium dorthin bringen kann. Die Antwort ist: Um das zu erreichen, braucht er einen Brückenkopf, eine Art Operationsbasis. Diese soll für ihn Rom sein.
Aber die Römer kennen ihn nicht. Was macht er? Wie schafft er es, sich ihnen bekannt zu machen? Paulus steht vor einem Dilemma: Da ist eine Gemeinde, die ihn nicht kennt, aber er möchte sich ihnen vorstellen. Also fängt er an zu beten. Er sagt: „Ach, ich besuche sie mal.“ Er betet lange dafür. Doch es gelingt ihm nie. Wir wissen nicht genau warum. Vielleicht hat er einfach zu viel zu tun. Er schafft es nicht, nach Rom zu reisen oder die Geschwister dort zu besuchen.
Jetzt steht er vor der Frage: Was soll ich tun? Gerade hat er in Griechenland Geld für die Gemeinde in Jerusalem gesammelt. Wer die Landkarte mit dem Mittelmeer vor Augen hat, sieht, dass Jerusalem in eine andere Richtung liegt als Rom. Paulus ist also in der Mitte, muss aber erst nach Jerusalem, um dort das Geld abzugeben. Er denkt: „Irgendetwas muss ich machen. Ich möchte einen Kontakt haben.“
Er ist ein Stück weit frustriert, dass er die Gemeinde in Rom nicht besuchen kann. Er hat Sehnsucht nach den Geschwistern dort. Er glaubt, es wäre gut, sie zu besuchen. Auch sieht er, dass es in Rom nicht nur Licht gibt, sondern auch Schwierigkeiten, bei denen er als Apostel einen positiven Beitrag leisten kann.
So schreibt Paulus vorab einfach einen Brief. Heute würde man, um sich anderswo vorzustellen, einer Gemeinde vielleicht eine Predigtkassette schicken. Das klingt zwar altmodisch, aber heute würde man sagen: „Auf www.daundda.de findest du Predigten von mir. Hör sie dir an, dann lernst du mich kennen und weißt, dass ich jemand bin, dem man in geistlichen Dingen vertrauen kann.“ So etwas würde man heute machen.
Damals setzt sich Paulus hin und schreibt einen längeren Brief, um sich vorzustellen. Ein Brief, der, und das finde ich sehr interessant, zum wahrscheinlich wichtigsten Brief der Weltgeschichte wird – und das einzig und allein, weil jemand frustriert ist.
Eigentlich war es nie geplant, diesen Brief zu schreiben. Doch Paulus schafft es nicht, nach Rom zu reisen. Er kommt nicht weiter und denkt: „Ach, jetzt schreibe ich erst mal einen Brief.“ Besser ein Brief als gar nichts.
Das hat mich sehr motiviert, als ich das studiert habe. Denn oft ist man im Leben an einem Punkt, an dem man denkt: Es geht irgendwie nicht weiter. Man betet schon lange dafür, dass endlich etwas passiert. Man glaubt genau zu wissen, wie der richtige Weg ist. Doch es geht nicht weiter.
Man tut etwas, von dem man denkt: „Na gut, wenn es da nicht weitergeht, dann machen wir es eben so.“ Und im Nachhinein, wenn man Abstand zu der Situation hat, erlebt man oft, dass man sagt: „Na, zum Glück habe ich so gehandelt.“
Das ist hier auch so. Wenn jemand in seinem Leben an einer Stelle steht, an der er denkt: „Ich weiß genau, was richtig ist, ich bete dafür und will dorthin. Doch Gott sagt: ‚Nein, nicht jetzt. Du bleibst erst einmal hier. Es geht nicht so, wie du willst.‘“
Wenn du an so einer Stelle bist, dann erinnere dich daran, dass der vielleicht wichtigste Brief der Bibel aus genau so einer Situation heraus geschrieben wurde – ein bisschen aus Frust. Paulus konnte nichts anderes tun. Er wollte zumindest den Geschwistern in Rom einen ersten Eindruck von sich geben. Er wollte ihnen sagen, was er vorhat.
Natürlich wollte er sie auch überzeugen, dass er lehrmäßig jemand ist, dem man vertrauen kann und den man unterstützen sollte. So könnten sie ihn bei seinen Bemühungen, nach Spanien zu gehen, unterstützen – vielleicht eine Gruppe mitschicken oder wenigstens seine Reisekosten bezahlen.
Aber ganz ursprünglich ist es so, dass Paulus sagt: „Mir sind die Hände gebunden. Ich bekomme nicht, was ich eigentlich will. Also mache ich das, was möglich ist.“ Ich finde das persönlich sehr ermutigend, denn jeder kommt in solche Situationen.
Die Empfänger des Römerbriefs und die Situation der Gemeinde in Rom
Wer sind die Empfänger? Ich habe es jetzt mehrfach gesagt: Es sind Christen in Rom. Rom war damals die größte und wichtigste Stadt des Römischen Reiches. Etwa eine Million Einwohner – das klingt heute nicht mehr so beeindruckend, in einer Welt, in der es viele Städte mit über einer Million Einwohnern gibt. Aber in der damaligen Zeit war das eine enorme Zahl.
Etwa 40 bis 50 Tausend Juden lebten in der Stadt. Das war schon eine ganze Menge. Rom und die Juden – das ist eine eigene Geschichte. Immer wieder mussten die Juden die Stadt verlassen. Das letzte Mal, als ich sage, dass der Römerbrief etwa zwischen 55 und 60 nach Christus geschrieben wurde, war 49 nach Christus. Damals gab es Streitigkeiten, und zwar um einen gewissen „Christos“, was sehr ähnlich klingt wie „Christus“. Wahrscheinlich gab es Streitigkeiten in der jüdischen Gemeinschaft über Jesus.
Irgendwann, im Jahr 49 nach Christus, wurde es dem Kaiser Claudius zu viel. Kaiser hatten damals größere Möglichkeiten, und so warf Claudius einfach alle Juden aus der Stadt. Das ist der Moment, in dem Aquilla und Priscilla, die wir aus der Apostelgeschichte kennen, nach Korinth übersiedelten und dort Paulus kennenlernten. Sie verließen Rom nicht ganz freiwillig, nicht etwa mit der Absicht, ihr Geschäft zu erweitern, sondern weil sie mussten. Mit ihnen mussten alle Juden Rom verlassen.
Überlegt euch mal, was das für die Gemeinde bedeutete. Ihr hattet eine Gemeinde, in der es Christen mit heidnischem Hintergrund gab. Diese Heiden hatten früher alles Mögliche angebetet: Zeus, vielleicht den Kaiser, vielleicht ägyptische Götter wie Isis und Osiris – je nachdem, was für sie wichtig war.
Dann gab es eine weitere Gruppe mit jüdischem Hintergrund. Diese Menschen waren früher in der Synagoge gewesen. Aus beiden Strömungen – heidnischer und jüdischer Herkunft – kamen Menschen zu Jesus. Das ist das Faszinierende: Im Neuen Testament, mit dem Neuen Bund und dem Evangelium, haben wir plötzlich einen internationalen Gott, der nicht nur sagt: „Ich möchte euch“, sondern: „Ich möchte euch beide, ich möchte alle haben.“
Und jetzt kommt Claudius im Jahr 49 nach Christus auf die Idee, die Juden aus der Stadt zu werfen. Das heißt: Die Judenchristen, die für die Römer damals noch einfach nur Juden waren – denn die Römer unterschieden damals noch nicht klar zwischen Juden und Christen –, mussten die Stadt verlassen. Die Gemeinde war von einem Sonntag auf den anderen plötzlich unvollständig.
Du denkst: Wo sind denn Aquilla und Priscilla? Sie mussten die Stadt verlassen, und mit ihnen alle anderen gläubigen Juden. Versuch das mal nachzuvollziehen: Du lebst in einer Gemeinde, in der es ganz selbstverständlich Heidenchristen und Judenchristen gibt, und von einem Sonntag auf den anderen sind die Judenchristen weg.
Menschen, mit denen du deinen Glauben geteilt hast, die einen Einfluss auf die Gemeinde hatten, die die Kultur der Gemeinde geprägt haben – wahrscheinlich sogar stärker als die Heidenchristen. Denn ein Heidenchrist, der zum Glauben kommt, arbeitet sich mühsam in das Alte Testament ein. Er nutzt die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testaments, und versucht herauszufinden, wo er eigentlich steht.
Ein Jude dagegen sagt: Das habe ich schon lange. Ich bin damit aufgewachsen, habe es vorgelesen bekommen, und als ich heranwuchs, wurde ich ein Sohn des Gesetzes – das heißt, mir wurde bestätigt, dass ich das alles kenne. Die Heidenchristen arbeiten sich also mühsam ein, während die Judenchristen einen intellektuellen Vorsprung haben.
Beide zusammen bilden die Gemeinde. Und plötzlich, von heute auf morgen, sind die Judenchristen weg.
Fünf Jahre später kommt Nero an die Macht, und mit ihm sind die Gesetze des Claudius passé. Die Judenchristen dürfen wieder zurück nach Rom. Aber könnt ihr euch vorstellen, was das bedeutet? Eine Gemeinde, die fünf, sechs oder sieben Jahre lang von Menschen mit rein heidnischem Hintergrund geprägt wurde – was das im Denken der Leute bewirkt, wie sich die Kultur verändert und wie eine Gemeinde sich weiterentwickelt.
Und dann kommen plötzlich die Judenchristen zurück und sagen: Hallo, wir sind wieder da! Die Heidenchristen sagen: Schön, aber eigentlich haben wir in den letzten fünf, sechs, sieben Jahren Gemeinde gemacht. Schaut mal, wie ihr euch wieder eingliedert.
Wer Gemeindeerfahrung hat, weiß, dass an dieser Stelle Spannungen vorprogrammiert sind. Menschen, die geprägt haben, gehen weg und kommen zurück mit der Erwartung, wieder prägend zu sein. In der Zwischenzeit sind andere gewachsen, haben ihre Aufgaben wahrgenommen und ihre Vorstellungen von Gemeinde umgesetzt.
Um es bildhaft zu sagen: Die eine Fraktion geht raus, die vielleicht immer fürs Harmonium oder Klavier zuständig war. Die andere Fraktion, die eher für das rockpoppige Element steht, übernimmt das Ruder. Und dann kommen die ersten zurück und wollen ihr Harmonium wiederhaben, während überall Schlagzeug und E-Bass stehen und es im Gottesdienst rockt. Wo sind wir hier eigentlich zurückgekommen? Solche Spannungen sind normal.
Solchen Spannungen muss Paulus irgendwie begegnen. Was wissen wir noch? Wir wissen, dass es in der Gemeinde turbulent zugeht, dass diese zwei Gruppen existieren und dass es Konflikte zwischen ihnen gibt.
Außerdem wissen wir, dass die Gemeinde, der Paulus später in den 60er Jahren begegnet, relativ wenig Kontakt mehr zur Synagoge hat. Durch die Zeit, in der die Heidenchristen allein das Ruder hatten, hat sich eine Prägung in der Gemeinde entwickelt, die zu einer Loslösung von der jüdischen Kultur geführt hat.
In Apostelgeschichte 28 lesen wir, dass Paulus die Juden in Rom fragt, ob sie das Evangelium kennen. Sie antworten, sie wüssten eigentlich nichts davon. Das heißt, es ist ein Bruch entstanden zwischen der jüdischen Kultur in der Synagoge und der Gemeinde.
Das müssen wir hier einfach voraussetzen: Es gibt keine starken Bezüge mehr zum Judentum.
Schreibzweck.
Zweck und theologische Ausrichtung des Römerbriefs
Da streiten sich natürlich die Gelehrten: Ist der Römerbrief ein zeitloses Essay über das Evangelium? Manche sagen ja, andere wiederum lehnen das ab. Sie argumentieren, der Römerbrief sei ein ganz spezieller Brief an die Gemeinde in Rom mit ihren persönlichen Problemen.
Ich hingegen sage inzwischen immer öfter, ich hasse dieses Entweder-oder. Lasst uns doch beide Seiten zusammenführen. Auf der einen Seite: Ist der Römerbrief eine theologische Systematik? Wir finden keinen anderen Brief, in dem das Thema Evangelium so strukturiert über mehrere Kapitel hinweg entwickelt wird.
Doch als Systematik ist der Brief nicht vollständig. Er ist keine umfassende theologische Dogmatik, sondern in der Auswahl der Themen speziell auf die Bedürfnisse der Gemeinde in Rom zugeschnitten. Auf der einen Seite also speziell, auf der anderen Seite aber schon sehr breit angelegt. Paulus stellt sich als Lehrer vor, und besonders die ersten acht Kapitel dienen diesem Zweck.
Wir werden uns gleich die Struktur anschauen, um dann ab Kapitel neun auf die Probleme der Gemeinde einzugehen. Dabei merkt man plötzlich: Paulus ist nicht nur Lehrer, sondern auch Hirte. Er hat die Nöte der Empfänger deutlich im Blick und spricht Dinge an, die für das Zusammenleben in der Gemeinde wichtig sind. Hier wird er sehr praktisch und verlässt das allgemein-theologische Niveau. Er kommt wirklich auf die Ebene der Gemeinde herunter und sagt: Das machst du so, das machst du so, und das machst du nicht so – und das machst du wieder ja.
Das werdet ihr merken: Römer 12 enthält 26 oder 27 Imperative hintereinander, nur damit keiner denkt, das wäre unpraktisch. Trotzdem stehen die ersten acht Kapitel vor uns, als würde uns jemand zum ersten Mal erklären, was eigentlich das Evangelium ist. Darauf werden wir später noch ein bisschen eingehen.
Ich möchte euch jetzt zuerst einen Überblick geben. Vielleicht könnten wir dazu die zweite Seite einblenden. Vielen herzlichen Dank. Ich werde mit euch den Römerbrief anhand dieser Struktur studieren.
Ich glaube, dass der Römerbrief im Wesentlichen in sechs große Teile einzuteilen ist.
Aufbau und Gliederung des Römerbriefs
Am Anfang steht logisch, weil es ein Brief ist – ein antiker Brief. Aber es bleibt ein Brief. Es steht ein Prolog, der aus Grüßen und persönlichen Bemerkungen besteht. Damit wissen die Empfänger ungefähr, mit wem sie es zu tun haben, was der Absender von ihnen möchte und warum er nicht persönlich kommt.
Danach folgen sechs Teile.
Teil 1: Durch Gottes Gerechtigkeit wird jeder Sünder verdammt. Diesen Teil werden wir uns morgen anschauen. Er beginnt eher ein bisschen negativ. Ich werde relativ schnell darüber gehen, aber wir werden merken, dass Paulus seinen Exkurs über die Frage „Was ist eigentlich das Evangelium?“ mit der schlechten Nachricht startet.
Evangelium bedeutet vom Griechischen Euangelion „gute Nachricht“. Paulus beginnt jedoch mit der schlechten Nachricht. Warum brauchen wir eine gute Nachricht? Weil über dem Leben der Menschen Gottes Gericht und Gottes Zorn hängen. Deshalb müssen sie gerettet werden. Das beschreibt Paulus in diesem ersten Teil, Römer 1,18 bis 3,20. Er zeigt, wie durch Gottes Gerechtigkeit jeder Sünder erst einmal verdammt wird und dass es tatsächlich keinen Gerechten gibt.
Dann folgt Teil 2: Durch Gottes Barmherzigkeit wird jeder Gläubige gerechtfertigt. Dieser Abschnitt reicht von Römer 3,20 bis Kapitel 5,11. Den zweiten großen Block werden wir uns morgen ebenfalls anschauen.
Im Allgemeinen endet unser Nachdenken über das Evangelium an dieser Stelle: Warum braucht jemand das Evangelium? Weil er Sünder ist. Was bringt das Evangelium? Vergebung der Schuld. Wie erhalte ich sie? Ich muss glauben. Für Paulus endet das Evangelium hier jedoch nicht.
Für ihn gibt es noch den dritten Block: Durch Gottes Gnade wird jedes Kind Gottes zum Überüberwinder. Ich habe da beim Griechischen ein bisschen „geklaut“. Paulus sagt nämlich in Kapitel 8, dass wir Überüberwinder sind, nicht einfach nur Überwinder – das ist eine Steigerungsform.
Das Evangelium will uns also nicht nur vor Augen halten, dass wir Sünder sind und wie wir durch Glauben gerechtfertigt werden. Durch das Evangelium kommt eine Kraft in unser Leben, die uns verändern will. Sie will nicht, dass wir so bleiben, wie wir sind, nach dem Motto: „So, jetzt bist du im Himmel, gut, wir sehen uns dann, wenn es so weit ist, wieder.“ Stattdessen tritt durch das Evangelium eine Kraft in unser Leben, die uns umgestalten will.
Wir werden, wenn wir wollen, jeden Tag ein Stück mehr auf den Himmel vorbereitet durch das, was wir erleben. Durch die Entscheidungen, die wir treffen, dürfen wir Gott immer ähnlicher werden. Wir werden keine Götter, keine Sorge, aber das wisst ihr ja schon.
Teil 4: Jetzt ist an dieser Stelle in Römer 8 am Ende das Thema Evangelium eigentlich erledigt. Die theoretische Seite ist so gut wie abgeschlossen. Was bedeutet das jetzt, wenn ich gläubig bin an das Evangelium? Das kommt im vierten Teil, Römer 9,1 bis 11,36.
Gottes Barmherzigkeit ist unparteiisch gegen Israel und ein Beispiel unglaublicher Weisheit. Das ist ein Thema, bei dem man sich erst einmal fragt: Was macht das da?
Ich habe euch schon gesagt, es gibt zwei Gruppen in der Gemeinde. Wie wir sehen werden, schauen die Heidenchristen ein bisschen auf die Judenchristen herab. Sie finden auch ein paar an den Haaren herbeigezogene theologische Argumente, warum es richtig war, dass die Juden „gehen mussten“, dass mit ihnen eh kein Staat mehr zu machen ist, dass Gott sie eigentlich verworfen hat und dass das schon von Anfang an klar gewesen sei.
Paulus sagt jedoch: Nein, überhaupt nicht! Er stellt das richtig und bringt ganz nebenbei die Aufforderung, nicht aufeinander herabzublicken, sondern miteinander für das Reich Gottes zu arbeiten.
Wie das praktisch aussieht, kommt dann im Teil 5: Praktische Aspekte eines geheiligten Lebens, Römer 12,1 bis Kapitel 15,13. Das ist das Kapitel, in dem wir am meisten für unser praktisches Miteinander lernen werden. Das werden wir uns am Samstag anschauen.
Teil 6: Reisepläne, Grüße und eine Ermahnung. Römer 15,14-27 bildet den Abschluss.
So wollen wir das durchgehen. Jetzt wollen wir uns einfach noch hier oben im Prolog die Grüße, die ersten sieben Verse, miteinander anschauen.
Selbstvorstellung und das Selbstverständnis des Paulus
Ich hätte gerne Römer 1, den ersten Vers. Dort heißt es: „Paulus, Knecht Jesu Christi, berufener Apostel, ausgesondert für das Evangelium Gottes.“
Zuerst stellt sich Paulus vor und nennt drei Dinge über sich. Erstens sagt er: „Ich bin ein Knecht Jesu Christi.“ Das Wort „Knecht“ könnte auch mit „Sklave“ übersetzt werden. Diese Übersetzung würde wahrscheinlich sogar den Aspekt besser treffen.
Der Begriff „Ich bin ein Sklave Jesu Christi“ ist das Selbstverständnis jedes Christen aus der Perspektive der Abhängigkeit. Wir benutzen Bilder, um zu verstehen, wie unser Verhältnis zu Gott ist. Wenn ich sage: „Ich bin ein Kind Gottes“, betone ich, dass ich einen Vater im Himmel habe. Wenn ich sage: „Ich bin ein Sohn Gottes“ – auch das ist ein Bild, das für Männer und Frauen gilt – dann hat das viel damit zu tun, dass der Sohn erbberechtigt ist und in der Familie ein besonderer Führungs- und Erbanspruch oder ein Erbvorrecht besteht.
Wenn wir sagen, wir sind Sklaven, bringen wir zwei Dinge zum Ausdruck. Erstens, dass wir einen Herrn haben, jemanden, der in unserem Leben bestimmt, wo es langgeht. Der Begriff Sklave bringt das sehr schön auf den Punkt, denn ein Sklave tut das, was sein Herr sagt. Im Hinblick auf Abhängigkeit und Gehorsam sind Christen, ebenso wie Paulus, Knechte oder Sklaven.
Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere Seite betrifft die Interpretation der Bilder. Bilder muss man immer aus der Zeit heraus verstehen. Wenn wir „Sklave“ hören, denken wir vielleicht an Fernsehserien wie „Roots“ oder an entrechtete Schwarze, die im Süden Amerikas auf Baumwollplantagen rechtlos ausgebeutet wurden. Das ist aber nicht der Punkt in der Antike.
Der antike Sklave war Teil eines großen sozialen Beziehungsgeflechts. Jeder war damals in irgendeiner Form von einem anderen abhängig. Selbst der Kaiser war als Sohn des göttlichen Julius Caesar nur durch diese Beziehung in seiner Identität festgelegt.
Wenn du wissen willst, welche Stellung du in der Gesellschaft hast, wie machen wir das heute? Meistens über den Beruf, vielleicht noch über das Einkommen oder das, was du besitzt. In der damaligen Zeit war das ganz anders. Die Frage lautete: Zu welcher Familie gehöre ich?
Das heißt, wenn wir das durchgehen: Oben steht der Kaiser, darunter die Senatoren. Wenn ich ein Sklave im Haus eines angesehenen Senators bin, dann bin ich in der gesellschaftlichen Schichtung viel weiter oben als ein Freier, der irgendwo ganz unten als Straßenverkäufer versucht, sein Leben zu organisieren. Die Frage war also immer: Zu wem gehöre ich?
Ein Sklave Jesu Christi ist also nicht nur jemand, der vom Herrn Jesus Befehle empfängt. Er ist gleichzeitig jemand, der zum Haushalt des höchsten Königs gehört.
In 1. Korinther 7 gibt es eine Aufforderung: „Werdet nicht jemandes Sklaven!“ Man könnte sich heute fragen, warum jemand auf so einen Gedanken kommen sollte.
Weil das ein Aufstieg ist! Nach dem Motto: Du bekommst ein Angebot, Sklave im Haushalt des Kaisers zu werden – das ist mächtig! Weißt du, was das bedeutet? Du bist derjenige, der vielleicht jeden Tag mit dem Kaiser redet. Du hast Einfluss. Wenn jemand eine Audienz braucht, bist du immer derjenige, der zuerst dran ist. Wenn der Kaiser gut gelaunt ist, kannst du deine Anliegen vorbringen, und wenn er schlecht gelaunt ist, hältst du besser den Mund.
Du bist eine gefragte Person, kannst reich werden und wirst dir gut überlegen, ob du dich frei kaufst, wenn du genug Geld hast. Denn als Freier bist du viel weniger wert als als Sklave eines Kaisers.
Deshalb gibt es auch hier diese zwei Seiten: Ein Knecht Jesu Christi ist einerseits jemand, der von Gott geführt wird, und andererseits ist das ein Ehrentitel, weil wir zum Haushalt des höchsten Königs gehören.
Paulus als berufener Apostel und sein Auftrag
Paulus sagt: Ich bin Knecht Jesu Christi und berufener Apostel. Der Begriff „Apostel“ bedeutet Gesandter oder Bote. In der Bibel gibt es diesen Begriff in verschiedenen Abstufungen. Er kann sowohl einen Briefträger bezeichnen – also jemanden, der irgendwohin geschickt wird – als auch im engsten Sinn die von Jesus Christus Berufenen.
Zunächst sind das die Zwölf. Später gibt es dann noch Nachzügler, wie Paulus selbst einer ist. Paulus bezeichnet sich sogar als eine Fehlgeburt. Die Apostel sind diejenigen, die den Auftrag haben, Gemeinden zu bauen. Im Idealfall sind es Augenzeugen des Dienstes von Jesus, vor allem der Auferstehung.
Diese Apostel besitzen unter der Leitung des Heiligen Geistes eine Lehr- und Leitungsautorität. Sie zeichnen sich durch besondere Wunderzeichen aus und gründen tatsächlich die ersten Gemeinden. So bauen sie das auf, was wir heute Kirche nennen.
Paulus sagt: Ich bin ein berufener Apostel. Vor Damaskus trifft der Verfolger Paulus auf Jesus. Jesus fragt ihn: „Warum verfolgst du mich?“ Paulus ist zunächst konsterniert und fragt: „Halt, stopp, wer bist du?“ Jesus antwortet und offenbart ihm, wer er ist.
Plötzlich merkt Paulus, dass er, obwohl er die ganze Zeit für Gott leben wollte, sich in Wirklichkeit gegen Gott gestellt hatte. Aus dem Verfolger wird ein berufener Apostel, weil Jesus zu ihm sagt: „Ich möchte dich gebrauchen. Ich möchte dich als Apostel einsetzen.“
Paulus wird Zeit seines Lebens an diesen Moment zurückdenken. Er wollte aus ehrlicher Überzeugung das Richtige tun, ist aber dennoch in die falsche Richtung gelaufen. Gerade noch rechtzeitig wird er von Jesus ausgebremst und auf die richtige Spur geschickt.
„Ausgesondert“ bedeutet hier für das Evangelium Gottes. Gemeint ist die Verbreitung des Evangeliums Gottes.
Das Evangelium im Kontext des Alten Testaments
Im nächsten Vers, jetzt beim Evangelium, beantwortet Paulus die Frage: Wie ist das Evangelium, das wir heute kennen, ans Alte Testament angebunden? Ist das, was Paulus bringt, wirklich etwas völlig Neues?
Paulus kommt zum Glauben. Er war schon immer intellektuell ein Überflieger. Petrus schreibt in seinen Briefen, dass einiges darin schwer zu verstehen ist. Man kann sich also gut vorstellen, ob das, was wir heute Evangelium nennen und was Paulus uns jetzt präsentiert, von ihm selbst erfunden wurde. Hat er sich in die Wüste zurückgezogen, jahrelang nachgedacht? Ist daraus etwas entstanden, das vielleicht nichts mehr mit dem zu tun hat, was Jesus gepredigt hat?
Das ist übrigens der Vorwurf der liberalen Theologie heute: Sie behauptet, Paulus habe die Kirche neu erfunden. Jesus habe etwas gepredigt, und Paulus predige nun etwas völlig Neues. Er forme das Evangelium nach seinen eigenen Vorstellungen um. Doch der Vers zeigt, dass das niemals Paulus' Anliegen war und dass diese Behauptung falsch ist. Paulus sagt nämlich, das Evangelium, das er predigt, wurde durch die Propheten in den heiligen Schriften vorhergesagt.
Paulus tritt in eine Linie von Verkündigern ein, die bis ins Alte Testament zurückreicht. Wenn wir heute über das Evangelium nachdenken und darüber, dass ein Mensch durch Glauben gerettet wird, dann ist das nichts, was wir erstmals im Römerbrief lesen. Es ist nicht einmal das erste Mal in der Apostelgeschichte bei Petrus oder bei Jesus selbst. Diese Linie reicht zurück ins Alte Testament.
Wenn wir morgen Kapitel 5 anschauen, werden wir sehen, dass Paulus in seiner Argumentation leicht zeigen kann, dass das Zentrum des Evangeliums im Kern der jüdischen Identität in der Person Abrahams liegt. Wer mehr dazu lesen möchte, liest Hebräer 11, wo Glaube als Konzept durch das Alte Testament buchstabiert wird, Vers für Vers. Dort werden die einzelnen Glaubenshelden des Alten Testaments vorgestellt.
Wir merken plötzlich: Paulus denkt sich nichts Neues aus, nach dem Motto: „So, ich schreibe jetzt mal etwas Neues.“ Mir geht es in den Geisteswissenschaften heute manchmal so, dass ich denke: Warum müssen immer neue Thesen und merkwürdige Ideen produziert werden? Paulus macht das nicht. Er tritt in das ein, was schon existiert.
In den Heiligen Schriften des Alten Testaments wurde durch die Propheten etwas verheißt – nämlich das Evangelium. Deshalb kann Jesus, als er in der Synagoge von Nazareth auftritt, die Schriftrolle nehmen, Jesaja 61 aufschlagen, daraus vorlesen und sagen: „Heute ist das vor euren Augen erfüllt worden.“ Warum? Weil Jesus derjenige ist, der lebt und erfüllt, was im Alten Testament steht.
Paulus geht einen Schritt weiter und sagt: Wenn ich euch das Evangelium jetzt erkläre, haben wir heute eine größere Klarheit. Abraham konnte nicht an Jesus glauben, das ist logisch. Aber im Rahmen dessen, was Gott ihm gab und wie er Gott erkannte, konnte er Gott vertrauen.
Ob dieser Moment des Vertrauens – also die persönliche Hingabe an Gott – echt ist, das kann Gott sehr genau erkennen. Deshalb ist der Glaube Abrahams genauso echt wie der Glaube von jedem, der heute den Namen Jesus kennt, der weiß, was an Ostern geschah, der weiß, wie es an Pfingsten weiterging, der auf zweitausend Jahre Kirchengeschichte zurückblickt und sagt: „Wir haben Kommentare und Auslegungen.“ Doch die Echtheit des Glaubens wird dadurch nicht besser.
Du glaubst genauso echt und tief wie Abraham, weil du dich auf das stützt, was du von Gott weißt. Dass wir heute mehr wissen, ist schön und macht es uns vielleicht leichter – ich hoffe es zumindest – aber es macht uns nicht ehrlicher vor Gott.
Das Evangelium hängt am Alten Testament. Es hat ein Zentrum. Dieses Zentrum schauen wir uns im zweiten Vortrag an – je nach Uhrzeit.