Die Sehnsucht nach echter Liebe in einer zerstrittenen Welt
Wir haben viel gesungen und viel gehört von Liebe, Freundlichkeit und Herzlichkeit. Doch man kann den Eindruck gewinnen, dass diese Werte in unserer Welt derzeit keine große Bedeutung haben. Die Welt scheint verrückt zu spielen. Überall erleben wir Konflikte und Streit. Jeder kämpft gegen jeden, und viele Menschen und Völker stehen sich völlig unversöhnlich gegenüber.
Wer am lautesten schreit, hat Recht. Wer am wildesten um sich schlägt, erhält Anerkennung. Dabei sympathisieren viele nicht mit denen, die nett und freundlich sind, sondern mit denen, die möglichst laut und radikal auftreten. Die Zeiten, in denen Politiker allein wegen ihres freundlichen Lächelns auf dem Wahlplakat oder wegen ihres sympathischen Auftretens in einer Talkshow gewählt wurden, scheinen längst vorbei zu sein.
Wenn du zu denen gehörst, die das irgendwie ganz gut finden und Konflikte mögen, dann ist diese Predigt wahrscheinlich nicht besonders geeignet für dich. Aber wenn du Sehnsucht hast nach mehr Liebe, nach mehr Harmonie und nach einem herzlichen Miteinander, dann glaube ich, bist du heute Morgen hier am richtigen Ort.
Einführung in die Predigtserie und der Predigttext
Wir haben letzte Woche eine kurze, dreiteilige Predigtreihe mit dem Titel "Liebe in Aktion" begonnen. Matthias Mockler hat uns zum Auftakt über Jesu Auftrag zur Liebe gepredigt. Er hat uns gezeigt, wie Jesus diesen Auftrag den Jüngern nahegebracht hat, und zwar in Johannes 13,34-35. Jesus sagte: So wie er die Jünger liebt, sollen auch sie einander lieben. An dieser Liebe füreinander soll die Welt erkennen, dass sie Jesu Jünger sind.
Heute wollen wir betrachten, wie die ersten Christen diesen Auftrag umgesetzt haben. Wir sehen also ein Beispiel für Liebe in der Gemeinde. Dabei bekommen wir einen wunderbaren Eindruck vom herzlichen Miteinander der ersten Christengemeinde, der Gemeinde in Jerusalem.
Unser Predigttext für heute Morgen findet sich in der Apostelgeschichte, Kapitel 2, ab Vers 42. Es ist ein ganz bekannter Text, Apostelgeschichte 2,42ff. Ich beginne mit Vers 42. Wer noch am Suchen ist: Man muss in den hinteren Teil der Bibel gehen, das Neue Testament. Dort folgen zuerst die vier Evangelienberichte Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Danach kommt die Apostelgeschichte. Kapitel 2 ist die große Zahl, die kleinen Zahlen sind die Verszahlen, auf die ich im Laufe der Predigt immer wieder eingehen werde.
Hier heißt es: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. Es kam aber Furcht über alle Seelen, und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel. Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem, wer es nötig hatte. Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeit mit Freude und lauterem Herzen, lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurde.“ (Apostelgeschichte 2,42-47)
Vier Säulen des Gemeindelebens in Jerusalem
Wir sehen hier vier Bereiche, vier Aspekte des herzlichen Miteinanders dieser Gemeinde.
Wir lesen vom Miteinander lernen in der Gemeinde, vom Miteinander teilen, vom Miteinander essen und vom Miteinander beten. Diese vier Aspekte wollen wir in dieser Predigt gemeinsam betrachten.
Bevor wir das tun, möchte ich mit uns beten. Ich bete, dass das Beispiel dieser Gemeinde in unseren Herzen eine neue Sehnsucht entstehen lässt und vielleicht auch eine neue Bereitschaft, diesem Vorbild zu folgen.
Ich bete mit uns: Himmlischer Vater, danke für dein heiliges Wort. Danke, dass du uns durch dein Wort sagst, dass du uns liebst und dass du uns durch dein Wort aufrufst, auch miteinander in Liebe verbunden zu sein. Danke, dass du uns durch deinen Geist dazu befähigst.
So wollen wir auf das Beispiel der Gemeinde in Jerusalem schauen, im festen Vertrauen darauf, dass dein Geist, der diese Christen damals dazu befähigt hat, so miteinander zu leben, auch uns befähigt, so miteinander zu leben.
Wir bitten dich, wirke durch dein heiliges Wort in unserer Mitte, zu deiner Ehre und als ein Zeugnis für die Welt. Amen.
Miteinander lernen: Die Grundlage der Gemeinde
Wir haben gerade gesehen, dass das Miteinander der Gemeinde in Vers 42 wirklich zusammengefasst wird. Dieser Vers ist, wenn wir so wollen, die große Überschrift für alles, was dann noch folgt. Der Rest des Textes sind weitere Darlegungen der vier großen Themen, die wir hier sehen.
Ich lese noch einmal Vers 42: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft, im Brotbrechen und im Gebet.“ Lassen Sie uns diese vier Aspekte nacheinander betrachten.
Das Erste, was die herzliche Gemeinschaft der Christen ausmachte, war das Miteinanderlernen. Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel. Durch die Lehre der Apostel war die Gemeinde überhaupt erst entstanden.
Der Apostel Petrus hatte gerade zuvor in der Pfingstpredigt gelehrt. Die Menschen in Jerusalem, die dort zuhörten, standen dieser Lehre des Apostels zunächst eher kritisch gegenüber. Sie hatten Christus abgelehnt. Genau das machte Petrus ihnen in der Pfingstpredigt deutlich. Er zeigte ihnen, dass sie den ewigen Sohn des liebenden Gottes abgelehnt hatten und mitverantwortlich dafür waren, dass er nur kurz zuvor gekreuzigt und brutal getötet worden war.
In Vers 22 des gleichen Kapitels predigte Petrus: „Jesus von Nazareth, von Gott unter euch ausgewiesen durch Taten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst, diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung da hingegeben war, habt ihr durch die Hände der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht.“
Den noch nicht Christen war in diesem Moment deutlich geworden: Wir haben Gottes heiligen Sohn getötet. Und so waren sie verzweifelt, gerade auch weil Petrus ihnen dann verkündete, dass dieser Jesus, den sie umgebracht hatten, von den Toten auferstanden ist und lebt. Das machte Furcht. Sie riefen verzweifelt aus: „Was sollen wir tun?“
Der Apostel lehrte sie, dass jetzt kein Rachefeldzug Gottes zu erwarten sei. Das wäre vielleicht die Erwartung gewesen: Ihr habt einen Sohn getötet, jetzt seid ihr dran. Sie hatten Furcht, riefen um Hilfe, und Petrus verkündete ihnen die Liebe Gottes. Gerade aufgrund seiner Barmherzigkeit und Liebe hatte Gott der Vater seinen eingeborenen Sohn zu uns geschickt.
Ja, es war sein Plan, dass Jesus sterben sollte, um unsere Schuld auf sich zu nehmen – nicht nur die Schuld ihm gegenüber, sondern alle Schuld –, so dass wir vor dem heiligen Gott bestehen können. Jetzt erkannten die Menschen: Wir müssen Gott nicht als einen rachsüchtigen Gott fürchten, sondern können uns ihm als einem liebenden Gott zuwenden. Genau das sagten sie.
So wurden viele Menschen in Jerusalem Christen. Sie ließen sich taufen, um ganz sichtbar auszudrücken, dass sie sich mit diesem Herrn und Retter Jesus Christus identifizieren – mit seinem Tod und seiner Auferstehung.
Das heißt: Durch die Lehre der Apostel war diese Gemeinde überhaupt erst entstanden. Die Menschen hatten die Liebe Gottes erkannt, und das veränderte ihre Herzen. Nachdem sie nun durch die Lehre des Apostels Petrus zum Glauben und zur Gemeinde gekommen waren, waren sie begierig, ihren Retter und Herrn besser kennenzulernen und miteinander mehr über ihn zu erfahren.
Sie waren wie frisch Verliebte, die gar nicht genug voneinander hören können. Stundenlang wurde telefoniert. Sie waren wie frisch Verliebte, die sich überall Fotos aufstellen oder heute vielleicht als Hintergrundbild auf dem Handy laden. „Ich will mehr hören, ich will mehr sehen!“
Durch die Lehre der Apostel wurde ihnen Christus vor Augen gemalt. Durch die Lehre der Apostel hörten sie die Stimme Gottes. Sie waren begierig, mehr davon zu haben.
Ich möchte fragen, wie es bei Ihnen ist. Beschreibt Sie das? Sind Sie begierig, Christus immer besser kennenzulernen? Möchten Sie Gottes heiliges Wort hören? Falls das vielleicht nicht mehr so der Fall sein sollte, möchte ich Sie ermutigen, sich besinnlich neu darauf zu besinnen, wer dieser Jesus ist.
Ich kann Ihnen versprechen: Wenn Sie sich Zeit nehmen, ihn besser kennenzulernen, werden Sie ihn mehr lieben. Denn er ist liebenswerter, als wir uns das überhaupt vorstellen können.
Es ist nicht so wie in mancher Beziehung: Wenn man sich ein bisschen besser kennenlernt, erkennt man auch die Ecken und Kanten, und die erste Begeisterung ist vielleicht verflogen. Jesus hat keine Ecken und Kanten, er ist vollkommen. Je näher wir ihm kommen, desto herrlicher ist er.
Das sind keine Runzeln, die wir vorher noch nicht gesehen hatten und die nur mit Schminke verdeckt waren. Wenn wir Jesus immer näherkommen, werden wir ihn mehr lieben. Und wenn wir ihn mehr lieben, wollen wir ihm weiter näherkommen.
Deshalb kamen diese ersten Christen in Jerusalem beständig zusammen, um miteinander aus Gottes Wort zu hören. Das unterscheidet Christen vom Rest der Welt.
Christen sind Menschen, die sich etwas sagen lassen. Sie erkennen, dass sie noch vieles zu lernen haben und noch weiter Veränderung brauchen.
Natürlich kann der Heilige Geist uns auch im persönlichen Lesen von Gottes Wort ansprechen – und das sollte er auch. Doch gleichzeitig sollten wir bedenken, dass der Herr seine Gegenwart in besonderer Weise dort zugesagt hat, wo sich Menschen in seinem Namen versammeln.
Vielleicht haben Sie das auch schon erlebt: Gerade dadurch, dass das Wort Gottes Ihnen gelehrt wurde, vielleicht durch eine Predigt, vielleicht im Hauskreis oder in einem anderen Setting, haben Sie sich in besonderer Weise angesprochen gefühlt. Vielleicht hat es Sie überführt, Ihr Herz erfüllt und Ihr Denken, Fühlen und Handeln verändert.
So wirkt das Wort Gottes.
Dort, wo wir als Kinder Gottes zusammenkommen, um gemeinsam unserem geliebten Vater zuzuhören, wenn sein Wort verkündet wird, sind wir in der Lage, einander daran zu erinnern: „Weißt du nicht, was Papa gesagt hat?“ Wir können einander anspornen, jetzt auch entsprechend zu leben. Wir können miteinander weiter darüber nachdenken: Wie hat Gott das gemeint?
Das ist schön. In manchen Hauskreisen wird am Anfang oder sogar ausschließlich über die Predigt weiter nachgedacht und sich darüber ausgetauscht. Über einen Bibeltext wird miteinander gesprochen, um einfach noch mehr zu verstehen, was unser liebender Vater uns zu sagen hat – um ihn immer besser kennenzulernen.
Die Christen in Jerusalem kamen dazu immer wieder zusammen. Beständig blieben sie in der Lehre der Apostel.
Diese Lehre wurde als die biblische Lehre ausgewiesen durch die Zeichen und Wunder, die die Apostel taten, so wie zuvor Jesus. Wir haben das hier gerade gehört.
So dürfen wir wissen: Die Lehre der Apostel war letztendlich zum einen das Alte Testament, das war die Bibel der Apostel, und zum anderen durch den Heiligen Geist die Auslegung und Verkündigung über das Leben und Werk von Jesus Christus, also das, was wir heute als Neues Testament kennen.
Letztendlich ging es darum, beständig in der Lehre der Bibel zu bleiben.
Nun haben wir nicht jeden Tag hier einen Gottesdienst. Ich bin mir sicher, die ersten Christen in Jerusalem trafen sich nicht nur einmal in der Woche für 40 Minuten, um eine Predigt anzuhören, wenn sie beständig in der Lehre der Apostel blieben.
Ich möchte uns ermutigen, mehr Hunger zu entwickeln. Wir haben keine täglichen Gottesdienste, und das ist auch nicht geplant. Aber neben dem Sonntagsgottesdienst gibt es viele Möglichkeiten, das Wort Gottes miteinander zu lernen.
Wir haben angefangen bei den Kindergruppen im Jungschar, Teen-Kreis und Jugend. Wir haben donnerstagabends eine Bibelstunde, in der wir miteinander lernen. Wir haben einen Seniorenkreis und viele Hauskreise – Orte, an denen wir zusammenkommen, um miteinander zu lernen.
Die ersten Christen in Jerusalem liebten ihren Herrn und wollten mehr von ihm hören. So kamen sie beständig zusammen, um in der Lehre der Apostel zu bleiben.
Miteinander teilen: Praktische Geschwisterliebe
Und dann heißt es hier weiter: „Und in der Gemeinschaft.“ Das ist der zweite Punkt. Wir sehen, dass sie nicht nur miteinander lernten, sondern auch ihr Leben teilten.
Gott selbst hatte diese Gemeinschaft begründet, in der sie blieben. Nicht alles begann damit, dass Gott in Jesus Christus zu den Menschen kam, um überhaupt Gemeinschaft zwischen Menschen und Gott möglich zu machen. Ursprünglich war das anders. Die Menschen lebten in Gemeinschaft mit Gott. Gott hatte sie in den Garten gesetzt und regelmäßig Gemeinschaft mit ihnen gehabt. Aber seit dem Sündenfall war diese Gemeinschaft getrennt. Die Menschen konnten nicht mehr in der Gegenwart Gottes sein – und sie wollten es auch nicht.
Doch in seiner Barmherzigkeit und Liebe kommt Gott zu den Menschen, um wieder Beziehung herzustellen. Er hat das in Jesus Christus getan. Jeder, der zum Glauben kam, wurde jetzt Teil dieser Gemeinschaft von Mensch und Gott und auch Teil der Gemeinschaft dieser Kinder Gottes.
Christen sind per Definition Teil einer Gemeinschaft. Ein Christ, der für sich allein lebt und nur „ich und Jesus“ hat, lebt im Widerspruch zu allem, was die Bibel lehrt. Die Bibel kennt das Alleinsein bei Christen nicht. Christen sind Teil eines Leibes, sie sind Teil des Leibes Christi. Alle Bilder, die die Bibel benutzt, machen deutlich, dass Christen in eine Gemeinschaft gehören. Das ist Gottes guter Plan.
Genau das lebten die ersten Christen in Jerusalem: Sie blieben beständig in der Gemeinschaft. Im weiteren Verlauf lesen wir über diese Gemeinschaft und die ganz praktische Geschwisterliebe. Ab Vers 44 heißt es: „Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.“
Ich möchte über das, was hier ausgesagt wird, noch ein bisschen weiter nachdenken. Das Erste, was wir hier sehen, ist, dass die Christen viel Zeit miteinander verbrachten. Diese Gemeinschaft war beständig. Und das ist auch nötig, weil wir Christen einander brauchen. In der Gemeinde sollte es keine Einsamkeit geben.
Wir brauchen Geschwister, die uns trösten, wenn wir traurig sind. Wir brauchen Geschwister, die uns zurechtweisen, wenn wir auf falschen Wegen gehen. Wir brauchen andere Christen, die uns Mut zusprechen und uns an biblische Verheißungen erinnern, wenn wir mutlos und verzweifelt sind. Wir brauchen Geschwister, die für uns beten, wenn uns die Worte fehlen.
Wir brauchen einander, und andere brauchen uns. Deswegen sollten wir diese enge Gemeinschaft miteinander pflegen – und gerade auch die mit einbeziehen, die vielleicht still am Rand stehen, vielleicht gerade deshalb, weil es ihnen nicht gut geht. Die, die am meisten Gemeinschaft brauchen, tun sich oft am schwersten damit, diese zu suchen.
Ich möchte das nochmal sagen: Die, die die Gemeinschaft am meisten brauchen, sind oft diejenigen, die sich am schwersten damit tun, diese zu suchen. Vielleicht kennst du das. In besonderer Not bräuchte ich jemanden, um mich zu öffnen, um in die Gemeinschaft hineinzukommen, wo andere vielleicht fröhlich zusammenstehen. Aber das fällt schwer.
Doch wenn wir hier lesen, dass alle beieinander waren, bedeutet das, dass die Leute nicht nur ihre Freunde im Blick hatten. Neue Leute und Einzelgänger durften nicht am Rand bleiben. Das war hier nicht gemeint.
Ich weiß, wie es in einer großen Gemeinde ganz natürlich und erst einmal auch legitim ist, dass man vielleicht einen kleineren Kreis hat, mit dem man besonders eng zusammen ist – vielleicht eine Clique oder einen Freundeskreis. Das fühlt sich dann auch so an, als gäbe es dort wirklich viel herzliche Gemeinschaft.
Aber letztendlich bedeutet das oft auch, dass die, die noch nicht Teil einer solchen Gemeinschaft sind, außen vor bleiben und sich ausgegrenzt fühlen. Ich glaube, das ist eine große Herausforderung für uns: Diese beiden Aspekte miteinander zu verbinden. Zum einen uns darum zu bemühen, dass wir tatsächlich Kreise haben, in denen wir uns regelmäßig treffen – nicht nur sonntags –, wo Gemeinschaft intensiver gelebt werden kann, mehr Austausch möglich ist und mehr Miteinander stattfindet.
Zum anderen sollten wir so leben, dass wir immer offen sind und niemand irgendwo außen vor bleibt. Ich glaube, das kann ganz praktisch heißen, dass wir nach dem Gottesdienst nicht zuerst zu denen hingehen, mit denen wir uns besonders verbunden fühlen – zu unseren Freunden, die Jugend zu den Jugendlichen, die Senioren zu den Senioren und die jungen Familien zu den jungen Familien –, sondern dass wir bewusst erst einmal schauen: Wo sind Menschen, die mich vielleicht gerade brauchen?
Weil ich das nicht weiß, stelle ich mich einfach neuen Menschen vor oder schaue, wo ein, zwei oder drei vielleicht separat sitzen und noch nicht integriert sind. Dann versuche ich, sie mit hineinzunehmen und bringe sie in meinen Freundeskreis, damit sie eingebunden werden in die Gemeinschaft.
Wir wünschen uns, dass jeder Teil einer Kleingruppe, eines Hauskreises ist, in dem er wirklich intensivere Gemeinschaft erleben kann. Wir wünschen uns, dass diese Kleingruppen bewusst offen sind, sodass immer wieder neue Menschen dazukommen können.
Das ist das Erste, was wir hier sehen: Sie sind alle beieinander.
Wir sehen dann weiter, am Ende von Vers 44 und vor allem in Vers 45, dass diese Geschwister großzügig miteinander teilen. Sie sahen die Nöte und waren bereit, aufopferungsvoll zu helfen.
Das sehen wir auch im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte, am Ende von Kapitel 4. Dort wird beschrieben, wie Geschwister, wenn sie eine Not sahen, überlegten, was sie tun konnten, um diese zu lindern. Das ging so weit, dass sie Privateigentum verkauften, um mit den Mitteln, die sie dadurch gewannen, anderen helfen zu können.
Kannst du dir das vorstellen? Das ist radikal, oder?
Ich bin dankbar. Ich weiß, wie manche hier in der Gemeinde schon sehr großzügig anderen geholfen haben. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Aber wir geben typischerweise trotzdem eher aus dem Überfluss, oder? Kannst du dir vorstellen, etwas zu verkaufen, an dem du eigentlich hängst, um anderen damit helfen zu können?
So weit ging diese herzliche Liebe füreinander. Und wisst ihr, das war nur ein blasser Abglanz. Das war gar nicht so bemerkenswert für die Menschen, weil sie wussten, dass mit ihnen viel großzügiger geteilt worden war.
Ich weiß nicht, ob du das schon einmal erlebt hast. Ich hoffe, dass jeder hier unter uns sagen kann: „Ich habe schon erlebt, wie jemand viel großzügiger gegeben hat.“ Also, dass jemand wirklich sein Haus verkauft und mit dem Geld anderen hilft. Echt? Wo? Wann?
In Jesus Christus verließ Gott die Herrlichkeit. Er gab alles auf, was er hatte: den Reichtum, die ewigen Schätze. Alles hat er hergegeben, wurde arm und kam zu uns Menschen. Dann war er bereit, sein Leben für uns zu geben, um Gemeinschaft mit uns zu haben, um für uns Gemeinschaft mit Gott zu ermöglichen und die Gemeinschaft untereinander zu stiften.
Hast du das nicht erlebt?
Keine Sorge, mein Vorschlag ist nicht, dass wir danach eine Liste machen von allem Grundbesitz, den einzelne Mitglieder in der Gemeinde haben, um zu schauen, was wir nach und nach verkaufen können.
Ich möchte uns einfach nur ein bisschen anstacheln und sagen: Lasst uns großzügig miteinander umgehen, schauen, wo Nöte sind, und überlegen, wie wir helfen können.
Das muss natürlich nicht immer materieller Natur sein und wird es in unserer Gemeinde oft auch gar nicht sein. Wir leben in einem Sozialstaat und sind eine relativ reiche Gemeinde. Wahrscheinlich leidet bei uns niemand akut unter Hunger oder Wohnungslosigkeit. Und doch gibt es Nöte.
Lasst uns schauen, wie wir miteinander teilen können.
Das ist das Zweite, was wir hier sehen.
Miteinander essen: Gemeinschaft am Tisch
Das Dritte, was wir hier sehen, ist, dass die ersten Christen nicht nur miteinander lernten und miteinander teilten, sondern auch miteinander aßen. Sie blieben beständig in der Lehre der Apostel, in der Gemeinschaft und im Brotbrechen.
Es ist nicht ganz eindeutig, was genau mit dem Brotbrechen gemeint ist. Ob es sich hier um das Abendmahl handelt oder allgemein um gemeinsame Mahlzeiten, ist nicht klar. Aber so, wie es hier beschrieben wird – sie blieben beständig im Brotbrechen – klingt das für mich fast so, als ob es sich um das Abendmahl handelt. Später, in Vers 46, wird noch einmal von einem Brotbrechen im Tempel und von Mahlzeiten in den Häusern gesprochen.
Es ist wahrscheinlich, dass die Abgrenzung damals viel schwieriger war zwischen Abendmahl und einfachem gemeinsamen Essen. Denn das Abendmahl fand im Rahmen eines gemeinsamen Essens statt. Es war ein Festmahl, das man miteinander feierte. Der einzige Unterschied war wahrscheinlich, dass das Abendmahl, das Herrenmahl, in der Gemeindeversammlung stattfand.
Im 1. Korinther 11 sehen wir, wie Paulus den Christen schreibt, dass sie doch Häuser haben, wenn sie einfach nur essen wollen. Dann sollen sie das in den Häusern machen. Aber das Mahl des Herrn sollte in der Gemeinschaft anders gefeiert werden. Dort scheint es also eine Unterscheidung gegeben zu haben: das Abendmahl als besonderes Gedächtnismahl im Kontext der Gemeinde und dann das gemeinsame Essen.
Lassen Sie uns beides kurz bedenken. Das Abendmahl hat zwei Dimensionen, in denen es uns erinnert: an das herzliche Miteinander und an die Liebe.
Die eine Dimension ist, dass es ein Gedächtnismahl ist. Hier besinnen wir uns sichtbar und schmeckbar auf die Liebe, die Gott für uns hat. Wenn wir das Abendmahl feiern, sollten wir das nicht routinemäßig tun, sondern immer wieder sagen: Dieses Brot, dieser Traubensaft sind uns gegeben zum Gedächtnis. Wenn wir das Brot nehmen, gedenken wir an den Herrn Jesus Christus, der sich für uns gegeben hat. Wenn wir den Traubensaft trinken, gedenken wir daran, dass er sein Blut für uns vergossen hat.
Dieses Mahl erinnert uns an die radikale Liebe unseres Herrn für uns, an seine aufopferungsvolle, hingebungsvolle Liebe. Lasst uns das Mahl so feiern!
Zum Zweiten sollten wir das Mahl bewusst als ein Liebesmahl der Gemeinde feiern. Auch dafür ist es uns gegeben worden. Genau das klingt in den Anordnungen im 1. Korinther 11 durch. Wir sollen auch den Leib, die Gemeinschaft, die von Christus gestiftete Gemeinschaft, achten. Wir sollen aufeinander Acht geben, aufeinander warten und es miteinander nehmen als Ausdruck unserer herzlichen Verbundenheit.
Ich möchte Mut machen: Das Abendmahl ist eine Feier. Geh nicht nach Hause und sag: „Ach, das können die anderen machen, so lange will ich heute nicht hier sein.“ Verpasse nicht die Chance dieses sichtbaren und schmeckbaren Wortes, dieser Erinnerung an das, was Christus für dich getan hat. Das stärkt deinen Glauben. Verpasse das nicht!
Und dann kommt man auch nicht zum Mahl, als wenn nur ich und Jesus da sind, und rechts und links die Augen zu sind, und mir eigentlich egal ist, was um mich herum passiert. Nein, Jesus möchte, dass wir die Augen aufmachen und sagen: „Wir sind sein Leib, wir feiern das Miteinander.“ Ich gebe dir das Brot weiter und sage: „Christi Leib für dich gegeben, Christi Blut für dich vergossen.“ Wir nehmen bewusst Anteil aneinander. Ich sehe: Auch für diesen Bruder und diese Schwester hat sich der Herr hingegeben. Ich werde daran erinnert, dass derjenige, der mir vielleicht gerade eben noch auf die Nerven ging, Jesus so kostbar ist, dass er sich für ihn oder sie dahingegeben hat. Das stärkt meine Liebe auch für die Geschwister.
Und dann sehen wir hier natürlich, dass es nicht nur das Brotbrechen, nicht nur das Abendmahl in der Gemeinde ist, sondern ganz bewusst auch das Miteinanderessen in den Häusern. Die Gemeinschaft, das herzliche Miteinander der Gemeinde wächst genau dadurch, dass wir Gemeinschaft Raum geben. Und das kann wunderbar passieren um einen Tisch herum.
Ich war vor einiger Zeit bei einer Familie aus der Gemeinde eingeladen. Im Laufe eines langen Abends erzählten sie mir, dass sie sich für das Jahr 2019 vorgenommen hatten, mindestens alle ein bis zwei Wochen jemanden aus der Gemeinde zum Abendessen einzuladen, den sie bisher noch nicht gut kannten. Einfach, weil sie merkten, dass sie in der Gemeinde nicht mehr so zuhause waren, nicht mehr so integriert. Es gibt ja auch viel Kommen und Gehen.
Sie haben das durchgehalten und durchgeführt und durften erleben, wie ihre Liebe für die Gemeinde dadurch gestärkt wurde. Vielleicht kann das eine Anregung für dein Jahr 2020 sein. Es ist ja auch im zwölften Jahr noch nicht zu spät für gute Vorsätze.
Lade bewusst mal Geschwister ein, mit denen du bisher noch nicht so viel zu tun hattest, und fördere so das Miteinander der Gemeinde. Oder finde heraus, wer mittags vielleicht in deiner Nähe ist, wer vielleicht in deiner Nähe arbeitet oder studiert oder einfach in der Nähe wohnt. Dann kann man sagen: Anstatt mittags irgendwie schnell mal eine Mittagspause zu nutzen, ist das eine Chance, mitten am Tag christliche Gemeinschaft zu leben.
Und dann gibt es natürlich die Möglichkeiten, am Sonntag nach dem Gottesdienst Menschen mit nach Hause zu nehmen, einzuladen oder miteinander essen zu gehen.
Wenn uns die Familie Heistermann demnächst verlässt, um einer Gemeinde in Hamburg zu dienen, wird uns da etwas verloren gehen. Können wir mal kurz testen: Wer von euch war schon mal eingeladen bei Familie Heistermann? Schaut euch mal um, ein paar melden sich gerade nicht, weil sie noch nicht genau zugehört haben.
Aber uns muss ja nichts verloren gehen. Die paar Einladungen kriegen wir doch auch ohne sie hin, oder? Nicht, dass ich Alex und ich persönlich sehr vermissen werde, ebenso Alena. Aber ich möchte uns Mut machen, das, was sie uns vorgelebt haben, in unserem Miteinander weiterzuleben.
Ich bin dankbar, dass ich das wirklich erleben kann – nicht nur bei Alex und Alena. Ich weiß, manche von euch tun das regelmäßig. Preist den Herrn dafür! Ich hoffe, ihr erlebt das als einen Segen, als etwas, das die herzliche Gemeinschaft und das herzliche Miteinander der Gemeinde stärkt.
Miteinander beten: Die Kraft des gemeinsamen Gebets
Schließlich noch ein letzter Aspekt: Die ersten Christen blieben nicht nur im Brotbrechen miteinander verbunden, sondern auch im Gebet. Gebet ist hier das vierte und letzte Herzstück des Miteinanders der ersten Christengemeinde in Jerusalem. Es war eine Gemeinde, die eifrig miteinander betete. Das lesen wir nicht nur hier, sondern auch im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte.
So lesen wir zum Beispiel nur zwei Kapitel weiter, in Apostelgeschichte 4, wie sie in großer Not zusammenkommen und gemeinsam beten. Sie treten füreinander ein, und durch das gemeinsame Gebet wird ihr Glaube auf wundersame, übernatürliche Weise so gestärkt, dass aus Angst und Verzweiflung plötzlich neuer Mut und neue Kraft entstehen.
Das wünsche ich uns als Gemeinde: eine Gemeinde, die intensiv miteinander betet. Ich habe mir die Frage gestellt – und zwar durchaus selbstkritisch: Was würde geistlich in dieser Gemeinde geschehen, wenn unsere Gebetsversammlungen die am besten besuchten Versammlungen der Gemeinde wären? Was würde geistlich geschehen, wenn das Gebet so viel Raum einnehmen würde, dass Matthias Mockler, wenn er am Donnerstag um 18 Uhr zum Gebet einlädt, sagen müsste: „Der Bibelstundenraum ist viel zu klein, wir müssen hier hochgehen“? Wenn am Mittwoch früh das Frühgebet aus allen Nähten platzt? Wenn am Ende der Bibelstunden Leute sagen: „Matthias, hör mal auf, so schnell durch die Bibel zu gehen, wir wollen noch Zeit zum Beten haben“? Wenn wir uns vor dem Gottesdienst treffen, um in einer Viertelstunde nicht nur mit fünf, sondern mit fünfzig Leuten zu beten, damit Gott mächtig in unserem Miteinander im Gottesdienst wirkt?
Vielleicht ist das mal ein gutes Gedankenexperiment: Was könnte geistlich geschehen, wenn wir noch mehr miteinander beten? Vielleicht ist es aber auch mehr als nur ein Gedankenexperiment.
Neben dem gemeinsamen Gebet als Gemeinde ist sicherlich auch das Beten füreinander ein Weg, wie die Gemeinschaft gestärkt werden kann. Und ich weiß, diejenigen, die das regelmäßig tun, erleben das. Wir haben eine wunderbare Fotomitgliederliste. Irgendwann in den nächsten ein, zwei Wochen wird es eine neue Fotomitgliederliste geben. Das ist ganz praktisch, um Adressen oder Telefonnummern nachzuschauen, sich anzurufen und zum Mittag- oder Abendessen einzuladen.
Aber sie ist auch eine großartige Gebetsliste. Ich kann nur sagen: Ich war vor einigen Jahren ein großer Verfechter dafür, dass wir so eine Mitgliederliste mit Fotos bekommen. Das kannte ich aus der Gemeinde, in der ich viele Jahre in Washington DC war. Dort gab es eine Gemeinde mit etwa 600 Mitgliedern. Viele sagten, das sei viel zu groß, als dass sich jeder kennen könne. Aber es war wirklich gängige Praxis, die Fotomitgliederliste als Gebetsliste zu nutzen und jeden Tag für mindestens eine Seite darin zu beten.
Ich kann euch sagen: Am Ende meiner Zeit in dieser Gemeinde gab es kaum ein Gemeindemitglied, das ich nicht kannte. Und ganz oft traf ich Leute im Gottesdienst, bei denen ich sagte: „Den kenne ich, ich weiß sogar noch, wie er heißt.“ Das lag daran, dass ich für sie schon zehnmal gebetet hatte, obwohl wir uns nie getroffen hatten. Das macht es auch viel leichter, sich vorzustellen und vielleicht zu fragen: „Wie kann ich konkret für dich beten? Du stehst nächste Woche wieder auf meiner Liste.“
Ich möchte uns ermutigen, auch so das Gebet füreinander zu pflegen. Ich bin dankbar, dass ich erlebe, wie wir im Kleinen miteinander beten. Ich glaube, da passiert hier schon unheimlich viel Gutes. Ich bin dankbar für das Gebet nach dem Gottesdienst, das immer wieder angenommen wird. Aber ich bin auch dankbar, wenn ich einfach in die Reihen schaue und oft sehe, wie nach dem Gottesdienst noch Leute sitzen bleiben und miteinander beten.
Wenn ich unter der Woche durchs Foyer gehe und sehe, wie Menschen dort miteinander sitzen und beten, ist das ein Dienst der Liebe. Ein Liebesdienst, wenn wir füreinander im Gebet eintreten. Ein Liebesdienst, wenn wir jemanden haben, dem wir unsere Sünden bekennen können und der uns zusprechen kann, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, dass wir Vergebung haben und frei sind.
Es ist gut, einander durch Dankgebet daran zu erinnern, wie der Herr Gebete erhört hat und wie er uns versorgt. Das kann unseren Glauben stärken. Natürlich gehört auch die gemeinsame Anbetung dazu – sowohl in den Liedern hier im Gottesdienst als auch einfach, wenn wir miteinander Gott loben und preisen für das, wer er ist und was er getan hat.
Das ist der letzte Aspekt, der auch in Apostelgeschichte 2,47 noch einmal aufgegriffen wird, wenn es heißt, dass die Christen miteinander Gott lobten.
Das Zeugnis der Gemeinde und der Heilige Geist
Ich komme zum Ende. Wir haben hier eine Gemeinde betrachtet, das Beispiel der Liebe in der Gemeinde in Jerusalem. Wenn du das liest oder hörst, wächst in dir vielleicht die Sehnsucht, in einer solchen Gemeinschaft zu sein. Ich hoffe es.
Wir müssen nicht denken, dass das unerreichbar ist. Es ist ganz befreiend zu sehen, dass die Gemeinde in Jerusalem nicht perfekt war. Wir müssen nicht viel weiterlesen, um zu sehen, dass dieses großzügige Miteinander auch missbraucht wurde. Es gab Heuchelei und Lüge. Im weiteren Verlauf, in Kapitel 6, lesen wir, dass Diakone berufen werden mussten, weil es Streit in der Gemeinde gab. Also waren das ganz normale Menschen, so wie wir, mit Ecken und Kanten, Sünder.
Durch die Gnade des Herrn Jesus Christus wurden sie zusammengebracht und durch seinen Geist befähigt, sich zu verändern und mehr Liebe zu haben. Aber sie waren noch nicht fertig, noch nicht perfekt.
Andererseits dürfen wir bedenken: Der Heilige Geist, der diese großartige, vorbildliche Liebe in Jerusalem gewirkt hat, ist derselbe Heilige Geist, der dir und mir gegeben wurde, wenn wir Jesus Christus im Glauben als unseren Retter und Herrn kennen. Es ist derselbe Geist, der heute nicht kleiner oder schwächer ist. Er lebt in dir und möchte in dir mehr Raum einnehmen und durch dich wirken.
Ich glaube, wir wissen das. Wenn wir uns umschauen, dann hoffe ich, dass wir sagen können: Vielleicht ist es noch nicht so, wie ich es mir wünschen würde – weder in meinem Leben noch in der ganzen Gemeinde. Und doch sehen wir schon Dinge davon.
Wir sitzen am Sonntag hier in einem vollen Raum und hören letztendlich auf die Lehre der Apostel. Nichts anderes predige ich hier gerade weiter. Heute haben wir miteinander Gott gelobt, gebetet, eine Kollekte zusammengelegt und so miteinander geteilt. Wir nehmen Anteil aneinander, pflegen Gemeinschaft und haben hoffentlich heute schon den einen oder anderen herzlich begrüßt. Vielleicht gibt es auch noch weitere Pläne für den Nachmittag, um die Gemeinschaft weiterzuleben.
Letzte Woche haben wir miteinander das Brot gebrochen, und wir werden das auch regelmäßig weiter tun. Doch all das darf noch weiter wachsen.
Dafür möchte ich beten – nicht nur, weil es gut für uns ist, sondern auch, weil wir am Ende des Textes sehen, dass es ein Zeugnis für die Welt ist.
Ich habe gestern eine E-Mail von einer Dame bekommen, die die Räume hier in der Gemeinde als Gast häufig genutzt hat. Sie schrieb mir, nachdem wir mitteilen mussten, dass das so nicht mehr funktioniert, weil wir keinen Platz mehr haben. Sie schrieb zurück: „Das ist mir auch schon aufgefallen. Und wenngleich das für mich jetzt ein bisschen blöd ist, bin ich so begeistert zu sehen, wie viel Leben und wie viel Liebe in dieser Gemeinde ist.“
Eine Person von außen nimmt das wahr – ein Zeugnis für die Welt, für die Nachbarn hier. Möge der Herr das weiter wachsen lassen.
Ich bete dafür:
Himmlischer Vater, danke, danke für deinen Heiligen Geist, den du am Pfingsttag ausgesandt hast, über die Gemeinde geschickt hast und durch den du durch die Predigt des Apostels Petrus die Gemeinde hast entstehen lassen. Du hast Menschen zur Buße geführt und Glauben geschenkt. Danke, dass dein Geist auch hier in unserer Mitte wirkt.
Danke, dass dein Geist uns überführt hat und uns nun zurüstet. Herr, wir wollen beten, dass du durch deinen Geist in unseren Herzen immer mehr Raum einnimmst. Dass dein Geist auch unser Miteinander so erfüllt, dass wir immer mehr eine Einheit werden, geprägt von deiner Liebe, die du uns gegeben hast und mit der wir einander lieben dürfen.
Herr, wir wollen beten, dass das ein Zeugnis wird – ein leuchtendes Zeugnis –, immer mehr, damit die Welt erkennen möge, dass wir deine Jünger sind. So wie in Jerusalem damals viele durch das Zeugnis unserer Liebe zueinander zur Gemeinde hinzugefügt wurden.
Möge es so sein. Das beten wir in Jesu Namen. Amen.