Lasst uns gemeinsam 1. Petrus, Kapitel 3, Verse 8-12 anschauen. Das wird der erste Vortrag sein.
Wie wir gestern gesehen haben, ist Christsein keine Frage der Umstände, sondern des Charakters. Gestern hat uns Petrus einen Einblick gegeben, wie Sklaven in der Gesellschaft leben sollen und wie Ehefrauen mit nicht gläubigen Männern umgehen sollen.
Jetzt gibt es eine Art Zusammenfassung, die ganz grundsätzlich fragt: Was hält eine christliche Gemeinschaft eigentlich zusammen? Was verbindet euch, wenn ihr Gemeinde seid? Was würde heute im Irak eine Gemeinde zusammenhalten?
Das ist das Thema des ersten Petrusbriefs: Menschen unter Druck, Christen, die verfolgt werden. Wie lebt man da Gemeinschaft? Worauf kommt es an?
Ich lese euch dazu 1. Petrus 3,8 vor, den ersten Vers.
Die Grundlage gemeinschaftlichen Lebens: Gleichgesinntheit und Charakterzüge
Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig und demütig. Das ist das, was uns verbinden muss.
Der erste und der letzte Begriff sind besonders – ich möchte sagen, herausfordernd. Der erste heißt gleichgesinnt. Was bedeutet gleichgesinnt? Es bedeutet, dass wir einen gemeinsamen Glauben, eine gemeinsame Gesinnung und gemeinsame Werte teilen. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, dass wir alle miteinander gegen bestimmte Werte sind. Wir denken in dieselbe Richtung, das bedeutet gleichgesinnt.
Frage: Wie wird man gleichgesinnt? Wie schafft eine Gemeinde es, dass sie in dieselbe Richtung denkt? Ich meine, es gibt nur ein wirklich gutes Mittel: Man beschäftigt sich mit der Bibel und stellt sich die Frage, wie Gott denkt. Wenn wir alle anfangen, so zu denken, wie Gott denkt, dann denken wir auch alle in dieselbe Richtung.
In dem Moment, in dem ich das sage, wird schon klar, wo das Problem mit dem Gleichgesindsein liegt. Der moderne Mensch hat nämlich, wenn er sich einer Gruppe anschließt – sei es einem Kegelverein, einem Kleintierzüchterverein oder einer Gemeinde – grundsätzlich die Erwartung, dass diese Gruppe ihm dient. Solange diese Gruppe seine Bedürfnisse stillt, gibt es sein Commitment, solange macht er mit. Wenn er aber den Eindruck hat, diese Gruppe gibt ihm nichts mehr, bringt ihm nichts mehr, dann ist auch Schluss damit. Dann macht er nicht länger mit.
Jetzt kommt der gute Petrus und sagt: Seid gleichgesinnt. Also nicht: Such dir eine Gruppe, die dir passt, nach dem Motto: Mach dir selber Gedanken, wie müsste die Gruppe sein, und dann suche ich mir eine Gruppe, die so ist. Sondern: Geh in eine Gruppe hinein und sei offen dafür. Hab einfach mal eine innere Willigkeit, deine eigenen Ziele, Erwartungen und Absichten denen unterzuordnen, die Gott mit der Gemeinde hat.
Vom Ich zum Wir: Gemeinschaft als bewusste Entscheidung
Also höre ich nicht auf, wenn mir die Gemeinde nichts mehr bringt. Stattdessen komme ich in eine Gemeinde hinein und weiß: Meine Aufgabe besteht darin, Teil der Gemeinde zu werden. Gemeinsam mit der Gemeinde soll ich einen Blick auf die Welt gewinnen.
Es geht dann nicht mehr um mich, sondern um uns. Wie wir das an anderer Stelle schon in 1. Petrus 2,5 gelesen haben, wird aus einem Ich ein Wir in der Bekehrung. Dieses Wir wächst, weil ich mir vornehme, Teil eines Teams zu werden. Ich frage nicht mehr: Was kann die Gemeinde mir geben? Sondern: Was kann ich der Gemeinde geben? Wie kann ich in die Gemeinde hineinwachsen? Wie kann ich dieselbe Gesinnung gewinnen, die Gott sich von einem Gemeindeglied wünscht?
Das bedeutet, ich bleibe auch Teil dieser Gemeinde und mache weiter mit, selbst wenn die Gemeinde sich gerade mal merkwürdig zeigt, wenn ich nicht so zufrieden bin oder wenn ich merke, dass ich mit einer bestimmten Erwartung in die Gemeinde gehe, die nicht erfüllt wird. Dann frage ich mich: Woran liegt das? Was ist schiefgelaufen? Was ist in meinem Denken schräg? Wo fehlt es mir und nicht der Gemeinde?
Wir brauchen eine gemeinsame Ausrichtung. Ich kann nur den Tipp geben: Viel Bibel lesen, einfach hineinschauen und dann miteinander darüber reden. Wenn man darüber redet, sagt man: Aha, das ist quasi das, wohin Gott uns führen will. Dann entsteht innerlich die Willigkeit, ein bewusstes Ja zu der Bibel zu sagen. Sie wird zur Norm: Das machen wir, das leben wir.
Das macht nicht nur Jürgen, weil der sowieso immer mit Bibeltexten herumspinnt, sondern das machen wir alle gemeinsam. Wir nehmen es mit, wir lassen uns prägen. Und wenn jemand uns fragt, kann er jeden im Raum fragen und bekommt von jedem die gleiche Antwort, weil wir ein Team sind, weil wir gleichgesinnt sind. Das ist das, was im Kopf passiert.
Praktizierte Gemeinschaft: Mitleid, Bruderliebe und Barmherzigkeit
Und wenn man anschaut, wie wir miteinander umgehen, dann sieht man, dass wir mitleidig sind. Wir sind Menschen, die auf eine ganz feinfühlige Weise miteinander umgehen. Wir sind voll brüderlicher Liebe. Wir versuchen mit allen Mitteln, einander zu zeigen, dass wir uns lieb haben.
Wir gehen die zweite Meile mit. Wenn wir den anderen nicht verstanden haben, fragen wir noch einmal nach. Wir beißen uns auf die Zunge, bevor wir anfangen, schlecht über den anderen zu reden. Wir suchen den anderen, und wenn er Geburtstag hat, rufen wir ihn an. All das, was wir schon zum Thema Bruderliebe gesagt haben, setzen wir einfach um. Das ist es, was uns verbindet.
Ich glaube, dass wir da noch viel zu lernen haben. Woher weiß ich das? Weil Paulus das sagt. Paulus schreibt das den Thessalonichern. Die Thessalonicher stehen in puncto Bruderliebe, also der Liebe innerhalb der Gemeinde, eigentlich ganz gut da. Paulus sagt: „Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass man euch schreibt, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben“ (1. Thessalonicher 4,9).
Das klingt gut, ja, man muss euch nichts schreiben, ihr macht das alles schon richtig. Und dann heißt es weiter: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen.“ Man kann also in puncto Bruderliebe irgendwie nie auslernen.
Vielleicht liegt es daran, dass jeder von uns so unterschiedlich ist. Wenn man gelernt hat, die ersten drei zu lieben, dann nimmt man sich einfach die nächsten drei in der Gemeinde vor. Und wenn man das geschafft hat, nimmt man sich wiederum die nächsten drei. Wahrscheinlich kann man mit jedem Liebe üben und wird irgendwie nie fertig.
Wichtig ist, dass uns das verbindet und dass uns das wirklich klar ist: Wir sind aufgerufen zu brüderlicher Liebe. Dann heißt es hier auch, barmherzig zu sein.
Barmherzigkeit ist die Fähigkeit, wenn ich der Starke bin, dem anderen neben mir Raum zum Atmen zu lassen. Wenn ich stark bin, den anderen nicht zu erdrücken, sondern zu sagen: „Ich möchte gerne, obwohl es mir in der Situation leicht fallen würde zu dominieren, dein Lastenträger sein. Ich möchte für dich da sein. Ich möchte, dass es dir gut geht neben mir.“
Die Herausforderung der Demut in einer Ellenbogengesellschaft
Und das Letzte, das sagte der erste und der letzte Begriff, ist vielleicht der merkwürdigste: Demut. Wir sind demütig.
Jetzt müsst ihr wissen: In der griechisch-römischen Welt war Demut definitiv kein Wert. Wenn jemand demütig war, dann wurde er als schwach angesehen. Man sah ihn als jemanden, der es nicht schafft, sich selbst durchzusetzen. Vielleicht ist das heute ähnlich. Es war auch damals eine sehr kräftige Ellenbogengesellschaft. Der Demütige ist derjenige, der sagt: Ich lasse die Ellenbogen am Körper, ich muss sie nicht als Waffe einsetzen.
Der Demütige ist der, der sagt: Ich muss mich nicht ständig verteidigen, ich muss nicht jedem zeigen, wie toll ich bin. Ich kann in den Augen anderer auch durchaus ein bisschen schlechter dastehen. Das ist mir egal. Warum? Weil Jesus das gesagt hat. Jesus sagt: Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.
Jesus ist wahrscheinlich der verkannteste Mensch, der je auf der Erde gelebt hat. Die Leute dachten: Wir kreuzigen so einen Spinner aus Nazaret, der wird uns nie wieder gefährlich werden. Der hat so ein kleines Licht irgendwo, so einen Hinterwäldler. Den hauen wir ans Kreuz, und dann ist Schluss. Ich meine, dümmer kann man ja nicht über Jesus denken, oder? Mehr daneben liegen kann man nicht.
Während Jesus da so am Kreuz hängt, hätte er in jedem Moment heruntersteigen können. Das ist so der Hammer. Er hängt da, und du denkst dir: Na, der arme, schwache, kleine Jesus, jetzt muss der da verbluten. Vergiss es, vergiss es einfach.
In jedem Moment hätte er – und das sagt er selbst zu seiner eigenen Verteidigung – so und so viele Legionen Engel haben können. Insgesamt ungefähr 70 Engel. Weißt du, was passiert, wenn 70 Engel auf deiner Seite kämpfen? Das ist Macht. Ein Engel reicht dafür, eine komplette Armee plattzumachen. Wenn Gott Isis kaltmachen wollte, bräuchte er einen Engel. Genau einen.
Und Jesus sagt: Ich habe Tausende zu meiner Verfügung. Aber ich muss das nicht jedem auf die Nase binden. Ich muss hier nicht durch die Welt rennen und sagen: Schaut mal, wie toll ich bin. Ich kann klein und verkannt werden. Das ist völlig in Ordnung.
Und weil er so ist, weil er diese Haltung hatte, dürfen wir diese Haltung auch einnehmen. Wir dürfen demütig sein, darauf verzichten, unseren eigenen Status mit allen Mitteln zu sichern und zu verteidigen. Wenn wir das tun, dann werden wir eine Gemeinschaft schaffen, eine Alternativgemeinschaft, die in dieser Welt etwas vorlebt, was schon himmlisch ist.
Umgang mit Bösem: Gewaltlosigkeit und Segensbereitschaft
Vers 9: Und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, Segen zu erben.
Die Frage ist: Wie gehen wir mit Bösem um? Mit bösen Taten und bösen Worten? Der Punkt ist eigentlich ganz einfach. Es geht hier um Dinge, die zum Einmaleins des christlichen Glaubens gehören. Wir sollen die Gewaltspirale durchbrechen, wo immer uns das möglich ist.
Bei dem Herrn Jesus hört sich das in Matthäus 5,38-42 in der Bergpredigt so an: Da sagt Jesus: Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen! Wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann biete ihm auch die andere dar. Und wenn jemand mit dir vor Gericht gehen und dein Unterkleid nehmen will, dem lass auch den Mantel. Wenn dich jemand zwingt, eine Meile mitzugehen, dann geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und weise den nicht ab, der von dir borgen will.
Das klingt im ersten Moment so falsch. Da kommt jemand und schlägt dich auf die rechte Wange. Das ist nicht nur ein Angriff, der das Leben gefährdet, sondern es ist die höchste Form der Beleidigung, dieses Waff, das sagt: „Schau mal, was du jetzt machst.“ Und du bleibst einfach stehen und sagst: „Weißt du, du hast mich provoziert, ja, du hast mich beleidigt, ja, aber ich werde mich nicht verteidigen. Ich werde an dieser Stelle Frieden bringen. Ich will Frieden schaffen in Gemeinde und Gesellschaft.“
Darum geht es. Ich weiß, dass das schwer ist. Der natürliche Impuls in uns ist Rache, Vergeltung, Auge um Auge. So wie Jesus das sagt, hat man das damals gepredigt. Das war eine einfache Predigt: Wenn jemand etwas macht, dann hau ihm richtig eine rein! Das schreit in uns nach Amen, Bruder! Aber das steht da nicht. Mein Fleisch schreit sofort nach Amen, ja, ich will ihm das heimzahlen.
Aber Jesus sagt: Zahl es ihm nicht heim! Mach das nicht! Das ist falsch, wenn du so denkst, du musst es ihm heimzahlen. Warum ist das falsch? Weil Gott über Rache sagt: Das ist mein Ding, da habt ihr nichts mit zu schaffen, überhaupt nichts. Glaube nicht, dass Gott dir das Recht gegeben hat, dich zu rächen.
In Hebräer 10 heißt es dazu: Denn wir kennen den, der gesagt hat: Mein ist die Rache, ich will vergelten. Und wiederum: Der Herr wird sein Volk richten. Mein ist die Rache, er wird richten und nicht wir.
Das ist einfach nicht unsere Sache. Wir haben eine Berufung, aber diese Berufung ist es, Friedenstifter zu sein. Wir müssen nicht noch mehr Streit anzetteln, sondern Frieden stiften.
Der praktische Umgang mit Feinden: Segnen statt Fluchen
Und wenn du denkst, ich kann das nicht, wenn ich Unrecht erfahre, vor allem auch in der Gemeinde – ja, es gibt Unrecht in der Gemeinde –, die Bibel ist da ganz nüchtern: Wenn ich Unrecht erfahre, dann werde ich sauer. Dann frisst mich das förmlich auf.
Und jetzt gibt es einen Trick, und dieser Trick ist Wahnsinn. Er ist einfach so absoluter Wahnsinn. Ja, den Trick gab es schon bei Jesus, und Petrus wiederholt ihn nur. Deswegen gebe ich euch erst den O-Ton, und dann kommen wir zur ersten Petrusstelle.
Jesus sagt nämlich in Lukas 6,27-28: „Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet die, die euch fluchen, und betet für die, welche euch beleidigen.“
Wenn du in dir das spürst, dass da Zorn aufsteigt, dass du dich am liebsten rächen möchtest, und du merkst, eigentlich soll ich ja lieben, dann gebe ich dir den Tipp, dass du anfängst, Menschen zu segnen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie wertvoll dieser Tipp ist.
Es gibt so ein paar Tipps in der Bibel, die sind einfach von allererster Sahne – der hier gehört dazu. Wenn du merkst, hier hat irgendjemand mir etwas getan, irgendwas Böses, irgendwas gesagt – ja, hier steht ja im Text in 1. Petrus 3,9 „scheltwort“ –, ja, jemand hat dich mit Worten richtig runtergemacht, mein Tipp: Segne die Person. Gewöhne dir das an.
Es ist ein Trick. Manche Dinge muss man einfach als Trick verstehen. Sie sind wie so ein Zaubertrick. Oder es gibt ja jetzt immer so diese Videos im Internet, wie man Sachen richtig macht. Also, wie man mit zwei Fingern möglichst schnell sein T-Shirt zusammenlegt. Oder vor kurzem gab es eins, wie man mit einem Messer ganz schnell eine ganze Wassermelone in handliche Stückchen zerteilt. Total irre! Stimmt, der Mann: zack, zack, zack, ja und fertig. Dann kannst du rausnehmen und kannst essen. Super!
Das ist ein Trick, und da ist man vorher nicht drauf gekommen. Man hätte also schon immer sein T-Shirt so zusammenlegen oder seine Wassermelone so schneiden können. Oder was auch immer du… Also, ihr müsst da mal schauen. Es gibt jetzt immer wieder so kleine, süße Tricks, was man machen kann. Und eine super Idee, klasse Idee, wirklich einfach genial.
So, und das ist so ein Trick: Wenn du stinkig wirst, wenn du so merkst, du greifst in die Hosen nach dem Klappmesser und du spielst mit dem Verschluss und denkst: Steche ich ihn jetzt ab oder gebe ich ihm noch mal eine Warnung vorne? Wenn du innerlich kochst, mein Tipp: Fang an zu segnen. Ihr müsst das echt ausprobieren.
Das ist in etwa so wie alter Gouda und Erdbeermarmelade. Ich weiß nicht, ob du es schon mal gegessen hast: Alter Gouda und Erdbeermarmelade. Wenn man es das erste Mal hört und noch nie probiert hat, denkt man, das geht nicht. Aber probier mal: frisches halbes Brötchen, alte Scheibe Gouda, Erdbeermarmelade. Es passt, es passt einfach. Ich weiß nicht genau, es ist einfach genial.
So ist das hier auch. Es passt einfach. Wenn du merkst: Ich werde sauer, ich möchte dem anderen das jetzt heimzahlen, ich habe jetzt echt die Schnauze voll, ich werde ihm jetzt eine reindreschen, die er nie wieder vergisst – in diesem Moment musst du als Gegenimpuls dieser Vers kommen lassen. Wenn du das nicht automatisch machst, lerne 1. Petrus 3,9 wenigstens den Schluss auswendig und fang an zu segnen.
Segen ist absoluter Hammer. Ich habe vor kurzem das wieder mal erlebt, dass ich mitbekommen habe, dass irgendwer über mich irgendwas verbreitet. Und ich dachte, das weiß ich total, wie kann der nur, und er kennt mich doch gar nicht, und bla bla bla. Und dann kam mir der Vers, der kam relativ schnell und wedelte so in meinem Hirn, und ich dachte: Es stimmt.
Und ich habe angefangen zu segnen und habe mir überlegt, was ich der betreffenden Person, von der ich denke, dass es vielleicht ausgegangen ist, Gutes wünschen kann. Wie kann ich das anstellen, einfach richtig viele gute Gedanken über sie zu haben? Und das ist so herrlich, ich kann euch gar nicht sagen, wie herrlich das ist.
Was ist segnen? Wir können mit dem Begriff oft nichts anfangen. Wenn ich jemandem segne, dann bete ich für ihn. Also Segen ist immer ein Gebet, ein Segensgebet. Ich bitte Gott um etwas Gutes im Leben eines anderen.
Und der Clou beim Segen ist: Ich bete darum, dass das, was an Gutem in seinem Leben eigentlich schon angelegt ist, sich entfaltet. Dass Gott die Voraussetzungen dafür schafft, dass der von mir Gesegnete sich auf den Weg macht, diesen Segen, den ich ihm zuspreche und den Gott in seinem Leben angelegt hat, auch wirklich zu ergreifen. Das ist das, wofür ich bete.
Segen ist nicht magisch, aber mächtig.
Der Kühlschrank-Segen: Worte des Segens als geistliche Praxis
Ich möchte mit euch ein Spiel machen. Das Spiel funktioniert so: Ich habe euch erzählt, dass ich letzten Sonntag nach der Predigt die Gemeinde gesegnet habe. Ich glaube, ich habe es in einer der Predigten erwähnt. Dabei habe ich die Aussagen der Predigt noch einmal in einen Segen gefasst.
Ihr müsst euch das auf einer A5-Seite vorstellen. Es nennt sich „Kühlschrank-Segen“. Ich habe das ausgedruckt und jedem mitgegeben, damit man es an den Kühlschrank hängen und sich jeden Tag einmal durchlesen kann.
Ich mache jetzt Folgendes: Ihr kennt die Predigt nicht, und ich spreche euch einfach mal den Segen zu. Hört einfach zu und schaut, was in euch passiert, wenn jemand euch Worte des Segens zuspricht.
Hört einfach mal zu. Ich segne dich jetzt mit dem Segen, den ich letzten Sonntag der The Rock Gemeinde gebracht habe.
Geliebte oder Geliebter, ich segne dich heute mit Glauben – mit einem Senfkorn-Glauben. Klein und echt, unscheinbar und doch weltverändernd.
Ich segne dich heute mit dem Wunsch, ein Leben zu führen, das Jesus verherrlicht und ihm allein gefallen will.
Ich segne dich mit einer tiefen Begeisterung für seine Liebe, die sich mitten im Sturm offenbart.
Schau mitten in den Problemen nicht auf die Umstände. Hör nicht auf das, was dein Fleisch dir einreden will. Mach nicht das, was du sonst immer tust, wenn dich Nöte und Schwierigkeiten in Zweifel und Angst stürzen.
Sei stattdessen mit Ohren des Glaubens gesegnet, die die Stimme Jesu mitten in den Stürmen des Lebens hören können. Folge ihm und sei Überwinder!
Ich segne dich mit der Fähigkeit, dich an das Gute zu erinnern, das Gott in deinem Leben schon getan hat.
Du bist beschenkt. Schau hin und lass dein Vorstellungsvermögen und deine Träume von Gottes mächtigen Möglichkeiten gefangen nehmen.
Ich segne dich mit einem dankbaren Herzen und mit dem Mut, Neues in Angriff zu nehmen.
Ich segne dich mit der Gelassenheit, die es braucht, um stillzuhalten, wenn Gottes Wege undurchsichtig scheinen oder wenn Menschen dich enttäuschen.
Ich segne dich mit einer tiefen Freude darüber, dass du klein und abhängig sein darfst. Dass dir das Leben nicht aus eigener Klugheit heraus gelingen muss.
Ich segne dich mit einem Lachen über deine eigene Schwäche und mit einer Sehnsucht nach Begegnung mit dem Herrn Jesus im Gebet.
Lass ihn deine Stärke sein. Ich segne dich im Namen Jesu von Nazareth.
Fühlt sich gut an, oder? Mir geht es jedenfalls so.
Vielleicht bist du nicht so der empfängliche Typ, nicht so der Romantiker. Aber für mich ist es der Hammer, wenn mir jemand so etwas zuspricht.
Ich denke dann: „Boah, was passiert hier? Was passiert jetzt?“ Versteht ihr, warum ich das jedem mitgegeben habe? „Pack das an deinen Kühlschrank und lies dir das am besten jetzt in der Woche einmal am Tag durch. Sprich dir diesen Segen zu und lass diese Dinge als Segen in dein Leben hineinfließen.“
Wie gesagt, nicht magisch, aber mächtig – etwas, das ich dir skizziere, was in deinem Leben zur Entfaltung kommen könnte, einfach nur, wenn du Gott folgen würdest.
Ich glaube, was Segen macht, ist, dass er Augen zum Leuchten bringt. Und Segnen macht mein Herz leicht.
Versteht ihr das? Wenn ich jetzt für jemanden bete, der mich eigentlich total in die Unruhe treibt, dann verliert sich Bitterkeit.
So etwas für jemanden zu beten, vertreibt Zorn.
Wenn ich mir Gedanken mache, was der andere braucht, entsteht eine ganz andere Spirale – nicht die negativen Gedanken, die normalerweise abgehen.
Das ist ja so: Wenn ich erst mal anfange, mich zu ärgern, dann gib mir mal eine halbe Stunde Zeit. Dann habe ich mich richtig geärgert, und das geht wirklich weiter und hört nicht auf.
Am Ende habe ich mir die furchtbarsten Todesarten und die schrecklichsten Schicksale ausgemalt. Das geht ja immer weiter.
Jetzt, wenn ich das aber aufhalten will, dann sagt der Text hier, 1. Petrus 3,9: „Sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt.“
Deshalb ist Segnen so wichtig. Wir sind dazu berufen, Segen zu erben. Unser Segen wartet auf uns.
Ganz am Anfang im ersten Petrusbrief haben wir von der lebendigen Hoffnung gehört, die auf uns wartet. Eine Hoffnung, die uns niemand wegnehmen kann – nicht der Tod, nicht die Sünde, nicht die Zeit.
Das wird kommen. Und wenn ich so einer bin, der eine lebendige Hoffnung hat, wenn mein Segen auf mich wartet und ich heute schon gesegneter bin, dann bin ich auch berufen, andere zu segnen.
Ja, der Gesegnete ist berufen, andere zu segnen – so wie der von Gott Geliebte dazu berufen ist, andere zu lieben, wie der von Gott Befriedete dazu berufen ist, Friedensstifter zu sein, wie der Erlöste dazu berufen ist, Erlösung in diese Welt hineinzubringen, wie der Gerechte dazu berufen ist, gerecht zu leben und so weiter.
Wenn du gesegneter bist, dann gib Segen weiter.
Gottes Haltung zu Bösem und die Aufforderung zur Heiligkeit
Es gibt noch einen weiteren Grund: Zum einen unsere ureigenste Berufung. Zum anderen ist Gott gegen diejenigen, die Böses tun. Wenn du also denkst, ein bisschen Böses könne man sich schon erlauben, solltest du vorsichtig sein. Der Gedanke, als Christ könne man sich ein wenig erlauben, weil zwischen einem und Gott alles in Ordnung sei, ist falsch.
In 1. Petrus 3,10-12 heißt es: „Denn wer sein Leben liebt und gute Tage sehen will, wer gesegnet werden möchte schon in dieser Welt, der hält Zunge und Lippen vom Bösen zurück, da sie nicht Trug reden. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach! Denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist gegen die, welche Böses tun.“
Dieses Zitat stammt aus Psalm 34. Gottgefällige Sprache, gottgefälliges Tun und gottgefällige Gemeinschaft sollen uns als Gottesvolk auszeichnen. Das bedeutet: Nicht lügen, Gutes tun und Frieden suchen – dafür sollen wir stehen. Das ist es, was Gott möchte.
Als Christen dürfen wir wirklich nicht denken, dass Gott, weil wir seine Kinder sind, irgendwo Fünfe gerade sein lässt. Wir haben einen Vater, der sagt: „Ich bin heilig, seid auch ihr heilig.“ Deshalb müssen wir uns die Fragen stellen, die sich aus dem Text logisch ergeben: Wo rede ich falsches, böses oder entmutigendes Zeug? Wo mache ich das? Gibt es das in meinem Leben?
Bist du jemand, der manchmal übertreibt, böse Dinge sagt oder andere entmutigt? Wenn du dir darüber unsicher bist, frag doch mal deine Freunde oder deinen Ehepartner. Wie viele Missverständnisse entstehen eigentlich durch das, was du sagst? Bist du jemand, der ständig erklärt, dass das, was er gesagt hat, nicht so gemeint war?
Im Epheserbrief gibt es eine Stelle, die so etwas wie der Lackmustest für gutes geistliches Reden ist. Paulus schreibt in Epheser 4,29: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund.“ Faul ist hier nicht das Gegenteil von fleißig, sondern bedeutet verdorben, wie ein fauler Apfel.
Der Test lautet also: Ist das, was du sagst, gut? Ist es zur notwendigen Erbauung? Ist es notwendig oder einfach nur Geschwätz? Bringt das, was du sagst, dem Hörenden Gnade? Tut es dem, der es hört, auch gut? Verstehst du die drei Punkte? Ist das, was du sagst, gut, nötig und hilfreich? Wenn nicht, dann denk noch einmal nach.
Wie redest du? Warum redest du so, wie du redest? Petrus sagt hier: Halte Zunge und Lippen vom Bösen zurück. Lass uns ehrlich sein: Es geht so schnell, dass man sich einredet, es sei schon alles gut, wie man redet. Aber das ist viel zu schnell.
Die Herausforderung, sich vom Bösen abzuwenden und Frieden zu suchen
Zweite Frage
Wir sollen uns von dem Bösen abwenden. Bist du wirklich jemand, der sich vom Bösen abwendet, um das Gute zu tun? Ich frage das auch aus der Perspektive eines Menschen, der langsam älter wird.
In der Bibel gibt es viele Könige im Alten Testament, die im Alter vom Glauben abdriften. Man fragt sich dann: Wie kann das sein? Diese Menschen sind Jahre, teilweise Jahrzehnte mit Gott unterwegs gewesen, haben tolle Dinge erlebt – und dann, im Alter, passiert plötzlich etwas, und sie rutschen ab.
Mein Eindruck ist, dass sich im Leben immer eine Tendenz zeigt, dass sich Falsches einschleicht. Geistliche Standards werden zurückgefahren. Das Alter vergisst ein Stück weit, was in der Jugend völlig klar war: dass Gott Sünde hasst. Wenn man nicht aufpasst, entdeckt man plötzlich Dinge im Leben, bei denen man selbst erstaunt ist: Wo kommt das her? Das hätte ich früher nie getan und nie meine Zeit damit verbracht. Und jetzt ist es plötzlich da.
Ich habe am Montagabend einen schönen Vortrag von einem sehr alten Bruder gehört, der über Erweckung sprach. Er hat seinen Zuhörern, die alle wohl über sechzig waren, richtig den Kopf gewaschen. Ich dachte mir: Boah, traut der sich was! Er fragte: Wo ist euer Feuer? Wir waren doch früher feurig – wo ist das hin? Und ich dachte nur: Ja, preach it!
Das ist genau die Gefahr: Am Anfang lebt man mit einem Feuer für den Herrn, investiert viel, ist in der Gemeinde aktiv, evangelisiert, verteilt Traktate und führt viele Gespräche. Zwanzig Jahre später denkt man: Boah, war das früher anstrengend. Gut, dass es heute entspannter ist.
Wenn man dann gefragt wird: Wann hast du das letzte Mal mit der Leidenschaft der ersten Liebe Gott gedient? – dann folgt oft nur ein zögerndes „Hmm, gute Frage, nächste Frage.“ Versteht ihr, das passiert so leicht.
An die Stelle, an der wir Gott nicht mehr mit aller Leidenschaft dienen, treten andere Dinge. Jetzt kommt Petrus und sagt: Überleg noch mal, was du in deinem Leben so machst. Vielleicht ist nicht alles gleich böse, das soll nicht falsch verstanden werden. Aber es gibt diese Tendenz, dass man im Alter gemütlicher wird und sagt: Muss man jetzt nicht alles so schwarz-weiß sehen? Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird, und solche Sprüche.
Daran ist auch etwas Wahres: Ein Stück Gelassenheit, Lebensweisheit und die Fähigkeit, Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen, gehören dazu. Aber Vorsicht: Ist das, was am Ende daraus als Lebensstil entsteht, wirklich weise, klug und das, was Gott möchte?
Der Text erlaubt mir, diese Frage zu stellen: Passiert es in deinem Leben, dass sich Dinge eingeschlichen haben, bei denen du früher gesagt hättest: Nein, damit will ich nichts zu tun haben, dafür ist mein Leben zu schade?
Dritte Frage
Suche und jage ich dem Frieden nach? Bin ich jemand, der dafür bekannt ist, bei Konflikten hinterher zu sein? Oder bin ich eher jemand, der sich zurückzieht, nicht zu Kompromissen bereit ist, sich nicht entschuldigen kann und immer meint, Recht zu haben, während der andere Unrecht hat? Wie geht es mir dabei?
Diese Fragen sind wichtig. Ich lese nochmals Vers zwölf: „Denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten.“ Wenn du möchtest, dass Gott dich sieht, dann bedeutet das nicht nur, dass Gott dich wahrnimmt, sondern dass er dich wohlgefällig ansieht. Er begleitet dich mit seinen Augen, stellt sich schützend und bewahrend zu dir.
Wenn du sagst: Ich möchte, dass Gott seine Augen wohlgefällig auf mich richtet, dann heißt es im Text: „Denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Flehen.“
Wenn du Gebetsanliegen hast, die dir wichtig sind, dann bedeutet der Text, dass Gott deine Gebete nur dann erhört und seine Ohren nur für deine Anliegen offen sind, wenn du tatsächlich zu den Gerechten gehörst.
Keine Sorge, ich rede hier nicht von Perfektionismus – ich möchte nicht falsch verstanden werden. Darum geht es nie. Aber es geht um diejenigen, die den Anspruch Gottes ernst nehmen.
Ihr erinnert euch an das, was wir gestern hatten, 1. Petrus 3,7: Wenn Männer auf sündige Weise mit ihren Frauen umgehen und sie nicht ehren, brauchen sie nicht zu erwarten, dass Gott ihre Gebete erhört. Hier ist das Gleiche noch einmal, nur etwas allgemeiner formuliert.
Wenn du wissentlich Sünde in deinem Leben duldest und sagst: „Ist schon nicht so schlimm, ich bin ja Kind Gottes, meine Sünde ist am Kreuz bezahlt, und das ist alles gut“, dann kann ich dir sagen: Wenn du betest, wird Gott dir vielleicht nicht völlig die Ohren verschließen – Gott ist immer noch Gott –, aber du machst es ihm schwer.
Er hätte es lieber, und es würde ihm leichter fallen, auf dein Gebet zu hören, wenn keine Sünde in deinem Leben wäre. Er möchte ein Herz, das sich nach Heiligkeit ausstreckt.
Das ist wichtig, auch wenn wir zusammen hier unterwegs sind. Deshalb macht jeder leichtfertige Umgang mit Lüge, Boshaftigkeit oder Unfrieden Gott nicht froh.
Ich denke, es ist gut, dass wir das wissen, denn diese Dinge vertreiben den Segen Gottes aus unserem Leben. Und ich glaube, jeder von euch möchte Segen haben.