Der zweite Timotheusbrief – Vers für Vers – Gottes Wort für dich.
Ich brauche eine Auszeit. Deshalb bekommt ihr in den nächsten Wochen eine ganz neue Reihe von mir zum zweiten Timotheusbrief.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Ich wünsche euch beim Zuhören Gottes Segen und viele hilfreiche geistliche Impulse für euer Leben.
Herausforderungen durch falsche Lehren in der Gemeinde
Wir machen weiter mit dem zweiten Timotheusbrief, und zwar in Kapitel zwei, Vers 19.
Zuvor befanden wir uns in einem Abschnitt, der sich mit Irrlehrern beschäftigt. Am Anfang des zweiten Timotheusbriefs ermahnt Paulus Timotheus, sich anzustrengen und aktiv zu werden. Nun kommen wir zu dem Punkt, an dem deutlich wird, warum es für Timotheus gerade in Ephesus so schwierig ist.
Dort gibt es nämlich Menschen, die ihm das Leben wirklich schwer machen. Diese Leute bringen Themen in die Gemeinde, die einfach nicht nützlich sind. Sie tun dies auf eine Weise, die nur zu Streit führt.
Wäre es nur Streit, wäre das vielleicht noch irgendwie erträglich. Aber wir haben gestern gesehen, dass man sich mit den falschen Themen beschäftigt – Themen, die zweit- oder drittklassig sind. Außerdem verbringt man zu viel Zeit damit, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Das führt nicht nur dazu, dass man seine Zeit verschwendet, sondern es kann sogar Schaden am eigenen Glaubensleben verursachen.
Deshalb diese Warnung. Du hast es eben noch einmal wiederholt: Lasst die wichtigen Dinge in eurem Leben wichtig sein.
Umgang mit Streit und unwichtigen Themen in der Gemeinde
Und wenn ihr merkt, dass in unserer christlich-evangelikalen Community Themen aufkommen, bei denen die Wellen hochschlagen, dann mein Tipp: Fragt einfach mal die Ältesten. Fragt sie, ob das wirklich wichtig ist. Wenn sie sagen, das kannst du knicken, weil es keiner braucht, dann lasst es sein.
Es entsteht so schnell Streit in einer Gemeinde, und dieser Streit ist sehr schwer wieder aus der Welt zu schaffen. Man muss von Anfang an sagen: Wir wollen diesen Streit gar nicht erst haben. Das wäre das Einfachste.
Die Ältesten haben – und das werden wir im folgenden Text noch sehen – tatsächlich das Recht zu sagen, dass sie ein bestimmtes Thema nicht als Gemeinde erörtern möchten. Das ist manchmal besonders wichtig, gerade für die Jüngeren. Denn junge Christen sind oft Extremisten. Sie springen auf jedes noch so abwegige Thema an und meinen, darüber müsse man unbedingt einen langen Disput führen.
Wenn dann jemand wie ich kommt und sagt: Nein, das müssen wir nicht, sind sie oft erst ein bisschen enttäuscht. Aber ich gebe euch den Tipp: Hört auf sie! Hört auf die reiferen Christen. Sie haben einfach schon mehr Erfahrung und wissen, was passiert, wenn man sich um unwichtige Dinge kümmert und dabei die wichtigen Dinge vernachlässigt.
Es gibt viele Themen, die geistlich gesehen keinen Nährwert haben. Das ist wie Fastfood: Du isst drei Burger und nach einer halben Stunde hast du wieder Hunger. Das ist einfach nicht sinnvoll.
Prioritäten im geistlichen Leben setzen
Im geistlichen Leben muss man sehr gut überlegen, was wirklich wichtig ist und was die Seele wirklich satt macht. Dabei gibt es, wie gesagt, zweit- und drittrangige Themen. Wenn du zum Beispiel nicht einschlafen kannst und eine Stunde wach liegst, kannst du dir diese Themen anschauen. Aber wenn du ganz normal unterwegs bist, dann beschäftige dich bitte mit den wichtigen Dingen.
Glaube mir, Themen wie: Wie liebe ich Gott? Wie baue ich mir ein intelligentes, tiefes, reifes Gebetsleben auf? Wie kann ich mich mit meinen Gaben in die Gemeinde einbringen? Wie kann ich meine Geschwister lieben? Das sind wichtige Themen! Wenn du damit irgendwann fertig bist, kannst du dich mit den zweit- und drittklassigen Fragen beschäftigen.
Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich, Jürgen, bin als Mensch immer noch dabei zu lernen, wie man seine Frau liebt. Versteht ihr? Deshalb habe ich keine Zeit, mich intensiv mit der Offenbarung zu beschäftigen, über die man sich herrlich streiten kann. Denn ich bin an einem anderen wichtigen Thema noch dran. Ich möchte erst lernen, meine Frau zu lieben. Wenn ich das geschafft habe, möchte ich vielleicht anfangen zu lernen, wie man über Geschwister nicht seufzt.
Das wäre auch mal ein Thema, bei dem ich denke, da müsste ich ran. Und wenn ich das geschafft habe, fällt mir sicher ein, dass ich noch ein bisschen mehr Gottvertrauen lernen könnte. Man steht manchmal so vor seinem Leben und fragt sich: Was hast du damit gemacht? Wenn du diese Dinge hast, wenn in deinem Leben alles super läuft und du die hundert Prozent erreicht hast, dann kannst du dich mit den zweit- und drittklassigen Fragen beschäftigen.
Diese Fragen kommen gerne hoch und können ganze Gemeinden durchschütteln. Und du stehst daneben, so wie ich jetzt, und denkst dir: Mann, was machen die?
Das unerschütterliche Fundament des Glaubens
Gut, zurück!
Zweiter Timotheus, Kapitel 2, Vers 19: Auf der einen Seite gibt es die Irrlehre, die bestimmte Themen immer wieder in der Gemeinde aufbringt. Diese Themen werden so lange herumgereicht, bis sie riesig erscheinen und ein Zerstörungspotenzial entwickelt haben. Am Ende von Vers 18 heißt es dann: „Und den Glauben mancher zerstören.“
Doch jetzt das Gegenteil: Der feste Grund Gottes steht und hat dieses Siegel. Es gibt also ein unerschütterliches Fundament unseres Glaubens. Dieser feste Grund Gottes steht fest und trägt ein Siegel.
Siegel in der Antike sind Mittel zur Authentifizierung. Ich glaube, jeder hat schon einmal so ein Siegel gesehen, zum Beispiel ein Wachssiegel oder ein Tonsiegel. Wo ein Siegel drauf ist, ist klar, dass es sich um etwas handelt, das jemandem gehört. Oder es zeigt, dass jemand oder etwas unter dem Schutz einer bestimmten Person steht. Ein Siegel ist ein Mittel zur Authentifizierung.
Wenn hier also steht, dass der feste Grund Gottes steht und ein Siegel hat, bedeutet das, dass es ein unerschütterliches Fundament gibt. Zu einem Siegel gehört üblicherweise auch ein Motto. Und dieses Motto folgt jetzt: „Der Herr kennt, die sein sind.“
Das ist ein Zitat aus 4. Mose 16, Vers 5, und zwar nach der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Dieses Zitat ist das Argument, das Mose im Angesicht der Rebellion vorbringt. Es geht um die Rotte Korah, und Mose antwortet ihnen.
Ich lese das nach der Septuaginta vor, das ist die deutsche Übersetzung dieser griechischen Fassung des Alten Testaments. Dort heißt es in 4. Mose 16, Vers 5: „Und sprach zu Korah und seiner ganzen Gemeinschaft: Gott hat geprüft und erkannt, die zu ihm gehören.“
Die persönliche Beziehung zu Gott als Fundament
Gott sagt, er hat geprüft und erkannt. Nun kommt Paulus und erklärt, dass dies das Siegel ist. Wir dürfen wissen, dass Gott ein Gott ist, der seine eigenen kennt. Der Herr kennt die Seinen.
Wenn du dir manchmal die Frage stellst: Sieht Gott mich? Ist Gott immer noch El Roi, der Gott, der mich sieht? Dann darfst du sicher sein: Ja, das gehört zum Fundament unseres Glaubens. Darauf stehen wir fest.
Gott ist ein Gott, der mich sieht, ein Gott, der mich erkannt hat. Das ist sehr wichtig, dass wir das nie vergessen.
Wenn ich bete, schaut Gott auf mich. Aber er schaut nicht nur aus der Distanz auf mich, sondern er blickt in mein Herz. Er weiß ganz genau, wie es mir geht.
Die Glaubensdynamik: Gott kennt mich – ich meide Ungerechtigkeit
Das Spannende daran ist, dass wir bereits mehrfach im Rahmen dieser Vorträge den Begriff Dynamik verwendet haben. Auf der einen Seite steht der feste Grund: Gott kennt die Seinen, er hat sie mit seinem Siegel versehen.
Man kann sich das wie eine Münze vorstellen: Auf der einen Seite steht „Gott kennt mich“. Auf der anderen Seite steht meine Reaktion darauf.
Jeder, der den Namen des Herrn nennt, soll sich von der Ungerechtigkeit fernhalten. Hier zeigt sich wieder die Dynamik des Glaubens. Auf der einen Seite steht das Wissen, dass Gott mich kennt. Auf der anderen Seite folgt daraus, dass ich mich fernhalte von Ungerechtigkeit.
Das liegt daran, dass ich erkannt bin, weil ich zu Gott gehöre und in einer Beziehung zu ihm stehe. Er hat mir einen Geist der Kraft gegeben und ein Fundament des Glaubens gelegt, auf dem ich stehe. Dieses Fundament wurde von Aposteln und Propheten gelegt. Es ist etwas, das meinem Leben Stabilität gibt.
Deshalb soll sich jeder von Ungerechtigkeit fernhalten. Wenn wir den Hintergrund betrachten, sehen wir Korach mit seiner Rotte. Er ist ein Bild für einen falschen Anführer. Er stellt sich hin und sagt: „Mose folgen, das braucht ihr nicht. Es gibt noch andere Möglichkeiten. Ich könnte zum Beispiel eine sein.“
Wir erkennen, dass das ähnlich ist wie in Ephesus. Dort kamen Leute und sagten: „Paulus und den Aposteln folgen? Vielleicht gibt es noch andere Möglichkeiten, das Wort Gottes auszulegen. Vielleicht kann man andere Schwerpunkte setzen. Vielleicht kann man die Glaubensdinge moderner verstehen und mehr am Zeitgeist ausrichten, damit wir uns besser in die Gesellschaft integrieren.“
So wie neben Mose Korach entsteht, so entstehen neben den Aposteln die Irrlehrer. Die entscheidende Frage ist: Wem folge ich?
Wenn ich das mit einbeziehe, gehört zur Dynamik des Glaubens, dass ich mich von der Ungerechtigkeit fernhalte – und zwar, weil ich jemand bin, der den Namen des Herrn genannt hat.
Den Namen des Herrn zu nennen bedeutet so viel wie: „Ich bekenne mich zum Herrn, ich gehöre zu ihm.“ Wenn mich jemand fragt: „Wer ist dein Herr?“, dann nenne ich den Namen Jesus.
Wenn ich Jesus zum Herrn erkläre, gehört dazu, dass ich nicht den Irrlehrern folge. Stattdessen folge ich denen, die das Fundament des Glaubens gelegt haben. In diesem Fall sind das Paulus und die Apostel beziehungsweise die Menschen, die in ihrem Auftrag die Gemeinde leiten und prägen.
Das sind Timotheus und hoffentlich heute gute Lehrer und Älteste, die genau das in der Gemeinde tun: Sie bewahren das Vorbild der guten Worte – ihr erinnert euch, das, was in der Bibel als apostolische Lehre steht – und predigen es in aller Einfalt und Wahrheit.
Das gilt es festzuhalten: Die Dynamik des Glaubens besteht auf der einen Seite aus dem Fundament „Gott kennt mich“ und auf der anderen Seite aus meiner Haltung, mich von jeder Form der Ungerechtigkeit fernzuhalten.
Abschluss und Ausblick
Das war es für heute. In der nächsten Episode wird diese Reihe fortgesetzt.
Mit dem regulären Podcast geht es am 14. November 2022 weiter. Viele alte Episoden sind ebenfalls in der App und in den meisten Podcast-Playern verfügbar.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.