Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 237
Die Bedeutung des beständigen Gebets
Vom Bitten, Suchen und Anklopfen
Wenn wir in der Bergpredigt weiterlesen, stellen wir fest, dass wir wieder beim Thema Gebet sind. Während wir beim Vaterunser ganz stark das „Was“ betont haben – also was wir beten sollen und welche Themenfelder in welcher Reihenfolge dran sind – geht es jetzt nicht ums „Was“, sondern ums „Wie“.
In Matthäus 7,7 heißt es: „Bittet, und es wird euch gegeben; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet.“ Die Begriffe bitten, suchen und klopfen stehen hier für unser Gebet.
Dabei ist die zugrunde liegende Zeitform so gewählt, dass sie das wiederkehrende, Dauerhafte und die Gewohnheit des Betens unterstreicht. Man könnte es auch so übersetzen: „Bittet immer wieder, sucht immer weiter, klopft immer wieder an.“
Wir merken schon, dass es hier um das Gebet als eine Gewohnheit geht, die unser Leben prägt. Eine Gewohnheit, die sich, wie wir gleich sehen werden, auf unsere Vorstellung von Gott gründet.
Gebet als Lebensgewohnheit und Beziehung zu Gott
Bleiben wir kurz beim Thema, etwas immer wieder zu tun. Paulus schreibt an die Thessalonicher: „Betet unablässig!“ Dabei weiß er natürlich, dass wir das nicht wortwörtlich in jedem Moment tun können. Praktisch ist es unmöglich, ständig zu beten. Während ich dieses Skript schreibe, kann ich nicht beten, weil ich mich auf den Text konzentrieren muss.
Dennoch gilt: Betet unablässig! Und auch: „Bittet, sucht, klopft an“ – immer wieder. Was das bedeutet, sehen wir bei Jesus. Er ist immer wieder allein mit Gott im Gebet. Gleichzeitig gewinnt man den Eindruck, dass er auch zwischen diesen Gebetszeiten eine lebendige Beziehung zu seinem Vater im Himmel pflegt.
Persönliches Gebet kann etwas formaler sein. Aber es kann auch Ausdruck einer Haltung sein, die sich quasi zwischen den Zeilen des Lebens abspielt: Momente des Gesprächs mit meinem Vater, die ungeplant entstehen und meine vertrauensvolle Abhängigkeit ausdrücken. Ebenso ist es der Gedanke, der mir plötzlich durch den Kopf schießt, etwa: „Herr, hilf mir!“ – ein Stossgebet.
Gebet will mehr sein als ein Ereignis, das einmal am Tag stattfindet, wenn ich nach den Vorgaben des Vaterunsers Gott meine Anliegen präsentiere. So wertvoll eine solche Zeit auch ist – ich bin fest davon überzeugt, dass wir jeden Tag solches Gebet brauchen.
Aber so wertvoll das geplante Gebet ist, so wertvoll sind auch die Stossgebete, Seufzer und kurzen Momente der Gemeinschaft mit meinem Vater im Himmel zwischendurch.
Die Verheißung des beständigen Gebets
Und auf dieser Haltung liegt eine großartige Verheißung. In Matthäus 7,7-8 heißt es: „Bittet, so wird euch gegeben; sucht, so werdet ihr finden; klopft an, so wird euch geöffnet. Denn jeder, der bittet, empfängt; und wer sucht, findet; und dem, der anklopft, wird geöffnet.“
Jakobus schreibt in seinem Brief: „Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet.“ So verrückt es klingt – Gott will gebeten werden. Er möchte uns mit aller Macht an sich binden. Deshalb hat er das Empfangen, das Finden und die geöffnete Tür mit dem Bitten, Suchen und Anklopfen verknüpft.
Wir sollen unser Leben nicht losgelöst von ihm leben, sondern in einer ständigen Abhängigkeit. Wenn der Herr Jesus ein Immanuel, ein „Gott mit uns“, ist, dann deshalb, weil er dieses Leben mit uns teilen will.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir geistliches Leben richtig verstehen. Ein Leben wird nicht allein dadurch geistlich, dass es ein paar geistliche Momente in den Tages- und Wochenplan integriert. Natürlich ist das auch wichtig. Wir brauchen solche geistlichen Fixpunkte, die uns Stabilität geben.
Man kann geistlich nicht von Stoßgebeten und den Losungen leben. Aber gleichzeitig bringen solche Fixpunkte wie eine tägliche Gebetszeit, ein Hauskreis und der Besuch des Gottesdienstes kein Leben hervor, das auf Gott ausgerichtet ist.
Beziehung zu Gott entsteht ganz stark dadurch, dass ich mir in jedem Moment seiner Gegenwart bewusst bin – aber eben nicht nur seiner grundsätzlichen Gegenwart, sondern seines Interesses an meinem Leben.
Die Praxis des geistlichen Lebens im Alltag
Gott möchte, dass ich aus der Reflexion meines Lebens in die Gemeinschaft mit ihm eintrete. Wenn ich eine Not habe, heißt es: Bittet, und es wird euch gegeben werden. Wenn ich eine Frage habe, sucht, und ihr werdet finden. Stehe ich vor einem Problem, klopft an, und es wird euch geöffnet werden.
Ich hoffe, ihr versteht, was ich meine. Es geht um das, was ich für mich den geistlichen Flow nenne. Ein Leben, das ich lebe, aber so nah an Gott dran, dass er mir im Bild gesprochen in jedem Moment zur Seite steht und über die Schulter schaut.
Gott ist da. Er will mir helfen, ich muss mich nur auf diese Art des bittenden Miteinanders einlassen. Frage: Was sollte mich davon abhalten? Die Antwort lautet, wie so oft, ein falsches Bild von Gott.
Mein Umgang mit Gott ist ein Spiegel meines Denkens über Gott und ein Leben, das sich in Autonomie verliert. Die Idee, dass ich erst mal alleine für das Gelingen meines Lebens verantwortlich bin, steht dahinter.
Hinter so einer Einstellung verbirgt sich auch ein Gottesbild, das in Gott eben nicht den liebenden, fürsorglichen Begleiter meines Lebens sieht. Gott ist schon irgendwie da, aber er ist nicht wirklich dabei.
Ein Gott, der eher zuschaut, wie ich mich im Leben schlage, als mir dabei hilft. Ein Gott, der wie ein Punkterichter am Rand steht und meine Performance beurteilt, aber nicht wirklich mit anpackt.
Gottes wahre Fürsorge im Gebet
Und genau dieses Bild von Gott möchte der Herr Jesus als falsch entlarven.
In Matthäus 7,9-10 heißt es: „Oder welcher Mensch ist unter euch, der, wenn sein Sohn ihn um ein Brot bittet, ihm einen Stein geben wird? Und wenn er um einen Fisch bittet, wird er ihm eine Schlange geben?“
Wenn ein Sohn um ein Brot bittet, bekommt er von seinen Eltern keinen Stein. Warum? Weil sie ihn lieben und wissen, was er braucht. Wenn er um einen Fisch bittet, erhält er keine Schlange – aus demselben Grund.
Nun die Übertragung in Matthäus 7,11: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten?“
Eigentlich ganz einfach: Wenn Menschen, die grundsätzlich nicht gut sind, weil die Sünde in ihnen wohnt, wissen, wie sie ihren Kindern gute Gaben geben, wie viel mehr wird dann euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten?
Eigentlich logisch, oder?
Die Konsequenz für den Lebensstil
Und was ist die Anwendung dieses Prinzips? Wenn Gott, weil er gut ist, mich beschenken will – sogar mehr als meine Eltern – und dabei dem Grundsatz folgt, dass er gebeten werden will, dann verteilt er nicht einfach das Füllhorn über alle.
Was wäre in diesem Fall ein zutiefst logischer Lebensstil? Welche Gewohnheit würde diesem Gottesbild entsprechen? Ganz klar: genau das, was Jesus uns empfiehlt.
In Matthäus 7,7 heißt es: Bittet, und es wird euch gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Frage stellen, wie du über Gott denkst und wie sich dein Denken in deinem geistlichen Leben widerspiegelt.
Schlusswort und Hinweis
Das war es für heute.
Gestern ist der YouTube-Kanal von Why Not gestartet. Ein erstes apologetisches Video für Jugendliche ist bereits online. Den Link findest du im Skript.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.