Einführung in das Bibelstudium: Die Bedeutung von Schlüsselwörtern
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wie gehen wir eigentlich vor, wenn wir studieren? Diese Frage betrifft nicht nur Prediger, sondern jeden Menschen, der die Bibel studiert. Wir beschäftigen uns ja viel damit, und dabei brauchen wir auch manchmal Anregungen, wie wir das am besten tun können.
Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, sich zu überlegen, welche Wörter eigentlich in einem Text vorkommen. Wenn in einem Brief bestimmte Wörter mehrfach auftauchen, kann das schon eine wertvolle Hilfe sein.
Als ich mich auf meine heutige Rede vorbereitete, habe ich mir genau das vorgenommen: Ich wollte herausfinden, wie oft bestimmte Wörter vorkommen. Dabei habe ich auch Vergleiche mit anderen Stellen angestellt. Ein Computerprogramm hat mir dabei geholfen, die Häufigkeit der Wörter zu ermitteln. Es hat die Vorkommen in verschiedenen Bibelbüchern verglichen und die prozentualen Anteile berechnet – also wie oft ein Wort hier vorkommt und wie oft in anderen Bibelbüchern.
Diese Ergebnisse möchte ich nun gerne zwischendurch vorstellen, weil ich festgestellt habe, dass ich das in meiner Einleitung etwas vernachlässigt habe.
Die Häufigkeit zentraler Begriffe im ersten Johannesbrief
Ich hatte bereits erwähnt, und ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe, dass das Wort „Gott“ sehr häufig im ersten Johannesbrief vorkommt. In diesen fünf Kapiteln nennt der Apostel Johannes „Gott“ insgesamt 62 Mal. Prozentual gesehen ist das der höchste Wert in der gesamten Bibel, also im Vergleich zu allen anderen Bibelbüchern. Wenn man die Anzahl des Wortes „Gott“ durch die Gesamtzahl der Wörter in einem Bibelbuch teilt, kommt das Wort im ersten Johannesbrief also prozentual viel häufiger vor als in den anderen Büchern.
Das ist sehr interessant, denn Gott ist Johannes offensichtlich sehr wichtig. Er möchte auch zeigen, dass Jesus Christus Gott ist. Manchmal ist beim Lesen zunächst nicht ganz klar, ob er von Gott dem Vater oder vom Sohn Gottes spricht. Das ist zum Beispiel am Ende von Kapitel 2 der Fall, wo die Unterscheidung nicht ganz eindeutig ist. Wir werden später noch darauf zurückkommen, aber ich möchte nur zeigen, dass Johannes hier betont, dass Jesus Christus Gott ist.
Wenn Johannes sagt, wir seien in Gott und Gott sei in uns, könnte er genauso gut sagen: Wir sind in Christus und Christus ist in uns. Diese Ausdrücke könnten fast austauschbar verwendet werden.
Das Wort „Sohn“ in Bezug auf Jesus Christus, also „der Sohn“, kommt ebenfalls prozentual am häufigsten im Neuen Testament im ersten Johannesbrief vor. Auch im zweiten Johannesbrief wird dieses Wort oft verwendet. Sowohl im ersten als auch im zweiten Johannesbrief ist das Thema „Sohn Gottes“ sehr präsent.
Ein weiterer wichtiger Ausdruck ist „aus Gott“. Johannes spricht davon, dass wir aus Gott geboren sind oder aus ihm stammen. Dieser Ausdruck „aus Gott“ kommt 17 Mal im ersten Johannesbrief vor. Das ist mehr als in jedem anderen Buch der Bibel, nicht nur prozentual, sondern auch absolut gezählt. Wenn man in jedem Buch der Bibel zählt, wie oft „aus Gott“ vorkommt – angefangen bei 1. Mose, dann in den Psalmen und so weiter – kommt man nirgends auf 17 Mal.
In diesem kurzen Brief erscheint der Ausdruck also außergewöhnlich oft. „Aus Gott geboren“ oder „aus ihm geboren“ kommt neunmal vor, und „aus Gott“ allein 17 Mal. Das ist viermal so häufig wie im Johannesevangelium, das an zweiter Stelle steht.
Ähnlich verhält es sich mit „aus Gott geboren“: Auch hier ist die Häufigkeit im ersten Johannesbrief viermal so hoch wie im Johannesevangelium.
Das Wort „geoffenbart“ oder „offenbaren“ kommt im ersten Johannesbrief neunmal vor. Auch das ist in keinem anderen Buch der Bibel so häufig, weder prozentual noch absolut gezählt. Es tritt doppelt so oft auf wie im Kolosserbrief, der an zweiter Stelle steht.
Das Wort „in ihm“ habe ich bereits erwähnt; es kommt 18 Mal vor. Auch hier ist die Häufigkeit im ersten Johannesbrief höher als in jedem anderen Buch der Bibel. Es ist doppelt so häufig wie im Johannesevangelium, das an zweiter Stelle steht.
Das Wort „bleiben“, das ihr untersucht und selbst studiert habt, kommt 23 Mal vor. Prozentual gesehen steht der erste Johannesbrief damit an zweiter Stelle, hinter dem zweiten Johannesbrief. Im zweiten Johannesbrief kommt „bleiben“ ebenfalls sehr oft vor, aber ansonsten ist die Häufigkeit im ersten Johannesbrief am höchsten.
Dann habe ich über „Licht“ und „Dunkelheit“ gesprochen. Das Wort „Licht“ kommt prozentual am häufigsten im Johannesbrief vor, und „Dunkelheit“ ebenfalls. „Licht“ erscheint sechsmal, „Dunkelheit“ siebenmal. Betrachtet man die gesamte Bibel, ist das prozentual der höchste Wert.
Zahlenmäßig kommt „Dunkelheit“ nur noch in den Psalmen häufiger vor: Dort achtmal, im ersten Johannesbrief siebenmal.
Das Wort „Liebe“ habe ich gestern erwähnt. Dabei habe ich einen Fehler gemacht: Ich sagte 48 Mal, korrekt sind 46 Mal. „Liebe“ oder „lieben“ kommt 46 Mal vor. Das ist nur noch im Johannesevangelium und in den Psalmen so oft der Fall, sonst nirgends.
Prozentual gesehen ist „Liebe“ im ersten Johannesbrief natürlich am häufigsten vertreten. Das Verb „lieben“ erscheint 28 Mal, das Hauptwort „Liebe“ 18 Mal. Das Hauptwort „Liebe“ kommt zahlenmäßig in keinem anderen Buch des Neuen Testaments häufiger vor als im ersten Johannesbrief. Achtzehnmal – das schafft nicht einmal das Johannesevangelium.
Ich möchte damit nur zeigen, wie wichtig die Liebe für Johannes ist. Er wird ja auch „der Apostel der Liebe“ genannt. So wie Paulus der Apostel des Glaubens ist, ist Johannes der Apostel der Liebe. Mir fehlt noch Petrus, der Apostel der Hoffnung. Das sind die drei: Glaube, Hoffnung, Liebe. Paulus steht für den Glauben, Petrus für die Hoffnung und Johannes für die Liebe. Diese drei sind die wichtigsten Apostel, die am meisten Anteil am Neuen Testament haben – neben Lukas.
Der Ausdruck „Gebote halten“ kommt siebenmal vor. In keinem anderen Buch der Bibel ist das so häufig. „Gebote halten“ wird fünfmal öfter erwähnt als im Buch, das an zweiter Stelle steht. Die „Gebote“ insgesamt kommen 14 Mal vor. Auch das ist der höchste Wert aller Bücher des Neuen Testaments.
Das Wort „Sünde“ und „sündigen“ kommt 27 Mal vor, prozentual am meisten im gesamten Neuen Testament. Das Verb „sündigen“ erscheint zahlenmäßig am häufigsten im Neuen Testament ebenfalls im ersten Johannesbrief. Kein anderes Buch des Neuen Testaments verwendet „sündigen“ öfter als zehnmal. Hier steht es zehnmal, „Sünde“ siebenmal, also insgesamt 27 Mal. Das Thema ist also sehr präsent.
Auch das Thema „Lüge“ und „Lügner“ kommt prozentual am meisten in diesem Buch vor, nämlich achtmal.
Das Wort „Welt“ kommt 23 Mal vor. Stellen Sie sich das vor: Nur im Johannesevangelium kommt „Welt“ noch häufiger vor. Im Johannesevangelium ist die Häufigkeit höher, aber im ersten Johannesbrief steht „Welt“ 23 Mal, was prozentual am höchsten Wert in der Bibel darstellt.
Das Wort „überwinden“ kommt sechsmal vor und steht damit an zweiter Stelle, hinter der Offenbarung, wo es noch häufiger vorkommt. Prozentual ist die Häufigkeit im ersten Johannesbrief am höchsten, zahlenmäßig an zweiter Stelle.
Das Wort „Antichristus“ kommt nur in den Johannesbriefen vor, nämlich im ersten und zweiten Johannesbrief. Sonst kommt „Antichristus“ in keinem anderen Buch der Bibel vor. Wusstet ihr das? Nur Johannes spricht vom Antichristus. Dieses Wort verwenden wir oft, aber Paulus verwendet es nicht einmal. Im ersten Johannesbrief taucht „Antichristus“ dreimal auf, im zweiten Johannesbrief einmal.
Thematische Schwerpunkte und Auslassungen im ersten Johannesbrief
Also, wenn man sich diese häufigen Wörter anschaut, merkt man, dass es wirklich um grundlegende Themen der Heiligen Schrift, der biblischen Lehre geht.
Auffallend ist, welche Wörter nicht vorkommen. Kein einziges Mal erscheinen die Wörter Herr, Jünger oder König. Auch Königreich wird nicht erwähnt, ebenso wenig wie Gnade oder Friede. Das ist nicht sein Thema.
Das Wort Gemeinde kommt ebenfalls nicht vor. Das heißt jedoch nicht, dass der Brief nicht an die Gemeinde gerichtet ist. Ich möchte nur sagen, dass dies nicht das Thema ist, das hier behandelt wird.
Das Thema ist nicht die Herrschaft Jesu Christi, sondern das Leben Christi, das in uns ist. Das ist ihm wichtig. Christus ist unser Leben. Dass Christus unser Herr ist, findet man im Johannesevangelium und anderen Schriften. Dass er König ist, kommt im Johannesevangelium und in der Offenbarung vor, aber nicht hier, in diesem Brief.
Dann gibt es viele Gegensatzpaare. Wenn man die Bibel studiert, insbesondere den Johannesbrief, merkt man: Licht und Finsternis, Wahrheit und Lüge, aus Gott und aus dem Teufel oder aus dem Bösen, Kinder Gottes und Kinder des Teufels, Gerechtigkeit und Sünde, Liebe und Hass.
Er stellt diese Gegensätze immer gegenüber. Also noch einmal: Licht und Dunkelheit, Wahrheit und Lüge, aus Gott und aus dem Bösen, Kinder Gottes und Kinder des Teufels, Gerechtigkeit und Sünde, Liebe und Hass.
Er spricht schwarz-weiß. Es geht viel um Erkenntnis, darum zu erkennen, wer Gottes Kinder sind und wer nicht.
Methodische Hinweise zum Bibelstudium
Wenn wir also die Bibel studieren, ist es hilfreich, sich zunächst zu überlegen, wie oft bestimmte Wörter vorkommen. Man kann die Wörter zählen oder während des Lesens mit Farben markieren. Zum Beispiel könnte man das Wort „Glaube“ immer grün markieren, „Liebe“ immer rot und „Himmel“ oder „Hoffnung“ immer blau. So fällt einem schnell auf, welche Themen dem Text besonders wichtig sind.
Dieses Vorgehen ist ein gutes Mittel, um an ein Buch heranzugehen.
Als nächstes sollte man den Gedankengang des Buches betrachten. Man liest das Buch mehrmals durch und überlegt, wie die Gedanken aufgebaut sind. Bei Johannes ist das manchmal etwas schwieriger, aber nicht unmöglich. Bei anderen Autoren, wie Paulus, ist es oft leichter, den Gedankengang zu erkennen.
Auch hier zeigt sich, dass es oft um die Gemeinschaft mit Gott, in Gott und in Christus geht. Dabei stellt sich die Frage, wer dazugehört und wer nicht. Was bedeutet Gemeinschaft mit ihm und was nicht? Solche Überlegungen sind wichtige Gedanken beim Bibelstudium.
Wenn man den groben Gedankengang erkannt hat, also sieht, dass der Autor erstens dies, zweitens das und drittens jenes meint, hilft das enorm beim Verständnis des Textes.
Praktische Tipps zum Notieren und Ordnen von Bibelstudienergebnissen
Was ich außerdem mache, wenn ich die Bibel studiere, ist Folgendes: Ich lese und bete immer wieder. Denn ohne Gebet geht es nicht. Wir müssen den Herrn bitten, dass er uns etwas zeigt. Immer wieder sage ich: Herr, was ist hier? Was willst du sagen? Was ist die Botschaft?
Beim Lesen mache ich mir Notizen, wenn mir etwas auffällt. Das habe ich von Professor Janssen gelernt. Er hatte immer Zettel in allen möglichen Formaten. Ich habe mich entschieden, nur ein Format zu verwenden. Ich habe festgestellt, dass A6 ein sehr gutes Format ist. Es ist handlich und nicht zu groß, sodass man die Zettel in die Bibel legen kann. Außerdem passen sie gut in eine Kartei oder eine Schublade, wo man sie nacheinander aufstellen kann.
Was mache ich mit diesen Zetteln? Ich notiere zu jedem Vers einen Zettel – immer nur einen Vers pro Zettel. Sonst entsteht Durcheinander. Warum? Mir kommt manchmal ein Gedanke, und ich schreibe ihn auf. Zum Beispiel: Wir sind gerade bei 1. Johannes 2,3. Dort habe ich einen Gedanken, den ich aufschreibe und dann ablege. Später, beim Weiterlesen, fällt mir vielleicht zu 1. Johannes 4,3 noch etwas ein. So sammeln sich mit der Zeit viele Zettel an.
Vielleicht sitzt man einmal in einer Predigt, und der Prediger erwähnt 1. Johannes 2,3 und sagt etwas Wichtiges dazu. Dann notiere ich das auf einen Zettel mit 1. Johannes 2,3. Wenn es viel ist, schreibe ich mehr auf, aber immer nur zu diesem einen Vers. Diese Zettel kommen später in meine Schublade zum Johannesbrief. So sammeln sich viele Zettel zum 1. Johannesbrief.
Auf diese Weise kann ich Gedanken, die andere gesagt haben oder die ich selbst erkannt habe, sammeln. Wenn ich den 1. Johannesbrief dann noch einmal studiere, nehme ich alle Zettel heraus und sortiere sie nach der richtigen Reihenfolge. Da ich für jeden Vers nur ein Blatt habe, ist das leicht zu sortieren. Sonst müsste ich Blätter zerschneiden oder neu schreiben, was Zeitverlust bedeutet.
Die Zettel bewahre ich in einer Schublade auf. Man braucht aber gar keine Schublade; man kann sie auch einfach hintereinander stapeln. So passen locker 2000 bis 3000 Zettel zusammen. Das ist ein wirklich empfehlenswertes System. Ich mache das seit etwa 15 Jahren und bereue, nicht schon vor 30 Jahren damit angefangen zu haben. Früher hatte ich immer ein Chaos mit lauter Mitschriften von Predigten. Was macht man dann? Man verstaut sie irgendwo, und später findet man sie nicht mehr. Dann hat jemand einmal über Matthäus 18 gepredigt, aber man weiß nicht mehr, wo die Notizen sind. Das habe ich mal irgendwo mitgeschrieben oder in ein Tagebuch eingetragen, aber es hilft nicht mehr.
Jetzt ist Matthäus 18 sortiert. Ich brauche nur Matthäus 18, und die Karteikarte liegt bereit. Bei mir beginnt die Kartei mit Matthäus und endet mit Offenbarung. So habe ich Matthäus 18 gleich zur Hand. Das ist sehr praktisch. Man muss kein Prediger sein, aber wenn man Gedanken sammelt, sollte man sie geordnet sammeln. Sonst passiert es beim nächsten Umzug, dass alles weggeworfen wird, weil es keinen Sinn mehr macht. Man liest es nicht mehr durch, und es ist vorbei.
Jetzt ist alles sortiert, und ich habe es griffbereit. Wenn ich möchte, kann ich die Zettel später in den Computer eingeben, wenn ich Zeit habe. Wenn nicht, bleiben sie auf den Zetteln, und man kann auch daraus predigen.
Das wollte ich nur so zwischendurch zum Bibelstudium sagen. Natürlich dürfen wir auch gebrauchen, was andere schon gesagt oder gelehrt haben. Manchmal hilft das, manchmal nicht. Zum Beispiel lese ich Kommentare. Ich wollte eine Gliederung für den Johannesbrief finden, aber viele Kommentare haben mir nicht geholfen. Ich hatte schon früher einiges gesammelt, das war wertvoll. Viele Kommentare sind klug, aber bieten keine wirkliche Gliederung.
Gestern im Zug habe ich einen ganz alten Kommentar gelesen – von Lange. Das ist eine Ausgabe eines umfangreichen Bibelwerks. Im Neuen Testament sind es fünf dicke Bände, im Alten Testament weiß ich nicht genau, wie viele. Ich habe das auch im Computer, weil jemand das alles abfotografiert und ins Internet gestellt hat. Allerdings ist es in alter deutscher Schrift, die nicht jeder gerne liest. Trotzdem sind darin viele wertvolle Gedanken und Hilfen zu finden. Nicht alles, aber vieles sehr wertvoll.
Der Autor war ein evangelischer Theologe. Der 1. Johannesbrief stammt von Braune, einem katholisch-evangelischen Theologen. Bei Themen wie der Taufe muss ich vorsichtig sein, denn seine Gedanken dazu sind eigenwillig. Aber wenn er andere Gedankengänge aufzeigt, sind sie sehr kostbar. Man muss sich das Wichtigste herausnehmen – das Wertvolle. Das darf man ruhig verwenden.
Heutzutage ist das mit dem Computer sehr gut. Früher musste man solche Kommentare teuer kaufen. Heute kann man sie kostenlos aus dem Internet herunterladen. Das ist eine große Hilfe. Nur mal so am Rande.
Einstieg in die Auslegung: Kapitel 2, Vers 3 – Gemeinschaft und Existenz im Licht
Jetzt gehen wir zum Text und schauen uns diesen genauer an. Wenn wir unser Gliederungsblatt zur Hand nehmen, sind wir bei Kapitel 2, Vers 3, das hier als römisch I, III angegeben ist: Existenz im Licht oder in der Dunkelheit.
Ich wiederhole ein wenig aus dem, was wir heute Vormittag besprochen haben. Wir haben gesehen, dass es um Gemeinschaft mit Gott oder um den Wandel in der Dunkelheit geht. Das war im Arabisch 2, Kapitel 1, Vers 6 bis Kapitel 2, Vers 2. Dort ging es um die Frage: Gemeinschaft mit Gott oder Wandel in der Dunkelheit. Es wurden einige Hindernisse für die Gemeinschaft mit Gott aufgezeigt.
Wenn man ein solches Studium macht, sollte man sich auch persönliche Fragen stellen. Das ist dann die Anwendung, und diese darf man beim Bibelstudium nicht vergessen. Hier wäre zum Beispiel eine Frage: Was könnte ein möglicher Grund dafür sein, dass meine Gemeinschaft mit Christen nicht so wertvoll und gewinnbringend ist, wie sie sein sollte? Man kann viel Gemeinschaft verbringen und doch nicht viel davon haben. Was kann der Grund dafür sein?
Man muss sich selbst einfach Fragen stellen: Ist es so, dass meine Liebesbeziehung zum Herrn Jesus Christus mangelhaft ist? Ist es, dass ich zu wenig mit ihm spreche, mit dem Vater oder mit dem Sohn? Gibt es vielleicht Sünde in meinem Leben, die ich nicht zugeben möchte? Oder spiele ich vielleicht Verstecken, weil ich meinen Geschwistern misstraue?
Jedenfalls sollten Sie sich Gedanken darüber machen. Es ist wichtig, dass wir viel Zeit mit Gott verbringen. Natürlich gibt es viele Konkurrenten in unserer Freizeit. Es gibt Zeiten, die sowieso mit Beruf ausgefüllt sind, und da kann ich keine Zeit für die Bibel verwenden. Aber es gibt auch Zeiten der Freizeit, und diese sind oft sehr wertvoll.
Diese Zeit verbringen wir manchmal mit dem Computer oder mit dem Internet oder mit anderen Dingen, und dann vergessen wir die Zeit. Der Computer, vor allem das Internet, ist so, dass die Zeit ungefähr zehnmal so schnell vergeht wie sonst. Man schaut auf die Uhr und fragt sich: Wo sind die drei Stunden hin? Drei Stunden sind weg, und man dachte, es wären nur fünfzehn Minuten.
Das geht so schnell, weil das Medium einen einfängt. Es fängt einen ein, man wird abgelenkt, und das eine führt zum anderen. Das ist natürlich eine große Konkurrenz zu Gottes Wort, zumal man manchmal auch sagen kann: Es ist ja wichtig, ich habe auch etwas Gutes im Internet gefunden. Hin und wieder findet man ja auch etwas Gutes im Internet. Es ist nicht nur Böses oder nur Zweitrangiges.
Aber man muss schon sehr lange suchen, bis man etwas wirklich Gutes findet. Oder man weiß es und hat ganz gezielte Internetseiten, bei denen man weiß, dass man sich dort etwas Gutes holen kann. Aber ich sage nur: Die Gefahr ist da, dass uns etwas anderes abzieht. Da muss man sich disziplinieren und sagen: Nein, ich nehme mir jetzt Zeit mit Gott, mit seinem Wort. Dann wird es lebendig, wenn wir viel Zeit damit verbringen.
Echte Gemeinschaft unter Christen besteht in dem Maße, in dem der einzelne Gläubige Gemeinschaft mit Gott hat. Wer aus der Gemeinschaft mit Gott kommt, hat auch Gemeinschaft mit anderen Geschwistern.
Persönliche Reflexion und geistliche Praxis
Wie gut kenne ich den Herrn? Wir sollten uns einige Fragen stellen: Wie gut kenne ich den Herrn? Wie ist meine Beziehung zu Gott? Ist sie so, wie ich ihn kennen möchte, oder möchte ich ihn noch besser kennenlernen? Dann darf man darum beten.
Ist mein Leben geprägt von Erfahrungen mit Gott? Habe ich Gebetserhörungen, oder muss ich lange suchen, bis ich meine letzte Gebetserhörung finde? Wann war meine letzte Gebetserhörung? Heute?
Wie geht es mir in der stillen Zeit am Morgen? Was mache ich, wenn ich die Bibel lese? Man muss sich wirklich Zeit nehmen. Fünf Minuten reichen nicht aus. Man muss regelmäßig und beständig Zeit einplanen und darüber nachdenken, wie man das, was man liest, im eigenen Leben anwenden kann.
In Jesaja 50 heißt es: Der Herr hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, die Zunge eines Jüngers, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen mein Ohr, damit ich höre, wie Jünger hören. Der Herr möchte also unser Ohr wecken, als ob es noch länger schlafen möchte.
Dann will uns der Herr ein bisschen an den Ohren nehmen. In Österreich sagt man „an den Ohren beiteln“, in Deutschland eher „schütteln“. Bin ich ein Hörer und ein Täter des Wortes?
Oft ist es so, dass wenn ich meine Zeit mit Gott zu wenig genutzt habe, ich in eine Situation komme, in der jemand mich braucht, und ich habe kein Wort für ihn. Ich kann ihm nicht wirklich helfen. Der Herr hat mir ein Ohr gegeben, damit ich höre, wie Jünger hören, und damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten (Jesaja 50,4).
Wer nicht gehorcht, der vergisst. Wenn man etwas erkennt, etwas in der Bibel liest, aber nichts dagegen tut, vergisst man es wieder. Wer Täter des Wortes ist und nicht nur Hörer, der ist wie jemand, der in den Spiegel schaut. Wenn man den Spiegel verlässt, vergisst man schnell, wie man aussah oder was man ändern wollte.
Das Wort Gottes ist wie ein Spiegel. Wenn man etwas sieht, das weg muss, aber dann vom Spiegel weggeht, ist es schnell vergessen. Das Vergessen ist wie ein Leck im Dach: Wenn es regnet, tropft es und man weiß, dass man reparieren muss. Wenn es trocken ist, denkt man nicht daran. Doch beim nächsten Regen tropft es wieder, und man erinnert sich: Da war etwas zu reparieren.
Wir müssen das Wort also anwenden. So weit erst einmal ein paar Gedanken.
Auslegung von Kapitel 2, Vers 3-5: Existenz im Licht oder in der Dunkelheit
Gut, jetzt gehen wir aber weiter. Kapitel 2, Vers 3: Existenz im Licht oder in der Dunkelheit. Hier geht es nicht um Gemeinschaft, sondern um Existenz, um das Sein oder Nichtsein.
Was ist das Kennzeichen von Sein oder Nichtsein? Wer ist in der Finsternis, und wer ist im Licht?
Noch etwas zum Bibelstudium: In den Versen, die jetzt folgen, lesen wir dreimal „wer sagt“. In Vers 4 heißt es: „Wer sagt, ich habe ihn kennen gelernt und hält seine Gebote nicht, ist ein Lügner.“ In Vers 6: „Wer sagt, er bleibe oder weile in ihm, der ist es schuldig, auch selbst so zu wandeln, wie er wandelte.“ Und in Vers 9: „Wer sagt, er sei im Licht und hasst seinen Bruder, der ist bis jetzt in der Dunkelheit.“
Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Licht. Also dreimal dieses „Wer sagt“ oder „Wer das behauptet“. Wenn man die Bibel liest, merkt man: Das wiederholt sich. Solche Wiederholungen hatten wir schon vorher in Kapitel 1.
Wie war das? Wie hieß die Wiederholung in Kapitel 1? Was hat er da dreimal wiederholt? Wenn wir sagen – und da ist ein Unterschied – was ist der Unterschied zwischen Kapitel 1 und Kapitel 2?
In Kapitel 1 schließt er sich selbst ein, also „wir“, persönlich, „wir“. Wenn wir sagen, wenn wir sagen, wenn wir sagen – Vers 6, Vers 8, Vers 10 in Kapitel 1 – dann geht es um uns. Er selbst ist auch dabei, es geht um Christen.
Aber in Kapitel 2, Vers 4, Vers 6 und Vers 9, da ist es allgemeiner: „Wer sagt“, „wer das sagt“, „wer das sagt“ und „wer das behauptet“, der ist noch in der Finsternis, der ist in Dunkelheit usw.
Das heißt, hier geht es darum, woran wir merken, dass wir ihn kennen. Woran merkt man, dass jemand Gott kennt und jemand Gott nicht kennt?
In Kapitel 1 ging es darum: Habe ich Gemeinschaft mit ihm oder nicht? Und das kann mir als Christ passieren, dass ich einmal Gemeinschaft habe mit ihm und einmal nicht.
Aber in Kapitel 2 geht es um das Sein oder Nichtsein, wer ist drinnen, wer ist draußen.
An diesem Zeichen merken wir, dass wir ihn kennengelernt haben – wir, die Gläubigen. Wir merken, dass wir ihn kennengelernt haben und kennen, wenn wir seine Gebote halten.
Wer sagt – und jetzt sagt er nicht mehr „wir“ – „Ich habe ihn kennengelernt“ oder „Ich kenne ihn“ und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner. In diesem ist die Wahrheit nicht.
Aber wer irgend sein Wort hält, in diesem ist wahrlich die Liebe Gottes zum Ziel gekommen.
Bedeutung des Kennenlernens und des Gebotehaltens
Der Ausdruck „kennenlernen“ wird in Vers drei und auch in Vers vier verwendet. Es ist ein Ausdruck, den der Verfasser benutzt, so wie wir auch sagen: „Kennst du den Herrn?“ Wir fragen manchmal einen Freund: „Kennst du Jesus? Hast du ihn kennengelernt?“ Er verwendet diesen Ausdruck für den Zeitpunkt unserer Heilswende, also unserer Bekehrung und Wiedergeburt, unserer großen Wende im Leben.
Vorher waren wir verloren, jetzt sind wir gerettet. Dazwischen liegt eine Wende, die wir Bekehrung nennen. Das Halten der Gebote ist ein Zeichen für diejenigen, die ihn kennengelernt haben. Es ist unmöglich, dass jemand, der nicht wiedergeboren ist, die Gebote Gottes dauerhaft halten kann. Die Voraussetzung, um die Gebote halten zu können, ist, dass man das neue Leben hat.
Es heißt nicht – und Johannes lehrt es auch nicht so wie die katholische Kirche –, dass man durch das Halten der Gebote Christ wird. Das steht nicht so da. Er sagt nicht, dass man durch das Halten der Gebote den Herrn Jesus kennenlernt. Nein, nur durch den Glauben an den Herrn Jesus, nur durch Gnade wird man gerettet und kann den Herrn kennenlernen.
Aber wenn man den Herrn kennengelernt hat, dann hat man die Kraft, die Gebote Gottes zu halten. Das Wort „Gebote halten“ bedeutet übrigens bewahren, behalten und tun. Die Gebote muss man zuerst einmal bewahren, damit man sie kennt und im Gedächtnis behält. Dann muss man sie auch umsetzen. In dem Wort steckt also beides: die Gebote im Herzen und im Kopf bewahren und sie dann tun.
Auch wenn man versagt hat, soll man die Gebote noch hochhalten. Wie tut man das? Was heißt es, die Gebote Gottes hochzuhalten, nachdem man versagt hat? Man stellt sich dazu und sagt: „Herr, deine Gebote gelten, und ich habe gesündigt.“ Dann bekennt man die Sünde, tut Buße und kehrt um. Dadurch bewahrt man die Gebote, hält sie hoch und achtet darauf, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten.
Wenn man die Sünde nicht bekennt, sondern sie leichtfertig übersieht, hält man die Gebote nicht. Dann sind sie einem egal. An diesem Verhalten erkennt man, ob man ihn kennengelernt hat.
Steht bei euch in euren Übersetzungen in Vers drei am Anfang auch ein „und“? Das ist wichtig. Ich möchte hier ein paar Gedanken zum Bibellesen einfließen lassen: Wenn ein Wort wie „und“ da steht, ist es wichtig. Im Deutschen nennt man „und“ ein Bindewort. Ein Bindewort verbindet etwas. Auch „den“, „auch“ und „aber“ sind Bindewörter, die Sätze verbinden.
Wenn ein Satz mit „und“ beginnt, muss man überlegen: Was wurde vorher gesagt? Dann geht man zurück und liest Vers 2 nochmal. Der fängt auch mit „und“ an. Also liest man noch Vers 1:
„Meine Kinder, das schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, einen Gerechten, der die Sühnung für unsere Sünden ist, aber nicht nur für unsere, sondern auch für die ganze Welt.“
Vers 1, 2 und 3 hängen zusammen. Wer die Sühnung durch Jesus Christus, durch sein Blut, erfahren hat, hört auf zu sündigen. Das schreibt Johannes, damit wir nicht sündigen. Der Herr Jesus ist gerade deshalb gekommen, damit wir nicht sündigen. Deshalb hat er die Sühnung für uns und die ganze Welt vollbracht.
Wer den Herrn Jesus kennengelernt hat, wer die Sühnung durch das Blut Jesu Christi erfahren hat, hört auf mit dem Ungehorsam und bringt Frucht. Wer den Gerechten kennengelernt hat, wird im praktischen Leben Frucht bringen und gerecht handeln.
Paulus und Johannes schreiben, dass wir nicht sündigen sollen. An diesem Verhalten erkennen wir, dass wir Christ geworden sind und ihn kennengelernt haben. Wenn wir kein Ergebnis in unserem Leben sehen, haben wir ihn nicht wirklich kennengelernt.
Wenn jemand sagt, er habe ihn kennengelernt, aber seine Gebote nicht hält, dann hat er ihn nicht wirklich kennengelernt. Dann sagt er eine Unwahrheit – vielleicht unbewusst –, aber trotzdem ist es eine Lüge. Er ist ein Lügner, und in einem solchen Menschen ist die Wahrheit nicht.
Wenn die Wahrheit nicht in jemand ist, was ist dann in ihm? Es geht hier um Schwarz-Weiß, um „draußen“ oder „nicht draußen“, um „kennst du ihn oder nicht“. Die Verbindung zeigt ganz klar: Es geht um die Auswirkungen der Umkehr, um das neue Leben, das sich darin zeigt, dass wir seine Gebote halten.
Egal, welche Religion jemand hat – wer seine Gebote nicht hält, in dem ist die Wahrheit nicht. Er glaubt eine Lüge und tut eine Falschaussage. Vielleicht nicht bewusst, aber es ist trotzdem falsch. Egal, wie religiös dieser Mensch ist.
In einem solchen Menschen ist nicht die Wahrheit. Die Wahrheit ist in Jesus Christus. Jesus Christus ist die Wahrheit. Solch ein Mensch ist also kein Christ.
Aber wer sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes zum Ziel gekommen.
Das Ziel der Liebe Gottes und die Bedeutung des Wortes „Gebot“
Wer irgend sein Wort hält, dessen Wort ist parallel zu welchem anderen Ausdruck, den wir vorher hatten? Zu Gebot. Das hilft uns zu verstehen, was ein Gebot ist. Was ist ein Gebot? Was sind seine Gebote?
In Vers drei sind sie seine Gebote, und in Vers vier sind sie sein Wort. Also, was sind seine Gebote? Manche meinen, das sind die zehn Gebote aus 2. Mose 20. Was sagt ihr? Sein Wort ist das, was Jesus uns gesagt hat. Sein Wort ist seine Lehre, das sind seine Aufträge. Herr Jesus hat ja sehr viel zu den Jüngern gesagt, oder? Das ist sein Wort, das sind seine Gebote.
Und wer irgend sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes zum Ziel gekommen. Was war denn das Ziel der Liebe Gottes? Was war das Ziel? Gott hat uns geliebt. Bitte? Gemeinschaft. Eine echte Gemeinschaft mit den Menschen herzustellen, das wollte er.
Die Liebe Gottes hat ihr Ziel erreicht, wenn einer zum Glauben gekommen ist und Jesus Christus kennengelernt hat. Dann hat Gott sein Ziel erreicht. Und jetzt sieht man ein Ergebnis in dem Menschen. Das heißt, er tut das Wort Gottes, er hält das Wort Gottes, er hält sich daran.
Das heißt nicht, dass er perfekt ist, aber er hält sich daran. Sollte er sündigen, darf er umkehren, Buße tun, seine Sünden bekennen und so weiter. Dann haben wir einen, der für unsere Sünden sühnt und uns weiterhilft.
Kennenlernen ist also synonym zu „Die Liebe Gottes ist zum Ziel gekommen“. Gott hatte das Ziel mit den Menschen, dass sie Gemeinschaft mit ihm haben, in ihm sind und er in ihnen. Das ist das Ziel. In diesem ist wahrlich die Liebe Gottes zur Vollendung oder zum Ziel gekommen.
Ich weiß nicht, wie das bei euch übersetzt wird. Manche haben „indem die Liebe Gottes vollendet“. Das Wort kann so übersetzt werden, es ist nicht falsch, aber es ist doch besser, wenn wir daran denken, dass das eigentliche Wort teleo ja „zum Ziel kommen“ bedeutet. Telos ist das Ziel.
Das kann schon auch verwendet werden für Vollkommenheit oder für Vollendung, aber hier passt „Vollendung“ schlecht. Es passt viel besser „das Ziel“. Gott hatte ja ein Ziel mit dem Menschen. Zum Ziel ist also die Liebe Gottes gekommen, wenn wir bekehrt sind. Deshalb hat er ja den Herrn Jesus gesandt.
Er liebt uns, bis wir ganz am Ziel angekommen sind, im Himmel, in der Herrlichkeit, dort, wo er uns haben möchte.
Abschluss und Pause
Gibt es Fragen zu den Versen bis Vers vier, Vers fünf oder zu den Versen drei bis fünf? Sind dazu noch Fragen offen?
Gut, dann machen wir hier eine Pause. Wie lange die Pause dauert, können wir flexibel gestalten. Vielleicht bis fünf nach zwei.
