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Lebenskräfte einer Gemeinde

12.09.1999Kolosser 1,3-13

Nach dieser schönen Urlaubs- und Ferienzeit freue ich mich, dass wir wieder zusammen sind. Auch mit den zwei Gottesdiensten haben wir wieder mehr Raum.

Wenn wir zusammenkommen, geht es immer nur um eins. So steht es auch: So beherrschend.

Im Mittelpunkt des Kolosserbriefs, den wir in den nächsten Sonntagen in den Mittelpunkt unserer Gottesdienste stellen, steht, dass wir in Jesus Christus verwurzelt sind. In Christus liegen alle Schätze verborgen. Dort finden sich Weisheit und Erkenntnis.

Beginn mit Lobpreis und Gebet

Wir wollen miteinander singen: "Gott des Himmels und der Erde" (Lied Nr. 445). Das Lied stammt von Heinrich Albert, der ein Vetter, also ein Cousin, von Heinrich Schütz war. Heinrich Albert wollte gerne Musik studieren. Wie es manchmal Eltern mit ihren Kindern falsch machen, haben sie ihm das verboten und gesagt: „Du musst Jura studieren.“ Daraufhin ist er ausgebüxt.

Er ging nach Königsberg, das zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine Insel des Friedens inmitten der schrecklichen Schlachten und des Mordens war. Dort eroberte er rasch die Stelle des Domkantors. Zusammen mit Freunden, zu denen auch der berühmte Dichter Simon Dach gehörte, versammelte er sich in einem kleinen Garten am Pregel, dem Wasserlauf von Königsberg. Dieses Gärtlein hatte Heinrich Albert angelegt.

Sie nannten sich in diesem Kreis „die zum Sterben Beflissenen“. Der Dreißigjährige Krieg war jedem von ihnen sehr bewusst. Trotzdem dichteten sie fröhliche Lieder miteinander. Dieses Lied ist ein gedichteter Morgensegen Martin Luthers, den wir nachher auch noch gemeinsam beten wollen.

Wir singen nun das Lied Nr. 445, Verse 1 bis 5.

Oh, danke! Was war? Was vor? Ja. Was war der h? Was ja was? Ja. Ne was? Was Tschüss. Was wir wollen beten? Du lieber, treuer, unbarmherziger himmlischer Vater: Wir können dir nur danken, auch für die herrlichen Eindrücke der zurückliegenden Ferientage.

Wie wunderbar beschenkst du uns, und wie herrlich hast du die Welt geschaffen! Wir preisen dich für die Schönheit deiner Werke, deine Güte und deine Liebe. Ja, wir machen so viel und klagen so viel. Vergebung für diese Undankbarkeit wollen wir an diesem Morgen dir bringen. Wir preisen und loben dich.

Wir brauchen deinen Schutz und deine Bewahrung, nicht nur vor der Todesmacht, sondern auch vor den Versuchungen, die uns von dir wegziehen. Herr, gib, dass wir heute Morgen hören können auf dein Wort und dass wir deinem Wort gehorsam sind, es umsetzen und Frieden finden in unserem Leben.

In der Verwirrung, in der wir oft stehen, in der Unklarheit – weißt du, es geschieht, dass du mit jedem von uns heute Morgen reden kannst. Wir wollen bei dir abladen: Schuld, Versäumnisse und Unrecht. Und dir danken, dass du vollständig vergibst und heilst.

Wir wollen in der Stille dir alles bringen, was uns bewegt. Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Amen.

Schlagen Sie bitte in Ihrem Gesangbuch Seite 1202 auf, den Morgensegen von Luther wollen wir noch gemeinsam beten. Seite 1202, von der dritten Zeile ab, links oben.

Wir wollen miteinander sprechen:
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,
dass du mich diese Nacht vor allem Schaden und Gefahr behütet hast.
Ich bitte dich, du wolltest mich diesen Tag auch behüten vor Sünden und vor allem Übel,
dass dir all mein Tun und Leben gefallen.

Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles, in deine Hände.
Dein heiliger Engel sei mit mir,
dass der böse Feind keine Macht an mir findet. Amen.

Einführung in den Kolosserbrief und Gemeindegrüße

639 Kommt, atmet auf, ihr sollt leben. 639.

Daher möchte ich jetzt mit Ihnen noch einen Abschnitt aus dem Kolosserbrief ganz am Ende lesen. Das ist nicht Bibel, sondern Seite 241, Kolosser 4, Vers 7 und die folgenden.

Die Gemeinde von Kolossä lag im fruchtbaren Lykostal an der Mündung, wo es in das Meerertal hineingeht, ganz in der Nähe von Pamukkale. Die Gemeinde Hierapolis wird von Touristen immer wieder besucht. Auch Laodizea ist bekannt, ebenso das Theater und andere Gebäude, die sichtbar sind. Kolossä, Hierapolis und Laodizea liegen ganz nah beieinander – das Dreigestirn.

Die Gemeinde wurde nicht von Paulus gegründet, sondern von einem Mitarbeiter aus Ephesus, dem Epaphras. Deshalb wird er immer wieder erwähnt. Epaphras ist der abgeschliffene Name, der von Aphrodite stammt.

Wir sehen auch schon aus den Grüßen einiges, was man ableiten kann, wie es um die Gemeinde steht. Es wird euch alles tüchtig aus berichten der liebe Bruder und treue Diener und Knecht in dem Herrn, den ich darum zu euch sende, dass ihr erfahrt, wie es uns ergeht und damit er eure Herzen tröstet.

Es war immer eine große Missionsmannschaft bei Paulus. Das haben viele sicher gar nicht im Kopf. Paulus hat nie allein gewirkt. Aus der Gemeinschaft heraus war er stark. Er war nur Bruder unter Brüdern und Schwestern. Ich hoffe, dass Sie alle das kennen, dass Sie hineingebettet sind in eine Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, in der Sie miteinander auch Korrektur haben und Ermutigung finden.

Mit ihm sende ich Onesimus, den treuen und lieben Bruder, der einer von euch ist. Alles, wie es hier steht, werden sie euch berichten. Das war so ein großer Austausch.

Fragen wir: Wo war Paulus? Es ist ein Brief, der deutlicher als andere im Gefängnis geschrieben wurde. Da dürfen die Theologen knobeln. Die einen sagen, es war Ephesus, die anderen sagen Rom, und die Dritten – zu denen gehöre ich – sagen natürlich Cäsarea bei der zweijährigen Gefangenschaft des Paulus. Da war auch Lukas dabei.

Wir wissen aus der römischen Gefangenschaft des Paulus nichts. Lukas hat uns erzählt, dass er bei Paulus war, also das war nur in Cäsarea der Fall. Aber wie gesagt, da kann man sich tüchtig streiten. Das sind die einzigen Stellen in der Bibel, die nicht bis zum Letzten festgelegt sind, damit man auch noch ein bisschen grübeln kann.

Es grüßt euch Aristarichus, mein Mitgefangener, und Markus, Johannes Markus, der einmal ausgefallen war, weil er Angst bekam, der Vetter des Barnabas. Seinetwegen habt ihr schon Weisungen empfangen: Wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf.

Und Jesus? War ja damals ein gebräuchlicher Name, mit dem Beinamen Justus. Von den Juden sind diese allein meine Mitarbeiter im Reich Gottes, und sie sind mir ein Trost geworden.

Es grüßt euch Epaphras, der einer von den euren ist, ja natürlich, weil er der Leiter und Gründer der Gemeinde von Kolossä war. Er ist ein Knecht Christi Jesu, der alle Zeit in seinen Gebeten für euch ringt, damit ihr feststeht, vollkommen und erfüllt mit allem, was Gottes Wille ist.

Ich bezeuge ihm, dass er viel Mühe hat um euch und um die in Laodizea und Hierapolis.

Hierapolis ist die Stadt, die oben direkt bei den warmen Quellen von Pamukkale liegt.

Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas grüßt die Brüder in Laodizea und Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause.

Das gab es schon in der Urchristenheit, dass Frauen in der Gemeinde Jesu eine führende Bedeutung haben. Das kann man sich heute kaum noch vorstellen.

Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea gelesen wird und dass ihr auch den Brief von Laodizea lest.

Sagt dem Archippus: Sieh auf das Amt, das du empfangen hast im Herrn, dass du es erfüllst.

Mein Gruß mit meiner Hand, gedenkt meiner Fesseln. Die Gnade sei mit euch.

Und wir singen ein Lied von der Gemeinde. Gerhard Tersteegen hat uns das schöne Lied geschenkt: 252 Jesu, der du bist alleine Haupt und König der Gemeinde, die ersten drei Verse und den siebten.

Was? Ja ja. O. Was war ein? Daher a.

Die Lebenskräfte einer Gemeinde im Kolosserbrief

Wir lesen jetzt aus dem ersten Kapitel des Kolosserbriefs, von Vers 3 bis 14, Seite 238.

Von den Lebenskräften einer Gemeinde – so beginnt Paulus hier in seinem Brief an die Kolosser. Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von eurem Glauben an Christus Jesus gehört und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt.

Das geschieht um der Hoffnung willen, die für euch im Himmel bereit ist. Von ihr habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist. Dieses Evangelium bringt in aller Welt Frucht und wächst auch bei euch von dem Tag an, an dem ihr es gehört und die Kinder Gottes in der Wahrheit erkannt habt.

So habt ihr das gelernt von Epaphras. Nun wisst ihr, dass er der Evangelist und Gemeindegründer war – unser lieber Mitknecht, der ein treuer Diener Christi für euch ist. Paulus sagt, das könnt ihr beobachten. Er nennt ihn seinen Untergebenen, seinen Mitbruder und Knecht Jesu Christi – die richtige Benennung.

Epaphras hat uns auch von eurer Liebe im Geist berichtet. Darum hören wir von dem Tag an, an dem wir davon erfahren haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht.

Damit ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallen, Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes. Außerdem sollt ihr gestärkt werden mit aller Kraft durch seine herrliche Macht.

Paulus sagt nicht nur zu viel Erfolg oder zu imposantes Wirken, sondern er fordert zu aller Geduld und Langmut auf. Mit Freuden dankt er dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht.

Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes, in dem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.

Gemeinde als größeres Weltwunder

Vom Altertum. Kennen wir noch die sieben Weltwunder? Können Sie sie zusammenbekommen? Natürlich gehören die Pyramiden dazu, die hängenden Gärten der Semiramis und der Artemis-Tempel von Ephesus. Dann wird es schwieriger: der Koloss von Rhodos, der Leuchtturm von Alexandria.

Paulus sagt: Gibt es ein noch größeres Weltwunder? Ein noch größeres Weltwunder als diese technischen Glanzleistungen? Ja, das ist eine Gemeinde. Wie das? Sie wissen es am besten, wenn Sie in einer gottlosen Umgebung leben. Viele Menschen kommen aus Orten, wo es kein Leben gibt, kein geistliches Leben. Wie kann man Gemeinde bilden? Wie kann man Gemeinde lebendig machen?

Da können Sie alles probieren – Sie schaffen es nicht. Natürlich schaffen wir alle es, Leute einzuladen. Wir gehen mit dem Gemeindebrief in die Häuser, setzen Veranstaltungen an, laden ein, bemühen uns und bereiten uns vor. Aber wir können keine Gemeinde machen. Das Problem ist: Wir können nur dort, wo Gemeinde schon da ist, ein wenig ordnen, uns ein wenig bemühen und einsetzen.

Wenn Sie gleichgültige, gottlose Menschen haben, probieren Sie es doch mal: Machen Sie Gemeinde! Das ist die Krise Europas, unseres gottlosen Europas. Wir merken plötzlich, dass es mit der Gemeinde immer weniger wird. Es gibt keine geistliche Entwicklung mehr, kein Wachstum.

Was habe ich als Rezept angeboten? Wenn wir ein wenig mehr in den Formen verändern? Wissen Sie, das ist auch nur wieder eine Kostümierung. Man stellt einen witzigen Moderator vorne hin, eine Band oder irgendetwas anderes, um zu verändern. Man ahmt die Welt ein wenig nach, denkt, man richtet eine Disco ein, dann kommen die Leute. Aber so wird keine Gemeinde geschaffen.

Wie kann ich überhaupt eine Gemeinde gründen? Wie entsteht eine Gemeinde? Wie kann man das machen? Heute haben wir in unserem Jahrhundert Berichte in großer Zahl: In Nepal gab es vor 50 Jahren keine Christengemeinde, heute versammeln sich hunderttausend Menschen am Sonntagmorgen. Wie ist das gegangen? Da war kein Geld nötig, kein Plan, nichts Strukturiertes.

Doch, wie viele Gemeinden sind in China entstanden, ohne dass Menschen geplant oder organisiert tätig waren? Oder schauen Sie nach Kirgisien, nach Zentralasien überhaupt. Denken Sie an die Indianer in Amerika. Dort hatten sie einige Missionare, aber die erzählen immer wieder, dass es ganz plötzlich und unerwartet kam und sie eigentlich nur dabei standen.

Wie geht das? Wie in den Tagen der Apostel, dass Gott wirkt, schnell schafft und seine Gemeinde baut? Ein Wunder, ein Weltwunder, dass es überhaupt dazu kommt, dass Gemeinde sich sammelt, dass es Gemeinde gibt. Wir nehmen das ganz selbstverständlich hin.

Gemeinde entsteht allein in Gottes Macht

Ich habe vier Punkte, der erste Punkt steht allein in Gottes Macht. Gemeinde entsteht, Gemeinde erwacht zum Leben, allein in Gottes Macht.

Jetzt könnte man sagen: „Dann kann ich ja überhaupt nichts machen, kann ich mich in den Schoß legen?“ Nein, stopp! Wir können etwas tun – das, was der Apostel auch getan hat: im Gebet ringen, um Erweckungen und um Neuerungen, damit Gemeinde wird.

In diesem Brief wird erzählt, wie Paulus spät betet. Wissen Sie noch aus Ihrem Leben, dass Sie mit Beten einen ganz weiten Aktionsradius haben? Ohne Gebet ist der Aktionsradius, trotz aller schönen Sprüche, stark eingeschränkt. Sie können zwar noch etwas tun, wie Briefkasten leeren oder Auto fahren, aber die geistlichen Wirkungen sind alle abgeschnitten. Ohne Gebet läuft nichts mehr, weil Gott allein der Urheber des Lebens der Gemeinde ist.

Jetzt fragen Sie vielleicht: Warum sterben Gemeinden bei uns in Europa ab? Weil wir nicht darum bitten, weil wir nicht darum ringen. Gott allein kann es tun.

Bei der Gemeinde in Kolossä gab es schreckliche Missstände, auf die wir in den nächsten Predigten eingehen werden. Dort wurden schreckliche Kompromisse mit Esoterik gemacht, furchtbar viel falsche Ordnungen eingeführt, Elemente wurden verehrt, Gesetze, Feiertage und Ordnungen eingeführt. Dazu kamen noch Gesetze aus dem Judentum – eigentlich ein verrückter Mix, ein religiöser Mischmasch, den man den Leuten auf den Hals gelegt hat.

Paulus fängt in der Gemeinde aber nicht zuerst mit Schimpfen an – das wäre nötig gewesen, wie man im Kapitel 2 sieht. Stattdessen beginnt er damit, das Wunder festzuhalten, dass es überhaupt in diesem gottlosen Kolossä zu dem Wunder kam, dass Gott eine Gemeinde zusammengerufen und gegründet hat.

Wenn ich das immer sehe, werde ich immer wieder gepackt. Ich weiß nicht, ob Sie das auch kennen: Dieses Erleben, wenn man die Nahtstelle merkt, an der Gott sichtbar in unserer Welt handelt. In den letzten Wochen habe ich das erlebt, was kurz durch die Mitarbeiter im Waldheim hier geschenkt wurde – unsere Gemeinde hat sich nur freuen können, jeder einzelne, von der Küche bis zum Gruppenleiter und darüber hinaus im Zeltlager, im Hauskreis.

Ich bin im wilden Westen aufgewachsen und kenne das von dort, aber das bewegt mich durch und durch. Da könnte ich losheulen, wenn ich das sehe. Da ist ein Kreis, und da sitzen sie über den Dächern von Stuttgart und lesen miteinander in der Bibel.

Ich bin doch in diesen Häusern im Stuttgarter Westen Treppauf, Treppab gelaufen, habe ein Jugendhaus initiiert. Und da sitzen sie nun: die Ergotherapeutin, der Banker, der Ingenieur, die Narkoseschwester vom Katharinenhospital und viele mehr. Das ist Gemeinde – das ist eine Wirklichkeit, die ich nicht erklären kann.

Vielleicht wussten Sie das gar nicht, obwohl Sie heute hier im Gottesdienst sitzen: Gemeinde ist so ein großes Wunder, dass Gott Menschen zusammenfügt. Auf der anderen Seite erleben wir es auch anders: Da läuten die Glocken, aber es versammelt sich keine Gemeinde. Da ist noch Geld auf dem Konto, aber es geschieht nichts mehr. Da tut Gott nichts durch Menschen hindurch.

Was ist denn Gemeinde? Es gibt immer wieder einen stark kirchenkritischen Schatz, den Sie kennen: Gemeinde gibt es nur, wo einzelne Menschen mit Christus im Glauben verbunden sind. Wo sie im Vertrauen mit Jesus handeln und leben, wo sie sein Wort hören, wo sie beten. Wo das nicht mehr da ist, gibt es keine Gemeinde und keine Kirche mehr – auch wenn man alle Namen, Ordnungen und Traditionen hochhält.

Gemeinde lebt aus der persönlichen Verbindung der einzelnen Glieder, und diese Verbindung treibt sie wieder zusammen. Sie brauchen einander. Paulus schreibt: „Ich habe von eurem Glauben gehört.“ Was ist Glauben? Das ist nicht einfach nur eine Wahrheit, sondern eine Verbindung mit Christus. Glaube ist eine Lebensform.

So wie die Astronauten im Weltall, die eine Nabelschnur haben, die sie mit dem Versorgungszentrum in der Raumkapsel verbindet, so ist Glaube die Lebensverbindung mit Christus. Haben Sie diese Lebensverbindung, dann lebt Gemeinde.

Dazu gehört noch die tätige Liebe. Glaube ohne tätige Liebe ist tot. Es drängt einen, den Menschen die erfahrene Liebe Gottes weiterzugeben. Und dann noch die Hoffnung, die Perspektive, die man hat: Ja, ich habe Zukunft, Mut und Freude. Ich gehöre nicht zu den Miesmachern, sondern ich weiß, dass Gott eine große Planung hat.

Ich darf mein Leben in die Zukunft der jungen Leute hineinleben. Es ist nicht so, wie manche erzählen. Geht fröhlich vorwärts an der Hand eures Herrn – ihr habt eine Zukunft.

Gemeinde – jeder, der hineinkommt, spürt etwas von diesem Glauben, von der Liebe und von der Hoffnung.

Also steht allein in Gottes Macht, eine Gemeinde ins Leben zu rufen.

Das Geheimnis des Gemeindebaus

Zweiter Punkt: Was ist das Wichtigste beim Gemeindebau?

Was ist wichtig beim Gemeindebau? Heute kann man kaum eine christliche Zeitschrift aufschlagen, ohne dass zahlreiche Kongresse zum Gemeinwohl angeboten werden. Eigentlich müsste alles blühen. Es gibt viele Bücher, und auch viele Menschen, die gar nicht in der Gemeinde tätig sind, schreiben über den Gemeindeaufbau. Sie meinen, sie hätten das beste Wissen über Kindererziehung und Gemeindeaufbau.

Das Thema ist also sehr aktuell, und es werden viele Rezepte angegeben, was man tun muss. Ich werde nicht alle aufzählen. Es gibt zahlreiche Rezepte, doch in drei Jahren denkt niemand mehr an die heutigen und dann werden wieder neue erfunden. Aber in der Bibel steht es anders. Dort gibt es überhaupt kein Rezept zum Gemeindeaufbau.

Die äußeren Fragen werden in der Bibel sogar sehr nebensächlich behandelt. Vielleicht haben Sie schon gehört: „Wir müssen uns wieder in den Wohnungen versammeln.“ Manche ziehen daraus sofort eine Lehre, dass man sich nur in Wohnungen versammeln dürfe. Aber die Bibel macht keine Lehre daraus. Die Gemeinde von Philippi ist am Wasser entstanden. Jetzt kommt sicher die Theorie: „Wir müssen alle ins Wasser gehen, so wie der Gemeindeaufbau in Philippi, dann werden wir wachsen.“

Das Äußere war doch nie das Entscheidende. Es ist alles möglich, sogar der Musikstil. Warum nicht mit einer Band, wenn man junge Leute gewinnen möchte? Das ist unwichtig. Die nebensächlichen Dinge dürfen nicht in den Mittelpunkt gerückt werden.

Was ist also das Entscheidende? Wovon lebt eine Gemeinde? Schauen Sie in der Bibel, die sagt es ganz klar: Glaube, Hoffnung, Liebe. Ihr habt das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium. Hat man heute Theologen gefragt, würden sie sagen: „Ja, man müsste bloß die Bibel lesen, dann wird die Gemeinde lebendiger.“ Das ist das Geheimnis.

Heute Morgen habe ich den Monolog eines Herrn Schwarz gehört – das war schrecklich. Aber sie haben das Wort der Wahrheit. Es ist immer nur so weit wir das Wort der Wahrheit austeilen, dass Gott Gemeinde erwecken kann.

Für jeden Hauskreis ist die Kernfrage: Schwätzen wir nur über das Wort oder empfinden wir es als ein Wort der Wahrheit, das uns zurechtweist? Das Wort ist autoritär. Es hat für uns etwas zu sagen. Wir nehmen es zur Kenntnis und sagen: „Amen, ja, ich will es lernen.“ Es ist ein Wort, das zum Gehorsam zwingt, nicht ein unverbindliches Wort, über das man hinterher nur reden kann.

Das Wort der Wahrheit, das Evangelium, ist das Wort der Wahrheit. Heute hören wir das in einer Zeit der Bibelkritik. Aber das wissen Sie: Das Wort der Bibel hat sich über alle Einwände der letzten hundert Jahre einfach hinweggesetzt. Wieder wurden Gemeinden gebaut, als das Wort der Wahrheit eine Gemeinde erreichte und sagte: „Dein Wort ist wahr und trügt nicht, Herr.“

Wir erleben und erfahren, dass das Wort mir hilft. Dieses Wort reißt mir den Horizont auf. Durch die Dunkelheit meines Lebens sehe ich meinen Weg und kann freudig gehen. Das Austeilen des Wortes Gottes ist das Kennzeichen. Das Wort ist Wahrheit, also nicht bloß, dass man über irgendwelche Themen predigt, sondern ob wir die großen Zusagen und Verheißungen Gottes wieder hören und verkündigen.

Natürlich können wir uns auch vorstellen, dass heute zwanzig Leute reden, und wir könnten es sogar viel schöner machen. Aber es geht immer um den Kernpunkt: Dass das Wort der Wahrheit ausgeteilt wird. Das entscheidet über Überleben oder Sterben einer Gemeinde.

Und wo das geschieht – in Mitarbeiterkreisen, auf Jugendreisen, wo das Wort der Wahrheit in der Freizeit und in Hauskreisen lebt – ja, das schafft Gemeinde. Das sagt auch Paulus: So war es bei euch in Kolossä. Es kam zum Glauben, es kam zur tätigen Liebe, es kam zur Hoffnung, weil das Wort der Wahrheit durch den Apostel Paulus ausgeteilt wurde.

Und dieses Wort schafft Frucht. Das ist ein komisches Wort: „schafft etwas“. Jesus beschreibt das so eindrücklich im Gleichnis vom Samenkorn auf dem vierfachen Ackerfeld. Das Samenkorn wird ausgesät und bringt hundertfach Frucht.

Das Wort Gottes wirkt. Es hat keinen Sinn, in einer Gemeinde zu fordern: „Ihr müsst das und das tun.“ In Wirklichkeit ist es so schön: Wo das Wort der Wahrheit ausgeteilt wird, da entstehen Taten, weil das Wort Gottes wirksam und tätig ist.

„Zeige deine Wortkraft an uns armen Wesen!“ hat ein Mann gedichtet, der mit schwer erziehbaren Jugendlichen gearbeitet hat. „Zeige, wie es neu schafft, Kranke macht genesen, Jesus, deinen Allmächtigen, fortfahren zu wirken, bis wir ganz genesen.“

Das ist schön: Wenn ein junger Mensch heute seine tägliche stille Zeit im Wort Gottes lebt, dann treibt das ihn an und verändert ihn.

Gestern habe ich von einem Mann gelesen, der jahrelang im Sklavenhandel tätig war und sich dann bekehrt hat. Er fuhr nicht mehr mit Sklavenschiffen. Plötzlich sagte er: „Das kann doch nicht wahr sein!“ und litt unter den Ketten, obwohl der Handel damals noch legal in Indien war.

Er war der Erste, der das merkte und sagte: „Schluss mit dem Ganzen!“ Er war wach geworden unter dem Wort Gottes und hat für Gerechtigkeit empfunden – eine Frucht des Wortes Gottes.

Persönliche Lebensgeschichte als Beispiel für die Kraft des Wortes

In unserem Gesangbuch haben wir Lieder und Verse. Diese stehen oft durcheinander, mal drunter, mal drüber.

Arno Pötzsch, Anfang des Jahrhunderts geboren, hatte eine sehr schwere Jugend. Er kam aus ganz einfachen Verhältnissen. Sein Wunsch war es, Zeichenlehrer zu werden, denn er war ein musischer Mensch. Doch weil er sehr oft krank war, konnte er diesen Beruf nicht ergreifen. Außerdem hatte er kein Geld.

Dann arbeitete er in einer Granatenfabrik. Als junger Mann im Ersten Weltkrieg war ihm das Leid groß. Er konnte es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, tödliche Geschosse herzustellen. Deshalb meldete er sich freiwillig zur Marine. Danach kam die Revolution.

In Deutschland zerbrach alles: Das Geld war nichts mehr wert, es gab keine Heimat mehr. Arno Pötzsch versuchte sogar, Selbstmord zu begehen. So sah sein Leben aus.

Dann traf er einen Freund, der ihm riet: „Geh mal für vier Wochen in ein Heim.“ Dort bekam er eine christliche Adresse. Diese Einrichtung brauchte Helfer für ihre Erziehungsarbeit.

Arno war sehr im Zweifel. Er hatte eigentlich keine Lust, zu Christen zu gehen. Er lehnte alles ab. Doch er war so träge geworden, dass er schließlich doch hinging. Aus den vier Wochen wurden vier Jahre. Diese Zeit wurde seine stärkste Lebensphase, geprägt durch das Leben in der Gemeinschaft von gläubigen Christen.

Das Wort Gottes wirkte in ihm. Es wäre schlimm gewesen, wenn damals jemand mit einem Schraubenzieher oder Vorschlaghammer gekommen wäre, um ihn zu „bekehren“, wie manche meinen. Nein, das Wort wirkte still und langsam in Arno Pötzsch.

Später wurde er ein Prediger des Wortes und schenkte uns wunderbare Lieder und Verse. Das zeigt die Kraft der Gemeinschaft. Ich freue mich immer wieder, wenn so etwas in unserem Gottesdienst geschieht.

Es ist schlimm, wenn es Zwischenrufe gibt. Aber es ist gut, wenn auch kritische Menschen dabei sind, die sich empören. Das Wort wird sie prägen, verändern und Neues schaffen.

Die größte Evangelisation in Europa geschieht durch gläubige Gemeinden an ihrem Ort. Dadurch, dass das Wort verkündigt wird und Christen morgens wieder ausschwärmen, um an vielen Plätzen und in verschiedenen Aufgaben Zeugnis abzulegen. So ist Christus gegenwärtig durch das Wort der Wahrheit.

Mir selbst ist Ähnliches bei einem Krankenbesuch passiert. Vor einer Operation besuchte ich jemanden, der sagte: „Nicht eine Mitpatientin hat für mich gebetet.“ Er fügte hinzu: „Ich glaube auch, dass das hilft. Ich drücke nämlich immer den Daumen.“

Das ist wunderbar. Bei solchen Gelegenheiten geschieht das. Man kann nicht nur den Daumen drücken, sondern darf wissen: Gott ist da. Ihr Leben ruht in seiner Hand. Gott ist nicht gleichgültig, was morgen die Operateure tun. Man darf seine Sorgen bei Gott ablegen.

Das durfte ich im Caterina-Spital bezeugen, und Sie dürfen es ebenfalls tun. Das ist Gemeinde. Wir kommen vom Wort der Wahrheit und sind in die Welt gestellt als Zeugen Gottes, um ihn zu verkünden.

Die fortwährende Umkehr als Lebensaufgabe

Was sollen wir jetzt tun?
Dritter Punkt: Was sollen wir jetzt tun?

Sie wissen ja, wenn man, so wie ich, bald 30 Jahre sonntags immer nur Predigten gehört hat, dann denkt man schnell: „Wir wissen doch schon, was kommt. Du machst doch sowieso immer Jesus lieb.“ Liebe Schwestern und Brüder, liebe Freunde, nichts anderes ist wichtig als die fortwährende Umkehr – und die brauchen wir alle bitter nötig.

In Jesus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. Christen sollen in ihm verwurzelt sein. Ich selbst wünsche mir, noch viel tiefer in Jesus verwurzelt zu sein. Wird das, was von mir kommt, sowieso keinen Wert haben? Aber das, was von Christus kommt, das, was Christus durch mich wirkt, hat Wert.

Paulus sagt: „Ich bete für euch in Kolossä, dass ihr erfüllt werdet.“ Womit? Mit Christus. Ich kenne keine andere Fülle als die in Christus. Es gibt keine anderen Christenleben, die mehr zu bieten hätten. Manche suchen immer nach anderen Füllungen, doch die Fülle haben wir in Christus – und nichts darüber hinaus. Im Kolosserbrief ist die Botschaft kein bisschen anders, nirgendwo sonst kann ich das fühlen oder finden.

Also lasst euch doch von ihm erfüllen! Womit? Mit der Erkenntnis seines Willens. Das brauchen wir. Ich selbst weiß oft nicht, was recht und gut ist in den Entscheidungen meines Lebens. Besonders junge Leute müssen oft Entscheidungen treffen. Ich wünsche euch, dass Christus euch die Erkenntnis seines Willens schenkt.

Dazu muss man erleuchtet sein, um die richtigen Entscheidungen im Alltag zu treffen. Wenn ihr Mütter seid und mit Kindern umgeht, fragt ihr euch: Was ist richtig? Wie handle ich richtig? Herr, gib mir die Erkenntnis deines Willens! Ich möchte nicht nur von meinem eigenen Denken ausgehen, sondern erfüllt sein von deinem Willen.

Christus soll in uns regieren mit aller geistlichen Weisheit und Einsicht. Da müssen wir noch viel lernen. Die fleischliche und angeborene Weisheit, die auf Intelligenz beruht, reicht nicht aus. Ich wünsche mir viel mehr geistliche Weisheit. Dazu braucht man Stille.

Denn ich kann die Führung Gottes nur in der Stille erkennen, wenn ich auf sein Wort höre. Nicht die zufälligen Umstände meines Lebens sollen mich leiten, sondern ich will wissen, wo du mich führst. Also: Was ist jetzt dran, Herr? Ich will still werden und von dir lernen.

Viele Menschen sind liebenswürdig und wollen alles für Gott geben. Doch das führt oft zu Verkrampfungen und zu viel falschem Aktionismus. Deshalb ist es jetzt so wichtig, dass ich höre und sage: Herr, ich will dir allein gefallen.

Ich habe ein wenig Sorge, weil viele Menschen fast zwangsläufig so leben, dass sie anderen gefallen wollen. Sie leben demonstrativ: „Ich möchte den Menschen imponieren“, „Ich möchte meinen Nachbarn beeindrucken“, „Ich will mein Christsein zeigen.“ Leben Sie nicht so verkrampft! Leben Sie so, dass Sie Gott gefallen – würdig und zum Wohlgefallen des Herrn.

Wissen Sie, gerade das ist es, was in unserer Welt andere anzieht. Gehen Sie raus aus der Verkrampfung! Leben Sie in der Freude Ihres Herrn Jesus, der Sie liebt. So wächst Gemeinde, so geht sie weiter – mit Menschen.

Wer sich mit diesen Fragen vertraut macht, merkt oft, dass zwischen dem Dienst, den ich nach außen tue, und meiner Gebetsstille unterschieden wird. Ich halte diese Trennung für völlig töricht. Aus der Gebetsstille wird dann oft eine formelle Andacht mit allen weihevollen Bezügen und Ordnungen. Man setzt sich möglichst noch im Chor eines Kirchengebäudes nieder und sagt: „Das ist unsere Andacht.“ Und dann geht man wieder in die Welt.

Nein! Wir sind doch in der Welt! Sie leben doch in ihrem Beruf, in ihrem Alltag, und dort möchten Sie Ihrem Herrn gefallen. Ich will meinen Gott anbeten – nicht nur eine halbe Stunde Lobpreis in einer Kirchenversammlung. Ein ganzes Leben soll ein Lobpreis Gottes sein.

Ich will ihm dienen, solange ich lebe – mit meinen Gliedmaßen, mit allem, was ich habe und tue. Meinem Herrn dienen. Und dann wird der Herr Frucht schaffen und wachsen lassen.

So war es bei den Menschen in Kolossä, die mit Christus lebten. Und das wurde ein Zeugnis für die Welt.

Die ungeahnten Chancen einer Gemeinde in schwieriger Umgebung

Und noch ein letzter Punkt: die ungeahnten Chancen einer Gemeinde – die ungeahnten Chancen, die Gemeinde von Kolosse hat.

Diese Gemeinde lebt in einer gottlosen Umgebung. Sie konnten sich gar nicht vorstellen, was für eine Religionsvermischung das ist. Damals war im Vorderen Orient der Hellenismus verbreitet. Es gab ganz wilde Erlebnisreligionen. Müssen wir auch Erlebnisreligion machen? Nein, es heißt: Lasst uns Christus verkündigen.

Aber er sagt: Kennt eure Chance! Was ist eure Chance? Nicht nur, wenn wir hier und jetzt etwas tun, sondern er redet von der großen, wunderbaren Sache, dass wir gestärkt werden – mit aller Kraft, zu aller Geduld und langem Mut.

Die Gemeinde hat immer gelebt, mit Blick auf die große Ewigkeit. Sie ließ sich nie irritieren, auch nicht von Zeiten der Verfolgung oder vom Widerstand. Wir werden gestärkt, geduldig und langmütig zu sein und den großen Atem zu haben.

Ein großer Prediger hat einmal gesagt: „Bei uns ist gerade mau mit der Jugendarbeit, aber wir machen Kinderarbeit.“ Dann mach doch weiter! Nutze die Chance, die Gott dir gibt, und freue dich fröhlich weiter. Freue dich, wenn dir Gott eine Tür öffnet, ein Wunder von ihm geschieht. In Geduld und Langmut wird er uns immer genug Aufgaben stellen.

Und dann wisst doch, dass ihr berufen seid, dass ihr tüchtig geworden seid, tüchtig gemacht. Ihr seid tüchtige Leute. Warum seid ihr tüchtig? Nicht weil ihr euch selbst dafür haltet, sondern weil Gott euch tüchtig gemacht hat – zum Erbteil der Heiligen nämlich. Gott hat euch tüchtig gemacht.

So wie diese jungen Leute vom Hauskreis, die mich in den Ferien so gefreut haben. Die hatten Mitarbeiter oder waren irgendwo gut eingebunden. Gott hat uns tüchtig gemacht, weil er uns errettet hat aus dem Machtbereich der Finsternis. Findet ihr nicht auch, dass wir herausgeholt wurden?

Mir gefällt immer so der Morgensegen von Luther, wenn wir ganz demütig beten: „Herr, bewahre mich davor, dass der böse Feind keine Macht an mir findet.“ Keiner von uns ist davor gewappnet, dass der böse Feind ihn nicht zu Fall bringt. Täglich vielfach sind wir so klein und so schwach.

Herr, Du hast uns aus dem Machtbereich der Finsternis herausgeholt. Ich möchte alle bitten, die in ihrem Leben kämpfen – sei es mit schlimmen Fantasien im Kopf oder mit dem Kampf gegen den Geiz in ihrem Leben – sie müssen einmal aus dem Machtbereich der Finsternis heraustreten. Das Bekenntnis in der Gegenwart Jesu ablegen und sagen: „Es tut mir leid, Sünde, ich will loslegen und dir dienen.“

Wir sind tüchtig gemacht. Eine Gemeinde ist von Gott tüchtig gemacht zum Dienst. Ich bin kein ****, sondern durch die Vergebung Jesu ein heiliges Werkzeug Gottes.

Darum gibt es Gemeinden in der Welt – das ist ein großes Weltwunder, dass es Gemeinde gibt. Und dass Gott in diesen Tagen auch in unserem Land, in unserer Stadt wieder viel schaffen will durch sie.

Wir sind ja im Frühjahr auf den Hügel von Kolosse gegangen. Das wusste ich nicht: Es gibt dort einen Schutzbügel. Wissen Sie, warum? Alle, die in die Türkei reisen wollen, sollten das wissen. Im Jahr 60, also kurz nach dieser Zeit, gab es ein schreckliches Erdbeben. Seitdem ist Kolosse verschüttet und nicht mehr ausgegraben.

Man geht heute oben auf den Scherben – und das berührt einen schon. Da war einmal eine Gemeinde. Ach ja, so geht es auch: Das vergeht alles, was uns heute beschäftigt – die Zeit, die Politik, die Wirtschaft, die Wahlen oder was uns gerade erregt. Das Autorennen von Monza, eure beruflichen Sachen, euer Leben – all das wird vergehen.

Aber wichtig wird sein, ob Gemeinde da war. Ob Gemeinde Gottes da war, die Gott gemacht hat. Ob er uns tüchtig gemacht hat, damit wir die Erlösung haben, die Vergebung, damit Gott uns gebrauchen kann zum Bau seines Reiches. Dass wir ihm dienen mit der Hingabe unseres Lebens.

Dann singen wir: Der Herr ist gut, in dessen Dienst wir stehen (Lied 631, Strophen 4 und 5).

Ja, so ist es. Guten Tag. Oh – was? Oh, geben? Ja, hallo. Oh, wir wollen beten.

Schlussgebet und Gemeindemitteilungen

Lieber Herr, wir danken dir für das Wunder deiner Gemeinde und dafür, dass wir in deiner Gemeinde schon so viel Segen empfangen haben – durch unzählige Menschen von den Kindertagen an.

Wir haben diese Gemeinde oft verachtet. Doch es ist wunderbar, dass du das Licht noch nicht ausgelöscht hast. Du hilfst uns, deine Gemeinde nicht zu zerstören, sondern dass sie wachsen kann in all ihren vielfältigen Ausformungen. Wir wollen nicht strukturieren, was du in der Vielfalt geschaffen hast. So viele Pflanzen hast du geschaffen, Vielfalt in den Kreaturen, und auch eine Vielfalt in den Bildern deiner Gemeinde.

Danke auch für diese Städte und für die vielen, die hier helfen und mitarbeiten, und die mit ihren Gaben dienen. Segne unsere Liebe, wenn wir sie weitergeben, und dass sie ankommt – auch jetzt, wenn die Gemeindebriefe hinausgehen, aber auch unsere Sendungen in die fernsten Gebiete unserer Welt. Du kannst daraus Frucht wirken lassen. Lass geschehen, dass dein Wort, das wir hören, nicht bloß in unseren Ohren verweilt, sondern bleibende Frucht schafft, hervorbringt und neues Leben erweckt.

Erwecke du deine Gemeinde in unserer Stadt und in unserem Land. Gib deinem Wort wieder diese Kraft, dass es durchdringt und Menschen erreicht, dass viele überführt werden. Gib auch uns das Geschick, wenn wir in den nächsten Tagen mit anderen Menschen sprechen. Gib uns das Geschick, dass du durch uns reden kannst zu deinem Lob.

Lass uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Wir haben den neuen Gemeindebrief drüben. Ich bin so dankbar, dass so viele vom Gemeindedienst uns mithelfen. Nehmen Sie bitte die Mappen drüben mit, und wenn Sie es noch nicht getan haben, auch dieses kleine Geschenk. Das Geschenk gilt auch für die vom Begrüßungsdienst, von der Mesnervertretung und vom Jugendmitarbeiterkreis. Dort wurde es bekannt gegeben, und da waren sie plötzlich weggeräumt. Deshalb liegen sie jetzt drüben im Clubzimmer, damit alle, die Mitarbeiter sind und uns immer helfen, die Mappen vom Gemeindebrief mitnehmen können.

Im Gemeindehaus, im unteren Eingang, liegt eine Kleidersammlung für die Ukraine bereit. Wir sind jetzt in einer Morgenkleider-Sammlung. Es wurde gesagt, dass es eine Kleidersammlung ist, doch es sind keine Kleiderspenden, sondern die Reste der Fundgegenstände vom Waldheim. Viereinhalb Tonnen Kleidungsstücke – Sie können sich das nicht vorstellen – der ganze Flur ist voll. Wenn der TÜV reinkommt, sind wir geliefert wegen der Brandgefahr. Riesige vier große Schachteln voll mit lauter Kleidern. Offenbar ist der Wohlstand doch so stark verbreitet bei den Familien unserer Waldheimkinder.

Heute haben wir noch einmal ausgebreitet, doch wir müssen diese Sachen bald entsorgen. Wenn alle Eltern der Waldheimkinder durchgucken, können sie noch entscheiden, ob sie daran interessiert sind, dass ihre Kinder nicht ohne passende Kleidung herumlaufen.

Das Bibeltraining beginnt wieder am Dienstag. Die Prospekte der Türkeireise liegen hinten aus. Auch die Prospekte von Friolzheim, unserer Wochenendfreizeit, liegen dort. Wir freuen uns, wenn auch Leute zum ersten Mal mitgehen.

Ganz wichtig sind mir die Weisungen und alle wichtigen Ankündigungen, die gerade darin stehen. Heute geben wir das Opfer für die Missionare aus unserer Gemeinde, insbesondere für Sabine Kaiser. Sie lebt mit ihrem Mann in Japan. Es ist schön, dass aus unserer Gemeinde auch Leute direkt mit anderen Missionsgesellschaften ausgereist sind. Das ist schön, dass wir sie immer wieder unterstützen können, egal ob sie bei der Operation Mobilisation sind.

Hinten liegt ein Blatt, auf dem sie in Auszügen von ihrer Arbeit berichten. Wir wollen um den Segen Gottes bitten.

Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden. Amen.