Herr Präsident, sehr guten Morgen!
Ich freue mich sehr, heute hier sein zu dürfen und über ein Thema zu sprechen, das mir seit Jahren am Herzen liegt. Es geht darum, was es bedeutet, Frau zu sein – insbesondere christliche Frau – und warum es wichtig ist, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Das betrifft nicht nur unsere Zeit, sondern jede Frau ganz persönlich.
Was ich nicht tun werde, ist eine vollständige theologische Abhandlung zu präsentieren. Das hat Kai bereits wunderbar gemacht, und ich schließe mich dem an. Stattdessen werde ich einige Punkte aufgreifen, die speziell für Frauen wichtig sind, um sie besser zu verstehen.
Ich werde auch nicht darauf eingehen, was Frauen in Gemeinden alles tun oder nicht tun können. Das werden wir im Gespräch sicherlich noch vertiefen. Ihr werdet sehen, dass daraus einiges hervorgeht, aber ich werde euch keine Liste geben.
Ja, ich möchte heute ebenfalls über das große Bild sprechen, so wie es Kai bereits getan hat. Ich halte es für wichtig, die weite Perspektive zu betrachten. Was hat sich Gott beim Frausein gedacht? Was offenbart es über Gott? Und auch über seinen Plan, wie er sich offenbart und was er in dieser Welt bewirken möchte.
Das übergeordnete Thema, das sich in der Bibel zeigt, ist nicht, dass Frausein nur individuelle Frauen definiert. Das ist vielleicht auch ein wenig überraschend. Frausein ist zudem ein Modell, durch das Gott die Beziehung zwischen ihm und seinem Volk betrachtet. Wenn man an Gott und sein Volk denkt, an sein geliebtes Volk, an Christus und seine Braut – das ist ein Leitmotiv in der gesamten Erlösungsgeschichte.
Die Bibel betrachtet Frausein durchaus positiv. Es gibt viele Kritiken an der Bibel, die behaupten, sie spreche sehr negativ über Frauen, aber das stimmt so nicht. Allerdings passt die biblische Sichtweise nicht einfach eins zu eins mit einer feministischen Lesart der Bibel zusammen. Die Bibel zeigt ihre eigene, in sich geschlossene und nicht umkehrbare Entwicklung der Erfüllung des Frauseins. Diese Erfüllung liegt nicht in der Trennung von oder Unabhängigkeit von Männern.
Die Bibel beschreibt eine tiefe gegenseitige Abhängigkeit der Geschlechter, die gesund und gut ist. Alles zielt auf Erfüllung ab, nicht auf Austauschbarkeit oder Unabhängigkeit der Geschlechter. Ich glaube, dass wir als reformierte Gläubige, die wir für die Wahrheit der Schrift eintreten wollen, in der Lage sein sollten, das wunderbare Bild dessen zu zeichnen, wofür wir stehen – und nicht nur das, wogegen wir sind.
Wenn wir nur herausstellen, was Frauen alles nicht dürfen oder können, verlieren wir die positive Vision und die Berufung, an Gottes großartigem Plan beteiligt zu sein. Aber wie machen wir das? Wie malen wir dieses herrliche Bild vom Frausein, so wie es in der Bibel präsentiert wird?
Ich glaube, wie Kai es schon angedeutet hat, dass diese biblisch-theologische Perspektive, diese Linse, überraschend sein kann, entwaffnend und auch sehr ermutigend. Ich hoffe, es ermutigt euch, heute Morgen genau so darauf zu schauen.
Denn wir sehen, dass Gottes Absicht für Mann und Frau Teil seines ewigen Plans war, uns seine Liebe in Jesus zu zeigen. Von Anfang an, von der Schöpfung bis zum Ende der Zeiten, stellt Frausein ein einzigartiges Modell dar. Es zeigt nicht nur Frauen, sondern dem ganzen Volk Gottes, was es heißt, ein lebenspendendes, geisterfülltes Abbild von Gottes Herrlichkeit zu sein – ein Abbild, an dem Gott sich erfreut und mit dem Gott in gemeinsamer Mission vereint ist.
Ich möchte gern auf zwei Schlüsselkonzepte eingehen. Aus Zeitgründen werde ich zwei Aspekte betrachten, die im Schöpfungsbericht den Kern der weiblichen Identität bilden.
Ich halte das für wichtig, denn es gibt viele Eigenschaften, die man vielleicht Männern oder Frauen zuweisen könnte. Doch wenn wir das wirklich auf die wesentlichen Unterschiede reduzieren, welche sind das? Es sind zwei Dinge, die im Schöpfungsbericht genannt werden.
In 1. Mose 1,27 lesen wir, dass Gott Mann und Frau zu seinem Bilde schuf: „Mann und Frau schuf er sie.“ Daraus ergibt sich, dass die Frau eine ganz besondere Aufgabe hat. Diese zusammenfassende Aussage darüber, wie Gott Mann und Frau als Abglanz seiner Herrlichkeit schuf, indem sie seine Ebenbilder waren, bedeutet zumindest, dass wir bestimmte Eigenschaften Gottes widerspiegeln – wenn auch in sehr verminderter Form. Diese Eigenschaften stammen von Gott, obwohl Gott an sich kein Geschlecht hat, so wie wir es ausleben. Dennoch widerspiegelt die Schöpfung etwas von ihm.
Die Frage, warum Frauen geschaffen wurden, ergibt sich aus einem Problem, das in 1. Mose 2 auftaucht: Adam ist allein, und Gott sagt, dass es nicht gut ist, dass der Mann alleine sei. Diese Aussage verdient eigentlich unsere Aufmerksamkeit, denn bisher wurde im Schöpfungsbericht über alles gesagt: „Es ist gut, es ist gut, es ist gut.“ Und das war das Einzige, was nicht gut war.
Alle anderen Tiere haben ein Gegenüber, aber für Adam gibt es niemand Passendes. Gott schuf Eva, um Adam zur Seite zu stehen. Genauer gesagt soll sie die Ergänzung zur Gemeinschaft, Intimität und menschlicher Partnerschaft sein. Sie ist „eṣāh kenegdo“ – eine passende Hilfe, ein gegensätzliches Pendant. Wie zwei Puzzleteile, die ineinander passen, gehören sie zusammen. Sie sind aus demselben Material gemacht, also im Wesen aus derselben Materie, aber sie haben unterschiedliche Konturen. Sie gehören zusammen und passen genau zueinander.
Der Unterschied ist dabei glasklar. Es gibt keine Möglichkeit einer zwittrigen, geschlechtsneutralen Kreatur oder einer gleitenden Skala unendlicher Geschlechtsmöglichkeiten. Wie viele Geschlechter es mittlerweile gibt? Mehr, als ich weiß. Doch in der Bibel gibt es das nicht.
Gottes binärer Plan grenzt Tag und Nacht, Land und Wasser, Mann und Frau voneinander ab. Und das erscheint ihm sehr gut.
Es gab viele Spekulationen über das hebräische Wort Esa, das Gehilfen oder Hilfe bedeutet. Einige haben versucht, es in die Bedeutung Krieger umzudeuten.
Ein neues Buch von Carolyn Custis James mit dem Titel Half the Church, die halbe Gemeinde, bezeichnet Esa als Krieger. Der Begriff ist jedoch an sich neutral und impliziert weder Minderwertigkeit noch Überlegenheit. Krieger wäre fast so zu verstehen wie „die starke Hilfe, die Adam retten muss“, aber das ist nicht korrekt. Der Begriff ist weder überlegen noch unterlegen. Das Thema und die Art der gewährten Hilfe definieren den Begriff.
Es ist wahr, dass Gott oft als „Eser“ bezeichnet wird und regelmäßig eingreift, um seinem Volk militärischen Beistand zu leisten. Er greift aber auch auf andere Weise ein, etwa um zu heilen oder zu trösten.
Eine neuere Übersetzung wurde von John McKinley vorgeschlagen: ein notwendiger Verbündeter. Diese Bedeutung umfasst sowohl die Tatsache, dass Eva eine unverzichtbare Verbündete für den Schöpfungsauftrag ist, als auch eine Hilfe, um den Garten zu bewachen.
Das Wort „bewachen“ oder „beschützen“ ist tatsächlich ein militärischer Begriff, der eine bevorstehende Bedrohung oder ein Eindringen einkalkuliert. Wie wir in Karls Vortrag gesehen haben, ist diese Beschützerverantwortung jedoch Adam gegeben worden, als er noch der einzige Mensch auf Erden war, noch bevor Eva geschaffen wurde. Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, damit er ihn bebaute und bewahrte.
In seinem Buch The Temple and the Church's Mission, also Der Tempel und der Auftrag der Gemeinde, beweist der biblische Theologe Greg Beale überzeugend, dass das Wort „bewahren“ beziehungsweise „beschützen“ priesterlicher Natur ist. Es geht darum, die Wahrheit von Gottes Wort zu schützen und die Reinheit des Gartens zu bewahren. Dieses Gebot gab Gott Adam, als er allein war.
Das Gebot lautete: „Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“ Vermutlich unterwies Adam auch Eva darüber, denn sie konnte es zitieren, als die Schlange kam.
Mir hat es persönlich sehr geholfen zu verstehen, dass dies auch Paulus’ Argumentation in 2. Timotheus ist, wo er das Lehrverbot und das Herrschverbot für Frauen gibt. Diese Logik besagt, dass Adam zuerst geschaffen wurde, um diese Aufgabe zu übernehmen, und danach erst Eva. Adams erste Verantwortung und Evas Versagen in dieser Rolle reichen für Paulus als Grund aus, warum Männern die Rolle des Aufsehers vorbehalten ist.
Es sind Männer, die in der Lage sein müssen, ihren eigenen Haushalt gut zu leiten und zu beschützen. Dies ist eine Voraussetzung dafür, Vorgesetzte für den Haushalt Gottes zu sein. Das bedeutet sicherlich nicht, dass Männer nie etwas von Frauen lernen dürfen oder können. Aber aus Gottes Perspektive ist diese priesterliche Aufgabe männlich.
Dieses Muster bleibt auch gleich. Im ganzen Alten Testament gab es keine Priesterinnen. Im Neuen Testament hatte Jesus zwölf Jünger, die Männer waren. Es bleibt also dabei und wird nicht umgedreht.
Evas Hilfe war primär dazu da, die generelle Berufung der Menschheit zu unterstützen. Sie leistete ihren einzigartigen und unschätzbaren Beitrag zu ihrer gemeinsamen Aufgabe der Herrschaft und des Wachstums.
Wir nennen das Schöpfungsmandat oder Kulturmandat. Gott segnete sie und sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel unter dem Himmel und über alle Tiere, die auf der Erde kriechen.“
Ich habe neulich von Alastair Roberts etwas gelesen, das ich sehr spannend fand. Er beschreibt in der Schöpfung ein Prinzip des Formens und Füllens: Gott formt und füllt, er formt und erfüllt. Dieses Muster sieht er auch in der Schöpfung von Mann und Frau. Dabei formt der Mann, und die Frau füllt; sie ergänzen sich gegenseitig. Ich finde es wunderschön, wie er das so gesehen hat.
Ein Hauptunterschied zwischen Adam und Eva ergibt sich aus ihrem Schöpfungsmodus. Gott schuf Adam direkt aus dem Staub der Erde, damit er die Erde beackern sollte. Adam wurde aus einer Notwendigkeit heraus geschaffen: Seine Verbindung zum Boden ist zugleich Ursprung und Bestimmung.
Auch Eva wurde aus einer Not heraus geschaffen. Es steht geschrieben: „Und kein Mensch war da, der das Land bebaute.“ Die Lösung war, Adam zu erschaffen. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen.
Evas Erschaffung folgt einem ganz anderen Muster, aber auch sie rührt von einer Notwendigkeit her. Gott nimmt nicht einfach eine Form und macht Mann und Frau komplett gleich. Statt Eva ebenfalls aus dem Boden zu erschaffen, wird sie aus Adams Seite genommen. Gott vollzieht an Adam eine seltsame, unter göttlicher Narkose stehende Operation – ich weiß nicht, wie das genau ging. Es heißt: „Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, und er schlief ein. Er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch.“ (1. Mose 2,21)
Eva wurde aus Adams Fleisch und Knochen erschaffen. Auch wenn sie eine Art Ableitung ist und das zunächst negativ klingt, ist sie keine bloße Weiterentwicklung von Adam. Sie ist ihm gleich, weil sie aus dem gleichen Material gemacht wurde.
Wir dürfen aber nicht übersehen, dass sie aus ihm gemacht wurde, in Beziehung zu ihm geschaffen wurde und für ihn geschaffen wurde. Adam und Eva existieren nicht einfach nur parallel zueinander, sondern sind tief miteinander verwoben, weil sie das gleiche Fleisch und die gleichen Knochen teilen.
Adam erkennt das sofort, als er Eva zum ersten Mal sieht. Da sprach der Mensch: „Dies ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch. Man wird sie Männin nennen, denn sie ist vom Manne genommen.“ (1. Mose 2,23)
Das heißt nicht, dass jeder Einzelne nicht einzeln Ebenbild Gottes ist. Ledige Menschen sind genauso vollständig im Ebenbild Gottes. Die Frau an der Seite des Mannes, mit ihrer Identität, die von ihm abstammt, ist ebenso Ebenbild Gottes.
Ich habe das wirklich zum ersten Mal existenziell erlebt, als ich meine Berufung in der Mission überprüfte. Bevor ich meinen Mann kennengelernt habe, war ich entschlossen, als Wycliffe-Bibelübersetzerin nach Afrika zu gehen. Das war das, was ich im Kopf hatte.
Während meiner Zeit an der Theologischen Hochschule lernte ich David, meinen Mann, kennen. Er hatte jedoch nicht dieselbe Berufung in der Mission wie ich. Er wollte in ein spanischsprachiges Land gehen. Ich konnte kaum Spanisch, nur sehr wenig.
Es war gut für mich, als ledige Frau eine klare Berufung in der Mission zu haben. Aber ich merkte, dass eine andere Art von Berufung auf mich zukam. Ich mochte David sehr, aber ich wusste: Wenn ich ihn jetzt heirate, bedeutet das, dass meine primäre Berufung zunächst ihm gilt – nicht einer bestimmten Aufgabe, sondern ihm als Person.
Das bedeutete für mich, dass ich mich nicht mehr primär über das definiere, was ich tue, sondern über das, wem ich gehöre. Das war eine neue Art zu denken. Das heißt nicht, dass ich meine Identität ganz verliere, keine Persönlichkeit mehr habe oder meinen Mann in dieser Hinsicht verliere. Aber meine Identität ist jetzt mit ihm verknüpft, und seine Ziele werden auch zu meinen Zielen.
Natürlich ist er nicht Gott für mich, und ich bete meinen Mann nicht an. Interessanterweise steht im anglikanischen Buch der Ordnung für die Ehe der Satz: „With my body I thee worship“ – ich bete dich mit meinem Körper an. Das klingt seltsam, aber es drückt aus, wie diese Beziehung teilweise aussehen kann.
Es ist gefährlich, sich entweder zu sehr oder zu wenig über die eigene Identität definieren zu lassen. Ich glaube, es gibt Gefahren auf beiden Seiten. Aber ist es nicht ähnlich, wenn Jesus in unser Leben kommt? Wir wollen seinen Namen, seine Identität zu unserer machen, oder? Wollt ihr das nicht auch? Wollt ihr nicht seinen Plan und sein Reich zu eurer Realität machen?
Wenn ihr mehr darüber hören wollt, wie wir statt nach Afrika oder Spanien nach Deutschland gekommen sind, könnt ihr mich später fragen. Es ist eine lange Geschichte, aber auch sehr interessant.
Der zweite Unterschied liegt in der Schöpfungsidentität von Adam und Eva. Ihre biologische Unterschiedlichkeit – das haben wir gestern ausführlich gehört – führt auch zu unterschiedlichen Aufgaben. Das ist so offensichtlich, dass die Erwähnung fast lächerlich wirkt. Dennoch ist es sehr wichtig, wenn es um die Berufungen von Männern und Frauen geht.
Eva kann Adam vorrangig aufgrund dieser Unterschiedlichkeit helfen. Wie sonst hätte Adam das Gebot erfüllen sollen, die Erde zu bevölkern? In 1. Mose 3,20 lesen wir: „Und Adam nannte seine Frau Eva, denn sie wurde die Mutter aller, die da leben.“ Sie ist Chava auf Hebräisch, was Leben oder Lebensspenderin bedeutet.
Gott, der Schöpfer des weiblichen Körpers, wollte hier absichtlich etwas von sich selbst zeigen, das greifbar, universal und befreiend war. Adam konnte lediglich das Offensichtliche benennen. Er erkannte, dass Gott ihn durch Eva mit Hilfe versorgte, damit er das Schöpfungsmandat erfüllen konnte. Noch hatte er nicht die Möglichkeit erkannt, dass sie gemeinsam die Entstehung kleiner Ebenbilder Gottes Realität werden lassen könnten. Und wie sollte er das auch wissen? Er nennt sie Eva, bevor sie ein Kind haben.
Adams prophetische Handlung, Eva diesen Namen zu geben, wirft tatsächlich eine Frage auf: Liegt er damit richtig, Evas lebenspendende Funktion als grundlegend in ihrer Identität zu betrachten? Das wollen Feministen oft bestreiten. Sie sagen, Kinderkriegen sei nicht – oder müsse nicht – Teil unserer Identität sein. Aber die Antwort der Bibel ist ein schallendes Ja. Es gibt keinen Zweifel daran.
Im Alten Testament hatten Namen Bedeutungen, die den Namensträger symbolisch oder prophetisch definierten. Daher war Leben zu geben ein Teil von Evas Identität, die ihr von Gott gegeben und von Adam bestätigt wurde. Doch sogar Eva selbst scheint ihre eigene erstaunliche Berufung nicht ganz zu begreifen. Nach der Geburt ihres ersten Kindes, Kain, wirkt sie fast unter Schock, als sie ausruft: „Ich habe einen Mann geboren mit Hilfe des Herrn.“ Skeptisch darüber, dass so etwas überhaupt möglich war, schreibt sie Gott dieses kreative Wunder zu.
Dieser Punkt war einer, der uns in unserer Gemeindegründungsarbeit immer wieder begegnete. Wir versuchten, im ehemaligen Ostteil Berlins eine Gemeinde zu gründen, und es war nicht einfach. Das einzige Wunder, das unsere atheistischen Nachbarn akzeptieren konnten, war das Wunder einer Geburt eines neuen Erdenbürgers, wenn sie ihn nannten. Wir merkten, dass Gott die Menschen in dieser Phase des Lebens offener werden ließ.
Daraufhin luden wir eine christliche Hebamme ein, Geburtsvorbereitungskurse in unseren Räumlichkeiten anzubieten. Die Kurse waren sehr schnell rappelvoll, und sie war eine gute Evangelistin. Sie stellte immer neugierdeweckende Fragen, wie zum Beispiel: „Könnte es sein, dass euer Baby mehr als ein Zufallsprodukt ist? Warum empfindet ihr solche Liebe für dieses kleine Zellklümpchen?“
Daraus entwickelten sich Gesprächsgruppen über Kindererziehung, die wir „Mama Talk“ nannten. Wir hängten auch kleine, unprofessionelle Flyer an Spielplätzen in der Nachbarschaft auf. Uns wurde gesagt: „Ihr werdet niemanden dadurch erreichen, keiner kommt einfach so zu jemandem nach Hause.“ Aber wir hielten sieben Runden von Mama Talk mit jeweils acht Frauen ab – ein sechswöchiger Kurs bei uns zu Hause.
Es war etwas, das ich in dieser Phase meines Lebens als Frau ganz leicht einbauen konnte. Ich hatte selbst kleine Kinder, eine Wohnung, konnte einen Kuchen backen und Frauen zu uns einladen. Wir hatten großartige Gespräche und betrachteten das Ganze auch aus der Perspektive Gottes. Dabei stellten wir Fragen wie: „Warum braucht ein Kind Grenzen, um wirklich auf das menschliche Herz zu konzentrieren?“
Aber wenn Leben, Ausharren und Geben so wesentlich für die Definition vom Frausein sind, dann muss man auch das Recht haben, zu fragen, ob kinderlose Frauen überhaupt erfüllt sein können. Denn das ist oft eine tiefe, schmerzhafte Erfahrung für kinderlose Frauen, besonders für christliche Frauen in Gemeinden.
Katharine Nielsen, die bei „Together the Gospel Coalition“ arbeitet, schreibt in einem Artikel zu ihrem Buch „Women und Gott“, wie wir biblisch über den weiblichen Körper sprechen können. Dabei geht es darum, Gottes Vorstellung vom Kinderkriegen zu benennen und gleichzeitig eine Sprache zu finden, die für jede Frau gilt – egal, ob sie Kinder bekommt oder nicht.
Es steht außer Frage, dass die Fähigkeit, Kinder zu bekommen, ein tiefer Bestandteil der weiblichen Identität ist. Diese Fähigkeit erinnert uns fortwährend auf die eine oder andere Weise an ihre Existenz. Was bedeutet das? Gibt es eine bedeutsame Verbindung zwischen physischer und geistlicher Realität, gerade in Bezug auf unseren weiblichen Körper?
Ja, tatsächlich. Ich möchte sagen, dass unsere weiblichen Körper uns allen die Geschichte der Bibel predigen – und das ständig. Ich glaube, dass Katharine Nielsen Recht hat, wenn sie darauf hinweist, dass unser Körper selbst nach dem Sündenfall eine Geschichte erzählt: nämlich die der Schöpfung, des Falls und der Hoffnung auf Wiederherstellung und Erlösung.
Das bedeutet, dass der Körper jeder Frau ein lebendiges, umherlaufendes Zeugnis von Gottes großartiger Geschichte ist. Die entscheidende, lebenspendende Funktion, die Frauen gegeben wurde – ob sie genutzt wird oder schlummert – ist wirklich erstaunlich, denn sie ist eine Parallele zur lebenspendenden Rolle des Heiligen Geistes.
Wie, werdet ihr fragen? Das Wirken des Herrn und Gebers des Lebens steht im Zentrum des Erlösungsplans. Sowohl in der physischen Realität der ersten Schöpfung als auch in der geistlichen Realität der zweiten Schöpfung, die bei der Auferstehung eingeführt wurde – mit der Geburt der neuen Menschheit.
Die Braut Christi, sein Leib, ist ein Ort, an dem der Schöpfungsauftrag, die Erde mit Ebenbildern zu erfüllen, zu einem geistlichen Mandat des Missionsbefehls wird. In diesem Leib kann jedes Glied dazu beitragen – ob verheiratet, ledig, jung oder alt. Es ist eine geistliche Familie, in der es geistliche Väter und Mütter gibt, Söhne und Töchter, Brüder und Schwestern.
Paulus schreibt, wenn er an Timotheus schreibt, dass die älteren Männer wie Väter geehrt, die älteren Frauen wie Mütter angesehen und die jüngeren Frauen wie Schwestern behandelt werden sollen (1. Timotheus 5,1-2).
Eine unserer Missionarinnen war eine liebe amerikanische Frau um die fünfzig. Sie tat sich mit der deutschen Sprache schwer, und das war teilweise – ich glaube, sie würde mir erlauben, diese Geschichte zu erzählen – weil wir in der Gemeinde einen Raum unten hatten, den wir „die Höhle“ nannten. Sie sagte immer: „Und jetzt gehen alle Kinder ab in die Hölle!“ Wir haben immer gesagt: „Nein, Höhle!“, aber sie hat es nicht hingekriegt.
Das war immer wieder lustig. Wir haben viel mit ihr gelacht, aber sie hatte ein so liebendes Herz für die Menschen. Jeder wollte sie Mama oder Tante nennen. Judy war wirklich eine geistliche Mutter für viele.
Sie hatte keine eigenen Kinder und war nie verheiratet, aber sie hat ihr ganzes Leben lang Kinder- und Jugendarbeit gemacht. Sogar die jungen Männer in der Gemeinde wollten Zeit mit ihr verbringen, weil sie wussten, dass sie sehr viel von ihr profitieren würden.
Sie gab ihnen Aufgaben, wie zum Beispiel ihre Wohnung zu streichen oder für sie einkaufen zu gehen. Außerdem gab sie ihnen theologische Bücher in die Hand und sprach viel mit ihnen über Gott, Leben und Berufung.
Vier von diesen jungen Männern sind heute Pastoren im vollzeitigen Dienst. Sie würden heute noch sagen, dass Judy für sie eine Art geistliche Mutter war. Sie hatte einen tiefen Einfluss auf diese jungen Männer – auch wenn sie nicht auf der Kanzel standen, war sie für sie so prägend wie eine Mutter.
Aber zurück zur Schöpfungsgeschichte und zu den Konsequenzen des Sündenfalls für Adam und Eva. Diese sind parallel aufgebaut und zeigen die Bereiche auf, in denen der Fluch sie trifft. Dabei ähneln sie sich darin, dass sie auf den Kern ihrer jeweiligen Aufgabe ausgerichtet sind.
Beide werden Schmerzen erleiden: Männer in ihrer Arbeit, Frauen beim Kinderkriegen. Anstelle von Fruchtbarkeit kehrt Sinnlosigkeit in die Schöpfung ein. Für die Männer bedeutet das harte Arbeit, die zum Tod führt, für die Frauen Schmerzen beim Kinderkriegen und die Sinnlosigkeit des Begehrens bis hin zum Beherrschtwerden.
Das Streben des Mannes nach produktiver körperlicher Arbeit wird durchkreuzt, und die Hoffnungen der Frau in Bezug auf das Kinderkriegen und ihre Beziehungen werden enttäuscht. Ihre jeweilige Art der Erschaffung taucht als Argument für den Fluch in ihren jeweiligen Bereichen wieder auf.
Der Mann wurde aus Erde geschaffen und soll sie bearbeiten. Doch genau dieser Boden wird ihm Kummer bereiten und ihn am Ende verschlingen. Man könnte sagen, Adams Kampf wird primär in der Umwelt stattfinden. Seine Arbeit sichert nicht den Versorgungserfolg und das Überleben, die sie hervorbringen sollte, und sein Frust wird gleichbedeutend mit der Angst vor dem Tod sein.
Er wird den Tod nicht besiegen können, egal wie hart er im Schweiße seines Angesichts dagegen arbeitet. Auch wird er seine Lieben nicht vom Tod bewahren können.
Für die Frau bedeutet das, dass sie auch von ihm frustriert sein wird – kennt ihr das, Frauen? – weil er über sie herrschen wird. Evas Frust wird sich auf Körperliches und Beziehungen beziehen. Für den Mann liegt sein Arbeitsfeld außerhalb seiner selbst, für die Frau aber liegt es in ihr.
Die Frau erfährt den inneren physischen Schmerz des Kinderkriegs und den Beziehungsschmerz, der daher rührt, dass ihr Verlangen nicht die Intimität sicherstellt, für die sie geschaffen wurde.
Matthew Henry sagt über Gottes gute Schöpfung Folgendes, wenn er darüber spricht, wie Eva gemacht wurde: Eva wurde nicht aus Adams Kopf gemacht, um ihn zu übersteigen, oder aus seinen Füßen, um von ihm zertrampelt zu werden, sondern aus seiner Seite, um ihm gleich zu sein, unter seinem Arm, um von ihm beschützt zu werden, und nah an seinem Herzen, um von ihm geliebt zu werden.
Der Fluch auf Evas Berufung bringt diese spezielle Beziehung in allerlei Gefahr. Ihre einzigartige Fähigkeit, schwanger zu werden, macht sie einerseits stark und unersetzlich für den Mann, andererseits auch verletzlich und auf seinen Schutz angewiesen.
Man kann leicht erkennen, wie diese Kombination Frauen für Missbrauch anfällig macht. Doch der Sündenfall betrifft auch die Esa-Rolle, also die Rolle des Lebensspendens.
Die große Tragödie der Eva, der Lebensspenderin schlechthin, ist, dass sie gerade den Tod geboren hat. Satan wusste, wo er zuerst zuschlagen musste.
Das perfekte Bild eines menschlichen Heiligtums ist nun verunreinigt. Von hier aus wird die Sünde sogar in den physischen Mutterleib Einzug halten, den Platz, an dem Ebenbilder geformt werden. Jeder einzelne von ihnen wird davon betroffen sein.
Der Mutterleib wurde zu einem defekten Gefäß. Die Frucht ihres Leibes ist unvermeidlich mit Sünde behaftet. Der ethische Teil des Ebenbildes Gottes, der seine heilige Natur widerspiegelt, ist bis zur Unkenntlichkeit und irreparabel verschmutzt.
Der Psalmist schreibt: "Siehe, in Schuld bin ich geboren, und meine Mutter hat mich in Sünde empfangen" (Psalm 51,7).
Dieser moralische Matsch ergoss sich in Adam und Evas physisches Leben. Von nun an wird Leben gefährdet durch Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten, Totgeburten, Geburtsfehler, Nahrungsmangel, Krankheit, Kindersterblichkeit, weibliche Bedrohung und den brennenden Schmerz, der all diese Verluste umgibt.
Wird das Leben jemals über den Tod triumphieren? Mit dieser Frage wird der Leser zurückgelassen.
Frauen auf der ganzen Welt und unter uns leiden sehr unter diesen Konsequenzen des Sündenfalls. Sie gehören zum zerbrochenen Zustand dieser gefallenen Welt.
Das ist oft Gesprächsthema mit Frauen, sei es in seelsorgerlichen oder evangelistischen Gesprächen, um die Hoffnung von Jesus Christus weiterzugeben – dass Jesus alles wieder neu macht, auch diese Zerbrochenheit.
In ähnlicher Weise beeinflusst der Sündenfall auch ihre Esa-Rolle, also ihre Fähigkeit, die notwendige Verbündete zu sein, die sie sein sollte. Sie wird frustriert sein, wenn sie versucht, ihre Beziehung auszuleben.
Ihre sündige Hilfe ist dann keine Hilfe mehr, sondern wird eigennützig, irreführend oder manipulierend sein. Aufgrund der sündigen Tendenzen des Mannes wird sie zudem als weniger gleichwertig angesehen, anstatt für ihren Beitrag wertgeschätzt zu werden.
Sie wird ständig versucht sein, ihre Identität in Abhängigkeit zu finden oder sich durch die Maßstäbe der Welt zu beweisen.
Ich kenne das von mir selbst: Wenn mich jemand fragt, was ich tue, gehe ich in meinem Kopf eine Liste durch. Was tue ich? Es wäre so schön zu sagen: Ich habe einen klar definierten Beruf. Ich bin Lehrer oder Arzt, und das klingt schön.
Wenn ich aber sage: Ich bin Ehefrau, Mutter und engagiere mich für Gottes Reich, dann hört sich das alles so unbedeutend an. Ich merke, wie diese Frustration in mir aufkommt. Ich möchte doch durch das, was ich tue, beweisen, dass ich etwas kann.
Ich glaube, diese Tendenz ist bei uns Frauen verbreitet, vor allem weil die Welt so viel von uns verlangt. Wir sollten gute Mütter sein, wir sollten arbeiten – Vollzeit oder was auch immer.
Das ist ein enormer Druck, und ich glaube, wir müssen auch darin ruhen, wozu Gott uns berufen hat.
Ihre Allianz wird von allen Seiten angegriffen werden. Anstatt sie liebevoll zu beschützen, wird der Mann zur Kontrolle neigen und ihre Verletzlichkeit bloßstellen.
Die Sünde hat die Tür für alle Formen männlicher Dominanz über Frauen weit aufgestoßen: Vergewaltigung, erzwungene Abtreibung, selektive Kindstötung, weibliche Genitalverstümmelung, Sexsklaverei, Polygamie, häusliche Gewalt und alle anderen Übel männlicher Dominanz.
Das Bild, das Matthew Henry malt, scheint illusorisch und fast unerreichbar zu sein. Bewegungen wie zum Beispiel Hashtag MeToo versuchen, diese gespürte Zerbrochenheit anzusprechen, doch sie haben keine echte Antwort darauf, keine Lösung.
Wir brauchen einen Retter, der uns aus diesen bösen, zerstörerischen Mustern rettet. Und es gibt eine Hoffnung – und sie ist mit dem Körper der Frau verknüpft.
Interessanterweise hat die Berufung der Frau auch eine prophetische Seite. Erstens verkündet der Körper jeder Frau Gottes Absichten, mit und in seinem Volk zu wohnen. Das hebräische Wort Chava wird auch metaphorisch für einen Wohnort verwendet, also für ein Zeltdorf oder eine kleine Stadt. Diese geteilte Bedeutung ist sicherlich kein Zufall.
Die Frau kann bewohnt werden. Ihr Körper ist ein physischer Mikrokosmos all der anderen Wohnbereiche, die Gott geschaffen hat, um sie mit seiner kreativen Herrlichkeit zu erfüllen. Der Tempel, der dem Garten Eden nachempfunden war, war ein weiterer Wohnort Gottes. Während ein Teil von Adams Rolle war, ein Beschützer des Gartenheiligtums zu sein, war es ein Teil von Evas Rolle, selbst ein heiliger Garten zu sein.
Ihr Körper sollte ein geschützter, eine erste königliche Residenz zukünftiger Ebenbilder Gottes sein. Diese entsteht nicht einfach durch die bloße biologische Vereinigung, sondern durch die Hand Gottes selbst. Der Psalmist bringt genau diesen Gedanken im Psalm 139 zum Ausdruck: „Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleib. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke, das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, da ich im Verborgenen gemacht wurde, da ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war.“
Diese Verbindung zwischen Frau und Erde sowie Frau und Garten sehen wir auch durch die Schrift. Zum Beispiel wird im Hohelied oder in den Sprüchen der Körper der Frau wie ein Garten beschrieben. Garten, Erde und Mutterleib werden zusammen als ein Thema in der Bibel gesehen.
Ich habe fünf Kinder auf die Welt gebracht, und jedes Mal war es ein Wunder, dass ein Mensch mit einer eigenen Persönlichkeit in mir wohnte. Das ist nicht seltsam, wenn man darüber nachdenkt.
Es gab einen besonderen und witzigen Moment, in dem es für mich so real wurde, dass es fast furchterregend war. Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, arbeitete ich noch als Kunstturntrainerin in Südkalifornien. Eines Tages stand ich hinter den Balken und spürte plötzlich, wie sich das Baby in der Länge und quer streckte. Es war sehr unangenehm, aber ich sah, wie ein kleiner Fuß sich so weiß herausstreckte, dass ich ihn in meine Hand nehmen und greifen konnte. Ich hielt diesen kleinen Fuß einen Moment lang fest. Da wurde mir bewusst: In mir wohnt jemand, und es ist ein Privileg, trotz aller Unannehmlichkeiten diesen kleinen Menschen in mir zu tragen. Ich war sein erstes Zuhause.
Der gleiche kreative Geist, der über dem ursprünglichen Tohuwabohu, dem Chaos, schwebte, wirkt auch in der tiefen Dunkelheit des Mutterleibes. Dort formt er aus mikroskopisch kleinem, reinem Nichts ein komplettes Abbild Gottes. Die Gottähnlichkeit von Adam und Eva zeigt sich in ihrer Fähigkeit, weitere Ebenbilder Gottes zu erschaffen. Ist das nicht verrückt? Doch Gott ist derjenige, der dieses Leben im Mutterleib erschafft und erhält. Er nutzt diesen Lebensraum als sicheren Inkubator, um die Abbilder seiner Herrlichkeit zu nähren und zu schützen, bis sie bereit sind für die Welt draußen.
Dieser Raum ist vor schädlichen Eingriffen geschützt, die das entstehende Abbild stören könnten. An dieser Stelle könnte man ganz klar etwas gegen Abtreibung sagen: Sie widerspricht einer christlichen Ethik und Weltanschauung und ist ein Gräuel für Gott.
Wir werden später sehen, dass Gott genau diesen Prozess benutzt, um das Haupt der neuen Menschheit in Jesus Christus zu erschaffen. Wir sehen den Geist Gottes über Maria schweben, um einen Körper für Jesus zu formen, der das perfekte Bild der Herrlichkeit des Vaters ist. Er erschafft ihn nicht direkt aus dem Staub der Erde, wie bei Adam, sondern Jesus kommt durch Marias Mutterleib in diese Welt. Damit erfüllt sich die Vorhersage, dass der Messias der Same ist, der von einer Frau geboren wird.
Gott wurde Fleisch und wohnte in einer Frau. Durch das Kommen des Geistes ermöglicht Gott seiner Braut, der Gemeinde, Mutter der Gläubigen zu sein. Sie ist ein geschützter Ort für die Neugestaltung der Menschen, die in Jesu Ebenbild neu gemacht werden. Die frühen Kirchenväter haben das alle erkannt. Sogar Johannes Calvin sagte, dass die Kirche die Mutter ist.
Vielleicht kennt ihr auch den Satz: Man kann nicht Gott als Vater haben, ohne die Gemeinde als Mutter zu haben. Sie ernährt uns und schützt uns. Sie wird unser Zuhause, damit wir vorbereitet sind, um in die Welt entbunden und ausgesandt zu werden.
In seiner Mission wurden Adam und Eva aus dem Garten vertrieben und in die Welt ausgestoßen. Auch wir werden in diese Welt ausgestoßen. Eva ist auf eine zweite Weise prophetisch für die Hoffnung des Volkes Gottes, nämlich indem ihr Haupt zu Fall kommt.
Es mag naheliegend sein, Eva die Schuld am Sündenfall zu geben – einige der frühen Kirchenväter taten genau das. Doch die Bibel tut dies nicht. Adam ist derjenige, der vor Gott verantwortlich gemacht wird. Gott sucht Adam, nicht Eva, um beide mit ihrer Sünde zu konfrontieren. Er spricht zu ihm in der Einzahl, als er ihn sucht, und sagt: „Wo bist du?“ – im Singular, nicht im Plural.
Warum spricht Gott zuerst mit Adam? Adam war derjenige, der Gottes Gebot zuerst erhielt. Darf sich die Frau an dieser Stelle über Diskriminierung beschweren? Ich glaube eher nicht. Hier wird klar, dass Gott Adam als das repräsentative Haupt der ersten Menschheit ansieht. Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht (1. Korinther 15,22). Der erste Adam repräsentiert die gesamte gefallene Menschheit, und der zweite Adam, der Herr Jesus Christus, ist das Haupt der neuen Menschheit.
Adam versagte darin, sich selbst um seiner Braut willen zu opfern. Damit zeigte er, dass er nicht fähig war, Evas Sünde auf sich zu nehmen – und nicht einmal seine eigene. Gott musste beide in ihrer Sünde versorgen und ihre Scham mit Tierfellen bedecken, das erste Opfer. Aus Gottes Hand ist Gott beiden gegenüber gnädig, besonders aber Eva gegenüber, indem sie zentral in die Erlösungsgeschichte eingebunden wird. Ihr Nachkomme wird als Teil der Lösung für das Todesproblem erwähnt, das sie mit ausgelöst hat.
„Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau, zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Er wird dir den Kopf zermalmen, und du wirst ihm die Ferse zermalmen“ (1. Mose 3,15).
Rebecca Jones, meine Mutter, schrieb in ihrem Buch „Unterdrückt das Christentum Frauen“ Folgendes: Gott gießt von Anfang an Gnade und Barmherzigkeit aus. Die Erlösung ist für Frauen, aber auch durch Frauen, obwohl die Rebellion der ersten Frau das Universum erschütterte. Als sich Evas Mutterleib öffnet, öffnet das die Tür für die Erlösung – für alle Frauen nach ihr und für die gesamte Menschheit, Mann und Frau.
Durch das Kinderkriegen kehrt die Hoffnung in die Welt zurück. Ohne Geburt gäbe es keinen Retter. Gott zieht nicht nur davon ab, alle Frauen sofort zu verdammen, sondern er gibt ihnen das große Privileg, an der Erschaffung eines neuen Menschen, des neuen Adams, teilzuhaben.
Evas anatomische Beschaffenheit ist prophetisch auf physischer Ebene die geistliche Lösung für das Todesproblem. Jesus vergleicht das, wozu er gekommen ist und was der Geist möglich machen wird, mit einer normalen Geburt: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, wenn ich dir gesagt habe, ihr müsst von neuem geboren werden“ (Johannes 3,3-7).
Jesus nutzt den physischen Geburtsprozess, der gebraucht wird, um Ebenbilder Gottes zu machen, als den Startpunkt für den Vergleich, wozu er gekommen ist: nämlich um uns zu gebären und uns wieder als neue Kreaturen in sein Bild zu gestalten. Jede physische Geburt verkündet Gottes Erlösungsmethode.
Meine Schwester, die alleinstehend ist und selbst keine Kinder hat, war bei der Geburt eines meiner Kinder dabei. Diese Erfahrung war für sie so beeindruckend, dass sie hinterher folgende Zeilen schrieb:
„Es wurde mir zum ersten Mal bewusst, was Jesus meinte mit der neuen Geburt. Als ich Liam, also meinen Sohn, auf die Welt kommen sah, verstand ich, welches Opfer Jesus am Kreuz brachte. Aus seiner Seite flossen Wasser und Blut, etwas, was ich bei der Geburt sah. Er rief: ‚Es ist vollbracht.‘ Er litt, um mich neu zu gebären. Ich habe sein Sterben am Kreuz nie in diesem Licht gesehen, bis ich eine echte Geburt erfuhr.“
Jesus hatte im Gegensatz zu Adam keine himmlische Vollnarkose, als seine Braut aus seiner Seite geboren wurde. Die neue Geburt hat Jesus sein Leben gekostet.
Jesus erfüllt – man kann auch sagen, und das ist vielleicht ein bisschen ungewöhnlich, aber hört mir zu! – auf eine interessante Weise das Frausein. Jesus als Mann kommt und erfüllt diese beiden Dinge, zu denen Eva berufen war: Eser zu sein, Helfer, und auch Rawa, Lebensspender.
Inwiefern Helfer? Jesus tut, was der Vater ihm sagt. Jesus tut den Willen seines Vaters bis zum Tod – und er ist unser Helfer. Wir wissen, dass er Helfer ist, weil er auch einem anderen Helfer verspricht. Das setzt voraus, dass er der erste Helfer ist. Er spricht vom Heiligen Geist, der als Helfer kommen wird.
Jesus erfüllt auch die Rolle des Lebensspenders von Chava (Eva). Das Wort „Rolle“ ist vielleicht schlecht gewählt, „Aufgabe“ ist besser.
In 1. Korinther 15,45 lesen wir über die Auferstehung: „Der erste Mensch Adam wurde zu einer lebendigen Seele, der letzte Adam zu einem lebendig machenden Geist.“ Jesus macht also genau das, was der Körper der Frau prophetisch voraussagt.
Zum Schluss möchte ich sagen, dass die Bibel hauptsächlich zwei Bilder der Erlösung verwendet. Einerseits sind diese geschlechtsspezifisch, andererseits universell für Männer und Frauen. Beide fordern Männer und Frauen gleichermaßen heraus, sich mit dem einen oder anderen Bild zu identifizieren.
Auf der einen Seite haben wir das Bild der Sohnschaft. Dieses Bild ist männlich und soll es auch bleiben, denn es beschreibt die Beziehung vom Vater zu seinem Sohn. Adam wird als Sohn Gottes dargestellt, ebenso Israel als Sohn Gottes, und der zweite Adam als der perfekte Sohn Gottes. Die Beziehung von Vater und Sohn ist eine abgeleitete Identität und Beziehung: Gott als Vater und Adam als Sohn. Es ist ein Bild der Zeugung und auch des Erbes, denn der erste Sohn hat geerbt.
Auf der anderen Seite – und das war auch die Absicht dieses Vortrags – steht das weibliche Bild des Frauseins in Beziehung zu Gott als geliebte, umworbene Braut. Diese Beziehung ist voller Intimität, Gemeinschaft, Herrlichkeit und fruchtbarem Potenzial. Dieses Bild beschreibt einen anderen Weg, wie wir als Volk Gottes durch Einheit mit unserem himmlischen Bräutigam und Ehemann in eine wiederhergestellte Beziehung mit Gott und miteinander eintreten können.
Beide Bilder fordern uns heraus: Wie kann ich mich als Frau als Sohn Gottes verstehen? Ich bin Miterbe Christi, des erstgeborenen Sohnes, an der Seite meiner Brüder in Christus, die hier alle versammelt sind. Und wie können Männer sich mit einer geliebten Braut identifizieren, die von Jesus umworben, intim geliebt, von ihm geschätzt und berufen ist, ihm willig Unterordnung zu bringen und ihn dadurch zu verehren?
Beide Bilder sind kollektive Bilder für das Volk Gottes. Sie werden in der Schrift entwickelt, um verschiedene Aspekte von Gottes Erlösungsplan für uns, sein Volk, aufzuzeigen. Beide Realitäten werden bis in alle Ewigkeit nebeneinander existieren und exponentiell an Dimension und Herrlichkeit zunehmen.
Wir können Frauen und heranwachsende Mädchen ermutigen, ihre Identität und Berufung nicht als willkürlich, beschränkend oder als Randbemerkung zu sehen. Vielmehr sind sie bedeutsam im Auftrag Gottes – sowohl in ihren Familien, an ihren Arbeitsstellen als auch in den Gemeinden. Gottes Braut soll im neuen Bund ihrem Bräutigam in seiner Mission helfen.
Alle sind gefragt: Die ganze Gemeinde Gottes soll sich mit ganzem Herzen, ganzer Seele und all ihrer Kraft einsetzen und Gott dienen – die Frauen eingeschlossen. Die Tatsache, dass das Frausein als Bild gebraucht wird, um Gottes lebenspendende Natur und seinen Heilsplan in Jesus zu offenbaren, hebt das Frausein über bloße kulturelle Stereotypen hinweg. Stattdessen gibt es uns einen Anteil an seinem Wirken, das Leben in eine sterbende Welt bringt.
Ich möchte mit der ewigen Hoffnung schließen, die Johannes in der Offenbarung beschreibt. Dort schildert er, wie er die Gemeinde sieht – und es wird euch nicht überraschen, dass es eine Brautstadt ist.
Er sagt: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat.“ Vom Thron her hörte er eine mächtige Stimme rufen: „Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen. Gott wird in ihrer Mitte wohnen. Sie werden sein Volk sein, ein Volk aus vielen Völkern. Und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein.“