Herr Jesus, am Abend dieses Tages wollen wir auf Dich hören. Du bist der Herr unseres Lebens. Du hast uns diesen Tag geschenkt, der nicht mehr zurückkommt.
Was wir versäumt haben, liegt oft unbewältigt zurück. Für das, was wir falsch gemacht haben, bitten wir Dich um Deine Vergebung.
Wir wollen heute Abend wieder das große Ziel hören, das Du mit uns hast. Wir möchten wissen, wie Du uns führst und was noch vor uns liegt.
Gib uns die Kraft, im Glauben nicht zurückzubleiben, nicht zu scheitern und nicht zu stolpern. Schenke uns heute Abend die richtige Klärung. Lass es uns direkt berühren, damit es ein lebendiges Wort für uns wird. Amen.
Einführung in das Thema des Glaubensweges und Scheiterns
In den ersten Bibelabenden wurde uns eindrücklich gezeigt, wer Jesus ist. Die Herrlichkeit Jesu ist ungleich größer als die von Mose. Bei Mose war es bereits so, dass sein Gesicht strahlte, weil er aus der Begegnung mit Gott kam.
Beim letzten Mal wurde außerdem besprochen, dass man im Glaubensweg scheitern kann. Dieses Thema steht auch heute Abend im Mittelpunkt: Man kann im Glaubensweg scheitern.
Die Israeliten sind auf ihrer Wanderung ins gelobte Land gescheitert, weil sie Gott nicht vertraut haben. Sie haben sich gegen Gott aufgelehnt, gemurrt und Gottes Wort nicht geglaubt.
Vom letzten Mal ist noch der Vers 18 aus Kapitel 3 geblieben, in dem Gott geschworen hat, dass sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollen. Dieses Wort von der Ruhe zieht sich auch heute weiter durch Kapitel 4, wo es um die verheißene Gottesruhe geht.
Die Verheissung der Gottesruhe und die Warnung vor Rückfall
Kapitel 4
Hebräer 4
Sie haben Bibeln, brauchen Sie noch etwas? Hier liegen noch Bibeln.
So lasst uns nun mit Furcht darauf achten, dass keiner von euch etwa zurückbleibt, solange die Verheißung noch besteht, dass wir zu seiner Ruhe kommen. Denn es ist auch uns verkündigt worden, wie jenen, aber das Wort der Predigt half jenen nichts, weil sie nicht glaubten, als sie es hörten.
Denn wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe, wie er gesprochen hat: „Ich schwor in meinem Zorn, sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“ Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig. So hat Gott an einer anderen Stelle vom siebten Tag gesprochen, und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.
Doch an dieser Stelle wiederum heißt es: „Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen.“ Da es nun bestehen bleibt, dass einige zu dieser Ruhe kommen sollen, und die, denen es zuerst verkündigt wurde, nicht dahin gelangten wegen des Ungehorsams, bestimmt Gott abermals einen Tag, ein Heute.
Er spricht nach so langer Zeit durch David, wie eben gesagt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht.“ Haben wir das nicht schon einmal gelesen? Kapitel 3, Vers 7, das Zitat aus Psalm 95.
Denn wenn Josua sie zur Ruhe geführt hätte, würde Gott nicht danach von einem anderen Tag geredet haben. Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Denn wer zur Ruhe Gottes gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken, so wie Gott von den seinen.
So lasst uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu kommen, damit nicht jemand zu Fall komme durch den gleichen Ungehorsam.
Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig, schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen Gottes, dem wir Rechenschaft geben müssen.
Persönliche Erfahrungen mit dem Ernst des Glaubensweges
In meiner ganzen Jugendzeit hat mich immer wieder die Geschichte bewegt, wie mein Großvater im Alter von 51 Jahren starb. Ich habe ihn natürlich nie erlebt, denn er starb 17 Jahre, bevor ich geboren wurde. Trotzdem hat mich seine Geschichte sehr beeindruckt. Er hatte eine Lungenentzündung. Er war in einem Evangelisationsdienst in Metzingen gewesen, unterzog sich aber nicht der ärztlichen Behandlung. Stattdessen machte er den Dienst zu Ende. Sein Zustand wurde immer schlimmer. Als er dann nach Frankfurt in sein Pfarramt zurückkehrte, starb er bald darauf.
Auf seinem Sterbebett war ihn besonders wichtig, dass keines seiner Kinder oder Enkel zurückbleibt. Das hat mich seit meiner frühesten Kindheit beschäftigt. Mein Großvater war auf dem Sterbebett sehr bewegt davon, dass seine Enkel, die damals natürlich noch gar nicht geboren waren, in ihrem Leben begreifen, dass man einmal in der Ewigkeit im Himmel dabei sein muss. Diese Vorstellung kenne ich also seit meiner Jugend, und sie hat mir in vielen Situationen sehr geholfen.
Man kann das Ziel im Leben leicht verpassen. Wenn ich als junger, sportbegeisterter Kerl irgendwo mitgemacht habe – ob beim Rennen, in der Schule, im Jugendkreis oder anderswo – kam mir oft das Bild vom Sport in den Sinn, das auch Paulus verwendet: die Laufbahn, auf der man das Ziel erreichen muss. Es hat ja keinen Sinn, wenn jemand sagt, er sei nur irgendwie dabei gewesen.
Man spricht ja manchmal mit Leuten, und dann hört man: „Sie haben ja gar keine Verbindung mehr mit der Gemeinde, mit dem Glauben.“ Bei 40- oder 50-Jährigen kommt dann oft die Antwort: „Ja, wissen Sie, ich war früher mal aktiv in der Jugendarbeit, ich war auch dabei. Und jetzt? Ja, ich habe abgehängt.“ Das passiert bei uns so leicht, dass wir im Glauben „abhängen“.
In der Bibel stehen viele Worte von Jesus und Paulus, die dazu aufrufen, zu laufen, damit man das Ziel erreicht. Es ist ein Aufruf zum Eifer. Wir erinnern uns, wie Fritz Laubach unseren Hebräerbrief ausgelegt hat. Schon im ersten Kapitel war ihm wichtig, dass dies ein Ruf an müde gewordene Christen ist: Ihr dürft nicht matt werden, ihr dürft nicht aufgeben. Ihr müsst den toten Punkt überwinden. Im Glauben muss man dranbleiben.
Es gibt viele Hinderungsgründe, die wir im Laufe der Zeit beim Hebräerbrief noch sehen werden. Kapitel 9, Kapitel 10 und Kapitel 13 erwähnen noch einmal, was uns müde macht. Irgendwann habe ich das letzte Mal vergessen, doch ich glaube, ich wollte es noch viel mehr betonen: Wenn man heimgeht, fällt einem wieder ein, was man sagen wollte. Die Sünde lähmt uns.
Was ist Sünde? Das, was gegen Gott gerichtet ist. Viele Dinge in unserem Leben lähmen uns. Sie machen uns im Gewissen taub und nehmen uns auch die Freude. Wenn man im Streit lebt oder dunkle Dinge hat, dann ist auch die Freude an Gott nicht mehr da. Das lähmt auch das Glaubensleben.
Ich sage immer wieder: Es sind nicht die intellektuellen Fragen, die das Glaubensleben bestimmen. Das ist ein Missverständnis, das wir oft mit Diskussionen verbinden. Vielmehr sind es die konkreten Dinge des Ungehorsams gegenüber Gott. Wenn man in einer ganz bewussten Sache mit Gott im Streit liegt, lähmt das unser Glaubensleben.
Im letzten Kapitel, Kapitel 3, steht im Vers 13: „Dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.“ Das verstockt uns. Wenn Sie sagen: „Ich habe keine Freude mehr im Bibellesen“, dann schauen Sie mal genau hin. Meist ist das die Ursache. In unserem Leben gibt es eine Sache, bei der wir ganz bewusst mit Gott im Clinch liegen, und dann geht das Glaubensleben zurück. Dann gefällt uns nichts mehr, nichts spricht uns mehr an.
Hier sind noch Stühle frei. Sie können gerne zu Herrn da vorne auf die Plätze kommen. Sie sind herzlich willkommen. Wir fangen immer so an, und wir freuen uns über jeden, der nachstößt. Hier sind noch Plätze frei, kommen Sie einfach dazu.
Die Verantwortung im Glaubensleben und die Bedeutung von Furcht
Das lähmt uns im Glauben, macht uns befangen und nimmt uns jegliches Organ, um auf Gott zuzugehen.
Nun wieder Kapitel 4: Lasst uns mit Furcht darauf achten, dass keiner von euch etwa zurückbleibe. Was bedeutet es, mit Furcht darauf zu achten? Es ist eine sehr heikle Sache.
Es gibt gefährliche Situationen, ähnlich wie wenn Autofahrer bei schlechtem Wetter die Weinsteige mit neunzig Stundenkilometern hinunterrasen. Da müssen sie mit Furcht fahren, denn sonst kann es zu Unfällen kommen, bei denen nicht nur sie selbst, sondern auch andere zu Schaden kommen. Bei solchen Dingen ist Furcht angebracht. Es ist ernst, wenn jemand leichtsinnig handelt. Das ist eine Glaubenssache.
Der Ernst liegt darin, dass ich nicht verloren gehe, dass ich nicht anderen predige und dabei selbst verwerflich werde. Herr, ich möchte doch das Ziel meines Glaubens erreichen. Im Evangelium ist deutlich zu erkennen, dass es eine Scheidung gibt. Jesus erzählt im Endgericht von der Trennung zwischen Schafen und Böcken. Das Unkraut wird vom Getreide ausgesondert und verbrannt. Es heißt, dass man hinausgeworfen wird, mit Heulen und Zähneklappern.
Ich kenne keine einzige Textstelle in der gesamten Schrift, die auch nur den Gedanken nahelegt, dass wir alle automatisch in den Himmel kommen. Das ist ein großer Ernst. Manche sagen: „Aber Gott ist doch so lieb.“ Doch das ist eine andere Argumentation. Gerade die Liebe Gottes ist eine ernste Liebe, wie Jesus über Jerusalem weint.
Gehen Sie die ganzen Stellen im Hebräerbrief entlang, dort wird das mit großer Deutlichkeit gesagt. Das ist das Erste, was ich Ihnen heute Abend wichtig machen möchte. Das soll uns nicht verrückt machen, und es soll uns auch nicht zu Fanatikern machen. Aber es macht uns zunächst einmal verantwortungsbewusst für unser eigenes Leben.
Ich darf nicht mit meiner Rettung spielen. Ich möchte das ergreifen und leben, dass keiner von euch etwa zurückbleibe. Und das ist auch die Verantwortung, die wir füreinander haben.
Ich danke meinen Eltern. Ich weiß nicht mehr genau, was der Anlass war. Ich war ein Bub, und der Vater kam meistens erst später zum Frühstück. Dann wurden wir noch einmal gerufen und gefragt: Ist dir bewusst, wofür du einmal vor Gott bestehen kannst? Für das Blut Christi und seine Gerechtigkeit.
Vielleicht wird es Ihnen einmal so gehen, dass Sie Ihren Enkeln oder Kindern in großer Liebe und Freude bewusst machen, worum es geht. Meine Großmutter, die lange Witwe war, hat uns Enkeln immer sehr ernst gemacht. Sie sagte: Ihr dürft alles machen, es ist alles nicht schlimm – nur das nicht verlieren: euer ewiges Heimatrecht. Das Allerwichtigste.
Es ist nicht schlimm, wenn man in der Schule durchfällt oder wenn sonst etwas passiert oder kaputtgeht. Aber es ist schlimm, wenn man das verliert und nicht dabei ist in der Ewigkeit.
Lasst uns also dafür sorgen, dass keiner von euch etwa zurückbleibe, solange die Verheißung noch besteht. Was ist die Verheißung? Die Einladung Jesu: Ergreife dein Heil, mach es fest mit Gott, damit eure Namen im Buch des Lebens geschrieben sind, damit ihr Bürger seid mit den Aposteln, Hausgenossen Gottes und Anteil habt an der himmlischen Herrlichkeit.
Die Bedeutung der Ruhe als himmlisches Ziel
Hier sagt der Hebräerbrief etwas zur Ruhe, und diesen Begriff muss ich zunächst erklären. Wir haben den ersten Punkt, den Ernst unseres Lebens, bereits behandelt. Nun folgt der nächste Punkt: Was ist gemeint mit dieser Ruhe?
Heute ist es mir schwergefallen, mich nicht zu verstecken. Manfred Hauschmann, der gerade seinen hundertsten Geburtstag gefeiert hätte, hat eine ganz außergewöhnlich schöne Predigt in seinem Predigtband "Das abgrundtiefe Geheimnis". Niemand kann es so gut ausdrücken. Ich habe heute selbst daraus Kraft geschöpft, aber ich kann es nicht so schön sagen, wie es ein Dichter vermag, wenn er das Gotteswort auslegt.
Er sagt: Die Bibel ist grandios, wenn man sie nur auf das betrachtet, was sie vom Menschen sagt – noch gar nicht, wenn man an die himmlischen Dinge denkt. Es gibt in der ganzen Weltliteratur kein Buch, keinen Dichter, der so großartige Dinge über den Menschen sagt.
Nun schauen wir uns noch einmal nur das an, was die Bibel von der Ruhe sagt. Wir Menschen heute, im zwanzigsten Jahrhundert, meinen immer, unsere Zeit sei besonders schlimm wegen dieser Ruhelosigkeit. Doch er sagt, das ist eine oberflächliche Betrachtung. Die Menschen früherer Generationen waren genauso ruhelos.
Denn die Unruhe unserer Tage kommt nicht durch das Flugzeug, nicht durch die Technik und nicht durch das Telefon. Das reden wir uns nur ein. Die Unruhe steckt in uns drin. Der Mensch trägt sie seit seiner Geburt in sich. Und überhaupt wird das überschätzt. Wir meinen immer wieder, der Mensch früher sei ganz anders gewesen als der heutige Mensch. Doch das, was die Bibel über Menschen vor 2000 Jahren sagt, ist so aktuell. Man sieht, der Mensch hat sich mit seinen Problemen überhaupt nicht verändert.
Und diese Unruhe trägt er in sich. Was ist diese Unruhe? Der Mensch ist dauernd unterwegs, ständig im Schaffen und Wirken. Er sucht etwas, das er nicht findet. Das ist eine Gottferne. Darum muss der Mensch rastlos tätig sein. Er schafft etwas, das ihm keinen Frieden und keine Geborgenheit schenkt.
Kein Mensch kommt zum Frieden, je wilder er lebt. Das möchte ich noch hinzufügen. Das merkt man, wenn jemand in den Vergnügungen alles ausprobiert, wenn jemand alle Tabus sprengt, wenn jemand rund um die Welt reist. Er wird nie Frieden finden und nie Ruhe.
Und wo gibt es denn Ruhe? Zuerst schauen wir auf die Schöpfung: Bei Gott ist Ruhe am siebten Tag. Manfred Hausmann hat das großartig ausgelegt. Sie fragen ja manchmal, woher ich meine Gedanken habe. Ich habe sie alle geglaubt, alle guten Gedanken. Man kann sie ja aus meinem Kopf herausziehen. Ich lese viel, sammle Gedanken, und das ist auch schön.
Er sagt, wir haben den Sabbat und den Sonntag völlig falsch gesehen. Wir sehen sie als eine Einengung. Ganz schlimm ist es dann in Israel, wenn man den Sabbat als ein Gesetz betrachtet, bei dem man dies und jenes nicht darf, als ein Zwangskorsett, in das man hineingespannt ist.
Die wahre Bedeutung der göttlichen Ruhe
Was ist denn bei Gott die Ruhe? Besonders sind. Was ist bei Gott die Ruhe? Ich habe zu diesem Wort „Ruhe“ nie einen richtigen Bezug gehabt, das können Sie sich vorstellen. Für mich war es die schlimmste Strafe, wenn man auf dem Kanapé sitzen muss oder so ganz ruhig sein soll.
Das ist aber auch eine völlig andere Ruhe, die Gott hat. Warum? Das Gegenteil von dem, dass man immer, immer, immer produzieren muss. Übrigens, für diejenigen, die sich naturwissenschaftlich mit dem Thema beschäftigen, ist das meine große Anfrage an den Darwinismus, der immer sagt, die Welt sei erst noch im Werken. Das ist ja das Tollste im biblischen Schöpfungsbericht: Mit dem sechsten Tag ist alles vollbracht. Die Erde entwickelt sich nicht mehr weiter, und der Mensch auch nicht.
Ich sehe auch nichts davon, dass sich der Mensch in den letzten Jahrtausenden weiterentwickelt hätte. Die Welt ist auch nicht weiterentwickelt, so ist sie gewesen. Aber Gott — jetzt muss man es eigentlich so sehen — lebt in einer ganz großen Ruhe. Das ist nicht Untätigkeit, das sind nicht die Hände im Schoß, sondern die Vollkommenheit seiner Schöpfung.
Das wird hier angedeutet: Es gibt einen Raum, wo mein Leben zur Entfaltung kommt. Deshalb schließt das zum Beispiel nicht aus, dass wir in der Ewigkeit tätig sein werden. Dann werden wir nicht untätig sein. Auch was in der Offenbarung steht, zeigt, dass wir sicher Dinge tun werden. Selbst Arbeit wäre nicht schlimm, wenn sie keine Arbeit mehr wäre, die mit Misserfolg verbunden ist, sondern Teilhabe an der großen Ruhe Gottes, wo man aus dem Geschaffenen lebt, sich freut, dankt und lobt.
Und jetzt ist es gerade richtig: Israel hat jeden Sabbat gefeiert, also ein Stück Himmel. So haben die das Sabbat gefeiert, nicht als Strafe: „Jetzt darf ich heute nicht arbeiten“, sondern als Einladung: Lass alles liegen, du kommst deshalb kein Stück zurück oder zu kurz. Nimm einen Tag und lebe in der großen Freude, in der Ruhe, in der Gottesruhe, der Vollkommenheit. Nicht in der Angst, was du alles machen musst, sondern freu dich einfach, dass Gott dein Leben führt und es zu Ende bringt. Lass dich fallen in den großen Gottesfrieden hinein.
Diese Ruhe ist doch gekommen, und sie ist da. Aber sie ist in dieser Welt natürlich immer nur ein Glaubensgut. Sie ist noch nicht real für uns. Herr Faber, wir leben ja noch in der Welt von Kampf und Streit. Einer meiner Onkel, wenn wir schon beim Geschichten erzählen sind, hat es auch in einem Feldpostbrief geschrieben. Er ist später gefallen. Er schrieb als Oberleutnant, wie sie einem jüdischen Zug begegneten und eine Jüdin ihn bloß anschaute und sagte: „Wann kommen wir endlich zur Ruhe?“
Diese endlose Wanderschaft der Juden ist biblisch verstanden. Wann sind wir endlich dort? Jetzt nimmt der Hebräerbrief dieses Beispiel und sagt: Das alte Gottesvolk hat etwas von der himmlischen Ruhe gewusst, hat den Sabbat gefeiert, aber das war es noch nicht. Gott hat ja gesagt: „Ich will euch ins Land führen.“ Und da wurde es mehrfach ausgesprochen. Sie finden es in der Konkordanz ganz schön formuliert: „Ihr werdet Ruhe finden, ihr werdet von den Feinden immer angegriffen werden, aber ihr werdet keinen Kampf mehr erleben, ihr könnt wirklich leben aus dem Frieden Gottes.“
David meinte, er sei im Ski (Segen?) angekommen, jetzt könne man in der Ruhe leben. Salomo meinte es ebenso, Josua ebenfalls. Sie seien dort, aber nicht in der Ruhe. Warum? Weil Gott gesagt hat, ihr kriegt keine Ruhe. Sie wollten eine Ruhe ohne Gott. Es war kein Gehorsam da, es war eine Flucht vor Gott. So war es schon im Wüstenzug. Sie hatten ja letztes Mal schon erlebt, dass Gott es so genau nimmt mit dem Ungehorsam.
Hier noch einmal: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe kommen. Sie können zwar Sabbat feiern. Gerade letztes Mal haben wir die schöne Stelle vom Manna in der Wüste betrachtet. Dort ist es so eindrücklich, dass das, was sie gesammelt haben, über Nacht vergammelte und Würmer im Essen waren — nur am Sabbat. Gott sagte deshalb: „Sammelt für den nächsten Tag.“ Und die Speise blieb gut, weil Gott nicht will, dass man sich am Sabbat mit alltäglichen Dingen seine Zeit vertreibt.
Charlotte Reilen, die ich so gern erwähne, wird in einem schönen Büchlein von Karl Deiber, Dekan von Bernhausen, beschrieben. Sie hat in Stuttgart viel geprägt. Er malt dort das Bild vom breiten und vom schmalen Weg, das Sie aus Kindertagen kennen, das bunte Bild. Oben ist die Eisenbahn, die geradewegs in die Hölle fährt.
Früher dachten wir natürlich, es sei Technikfeindlichkeit gewesen. Heute wäre es politisch vielleicht sogar ein Pluspunkt, wenn man gegen Technik ist. Aber warum war Charlotte Reilen dagegen? Das muss man bei ihr lesen. Sie sagte: „Es gibt uns ungeahnte Möglichkeiten, und wir wissen, was das für unsere Gesellschaft bedeutet. Aber ich sehe schon kommen, dass die Menschen keine Zeit mehr für Gottes Wort am Sonntag haben, vor lauter Unternehmungen, die sie planen.“
Das war gut beobachtet, da gab es noch gar kein Auto. Irgendwo müssen wir auch aufpassen, dass wir wieder zum Sonntag kommen. Ich freue mich über unsere jungen Leute. Die Mitarbeiter haben mich zum nächsten Montag eingeladen, zum Mitarbeiterkreis. Aber unseren jungen Leuten ist gar nicht mehr klar, was ein Sonntag ist. Wo lehren wir sie das? Wann haben wir darüber eine Predigt oder so? Ich freue mich, dass wir da mal wieder Zeit haben, mit unseren Mitarbeitern darüber zu sprechen.
Gott verspricht: „Ich will dir alles geben.“ Jetzt machen Sie den Test und sagen: „Jetzt lasse ich meine Tagesarbeit liegen am Sonntag.“ Meine Konferenten kommen dann immer und sagen: „Sie predigen oder auch, aber das ist ja lustig, dass ich mich mit göttlichen Dingen beschäftige.“ Das wird man ja merken. Aber wenn man sich einfach Zeit nimmt, auch zum Lesen, auch für Familie und sonstige Dinge, für die man sonst keine Zeit hat, ist das ein Stück Teilhabe an dieser göttlichen Ruhe, ein Ausbrechen aus dem ganzen Druck des Lebens.
Jetzt sagt der Hebräerbrief: „Aber ihr müsst die ewige Ruhe erreichen.“ Und das nicht als ruhesanftes Verstehen der Untätigkeit, sondern: „Ich möchte das Heilsgut der himmlischen Herrlichkeit ergreifen.“ So könnte man es übersetzen. Ich möchte teilhaben — jetzt nehme ich noch einmal das Fremdwort — an der Harmonie Gottes, an der Vollkommenheit Gottes, an der Schönheit, die er für mich bereitet hat.
Das darf ich nicht verpassen, nicht versäumen. Deshalb hat Gott noch einmal einen Heuteruf gegeben: „Heute.“ Das ist keine Erfindung von Drängern. Jetzt sind wir beim dritten Punkt: Es geht um eine Entscheidung. Ich kann die Entscheidung nicht immer vor mir herschieben. „Heute“ — so war es schon bei den Israeliten — hat Gott gesagt: „Heute, wenn ihr meine Stimme hört, dann macht euch auf, lasst alles andere liegen und stehen und sucht das eine Ziel heute!“ (Hebräer 3,7-8)
So war es schon damals: „Jetzt, wenn ihr diese Stimme Gottes hört, verstockt eure Herzen nicht.“ Verstockung ist die Folge von Ungehorsam, von falscher Haltung, von falscher Lebensanstellung. Herr, jetzt höre ich auf deine Stimme. Ich will dir folgen, dir dienen — heute, wenn ich deine Stimme höre.
Die zentrale Rolle des Wortes Gottes im Glaubensleben
Und da sind wir jetzt beim nächsten Punkt: Das Wort Gottes ist der zweite, wichtige Teil – eigentlich der wichtigste Teil, den ich brauche. Ich habe große Sorge, wohin unsere Christenheit heute läuft, auch unsere Gemeinden schwanken hin und her. Das Christenleben wird vom Gotteswort geprägt.
Ich frage mich immer wieder: Haben Sie Zeit, mit dem Gotteswort zu leben? Das ist in der Bibel ganz wunderbar beschrieben. Das Gotteswort ist das, was unser Leben gestaltet. Es verändert unseren Charakter. Das Gotteswort ist der Samen des neuen Lebens, und nur durch das Hören entsteht dieses Leben. Es gibt kein anderes Organ, durch das Glauben kommen kann, als durch Hören.
Sicher, es ist schön, dass wir die Versammlungen interessant und einladend gestalten. Aber das Entscheidende wird sein: Hören die Leute noch? Hören die Leute das Wort noch? Nur dort, wo sie Hörer des Wortes werden, entsteht Glauben. Glaube kommt aus dem Hören des verkündigten Wortes Gottes, also der Predigt.
Ich sehe heute mit Schrecken, dass Bibelkreise und Bibelstunden abnehmen, dass Gottesdienste schlecht besucht sind oder dass in Gottesdiensten andere Themen das Wort Gottes verdrängen. Vor vielen Jahren, als unsere Kinder noch klein waren, da war man in einem Gottesdienst manchmal regelrecht enttäuscht. Der Pfarrer hat überhaupt keinen Bibeltext mehr verlesen, sondern einfach über die Welt, den Urlaub und schöne Dinge gesprochen – aber nicht das Gotteswort gepredigt. Ich verstehe nicht, wie man das machen kann.
Das ganz Entscheidende wird nur sein, wo wir das geoffenbarte Gotteswort verkündigen. Dieses Gotteswort ruft mich heute und sagt: Komm, ordne dein Leben! Es trifft mich im Gewissen, wühlt mich auf, und dann merke ich: Ich bin berufen auf ein himmlisches Ziel hin. Verstocke dein Herz nicht, sondern lass dich führen zur himmlischen Ruhe.
Ich darf hier schon teilhaben an der Sonntagsruhe, an der Sabbatruhe, darf teilhaben am Frieden, den Gott mir gibt. Aber oft ist das Leben ja nur ein Kampf in dieser Welt, voller Sorgen und Ängste. Doch ich freue mich darauf, wenn ich einmal eintreten darf in die himmlische Ruhe. Es gibt noch eine Ruhe für das Volk Gottes. Dort werden wir nicht mehr dauernd unruhig sein, sondern erfüllt und voller Freude über das Erreichte.
Deshalb beschreibt der Hebräerbrief am Ende unseres Abschnittes, in den Versen 12 und 13, noch einmal, was das Wort Gottes ist. Das möchte ich gerne mit Ihnen noch einmal durchgehen, damit Ihnen das klar wird. Das ist A und O.
Ich kann es heute nur ganz deutlich sagen: Entweder ist es Gottes Wort oder Menschenwort. Welche Bedeutung hat es dann für mich? Sicher, es gibt schöne Lyrik, aber das Entscheidende am Gotteswort ist ja, dass es von göttlichen Dingen spricht. Wenn es Menschenwort ist, kann es mir nichts über das Göttliche sagen – dann ist es ausgeschlossen.
Die Frage ist: Ist es Gottes Wort? Das ist die ganze Schwierigkeit. Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“, dann sagen manche: „Aber es gibt doch gar keine absolute Wahrheit.“ Das ist sehr anmaßend. Dann wäre Jesus ein Betrüger gewesen, was sonst? Wenn Menschen ihm Worte angedichtet haben, dann waren sie die größten Halunken. Oder es ist wahr – da gibt es kein Mittelding.
Dieses Wort Gottes ist Kraft, die einzige Gotteskraft, die heute wirkt – neben den Naturkräften der Schöpfung. Das Heil kann nur durch das Wort Gottes kommen. Die erste Stelle, die wir einfach aufschlagen können, ist Johannes 6,63: „Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“
Alle Jesusworte, alle Jesusreden sind keine dürren Buchstaben. Wer sie liest, hört und glaubt, empfängt dadurch Leben und Gottes Geist, den Heiligen Geist. In den Worten Jesu ist der Heilige Geist enthalten. Es ist immer eine große Ungleichheit: Wie kommt der Heilige Geist in unser Leben? Durch sein Wort.
Der Heilige Geist bewirkt, dass das Wort in uns Glauben weckt. Mein bester Rat an Menschen, die mit Zweifeln kämpfen, lautet: Kommen Sie doch einfach dazu, hören Sie zuerst mal zu, dann können wir reden. Aber hören Sie mal! Es ist ganz beeindruckend, wie das Wort Gottes in Ihrem Leben gewirkt hat, wenn Sie das zurückverfolgen.
Es ist ganz wichtig: Wenn das Wort Gottes bei Ihnen nicht mehr wirkt, wenn Sie sagen, es lässt mich kalt, dann müssen Sie genau hinschauen, damit wieder Geist und Leben bei Ihnen sind.
Dann kommt der erste Petrusbrief, der etwas schwieriger zu finden ist – nach den Paulusbriefen, vor den Johannesbriefen, 1. Petrus. Dort geht es um die neue Geburt, das neue Leben der Christen. Woher kommt das neue Leben? Es ist nicht etwas, das man sich mit Krampf und Druck selbst aneignet.
„Ihr seid wiedergeboren, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.“ Das ist doch ganz wichtig. Sie sollen sich nicht auf Menschenmeinungen, auch nicht auf meine, verlassen.
Es ärgert mich immer, wenn irgendjemand sagt, man sei eine pietistische Gemeinde. Das muss man nicht sein – das wäre schrecklich. Man ist eine Wort-Gottes-Gemeinde, eine reformatorische Gemeinde, eine evangelische Gemeinde. Ich habe das jedenfalls nie gewollt, gepredigt oder gesagt.
Wir wollen eine Bibelgemeinde sein, eine Wort- und Jesusgemeinde – nichts anderes. Ganz gleich, wer der Prediger ist. Wir wollen eine Gemeinde sein, in der das Wort Gottes wirken kann. Und das ist kein vergängliches Wort, kein zeitbedingtes, das man immer neu schreiben muss. Es bleibt das Wort Gottes.
Es ist ein lebendiges Wort, weil es ein lebensschaffendes Wort ist. Es überführt Menschen, dringt durch und bewirkt etwas, wie ein Same, aus dem eine Pflanze wächst.
Jesus hat das Gleichnis vom Sämann geprägt. Was sät der Sämann aus? Das Wort Gottes. Wenn es auf dem Weg fällt, kann es nicht aufgehen. Wenn es aber auf guten Boden fällt, bringt es viel Frucht.
Dieses Wort Gottes ist Leben. Ganz einfach: Aus dem Wort Gottes kommt Glauben. Wir Menschen sind doch alle nur Leute, die einander darauf hinweisen können. Aber das muss Gott selbst bewirken.
Die bleibende Kraft des Wortes Gottes
Den Glauben können wir nicht herstellen oder beeinflussen. Wir sind hier einfach miteinander; öffnen wir unsere Augen. Alles Fleisch ist wie Gras, alles ist eine Herrlichkeit wie das Gras. Die Blume des Grases verwelkt, das Gras verdorrt, die Blume fällt ab. Aber das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit. Und dieses Wort ist das, welches unter euch verkündigt ist. Dieses bleibt.
Selbst wenn alle aufstehen, gelehrte Leute und so weiter, hat das nichts zu bedeuten. Nach 30 oder 40 Jahren ist alles der Bach hinunter, aber das Wort Gottes steht. So sind die Jahrhunderte hinter uns. Wie oft hat man das schon aus eigener Kraft erklärt! Es ist immer wieder interessant, wenn Menschen erneut suchen, wo sie Orientierung finden können – gerade in diesem Jahrhundert voller Katastrophen.
Diese Note der Bekennenden Kirche in Barmen sagt: Das eine Wort Gottes ist Jesus, dem wir im Leben und im Sterben vertrauen sollen. Das Wort Gottes ist lebendig. Jesaja 40 nimmt das noch einmal auf: Das Gras verwelkt, und so weiter. Man kann auch Johannes 5,24 und 26 heranziehen. Jesus sagt: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und ist schon durchs Gericht hindurchgegangen. Mehr kann man in dieser Welt nicht haben.
Das Hören des Wortes und der Glaube an Jesus und den Vater, der ihn gesandt hat, bedeuten Leben. Wer das annimmt, ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen. Wie werde ich mit den bösen Einflüssen in meinem Leben fertig? Wie gehe ich mit Belastungen und Schwierigkeiten um? Indem ich dem Wort Gottes in meinem Leben Raum gebe, schreite ich vom Tod zum Leben hindurch. Das ist ganz wichtig.
Deshalb ist für Christen nur eines wichtig: das Ziel nicht zu versäumen. Wort Gottes als Training. Mit dem Wort Gottes laufen, das Leben vom Wort Gottes umändern lassen – das ist alles. Und dann konzentriert aufs Ziel zu laufen, nichts anderes.
Die Kirchenreform braucht unsere Christenheit. Wenn man fragt, wo der Schaden liegt, dann liegt er nirgendwo anders als hier. Wo liegt der Schaden in der theologischen Ausbildung? Wo liegt der Schaden in den Gemeinden? Wo liegt der Schaden in der Jugendarbeit? Hat das Wort Gottes Raum? Kann es sich entfalten? Noch nie ist ein anderer Mensch Christ geworden, als das Wort Gottes, das in seinem Herzen Platz gewonnen hat.
Und jetzt kommt noch, dass es durchdringt. Hier kommt das, was schärfer ist als jedes zweischneidige Schwert: Es dringt ins Gewissen, scheidet Seele und Geist, Mark und Bein und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Das Wort Gottes deckt immer schärfer auf, was ich falsch mache. Man kann sich vor dem Wort Gottes gar nichts einreden.
Lesen Sie einfach das Wort Gottes. Ich bitte immer wieder in den Hauskreisen: Bleiben Sie bloß beim Wort Gottes und verlieren Sie sich nicht zu lange in Ihren Gedanken. Ehren Sie sie, aber bleiben Sie beim Wort Gottes. Denn dort wird es in uns plötzlich ganz aktuell.
Es geht einem oft so, dass man erschrickt. Dinge, die man früher vor Jahren gar nicht gesehen hat, sieht man plötzlich, je länger man mit dem Wort lebt, sehr deutlich. Das Wort Gottes deckt unsere Sünden auf, zum Beispiel die Sünden unserer Zunge, unsere Leichtfertigkeit, wie wir über andere reden und so weiter.
Lassen Sie das Wort nur wirken. Es scheidet bis ins Innerste. Je länger Sie im Glauben sind, desto mehr leiden Sie unter Ihrer Sünde als früher. Als Jungbekehrter haben Sie gemeint, das habe ich unter den Füßen. Je länger Sie im Glauben sind, desto feiner wird das Bewusstsein der Sünde. Und sehen Sie, da gibt es solche Mächte noch, die mich vom Herrn wegziehen.
Lassen Sie ruhig das Wort immer wieder in die Tiefe wirken. Es wird einem immer schwerer, die Bibel zu lesen, weil sie immer tiefer hineindringt. Und es ist gut, wenn wir so zubereitet werden auf die große Zukunft.
Vor dem Wort Gottes ist niemand verborgen. Niemand kann etwas zudecken. Alles ist aufgedeckt vor den Augen Gottes – auch die Gedankenwelt, das Unheimlichste, das Verborgenste. Ich bin ganz durchschaut.
Aber jetzt will der Hebräerbrief uns nicht erdrücken. Ich will hier abbrechen. Er spricht dann vom großen Hohenpriester, von der Vergebung. Und dann sehen wir genau die wichtigen Punkte des Glaubens.
Ich will das Wort neu hören und mich mit dem Hohenpriester versöhnen lassen. Er ist viel wirksamer als der irdische Hohepriester, der mich freispricht. Jesus kann mitfühlen mit unseren Schwachheiten und kennt sie durch und durch. Er weiß, was ein Menschenleben bedeutet und heißt.
Deshalb wird das nicht harmlos angesehen, sondern so, dass Jesus barmherzig sein kann mit uns.
Abschließende Gedanken zum Glaubensziel und zur Lebensführung
Aber jetzt ist es wichtig, dass wir unser Ziel wieder vor Augen haben.
Es ist heute eine schwierige Zeit. Mit zunehmendem Alter blickt man mit großer Sorge darauf, wie viel geistliches Leben um uns herum abstirbt. Das ist sehr schwer zu ertragen. Viele Christen, die uns viel bedeutet haben, sind plötzlich irgendwo gestrandet.
In unserer Jugendarbeit nach dem Krieg in Stuttgart haben wir gerne Lieder gesungen. Ein Jugendreferent in Stuttgart, dessen Namen ich nicht nennen möchte, hat schöne Lieder gedichtet. Eines davon heißt „Lux Luzet in Tenebris“ – das Licht leuchtet in der Finsternis. Später, als ich ihn in Stuttgart traf, lachte er nur noch über alles. Er sagte, das liege weit hinter ihm. Er handle jetzt mit Häusern, da käme mehr Geld heraus, und er habe sein Leben radikal umgestellt. Vom Alten wolle er nichts mehr wissen.
Das werden viele von Ihnen kennen. Es ist schwer, wenn man sein Ziel verliert. Das irdische Leben ist sehr kurz. Es macht nur Sinn, wenn ich das ewige Ziel vor Augen habe.
Bei Bestattungen kann ich nicht mehr darüber sprechen. Oft frage ich mich: Bin ich ein untreuer Zeuge? Ich glaube auch nicht, dass ich den Sterbenden noch etwas sagen darf. So verstehe ich es zumindest. Die meisten wollen von mir nur noch ein kleines Trostpflaster.
Ich weiß auch nicht, wo überhaupt noch Menschen sind, die sagen: „Ich möchte zur Beichte gehen und bitte um Vergebung.“ Sie wissen ja, dass wir ein absolutes Schweigegebot haben. Aber ich kann mir über viele Jahre keinen einzigen Sterbenden vorstellen, der das gesagt hätte.
Wir haben auch gesagt, es wäre uns wichtig, wenn wir noch Zeit hätten, um vieles zu bereinigen. Man geht doch abends nicht zu Bett, ohne zu sagen: Heute ist viel falsch gelaufen, und vor Gott war vieles nicht in Ordnung.
Es ist so wichtig, dass wir das nicht verspielen. Das ist der Ernst unseres Lebens.
Ich wollte Ihnen heute Abend etwas Wichtiges mitgeben, aber nicht etwas Bedrückendes, sondern etwas zur Freude. Sie sollen zur Ruhe kommen, zur himmlischen Berufung. Sie sollen dieses Ziel haben.
Ich will streben nach dem Leben, in dem ich selig bin. Das singen wir ein anderes Mal wieder. Jetzt singen wir das Lied „Hundertneunundneunzig“.
