Liebe Gemeinde,
ich weiß nicht, ob Sie heute Nacht gut geschlafen haben oder wie gut Sie geschlafen haben. In der Fortsetzung unserer Predigtreihe geht es um einen mächtigen Mann, der ausgesprochen schlecht geschlafen hatte. Dafür gab es einen Grund: Ein Traum, der ihm keine Ruhe mehr ließ.
Es steht gleich im ersten Vers unseres Predigtextes, Daniel Kapitel 2: Im zweiten Jahr seiner Herrschaft hatte Nebukadnezar einen Traum, über den er so erschrak, dass er aufwachte. Dafür gab es einen Grund. Oft weiß man ja gar nicht, ob man geträumt hat oder wie man geträumt hat. Manchmal haben wir nur eine vage Erinnerung an den letzten Traum der Nacht. Da mischen sich dann Erlebnisse des Tages, Hoffnungen und Befürchtungen. Manches, was wir gelesen haben, taucht plötzlich in unseren Träumen wieder auf.
Als Kind ging es mir manchmal so: Ich habe immer von einem Schokoriegel geträumt – ich will jetzt keine Marke nennen – und kurz bevor ich reinbeißen konnte, bin ich aufgewacht. Das war dann nicht so schön.
Der Traum, um den es hier geht, hat einen politischen Inhalt. Der Mann, der ihn träumte, war der erste richtige Weltmonarch, der erste Weltherrscher, von dem wir wissen. Darum war dieser politische Traum für ihn zugleich ein sehr persönlicher Traum, weil seine Existenz eng mit der Politik verflochten war.
Im Englischen gibt es ein Sprichwort, das man etwa so übersetzen kann: „Unruhig liegt das Herz, unruhig liegt das Haupt, welches die Krone trägt.“ Und genau das traf auf Nebukadnezar zu. Darum hatte der babylonische König und Globalstratege in jener Nacht zunächst Schwierigkeiten, überhaupt einzuschlafen.
Ja, in Kapitel 2, Vers 29 – das steht nicht mehr auf Ihrem Zettel, das werden wir nächsten Sonntag sehen – da wird Daniel, der junge Berater aus Israel, zu ihm sagen: „Dir, o König, stiegen auf deinem Nachtlager Gedanken darüber auf, was wohl in der Zukunft geschehen würde.“ Das war an jenem Abend.
Und ich denke, das ist wohl schon mal jedem von uns so gegangen. Dazu muss man kein Weltherrscher sein. Man liegt wach im Bett, ist noch aufgeregt von den Ereignissen des Tages, und dann packen einen plötzlich die Sorgen, wie sich manches in der Zukunft entwickeln könnte. Das kennen wir alle.
Die Situation des mächtigen Königs und sein beunruhigender Traum
Bei Nebukadnezar stellte sich irgendwann doch der Schlaf ein, bis er mitten in der Nacht vielleicht schweißgebadet wieder aufwachte. So beginnt Daniel 2. Wir schreiben etwa das Jahr 603 v. Chr. Nach babylonischer Zählweise befindet sich Nebukadnezar jetzt in seinem zweiten Amtsjahr als babylonischer Herrscher. Eigentlich ist es bereits sein drittes Jahr, doch das Thronbesteigungsjahr wird bei den Babyloniern offiziell nicht mitgerechnet. Deshalb heißt es hier, er sei in seinem zweiten Amtsjahr.
Schon unter seinem Vater Nabopolassar war Babylonien langsam, aber sicher zur Weltmacht aufgestiegen. Man hatte einen globalen Konkurrenten nach dem anderen aus dem Feld geschlagen: die Asyrer, die Ägypter. Ausgerechnet in dem Jahr, als Nebukadnezar die Nachfolge seines Vaters antrat, wurde auch Israel besiegt und Jerusalem eingenommen. Das war 605 v. Chr.
Die besten Nachwuchskräfte der Juden, die hoffnungsvollen jungen Männer aus den guten Familien, ließ Nebukadnezar gleich nach Babylonien abtransportieren. Dort sollten sie die babylonische Sprache, Literatur und Wissenschaft studieren. Sie erhielten neue Namen. Das heimliche Ziel hinter dieser Aktion war eine zwangsweise Umerziehung – im weitesten Sinne. Danach sollten sie für weiterführende Aufgaben im Dienste Nebukadnezars eingesetzt werden.
Unter diesen Männern war auch Daniel mit seinen Freunden, die wir bereits kennengelernt hatten. Bei ihnen funktionierte die Umerziehung nicht so gut. Im Unterschied zu den meisten Landsleuten und Leidensgenossen nahmen sie zwar die Ausbildung in babylonischer Kultur, Wissenschaft und Literatur an, aber sie achteten darauf, sich in ihrem Glauben und Denken – denn Glauben und Denken gehören immer eng zusammen – nicht an ihre Umwelt anzupassen. Sie blieben dem Gott der Bibel treu.
Man muss sagen: Trotz dieser Verweigerung, obwohl sie keine Kompromisse mit der babylonischen Religion eingingen, schafften sie bei der Abschlussprüfung das beste Examen. Das war ein Geschenk Gottes. Das zeigte sich auch am vergangenen Sonntag: Gott hatte diese jungen Männer besonders bewahrt und beschenkt. Er hatte sie wagemutig gemacht und wirklichkeitstauglich. Sie waren nicht weltfremd oder komisch geworden, sondern konnten sich mit den Gegebenheiten auseinandersetzen, die sie dort antrafen. Gott hatte sie auch weise gemacht.
Deshalb bestanden sie ihr Examen mit Summa cum laude, also mit der höchsten Auszeichnung, und kamen danach für eine größere Karriere in Babylonien durchaus in Betracht.
Die politische Lage und die Bedeutung des Traums für Nebukadnezar
Inzwischen, hier im zweiten Kapitel, schreiben wir das Jahr sechshundertdrei. Die Ausbildung hatte im Jahr sechshundertfünf begonnen. Im Jahr sechshundertfünf, sechshundertvier und jetzt sechshundertdrei haben die Jugendlichen ihre Ausbildung gerade abgeschlossen oder stehen zumindest kurz vor dem Examen.
Die Ausleger nehmen an, dass sie wahrscheinlich etwa siebzehn Jahre alt sind, also noch sehr jung. In dieser Zeit träumt Nebukadnezar diesen eigenartigen Traum, der ihn völlig aus der Fassung bringt. Denn dieser Traum könnte bedeuten, dass Nebukadnezars Macht auf wackeligen Füßen steht, dass sie sogar am Bröckeln ist.
Plötzlich beginnt der mächtige Nebukadnezar zu ahnen, wie ohnmächtig er möglicherweise dasteht. Er ist erst im zweiten beziehungsweise dritten Jahr seiner Herrschaft. Er fragt sich: Wie wird sich mein riesiges Reich weiterentwickeln? Wie werde ich mit all den komplizierten Machtverhältnissen klarkommen?
Erst im letzten Jahr hatte man überraschend lange gebraucht, um das kleine Ascalon im Philisterland zu besiegen. Inzwischen war das babylonische Militär seit Monaten an verschiedenen Stellen mit der Grenzsicherung beschäftigt. Immer wieder stellt sich die Frage, die ihn sicherlich auch umgetrieben hat: Wie loyal werden seine engsten Mitarbeiter sich auf Dauer verhalten? Wird er sich auf sie verlassen können oder werden sie, wenn sie sich über irgendetwas ärgern, anderen zulaufen? Wahrscheinlich schon am nächsten Morgen.
Nach dieser schweren Nacht mit dem problematischen Traum wird Nebukadnezar dann aktiv. Das sehen wir hier in Vers zwei: „Und der König ließ alle Zeichendeuter und Weisen und Zauberer und Wahrsager zusammenrufen, dass sie ihm seinen Traum sagen sollten.“ Sie kamen und traten vor den König, und der König sprach zu ihnen: „Ich habe einen Traum gehabt, der mich erschreckt hat, und ich möchte gerne wissen, was es mit diesem Traum auf sich hat.“
Politikberatung ist also nicht erst in unserem Jahrhundert ein einträgliches Geschäft, das gab es zu allen Zeiten. Was Nebukadnezar hier zu einer Sondersitzung einberuft, ist die Intelligenz von Babylon. Die Titel und Berufsbezeichnungen lassen sich kaum genau übersetzen. Es waren Wissenschaftler, teilweise aber auch Esoteriker, Astrologen, Okkultisten, Traumdeuter, Magier und wohl auch Priester. Die Abgrenzung der Begriffe ist nicht präzise möglich.
Der vierte Ausdruck, der in der Lutherübersetzung mit „Wahrsager“ wiedergegeben wird, steht eigentlich für „Kaldäer“. Die Kaldäer kamen aus Südbabylonien. Es handelte sich möglicherweise auch um eine Priestergruppe, die sich jedenfalls mit Traumdeutung befasst hat.
Die Forderung des Königs und die Reaktion der Berater
Und der Auftrag des Königs bringt sie erst einmal gar nicht aus der Ruhe. In Vers 4 heißt es: Da sprach die wahre Saga zum König auf Aramäisch: „Der König lebe ewig, sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.“
Übrigens wechselt die Sprache im Urtext ab hier vom Hebräischen ins Aramäische. Es gibt viele Ähnlichkeiten, aber auch einige Unterschiede. Die Schriftzeichen bleiben gleich. Das könnte daran liegen, dass Daniel, der dieses Buch wohl geschrieben hat, ab hier aus einem aramäischen Archivtext zitiert und diesen mitverwendet. Möglicherweise hat er für die Zeit davor seine hebräischen Aufzeichnungen benutzt und knüpft hier an einen offiziell in Aramäisch verfassten Text aus dem Archiv an.
Dieser Abschnitt läuft durchgehend in Aramäisch bis zum Ende von Kapitel 7. Der Schluss, also Kapitel 8 bis 12, ist dann wieder in hebräischer Sprache verfasst. Das ist nur eine Beobachtung am Rande.
Jedenfalls reagieren hier die Berater sehr gelassen. „Der König lebe ewig“, sagen sie, obwohl sie wissen, dass das nicht möglich ist. Dann fügen sie hinzu: „Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.“
Doch von einer Minute zur anderen ist es, als ob jemand einen Sprengsatz in den Konferenzraum geworfen hätte. Die Stimmung wird aggressiv, gereizt und feindselig. Der Auslöser ist zunächst das Statement von Nebukadnezar in Vers 5. Der König antwortete und sprach zu den Wahrsagern: „Mein Wort ist deutlich genug. Werdet ihr mir nun den Traum nicht kundtun und deuten, so sollt ihr in Stücke gehauen werden, und eure Häuser sollen zu Schutthaufen gemacht werden. Werdet ihr mir aber den Traum kundtun und deuten, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir empfangen. Darum sagt mir den Traum und seine Deutung.“
Also sollen sie den Traum nicht nur deuten, sondern ihm überhaupt erst einmal sagen, was er geträumt hat. Das ist natürlich ein Schock für die Beratertruppe in der Morgenstunde.
Warum fordert Nebukadnezar das? Einige Ausleger denken, er hat den Traum vielleicht vergessen und erinnert sich nur noch vage daran. Aber wir werden beim nächsten Mal sehen: Der Traum war so markant, dass man ihn wirklich nicht vergessen konnte – nicht so wie bei einem Schokoriegel.
Viel wahrscheinlicher ist, dass er hier die Wahrsager testen will. Bei Deutungen kann man ja viel hin und her phantasieren. Aber den Traum erst einmal benennen zu können, würde übernatürliche Fähigkeiten erfordern. Nebukadnezar will wahrscheinlich die Glaubwürdigkeit dieser Leute an einer Stelle testen, wo er es überprüfen kann. Das ist ja auch vernünftig.
In Vers 9 sagt er dann am Ende: „Darum sagt mir den Traum, so kann ich merken, dass ihr auch die Deutung trefft.“ Wenn er merkt, dass sie den Traum richtig wiedergeben, hat er auch Anlass zu erwarten, dass ihre Deutung solide ist. Er will hier ganz auf Nummer sicher gehen. Für Nebukadnezar steht schließlich viel auf dem Spiel.
Die Angst des Königs und die Ohnmacht der Traumdeuter
Wir wissen aus anderen Quellen, dass Nebukadnezar Träume aus religiösen Gründen sehr ernst nahm. Er hat zum Beispiel auch den Gott Schamasch angebetet, der als Gott der Visionen galt. Es gibt ein aufgezeichnetes Gebet von Nebukadnezar, in dem er sagt: „Du, o Schamasch, durch richterlichen Beschluss und Traum antworte mir Recht.“ Darauf hat er sich also verlassen. Deshalb nimmt er diesen Traum auch sehr ernst.
Die Berater sind darüber völlig überrascht, wie wir uns vorstellen können. Sie antworten erneut und sagen: „Der König soll seinen Knechten den Traum sagen, dann wollen wir ihn auch deuten.“ So ohnmächtig, wie Nebukadnezar gegenüber diesem seltsamen Traum und seiner Angst vor der Zukunft ist, so ohnmächtig fühlen sich auch die Traumdeuter gegenüber seiner Forderung. Sie merken, dass es längst keine akademische Diskussion mehr ist, die hier geführt wird.
Dann verschärft Nebukadnezar den Ton in Vers 8: Der König antwortete und sprach: „Wahrlich, ich merke, dass ihr Zeit gewinnen wollt, weil ihr seht, dass mein Wort deutlich genug ist. Aber werdet ihr mir den Traum nicht sagen, so ergeht ein Urteil über euch alle, weil ihr euch vorgenommen habt, Lug und Trug vor mir zu reden, bis die Zeiten sich ändern.“
Das ist hochinteressant: „bis die Zeiten sich ändern“. Der König hat den Eindruck, sie wollen ihm den Traum nicht sagen. Sie könnten es, wollen es aber nicht. Die Traumdeuter wiederum sagen, dass sie es nicht können. Woher dieses Misstrauen?
Das zeigt sich an dieser kleinen Bemerkung in Vers 9: „Ihr wartet, bis die Zeiten sich ändern“, sagt Nebukadnezar. Er hat die Befürchtung, dass sie ahnen, es könnte ihm an den Kragen gehen. Vielleicht bedeutet der Traum wirklich nichts Gutes für seine Macht, aber sie sagen ihm den Traum nicht, weil sie ihm Böses ankündigen müssten. Dann gerieten sie selbst in Gefahr, denn sie wissen, dass er sich Böses nicht sagen lässt.
Wahrscheinlich denkt Nebukadnezar so: „Wartet nur meinen Sturz ab, um sich anschließend wieder mit meinem Nachfolger zu arrangieren.“ Das ist seine Befürchtung. Er sagt: „Ihr wartet, bis die Zeiten sich ändern, ihr passt euch den wechselnden Machtverhältnissen an.“
Die Weisen und Traumdeuter haben diesen versteckten Vorwurf vielleicht verstanden. Sie reagieren empört, und der Ton wird immer schärfer. In Vers 10 antworten die Wahrsager vor dem König: „Es ist kein Mensch auf Erden, der sagen könnte, was der König fordert. Ebenso gibt es keinen König, wie groß oder mächtig er auch sei, der solches von irgendeinem Zeichendeuter, Weisen oder Wahrsager fordern würde. Denn was der König fordert, ist zu hoch, und es gibt sonst niemanden, der es vor dem König sagen könnte – ausgenommen die Götter, die aber nicht bei den Menschen wohnen.“
Tatsächlich ist aus der Geschichte vorher nicht bekannt, dass jemals ein König gefordert hätte, man solle ihm einen Traum sagen, den er gehabt haben soll. Ein Machtkampf scheint hier zwischen König, Priesterschaft und Zeichendeutern entbrannt zu sein. Wir spüren das deutlich aus diesen Worten heraus. Beide Seiten haben Angst, beide sind misstrauisch, und beide wissen nicht, was auf sie zukommt.
Möglicherweise fürchtet Nebukadnezar auch einen Komplott, dass sie ihn kurzfristig stürzen oder gar ermorden wollen. Sein Machtinstinkt rät ihm jedenfalls zur Vorsicht. Interessanterweise wurde einer seiner Nachfolger Jahrzehnte später tatsächlich durch Verräter aus den eigenen Reihen zu Fall gebracht. Das war der babylonische König Nabunidus, der an einer Koalition zwischen babylonischen Priestern und persischem Militär scheiterte.
So ein Szenario hat Nebukadnezar wohl auch in dieser Situation gefürchtet. Schließlich droht er in seiner Not, alles kurz und klein zu schlagen. Das ist typisch für totalitäre Herrscher. Es ist gewissermaßen die letzte verzweifelte Möglichkeit, die ihm noch bleibt. Wenn sie nicht mehr weiterwissen und die Ohnmacht sie zu ersticken droht, bleibt ihnen nur noch der Ausweg in die nackte Gewalt: drohen und zuschlagen.
Die Todesdrohung und die Ohnmacht der Weisen
Und so machen sie es hier, Verse zwölf bis dreizehn: Da wurde der König sehr zornig und befahl, alle Weisen von Babel umzubringen. Das Urteil lautete, dass man die Weisen töten sollte. Auch Daniel und seine Gefährten suchte man, um sie zu töten.
Wenn man für diese ersten dreizehn Verse eine Überschrift suchen müsste, dann würde diese lauten: Menschliche Ohnmacht. Nebukadnezar hat Angst um seine Machtposition. Er versucht verzweifelt, die Bedeutung dieses Traumes herauszufinden.
Die Priester, die Weisen und die Traumdeuter sind genauso ohnmächtig. Sie wissen nicht, wie sie den Inhalt des Traums herausbekommen sollen. Das sprengt einfach ihre menschlichen, wissenschaftlichen Möglichkeiten, und sie fürchten um ihr Leben.
Menschliche Ohnmacht: Sie sind der Willkür Nebukadnezars ausgeliefert. Man kann sich vorstellen, wie sie in panischer Angst und Empörung auseinanderlaufen, wie sie den Palast verlassen. Die Uhr beginnt zu ticken. Möglicherweise hat Nebukadnezar ein Ultimatum gestellt, aber was sollen sie tun?
Menschliche Ohnmacht: Die ganze babylonische Wissenschaft bringt sie nicht weiter. Menschliche Ohnmacht, und selbst Gottesleute scheinen dem nicht zu entkommen. Auch Daniel und seine Gefährten suchte man, um sie zu töten.
Bei der Beraterversammlung waren sie nicht dabei gewesen. Sie waren vielleicht noch zu jung, mit ihren siebzehn Jahren. Sie steckten möglicherweise noch im Examen oder kurz davor. Aber schließlich erfahren Daniel und seine drei Freunde, dass sie auch auf der Abschussliste des Despoten stehen.
Er will jetzt offensichtlich tabula rasa machen. Er will sich alle Akademiker und Weisen auf einen Schlag erledigen. Da kommt es auf diese vier jungen Männer aus Israel auch nicht mehr an.
Man muss sich mal vorstellen, was die Jungs in diesen Jahren durchgemacht haben.
Die kluge Intervention Daniels und die gläubige Vollmacht
Und das ist jetzt die Stunde des Henkers, Arioch – menschliche Ohnmacht allenthalben (Vers 14). Da wandte sich Daniel klug und verständlich an Arioch, den Obersten der Leibwache des Königs, der auszog, um die Weisen von Babel zu töten. Hans Dannenbaum hat gesagt, über dem ganzen folgenden Abschnitt liegt eine majestätische Ruhe.
Wenn man über Vers 14 schreiben möchte, kann man das in drei Punkten tun: Erstens menschliche Ohnmacht, zweitens gläubige Vollmacht und drittens gläubige Vollmacht.
Daniel sucht nicht den schnellsten Fluchtweg. Er hadert auch nicht mit seinem Schicksal nach dem Motto „Was sollte noch alles passieren?“ – das hätte er ja auch sagen können. Sehen Sie genau hin: Mitten im Chaos menschlicher Ohnmacht leuchtet hier das Geheimnis gläubiger Vollmacht auf.
Während sich der Henker auf seine Todesmission vorbereitet, unternimmt Daniel einen letzten Versuch, ihn daran zu hindern. Und wie er vorgeht, daran können wir ablesen, was gläubige Vollmacht ist.
Da wandte sich Daniel klug und verständlich an Arioch, den Obersten der Leibwache des Königs, der auszog, um die Weisen von Babel zu töten. Er fing an und sprach zu Arioch, dem der König Vollmacht gegeben hatte: „Warum ist so ein strenges Urteil vom König ergangen?“ Arioch teilte es Daniel mit.
Dann ging Daniel hinein und bat den König, ihm eine Frist zu geben, damit er die Deutung dem König sagen könnte. Überlegen Sie mal: Die Todesmission läuft, und wie Daniel jetzt vorgeht, daran können wir ablesen, was göttliche Vollmacht ist.
Das Thema hatten wir ja schon im ersten Kapitel. Dort steht in Vers 17: Diesen vier jungen Männern gab Gott Einsicht und Verstand. Und das brauchen sie jetzt.
Echte Weisheit ist keine Frage der Bildung. Was Bildung, Erfahrung und Wissenschaft in dieser Situation ausrichten können, das sehen wir ja. Was nützt dir deine ganze Bildung, wenn du einem Diktator plötzlich sagen musst, was er letzte Nacht geträumt hat? Das ist absurd. Was nützt dir deine ganze Bildung gegen deine Zukunftsangst? Was nützt dir da deine ganze Bildung?
Weisheit ist nichts, was man mal in einer Akademie lernen könnte, sondern Weisheit wird dem geschenkt, der mit Gott lebt. Das ist die Botschaft hier. So wie wir in Sprüche 1,7 gesehen haben: Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Das heißt, ich nehme den lebendigen Gott ernst, ich diene ihm, ich ehre ihn.
Weisheit verdankt sich nicht einer erlernten Lektion, sondern einem Leben mit Gott. Und so steht es auch für uns im Neuen Testament bei Paulus, wo es heißt: In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis. Wir brauchen Christus, die Bindung an ihn, den Gehorsam zu ihm.
Diese Weisheit hat Daniel, damit ist er ausgerüstet. Und damit fing er an, so sagt Vers 15, und sprach zu Arioch, dem der König Vollmacht gegeben hatte. Das ist interessant: Arioch hatte juristische Vollmacht, aber Daniel hatte gläubige Vollmacht.
Dann fragte er ihn, warum so ein strenges Urteil vom König ergangen sei. Das war ja auch schon fast Widerstand gegen die Staatsgewalt. Diese Frage stellte er, und Arioch teilte es Daniel mit. Dann ging Daniel hinein und bat den König um eine Frist.
Hier sehen wir ein weiteres: Der Zwillingsbruder von gläubiger Weisheit ist gläubiger Mut. Anstatt zu flüchten, wählt Daniel die taktvolle Konfrontation.
Machen wir uns diese Situation noch einmal klar: Der Henker Arioch startet zur Exekutionstour. Nebukadnezar ist in Rage und zu allem entschlossen. Das ist die Situation.
Daniel befindet sich noch in der Ausbildung oder kurz nach dem Examen. Er hat noch keine etablierte Position, aber er hat den lebendigen Gott an seiner Seite. Und was ihm in der Situation zugutekommt, ist Nebukadnezars verzweifelter Wunsch, diesen Traum zu verstehen, seine Zukunftsangst in den Griff zu bekommen und die Angst vor dem Machtverlust.
So handelt der junge Mann eine Frist aus. Dann geht er – nein, nicht in die Bibliothek, um zu lesen –, sondern er geht heim, um zu beten. Das ist ein Kennzeichen gläubiger Vollmacht, das wir hier entdecken: Weisheit, Mut und Gebet.
Jesus wird später sagen: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Hier in Vers 17 sehen wir, wie Daniel aus dem Königspalast kommt. Dann heißt es dort: „Und Daniel ging heim und teilte es seinen Gefährten Chananja, Mischel und Azaria mit, damit sie den Gott des Himmels um Gnade beten wegen dieses Geheimnisses, damit Daniel und seine Gefährten nicht samt den anderen Weisen von Babel umkämen.“
Offensichtlich geht Daniel in das Studentenheim, wo er mit den Kollegen zusammenwohnte. Dann kommt er daheim und sagt: „Jetzt lasst uns beten.“
Sehen Sie, wie zielstrebig Daniel vorgeht: Vom Thron des Königs, wo er gerade diese Frist ausgehandelt hat, direkt zum Thron der Gnade Gottes. Denn er weiß, dort fällt die Entscheidung.
Ein Ausleger hat sehr schön beobachtet, dass Daniel keine heidnischen Ratgeber sucht, keine Gespräche, keine Diskussionsrunden oder Sitzungen veranstaltet. Sondern so schnell wie möglich zum Gespräch mit Gott, zum Gebet strebt.
Heimzugehen und mit Gott zu sprechen – das wäre auch für uns in vielen Fällen das Beste und Wohltuendste. Stattdessen rennen wir oft von Pontius zu Pilatus. Was versuchen wir nicht alles! Wir organisieren, intrigieren, versuchen, auf Leute einzuwirken, sie auf unsere Seite zu ziehen. Wir drücken auf alle möglichen Knöpfe, machen und zerren, managen und wühlen.
Stattdessen sollten wir heimgehen und mit Gott sprechen.
Was werden Sie nach diesem Gottesdienst tun, wenn das Abendmahl vorbei ist, wenn wir hier aus diesem Saal gehen? Was wird Ihre Gedanken bestimmen, Ihre Worte, Ihre Taten? Was werden Sie mit den anderen bereden?
Worauf setzen wir, wenn es uns um den Segen unseres Lebens geht, um den Segen und das Leben dieser Gemeinde und um die Ehre Gottes? Lassen Sie uns heimgehen, um mit Gott zu sprechen.
Professor Karl Heym hat es so ausgedrückt: „Bei uns allen wird im Kämmerlein, also dort, wo wir beten, die Entscheidungsschlacht unseres Lebens geschlagen. Wie unser Gebet, so ist unsere Arbeit, wie unser Gebet, so ist unser Einfluss auf unsere Mitmenschen. Und so ist unsere Stellung zu allen theoretischen und praktischen Fragen des Lebens.“
Umso besser ist es, wenn wir wie Daniel Freunde oder Verwandte haben, mit denen wir gemeinsam beten können. Daniel betet hier gemeinsam mit seinen Freunden.
Der Gegensatz zwischen menschlicher Ohnmacht und göttlicher Vollmacht
Und schauen Sie mal, welchen Kontrast wir hier miterleben können: Auf der einen Seite die menschliche Ohnmacht, auf der anderen Seite die gläubige Vollmacht, die Gott schenkt – Weisheit, Mut, Gebet.
Mitten in diesem Kampf erfahren Sie dann auch, was über diesen letzten Versen steht. Das ist drittens die göttliche Allmacht. Die ersten drei Verse zeigen die menschliche Ohnmacht, die Verse 14 bis 18 die gläubige Vollmacht, die dem Glauben geschenkt wird. Am Ende, von Vers 19 bis zum Schluss, wird die göttliche Allmacht dargestellt.
Gott löst die Situation ganz unspektakulär. Hier wird nichts ausgeschmückt oder sensationell dargestellt. In Vers 19 steht einfach: Daniel wurde dieses Geheimnis durch ein Gesicht in der Nacht offenbart. Nichts weiter. Die anderen hatten schon Recht, als sie sagten, das kann nur ein Gott offenbaren.
Wahrscheinlich war es kein Traum, sondern ein Gesicht im Wachzustand. Sie hatten gefastet und gebetet, und dann zeigte Gott Daniel auf irgendeine Weise, welches Geheimnis er ihm offenbaren wollte. Offenbaren heißt, die Hülle wegnehmen, also etwas sichtbar machen, das vorher verborgen war.
Daniel stellte diese besondere Erfahrung nicht in den Mittelpunkt und genoss nicht seine spektakuläre Situation. Er wusste, dass dies nur der Weg war, um an diese Information zu gelangen. Daraufhin lobte Daniel Gott. Das sehen Sie hier: Da wurde Daniel das Geheimnis offenbart, und er lobte den Gott des Himmels und sprach: „Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit.“
Ich will das noch einmal deutlich sagen: Es war eine starke Ausnahme, dass Gott sich auf diese Weise mitgeteilt hat, schon damals. Nur Daniel konnte Träume verstehen, seine Freunde nicht. Es war wirklich eine Ausnahme.
Mehr als tausend Jahre zuvor hatte Gott schon einmal etwas Ähnliches getan. Damals war der ägyptische Pharao durch einen besonderen Traum aufgerüttelt worden. Gott hatte das genutzt, um Joseph in die entsprechende Position zu bringen. Sie erinnern sich an 1. Mose 41.
Jetzt ist es wieder ein heidnischer Herrscher, den Gott mit einem Traum aufweckt. Diesmal soll das die Stunde Daniels werden. Doch diesmal ist es noch weitreichender als damals beim Pharao. Denn der Traum, den Gott dem Nebukadnezar schickte und den er Daniel nachträglich offenbarte, zeigt weltgeschichtliche Zusammenhänge, die auch für unsere Zukunft wichtig sind. Das werden wir nächsten Sonntag sehen.
Gott führt den Weltherrscher wie in einem Panorama die Universalgeschichte vor Augen – unvorstellbar. Hier offenbart Gott in einer außergewöhnlichen Situation außergewöhnliche Zusammenhänge mit außergewöhnlichen Mitteln.
Wir müssen wissen: Es gibt noch ein paar weitere Ausnahmen in der Bibel, in denen Gott durch Träume redet. Insgesamt aber ist die Bibel gegenüber Träumen sehr skeptisch. In vielen Fällen warnen Gottes Propheten davor, auf Träume zu hören oder sich auf sie einzulassen.
Warum? Weil Träume das Einfallstor für viele Irrtümer und Einbildungen sind, das Tor für teuflische Verführungen. Träume haben die Tendenz, uns von Gottes objektivem Wort wegzuziehen.
Deshalb steht in Prediger 5,6: „Wo viel Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Gerede. Darum fürchte Gott.“ Oder in Jeremia 23: „Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht.“
Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen? Oder in Jeremia 29,8, wo Gott sagt: „Hört nicht auf die Träume, die sie euch predigen, denn sie sagen euch Lüge.“
Warnung vor moderner Traumdeutung und der Aufruf zu gläubiger Vollmacht
Umso gefährlicher ist eine bestimmte spirituelle Modeerscheinung, die in der charismatischen Bewegung zurzeit für Wirbel sorgt: das sogenannte prophetische Hören. Dabei treffen sich Leute in Gruppen zu viert oder fünft. Ein Gast, der sich angemeldet hat und den sie nicht kennen, sitzt dann dabei. Die Christen sollen auf irgendwelche Eingebungen und Eindrücke hören, die Gott ihnen schickt, und dem Gast diese mitteilen.
Das nennt man prophetisches Hören. Es ist groß in Mode gekommen. Es heißt, man wolle Menschen auf den Geschmack bringen, selbst zu lernen, für sich und ihre Freunde von Gott zu hören. Hauskreise oder Gebetsgruppen sind dafür das ideale Übungsfeld. So können sie das lernen, zum Beispiel im christlichen Zentrum in Nürnberg.
Dabei werden die Leute gewissermaßen auf ihre eigenen Träume, Eingebungen und Gedanken gelenkt und vom Wort Gottes weggezogen. Daniel will uns jedoch nicht auffordern, irgendwelche Träume oder Stimmen zu hören. Vielmehr ist Daniel eine Aufforderung, uns nach jener gläubigen Vollmacht auszustrecken, die wir bei ihm und seinen Freunden finden, und dann auch zu sehen, wie sich das auswirkt.
Wir sollen Gott um Weisheit bitten, wir sollen Gott um Mut bitten und wir sollen im Gebet die Dinge ausbreiten. Gläubige Vollmacht kreist nicht um sich selbst. Sie freut sich an Gottes Allmacht und findet in Gottes Allmacht ihren Trost, ihre Freude und ihre Gewissheit. Denn wir wissen: Wir können uns auf ihn verlassen.
So sehen Sie es hier, als Daniel die Lösung von Gott bekommen hat. Er weiß, die Zeit drängt, und er sollte schnell wieder in den königlichen Palast laufen. Doch er betet gleich noch einmal. So innig, wie er Gott vorher gebeten hatte, so herzlich ist jetzt das Dankgebet. Das sehen Sie in den Versen 20 bis 22.
Er fing an und sprach: Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke. Er ändert Zeit und Stunde, er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand. Er offenbart, was tief und verborgen ist. Er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.
Ein Lobgebet auf die Souveränität Gottes. Weisheit und Stärke – er hat mir die Informationen über diesen Traum gegeben, das ist sein Geschenk. Er ändert Zeit und Stunde. Gott ist der Herr der Zeit und der Ewigkeit, und er lenkt die Geschichte. Er setzt Könige ab und setzt Könige ein. Auch die Machthaber sind ihm unterworfen.
Er gibt Weisheit und Verstand, er offenbart, was tief und verborgen ist. Er durchdringt mit seinem Licht die tiefste Finsternis – auch die Finsternis der Sünde und der teuflischen Mächte. Das können wir dann auch als unser Loblied beten, diese Verse. Wenn Sie ein Lobgebet für die nächste Woche suchen, nehmen Sie sich diese beiden Verse und preisen Sie Gott damit.
Dann folgt noch einmal ein präziser Dank in Vers 23: Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Väter, dass du mir Weisheit und Stärke verliehen und jetzt offenbart hast, was wir von dir erbetet haben.
Mit fliegenden Rockschößen geht Daniel zum König. In Vers 24 lesen wir: Da ging er hinein zu Ajoch, der vom König Befehl hatte, die Weisen von Babel umzubringen, und sprach zu ihm: Du sollst die Weisen nicht umbringen, sondern führe mich hinein zum König, und ich will ihm die Deutung sagen.
Ajoch ahnt schon, dass Daniel eine Erfolgsgeschichte ist, und gibt Daniel so halb als seine Entdeckung aus. Sehen Sie mal in Vers 25: Ajoch brachte Daniel vor den König und sprach: Ich habe einen Mann gefunden unter den Gefangenen aus Juda, der dem König die Deutung sagen kann. So als hätte er Daniel entdeckt.
Ein Erfolg hat immer viele Väter, und der Misserfolg ist ein Waisenkind – das wissen wir.
Daniels Begegnung mit dem König und das Zeugnis für den lebendigen Gott
Und Daniel geht hinein, und der König wittert Morgenluft (Vers 26). Der König antwortet und spricht zu Daniel, den sie Belshazzar nannten: „Bist du es, der mir den Traum, den ich gesehen habe, und seine Deutung kundtun kann?“
Daniel nutzt die Situation zunächst, um das Leben der bedrohten Weisen und Gelehrten zu verteidigen. Er sagt in Vers 27: Das Geheimnis, nach dem der König fragt, vermögen die weisen Gelehrten und Zauberer nicht zu sagen – nicht einmal dem König. Es ist also unmöglich. Deshalb dürfen sie nicht getötet werden.
Vor allem aber nutzt Daniel diese Gelegenheit, um vor den Machthabern ein Zeugnis von der Macht und Souveränität des einzigen wahren Gottes abzulegen. In Vers 28 sagt er: „Aber es ist ein Gott im Himmel, der lebendige Gott, der Gott der Bibel, wir würden sagen, der Vater Jesu Christi, der Geheimnisse offenbaren kann.“ Für diesen einen allmächtigen Gott legt Daniel Zeugnis ab.
Das gehört auch zur gläubigen Vollmacht: Weisheit, Mut, Gebet und Zeugnis vor den Menschen. Am Schluss macht er noch eine Gegenüberstellung: Er sagt, es ist ein Gott im Himmel, der offenbaren kann, und dieser Gott hat dem König kundgetan, was in künftigen Zeiten geschehen soll.
Du bist zwar der König, aber er ist der Gott. Und er hat dir offenbart, was in künftigen Zeiten geschehen wird – die absolute Überlegenheit Gottes über alle Machthaber. Das heißt auch: Du, König, musst dich geehrt fühlen, dass der Schöpfer des Universums dir diesen Überblick über die Geschichte schenkt. Fühle dich geehrt, König, dass der eine Gott dir das zeigt.
Dann stellt Daniel noch einmal klar – das hatten sie nicht mehr auf ihrem Zettel, wie wir im nächsten Mal in Vers 30 sehen: „Dieses Geheimnis ist mir offenbart worden, nicht als wäre meine Weisheit größer als die aller, die da leben, sondern Gott hat es offenbart, damit dem König die Deutung kund werde und du deines Herzens Gedanken erfährst.“
Das war dieses Ereignis.
Fazit: Vom Wechselbad der Gefühle zur gläubigen Vollmacht
Und jetzt überlegen Sie einmal, was für ein Wechselbad der Gefühle wir in diesen Versen miterleben mussten. Am Anfang steht die verzweifelte Ohnmacht, die menschliche Ohnmacht. Wir haben die elende Begrenztheit aller menschlichen Möglichkeiten gesehen, aber auch die vermeintlich okkulten Möglichkeiten der Wahrsager. An der entscheidenden Stelle kommen sie nicht mehr weiter.
Dann schienen sogar Gottes Leute in diesen Strudel hineingezogen zu werden. Doch das Herz wurde nicht zugelassen. Der Herr hat es nicht zugelassen, dass Daniel und seine Freunde gelähmt wie das Kaninchen vor der Schlange standen. Wo alle Wege verschlossen waren, schlug die Stunde von Gottes Kindern.
Er schenkte diesen jungen Männern, vor allem Daniel, gläubige Vollmacht. Diese gläubige Vollmacht will Gott auch uns schenken. Er will sie uns für die nächste Woche schenken. Er will uns Weisheit schenken – und zwar Weisheit von oben. Weisheit, die wir in der persönlichen Verbindung mit Gott lernen.
Er will uns Mut schenken, uns nicht anzupassen, sondern seinem Wort zu gehorchen. Er will uns helfen, heimzugehen und zu beten – nicht groß alle möglichen Dinge auszuprobieren und zu drehen, sondern heimzugehen und zu beten. Allein und womöglich mit anderen zusammen, in der Gebetsgemeinschaft Daniels und seiner Freunde, einer der frühesten Gebetsgemeinschaften, von denen wir hören.
Dann schliesslich will er, dass wir Zeugnis vor der Welt ablegen und sagen: Ja, es ist ein Gott im Himmel. Diese Welt ist nicht deinem Zufall überlassen. Diese Welt ist auch nicht den Bushs und Putins überlassen, sondern es ist dein Gott im Himmel. Vor dem müssen sich alle verantworten, und der spricht das letzte Wort.
Dann werden wir erleben, wie diese göttliche Allmacht auch über unserem Leben walten wird. Wie diese göttliche Allmacht auch bei uns zum Ziel kommt. Und wie diese göttliche Allmacht auch mit unserer Gemeinde zum Ziel kommt.
Es ist ein Gott im Himmel.
Auch das Abendmahl, das wir jetzt gleich feiern werden, ist ein starker Hinweis auf die göttliche Allmacht. Das Abendmahl zeigt uns und führt uns an diesen Symbolen vor Augen, dass der allmächtige Gott die schlimmsten Feinde des Menschen besiegt hat: die Schuld und den Tod. Jesus Christus ist gestorben, um die Strafe auf sich zu nehmen, die ich und Sie verdient gehabt hätten. Er hat gesühnt für uns.
Darum ist er derjenige, der uns freisprechen kann. Er spricht jeden frei, der an Jesus glaubt – von der Schuld vor Gott. Er reißt uns heraus aus der ewigen Verdammnis und lässt uns des ewigen Lebens teilhaftig werden. Er sagt: „Und wenn du mir vertraust, dann schenke ich dir das ewige Leben. Du brauchst vor keiner Zukunft mehr Angst zu haben, weil ich dein Leben festhalte.“
Auch das Abendmahl ist ein großes Zeugnis der göttlichen Allmacht.
Darum möchte ich so schließen: Haben auch wir, wenn unser Leben diesem Jesus Christus gehört und wenn wir uns mit unserer ganzen Existenz demselben lebendigen Gott anvertraut haben, dem Daniel gehörte, dann haben wir allen Grund, in dieses Lobgebet mit einzustimmen.
Hier in Vers 20 heißt es:
Gelobt sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Denn ihm gehören Weisheit und Stärke.
Er ändert Zeit und Stunde.
Er setzt Könige ab und setzt Könige ein.
Er gibt den Weisen ihre Weisheit und den Verständigen ihren Verstand.
Er offenbart, was tief und verborgen ist, und er weiß, was in der Finsternis liegt, denn bei ihm ist lauter Licht.
Amen.