Einführung in das Thema der Feinde und der Kampf Israels
Guten Abend. Heute möchten wir im Buch Richter Kapitel 1, Vers 22 lesen. Sie dürfen auch schon einen Blick in 5. Mose 7, Verse 1 und 2 werfen. Ich werde dort noch einen Vers dazulesen.
Zuerst aber Richter 1, Vers 22:
„Und das Haus Josef zog auch nach Bethel hinauf, und der Herr war mit ihnen. Das Haus Josef ließ Bethel auskundschaften; der Name der Stadt war früher Luz. Die Wachen sahen einen Mann aus der Stadt herauskommen und sagten zu ihm: ‚Zeig uns doch den Zugang zur Stadt, dann werden wir dir Gnade erweisen.‘
Da zeigte er ihnen den Zugang zur Stadt, und sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes. Den Mann und seine ganze Sippe ließen sie aber gehen. Der Mann zog in das Land der Hethiter, baute dort eine Stadt und gab ihr den Namen Luz. So heißt sie bis auf diesen Tag.“
In 5. Mose 7, Verse 1 und 2 heißt es:
„Wenn der Herr, dein Gott, dich in das Land bringt, wohin du kommst, um es in Besitz zu nehmen, und viele Völker vor dir vertreibt – die Hethiter, die Girgasiter, die Amoriter, die Kanaaniter, die Peresiter, die Hewiter und die Jebusiter –, sieben Völker, größer und stärker als du, und der Herr, dein Gott, sie vor dir hingibt und du sie schlägst, so sollst du sie ganz und gar verbannen. Du sollst keinen Bund mit ihnen schließen und ihnen keine Gnade erweisen.“
Diese Stelle erinnert daran, dass die Israeliten, wenn sie ins Land kommen, die Sache gründlich erledigen sollen. Sie dürfen die Feinde nicht am Leben lassen – nicht einen einzigen.
Hier haben wir nun eine Geschichte von den Söhnen Josephs. Sie lassen einen Mann am Leben, und gerade dieser eine Mann zieht in ein anderes Land und baut dort genau die gleiche Stadt wieder auf, die sie zuvor besiegt hatten.
Die Folgen von Kompromissen mit dem Bösen
Wir haben gestern bereits einiges über die Feinde gelernt, mit denen wir zu kämpfen haben. Im Richterbuch sehen wir die Feinde, mit denen Israel zu kämpfen hatte. Dieses Buch bietet uns viele wertvolle Lektionen im Umgang mit unseren eigenen Feinden. Deshalb ist das Buch der Richter für uns so lebensnah. Wir können sehr viel daraus lernen.
Hier verlagert sich das Problem nur von einem Ort zum anderen, weil sie einen Mann am Leben ließen. Sie hätten die Sache gründlich erledigen sollen. Die Feinde hätten vollständig ausgerottet werden müssen. Stattdessen tolerierten sie das Böse an nur einem einzigen Punkt. Genau an diesem Punkt entstand ein neuer Feind. Später waren die Hethiter immer wieder schwierige Gegner für die Israeliten.
Was können wir daraus lernen? Erweise der Sünde niemals Gnade. Das bedeutet: Sei nicht nachsichtig gegenüber deinen Feinden. In unserem Leben gibt es viele verschiedene Feinde, und wir dürfen sie nicht streicheln oder verschonen. Wir müssen hier gründlich vorgehen – radikal und kompromisslos. Das ist eine wichtige Lektion, die wir immer wieder lernen.
Wir können im Text weiterlesen. Es geht gleich weiter, zum Beispiel in Vers 27: "Aber man ließ die Betscheaniter und ihre Tochterstädte, die Taanachiter und ihre Tochterstädte, die Bewohner von Dor und ihre Tochterstädte, die Bewohner von Jibleam und ihre Tochterstädte, die Bewohner von Megiddo und ihre Tochterstädte sowie die Kanaaniter in diesem Land bleiben."
Es geschah, als Israel stark geworden war, dass sie die Kanaaniter zur Zwangsarbeit stellten. Doch vertreiben konnten sie sie nicht. Zuvor hatten wir gelesen, dass der Herr mit ihnen war. Es wäre also möglich gewesen, die Kanaaniter zu vertreiben. Doch sie machten einen Kompromiss und sagten: "Wir können euch nicht vertreiben, aber wir stellen euch als Diener bei uns an. Dann könnt ihr uns helfen."
Die Kanaaniter wurden zur Zwangsarbeit im Werk Gottes eingesetzt – als Diener im Reich Gottes. Der Feind als Diener im Reich Gottes – das geht nicht, sagt Gott. Das dürfte nicht geschehen, aber sie haben es trotzdem getan.
Die Anweisung Gottes zur Ausrottung der Feinde
In 5. Mose 20 gibt es einen Vers, der dem vorher gelesenen ähnlich ist. In 5. Mose 20,16 heißt es: Von den Städten dieser Völker, die JHWH, dein Gott, dir als Erbteil gibt, sollst du nichts leben lassen, was Atem hat. Du sollst sie ganz und gar vernichten – die Hethiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter –, wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat. Das soll verhindern, dass sie euch lehren, nach all ihren Gräueln zu handeln, die sie ihren Göttern getan haben. So sollt ihr nicht gegen den Herrn, euren Gott, sündigen.
Das bedeutet, diese Völker könnten eine Falle für euch werden und euch zur Sünde verführen. Deshalb müsst ihr radikal mit dem Bösen umgehen.
Wir lesen weiter im Richterbuch, wo es ähnlich weitergeht. Zum Beispiel in Vers 29: Ephraim vertrieb nicht die Kanaaniter, die in Gesser wohnten. So blieben die Kanaaniter in seiner Mitte in Gesser wohnen. Sebulon vertrieb nicht die Bewohner von Kittron und Nahalol. Auch sie blieben in seiner Mitte wohnen und wurden zur Zwangsarbeit herangezogen.
Asser vertrieb nicht die Bewohner von Akko, Sidon, Achlab, Achsib, Helba, Afeg und Rechob – laute Städte, in denen die Kanaaniter nicht vertrieben wurden. Die Asseriter wohnten mitten unter den Kanaanitern, den Bewohnern des Landes, weil sie sie nicht vertrieben hatten.
Auch Naftali vertrieb nicht die Bewohner von Bet Shemesh und Bet Anad. Er wohnte mitten unter den Kanaaniten, den Bewohnern des Landes. Die Bewohner von Bet Shemesh und Bet Anad wurden zur Zwangsarbeit für ihn herangezogen.
Immer wieder sehen wir, dass Kompromisse geschlossen wurden – überall Kompromisse. Und das war das Problem.
Die Amoriter drängten die Söhne dann ins Gebirge, weil sie ihnen nicht erlaubten, in die Ebene hinabzusteigen. Es ist interessant: Da sitzt jemand oben auf dem Berggipfel, singt vielleicht fromme Lieder, kommt aber nicht herunter, um die Feinde zu vertreiben.
In Wirklichkeit ist er ein Gefangener in seinem eigenen Erbteil. Eingeengt und unwirksam sitzen die Daniter, die Kinder Dan, da oben am Berg und trauen sich nicht hinunter.
Die Flucht der Daniter und die Folgen von Ungehorsam
In so einer Situation gibt es nur eine Möglichkeit, denkt sich der Stamm Dan: Wir müssen ausziehen. Das haben sie dann auch getan. Der ganze Stamm Dan hat beschlossen, dass es ihnen nicht gefällt, weil die Feinde zu stark sind. Also zogen sie weg. Sie lebten im Süden, zogen dann aber ganz weit hinauf, in den Norden Israels, und ließen sich dort nieder.
Unterwegs kam ihnen der Gedanke, den Herrn zu befragen, ob das wirklich sein Wille ist. In Richter 18 wird davon berichtet. Wir haben jetzt nicht die Zeit, das ausführlich zu lesen, aber man sieht hier, wie die Israeliten lebten. Gestern haben wir gesagt, man müsse lernen, mit einem unsichtbaren König zu leben. Das sollten sie durch Mose und Josua gelernt haben. Ihre Väter hatten große Ereignisse und mächtige Taten des Herrn erlebt. Doch sie lebten, als ob kein Herr da wäre. Irgendwann fiel ihnen ein: „Ah, es gibt ja noch einen Gott, den kann man auch fragen.“
Der Stamm Dan war der erste, der den Götzendienst offiziell als Stammesreligion einführte. Das erfahren wir dann in Kapitel 18. Es ist eine traurige Geschichte mit dem Stamm Dan. Wer die Sünde duldet, wird von ihr schlussendlich verdrängt, und die Sünde wird weiterhin herrschen. So hatte Gott es nicht gemeint, als er ihnen sagte, dass er ihnen das ganze Land geben würde.
Sie haben das Land nur zum Teil erobert. Sie kämpften nur mit halbem Herzen und schlossen Kompromisse. Dann begannen sie, sich mit den Bewohnern des Landes zu verheiraten: ihre Töchter mit den Kanaanäern und die Kanaanäerinnen mit ihren Söhnen. Danach fingen sie an, Götzendienst zu treiben. Schließlich wurden sie versklavt. Das liest man im Buch der Richter immer wieder.
Die Bedeutung der Warnung für unser Leben heute
Für uns ist das sehr wichtig, weil wir selbst auch mit den Feinden zu tun haben. Alles, was geschrieben steht, ist für uns bestimmt, damit wir gewarnt werden.
Es soll nicht so sein, dass wir eines Tages aufwachen und feststellen, dass wir mit der Sünde verheiratet sind und gefangen wurden. Wir dürfen keine fragwürdigen Dinge in unserem Leben dulden.
Das ist die Mahnung, die uns der Herr gibt. Wir müssen gründlich vorgehen und die Wurzel allen Übels ausrotten.
Der Ruf zum Gehorsam und die Erinnerung an Gilgal
Nun schauen wir, wie die Geschichte weitergeht. Es ist hier sehr interessant.
In Kapitel 2, Vers 1 lesen wir: Der Engel des Herrn kam von Gilgal herauf nach Bochim und sprach: „Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe. Ich habe gesagt, ich werde meinen Bund mit euch nicht brechen in Ewigkeit. Ihr aber sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes schließen. Ihre Altäre sollt ihr niederreißen.“ Doch ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan?
So habe ich auch gesagt: Ich werde sie nicht vor euch vertreiben. Sie werden euch zu Geiseln für eure Seiten werden, und ihre Götter werden euch zu Falle werden.
Es geschah, als der Engel des Herrn diese Worte zu allen Söhnen Israels geredet hatte, dass das Volk seine Stimme erhob und weinte. Sie gaben jenem Ort den Namen Bochim und opferten dort dem Herrn.
Jetzt ist das Volk am Weinen. Woher kam der Engel? Steht nicht, der Engel kam vom Himmel? Haben Sie Acht gegeben? Der Engel des Herrn kam nicht vom Himmel, sondern von Gilgal.
Gilgal ist ein ganz besonderer Ort. Im Buch Josua lesen wir, dass Gilgal der Ort war, an dem die Israeliten, als sie durch den Jordan gegangen waren, auf der anderen Seite, in der Nähe von Jericho, einen Steinhaufen errichteten. Diese Steine sollten sie an die Macht Gottes erinnern, der sie durch den Jordan geführt hatte. Gott hatte sie ins Land geleitet durch seine große Kraft.
Dort in Gilgal geschah noch etwas. Ich weiß nicht, ob das jemand von euch weiß. In Gilgal gab es spitze Messer, und die Israeliten mussten etwas mit diesen spitzen Messern tun. Etwas, das Gott schon Abraham gesagt hatte: Jeder Israelit, jeder männliche Israelit, muss sich beschneiden lassen.
Die Israeliten hatten ihre Kinder während der Wüstenwanderung nicht beschnitten. Was war die Beschneidung? Das war ein Ritus, den Gott bei Abraham eingeführt hatte. Als Abraham mit eigener Kraft und eigenem Fleisch sich helfen wollte, einen eigenen Sohn von Hagar zu bekommen, weil er von Sarah keinen bekommen hatte, sagte Gott zu Abraham: „Damit du lernst, nie mehr auf dein Fleisch zu vertrauen, also auf deine eigene Kraft und Weisheit, mache ich einen Bund mit dir. Jeder männliche Israelit soll ein Stück von seinem Fleisch abschneiden, ein ganz kleines Stück.“ Das nennt man die Beschneidung.
Damit wurde Abraham gesagt: Das Fleisch muss weg, das heißt, die eigene Kraft muss weg. Das Wort „Fleisch“ steht hier für die eigene Kraft und das eigene Denken des Menschen. Abraham wollte das Erbe durch fleischliche Methoden, durch eigene Anstrengungen bekommen. Gott sagt: Fleisch muss weg. Nicht deine Kraft, sondern meine Kraft macht es.
So zogen die Israeliten durch die Wüste, und in der Wüste ließen sie ihre Kinder nicht beschneiden. Diese Kinder wurden älter und älter. Sie waren ja vierzig Jahre in der Wüste, und sie waren schon ziemlich alt, aber immer noch nicht beschnitten. Die Alten starben alle, bis auf Josua und Kaleb. Die Jungen jedoch waren alle nicht beschnitten.
Dann sagte Josua: Dort in Gilgal und Gott ordnete an, dass alle Israeliten in Gilgal beschnitten werden sollen. Sie nahmen spitze Messer und führten die Beschneidung durch. Es sollte ganz klar werden: Wir machen keinen Kompromiss mit dem Fleisch.
In Josua 5 heißt es: So wurde die Schande Ägyptens abgewälzt in Gilgal. Gilgal bedeutet nämlich „abwälzen“. Die Schande Ägyptens wurde in Gilgal abgewälzt.
Die Israeliten waren immer zusammen in Gilgal. Wenn sie Kriege führten, zogen sie von Gilgal aus, kämpften, kamen wieder nach Gilgal zurück, zogen erneut aus, kämpften und kehrten zurück. Damit sie sich immer erinnerten: Es ist die Kraft Gottes, in der wir kämpfen. Es ist keine eigene Kraft, keine eigene Anstrengung, keine eigene Weisheit, sondern Gottes Kraft.
Der Engel des Herrn kam von Gilgal, als Josua sie erinnern wollte. Wisst ihr, was das bedeutet? Ihr habt doch an die Kraft Gottes gedacht. Kein Kompromiss mit dem Fleisch! Ihr habt den Jordan überquert, ihr könnt Ägypten vergessen. Die Wüste könnt ihr vergessen. Denkt an das Korn des Landes und richtet eure Gesinnung nach oben.
Die geistliche Bedeutung der Kraft Gottes und der Kampf gegen die Sünde
Im Neuen Testament ist es ähnlich: Der Herr Jesus hat uns aus der Sünde herausgeführt. Nun stellt sich die Frage, wohin wir unsere Gesinnung richten sollen. Der Kolosserbrief sagt dazu: „Richtet eure Gesinnung nach oben“ (Kolosser 3,1). Sinnet auf das, was oben ist, wo Christus sitzt zu Rechten Gottes. Denkt an seine Auferstehungskraft. Christus ist euer Leben.
Und tötet die Glieder, die auf Erden sind! Gestern haben wir den Vers gelesen, Kolosser 3,5: „Tötet eure Glieder, die auf Erden sind.“ Nehmt das spitze Messer und fangt an zu töten! Was denn? Unzucht, Unreinheit, böse Lust, Habsucht, die Götzendienst ist. Weitere Dinge zählt er dann auf, die sie töten sollen. Das heißt, die Kolosser-Christen sollen die Feinde töten – und wir auch. Verwendet das Messer!
Vertraut nicht auf das Fleisch, vertraut nicht auf euch selbst, auf eure eigene Kraft und auf eure eigene Weisheit. Was ist die Lektion? Wenn du mal einen Sieg errungen hast, dann geh nach Gilgal zurück und erinnere dich: Das war der Herr, nicht du! Es war der Herr, der dir die Kraft gegeben hat.
Wenn du einen Sieg über die Sünde errungen hast, geh zum Herrn zurück und sag: Das war deine Kraft, und ich danke dir. Es ist die Kraft des Herrn, die mich ins Land brachte, und es ist die Kraft des Herrn, die mir jetzt den Sieg über meine Feinde gibt. Es war die Kraft des Herrn, die mich zum Christen machte, dass ich jetzt gläubig bin, dass ich wiedergeboren bin. Der Herr hat ein Wunder an mir getan.
Und jetzt ist es auch die Kraft des Herrn, die mir weiterhilft. Es ist nicht so, dass Gott sagt: „So, jetzt bist du wiedergeboren, jetzt bist du Christ, jetzt musst du dran, jetzt schaue ich zu, was du machst, jetzt bin ich gespannt, jetzt musst du etwas tun.“ Nein, die Kraft ist die des Herrn, aber du darfst keine Kompromisse eingehen.
Der Engel des Herrn kam von Gilgal herauf nach Bochim. Dort in Gilgal hatte der Engel des Herrn auf Israel gewartet, aber sie haben diesen Ort verlassen. Jetzt muss der Engel des Herrn von Gilgal nach Bochim ziehen. Bochim heißt „Weinen“ – der Ort des Weinens. Vom Ort des Sieges zum Ort des Weinens.
Wenn man den Weg des geringsten Widerstandes geht, dann kommt man unweigerlich nach Bochim, und es wird schließlich ein Weinen geben. Geschwister, ich kenne Gläubige, die geweint haben und gesagt haben: „Mensch, hätte ich doch kompromisslos den Weg mit dem Herrn gegangen, dann wäre es jetzt nicht so gekommen.“ Oder jemand sieht seine Kinder an und sagt: „Ich weiß, wovon ich spreche. Hätte ich früher kompromisslos diesen Weg gegangen, dann wäre das mit den Kindern nicht passiert.“
Der Weg des geringeren Widerstandes – man möchte gern den Weg gehen, wo nicht so großer Widerstand kommt. Aber der Weg des geringeren Widerstandes führt nach Bochim, zum Ort des Weinens.
Und der Engel sagt es ihnen: „Ich habe euch doch gesagt, ich werde meinen Bund nicht brechen in Ewigkeit, und ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes schließen“ (Richter 2,2). Aber ihr habt meine Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan?
Man spürt die Liebe Gottes aus diesen Worten. Er erwartet keine Antwort, er möchte ihnen ins Gewissen reden. Und sie weinten und opferten. Nun, es war gut, dass sie das getan haben. Aber wir wollen doch nicht unser Leben am Ort des Weinens verbringen. Sünde bekennen, ja, sie opfern dem Herrn – und es geht weiter.
Rückblick auf die Generationen und die Gefahr des toten Christentums
Und hier, an dieser Stelle in Kapitel 2, Vers 6, folgt eine kleine Einschiebung. Der Schreiber möchte etwas erklären. Er geht noch einmal zurück und sagt: „Schaut, ich erkläre euch das jetzt noch einmal und gebe einen Rückblick.“
Er berichtet, dass Josua das Volk entlassen hatte. Die Söhne Israels waren daraufhin gegangen, jeder in sein Erbteil, um das Land in Besitz zu nehmen. Das Volk hatte dem Herrn gedient alle Tage Josuas und alle Tage der Ältesten, die nach Josua noch lebten. Diese Ältesten hatten all das große Werk des Herrn gesehen, das er an Israel getan hatte.
Josua, der Sohn Nuns, der Knecht Yahwehs, war als Hundertzehnjähriger gestorben. Man hatte ihn im Gebiet seines Erbteils im Timnat Cheres auf dem Gebirge Ephraim begraben, nördlich von Berg Gaas.
Vers 10 berichtet weiter, dass auch jenes ganze Geschlecht versammelt worden war zu seinen Vätern. Danach war ein anderes Geschlecht aufgestanden, das den Herrn noch nicht erkannt hatte und auch das Werk, das er für Israel getan hatte, nicht kannte.
Hier ist von einer zweiten Generation die Rede. Die erste Generation hatte den Herrn erlebt, sie kannte ihn gut und hatte seine Taten gesehen. Die zweite Generation jedoch nicht. Das ist immer so mit diesen zweiten Generationen.
Bei uns in Österreich, wo ich aufgewachsen bin, waren wir die erste Generation. Unsere Eltern waren nicht gläubig, wir kamen direkt zum Glauben und gehörten somit zur ersten Generation. Meine Kinder sind die zweite Generation.
Hier, wenn ich richtig informiert bin, seid ihr längst schon die dritte oder sogar vierte Generation, stimmt’s? Zweite Generation, dritte Generation, vierte Generation – die Kinder von den Kindern von den Kindern. Die Eltern waren gläubig, die Kinder ebenfalls, und dann kamen wieder Kinder von ihnen, und so weiter. So entstehen weitere Generationen.
Doch darin liegt eine Gefahr. Die Gefahr ist, dass man sich an das Glaubensleben gewöhnt. Man geht von klein auf in die Versammlung, doch man erlebt den Herrn nicht mehr so wie die erste Generation.
Wenn man aufpasst, ist das kein Problem. Aber wenn man nicht aufpasst, wird es zu einem großen Problem. Es gibt nur einen Weg, diese Gefahr zu verhindern: Man muss die geistliche Wirklichkeit Gottes erleben.
Man muss einen realen, unsichtbaren König erleben. Gestern haben wir vom unsichtbaren König gesprochen. Wir müssen wieder ganz persönliche Erfahrungen mit diesem unsichtbaren König machen.
Persönliche Erfahrungen mit Gott als Ermutigung zum Vertrauen
Als ich ein ganz junger Christ war, habe ich zum Herrn gesagt: Herr, ich möchte dich erfahren, ich möchte dich erleben. Ich sagte: Herr, ich habe hier einen Wecker, aber ich stelle ihn nicht. Wecke du mich morgen um fünf Uhr früh auf. Ja, gut, wenn man junger Christ ist, darf man so etwas machen.
Der Herr hat sich vielleicht ein bisschen darüber amüsiert – das weiß ich nicht genau. Aber ich sagte noch einmal: Herr, weck mich um fünf Uhr früh. Und tatsächlich bin ich am Morgen aufgewacht, öffnete die Augen und dachte: Jetzt ist es fünf Uhr früh, da wette ich mit dir. Ich schaute auf meine Digitaluhr, und tatsächlich stand dort 5:00.
Da dachte ich: Gott ist Wirklichkeit, Gott ist Wirklichkeit. Der Herr hat mir das geschenkt, weil er mich ein bisschen ermutigen wollte. Gerade junge Christen ermutigt der Herr gerne, weil sie ihn noch nicht so gut kennen. Er hat es gemacht, und ich habe mich sehr gefreut. So habe ich gemerkt, dass der Herr will, dass ich lerne, ihm zu vertrauen. Er möchte, dass ich ganz konkret mit ihm lebe.
Einmal war ich in Basel, wo ich studierte. Ich musste nach Hause nach Österreich fahren, hatte aber kein Geld mehr. Die Zugfahrt kostete damals 50 Franken, wenn man das Ticket einen Tag vorher kaufte. Für Studenten war das Ticket günstiger. Ich hatte aber kein Geld mehr.
Da sagte ich: Herr, was soll ich jetzt tun? Ich könnte jemanden um Geld bitten, oder ich könnte sagen: Herr, du gibst mir Geld, ich vertraue dir. Ich möchte lernen, dir zu vertrauen, auch dass du mir Geld gibst, wenn ich es brauche.
Der Tag rückte näher. Ich musste am Samstag fahren, und am Freitag das Ticket kaufen. Das Ticket musste man in einem besonderen Büro kaufen, um den günstigeren Preis zu bekommen. Ich verabschiedete mich von einigen Leuten und dachte: Vielleicht schenkt mir jemand 50 Franken. Aber niemand schenkte mir 50 Franken. Ein Freund schenkte mir ein Buch und etwas anderes, aber kein Geld.
Ich sagte: Herr, ich brauche 50 Franken. Am Freitag musste ich das Ticket kaufen. Ich stieg auf mein Fahrrad – ich hatte nur ein Fahrrad dort – und fuhr die fünf Kilometer zum Büro, um das Ticket zu kaufen. Ich sagte: Herr, ich habe kein Geld, aber ich gehe jetzt trotzdem das Ticket kaufen.
Ich dachte: Der Herr kann ja vom Himmel 50 Franken herunterflattern lassen, die auf dem Boden liegen, damit ich sie aufheben und das Ticket kaufen kann. Irgendetwas würde der Herr sicher tun.
In der Stadt musste ich noch etwas bei der Fremdenpolizei erledigen. Sie brauchten ein Formular, das ich nochmals ausfüllen musste. Danach fuhr ich die fünf Kilometer zurück zu meinem kleinen Zimmer.
Dort sagte ich: Ich schaue noch schnell in die Post. Und tatsächlich lag ein Brief darin. Ich öffnete ihn – es war ein Brief von meiner Großmutter. Sie wusste, dass ich nach Hause komme, aber es war trotzdem eine Überraschung. Im Brief waren 500 österreichische Schilling, das waren etwa 60 Franken.
Der Herr hatte mir sogar mehr gegeben, als ich brauchte. Mit diesem Geld fuhr ich noch einmal los und kaufte das Ticket. Da sagte ich wieder: Herr, du bist so wunderbar, dich kann man ganz klar erleben.
So gab es immer wieder viele Situationen, in denen der Herr sagte: Du musst lernen, mir zu vertrauen. Ich zeige dir, dass du mir vertrauen kannst.
Der Herr möchte jedem von uns, egal ob wir zur zweiten, dritten oder vierten Generation von Christen gehören, die geistliche Wirklichkeit zeigen. Er möchte uns zeigen, dass er da ist und uns ganz ernst nimmt.
Der einzige Weg, uns davor zu bewahren, in ein totes Christentum zu verfallen, ist, die Gegenwart Gottes zu erleben. Unsere Kinder müssen von der Gegenwart Gottes beeindruckt sein. Sie müssen spüren, dass wir Gott unmittelbar erleben.
Die Abkehr von Gott und die Folgen für Israel
Ich habe einmal etwas Interessantes erlebt. Ich habe zwei linke Hände – nicht so wie Ehud, der gut mit seiner linken Hand umgehen konnte. Meine beiden Hände sind eher ungeschickt, und ich kann nicht so gut mit ihnen arbeiten. Eines Tages musste ich ein Fahrrad reparieren. Es war sehr schwierig, denn irgendetwas war kompliziert daran. Ich sagte zu Gott: „Herr, ich bitte dich, hilf mir! Ich kriege das nicht zusammen, aber du kannst mir helfen, dass ich es richtig repariere.“
Unsere adoptierte Tochter hat mich dabei gesehen, wie ich gebetet habe. Und dann ist die Reparatur tatsächlich gelungen – wunderbar gelungen. Sie sagte daraufhin: „Ich weiß genau, warum es gelungen ist.“ Ich fragte: „Wieso?“ Sie antwortete: „Ich habe gesehen, wie du gebetet hast.“ Das hat mich sehr gefreut. Sie hat gelernt, dass man Gott vertrauen kann.
Ein paar Tage später hat sie sich in der Stadt verirrt. Sie war ja noch nicht lange bei uns und fand den Weg nach Hause nicht mehr. Was hat sie getan? Sie hat gebetet: „Gott, hilf mir, ich finde nicht mehr nach Hause.“ Und dann hat sie den Weg nach Hause gefunden. Sie hat das angewandt, was sie bei Papa gesehen hat.
Wir müssen dafür beten und es leben, dass der Herr uns seine Realität, seine Wirklichkeit groß macht. So können wir bewusst in der Gegenwart Gottes wandeln.
Die Israeliten hier waren also die zweite Generation. Wir lesen in Vers 6: „Da taten die Söhne Israel, was böse war in den Augen des Herrn, und dienten den Baalim, also den Baalsgötzen. Sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Land Ägypten herausgeführt hatte. Sie liefen anderen Göttern nach, den Göttern der Völker, die rings um sie lebten, warfen sich vor ihnen nieder und reizten den Herrn zum Zorn.“
Sie verließen den Herrn und dienten dem Baal und dem Astaroth. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er gab sie in die Hand von Plünderern, die sie ausplünderten. Er verkaufte sie in die Hand ihrer Feinde ringsum, sodass sie vor ihren Feinden nicht mehr standhalten konnten. Überall, wohin sie auszogen, war die Hand des Herrn gegen sie zum Bösen – ganz wie der Herr geredet und wie er zu ihnen geschworen hatte.
So waren sie sehr bedrängt. Da ließ der Herr Richter aufstehen, die sie retteten aus der Hand ihrer Plünderer. Aber auch auf ihre Richter hörten sie nicht. Sie hurten anderen Göttern nach und warfen sich vor ihnen nieder. Sie wichen schnell ab von dem Weg, den ihre Väter gegangen waren, um den Geboten des Herrn zu gehorchen.
Sie handelten nicht so. Wenn der Herr ihnen Richter erstehen ließ, war der Herr mit dem Richter, und er rettete sie aus der Hand ihrer Feinde alle Tage des Richters. Denn der Herr hatte Mitleid wegen ihres Ächzens über die, die sie quälten und bedrängten.
Und es geschah: Sobald der Richter gestorben war, kehrten sie um und trieben es schlimmer als ihre Väter darin, anderen Göttern nachzulaufen, ihnen zu dienen und sich vor ihnen niederzuwerfen. Sie ließen nichts fallen von ihren Taten und ihrem halsstarrigen Wandel.
Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel. Er sprach: „Weil dieses Volk meinen Bund übertreten hat, den ich ihren Vätern geboten habe, und sie meiner Stimme nicht gehorcht haben, so werde auch ich nicht länger irgendeinen von ihnen vertreiben von den Völkern, die Josua übriggelassen hatte, als er starb. Damit will ich Israel durch sie prüfen, ob sie den Weg des Herrn bewahren werden, wie ihre Väter ihn bewahrt haben oder nicht.“
So ließ der Herr diese Völker bleiben, ohne sie schnell zu vertreiben, und gab sie nicht in die Hand Josuas.
Der wiederkehrende Zyklus im Buch der Richter
Also, was lernen wir hier? Hier sehen wir einen Zyklus, der sich immer wiederholt: Sünde, Sklaverei, Seufzen und Stöhnen, Schreien zum Herrn – und dann das Senden eines Retters.
Sünde, Sklaverei, Schreien und Seufzen – und dann sendet der Herr einen Retter, einen Richter. Das ist der Kehrreim im Richterbuch. Dieser Refrain kommt immer wieder vor. Ich möchte Ihnen das jetzt zeigen.
In Kapitel 3, Vers 7 lesen wir das zum ersten Mal. Dort steht: „Und die Söhne Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn, und vergaßen den Herrn, ihren Gott. Sie dienten den Baalin und den Asherim.“ Dann, in Kapitel 3, Vers 11, kommt der erste Richter, und es heißt, das Land hatte vierzig Jahre Ruhe.
In Kapitel 3, Vers 12 tun die Söhne Israel wieder, was böse war in den Augen des Herrn. Daraufhin kommt ein weiterer Richter. Am Ende von Vers 30 heißt es: „Und das Land hatte achtzig Jahre Ruhe.“
Dann lesen wir in Kapitel 4, Vers 1: „Und die Söhne Israel taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn.“ Sie schreien wieder zum Herrn, und der Herr schickt erneut einen Richter. Am Ende von Kapitel 5, Vers 31, steht: „Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe.“
In Kapitel 6, Vers 1 heißt es erneut: „Und die Söhne Israel taten, was böse war in den Augen des Herrn.“ Sie geraten wieder in Gefangenschaft, rufen zum Herrn, und dieser schickt ihnen einen Richter – diesmal Gideon. Am Ende von Kapitel 8, Vers 28 lesen wir: „Das Land hatte in den Tagen Gideons vierzig Jahre Ruhe.“
In Kapitel 10, Vers 6 tun die Söhne Israels weiterhin, was böse war in den Augen des Herrn, und dienen den Balim und Asherim. Es geht also so weiter. Sie geraten wieder in Not, schreien zum Herrn, und Gott schickt ihnen erneut einen Richter – diesmal Jephtha.
Das setzt sich fort bis Kapitel 13, Vers 1: „Und die Söhne Israels taten weiter, was böse war in den Augen des Herrn, und der Herr gab sie in die Hand der Philister.“ Sie rufen wieder zum Herrn, und Gott schickt ihnen erneut einen Richter – diesmal Simson.
Wir haben das jetzt sechsmal gesehen. Beim ersten Mal schickte Gott ihnen Otniel, beim zweiten Mal Ehud, beim dritten Mal Barak und Deborah, beim vierten Mal Gideon, beim fünften Mal Jephtha und beim sechsten Mal Simson. Sechs große Richter, sechs große Gefangenschaften. Die Richter befreien das Volk aus seiner Not.
Das bedeutet, wir können das ganze Buch Richter – abgesehen von der Einleitung – in sechs große Abschnitte einteilen. Die Einleitung und der Schlussteil bleiben außen vor. Die Einleitung umfasst Kapitel 1 und 2 sowie die ersten Verse von Kapitel 3. Danach folgen diese sechs großen Richter und die jeweiligen Gefangenschaften, denen sie begegneten.
Der Schlussteil besteht aus den Kapiteln 18, 19, 20 und 21. Aber das Hauptstück im Buch Richter sind diese sechs Richter.
Eigentlich gab es zwölf Richter, denn zwischendurch werden noch andere erwähnt. Allerdings nur kurz, meist in einem Satz, ohne viele Details. Über diese sechs großen Richter aber wird ausführlich berichtet, ebenso über die sechs Gefangenschaften.
Interessant ist, dass die Feinde immer andere sind. Zum Beispiel in Kapitel 3, Vers 7: Dort waren die Feinde die Mesopotamier. Manchmal heißt es Paddan-Aram oder so, was das aramäische Wort dafür ist. Das entspricht dem heutigen Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris. Dort hatten die Mesopotamier einen König namens Kuschan-Rischataim, der hier als Feind auftritt.
Beim zweiten Richter, Ehud, waren die Feinde die Moabiter mit ihrem König Eglon, dem dicken, fetten Mann.
Beim dritten Richter, Deborah und Barak, waren die Feinde die Kanaaniter.
Beim vierten Richter, Gideon, waren die Feinde die Midianiter.
Beim fünften Richter waren die Feinde die Ammoniter.
Und beim sechsten Richter, Simson, waren die Feinde die Philister.
Diese Feinde sind nicht alle gleich und werden auch nicht immer gleich benannt. Es sind immer ganz besondere, spezielle Feinde.
Wenn wir uns das Buch Richter genauer anschauen, werden wir sehen, wer genau der jeweilige Feind ist, was Gott durch den Richter tut und was wir daraus lernen können. Auch wir haben verschiedene Feinde – darüber habe ich gestern schon gesprochen.
Überblick über die Richter und die Entwicklung der Situation
Jetzt können wir hier ein Lied dazwischen singen, um kurz durchzuatmen und auf das Lied zu hören. Vielleicht können wir dabei auch aufstehen. Danach geht es weiter.
Im Richterbuch, Kapitel 3, lesen wir:
Das sind die Völker, die der Herr bleiben ließ, um Israel durch sie zu prüfen – all jene, die die Kriege um Kanaan nicht kannten. Das geschah, damit er die Generationen der Söhne Israels erkennen konnte, indem er sie den Krieg lehrte. Gemeint sind die Kriege von damals, die sie nicht kannten: die fünf Fürsten der Philister, alle Kanaaniter, die Sidonier und die Hewiter, die das Gebirge Libanon bewohnten – vom Berg Baal Hermon bis nach Hamad. Sie dienten dazu, Israel durch sie zu prüfen, damit man erkenne, ob sie den Geboten des Herrn gehorchten, die er ihren Vätern durch Mose geboten hatte.
Die Söhne Israels wohnten inmitten der Kanaaniter, Hethiter, Amoriter, Perisiter, Hewiter und Jebusiter. Sie nahmen deren Töchter als Frauen und gaben ihre Töchter deren Söhnen. Gleichzeitig dienten sie deren Göttern.
Diese Verse gehören noch zur Einleitung und zeigen das furchtbare, traurige Dilemma, das wir im Richterbuch vorfinden. Es ist wie eine traurige Einleitung zum Hauptteil des Buches. Gott ließ die Feinde bestehen, um Israel durch sie zu prüfen. Er möchte erkennen, ob sie gehorsam sind und ob sie gelernt haben, mit Gott zu kämpfen.
Vielleicht fragt sich mancher: Warum habe ich so viele Schwierigkeiten? Ein Christ erzählte mir einmal: „Seit ich Christ geworden bin, habe ich nur Schwierigkeiten. Vorher ging das Leben ruhig dahin, aber als ich Christ wurde, kamen nur noch Probleme.“ Er meinte seine eigenen Fehler. Der Herr zeigte ihm, dass er viele Sünden hat, Dinge, über die er keinen Sieg hat und immer wieder fällt. Er weiß genau, dass es nicht der Wille des Herrn ist, immer wieder zu fallen.
Natürlich kann man, wenn man fällt, wieder aufstehen, dem Herrn die Sünde bekennen und weitergehen. Wenn man erneut fällt, darf man wieder die Sünde bekennen, aufstehen und weitermachen. Aber ist das das Christenleben? Das kann es nicht sein. Es muss doch einen Sieg über die Sünde geben.
Warum ist das so? Warum hat der Herr uns nicht gleich in den Himmel genommen? Warum macht er das nicht so? Wenn sich ein Mensch bekehrt, sollte er doch sofort in den Himmel kommen, und dann der Nächste auch. Warum geschieht das nicht?
Gott hat mehrere Gründe. Er möchte ein Zeugnis auf dieser Welt haben, aber auch uns etwas lehren. Wir sollen Gott kennenlernen und lernen zu kämpfen. Gott prüft uns, und durch die Prüfung werden wir stärker. Wenn wir bewährt sind – also die Prüfung bestehen, richtig reagieren und ihm vertrauen – dann werden wir durch unsere Feinde stärker.
Das ist ein Training. Ich darf nicht alles nur negativ sehen, sondern erkennen, dass Gott mich Schritt für Schritt in der Heiligung führt. Er möchte, dass ich mehr und mehr Christus ähnlich werde. Er zeigt mir Dinge in meinem Leben, die ihm nicht gefallen, damit ich lerne zu kämpfen und nicht aufgebe.
Das war der Grund, warum diese Feinde bei den Israeliten bestehen blieben. Gott wollte sie prüfen, damit man erkenne, ob sie den Geboten des Herrn gehorchten und damit er sie den Krieg lehrte. Damit endet die Einleitung, und nun beginnen die Richter.
Damit wir uns das gut einprägen, passt jetzt gut auf: Wir haben hier sechs Richter. Der erste war – wer weiß es noch? – der Schwierige mit O, bitte? Othniel. Der zweite Richter war Ehud, ebenfalls in Kapitel 3. Er war der mit dem Dolch, den er mit der linken Hand führte.
Der dritte Richter war zusammen mit einer Frau, weißt du das? Deborah und Barak. Also Othniel, Ehud und dann die zwei zusammen: Deborah und Barak. Das sind drei Richter, wobei die zwei zusammengehören.
Der vierte Richter ist allen bekannt: Ja, genau, Gideon. Der fünfte beginnt mit J, das ist einer, den man nicht so gut kennt, doch: Jephtha. Und der sechste, den kennen auch alle, ganz außen: Simson.
Noch einmal: Othniel, Ehud, die zwei zusammen Deborah und Barak, Gideon, Jephtha und Simson. Das sind die großen Richter.
Diese sechs Richter werden uns diese Woche noch beschäftigen. Besonders interessant ist: Es wird immer schlechter statt besser.
Othniel hatte eine gute Frau, Simson hatte keine gute Frau – er hatte Probleme mit den Frauen. Die Situation bei Othniel als Richter war gut, bei Simson war sie schlecht, denn der Richter selbst machte viele Fehler.
Ehud führte einen Kampf an den Furten des Jordan. Der Jordan hat Stellen, an denen er seicht ist, wo man hindurchgehen kann – diese nennt man Furten. Dort errang Ehud einen gewaltigen Sieg gegen die Moabiter.
Der vorletzte Richter, Jephtha, errang ebenfalls einen Sieg und kämpfte an den Furten des Jordan. Wir werden später noch mehr darüber lesen. Doch der Kampf, den Jephtha führte, war gegen die eigenen Brüder, gegen die Ephraimiter. Statt gegen die Feinde zu kämpfen, kämpfte Jephtha gegen das eigene Volk Gottes.
Merken wir: Die Situation hat sich verschlechtert. In der Mitte haben wir Deborah und Barak auf der einen Seite und Gideon und Abimelech auf der anderen. Den habe ich nicht erwähnt – Abimelech war kein Richter, sondern ein Tyrann.
Deborah und Gideon bleiben übrig in der Mitte. Bei Deborah war die Lage noch gut, aber bei Gideon begann es schlecht zu werden. Gideon fing gut an und endete schlecht. Er befreite die Israeliten vom Götzendienst, aber zum Schluss bereitete er alles vor, damit die Israeliten wieder zum Götzendienst zurückfielen. Er ließ ein goldenes Efrat, ein goldenes Kleid, aufstellen, das die Israeliten später als Götzen verehrten.
Das heißt: Bei den ersten drei Richtern sieht alles gut aus, beim vierten beginnt es schlecht zu werden, beim fünften läuft einiges schief, und beim sechsten auch. Die Situation verschlechtert sich.
Es beginnt gut und wird immer schlimmer. Natürlich gab es zwischendurch auch gute Zeiten. Es ist nicht so, dass es von ganz gut zu ganz schlecht geht. Es gab ein Auf und Ab, aber im Großen und Ganzen wurde es schlechter. Der Abfall nimmt zu.
Das ist die traurige Geschichte im Richterbuch. Man fragt sich: Warum muss das so traurig sein? Muss das so sein? Gott hat hier ein warnendes Buch für uns geschrieben.
Noch etwas habe ich vergessen: Es gab keinen König in Israel, und jeder tat, was recht war in seinen Augen. Es gab keinen König, und Gott schickte Richter.
Othniel war kein König, Ehud war kein König, Barak war kein König, Gideon war kein König. Am Ende von Gideons Leben kamen die Israeliten zu ihm und sagten: „Wir wollen dich zum König machen.“ Er aber sagte: „Nein, macht mich nicht zum König.“
Gideon hatte einen Sohn, der hieß Abimelech. Wisst ihr, was Abimelech bedeutet? „Mein Vater ist König.“ Aber was soll das? Hat Gideon im Geheimen geglaubt, er sei König?
Jephtha sagte zu den Israeliten: „Ich werde nur dann euer Richter sein, wenn ihr mich als Obersten des ganzen Volkes annehmt.“ Er sagte nicht König, aber fast.
Man merkt, dass einige Menschen sich gerne zum König machen wollten. Doch es gab keinen König in Israel, weil sie Gott nicht König sein ließen. Wenn man Gott nicht König sein lässt, will man Menschen zum König machen.
Gideon verweigerte das Angebot, König zu werden. Jephtha nahm das Angebot an, Oberster zu sein.
Gott lehrt uns in diesem Buch, dass er der König sein will und dass es nicht gut geht, wenn Gott als unsichtbarer König abgesetzt wird. Gott möchte König bleiben.
Die Richter waren keine Könige, sollten keine Könige sein und waren keine Könige.
Die erste Gefangenschaft und der erste Richter Othniel
Lesen wir den ersten Richter, Othniel, den wir bereits in Kapitel eins begegnet sind, hier noch einmal in Vers 7:
„Und die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen des Herrn, und vergasen den Herrn, ihren Gott, und sie dienten den Balim und den Ascherim. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Israel, und er verkaufte sie in die Hand Kuschan-Rischataims, des Königs von Mesopotamien. Und die Söhne Israels dienten Kuschan-Rischataim acht Jahre.“
Hier sehen wir die erste Gefangenschaft. Dieser König von Mesopotamien hat einen bemerkenswerten Namen: Kuschan-Rischataim. Wissen Sie, was das bedeutet, wenn man den Namen übersetzt? Es heißt „der Finstere der doppelten Bosheit“. Genau so heißt es – der Finstere, der Dunkle, Finstere mit doppelter Bosheit, der König von Mesopotamien.
Dann schrien die Söhne Israels zu dem Herrn um Hilfe. Daraufhin ließ der Herr den Söhnen Israels einen Retter erstehen, der sie rettete: Othniel, den Sohn des Kenas, dem Bruder Kalebs. Othniel war jünger als Kaleb.
Der Geist des Herrn kam über ihn, und er richtete Israel. Er zog aus zum Kampf, und der Herr gab Kuschan-Rischataim, den König von Mesopotamien, in seine Hand. Seine Hand wurde stark über Kuschan-Rischataim, und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe. Schließlich starb Othniel, der Sohn des Kenas.
Die Liebe als Grundlage des Kampfes gegen den Feind
Wie beginnt das Ganze? Es beginnt mit der Liebe. Wir haben ja Othniel schon kennengelernt. Was hat Othniel gemacht? Zur Frau hatte er Achsa, die Tochter Kalebs, genommen. Und er hat sie deshalb zur Tochter Kalebs bekommen, weil er mit großem Mut die Stadt Hebron eingenommen hat. Er hat für die Tochter Kalebs, für Achsa, gekämpft.
Er ist hier ein wunderbares Vorbild. Er hatte eine gute Ehe – und das in einer Zeit, in der Israel sehr, sehr gute Vorbilder in Sachen Ehe nötig hatte. Denn was haben wir vorher gelesen? Die Israeliten, in Vers 6, nahmen sich die Töchter der Kanaaniter als Frauen, gaben ihre Töchter den Söhnen und dienten ihren Göttern. In einer Zeit also, in der die Israeliten begannen, sich mit Ungläubigen zu verheiraten.
In so einer Zeit hat Gott Othniel berufen – mit seiner guten Frau und seiner guten Ehe als Vorbild. Und er wird der Befreier Israels, er, der in seiner eigenen Ehe so vorbildhaft war, um Israel aus dieser Misere, aus diesem Elend herauszuführen.
Kuschan-Rischataim, der Finstere der doppelten Bosheit, war der König der Finsternis, der König von Mesopotamien. Mesopotamien war das Heimatland Abrahams. Dort war Abraham ursprünglich hergekommen, aus Ur in Chaldäa. Sie hatten damals eine große Bibliothek, waren gescheite Leute, und sie hatten viel Regen und Fruchtbarkeit. Zwei Flüsse befruchteten das Land. Sie hatten einen Gott, Baal, den Fruchtbarkeitsgott, und vergötterten ihre eigene Fruchtbarkeit und ihre eigenen Triebe.
Die große Bibliothek spricht von ihrer Klugheit und Weltgescheitheit. Sie waren vielleicht das gescheiteste Volk der damaligen Welt. Die Wiege der Menschheit ist in Ur in Chaldäa gewesen, dort in Mesopotamien.
So steht hier dieser Feind – er steht irgendwie für die Welt, das Weltliche. Mit der weltlichen Befriedigung, den körperlichen Befriedigungen, den ästhetischen Befriedigungen, Schönheit, Musik und so weiter. Die Befriedigung des Kopfes, des Intellekts, Klugheit, Gescheitheit, Wissenschaft und Technik – all das, aber ohne Gott, ohne Gott!
Der König der Finsternis, der doppelten Bosheit, ist wie Satan, der König und Fürst dieser Welt. Die Welt betrügt, weil sie Erfüllung verspricht, aber das Versprechen nicht hält. Es gibt keine wirkliche Befriedigung, wenn man nur die Welt sucht – die weltliche Weisheit, die weltliche Schönheit, die weltlichen Lüste und die weltliche Technik, aber getrennt von Gott.
Dann ist die Welt nicht wirklich eine Hilfe. Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist! Ihr kennt diesen Vers, 1. Johannes 2,15: Liebt nicht die Welt noch, was in der Welt ist! Denn wer die Welt liebt, der hat die Liebe des Vaters nicht in sich.
Warum soll man die Welt nicht lieben? Die Welt vergeht mit ihrer Lust, sagt er. Die Welt vergeht mit ihrer Lust. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.
In 1. Johannes 3,13 heißt es: Die Welt hasst uns. Wundert euch nicht, wenn die Welt euch hasst.
Es ist gefährlich, wenn man jemanden heiratet, der einen hasst, oder? Wie war das mit Simson? Er hatte eine Geliebte, die ihn hasste. Eine Geliebte, die ihn gar nicht wollte. Simson – was wollte sie? Sie wollte das Geld. Die Philister versprachen ihr tausend Goldstücke oder wie viel, ich weiß es nicht genau. Sie wollten ihr viel Geld geben, wenn sie ihnen Simson auslieferte, wenn sie herausfand, warum er so stark ist und wie man ihm die Stärke nehmen kann.
Die Sache beginnt immer mit der Liebe. Die Sache mit dem Kampf gegen den Feind ist eine Sache der Liebe. Wir müssen uns fragen: Wo ist unsere Liebe? Was lieben wir eigentlich wirklich?
Es ist eine Sache des Herzens. Das Herz ist in unserem Kopf, das Herz ist das Denken des Menschen. In der Bibel ist das Herz dort, wo die bösen Gedanken herauskommen – oder auch die guten Gedanken. Das Herz ist das Innere des Menschen, und das Wichtigste im Inneren des Menschen ist das Denken.
Im Denken muss sich eine Liebe zeigen. Entweder liebe ich das oder ich liebe das. Irgendetwas werde ich lieben – entweder werde ich Gott lieben oder die Welt. Wenn wir die Schöpfung mehr lieben als den Schöpfer, dann gehen wir am eigentlichen Sinn des Lebens vorbei, sagt Gott uns.
Das ist der Ursprung der Sünde: dass man den Schöpfer vergisst und die Schöpfung liebt. Das ist der Ursprung der Sünde.
Da ist eine Musikerin, die ganz gut Geige spielen kann. Sie spielt acht Stunden am Tag Geige, spielt so gut und bezaubert die Leute. Sie lebt für die Geige. Aber von wem hat sie die Kunst? Wer hat ihr das gegeben, dass sie so gut Geige spielen kann? Der Schöpfer.
Wenn sie aber nicht dem Schöpfer dankt und alles in Abhängigkeit vom Schöpfer macht, wird sie sich durch diese Kunst selbst verlieren. Sie wird untergehen mit ihrer Kunst.
Die Welt vergeht mit ihrer Lust – der schönen Lust. Es gibt viel Schönes in der Welt und viel Schlimmes. Aber wenn ich ohne Gott die Welt genießen will, ob das Schöne oder das Nichtschöne, ist es immer falsch.
Ich darf mit Gott genießen, und zwar das, was Gott erlaubt hat. Gott hat mir gewisse Dinge erlaubt, die ich genießen darf, aber ich darf sie nur in Abhängigkeit von Gott genießen. Es gibt andere Dinge, die Gott verboten hat zu genießen.
Die Bibel nennt einerseits die Welt die Schöpfung, und dann nennt die Bibel die Welt auch das System ohne Gott.
Einmal heißt es: Gott hat die Welt geliebt, so sehr hat Gott die Welt geliebt. Und was meint er? Die Menschen, die darauf wohnen.
Ein anderes Mal heißt es: Er liebt nicht die Welt. Da ist dann gemeint das System dieser Welt, das System, das Gott ausgeschlossen hat. Das ist wie der Pharao in Ägypten. Er kommt zu den Israeliten, zieht einen Kreis um sie herum und sagt: Das ist eure Welt, und ich bin euer König. Außerhalb gibt es nichts. Es gibt kein Kanaan, keine Verheißungen, nichts. Ihr seid meine Sklaven.
So sagt der Pharao. Er nimmt ihnen den Gedanken, dass es außerhalb dieser Welt etwas für sie geben könnte. Eine Zukunft, eine schöne Zukunft, die Gott ihnen verheißen hat, gibt es nicht, sagt der Pharao. Euer Leben ist Ägypten, und ihr bleibt in Ägypten, fertig.
Er zieht einen Kreis rundherum, ein geschlossenes System. Das ist der Teufel in dieser Welt. Er zieht einen Kreis und nimmt uns gefangen in dieser Welt und sagt: Das ist eure Welt, ich bin der Chef, und ihr tut, was ich sage.
Die Menschen merken es nicht. Sie sind Gefangene Satans und glauben nicht an Satan. Sie sind Gefangene des Strebens nach Geld und merken nicht, dass sie Gefangene sind.
Wir als Gläubige, wenn wir den Herrn Jesus kennengelernt haben, da hat Gott diesen Kreis durchbrochen.
Gott kam zu Mose außerhalb von Ägypten und sagte zu ihm: Mose, geh nach Ägypten, geh zu meinem Volk und sage ihnen: Ich bin! Ich bin, der ich bin, und ich werde sein, der ich sein werde. Ich bin der Ewige, der die Verheißungen wahrmachen wird.
Dann kommt Mose von außen herein mit Zeichen und Wundern in seiner Hand, dem Stab und so weiter. Er sagt ihnen, der Herr hat mich gesandt und tut Wunder. Dann sagt er weiter: Der Herr hat gesagt, es gibt ein Außerhalb. Es gibt ein verheißenes Land. Es gibt eine Herrlichkeit. Außerhalb dieser Welt gibt es eine Welt, die die wahre Welt ist für euch.
Schon langsam fangen die Augen der Israeliten an zu leuchten. Zuerst wollen sie nicht, aber dann wachen sie auf.
Was hat der Herr Jesus gesagt? Ich bin in diese Welt gekommen – diese Welt, sagt er, in dieser Welt ist Satan der Fürst dieser Welt. Das ist ein geschlossenes System. Ich bin in diese Welt gekommen, habe den Namen des Vaters kundgetan und gehe wieder aus dieser Welt heraus.
Wer mir nachfolgt, der wird das Licht des Lebens haben. Er kommt von außen mit Zeichen und Wundern in seiner Hand und tut ihnen den Namen des Vaters kund, so wie Mose nach Ägypten kam und den Namen JHWH kundtat.
So kommt der Herr Jesus aus der anderen Welt in diese Welt herein, bricht herein und sagt: Es gibt ein Außerhalb! Er tut uns den Namen des Vaters kund. Er sagt: Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan. Und jetzt sind sie nicht mehr von der Welt, sie sind meine Jünger geworden. Bewahre sie in der Welt.
Der Herr Jesus spricht zu den Jüngern von der jenseitigen Welt, vom Königreich Gottes, und sagt: Folgt mir nach! Dann geht er wieder hinaus.
Und welchen Weg geht er hinaus? Er geht den Weg des Todes hinaus, der Auferstehung, und fährt in den Himmel auf.
Was soll das alles für uns bedeuten? Der Herr Jesus hat gesagt: In der Welt habt ihr Angst und Bedrängnis, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Vielleicht sagen jetzt einige von uns: Der Herr Jesus hat es schön, er hat die Welt überwunden, er hat die Welt besiegt, wunderbar. Er ist durch den Tod gegangen, durch die Auferstehung, er ist jetzt auf der anderen Seite, und wir sind hier.
Aber warum hat der Herr Jesus gesagt: Seid getrost, in der Welt habt ihr Bedrängnis, aber ich habe die Welt überwunden? Warum sagt er das? Was ist das für eine Hilfe für die Jünger?
Er sagt: Ich bin in diese Welt gekommen und verlasse sie wieder, gehe zum Vater. Inwiefern ist das eine praktische Hilfe für uns?
Es ist eine große Hilfe, Geschwister. Der Herr Jesus zeigt den Jüngern das Wesen dieser Welt. Er sagt: Schaut, diese Welt ist nicht die letzte aller möglichen Welten. Diese Welt ist nur ein zeitliches System, aber das kann überwunden werden. Es gibt einen Sieg.
Und was ist der Sieg, der die Welt überwindet? Johannes sagt es im ersten Johannesbrief: Dies ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube – dass wir glauben, dass Jesus der Messias ist, dass er von der anderen Welt kam und in die andere Welt ging.
Dann sagen Sie vielleicht: Ja, aber was hilft mir das praktisch in meinem Kampf gegen die Kanaaniter, die Perisiter, die Jebusiter und so weiter, in Mesopotamien? Was hilft mir das im Kampf gegen die Sünde?
Das hilft sehr viel. Der Herr Jesus sagt den Jüngern: Schaut, ich habe die Welt durchschaut. Ich habe das Wesen dieser Welt durchschaut und zeige euch: Lasst die Welt das Schlimmste tun, was sie tun kann.
Was ist das Schlimmste? Lassen Sie mich töten. Ja, und dann?
Genau das ist der Weg, die Welt zu überwinden. Der Herr ist bereit, sich von der Welt, von dem System dieser Welt, von den Menschen, die die Führung in diesem System hatten – das waren die Juden in Israel, in Jerusalem – töten zu lassen.
Lasst die Welt das Schlimmste tun, was sie tun kann. Sie können mir gar nichts tun. Er geht den Weg des Todes und sagt: Gerade das ist der Weg in die Ewigkeit.
Im Buch der Offenbarung, Kapitel 5, lesen wir von einem Löwen: Siehe, der Löwe hat überwunden. Der Löwe aus dem Stamm Juda.
Johannes hört die Worte: Der Löwe hat überwunden, und möchte schauen, wo der Löwe ist. Dann dreht er sich um und sieht ein Lamm stehen, ein junges Lamm mit einer Todeswunde am Hals.
Ist das der Löwe, der die Welt überwunden hat? Das ist gerade der Weg gewesen. Der Herr Jesus wurde der Schwächste von allem. In seinem Schwachsein hat er die Welt überwunden, den Satan besiegt.
In diesem Schwachsein hat er den Teufel besiegt. Er hat die Welt durchschaut. Die Welt kann nicht geben, was sie anbietet.
Jetzt geht der Herr diesen Weg in den Tod.
Was lesen wir in der Offenbarung dann? Wir lesen von einer unzählbaren Schar. Dort heißt es: Wie sind die dahergekommen? Sie stehen vor dem Thron Gottes, haben Palmen in den Händen, singen und sind froh. Sie sind am Ziel angekommen.
Wie sind sie angekommen? Sie sind gekommen aus der großen Bedrängnis dieser Welt – in der Welt habt ihr Bedrängnis.
Genau dieses Bedrängnis ist es, von dem der Herr Jesus geredet hat.
Wie sind sie angekommen? Sie haben ihr Leben nicht geliebt. Sie haben überwunden durch das Blut des Lammes, haben ihre Gewänder weiß gewaschen im Blut des Lammes, haben den Feind überwunden durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses.
Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis zum Tod.
Dann lesen wir weiter in Kapitel 14 von dieser Schar: Sie gehen dorthin, wo das Lamm hingeht, sie folgen dem Lamm nach.
Welchen Weg ist das Lamm gegangen? Das Lamm ist den Weg des Todes gegangen.
Sie waren bereit zu sterben. Gerade weil sie bereit waren zu sterben, alles zu verlieren, sind sie die Überwinder.
Da heißt es: Ich sah die Überwinder am gläsernen Meer stehen. Sie stehen dort herrlich, erhaben. Niemand kann ihnen mehr etwas anhaben. Sie sind die Überwinder.
Gerade die Bereitschaft, in den Tod zu gehen für Christus, hat den Sieg gebracht.
Der Herr Jesus wird nicht verlangen, dass jeder von uns, der hier sitzt, als Märtyrer sterben wird. Aber er verlangt, dass wir bereit sind.
Es wird nicht jeder Märtyrer sterben, aber von jedem wird verlangt: Bist du bereit, alles hinzugeben, wenn es sein müsste?
Es geht um die Bereitschaft.
Das wird im Buch der Offenbarung gezeigt. Der Herr Jesus hat den Jüngern gezeigt: Ich habe die Welt überwunden, ich bin diesen Weg gegangen. Ich habe gemerkt, die Welt ist es nicht wert, dass man für sie lebt.
Es ist wert, dass wir für das Königreich Gottes leben.
Er selbst ging durch den Tod.
Was bedeutet das praktisch für uns? Das bedeutet nicht, dass du heute sterben musst. Aber es bedeutet, dass du heute sagst: Nein. Und vielleicht morgen auch: Nein. Ich sage Nein zu dem, wozu ich jetzt gerade gelockt werde, und vielleicht muss ich hundertmal am Tag Nein sagen und Ja zu Christus.
Nein zur Sünde, nein zur Welt und ja zu Christus.
Dann kommt die Auferstehungskraft Jesu Christi zur Wirkung.
Sinnet nach dem, was droben ist, wo Christus sitzt zu Rechten Gottes.
Wenn Christus unser Leben offenbart wird, dann werden auch wir mit ihm in Herrlichkeit offenbart werden.
Schlusswort und Ausblick
Ich hätte vor einer halben Minute Schluss machen müssen. Dann machen wir jetzt Schluss.
Ehud kommt morgen dran.
Beten Sie, dass der Herr uns segnet. Danke auch für die Gebete bisher, dass der Herr uns Gnade schenkt und wir weiter von diesem wertvollen Buch lernen können.