Liebe Konfirmanden,
ich habe für euch ein Wort ausgesucht aus dem Philipperbrief, Kapitel 4, Vers 13. Dieses Wort möchte ich euch so eindrücklich nahebringen, dass es euch immer wieder in Erinnerung bleibt.
Es kann sein, dass ihr heute, angesichts der vielen Eindrücke, nur kleine Teile davon aufnehmen könnt. Dennoch soll es so sein, wie wenn wir euch etwas mitgeben, durch das Gott mit euch spricht und ihr immer wieder neue Entdeckungen macht.
Das Wort lautet: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht – Christus.“
Die Kraftquelle im Glauben entdecken
Wenn wir im Unterricht noch ein bisschen mehr Zeit gehabt hätten, hätte ich euch auch ausführlich die Geschichte erzählt – von dem Mann, der ins Leben passte. Vielleicht kennen einige von euch diese Geschichte.
Es war ein patenter Mann, der in jeder Lebenssituation zurechtkam. Wenn es brenzlig oder knifflig wurde, wurde er mit allem fertig. Besonders eindrücklich ist mir eine Szene aus der Geschichte, die man meist den Kindern erzählt. Sie spielt in der Oase bei Scheich Hadschi Ben Schlappschuh.
Der Mann, der ins Leben passte und mit allen Situationen fertig wurde, wurde dort zum Tode verurteilt. Man legte ihn auf das Schafott, und das Fallbeil sauste herunter. Doch es prallte an seinem Hals ab, denn er war hartnäckig. Das ist ideal, wenn man so ins Leben passt.
Dann wurde in aller Eile ein Galgen gezimmert, und man wollte den Mann aufknüpfen. Doch man bekam den Kopf nicht durch die Schlinge, denn er war dickköpfig. Zum Schluss wurde ein Feuer angezündet, um ihn zu verbrennen und die Todesstrafe zu vollziehen. Doch es zischte nur kurz, denn er war kaltblütig.
Das zeigt, wie ideal es ist, wenn man ins Leben passt und mit allen brenzligen Situationen so umgehen kann.
Die Realität menschlicher Schwäche
Aber in Wirklichkeit geht das bei keinem von uns so. Auch vor euch liegen schwierige Erlebnisse. Es warten viele dunkle Stunden auf euch.
Wir können euch aus unserem Leben viele Geschichten erzählen. Es gibt viele Augenblicke, in denen man verzweifelt ist, mutlos und einsam. Wenn wir das Wort hören: „Ich kann alles“, dann gehört das vielleicht eher in eine Märchengeschichte. Einen Menschen, der mit jeder Schwierigkeit fertig wird, gibt es nicht.
Ich kämpfe mit jeder einzelnen Schwierigkeit, und manchmal drücken sie uns ganz hinunter. Ihr kennt das doch auch: Die Sorgen wachsen euch über den Kopf. Manchmal haben wir Angst vor dem, was von uns gefordert wird. Die Schulsorgen sind oft so groß, und die Krankheitsnöte belasten uns manchmal sehr.
„Ich kann alles“ – wenn das nur so wäre, wenn man wirklich mit allem fertig werden könnte! Gottes Wort sagt uns heute etwas ganz Wichtiges: Du bist nie allein. Du bist nie allein, auch wenn du im Leben oft ganz allein sein wirst.
Die Zusage der Gegenwart Christi
Das will ich dir heute sagen: Du wirst oft ganz allein sein. Die Freunde, die Eltern – sie können dich nicht immer begleiten. Dann bist du ganz allein.
Es kann sogar passieren, dass Freunde von dir abrücken und mit Fingern auf dich zeigen. Dann bist du ganz allein. Doch du bist nicht wirklich allein. Christus ist da, der dich mächtig macht. Das ist die größte Entdeckung in meinem Leben, und diese möchte ich euch vermitteln und weitergeben: Christus ist da, der mich stark macht.
Wir haben ja viel miteinander im Unterricht gesprochen, diskutiert und auch manches auswendig gelernt. Ich habe aber immer Sorge, dass am Ende bei euch nur der Eindruck bleibt, dass man ein paar Sätze wissen muss, einige Gedanken haben sollte und vielleicht noch ein paar Formen praktizieren muss – die Hände zusammenlegen, auf einem Platz sitzen und ein paar Lieder mitsingen.
Die wahre Bedeutung des Glaubens
Darf ich es noch einmal ganz einfach sagen? Das alles ist nebensächlich. Du sollst in deinem Leben entdecken: Christus ist bei dir. Er macht dich mächtig. Du bist nie allein, auch wenn dich alle Menschen verlassen. Christus ist da und macht dich stark.
Das ist eine solche Freude, dass für mich das Leben erst ab diesem Moment richtig lohnenswert begann. Als ich entdeckte, mit Christus zu leben – wirklich mit ihm zu leben, auf du und du. Du weißt ja, wenn man seine Sorgen einfach Jesus sagen kann. Das, womit man nicht mehr fertig wird, und das, was einem über den Kopf wächst. Wenn man einfach sagen kann: Jesus, du weißt jetzt alles. Du weißt auch, wie es mir zumute ist. Ich kann es nicht mehr, ich lege es dir hin. Löse du das für mich!
Christus macht mich mächtig. Da kann es natürlich passieren, dass man in vielen Stunden des Lebens nicht mehr weiter weiß. Heute sind wir frohgemut, aber das kann ganz schnell anders werden. Dann kommen Augenblicke, in denen alles dunkel um uns her ist.
Nimmst du das mit aus deiner Konfirmandenzeit? Dass man das Gottes Wort, die Bibel, aufschlägt und dann im Gebet verharrt. Man hört, was Jesus uns sagen will. Dann weiß man: Er führt mich jetzt auch durch die dunkle Nacht. Ich gehe sicheren Trittes meinen Weg. Ich bin unbekümmert.
Ach, das ist ganz wunderbar! Ich bin ja gar nicht allein. Ich bin doch gar nicht allein, sondern Christus ist da. Er ist bei mir.
Die zentrale Botschaft des Glaubens
Wenn du in der ganzen Konfirmandenzeit gar nichts verstanden hast und nur eines: dass Christus da ist, hast du alles begriffen. Denn das ist die Grundlage unseres Glaubens – zu wissen, dass Jesus wirklich der Sohn Gottes ist und bei uns alle Tage lebt.
Auch wenn diese Welt zittert und warnt, wenn Katastrophen hereinbrechen und dunkle Krankheiten mich fragend machen, wenn ich nicht weiß, wie alles weitergehen soll – weißt du, dass Jesus Herr ist? Hast du schon erlebt, wie er Dinge wenden kann? Wie er Wunder wirkt und Gebete erhört? Und wie er größer ist als die tobenden Stürme, vor denen wir uns fürchten?
Christus ist da, und er macht mich mächtig. Es ist nur ganz wichtig, dass man sich ihm ganz verschreibt und sagt: „Jesus, ich möchte dich nicht verlieren, ich möchte bei dir sein, ich möchte dich haben.“
Ich vermag alles, ich kann alles durch den, der mich mächtig macht: Christus. Ach, das ist so eine große, fröhliche Sache, Christsein! Manche denken, es gibt da lauter Pflichten und Einengungen. Doch das Gegenteil ist richtig: ein beglückendes, weites Leben. Denn Christus ist da, der mir den Lebensraum öffnet, der mir den Weg bahnt und mir vorangeht.
Selbst dann, wenn mein Leben zerbricht, in meiner Todesstunde, weiß ich, dass Jesus da ist. Er drückt mich hindurch zum neuen Leben in der Ewigkeit. Ich kann alles durch den, der mich mächtig macht: Christus.
Zweifel und Leid im Glauben begegnen
Jetzt möchte ich noch eine Frage anfügen: Was kann uns denn jetzt noch Angst machen? Immer wieder, wenn wir vom Glauben sprechen, begegnen uns Menschen, die große Bedenken äußern. Hört euch mal in Gesprächen um! Immer wieder treffe ich bei Besuchern und anderen Menschen Leute, die fragen und sagen: „Ja, aber was ist denn mit der schweren Leiterwelt?“
Ich hätte euch heute gerne eine fröhliche Konfirmationspredigt gehalten, doch es ist richtig, dass wir auch heute davon sprechen. Es gibt so viel Leid: Schwerkranke, Behinderte, Verhungernde, Menschen, die Unrecht erfahren. Was ist denn mit denen?
Das Wort, das ich euch heute aus dem Philipperbrief wichtig machen möchte, hat Paulus, der Apostel, aus einer düsteren Gefängniszelle in Rom geschrieben. Es war ein wüstes Loch. Wenn ihr euch den Brief nur ein bisschen anschaut, merkt ihr, dass Paulus nicht erlebt hat, wie Gott ihm die Türen des Gefängnisses geöffnet hat – obwohl das für Gott ein kleines Hindernis gewesen wäre.
Er erwartet sogar, dass der Prozess so ausgeht, dass er hingerichtet wird. Seine Zukunft sieht sehr dunkel aus, und trotzdem schreibt er einen fröhlichen Brief.
Das sollt ihr heute auch wissen: Wenn du Jesus Christus kennst, kann dich nichts mehr ängstigen. Es mag sein, dass unser Herr uns schwierige Wege führt. Im Konfirmandenunterricht haben wir oft darüber gesprochen, dass Jesus selbst einen schweren Weg ans Kreuz gegangen ist.
Oft geht es uns auch nicht besser, obwohl wir so viel Schönes und Gutes erleben – wie auch an diesem Festtag. Wir wollen mit unserer Gemeinde besonders dort sein, wo Menschen heute in der Welt leiden. Auch mit unserer Hilfe wollen wir wach sein und das verfolgen. Denn wir sagen: Da ist nicht alles aus.
Auch wenn es ins Dunkel geht, auch wenn vor uns alles schrecklich aussieht, ist Christus da. Dieses Wort des Paulus sagt: „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Das heißt, auch in seiner damaligen Situation im Gefängnis konnte Paulus einen Leidensweg gehen.
Und das ist gar nicht schlimm, wenn es in meinem Leben dunkel und schwierig aussieht.
Die Kraft zum Durchhalten im Glauben
Wir wünschen euch von Herzen ein harmonisches und fröhliches Leben – auch wenn es manchmal anders sein sollte.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht: Christus. Glauben wir, machen wir es wie Paulus. Er stimmt seine Loblieder an, auch noch in den Gefängniszellen. Dort, wo andere verzweifeln, singen sie fröhlich: „Du bist doch da, und du bist größer als alles, was mich bedrückt und ängstigt.“
Manche sagen vielleicht: „Wie kannst du singen? Ist das nicht ein Spleen von dir? Wie kannst du das wirklich so umsetzen, dass du so fröhlich bist und es sogar bekennst?“
Weißt du, da hat man ja noch ein ganz großes Pfand in der Hand, von dem man weiß: Wirklich, Gott ist da bei mir, und er lässt mich nicht los. Woher weiß denn Paulus so fest, dass das stimmt?
Wir brauchen ja gar keine Wunder und Zeichen, obwohl uns Gott viele Wunder und Zeichen schenkt. Ich habe auch erlebt, wie ihr euch in der Konfirmandenzeit schon so viele Gebetserhörungen geschenkt habt.
Aber das größte Wunder, an dem wir uns immer wieder festhalten können, ist, dass Jesus Christus für mich starb. Obwohl ich doch unwürdig bin, hat er am Kreuz für meine Schuld bezahlt.
Darum kann ich jetzt wissen: Auch wenn in meinem Leben nichts mehr sichtbar wird von der Liebe Gottes, bin ich nicht verlassen. Wenn ich mich verlassen fühle, weiß ich: Ich bin nicht verlassen, Gott ist für mich. Wer kann denn noch gegen mich sein?
Er hat ja seinen Sohn nicht verschont. Wie sollte er uns mit Jesus nicht alles schenken?
Ich kann alles, ich kann auch durch Tiefen gehen. Ich kann auch Leiden ertragen, weil Christus mich dazu mächtig macht.
Die Herausforderung, Christus im Alltag treu zu bleiben
Noch eine letzte Sache: Gibt es etwas, das wichtiger ist? Nach der Konfirmandenzeit stürmen viele Dinge auf euch ein. Die Schule fordert euch wieder ganz, und dann kommt der Beruf.
Tolle Karrieren stehen euch offen, und was man alles als junger Mensch kann – ich beneide euch um die vielen Möglichkeiten, die euch offenstehen. Doch viele vergessen dabei Jesus Christus, der ihnen einmal Treue schwören wollten.
Paulus hat dieses Wort im Zusammenhang mit Geld gesprochen. Er hatte damals seine Versorgung im Blick. Er sagt, er kann auch Entbehrungen erleiden, selbst wenn es bei ihm durch wirtschaftliche Krisen einmal schwierig wird. Das macht ihm nichts aus, denn Christus macht ihn stark, sodass er alles wunderbar bewältigen kann.
Weißt du, das war das Tolle bei Paulus: Er ordnete all die irdischen Dinge von Jesus Christus her. Ich habe eine Sorge: Heute beim Informationstag lasst ihr euch von den großen Möglichkeiten des Lebens bezaubern und blenden, und dann lauft ihr los. Irgendwann später merkt ihr, dass ihr Christus verloren habt. Ihr wolltet ihn gar nicht verlieren, aber ihr habt ihn verloren, weil andere Dinge wichtiger geworden sind.
Dabei können wir die Dinge des Lebens – ob Geld, Ehefragen oder andere Entscheidungen, die wir fällen müssen – doch wirklich nur von Christus her entscheiden. Nur von ihm her hat unser Leben Bedeutung und Gewicht. Nur von ihm her erhält unser Leben Glanz und die Perspektive der Ewigkeit.
Die Einladung, zu Christus zu kommen
Und ich möchte auch Ihnen, liebe mitfeiernde Familienmitglieder, Eltern, Paten und Gäste, dies nochmals sagen: In Ihrem Leben wird das umgesetzt – trotz der Schwierigkeiten, aus denen Sie kommen.
Wenn Sie entdecken, dass Christus Sie mächtig und fähig macht, mit all dem fertigzuwerden, was Ihnen auferlegt ist, dann wird plötzlich nicht mehr wichtig, was Sie sind, sondern nur noch, was er wichtig ist.
Vor ein paar Tagen habe ich im Fernsehen eine Besinnung gesehen. Dort hieß es: Christentum bedeutet, zu sich selbst zu kommen. Es wurde gezeigt, wie ein Mensch dasitzt und in sich versunken träumt. Dabei dachte ich: Wie kann man heute so etwas Falsches durch die Medien verbreiten?
Ein Christ ist jemand, der zu Christus kommt. Wenn ich zu mir selbst komme, erschrecke ich über meine Schwäche, mein Unvermögen und viele Fehler, die ich mache. Christ werden heißt, zu Christus zu kommen, Christus zu entdecken und zu erleben, wie er euch mächtig macht.
Dazu segne euch der Herr. Amen.
