Einführung in die Geschichte Davids und des Propheten Nathan
Liebe Freunde, eines Tages bekam David Besuch. Wisst ihr, wer David war? David war der König von Israel und lebte etwa tausend Jahre vor Jesus.
Der Besucher war ein Prophet. Wisst ihr, was ein Prophet ist? Viele denken, Propheten sagen vor allem die Zukunft voraus. Das tun sie manchmal auch, aber bei einem biblischen Propheten ist das nicht das Wichtigste. Propheten sind keine Wahrsager, sondern Sprecher Gottes. Sie reden im Auftrag Gottes und sprechen so, dass sie das Herz der Zuhörer erreichen.
So ein Prophet war Nathan. Er kam zu David. Im zweiten Buch Samuel, Kapitel zwölf, steht diese Geschichte. Nathan erzählte David folgende Begebenheit:
Es waren zwei Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder. Der Arme aber besaß nur ein kleines Schaf, das er gekauft hatte. Er zog es auf, als wäre es eines seiner Kinder. Es aß von seinem Brot, trank aus seinem Becher und schlief auf seinem Schoß. Er behandelte das Schaf wie eine Tochter.
Eines Tages kam ein Gast zum reichen Mann. Doch der reiche Mann wollte nicht von seinen eigenen Schafen oder Rindern etwas nehmen, um dem Gast ein Essen zuzubereiten. Stattdessen nahm er das Schaf des armen Mannes und bereitete es dem Gast zu, der zu ihm gekommen war.
Davids Urteil und die überraschende Wendung
An dieser Stelle hält König David es nicht mehr aus und fällt Nathan ins Wort. Schon die ganze Zeit war David auf seinem Königsstuhl hin und her gerutscht. Als oberster Richter Israels hatte er nämlich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Er merkte sofort, dass das, was der Reiche dem Armen angetan hatte, eine ziemliche Schandtat war.
David begann förmlich vor aufgestauter Entrüstung zu kochen. Nathan unterbrach daraufhin seine Erzählung und sprach schon das Urteil aus: „So wahr Gott lebt, dieser Mann muss sterben, der das getan hat. Außerdem soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat.“
David kannte sich im bürgerlichen Strafgesetzbuch Israels aus. Er wusste die entsprechenden Paragraphen aus dem Effeff. In so einem Fall muss das Schaf vierfach bezahlt werden, so steht es im Gesetz. Es gab also nichts zu überlegen und nichts zu diskutieren. Der Fall war ganz klar: Der Mann, der das gemacht hatte, bekam die Todesstrafe. Der Fall war eindeutig.
Merkwürdig ist, dass uns die Schuld anderer immer sofort klar ist. Dass die Mayr, die Schulzen und die Lehmann von nebenan sich ändern müssten und Buße tun sollten, das wissen wir sofort. Die Schuld der anderen sehen wir immer überdeutlich. Aber wenn es um uns selbst geht, merken wir meistens nichts.
David merkt gar nicht, dass es um ihn selbst geht. Er begreift nicht, dass hier sein Fall zur Debatte steht. Deshalb sieht sich der Prophet Nathan genötigt, deutlicher zu werden. Als der König so im Brustton der Überzeugung sagt: „Der Mann, der das getan hat, muss sterben“, antwortet Nathan ihm: „Du bist der Mann.“
Da klingelt es bei David, und er weiß Bescheid.
Die Hintergrundgeschichte von Davids Schuld
Und für diejenigen unter euch, die in der Bibel nicht so bewandert sind, möchte ich jetzt erklären, was Nathan meint. Nathan spielt hier auf eine Geschichte an, die sich ungefähr vor einem Jahr ereignet hat. Die Geschichte ist nicht ganz ohne Lügen, aber wir haben ja keine kleinen Kinder hier, deshalb kann ich das ganz offen erzählen.
Es handelt sich um einen Sexkrimi übelster Sorte, noch unterhalb des Niveaus der Bildzeitung. An einem schönen Sommerabend, nachdem David den ganzen Nachmittag geschlafen hatte und dann aus der Hütte kam, begab sich seine Majestät, König David, auf den Dachgarten seines Palastes. Während er den obersten Knopf seiner Uniform öffnete, schloss er genießerisch die Augen und lauschte dem Ruf eines Uhus. Damals war der Uhu noch nicht in der Röhre.
Er atmete die würzige Abendluft ein. Als er die Augen wieder öffnete, ließ er die Luft in Form eines anerkennenden Pffft entweichen. Dabei sah er nämlich auf dem Nachbargrundstück eine Frau, die gerade Wäsche wusch – und zwar sich selbst. Es gab also einiges Interessantes zu sehen.
Dass David das sah, konnte er ja nichts dafür. Ich meine, man darf ja wohl noch auf seinem eigenen Balkon ein bisschen frische Luft schnappen. Aber dass er nicht wegschaut, sondern noch hinsieht, dafür kann er etwas.
Wenn du hierher in die Lutherkirche fährst und überall die Einladungen und Bilder zur Erotikmesse siehst, kannst du nichts dafür. Du kannst ja nicht blind Auto fahren. Aber ob du dann zur Erotikmesse fährst und dich mit dem ganzen Zeug vollpackst, das dein Leben kaputt macht, oder ob du in die Lutherkirche kommst, um das Wort Gottes zu hören – das ist dann deine Entscheidung.
Für den ersten Blick kannst du nichts. Aber für den zweiten und den dritten und die Entscheidung, die dann folgt, bist du verantwortlich.
Wir können ja alle nichts dafür, dass uns ständig gutaussehende Menschen des anderen Geschlechts begegnen. Dafür können wir wirklich nichts. Und es gibt nun mal den Typ Mädchen und Jungen, die es ständig darauf anlegen, die Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts zu erregen. Am schlimmsten sind die, die das nur mit einem frommen Augenaufschlag verbinden. So etwas geht einem nur total auf die Nerven. Die tun so, als ob sie zum Herrn Jesus wollen, wollen aber eigentlich nur zum Herrn Pfarrer.
Solche frommen Schnepfen muss man eiskalt abblitzen lassen. Zum Beispiel kommt mal eine zur Frau und sagt: „Herr Pfarrer, wenn ich mich im Spiegel betrachte, erfreue ich mich immer so an meiner Schönheit. Ist das eine Sünde?“ Und der Pfarrer antwortet: „Nein, Irrtum ist keine Sünde.“
Oder ein Junge kommt zum Pfarrer und sagt: „Herr Pfarrer, beten Sie mit mir darum, dass ich eine Frau bekomme.“ Da sagt der Pfarrer: „Ach, das ist gar nicht nötig. Alle Jungs, die so einen spitzen Mund haben wie Sie, kriegen doch sowieso eine Frau.“ „Ja, und was ist mit denen, die keinen spitzen Mund haben?“ „Na, die kriegen zwei.“ „Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?“, antwortet er dann.
Wie gesagt, dass uns ständig gutaussehende Menschen des anderen Geschlechts über den Weg laufen, dafür können wir nichts. Aber dass wir ihnen nachgucken, dafür können wir etwas.
David gaffte. Und er vergaffte sich. Es war, wie Manfred Krug auf seiner Ehebrecherplatte gesungen hat: Es war nur ein Moment, im wahrsten Sinne des Wortes ein Augenblick zu viel. Und dieser Augenblick wird diesem Mann zum Verhängnis.
Die Folgen von Davids Ehebruch und Mord
Jesus hat einmal gesagt: Wenn jemand eine Frau ansieht, gemeint ist eine verheiratete Frau, und sie begehrt, dann hat er in seinem Herzen bereits Ehebruch begangen. Der Ehebruch beginnt nicht erst im Moment des tatsächlichen Betrugs, sondern spielt sich schon in der Fantasie ab. Er fängt schon an, wenn man durch die Stadt fährt und bei jeder attraktiven Frau auf die Hupe drückt. Was sich dann im Gehirn an Fantasie abspielt, ist das eigentlich Entscheidende.
Im letzten Krieg, als die meisten Männer an der Front waren, gab es die Sängerin Zarah Leander. Sie darf nicht verwechselt werden mit Vicky Leandros, die oft als personifizierte Tränendrüse der deutschen Seele gilt. Zarah Leander hatte eine ganz tiefe Stimme, und mit dieser herrlichen, tiefen Stimme sang sie ein Lied, das hieß „Kann denn Liebe Sünde sein?“ Mit diesem Schlager verschaffte sie ungezählten deutschen Ehepaaren ein Alibi für den Ehebruch.
Es ist immer wieder die gleiche Geschichte. Zarah Leander hatte sie drauf, der Manne Krug hatte sie drauf, und schon der alte David hatte sie drauf. Zuerst zieht er los und pfeift, dann braucht er nur noch seinen Dienern zu pfeifen, und die Sache läuft. Man holt Batseba, so heißt die Dame, ins königliche Bett. Man schläft zusammen, sie wird schwanger, und dann gibt es ein Problem zu lösen.
Batseba ist nämlich verheiratet, und zwar mit einem Ausländer, einem Hethiter. Er ist gerade draußen beim Manöver, kommt also als Vater des gezeugten Kindes nicht in Frage. Eine peinliche Situation! Batseba schickt einen Zettel ins Königshaus: „Ich bin schwanger, was nun?“ Jetzt muss sich David etwas einfallen lassen.
Eine Abtreibung, wie wir sie heute kennen, gab es damals noch nicht. So tief ist die Menschheit erst in der Moderne gesunken, dass sie ihre eigene Nachkommenschaft millionenweise im Mutterleib umbringt. Das hatten die Menschen damals noch nicht erfunden. David musste sich etwas anderes überlegen, und er hatte eine Idee.
Er gibt Uria, so heißt der betrogene Ehemann, einen Sonderurlaub, damit er nach Hause kommen und bei seiner Frau übernachten kann. Ich weiß nicht warum, aber Uria riecht die Lunte. Er weigert sich, bei seiner Frau zu übernachten, und schläft vor der Tür von David. Am nächsten Tag redet David ihm gut zu: „Hör mal, du wirst deinen Urlaub ja nicht hier draußen auf der Schwelle verbringen. Geh doch mal zu deiner Frau nach Hause und mach nichts.“
Am übernächsten Tag macht David ihn betrunken. Doch es ist nichts zu machen: Uria schläft ostentativ auf der Schwelle des Palastes von König David. Das wird David allmählich lästig, und er schickt ihn wieder hinaus an die Front. Mit einem Brief an den Hauptmann von Uria gibt er den Befehl: Stellt Uria an die gefährlichste Stelle im Kampf und zieht euch dann zurück, damit er erschlagen wird.
Genau so wird es gemacht. Führerbefehl, man folgt ihm. Und wie der Zufall spielt, wird Uria im passenden Moment an der Mauer erschossen. So steht es in der Bibel. Wisst ihr denn nicht, dass von der Mauer geschossen wird? Nun ja, David wusste das ganz genau. Er bedauert natürlich auch den tragischen Tod dieses Ausländers an der Mauer.
Er versteht es auch, die Witwe zu trösten. In seinem Bett tröstet er sie, nimmt sie offiziell zur Frau, und fertig ist die Bild-Zeitungs-Story: Gastarbeiters Frau wird Königin.
Die gesellschaftliche Reaktion und Gottes Schweigen
Das war alles, wie gesagt, ein Jahr her. Und da war schon ziemlich Gras drüber gewachsen. Natürlich wusste die gesamte Bevölkerung Bescheid, wie Uriah in Wirklichkeit umgekommen war. Also glaubte kein Mensch den offiziellen Zeitungsberichten. Solche Berichte dienten nur als schwarze Anzeige für Volk und Vaterland.
Jeder wusste, was gelaufen war, aber keiner wagte es, offen darüber zu reden. Man flüsterte höchstens hinter vorgehaltener Hand darüber, doch am besten schwieg man. So wie wir alle jahrzehntelang geschwiegen haben. Wir wussten alle, was an der Mauer passiert ist. Im Westfernsehen haben wir die Toten gesehen, sie haben es uns gezeigt, aber wir haben alle geschwiegen.
Auch Gott hat damals geschwiegen. Gott schweigt manchmal sehr lange, manchmal jahrelang. Aber eines Tages fängt Gott an zu reden. Eines Tages steht unsere alte Schuld riesengroß vor uns. Dann schickt Gott uns einen Nathan oder einen Lehmann oder irgendeinen anderen Mahner, der uns unangenehme Fragen stellt.
Zum Beispiel: Wie war das voriges Jahr, als dein Mann beim Bund war? Willst du die Abende mit dem anderen Mann wirklich nur als harmlosen Flirt bezeichnen? Oder willst du nicht zugeben, dass es Ehebruch war? Wie war das bei dir, als du im Urlaub warst und die heißen Nächte in Italien mit jemandem verbracht hast? Diese Person hat dir dann geschrieben, dass sie etwas abbekommen hat – was nun?
Hast du nicht zurückgeschrieben: Lass das Kind wegmachen? Willst du dich immer noch herausreden und vornehm sagen: Ja, wir haben einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen? Oder willst du endlich zugeben, dass es ein ganz gemeiner Mord war? Abtreibung ist Mord.
Oder falle ich euch allmählich auf den Wecker, wenn ich immer wieder dieselben alten Beispiele anbringe? Ja, denkt ihr vielleicht, David war begeistert, als Nathan mit dieser alten Geschichte bei ihm auftauchte? David dachte, er wäre am Ziel, dabei war er am Ende. Er hatte den Ehemann aus dem Weg geräumt, aber jetzt stellt sich ihm der Prophet Gottes in den Weg.
Gottes Urteil und die Möglichkeit der Vergebung
David hatte alle Spuren seiner Schuld so sorgfältig verwischt, dass er dachte, alles sei längst verjährt. Vielleicht denkst du über deine Schuld genauso. Doch ich muss dir sagen: Bei Gott verjährt nichts. Gott hat keine Alzheimer. Er ist kein verstaubter Trottel, dessen Notizbücher verschwunden sind und der den Überblick verloren hat. Sein Gedächtnis funktioniert einwandfrei.
Es gibt bei Gott kein Vergessen und keine Verjährung. Aber es gibt bei Gott Vergebung – und zwar für die Menschen, die ihre Schuld bereuen. Für sie gibt es Vergebung, Entlastung, Freiheit von Schuld und die Chance auf einen Neuanfang.
Bei Gott verjährt jedenfalls gar nichts. Er schweigt jahrelang, doch plötzlich gräbt er die alten Geschichten wieder aus. Du kannst jahrelang, vielleicht sogar jahrzehntelang mit deiner Schuld durchs Leben gehen. Du kannst mit deiner Schuld sogar aus diesem Leben gehen. Aber das ist ein elendes Sterben, denn deine Schuld musst du mitnehmen.
Mit deiner Schuld musst du vor Gott erscheinen. Dort wird noch einmal über das geredet, was du im Leben falsch gemacht hast. Deshalb ist der entscheidende Punkt im Leben eines Menschen, dass das, was falsch gelaufen ist, vor Gott bekannt wird und vergeben wird. Damit es weg ist und du rein kannst ins Reich Gottes.
Das ist die Chance, die dir heute Abend angeboten wird. Denk jetzt nicht, du wärst hier nicht gemeint und die Geschichte von David ginge dich nichts an, weil du weder Ehebruch begangen noch einen Mord verübt hast.
Okay, das mag sein. Viele Menschen haben es nie bis zum Ehebruch gebracht, weil sie keine Gelegenheit dazu hatten oder zu feige waren. Aber in ihren Gedanken haben sie genau das getan, was andere in Wirklichkeit getan haben. Und da gibt es überhaupt keinen Unterschied.
Deshalb verlegt Jesus die ganze Diskussion nicht ins Ehebett, sondern in den Kopf und ins Herz – zu dem, was sich dort abspielt. Wenn Jesus sagt, dass ein Mann, der eine andere Frau oder umgekehrt angeschaut hat, um sie haben zu wollen, schon schuldig ist, dann möchte ich mal sehen, wer von uns oder in dieser Welt da unschuldig wäre.
Und selbst wenn du sagst, du bist in diesem Punkt rein und unschuldig und hast sonst keinen Menschen auf dem Gewissen, keinen Mord begangen – okay, meinetwegen. Dann gibt es eben irgendeine andere Schuld, die dich belastet.
Ich weiß nicht, was in deinem Leben schiefgelaufen ist, was dich belastet, deprimiert oder fertig macht, was du verdrängst, verschweigst oder verharmlost. Ich weiß nur eins – und das weiß ich aus der Bibel: Es gibt keinen Menschen auf dieser Erde ohne Schuld. Niemand kommt ohne Schuld durchs Leben.
Es gab nur einen einzigen, der keine Schuld hatte – das weiß ich auch aus der Bibel. Das war Jesus. Er hat keine Sünde begangen. Deshalb ist er auch der Einzige, der uns unsere Schuld vergeben kann.
Wenn du dir deine Schuld von Jesus vergeben lässt, dann kann sie dich weder in der Zeit noch in der Ewigkeit je wieder belasten. Damit wir frei werden, wieder atmen und leben können, schickt uns Gott immer wieder solche Mahner wie Nathan. Sie erinnern uns an unsere Sünden und machen uns klar: Du bist der Mann, du bist dran, du bist schuld.
Die Gefahr für Propheten und Nathans Mut
Nathan hat damals eine Menge riskiert, als er so direkt zu König David gekommen ist. Man muss sich vorstellen: David war ein altorientalischer Herrscher. Solche Herrscher ließen sich wie Götter verehren und von niemandem zur Rechenschaft ziehen. Sie umgaben sich mit Heuchlern und Schmeichlern. In so einer Atmosphäre der Lobhudelei, in der jede Kritik ausgeschlossen ist, kann es einem den Kopf kosten, wenn man die Wahrheit sagt.
Später hat Johannes der Täufer seinem eigenen Landesherrn vorgeworfen, Ehebruch begangen zu haben. Das hat Johannes den Täufer den Kopf gekostet. Auch Pfarrer Paul Schneider, der vor zwei Monaten hundert Jahre alt geworden wäre, hat im KZ Buchenwald sein Leben verloren. Die Offenheit, mit der er die Nazis angegriffen hat, war für ihn tödlich.
Damals haben in Deutschland fast alle, auch viele Pfarrer, „Heil Hitler“ gesagt. Pfarrer Schneider hat das nicht mitgemacht. Er hat nicht einmal im KZ die Fahne gegrüßt. Dem Lagerkommandanten von Buchenwald hat er ins Gesicht gesagt: „Sie sind ein Massenmörder, ich klage Sie des Mordes an diesen Häftlingen an.“ So viel Freimut war ungewöhnlich. In einem Buch über ihn heißt es, er war wahrscheinlich der einzige in ganz Deutschland, der den Teufel beim Namen nannte: „Mörder, Ehebrecher.“
Paul Schneider war ein Prophet, ein Sprecher Gottes. Er hat den Machthabern seiner Zeit im Auftrag Gottes ins Gewissen geredet und dafür sein Leben verloren. Kein Prophet riskiert leichtfertig sein Leben. Deshalb kann man gut verstehen, dass Nathan es erst einmal auf die diplomatische Tour versucht hat. Er erzählt die rührselige Geschichte vom geraubten Lieblingsschäfchen – eine Gleichnisgeschichte, sozusagen durch die Blume.
David versteht zwar die Geschichte, aber nicht, dass er selbst gemeint ist. Er weiß genau, was Recht und Unrecht ist und ist ehrlich empört über den Verbrecher. Doch er merkt nicht, dass er selbst der Verbrecher ist. Er fällt ein gerechtes Urteil, aber erkennt nicht, dass er damit über sich selbst das Todesurteil fällt.
Deshalb bleibt Nathan nichts anderes übrig, als ihm schonungslos und direkt ins Gesicht zu sagen: „Du bist der Mann!“ Dann fügt er hinzu: „Warum hast du das Wort des Herrn verachtet? Du hast getan, was ihm missfiel. Uria hast du mit dem Schwert erschlagen, seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du durchs Schwert umgebracht.“
David hätte sich jetzt herausreden können und sagen, er habe Uria nicht mit dem Schwert umgebracht, sondern ein fremder Soldat. Er war ein Schreibtischmörder, der den Auftrag gegeben hat. Aber der, der den Auftrag gibt, einen Mann an der Mauer zu töten, ist genauso schuldig wie der, der schießt.
David fängt nicht an, nach Argumenten zu suchen oder seinen Fehltritt zu erklären. Erklären kann man jede Sünde. Es war damals ein traumhafter Juniabend, der Jasmin duftete, der Uhu rief, und dann diese Frau, die sich in der Badewanne schlängelt – das kann man verstehen, dass ein Mann umhaut. Aber solche Erklärungen, der Hinweis auf die Umstände oder auf andere, die mitgemacht haben, haben in einem Gespräch mit Gott, das wir Beichte nennen, nichts zu suchen.
Eine Erklärung ist keine Entschuldigung. Ein Mord bleibt ein Mord, auch wenn ihn ein Staatschef wie David verübt oder als Schreibtischtäter arrangiert. Ein Ehebruch bleibt ein Ehebruch, egal ob der Täter zur kirchlichen oder staatlichen Prominenz gehört.
Wenn heute in Deutschland immer häufiger führende Politiker sich scheiden lassen und dann mit der neuen Freundin im Fernsehen auftreten, hat sich an den Maßstäben Gottes nichts geändert. Die Maßstäbe und das Urteil Gottes sind geblieben. Der Maßstab Gottes ist das sechste Gebot: Du sollst nicht Ehe brechen.
Davids Reue und Gottes Vergebung
David erklärt und beschönigt überhaupt nichts. Er nimmt auch nichts von dem Urteil zurück, das er vorher gefällt hat. Er hat gesagt: So wahr Gott lebt, der Mann, der das getan hat, muss sterben.
Als er begreift, dass er selbst dieser Mann ist, sagt er: „Ich habe gesündigt gegen den Herrn.“ Dabei geht es bei David nicht um Sex, Mord oder Moral, sondern um die Frechheit, sich über den Willen Gottes hinwegzusetzen. Diese Frechheit, diese Eigenmächtigkeit des Menschen, der sagt: „Mir sind Gottes Gebote egal, ich mache, was ich will und worauf ich Lust habe.“
Diese Eigenmächtigkeit, dieser ständige Widerspruch gegen Gottes Gebot – das ist es, was die Bibel Sünde nennt. Deshalb sagt David hier: „Ich habe gesündigt.“
Als dieses Bekenntnis ausgesprochen ist, wird klar, dass er die Todesstrafe verdient hat. Doch als er das bekennt, sagt Nathan zu ihm im Namen Gottes: „Weil du das jetzt gesagt hast, hat der Herr deine Sünde weggenommen. Du wirst nicht sterben.“
David erlebt, dass Gott ihm vergibt. Er kann leben, er ist frei. Statt der Todesstrafe erhält er Freispruch.
Und genau das kannst du heute Abend erleben, wenn du willst: dass du das, was in deinem Leben nicht in Ordnung war, vor einem Menschen aussprichst, der dir dann im Namen Gottes Vergebung zusprechen kann.
Die Bedeutung von Reue und das Schuldbekenntnis
Nun kann ich mir vorstellen, dass manche von euch sagen: Das klingt ja nun furchtbar einfach. Ich habe in meinem Leben manches falsch gemacht, und da brauche ich also bloß zu irgendeinem Pfarrer oder zu so jemandem hinzugehen und dem das zu sagen. Dann sagt er, es ist dir vergeben, und damit ist alles erledigt. Das klingt ja furchtbar einfach.
Also, erstens gehört zur Vergebung die Reue dazu, das heißt, du musst bereuen, was du getan hast. Zweitens gehört dazu der Vorsatz, es nicht wieder zu tun. Du kannst vielleicht dich selbst belügen, und du kannst den Pfarrer belügen, aber du kannst Gott nicht belügen. Gott schaut ja in dein Herz hinein und merkt, ob du bloß irgendwelche frommen Worte abspulst oder ob du wirklich bereust und den Vorsatz hast, es nicht wieder zu tun.
Drittens sagst du vielleicht, das wäre leicht, wahrscheinlich bloß, weil du dich jetzt da unten in deiner Bank sicher fühlst. Aber wenn du das wirklich so einfach findest, dann schlage ich dir vor, nachher einen der Mütter, einen Seelsorger oder einen Pfarrer anzusprechen. Dann wirst du sehen, dass das gar nicht so leicht ist. Im Gegenteil, es ist schwer, es ist sogar unheimlich schwer.
Seine Sünde vor einem anderen Menschen auszusprechen, das ist wahrscheinlich das Schwerste, was es überhaupt im Leben eines Menschen gibt, zumal im Leben eines Mannes. Manche Menschen bringen das ein Leben lang nicht fertig. Und denke bloß nicht, dass das David leicht gefallen wäre. David war immerhin König, ein Staatsoberhaupt. Wann gibt denn so jemand schon mal zu, dass er ein Verbrechen begangen hat?
Guck dir doch mal die Prozesse an, die in unserem Land nach der Nazizeit gelaufen sind und die heute noch laufen. Das sind nur unschuldige Leute, und kaum einer gibt mal zu, dass er ein Verbrechen begangen hat. So ist das bei solchen Leuten, die ganz oben stehen. Du bist zwar kein König über ein Land, du stehst vielleicht nicht ganz oben, aber irgendwo benimmst du dich vielleicht wie so ein König – in deiner Familie, in deinem Herzen oder in deiner Gemeinde.
Und du denkst, es fällt dir ein Zacken aus der Krone, wenn du mal vor Gott und Menschen zugibst, dass in deinem Leben etwas falsch gewesen ist. Das ist schwer, sicher ist das unheimlich schwer. Trotzdem lade ich dich dazu ein, weil es nämlich noch schwerer ist, mit dieser Schuld zu leben und zu sterben. Das Schuldbekenntnis ist die einzige Möglichkeit, dass du wieder Frieden in dein Leben bekommst.
Ich möchte dir Mut machen, dass du es tust, dass du dich überwindest und das, was in dir drinsteckt und dich kaputtmacht, mal aussprichst. Du musst dir das mal im Alten Testament ansehen. David hat in einem langen Psalm beschrieben, wie die Situation war, als er mit dieser Sünde gelebt hat und wie sie ihn krank gemacht hat. Er beschreibt dort seine Depressionen, die er gehabt hat.
Wie viele Menschen laufen heute mit Depressionen herum? Wie kriegst du die denn los? David ist seine Depression dadurch losgeworden, dass er die Schuld bekannt hat, dass er sie ausgespuckt hat. Dadurch ist er ein neuer Mensch geworden.
Die Konsequenzen für Davids Sohn und die Bedeutung des Kreuzes
Als Nathan zu David sagte: „Jetzt hat der Herr auch deine Sünde weggenommen, und du wirst nicht sterben“, war die Geschichte damit noch nicht zu Ende. Nathan fügte nämlich noch einen ganz merkwürdigen Satz hinzu. Den lese ich euch mal vor:
„So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben. Aber weil du die Feinde des Herrn durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, sterben.“
Das ist ja nun wirklich merkwürdig. Der im Ehebruch gezeugte Sohn, der völlig unschuldig ist und nichts dafür kann, muss sterben, weil David schuldig geworden ist.
An dieser Stelle wird Nathan wirklich zu einem Propheten im eigentlichen Sinne, denn er spricht nicht nur über die Gegenwart, sondern auch über die Zukunft. Denn es stirbt ja nicht nur der im Ehebruch gezeugte Sohn Davids, sondern tausend Jahre später stirbt der reine, unschuldige, sündlose Sohn Davids – nämlich Jesus.
Jesus, der Sohn Davids, der völlig unschuldig ist, der einzige Mensch, der nie eine Sünde begangen hat, muss sterben am Kreuz, weil andere, weil wir gesündigt haben.
Das ist das Merkwürdigste, was je auf dieser Erde passiert ist. Es ist das Unverständlichste und Unbegreiflichste, was je geschehen ist – aber es ist geschehen.
Das Kreuz ist der einzige Punkt in der Welt, an dem du deine Sünden loswerden und ein neuer Mensch werden kannst. Am Kreuz kannst du sehen, wie groß deine Schuld ist und wie groß die Liebe Gottes ist, die ihn dazu bringt, seinen unschuldigen Sohn sterben zu lassen wegen der Schuld, die du begangen hast.
So sehr, sagt die Bibel, so sehr hat Gott diese Welt liebgehabt, dass er seinen einzigartigen Sohn gegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Amen!
Schlussgebet und Zusammenfassung
Und jetzt werden wir mit Gott reden. Das wird Otto mit uns tun.
Vater, wir haben gehört, was Ehebruch nach sich ziehen kann. Anhand von David haben wir verstanden, dass Ehebruch nicht nur eine Sünde gegen dich ist. Es kann dazu führen, dass man sich in weitere Sünden verstrickt, bis hin zu Mord.
Wir haben aber auch gehört, dass Ehebruch zur Folge hat, dass wir die Ewigkeit mit dir verlieren. Eigentlich sind wir dadurch dem Tod ausgeliefert und müssen selbst sterben.
Vater, wir wissen auch, dass Ehebruch zur Folge hat, dass wir mit einer Lebenslast herumlaufen und an Depressionen leiden.
Aber ich danke dir, Jesus, dass du ein Retter und Heiland bist und uns freimachen willst. Ich danke dir für das Angebot, dass wir unsere Sünden bekennen dürfen, auch den Ehebruch. Du hast diese Sünde mit ans Kreuz genagelt.
Danke auch dafür, dass wir nicht unter der Last des Ehebruchs leben müssen. Ich danke dir, Jesus, dass du, wenn wir unsere Sünden bekennen, treu und gerecht bist, uns diese Sünden vergibst und uns reinigst.
Hab vielen Dank dafür.
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
