Letztes Mal bei der Doppeldecker-Crew.
Das gibt es nicht, das kann nicht sein! Was ist denn los? Mein Tagebuch – es ist weg! Wie weg?
Wann hatte ich vielleicht Durst? Das war eine ganz schön harte Tour, Marie. Thorsten hatte recht: Das sind die Nachtschatten, die Rocker. Und da am Helm – das ist eine Fledermaus. Haben die etwa den Doppeldecker besprüht?
Bestimmt. Es lohnt sich für sie, die anderen Gruppen einzuschüchtern, besonders Tonis Gruppe. Da haben wir bald weichgekocht.
Lia, jetzt ist alles klar: Jonas ist mit im Filmteam, und er versucht, uns einzuschüchtern.
Amy, ich muss auflegen. Gerade ist Lutz König draußen vorgefahren. Ich muss Marie holen.
Lieber Wolfgang,
ich hoffe, es geht dir gut. Wie läuft der Unterricht in Peru? Hoffentlich kommst du mich bald besuchen.
In Deutschland sind jetzt Ferien, aber meine Freunde und ich haben noch nicht richtig frei. Wir nehmen noch an einem Filmwettbewerb teil. Ich glaube, wir könnten gewinnen, doch ein alter Freund will uns zwingen, auszusteigen.
Guten Abend, Herr und Frau Schmidt!
Hi Phil! Hi Marie!
Na, danke fürs Mitnehmen. Meine Familie kommt ein bisschen später. Bereit fürs Kino?
Aber sowas von! Wow, sogar im Anzug – steht dir!
Danke, der ist noch von meiner Konfirmation. Ich glaube nur, er ist beim Waschen eingelaufen, oder ich habe zugenommen.
Schönes Kleid!
Danke, Amy hat es mir geliehen.
Na dann, mal auf zur Filmpremiere!
Da sind sie! Hallo, hallo, hallo!
Ich bin echt aufgeregt.
Ja, ich bin auch ein bisschen nervös.
Wo hast du deine Eltern gelassen?
Die sind noch am Auto und lösen ihr Parkticket.
Oh, wo ist Onkel Mike?
Ja, das sollte ich euch wohl lieber gleich erzählen.
Aber Amy, die drei haben doch ihren Filmwettbewerb.
So schlechte Nachrichten hört man da nicht gerne.
Uns was erzählen? Was für schlechte Nachrichten?
Ich will ehrlich mit euch sein, okay?
Sammy ist verschwunden. Was? Das gibt es doch nicht! Ich wollte den Kleinen heute Morgen füttern, und da stand die Käfigtür offen.
Mein Papa ist zu Hause geblieben, um ihn zu suchen. Der arme Sammy – hoffentlich läuft er nicht aus der Scheune auf die Straße.
Ich habe eine noch viel größere Sorge. Was, wenn Jonas’ Gruppe ihn hat? Das wäre, also das wäre wirklich eine Gemeinheit. Ach, das würde er sich doch nicht trauen! Was fällt ihnen ein, uns so fertigzumachen? Die haben dir doch noch gar nichts getan. Die werden es noch bereuen, sich mit uns anzulegen.
Marie, Phil, jetzt ist ja gut. Ich finde es auch schlimm, dass Sammy weg ist. Aber glaubt bitte nicht, dass ihr euch mit eurem Ärger einen Gefallen tut. Wenn ihr eure Wut an Jonas auslasst, geht es euch danach auch nicht besser.
Glaubt ihr, ich schaffe es, in zwanzig Minuten bei Jonas vorbeizuschauen und wieder hier zu sein?
Du willst zu Jonas nach Hause?
Ja, es sollte ja keiner da sein. Und vielleicht finde ich bei ihm irgendeinen Hinweis. Oder bei Sammy.
Okay. Ich mache mich gleich auf den Weg. Ich laufe so schnell ich kann.
Ich weiß nicht, glaubt ihr, Toni sollte da wirklich alleine hingehen?
Hoffen wir das Beste. Der packt das schon.
Ich bin dafür, dass wir jetzt reingehen und uns ein paar Snacks und Getränke abstauben, bevor alles leer ist.
Oh ja, Snacks hören sich richtig gut an. Kommt, gehen wir rein.
Ja, los, auf ins Kino!
Mann, ist das ein großes Anwesen. Hm, wollen wir doch mal schauen, ob ich hier etwas finde.
Mit leisen Schritten geht Toni über die Auffahrt. An die Villa grenzt auf der linken Seite ein großer Garten, auf der rechten eine Garage. Aus dem Haus kommen keine Geräusche, aber es brennt Licht.
Als Toni sich nähert, geht die Außenbeleuchtung an. Wenn jetzt jemand aus dem Fenster sieht, wird er Toni sofort entdecken. Sollte er sich eine Ausrede überlegen? Nein, keine Lügen. Ich bin einfach vorsichtig.
Wenn Sammy wirklich hier ist, könnte er vielleicht in der Garage sein. Also gehe ich mal dorthin. Leider gibt es kein Fenster. Vielleicht gibt es eins auf der anderen Seite.
Ja, da oben ist ein kleines Fenster. Aber da komme ich bestimmt nicht dran, es ist zu hoch. Hmm, ah, ich kann die Kanister hier zusammenschieben. Ja, jetzt sollte ich hochkommen.
Oh, na toll, es ist stockdunkel da drin. Das war umsonst.
Tony will gerade wieder runtersteigen, als er ein Geräusch hört. Ein Motorrad – nein, zwei. Sie fahren auf das Grundstück und nähern sich der Garage. Oh Mist, hoffentlich sehen die mich hier nicht.
Mensch, langsam sollte Toni aber zurück sein. Wo bleibt er denn? Es war doch keine so gute Idee, dass er kurz vorher noch einmal weggegangen ist. Und meine Familie ist auch noch nicht da. Das wird schon, die kommt bestimmt gleich.
„Hey Marie, hallo! Hallo Frau Berger, ich wollte euch nur kurz Bescheid geben, dass ihr gleich als Erstes dran seid. Fühlt ihr euch bereit?“
„Äh, nein! Aber, äh, ach keine Sorge, es ist ganz normal, ein bisschen nervös zu sein. Eure Doku wird vorne gezeigt, und dann stelle ich euch ein paar Fragen zum Filmdreh.“
„Das, äh, das geht nicht. Können wir nicht später drankommen? Bitte!“
„Das verstehe ich nicht, eigentlich ist es doch etwas Gutes, anzufangen, oder nicht?“
„Äh, naja. Wo ist denn Toni? Ich sehe ihn ja gar nicht.“
„Ist gleich da. Meine Familie ist auch noch nicht da. Bitte, Frau Berger, es wäre super traurig, wenn Sie den Film nicht sehen könnten. Können Sie nicht eine Ausnahme machen und uns später aufrufen?“
„Also schön, das ist natürlich etwas anderes. Ich sehe, was sich machen lässt. Aber versprechen kann ich nichts. Wenn ich euch gleich aufrufen sollte, dann kommt ihr – alle drei.“
„Okay. Danke.“
„Schon gut.“
Lia! Na, wie geht’s euch? Seid ihr aufgeregt oder habt ihr Kopfweh? Mann, an eurer Stelle würde ich ja zittern. Glaub mir, dafür gibt es allen Grund.
Ach ja, was ist denn los? Wo ist Toni? Dicht an die Garagenwand gedrängt kauert Toni in seinem Versteck. Die zwei Motorradfahrer haben das Garagentor geöffnet und sind eingefahren. Während einer der beiden ins Haus verschwindet, bleibt der andere in der Garage und zieht seinen Helm ab.
Mann, Mann, Mann, ich gehöre ins Bett. Hey, sag mal, kann ich mir ein kaltes Bier nehmen? Ich habe so einen Durst.
Für die nicht.
Jo.
Hm, das ist wohl einer von diesen Nachtschatten.
Drinnen ist Lutz König, Jonas Vater. Er ist der Anführer von den Rockern, zumindest meinte Marie das am Telefon.
Ah, da kommt er ja schon wieder. Diesmal trägt er Anzug und Krawatte. Was schauen die sich da an? Noch ein Motorrad? Ich kann gar nicht richtig sehen. So eine teure Maschine – die würde ich gern fahren.
Mann, die Reifen sehen echt übel aus. Ich weiß, die sind hin. Aber ich hoffe, dass sie bald ausgetauscht werden.
Ich sag dir ehrlich, manchmal frage ich mich, wofür man Kinder hat. Erst sind sie klein und schreien nur, und wenn sie größer sind, tanzen sie einem auf der Nase herum.
Na, der mag Kinder wohl nicht so gerne. Wenn er so weitermacht, wird Jonas es nie zu etwas bringen. Aus ihm wird ein Taugenichts werden.
Mensch, Boss, dafür hast du doch uns. Wir halten immer zusammen.
Hey, was war das? Da, am Fenster – da ist jemand. Hey, stehen bleiben! Oh Mann, schnell weg hier! Bleib stehen! Hey, ich rede mit dir, ich tue dir nichts!
Aber das glaubt Toni ihm keine Sekunde. Er verschwindet in einer Nebenstraße, um Luft zu schnappen, und sieht auf die Uhr. Vor fünf Minuten hätte er im Kino sein sollen. Ob er noch rechtzeitig zu ihrer Vorstellung kommt?
Auf einmal hört er ein Geräusch von Jonas' Grundstück. Die Motorräder werden gestartet und fahren genau in Tonis Richtung los.
Mist, was soll ich jetzt tun? Ich muss mich verstecken. Ah, sie kommen!
Ein Auto? Los, steig ein!
Mike?
Ja, na komm, schnell!
Okay, okay, ich komme.
Puh, das war echt knapp.
Warum bist du hier?
Gudrun hat mich besorgt angerufen und erzählt, dass du auf eigene Faust zu Jonas nach Hause gehen wolltest.
Was veranstaltet ihr da gerade schon wieder?
Was tust du hier?
Ach Mike, ich weiß auch nicht, was ich da gesucht habe, aber die Nachtschatten stecken mit den Erpressern unter einer Decke.
Nachtschatten? Ja, also so war das: Thorsten kam in die Scheune. Dann erzählte Toni Mike alles, was in den letzten Tagen passiert war – über die Rockergang, das Gespräch im Skaterpark und Babsis Kneipe.
Er berichtete auch von Jonas, der nun doch am Filmwettbewerb teilnimmt und einer anderen Gruppe beigetreten ist.
Jonas macht doch mit? War er nicht mal in eurem Team?
Ja, ich dachte auch eigentlich, dass wir Freunde wären. Und dann macht er so etwas. Lia meinte, dass Jonas wahrscheinlich das Video von mir in die Klassengruppe gestellt hat.
Du meinst das …?
Ja. Das Wahrheit-oder-Pflicht-Video. So etwas machen Freunde einfach nicht. Es ist mir wirklich unbegreiflich, warum Jonas euch so in den Rücken fallen sollte.
Hm, hast du Sammy schon gefunden? Woher weißt du davon? Amy hat es uns erzählt.
Verstehe. Ich vermute, dass er abgehauen ist und sich im Garten versteckt. Das ist schon mal passiert. Oder Jonas findet Luca, und Alex hat damit zu tun.
Denkst du? Ach, ich weiß es nicht.
Sind die Biker noch hinter uns? Nein, die haben uns gar nicht bemerkt. Alles in Ordnung.
Gut, du, Mike, Gott ist doch gerecht, oder? Ja, das ist er.
Okay, aber wieso lässt er Jonas und die anderen dann einfach machen? Sollen wir sie einfach weiter andere erpressen lassen, bis sie am Ende den Wettbewerb gewinnen?
Ja, also noch mal langsam. Dich stört, dass Jonas' Gruppe mit den Gemeinheiten durchkommt. Sie schaden euch und werden nicht bestraft.
Ja, genau, das ist so unfair! Ich meine, wenn Jonas diesen Wettbewerb unbedingt gewinnen will, soll er halt einen guten Film machen oder in unserer Gruppe bleiben. Aber er kann uns doch nicht die ganze Zeit ärgern und wehtun. Ich verstehe ihn nicht.
Ich bin ganz auf deiner Seite. Es macht mich auch wütend, dass die Jungs meinen Doppeldecker besprüht haben. Aber Wut und Rachegedanken werden nie etwas verbessern.
Wenn du es Jonas heimzahlen willst – und ich denke, das willst du – dann wird es dir danach auch nicht besser gehen. Also sagst du, Gott kümmert sich darum und wir sollen einfach alles runterschlucken? Nein, ihr solltet nicht alles runterschlucken.
Sondern? Gott ist gerecht, das stimmt. Aber er ist auch voller Mitgefühl. Er ist ein gnädiger Gott.
Was heißt das eigentlich, wenn man sagt, Gott ist gnädig? Er gibt Menschen nicht die Strafe, die sie eigentlich verdienen, weil er uns liebt. Jesus hat Menschen geliebt. Er hat sogar gesagt, dass wir unsere Feinde lieben sollen.
Also, ich weiß nicht, ob ich Jonas lieben will. Mir fällt das auch schwer.
Thorsten arbeitet jetzt ab und zu bei mir. Manchmal würde ich ihn gerne vom Hof jagen. Doch dann erinnere ich mich daran, dass Jesus mich nie verjagt hat.
Jesus ist immer für mich da. Er würde Thorsten lieb haben und für ihn da sein. Denn Jesus hat mich lieb – und dich auch. Und wahrscheinlich auch Jonas.
Er ist voller Mitgefühl für dich und mich. Deshalb kannst auch du Mitgefühl für andere haben.
Seht vielleicht einmal genau hin: Welches Geheimnis könnte Jonas verbergen? Warum dieser ganze Aufwand?
Vielleicht wünscht sich Jonas einfach Freunde oder Anerkennung. Oder vielleicht braucht er das Preisgeld dringend.
Aber Jonas ist doch reich.
Tja, manchmal sind die Dinge anders, als sie scheinen.
Im Kino schauen Phil und Marie nervös auf die Uhr. Der Wettbewerb läuft jetzt schon eine halbe Stunde, aber von Toni ist noch keine Spur.
„Vielen Dank für diese tolle Darbietung. Einen riesigen Applaus für euch! Der nächste Film beginnt in fünf Minuten.“
„Zum Glück waren wir nicht die erste Gruppe.“
„Ja, aber unser Film ist trotzdem bald dran. Wo bleibt denn Toni nur? Wir können doch nicht zu zweit auf die Bühne.“
„Hey Leute, Toni! Endlich!“
„Na, sind wir zu spät?“
„Onkel Mike, da bist du ja. Hast du Sammy gefunden?“
„Hallo, hab ich nicht, nein. Aber dafür habe ich Toni eingesammelt.“
„Konntest du was rausfinden?“
„Na, nicht wirklich.“
„Na schön, wir sind gleich dran. Vor uns ist nur noch eine Gruppe und zwar…“
Hallo Leute. Oh, Jonas, wen haben wir denn da?
Hey, da ist ja die Losergruppe. Wie könnt ihr es wagen, so über uns zu reden? Wir wissen, dass ihr uns erpresst.
Erpressen? Wir? Davon weiß ich nichts. Jonas, wir dachten, du wärst unser Freund.
Tja, das ist nicht mein Problem. Er gehört jetzt zu uns.
Nein, er gehört zu mir. Oh, hallo Papa.
Überrascht schaut die Crew sich um. Neben Herrn König sind gerade acht oder neun Rocker in den Raum gekommen. Sie schauen die Kinder mit ernster Miene an.
Ah, da sind ja auch die Gören, die Kinder aus der Scheune, deine Spielkameraden von früher: Phil, Marie und Toni, richtig? Seltsam, ich könnte schwören, ihr wärt mir in den letzten Tagen über den Weg gelaufen.
Wir sind keine Spielkameraden und schon gar keine Gören. Und es ist auch kein Verbrechen, dass wir uns begegnen.
Nein, Phil, das ist es nicht. Aber es ist ein Verbrechen, wenn jemand sich unerlaubt auf meinem Grundstück aufhält und Gespräche belauscht.
Was? Wann? Ihr haltet euch gefälligst von meinem Sohn fern, verstanden?
Aber er hat uns doch...
Hab ich mich klar ausgedrückt? Jonas ist aus dem Alter heraus, in dem man herumtobt oder Geschichten hört. Er wird jetzt erwachsen, da interessiert ihn so etwas nicht mehr.
Und dass sein Onkel versucht hat, Jonas von Jesus zu erzählen – darüber rede ich noch einmal mit ihm. Eine Frechheit ist das.
Guten Abend, Herr König. Herr Beck, gibt es ein Problem?
Lass gut sein, Papa. Ich bin jetzt dran.
Schön, na dann komm, wir hören uns noch. Das glaube ich auch.
Begrüßen Sie mit mir das nächste Team: Jonas, Finnluka und Alex.
Das Ende des Filmwettbewerbs erwartet dich in Teil drei. Wird die Crew Jonas' Team herausfordern und vielleicht sogar gewinnen? Und wie geht es eigentlich mit Sammy weiter?
Das und vieles mehr erfährst du im großen Finale.
Schau währenddessen doch einmal auf unserer Website vorbei. Unter www.doppeldecker-crew.de findest du viele weitere Geschichten. Die Crew freut sich auf dich!