Wer bin ich? Von Chris Morphew – eine Lesung von Raoul Simeonescu. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch: Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ich darf euch exklusiv die Lesung eines ganz neu erschienenen Buches präsentieren: Chris Morphew – Wer bin ich und warum bin ich wertvoll?
Die Kraft der Nachfolge Jesu
Kapitel neun
Dem Weg Jesu folgen
Wenn du aufhörst, zu versuchen, deine eigene Identität zu konstruieren, und stattdessen anfängst, der Wahrheit zu glauben, die Gott über dich sagt, wird sich das im ersten Moment möglicherweise gar nicht so anfühlen, als hätte sich groß etwas verändert.
Tatsache ist jedoch, dass das Nachfolgen von Jesus die Kraft hat, dein ganzes Leben zu verwandeln. Gott verspricht nämlich: Wenn du Jesus glaubst und darauf vertraust, dass er das Ziel vollkommener Liebe bereits für dich erreicht hat, dann wirst du seinen Heiligen Geist empfangen.
Der Heilige Geist hat durch seine mächtige Kraft Jesus von den Toten wieder zum Leben erweckt. Dieser Heilige Geist wird auch in deinem Leben wirken und dir dabei helfen, ein Mensch zu werden, der die großartige Bestimmung, die Gott für dich hat, immer mehr auslebt.
Das bedeutet nicht, dass du über Nacht vollkommen wirst. Es bedeutet jedoch Folgendes: Tag für Tag, Augenblick für Augenblick, durch alle Höhen und Tiefen des Lebens wird Gott dich umgestalten, so dass du mehr wie Jesus wirst. Er wird deinem Leben immer mehr Liebe, Freude, Frieden und Freiheit schenken – genau die Dinge, nach denen wir eigentlich alle suchen (2. Korinther 3,17-18 und Galater 5,22-23).
Diese Veränderung beginnt in dem Augenblick, in dem du dein Vertrauen auf Jesus setzt. Zum Ziel kommt sie aber erst dann, wenn Jesus wiederkommt, um unsere gebrochene Welt zu heilen und seine Menschen im ewigen Leben bei sich willkommen zu heißen (Philipper 1,6 und Offenbarung 21,1-5).
In der Zwischenzeit verspricht Gott, dass dich nichts im Universum von seiner Liebe zu dir trennen kann (Römer 8,38-39 und Jesaja 43,16-19). Das sind unglaubliche Versprechen, und der Tod und die Auferstehung Jesu sind der felsenfeste Beweis dafür, dass sie absolut vertrauenswürdig und wahr sind.
Die Herausforderung des Glaubens im Alltag
Die Sache ist allerdings die: Es fühlt sich nicht immer wahr an. Mitten in unserem Alltag kann es manchmal so erscheinen, als würde es keinen wirklichen Unterschied machen, Jesus nachzufolgen.
Wie können wir uns von diesem Gefühl lösen? Wie können wir tatsächlich die Verwandlung erfahren, die Jesus uns verheißt? Wie können wir diese Dinge so praktizieren, dass diese Wahrheit unser Herz erreicht und unser Alltagsleben verändert?
Stell dir einen Entdecker vor, der sich einen Pfad durch den Dschungel bahnt. Das erste Mal, wenn er den Pfad entlanggeht, wird es wirklich harte Arbeit sein. Er muss all die Ranken und Zweige aus dem Weg schlagen.
Wenn er am nächsten Tag denselben Weg noch einmal entlangläuft, wird es schon ein bisschen leichter sein, weil ein Teil der Arbeit bereits getan ist. Am nächsten Tag wird es noch ein bisschen leichter. Jedes Mal, wenn der Entdecker wieder denselben Pfad einschlägt, wird es schneller und leichter gehen als beim Mal zuvor.
So wird aus dem einst schweistreibenden, ermüdenden Marsch irgendwann ein müheloser Gang – so einfach wie das Laufen auf einer Straße.
Die Bedeutung von Gewohnheiten für die Veränderung
Und so funktioniert auch unser Gehirn, wie Wissenschaftler herausgefunden haben. Sie nennen dieses Phänomen Neuroplastizität.
Die grundlegende Vorstellung dahinter ist folgende: Je häufiger dein Gehirn ein Denkmuster wiederholt, desto leichter und natürlicher fällt es ihm, dasselbe Gedankenmuster beim nächsten Mal erneut zu durchlaufen.
Das erklärt auch, warum unsere Gewohnheiten so viel Macht über uns haben. Tag für Tag, mit jeder Wiederholung, verändern deine Gewohnheiten buchstäblich dein Gehirn. Ob das gute oder schlechte Nachrichten sind, hängt von der jeweiligen Gewohnheit ab.
Je mehr du dich mit anderen Menschen in den sozialen Medien vergleichst, desto mehr wirst du zu der Art von Person, deren Identität von sozialen Medien geprägt wird. Je mehr du andererseits nach Gelegenheiten Ausschau hältst, großzügig zu sein, desto mehr wirst du zu der Art von Person, die ganz natürlich großzügig ist.
So oder so verändern deine Gewohnheiten dich.
Der Start in den Tag und seine Folgen
Was tust du als Allererstes, wenn du morgens aufstehst? Ich schätze, viele von euch würden antworten: aufs Handy schauen. So etwas gewöhnt man sich schnell an. Aber es ist auch eine schreckliche Art, in den Tag zu starten.
Nicht, dass unsere Handys grundsätzlich schlecht wären. Aber überleg mal, was du in dem Moment tust, wenn du deine Benachrichtigungen anschaust oder anfängst, durch die sozialen Medien zu scrollen. Du klingst dich in einen endlosen Strom von Meinungen und Vorstellungen anderer Menschen ein.
Das heißt, wenn du deinen Tag mit einem Smartphone beginnst, gibst du damit deine Freiheit auf, selbst zu entscheiden, mit welchen Gedanken und Prioritäten du in deinen Tag startest. Du überlässt dem Internet die Entscheidung für dich.
Vielleicht entspricht dir das auch gar nicht. Vielleicht schaust du nicht zuerst aufs Handy, wenn du aufwachst, sondern startest direkt in den Tag: duschen, frühstücken, anziehen und raus aus der Wohnung.
Doch egal, ob wir unseren Tag mit Ablenkung oder Hektik beginnen, das Ergebnis ist dasselbe: Bevor wir es überhaupt merken, stecken wir tief in unserem Alltag, ohne auch nur einen Gedanken an Gott verschwendet zu haben.
Jesu Gewohnheiten als Vorbild
Deshalb frage ich mich: Wenn Gott uns fern und halb real vorkommt, was wäre, wenn das nicht daran liegt, dass er sich nicht blicken lässt? Was, wenn es daran liegt, dass wir uns nicht blicken lassen?
Die Bibel berichtet, dass Jesus ganz andere Gewohnheiten hatte. Früh am Morgen, als es noch völlig dunkel war, stand er auf und ging aus dem Haus fort an eine einsame Stelle, um dort zu beten (Markus 1,35). Erinnerst du dich an die vierzig Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte? Das war keine einmalige Geschichte. In der Bibel wird berichtet, dass Jesus sich oft allein an einen einsamen Ort zurückzog, um zu beten (Lukas 5,16).
Er hatte die Gewohnheit, sich kurze Zeiten zu nehmen, in denen er seine Aufmerksamkeit ganz auf Gott, seinen Vater, ausrichtete. So konnte er mit ihm reden und sich von ihm die Richtung für den Tag vorgeben lassen.
Wenn du weiter in der Bibel über Jesus liest, wird dir auch Folgendes auffallen: Er kannte seine Bibel – das, was wir heute als Altes Testament bezeichnen – von vorne bis hinten. Und wieder, als Jesus damals in der Wüste die Bibel zitierte, um sich gegen Gottes Feind zu wehren, war das keine einmalige Sache.
In allen Beschreibungen von Jesu Leben wiederholt sich immer dasselbe Muster: Egal in welcher Situation er sich befand, Jesus hatte immer irgendeine Weisheit aus der Bibel, die ihn in dem leitete, was er sagte und tat.
Klar, natürlich konnte er das machen, sagst du vielleicht, Jesus ist schließlich Gott. Und das stimmt. Aber er ist zugleich auch völlig Mensch. Während seines menschlichen Lebens auf der Erde lernte Jesus die Bibel auf dieselbe Art kennen wie jeder andere auch. Er nahm sich viel Zeit, sie selbst zu lesen oder anzuhören, wie andere sie vorlasen.
Eine dritte Gewohnheit Jesu war, in der Gemeinschaft mit anderen zu leben. So hatte er die Gewohnheit, regelmäßig zur Synagoge zu gehen. Dort versammelten sich die Leute, um Gott anzubeten. Er lebte sein Leben in enger Freundschaft mit seinen Jüngern und verbrachte so viel Zeit auf Dinner-Partys, dass er sich den Ruf eines Partymenschen einhandelte (Matthäus 11,19).
Denkt daran: Gottes Ebenbild wiederzuspiegeln ist etwas, das wir gemeinsam tun sollen. Es ist daher nur logisch, dass Jesus dies auch so tat.
Praktische Schritte zur Nachfolge
Bete, lies die Bibel, verbringe Zeit mit anderen, die Jesus nachfolgen, und fokussiere deine Aufmerksamkeit auf Gott. Wie du siehst, sind das keine völlig neuen Ideen. Aber genau das ist der Punkt: Wir brauchen keinen Haufen neuer Ideen, sondern müssen einfach die alten wirklich umsetzen.
Dabei geht es nicht darum, uns Gottes Liebe, seine Vergebung oder Anerkennung zu verdienen. Diese Dinge gehören uns längst – und zwar als ein kostenloses Geschenk durch den Glauben an Jesus. Wenn wir jedoch Jesu Gewohnheiten nachahmen, wird Gottes Geist sie nutzen, um unser Herz und unser Denken zu verwandeln.
Denk deshalb über Folgendes nach: Was könnte der beste nächste Schritt für dich sein, mit dem du diese Gewohnheiten zu einer Regelmäßigkeit in deinem Leben machst?
Ich will ehrlich sein: Ich bin in keinem dieser Punkte besonders gut. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es sich zunächst merkwürdig, ungewohnt und etwas aufgesetzt anfühlen wird, wenn du anfängst, diese Dinge ernst zu nehmen. Ein bisschen so, als müsste man sich erst einen Pfad durch den Dschungel bahnen.
Aber ich habe auch gelernt, dass diese Gewohnheiten umso leichter und lebensverändernder werden, je häufiger ich sie wiederhole.
Ein persönliches Beispiel
Nur als Beispiel möchte ich dir zeigen, wie das Ganze bei mir aussieht. Jeden Morgen – na gut, zumindest meistens – versuche ich, zwanzig Minuten früher aufzustehen, als ich unbedingt muss.
Bevor ich irgendetwas anderes tue, bevor ich auf mein Handy schaue und bevor ich mir Sorgen um alles Mögliche mache, was ich noch erledigen muss, frühstücke ich etwas. Für ein paar Augenblicke schaue ich einfach nur aus dem Fenster. Ich bete, lese ein bisschen in der Bibel, hole mein Tagebuch heraus und notiere ein paar Dinge, für die ich dankbar bin.
Im Grunde versuche ich, so weit wie möglich Gott die Agenda für meinen Tag festlegen zu lassen, bevor ich all die anderen Stimmen hereinlasse. Aber dann fängt der Tag natürlich an. Ich werde in die Hektik des Lebens hineingesogen und meistens driftet mein Fokus wieder weg von Gott.
Daher besteht mein nächster Baustein darin, Gott einfach so oft wie möglich im Laufe des Tages darum zu bitten, meinen Fokus wieder auf ihn zu lenken. Ich bitte ihn, mich immer wieder an seine Liebe zu erinnern und mir immer neu zu zeigen, wo ich diese Liebe den Menschen um mich herum weitergeben kann.
Und natürlich hat Gott nie vorgesehen, dass wir auf dieser Reise allein unterwegs sind. Wir brauchen andere Menschen, die uns ermutigen und motivieren, weiterzumachen (Hebräer 10,23-25). Aus diesem Grund gehe ich jeden Sonntag in eine Gemeinde. Außerdem habe ich Freunde in dieser Gemeinde, mit denen ich unter der Woche viel rede, bete und Zeit verbringe.
Wie gesagt, ich bin kein Experte, es gibt hier auch keine Zauberformel und bislang auch keine Stimme aus den Wolken oder so. Die Hälfte der Zeit hat man nicht den Eindruck, als würde überhaupt etwas passieren.
Aber je mehr ich mit Gott durch jeden Tag gehe, desto mehr kann ich sehen, wie Gottes Geist mich in die Art von Person verwandelt, die mit Gott durch jeden Tag geht. Stück für Stück erkenne ich mehr – nicht nur als Idee, sondern als reale Lebenserfahrung.
Das Leben, das Jesus uns schenkt, ist wirklich das beste, freieste und großartigste Leben, das es gibt.
Das war’s für heute. In der nächsten Episode geht es mit der Lesung weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.