Zunächst einmal brauche ich euer Gebet. Gestern Abend haben die Geschwister bei uns in der Gebetstunde schon für mich gebetet, weil sie gemerkt haben, dass ich in den letzten Tagen eine sehr raue Stimme habe. Sie hatten Sorge, dass ich euch etwas husten würde.
Von daher bitte ich euch um euer Gebet, dass der Herr mir die Stimme so weit gibt, dass ich sprechen kann. Ich habe bereits darum gebeten, mich gut zu verstärken, weil ich nicht so laut sprechen kann, wie es eigentlich nötig wäre.
Wenn es also ein bisschen krächzig klingt, dann liegt das nicht an euch, sondern an mir.
Persönliche Vorstellung und familiärer Hintergrund
Ich sollte mich etwas vorstellen. Tja, einmal bin ich eben der Onkel Ebi hier, und zuhause in der Gemeinde bin ich halt auch der Ebi. So werde ich von Jung und Alt genannt. Früher hatte ich immer gedacht, wenn man mal ein bisschen älter wird, dann gibt sich das mit diesem kurzen Namen. Aber ich muss sagen, mein eigentlicher Name ist auch nicht gerade der schönste, oder? Eberhard – ich fühle mich eben nicht so hart wie so ein Wildschwein.
Auf einer Gemeindefreizeit wurden unsere Namen etwas parodiert, da wurde ich „Sauweich“ genannt. Ja, was sollte ich sonst zu mir sagen? Meine beste Hälfte habe ich mitgebracht: Erika sitzt da vorne. Wenn ich über Themen wie Ehe und Erziehung etwas sage, dann habe ich sie gerne dabei. Falls euch irgendetwas ein bisschen komisch vorkommt, dann schaut meine Frau nach, ob das stimmt, was ich sage.
Es hat mal jemand gesagt, über Erziehungsthemen sollte man eigentlich sprechen, entweder wenn man noch keine Kinder hat oder wenn sie aus dem Haus sind. Das Zweite ist bei uns der Fall, also trauen wir uns, ein bisschen was zu sagen.
Natürlich muss man sagen: Alle Kinder sind unterschiedlich, besonders die eigenen. Man kann keine Regeln aufstellen, so wie wir Deutschen das sonst gerne hätten. Man kann Kinder nicht normieren, glücklicherweise. Von daher sind auch die Erziehungsdinge, die wir in diesen Tagen miteinander bedenken, sicherlich grundsätzliche Sachen und keine Detailanalysen. Aber ihr werdet das sicherlich dann auf euch übertragen.
Wenn ihr noch ein bisschen mehr über uns wissen wollt: Wir sind inzwischen, ich auf jeden Fall, im Rentenalter. Vom Beruf bin ich selbständiger Grafiker. Glücklicherweise habe ich jetzt das Büro an meinen Ältesten übergeben. Er hat genehmigt, dass ich noch weiter im Büro arbeiten darf, und das ist auch schön. Man steht nicht mehr ganz so unter Druck, obwohl meine Frau sich wundert, da ich trotzdem genauso früh aufstehe wie früher und auch genauso früh zur Arbeit gehe. Ich brauche nur eine Treppe runter zum Büro.
Insgesamt war ich ungefähr 35 Jahre selbständig. In diesem Sommer sind wir 40 Jahre verheiratet. Wir haben vier Kinder, sie sind alle verheiratet, und inzwischen haben wir sieben Enkel. Da können wir nichts zu, aber wir sind sehr dankbar für unsere Kinder, für die Schwiegerkinder und für die Enkelkinder. Es ist schon eine schöne Sache, Großeltern zu sein. Man freut sich, wenn die Kinder kommen, und freut sich, wenn sie wieder gehen. Man merkt, dass man die Nerven nicht mehr so hat. Es ist schon von Gott gut eingerichtet, dass man die Kinder in jungen Jahren bekommt.
Sonst kommt vielleicht zwischendurch noch irgendetwas zur Person oder zu den Kindern. Ihr werdet uns schon noch kennenlernen. Manche kennen mich natürlich auch schon, habe ich inzwischen vom Schwesternseminar gesehen. Da bin ich immer Schwester Eberhard – Herr Präsident!
Einführung in das Thema Gehorsam
Heute Abend beschäftigen wir uns mit dem Thema Gehorsam in Zeitgeschichte und Bibel. Zunächst wollen wir einige Gedanken zu diesem heiklen Thema Gehorsam sammeln.
Gehorsam ist ein Begriff, der heute in der Öffentlichkeit nicht mehr gern verwendet wird. Besonders seit Oskar Lafontaine einmal gesagt hat, Gehorsam und Disziplin seien keine Tugenden, sondern Maßnahmen, um ein Konzentrationslager zu führen. Das ist eine sehr starke Aussage, die heutzutage öffentlich geäußert wird.
In der Regel sind wir, sowohl meine als auch eure Generation, von der sogenannten 68er-Generation geprägt. Gerade der Begriff Gehorsam wurde damals stark infrage gestellt.
Was bedeutet Gehorsam? In unseren Gemeinden wird dieses Thema oft besonders dann in Frage gestellt, wenn man älter wird. Das wird bei euch genauso sein. Die Älteren unter uns sagen dann oft: Früher war das alles noch ganz anders. Damals waren die Kinder immer ganz artig, und in der Gemeindestunde herrschte mucksmäuschenstille.
Ihr habt mir hier gleich ein gutes Beispiel gegeben, dass ihr gut erzogen seid: Punkt acht Uhr war es ruhig. Da müssen wir bei uns zuhause noch mächtig anstrengen oder wieder anlernen.
Das wollte ich nur hören. Ja, wir haben nämlich bei uns noch nicht herausgefunden, wie wir zur zweiten Stunde pünktlich anfangen können. Wir haben es schon mit Introitus und allem Möglichen versucht, aber es klappt einfach nicht.
Nun ja, vielleicht sind wir da auch noch lernfähig.
Was bedeutet Gehorsam?
Was ist Gehorsam? Wie könnte man Gehorsam beschreiben? Was bedeutet das eigentlich? Ihr habt das doch sicher schon einmal gehört, oder? Gehorsam bedeutet Hören und Folgen. Das ist aber nur eine halbe Antwort.
Also sind es schon zwei Komponenten: ein williges Sich-Unterordnen unter eine Autorität. So ähnlich habe ich es auch formuliert: Unterstellen des eigenen Willens unter eine fremde Autorität. Das bedeutet jedoch noch nicht unbedingt, dass ich gehorsam auch willig bin. Man kann es auch mit Widerwillen tun. Man kann richtig zornig sein und denken: „Ich muss ja.“ Es ist also das Unterstellen des eigenen Willens unter eine fremde Autorität.
Für manche Menschen ist das unaufgebbar, für andere hingegen ist es abzulehnen, da es einen anerzogenen Untertanengeist fördert. In der heutigen Gesellschaft gibt es also sehr unterschiedliche Auffassungen zum Thema Gehorsam. Das zieht sich auch bis in unsere christlichen Gemeinden hinein.
Lehrer haben damit zu tun, denn sie ernten oft das, was sie selbst ausprobiert haben. Auch in unseren Gemeinden haben wir sicherlich damit zu tun. Heute wird alles hinterfragt. Dennoch wissen wir auch, dass jedes Beziehungsgefüge eine gewisse Gehorsamsbeziehung braucht.
Wenn man als Gruppe zusammen ist, muss man sich miteinander absprechen. Man muss auch Gehorsam miteinander üben. Ob in der Familie, in einer Klassengemeinschaft, im Beruf, in einer Gemeinde oder in einem Staat – jedes Beziehungsgefüge erfordert eine gewisse Gehorsamsbeziehung.
Aber woher nimmt eine Autorität ihre Legitimation? Ich glaube, gerade in unserem Staat Deutschland ist das ein Problem. Wir werden gleich noch darauf eingehen, warum wir hier Schwierigkeiten haben.
Autoritäten werden heute grundsätzlich hinterfragt. Man fragt sich: „Was hat der mir überhaupt zu sagen? Ist er überhaupt befugt?“ Wir sagen uns: „Nur weil der Polizist eine Uniform trägt, hat er noch nicht automatisch das Recht, mir zu sagen, was ich tun soll.“ Und wenn er mir im Weg steht, dann stelle ich mich ihm eben entgegen.
Oder warum sollte ich mich einem Blechschild unterordnen, auf dem eine Geschwindigkeitsbegrenzung steht? Woher soll das Schild wissen, was ich tun soll? Wir hinterfragen im Grunde alles.
Diese Haltung wird uns bereits ab dem vierten Schuljahr anerzogen, oft sogar früher. Die Norm „Du sollst gehorchen“ wird von Kindern systematisch hinterfragt. Ich habe damals, als meine Kinder in der Grundschule waren, mit der Lehrerin gesprochen und sie gefragt: „Ihr sägt euch doch den Ast ab, auf dem ihr selbst sitzt. Wenn ihr den Kindern beibringt, alles zu hinterfragen – nur nicht euch selbst.“ Natürlich ist das heute so.
Mir tun die Lehrer leid. Ich glaube, die Lehrer tun sich manchmal auch selbst leid. Wie kann man damit überhaupt noch umgehen?
Erfahrungen mit Gehorsam in der Praxis
Staatsautoritäten werden zunehmend in Frage gestellt. Besonders erinnere ich mich daran, dass es ungefähr 18 Jahre her ist, seit wir unsere Pflegetochter aufgenommen haben. Sie lebte zuvor auf der Straße. Wir lernten sie bei einem Einsatz mit dem mobilen Treffband kennen und boten ihr an, bei uns wohnen zu können.
Am ersten Tag saßen wir gemeinsam auf der Gemeindetreppe draußen. Damals waren wir Hausmeister in der Gemeinde. Sie sagte zu mir: „Weißt du, ich habe in meinem Leben noch nie jemandem gehorcht, und dir werde ich auch nicht gehorchen.“ Darauf antwortete ich: „Ein Punkt für Ehrlichkeit.“ Doch innerlich fragte ich mich, wie man ein solches Kind erziehen soll. Wie kann man jemanden erziehen, der bewusst nicht gehorchen will?
Damals fragte ich sie: „Würdest du denn aus Liebe zu mir etwas tun?“ Sie zögerte kurz und sagte dann: „Ja, das würde ich tun.“ Ich muss sagen, das war die einzige Möglichkeit, überhaupt mit ihr in eine Gehorsamsbeziehung zu kommen.
Heutzutage ist das schon schwierig. Wir leben in einem Spannungsfeld. Viele glauben, Freiheit bedeute die Abwesenheit von Zwang und dass jeder tun und lassen könne, was er wolle. Doch das stimmt nicht. Meine Freiheit endet dort, wo die Freiheit des Anderen eingeschränkt wird.
Wir merken sehr stark, dass wir in unserem Land heute vor großen Schwierigkeiten stehen, auch als Christen. Die sogenannte Toleranz funktioniert nicht. Wenn wir keine Autorität mehr über uns akzeptieren, setzen wir uns selbst als Autorität und Maßstab ein.
Wenn der Mensch die Gebote Gottes aufgibt, strebt er nach Selbstverwirklichung. An die Stelle der Gebote tritt die Vernunft. Dadurch wird Gehorsam nicht mehr als Tugend angesehen, wie es die Bibel lehrt, sondern höchstens noch als notwendiges Übel.
Gehorsam in der Zeitgeschichte: Die griechische Ethik
Wie war das in der Vergangenheit, in der Zeitgeschichte? Schauen wir uns ein wenig bei den Griechen um. Wenn wir uns ansehen, welche Ethik die Griechen damals hatten, wirkt sie uns wahrscheinlich sehr modern.
Die Ethik der Griechen basierte auf einem sogenannten humanistischen Menschenbild. Für sie stand der Mensch im Mittelpunkt. Vor allem Aristoteles entwickelte eine Ethik, die ohne Gehorsam auskam. Er forderte eine vollkommene Selbstbestimmung des Menschen. Jeder sei sich selbst Maßstab und müsse selbst wissen, was für ihn richtig ist.
Wir merken, dass wir heute eigentlich sehr moderne Griechen geworden sind. Wir sind wieder dahin zurückgekehrt, was Aristoteles schon gefordert hat: Der gute Kern des Menschen müsse zur Entfaltung gebracht werden, sagte er. Der Leib sei das Gefängnis der Seele.
Aristoteles meinte, der Befehl zum Handeln komme aus dem einsichtigen Verstand des Menschen. Er müsse nur auf seine innere Stimme hören. Das bedeutet im Grunde: Du kannst tun, was du willst. Wenn du vor dem Spiegel stehst und dir selbst in die Augen schauen kannst, dann ist das, was du tust, richtig.
Damit sind wir eigentlich bei dem, wie die Menschen heute denken. Das ist nichts Neues. Das haben also schon die alten Griechen so gedacht.
Der Gegensatz des christlichen Gehorsams im Neuen Testament
Wenn man annimmt, dass die Christen zur Zeit des Neuen Testaments in diese Welt hineinlebten, dann war das, was sie zeigten, ein krasser Gegensatz zu ihrer Umgebung. Sie hatten einen völlig anderen Begriff von Gehorsam. Daher war das, was die Christen damals verbreiteten, revolutionär.
Im Grunde ist es heute genauso revolutionär, wenn wir einen anderen Gehorsamsbegriff haben als die Menschen in unserer Umgebung. Die Frage ist nur, ob wir genauso entschieden dazu stehen und es vertreten wie die ersten Christen damals. Wie Barzani in diesen Tagen sagte: "Steht auf, wenn ihr Christen seid." Wir müssen in unserer Gesellschaft heute tatsächlich aufstehen und deutlich machen, dass wir anders sind. Selbst wenn man uns als Fundamentalisten beschimpft oder in die evangelikale Ecke drängt, sind wir eben Christen und denken in vielen Dingen anders.
Das biblische Menschenbild geht von der höchsten Autorität aus: Gott. Der Mensch ist geschaffen, um Gott freiwillig gehorsam zu sein. Gott hatte Adam und Eva so geschaffen, dass sie in einer harmonischen Beziehung zu ihm lebten, in einem freiwilligen Gehorsam. Natürlich ging das durch den Sündenfall schief. Der Sündenfall trennte den Menschen von Gott und setzte ihn in einen Gegensatz zu ihm.
Um die Beziehung zu Gott wiederherzustellen, brauchen wir Vergebung. Das ist es, was die Christen damals und auch wir heute unserer Umgebung deutlich machen müssen: Der durch den Herrn Jesus Erlöste lebt im Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort.
Gehorsam ist damit die Grundlage unserer Nachfolge. Darum spricht die Bibel von Glaubensgehorsam. Glaube an den Herrn Jesus und an Gott schließt Gehorsam gegenüber seinem Wort und seiner Person ein. Ich glaube nicht an eine Sache, sondern an eine Person. Das bedeutet, ich unterstelle mich ihm und bin ihm gehorsam.
Mir hat jemand gesagt, dass Gehorsam das Strukturelement für die Notverordnung in einer gefallenen Welt ist, damit sie nicht ins Chaos verfällt. Wir merken, dass dieser Gehorsam die ersten Christen so stark geprägt hat, dass sie in ihrer Umgebung auffielen.
Denkt an die Situation, als die Jünger vom Hohen Rat in Jerusalem gefangen genommen wurden. Apostelgeschichte 5,29 sagt: "Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen." Damit macht Petrus klar, dass Gott an oberster Stelle steht, dem er verpflichtet ist.
Das schließt sogar ein, dass man notfalls aktiven Widerstand leisten muss gegen den, der etwas anderes von einem erwartet oder fordert. Meine höchste Autorität ist Gott, und das heißt, er hat mehr zu sagen als jeder andere.
Missbrauch des Gehorsams in der Kirchengeschichte
Wenn wir verstehen, dass der Gehorsamsbegriff bei den ersten Christen in der damaligen Gesellschaft eine revolutionäre Idee war, stellt sich die Frage, was im Laufe der Kirchengeschichte daraus geworden ist.
Die Kirchengeschichte zeigt deutlich, dass der Gehorsam gegenüber Gott durch den Autoritätsanspruch der Bischöfe missbraucht wurde. Die Bischöfe der Kirche stellten sich im Grunde an die Stelle Gottes. Der Mensch sollte nicht an Gott gebunden sein in seinem Gehorsam, sondern an sie. Sie forderten Autorität über die Menschen durch menschliche Forderungen anstelle der biblischen Gebote.
Statt einsichtiger Gebote verlangten sie blinden Gehorsam. Verfolgt man diese Entwicklung in der Kirchengeschichte weiter, stellt man fest, dass es immer wieder Menschen gab, die versuchten, dies zu korrigieren. Einer davon war Martin Luther. Er sagte, dass nicht der Papst derjenige ist, dem wir gehorsam verpflichtet sind, sondern Gott und seinem Wort.
Diese Menschen mussten leiden, sie wurden verfolgt, und über sie wurde der Bann ausgesprochen.
Die Aufklärung und der Humanismus als Gegenbewegung
Erst zur Zeit der sogenannten Aufklärung wurde das Gottesbild zurückgedrängt und die griechische Philosophie wiederentdeckt. Dabei wurde besonders die Ethik des Aristoteles aufgegriffen, was zum sogenannten Humanismus führte. Dieser knüpft an die Philosophie der Griechen an und besagt, dass nur das gilt, was der Mensch erfassen kann. Nur das, was ich als logisch empfinde, ist richtig.
Als Methode der Wahrheitsfindung wurde der Zweifel eingesetzt. Seit der Aufklärung wird Wahrheit nur noch von der eigenen Vernunft bestimmt. So sind wir praktisch wieder Griechen geworden, indem wir die Philosophie der Griechen übernommen haben. Es ist interessant, dass während der gesamten Zeit der Aufklärung und bei den Philosophen dieser Epoche, wie zum Beispiel Immanuel Kant, das Menschenbild des Humanismus propagiert wurde.
Dieses Menschenbild entstand durch die Auflehnung gegen Gott, indem der Mensch sich an die Stelle Gottes setzte. Immanuel Kant sagte, dass Autonomie die Grundlage der modernen Ethik sei. Deshalb ist für viele Menschen – und leider auch für Christen – nur das verbindlich, was sie verstehen.
Das merken wir bis heute in unseren Gemeinden. Viele Geschwister sagen, sie seien nur bereit, das zu tun, auch wenn es in der Bibel steht, solange sie es verstehen. Wenn sie es nicht verstehen, tun sie es nicht. Dieser Ansatz hat seinen Ursprung in der kantischen Philosophie.
Der biblische Gehorsamsbegriff funktioniert jedoch anders. Gott zu gehorchen führt zum Verstehen. So sagt der Herr Jesus in Johannes 8: „Wer mein Wort tun will, der wird erkennen, dass es von Gott ist.“ Das Prinzip Gottes ist also umgekehrt.
Es ist erschreckend, dass sich die kantische Philosophie auch in unseren Kreisen verbreitet hat. Wir glauben, ich muss nur das gehorsam tun, was ich in der Schrift verstehe. Hegel sagte, alles sei relativ. Damit bestimmt der Mensch selbst, was richtig und falsch ist.
Auch die Sittengesetze ändern sich dadurch. Man darf in seiner Freiheit nur so weit gehen, wie der andere dadurch nicht geschädigt wird. Viele meinen, das sei das Prinzip, nach dem wir leben können.
Wer das heute mitbekommen hat: In Edea oder vielleicht schon gestern in Edea Spektrum gab es eine Auseinandersetzung zwischen Ulrich Parzany und Volker Beck von den Grünen zum Thema Homosexualität auf dem Jugendkongress Christebel.
An diesem Punkt wird sehr deutlich, wo wir in Deutschland stehen. Der Mensch bestimmt, was richtig und falsch ist. Der eine sagt: „Du siehst das so, ich sehe das so. Verurteile mich nicht, weil ich homosexuell bin. Lass mich doch so leben, sonst diskriminierst du mich.“
Wenn du sagst, das ist falsch, dann diskriminierst du mich. Damit wird das Sittengesetz völlig verkehrt angewandt. Die Bibel sagt jedoch etwas völlig anderes.
Gehorsam im 20. Jahrhundert und die Folgen in Deutschland
Wie hat sich das weiterentwickelt? In der jüngeren Zeit, also im vergangenen Jahrhundert, war im Kaiserreich Gehorsam die erste Bürgerpflicht. Im Dritten Reich wurde der Gehorsam dann zum sogenannten Kadavergehorsam.
Die Reaktion darauf war nach dem Krieg die 68er-Studentenrevolte. Weil im Dritten Reich in Deutschland Gehorsam und Autorität missbraucht wurden, haben wir Deutschen ein gestörtes Verhältnis zu diesen Themen. Daraus entstand in Deutschland die sogenannte antiautoritäre Erziehung, eine Reaktion auf das Dritte Reich. Auch die Studentenrevolte ist daraus hervorgegangen.
Ich bin selbst ein Achtundsechziger und habe während dieser Zeit studiert, als diese Revolutionen hier stattfanden. Heidelberg und Frankfurt waren dabei die Zentren dieser Bewegung. Namen wie Adorno und Habermas sind eng damit verbunden. Es wurde sehr deutlich gemacht: Die Oberen haben mir gar nichts zu sagen. Wir setzen uns selbst. Es war eine Auflehnung und Gegenreaktion gegen den missbrauchten Gehorsam im Dritten Reich.
Ich habe festgestellt, dass diese gesellschaftliche Entwicklung auch in unseren Gemeinden zeitverzögert ankommt. Wir hinken etwas hinterher, aber es kommt auch bei uns an. Ich erinnere mich noch, wie ich damals während dieser Zeit Jugendstunden in unserer Gemeinde leitete und plötzlich die Jugendlichen völlig querstanden und ständig Opposition zeigten. Zuerst war ich sehr verunsichert.
Später ließ ich mir die Lehrpläne aus den Schulen zeigen und erkannte, dass in ganz bestimmten Altersstufen das Hinterfragen gelehrt wurde. Die Jugendlichen hatten das auch in der Gemeinde angewandt. Mit der Zeit haben sie diese Haltung etwas überwunden. Der Wunsch nach Gehorsam und danach, das Wort Gottes zu tun, ist wiedergewachsen.
Ich glaube, es ist wichtig, dass wir begreifen, aus welchen Ursprüngen heraus diese Entwicklungen in Deutschland entstanden sind. Denken wir an die APO und an die 68er-Generation und daran, was daraus geworden ist.
Folgen des fehlenden Gehorsams in Familie, Schule und Kirche
Was sind die Folgen?
Die Folgen in Familie und Schule
Wenn Gott aus der Erziehung entfernt wird, wird Erziehung zur bloßen Dressur. Die Gegenreaktion darauf ist, wie ich bereits sagte, die antiautoritäre Erziehung. Karl Carstens, der ehemalige Bundespräsident, hat einmal gesagt: Wo Gott nicht mehr geachtet wird, kommt es zu Gehorsam und Erziehung.
Diese Entwicklung hat auch Folgen für die Kirche und die Gemeinden. Das Hinterfragen oder der Widerstand gegen alles, was Gott gesagt hat, führte zur Entmythologisierung der Bibel und zur Entstehung der Vernunftbibel. Das letzte Ausmaß dieser Entwicklung zeigt sich in der sogenannten Volksbibel oder in der Bibel in gerechter Sprache.
Der Anspruch auf Gehorsam gegenüber Gott wird infrage gestellt. Nicht der Mensch, sondern Gott selbst wird hinterfragt. Damit ist die Kirche im Grunde humanistisch geworden. Der Mensch steht im Mittelpunkt und nicht mehr Gott.
Ich glaube, auch wir müssen in unseren Gemeinden vorsichtig sein. Was steht in der Verkündigung zum Beispiel im Mittelpunkt? Wenn wir beobachten, dann ist in Deutschland in den letzten Jahren vielfach in unseren Gemeinden nur noch das Thema Mensch präsent gewesen.
Fragen wie: Wie kann ich mich wohlfühlen? Wie kann es mir gut gehen? Lebenshilfen stehen im Vordergrund, aber Gott?
Damit wird deutlich: Wir werden humanistisch, also vom menschlichen Blickpunkt aus. Wir müssen zurückfinden zur Autorität Gottes.
Biblische Grundlagen des Gehorsams
Im Alten Testament begegnet uns der Begriff „horchen“ oder „hören“ sehr häufig, insbesondere in der hebräischen Form „Schama“. Wenn zu Israel gesprochen wird, heißt es oft: „Höre, Israel!“ (Schma Israel). Gott hat immer wieder das Volk zusammengerufen und ihnen geboten zu hören. Dabei waren nicht nur die Erwachsenen gemeint, sondern das gesamte Volk – Kinder, Fremde und alle sollten kommen und hören.
Gott hat mit Israel nie eine Diskussionsrunde geführt. Er stellte nicht seine Meinung vor, um dann eine Rückmeldung einzuholen. Stattdessen sprach Gott stets als Autorität und gab klare Anweisungen, die das Volk zu befolgen hatte.
Doch Hören und Gehorchen sind nur möglich, wenn Vertrauen vorhanden ist. Gehorsam entsteht aus Vertrauen, und umgekehrt stärkt Gehorsam das Vertrauen. Dies wird besonders deutlich, wenn Eltern Gehorsam von ihren Kindern erwarten. Ein solcher Gehorsam kann nur dann entstehen, wenn er im Einklang mit dem Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes steht. Das gelebte Vorbild der Eltern ist die wichtigste Voraussetzung dafür. Kinder können nicht dazu gebracht werden, etwas zu tun, was die Eltern selbst nicht vorleben.
Die Bibel macht an vielen Stellen klar, dass Gehorsam vom Wort „hören“ kommt. Und „hören“ ist eine faszinierende Angelegenheit. Das Wort Gottes sagt oft: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Oder: „Wer ein Ohr hat zu hören, der höre“ (Matthäus 11,9). Daraus können wir ableiten, dass Gott uns sogar zwei Ohren gegeben hat, damit wir besonders aufmerksam sind. Wir haben zwei Ohren, aber nur einen Mund – und das ist wohl gut so. Gott möchte, dass wir hören.
Wie oft hat Gott den Menschen aufgefordert, genau hinzuhören? Jesus sagt zum Beispiel in Markus 4,24: „Seht zu, was ihr hört!“ Damit sind wir verantwortlich für das, was unsere Ohren aufnehmen. Wir sollten uns fragen: Welche Informationsquellen wählen wir? Wovon lassen wir uns beeinflussen?
Der Herr Jesus sagt in Lukas 8 ebenfalls: „Seht zu, wie ihr hört!“ Denn wir können auf verschiedene Weise hören. Wenn wir heute Abend hier zusammen sind und sagen, es wäre gut, wenn bestimmte Geschwister hier wären und das hören würden, dann hören wir mit fremden Ohren und nicht mit unseren eigenen. Jesus fordert uns auf, genau darauf zu achten, wie wir hören.
Im Hebräerbrief, Kapitel 3, Vers 7, heißt es: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet euer Herz nicht.“ Die entscheidende Frage ist also: Wie hören wir Gottes Wort?
Wenn Gott zu uns spricht und Gehorsam erwartet, ist Gehorsam nicht einfach. Der Weg vom Hören bis zur Umsetzung ist oft lang. Gesagtes ist nicht automatisch gehört, Gehörtes nicht unbedingt verstanden. Verstandenes ist noch kein Einverständnis, und Einverständnis ist noch kein Gehorsam. Gehorchen bedeutet nicht automatisch, dass etwas getan wird. Und getan ist noch nicht von Herzen getan. Von Herzen getan ist noch nicht dauerhaft beibehalten.
Jakobus macht das in seinem Brief deutlich, Kapitel 1, Vers 22: „Seid nicht nur Hörer des Wortes, sondern auch Täter.“ Damit fordert er uns auf, nicht nur zu hören, sondern das, was Gott uns sagt, auch zu tun.
Gehorsamspflichten gegenüber verschiedenen Instanzen
Nun könnten wir fragen: Wem sind wir denn überhaupt gehorsam verpflichtet? Ich habe dazu ein Schema aufgezeichnet. Unten stehst du, oben steht Gott. Die Mittellinie stellt die direkte Verbindung dar, die du zu Gott hast. Du bist direkt Gott verantwortlich, und das lesen wir zum Beispiel in Apostelgeschichte 5,29 und Daniel 3,16.
Aber die Bibel sagt auch, dass wir anderen gegenüber verantwortlich sind und gehorsam verpflichtet sind. Diese Instanzen hat Gott eingesetzt.
Fangen wir links an: Dort sind zum Beispiel die Ältesten in der Gemeinde. Hebräer 13,17, 1. Thessalonicher 5,12, 1. Petrus 5,5 und 1. Timotheus 5,17 machen sehr deutlich, dass ich als Christ den Ältesten in der Gemeinde gehorsam verpflichtet bin. Das bedeutet aber auch, dass die Ältesten Gott gegenüber wieder gehorsam verpflichtet sind. Sie sind Gott verantwortlich (1. Petrus 5,1; Hebräer 13,17).
Die zweite Gruppe, denen wir gehorsam verpflichtet sind, sind die Eltern. Kolosser 3,20 und Epheser 6,1 machen sehr deutlich: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern.“ Interessant ist, dass Paulus nicht sagt: „Ihr Eltern, sagt euren Kindern zuhause, sie sollen euch gehorsam sein.“ Stattdessen spricht Gottes Wort die Kinder direkt an: „Ihr Kinder, seid euren Eltern gehorsam.“
Was heißt das? Für mich machen diese beiden Stellen deutlich, dass in der Gemeindestunde die Kinder dabei waren, sonst hätten sie das ja nicht hören können. Gottes Wort spricht sie direkt an. Hätte Gott gesagt: „Ihr Eltern, sagt euren Kindern zu Hause, sie sollen euch gehorsam sein“, wäre das eine indirekte Ansprache. Aber Gott gibt immer jedem ganz persönlich die Hausaufgaben und nicht indirekt über andere.
Auch die Eltern sind Gott gegenüber verantwortlich (Epheser 6,4).
Dann sind wir den Herren gegenüber verantwortlich. Heute würden wir vielleicht sagen: Arbeitgeber, Lehrer oder solche, die uns übergeordnet sind (1. Petrus 2,18; 1. Timotheus 6,1; Kolosser 3,22; Epheser 6,5). Auch die Herren werden direkt aufgefordert, Gott gegenüber gehorsam zu sein (Kolosser 4,1; Epheser 6,9).
Die Bibel fordert uns außerdem auf, der Obrigkeit gehorsam zu sein. Dabei ist nicht nur von frommer Obrigkeit die Rede. Wenn man bedenkt, dass Paulus das in Römer 13 sagt, während Nero an der Regierung war, ist es schon heftig zu sehen, dass wir auch dieser Obrigkeit gegenüber gehorsam verpflichtet sind. Auch die Obrigkeit ist Gott gegenüber verpflichtet.
Aber wo liegen die Grenzen? Wo liegen die Grenzen meines Gehorsams gegenüber den Ältesten, den Eltern, den Herren oder der Obrigkeit? Dort, wo sie nicht Gott gehorsam sind, wo sie von mir etwas verlangen, das gegen Gott ist.
Das heißt also: Meine Verantwortlichkeit gegenüber Gott, also der Strich in der Mitte, ist der primäre und immer gültige Maßstab. Wie ist mein Gehorsam? Ist mein Gehorsam Gott gegenüber und seinem Wort gegenüber?
Formen und Motivationen des Gehorsams
Eine freiwillige Sache. Ich kann es widerwillig tun. Na ja, wenn ich Christ bin, dann muss ich ja. Das gehört sicher so, gezwungenermaßen. Vielleicht sagt man ja: Solange ich noch zu Hause bin – und vielleicht gebrauchen wir das ja auch als Druckmittel gegenüber unseren Kindern –, solange du deine Füße unter meinem Tisch hast, hast du mir auch zu gehorchen. Hinterher kannst du machen, was du willst. Gezwungenermaßen. Oder ist mein Gehorsam resignierend?
Ich weiß, es hat eine Zeit gegeben, in der mein jüngster Sohn während der Teenagerzeit rebelliert hat. Ich vergesse nicht, wie er vor mir stand und sagte: „Papa, du bist wie dein Volvo, ich komme nicht gegen dich an.“ Das ist resignierender Gehorsam, oder? Ich kann gehorsam sein, aber nicht innerlich überzeugt, aus Angst vor Strafe oder vor den Folgen. Ich kann gehorsam sein im Hinblick auf das Ergebnis.
Man kann pragmatisch überlegen und sagen: Wenn ich gehorsam bin, auch wenn mir das nicht passt, habe ich die besseren Karten davon. Jeder Arbeitnehmer überlegt so, auch seinem Chef gegenüber gehorsam zu sein, auch wenn ihm das nicht passt. Aber immerhin bekommt er ja seinen Monatslohn dafür. Vielleicht bist du auch gehorsam, weil du ein Vorbild für andere sein willst. Aber auch das ist kein freiwilliger Gehorsam.
Hast du den Gehorsam mit einem ganz bewussten Ja? Oder ist dein Gehorsam aus Ehre dem mir Übergeordneten gegenüber? Weil du weißt: Wenn ich gehorsam bin, ehre ich dadurch Gott. Ich glaube, das Neue Testament macht uns deutlich, dass das Ziel unseres Gehorsams nur sein kann, dass wir etwas aus Liebe zu Herrn Jesus tun. Dann ist Gehorsam wirklich in der Vollendung.
Jesus Christus als Vorbild des Gehorsams
Ich denke, Jesus ist ein Vorbild für Gehorsam. Er gehorchte dem Wind und den Wellen. Er, der den unreinen Geistern gebieten konnte, unterwarf sich seinen eigenen Pflegeeltern (Lukas 2,51).
Es ist kaum zu verstehen, dass sich der Sohn Gottes, durch den alles geschaffen wurde und der alle Naturgesetze in der Hand hatte, seinen Eltern unterordnete. Er lernte den Gehorsam durch das, was er litt. Er tat den Willen Gottes: „Nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe.“
Wie es im Philipperbrief Kapitel 2 heißt, war er gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz. Warum tat er das? Weil er durch diesen Gehorsam dich und mich errettet hat.
Was ist das für ein Gehorsam? Am Herrn Jesus können wir am besten sehen, was die Bibel unter Gehorsam versteht. Er hätte es nicht nötig gehabt, gehorsam zu sein. Er war der Gebieter und hätte das Recht gehabt, selbst zu gebieten.
Hier wird deutlich, dass Gehorsam etwas wirklich ganz Freiwilliges ist. Bei Jesus ist dieser Gehorsam geprägt von Liebe zu seinem Vater und von Liebe zu uns.
Die Bedeutung des persönlichen Gehorsams im Glaubensleben
Wenn wir über Gehorsam nachdenken, auch im Umgang mit unseren Kindern, und uns morgen und übermorgen weiter damit beschäftigen, ist es wichtig, wie wir selbst unserem gehorsamen Gott gegenüber handeln.
Warum tue ich etwas in meinem Glaubensleben? Warum handle ich so oder lasse etwas in der Gemeinde? Warum verhalte ich mich bewusst anders? Oft ertappe ich mich dabei, dass ich etwas tue, weil ich denke: „Na ja, was sollen die anderen denn denken?“ Oder weil die anderen etwas von mir erwarten. „Das macht man doch so bei uns.“
Aber das ist keine echte Motivation. Das hält mich zwar in der Disziplin, aber damit drücke ich nicht meine Beziehung zu Herrn Jesus aus. Das wäre so, als hätte ich eine solche Beziehung zu meiner Frau. „Na ja, ich muss sie ja lieb haben, oder? Ich habe ja damals vor vierzig Jahren unterschrieben. Und immerhin, was sollen denn unsere Kinder denken?“
Stellt euch vor, ein Ehepaar kommt zu uns. Sie sind neunundvierzig Jahre verheiratet und sagen: „Unsere Kinder überlegen, dass wir nächstes Jahr unser fünfzigjähriges Hochzeitsjubiläum feiern. Sie wollen das groß mit uns feiern, und wir überlegen, ob wir uns scheiden lassen.“
Ich habe sie gefragt: „Warum habt ihr euch noch nicht scheiden lassen?“ Sie antworteten: „Na ja, was sollen unsere Kinder denn denken?“
Man merkt, da ist keine Beziehung mehr. Keine Liebe mehr.
Die Frage ist: Wie ist meine Beziehung zu Herrn Jesus, zu Gott und zu seinem Wort? Das können wir nur bei ihm lernen.
Verheißung und Beispiel für Gehorsam
Auf Gehorsam liegt Verheißung. Wenn ich gehorsam bin, verspricht Gott, dass er bei mir ist. Abraham hat das erfahren in 1. Mose 22. Auch bei Jesus merken wir das sehr deutlich.
Ich könnte jetzt vielleicht noch das Beispiel von der Hochzeit zu Kana anführen, bei der es ebenfalls um Gehorsam geht. Das ist eine eigentümliche Begebenheit: Jesus ist mit seinen Jüngern auf diesem Fest. Plötzlich merken sie – oder besser gesagt, die Mutter von Jesus merkt –, dass kein Wein mehr da ist. Sie sagt zu Jesus: „Herr, mach was!“
Dann geht Jesus zu den Dienern hin. Die Mutter hatte gesagt: „Was immer er euch sagt, das tut.“ Jetzt stellt euch diese Diener vor! Da kommt Jesus und sagt: „Füllt die Wasserkrüge mit Wasser!“ Sie hätten sagen können: „Was hast du uns denn zu sagen? Bist du hier angestellt vom Bräutigam? Du bist doch nur ein Besucher, oder?“
Vielleicht hätten sie auch fragen können: „Wieso? Was soll denn mit den Wasserkrügen sein? Die Reinigung ist doch vorbei, die Gäste sitzen doch alle schon. Was soll das?“ Vielleicht hätten sie auch gesagt: „Verstehen wir nicht, lassen wir es.“ Aber sie tun es, obwohl sie es nicht verstehen. Und das ist Gehorsam.
Offensichtlich vertrauen sie ihm, obwohl sie ihn nicht wirklich kennen. Dann überlege ich den zweiten Schritt: Sie haben diese sechs Wasserkrüge vollgemacht. Ich glaube, das waren sechshundert Liter. Das war schon eine Maloche, oder? Ich glaube nicht, dass sie den Gartenschlauch angeschlossen hatten.
Dann sagt Jesus: „Jetzt schöpft und bringt es dem Speisemeister.“ Also bitteschön, ja, das war es doch für die Füsse, klar, aber doch nie: „Du kannst uns doch hier nicht verarschen!“ Was ist Gehorsam? Das ist so unverständlich, oder?
Wären das heutige Leute in Deutschland gewesen, hätten sie sich verweigert. Sie hätten gesagt: „So einen Unsinn kann doch keiner von uns verlangen. Wir blamieren uns doch!“ Überlege mal, mit Badewasser zum Speisemeister gehen – für was hält er uns denn? Wir könnten sagen: Gehorsam ist dumm.
Aber sie tun es, und sie erleben ein Wunder, das sie noch nie vorher erlebt haben und auch später nicht mehr. Meine Überlegung ist immer: Können wir unseren Kindern etwas davon vermitteln? Nicht nur als eine biblische Geschichte von damals. „Jo, das sind schöne Geschichten aus der Bibel, Kinderbibel und so weiter, das war mal früher.“ Oder wir erzählen ihnen Geschichten von Georg Müller und seinen tollen Wundern.
Aber können wir unseren Kindern etwas erzählen, wo wir Gott gegenüber gehorsam waren und erlebt haben, dass er etwas getan hat? Damit sie merken, dass die Eltern Gott vertrauen.
Beispiel Abrahams Gehorsam und seine Bedeutung für Kinder
Ich habe eben hier das Beispiel 1. Mose 22,18: Abraham soll seinen Sohn Isaak opfern. Das ist doch genau so ein Schwachsinn, oder? Stellt euch vor, Gott würde dir sagen: Nimm deinen Jungen und ...
Abraham hat sich ja gar nicht getraut, Sarah etwas zu sagen, oder? Sie hätte ihn wahrscheinlich zurückgehalten und gesagt: „Bist du nicht mehr ganz im Kopf?“ Abraham handelt gegen jede Vernunft.
Man könnte hinterher fragen: Wie hat Isaak das verkraftet? Heute würde man doch sagen, so jemand hat doch ein Trauma, oder? Stellt euch vor, ein Jugendlicher liegt da festgebunden auf einem Altar, und der Vater steht mit dem Messer oben drüber. Der muss doch in die Psychiatrie, oder?
Aber offensichtlich hat Isaak keinen Schaden erlitten. Warum nicht? Was hat Isaak da gelernt? Hat er seinen Vater als ein Monster gesehen, als einen Fundamentalisten, der nur seinem Gott gehorcht und deshalb, wie man heute sagen würde, gewalttätig wird? Nein. Isaak hat begriffen: Für meinen Vater steht Gott an erster Stelle. Die Liebe zu Gott ist größer als die Liebe zu mir.
Und was lernen unsere Kinder von unserem Gehorsam? Ich denke, es ist wichtig, dass wir als Christen neu über den Gehorsam nachdenken. Was bedeutet unser Gehorsam gegenüber Gott? Wenn ich mein Verhältnis zu Gott verstanden habe, dann werden auch meine Kinder etwas davon begreifen.
Mich bewegt das sehr stark, wenn Paulus am Ende seines Lebens im 2. Timotheusbrief seinem jungen Freund sagt: Nicht nur das, was du von mir gehört hast, sondern auch das, was du an mir gesehen hast, das tu. Glaube und Gehorsam sind keine Theorie, sondern Praxis.
Ich kann nur Gehorsam bei meinen Kindern wecken, wenn ich es ihnen vorlebe. Wir werden uns morgen weiter damit beschäftigen – wenn ihr gehorsam seid und morgen wiederkommt. Dankeschön!