Einführung in die prophetische Bedeutung der Geschichte Jesu und Josephs
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 39: Geschichte als Prophetie.
In den letzten Episoden haben wir uns mit Joseph, dem Stiefvater Jesu, beschäftigt. Matthäus berichtet, wie Joseph, nachdem die Schwangerschaft Marias bekannt wird, zunächst plant, seine Frau heimlich zu entlassen. Doch nach einer Begegnung mit einem Engel im Traum ändert er seine Entscheidung.
Ich habe euch bereits die Verse 18 bis 25 aus Matthäus vorgelesen und zu fast allen Versen etwas gesagt. Es fehlen uns noch die Verse 22 und 23.
Die Erfüllung der Prophetie im Neuen Testament
Dies alles geschah, damit erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: „Siehe, die Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären. Sie werden ihm den Namen Emanuel geben, was übersetzt ‘Gott mit uns’ bedeutet.“
Bevor wir uns morgen mit diesen Versen beschäftigen, einige Vorbemerkungen.
Erste Vorbemerkung:
Die Bibel als Buch der Prophetien
Erste Vorbemerkung: Die Realität von Prophetien in der Bibel
Die Bibel enthält Prophetien. Das klingt für moderne Leser unglaubwürdig und merkwürdig, ist für Bibelleser jedoch völlig logisch.
Völlig logisch deshalb, weil Gott ein Gott ist, der die Zukunft kennt und deshalb auch vorhersagen kann, was geschehen wird. In Jesaja fordert Gott die Götzen heraus, wenn er sagt: „Verkündet das später Kommende, damit wir erkennen, dass ihr Götter seid! Ja, lasst es gut sein oder schlimm sein, dass wir uns gegenseitig ansehen und miteinander erschrecken! Verkündet das später Kommende!“ (Jesaja 41,23-24).
Genau das ist es, was die Götzen nicht können – Gott aber schon! Die Bibel ist das einzige religiöse Buch mit prophetischen Aussagen im großen Stil, weil es das Buch ist, das von einem lebendigen Gott inspiriert wurde, der die Zukunft kennt. Diese Kenntnis der Zukunft nutzt Gott, um sich von den Götzen abzuheben.
Zweite Vorbemerkung:
Zweite Vorbemerkung: Geschichte als prophetische Vorbereitung auf den Messias
Die Bibel beschreibt die Geschichte Gottes mit den Menschen. Dabei steht vor allem der Messias im Mittelpunkt. Anders ausgedrückt ist die Geschichte als solche prophetisch, insbesondere die Geschichte des Volkes Israel.
Nach der Auferstehung passiert etwas Wichtiges: Der Herr Jesus begegnet seinen Jüngern und erklärt ihnen, wie sie das Alte Testament, also ihre Bibel, lesen sollen. Das war entscheidend, weil die Jünger als Juden ihrer Zeit stark von dem geprägt waren, was sie aus der Synagoge und von den Rabbinern kannten.
Jesus setzt sich mit ihnen zusammen und erläutert, wie sie das Alte Testament richtig verstehen können. So lesen wir in Lukas 24,27: "Und von Mose und von allen Propheten anfangend erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf."
Später, in den Versen 44 und 45, heißt es: "Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht, im Gesetz Moses, in den Propheten und Psalmen. Dann öffnete er ihnen den Sinn, die Schriften zu verstehen."
An dieser Stelle halten wir fest: Wir brauchen einen geöffneten Sinn, also ein neues Verständnis der biblischen Schriften. Nur so können wir begreifen, dass es in ihnen überall um den Messias geht.
Die prophetische Bedeutung der Geschichte Israels
Das ist es, was ich meine, wenn ich sage, die Geschichte Israels ist prophetisch. Es sind eben nicht nur einzelne Prophezeiungen auf den Messias hin, wie zum Beispiel die aus Micha 5,1, wo gesagt wird, dass er in Bethlehem geboren werden soll. Diese Form von Prophezeiung gibt es natürlich auch.
Aber darüber hinaus ist die ganze Geschichte Israels eine Vorbereitung auf den Messias. Gott lenkt die Geschichte Israels, ein Volk, das er als seinen erstgeborenen Sohn bezeichnet. Er lenkt die Geschichte Israels so, dass sie eine aus vielen Facetten bestehende Prophezeiung auf den letzten, den einzigartigen Sohn Gottes ist. Der Herr Jesus ist als Person die Erfüllung der Geschichte Israels.
Es ist wichtig, dass wir diese Idee verstehen. Der Herr Jesus erklärt seinen Jüngern das, was in allen Schriften und genauer im Gesetz Moses, in den Propheten und in den Psalmen über ihn geschrieben war. Wir dürfen davon ausgehen, dass wir in allen Büchern des Alten Testaments mehr oder weniger offensichtliche Hinweise auf den Messias finden.
Manche sind vielleicht funktionaler Art, wie der Hohepriester und der große Versöhnungstag. Manche sind geschichtlicher Art, wie der Auszug aus Ägypten. Manche sind ganz merkwürdig, wie der Fels, aus dem Wasser kam und der das Volk durch die Wüste begleitete.
Bei all diesen Personen, Ereignissen oder sogar Gegenständen – man denke nur an die bronzene Schlange, die für die Kreuzigung steht – muss uns eines klar sein: Sie sind nur geschehen, weil sie auf den Messias hindeuten sollen.
Die Geschichte Israels wurde von Gott so konzipiert, gelenkt und eingerichtet, dass sie als Ganzes als Prophetie auf den Messias gedacht werden kann.
Prophetie als vielschichtiges Bild und Zeichen
Geschichte als prophetische Vorausschau auf den Messias. Warum ist mir das so wichtig? Weil wir bei Prophetie oft nur an konkrete Vorhersagen denken. So wird beispielsweise behauptet, dass die Welt am 21. Dezember 2012 untergeht. Warum? Weil es diesen Maya-Kalender gibt.
Okay, die Welt ist nicht untergegangen, beziehungsweise nur im Film. Trotzdem ist das die Art, wie wir Prophetie oft verstehen: als ein konkretes Ereignis in der Zukunft.
Nun kommt die Bibel ins Spiel, und wir müssen umdenken. Sie zeichnet uns ein komplexes, vielschichtiges prophetisches Bild, das sich nur dem erschließt, der länger darüber nachdenkt.
Da begegnen wir Psalmen, die sich unmöglich auf den beziehen können, der sie geschrieben hat, Zeremonien, die Jahrhunderte später geistliche Wahrheiten illustrieren, und auch Propheten, deren Leben auf besondere Weise mit dem Leben des Messias verwoben ist.
Hört euch mal diesen Vers an, Matthäus 12,39: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen des Propheten Jona.“
Das Zeichen Jonas als Vorbild für den Messias
Das Zeichen Jonas des Propheten
Jonas als Prophet erlebt etwas ganz Außergewöhnliches. Er wird über Bord geworfen, von einem großen Fisch verschlungen und drei Tage später wieder ausgespuckt. Warum? Warum kann Gott seinen widerspenstigen Propheten nicht auf eine weniger merkwürdige Weise zur Umkehr bewegen?
Die Antwort ist ganz einfach: Jonas und seine Erfahrung im Fischbauch sind ein Zeichen auf den Messias. Zur Zeit von Jonas ist noch nicht klar, wofür dieses Zeichen steht. Doch Jesus deutet es definitiv so. In Matthäus 12,39-41 sagt er: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen; und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur das Zeichen Jonas des Propheten. Denn wie Jonas drei Tage und drei Nächte im Bauch des großen Fisches war, so wird der Sohn des Menschen drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein. Männer von Ninive werden im Gericht mit diesem Geschlecht aufstehen und es verdammen; denn sie taten Buße auf die Predigt Jonas, und siehe, mehr als Jonas ist hier.“
„Mehr als Jonas ist hier.“ Mit dem Messias kommt jemand, der die Geschichte von Jonas erfüllt. Er erfüllt sie im Sinne von Vollmacht und gibt ihr den tieferen Sinn und die endgültige Bedeutung, die sie hat. Aus einem Zeichen wird eine Erfüllung.
Das Zeichen hatte natürlich schon für Jonas eine Bedeutung. Es war schließlich sein Leben. Doch sein Leben als Prophet an zentraler Stelle der Heilsgeschichte Gottes weist über sich selbst hinaus – und zwar auf den Messias.
Einer, von dem man das ebenfalls sagen kann, ist Jesaja. Doch dazu morgen mehr.
Abschlussgedanken und Segenswünsche
Was könntest du jetzt tun? Du könntest kurz darüber staunen, wie Gott die Geschichte Israels und die Geschichte seines Sohnes miteinander verwoben hat.
Ist das alles für heute? Falls du dir noch keine Gedanken darüber gemacht hast, welche Schwerpunkte du in den nächsten Wochen in Bezug auf dein geistliches Wachstum setzen möchtest, nutze die Gelegenheit und denke heute darüber nach.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen!
