Einführung in die theologische Fragestellung
Wir sind in Kapitel 3, Vers 12. Ich möchte noch eine Sache ergänzen. Es wurde die Frage gestellt, wie man sagen kann oder woher wir wissen, dass Paulus sich darauf bezieht, dass wir damals gestorben sind.
Wir haben ja in Kapitel 2, Vers 20 gelesen, dass wir zusammen mit Christus gestorben sind. Aber wie können wir wissen, dass das vor zweitausend Jahren war?
Paulus sagt an anderer Stelle, in Galater 2,19-20, dass er mit Christus gekreuzigt ist. Er gibt zu verstehen, dass es hier um eine juristische Angelegenheit geht. Christus wurde gekreuzigt. Juristisch gesehen, weil Christus an meiner Stelle gekreuzigt wurde, wurde ich gekreuzigt.
Das ist klar: In den Augen Gottes wurde ich gekreuzigt. Paulus sagt: „Christus hat meine Stelle eingenommen.“ Wir dürfen auch sagen, Christus hat meine Stelle eingenommen. Folglich war sein Kreuzigungstod mein Kreuzigungstod, sein Gericht mein Gericht.
In diesem Sinne kann ich also sagen, ich bin vor zweitausend Jahren gestorben, gekreuzigt worden. Das ist eine juristische Sprache, die nichts mit unserem Erfahrungsleben zu tun hat. Niemand war dabei und hat etwas erfahren.
Als wir zum Glauben kamen, hat Gott alles getan. Er hat uns in Christus hineinversetzt. Folglich gilt Christi Vergangenheit als meine Vergangenheit. Er ist an meiner Stelle, er hat das getan. Sein Leben wurde mein Leben.
Durch den Heiligen Geist kam Christus in mein Leben hinein und hat mich in Christus versetzt.
Die doppelte Wirkung der Heilswende
Es sind zweierlei Dinge geschehen bei der Heilswende, bei der Umkehr, als ich glaubte. Zunächst hat er mich in Christus versetzt. Das bedeutet, er hat mich genommen, und meine neue Stellung ist nun in Christus.
Zum Zweiten kam der Heilige Geist in mich hinein. Dadurch wohnt Christus jetzt in mir. Dieses zweite Geschehen betrifft mein praktisches Leben. Die Kraft ist deshalb vorhanden, weil Christus in mir wohnt. Das heißt, er gibt mir die Kraft, die ich brauche. Ich muss jedoch vertrauen und auf seine Kraft bauen.
Wir glauben an die Wirksamkeit Gottes. Es heißt hier, durch den Glauben an die Wirksamkeit, an das Wirken Gottes: Christus hat ihn von den Toten auferweckt. Gott hat Christus von den Toten auferweckt, und Gott hat den Heiligen Geist gesandt. Dieser Gott wirkt jetzt in uns – natürlich nicht ohne unsere Mitarbeit.
Das bedeutet, er fragt uns nach unserer Bereitschaft. Veränderung wird nur in dem Maße stattfinden, in dem ich bereit bin, mich verändern zu lassen. Gott macht nicht einfach alles automatisch. Das ist gegen jegliches Denken. Zu glauben, dass irgendetwas automatisch geschieht, ist entwürdigend.
Gott macht das nicht. Gott behandelt uns nicht wie Maschinen. Er behandelt uns als Menschen, seine geliebten Personen.
Die praktische Zusammenarbeit mit dem Heiligen Geist
Also, das ist das eine: Christus kam in mein Leben. Durch den Heiligen Geist wohnt Christus in mir, und jetzt gibt es eine Zusammenarbeit. Ich bin bereit, und er reicht mir die Kraft dar.
Das andere ist, dass er mich in Christus versetzt hat. Das heißt, meine geistliche Stellung ist jetzt in Christus. Ich bin dort, wo Christus ist. Er hat mich in Christus in der Himmelswelt mitsitzen lassen.
Ich gehöre zur neuen Schöpfung. Diese neue Schöpfung hat Gott mit der Auferstehung Jesu Christi begonnen.
Die Ausrichtung des Christenlebens nach dem Himmel
Paulus erklärt nun in Kapitel 3, wie das Leben eines Christen konkret aussehen soll. In den ersten Versen fordert er dazu auf, sich nach dem Himmel auszurichten. Die Gläubigen sollen das suchen, was droben ist. Ihre Gedanken sollen auf das Himmlische gerichtet sein und nicht auf das, was auf der Erde ist.
Im nächsten Schritt, in Vers 5, fordert Paulus zu ganz konkreten Handlungen auf. Er sagt: „Tötet eure Glieder, die auf der Erde sind.“ Das bedeutet, dass man bestimmte Verhaltensweisen ablegen muss.
Man soll aufhören mit Unzucht, unreinen Gedanken, leidenschaftlichen Begierden, böser Lust und Habsucht. Diese Veränderungen erfordern das aktive Mitwirken des Gläubigen. Sie geschehen nicht automatisch, sondern bedürfen bewusster Anstrengung.
Die Kraft des Heiligen Geistes im Kampf gegen das Fleisch
Tötet eure Glieder, die auf Erden sind! Im Römerbrief erfahren wir jedoch noch ein Detail, das hier nicht erwähnt wird.
In Römer 8,12-13 lesen wir eine Parallelstelle zu Kolosser 3,5. Dort steht: „So sind wir also nun nicht mehr Schuldner dem Fleische, um nach dem Fleisch zu leben. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, werdet ihr sterben. Wenn ihr aber durch den Geist die Handlungen des Leibes tötet, werdet ihr leben!“
Hier wird gesagt, dass die Handlungen des Leibes zu töten sind. Doch es wird noch ein Detail hinzugefügt, das im Kolosserbrief nicht vorkommt: „durch den Geist“. Das bedeutet, mit Hilfe der Kraft des Heiligen Geistes kann ich also töten.
Ich kann aufhören zu rauchen. Der Raucher kann aufhören zu rauchen, der Unzüchtige kann aufhören, Unzucht zu treiben. Wer schlechte Gedanken hat, kann durch die Kraft des Heiligen Geistes aufhören, schlechte Gedanken zu haben.
Praktische Schritte zur geistlichen Veränderung
Dazu muss man sich natürlich mit den Dingen des Geistes beschäftigen, die nach dem Geist sind, die Sinne auf die Dinge des Geistes richten (Römer 8,5).
Man muss sich intensiv damit auseinandersetzen, sich vom Wort Gottes nähren und sich auch in die richtige Gesellschaft begeben. Dabei gibt es bestimmte Dinge, die man beachten muss.
Manche Dinge sind schwerer loszulassen als andere. Es gibt Süchte, von denen man nicht so schnell loskommt wie von anderen Gewohnheiten. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden.
Einige Menschen können sich nicht so leicht davon lösen, weil sie sich selbst nicht gut verstanden haben. Das ist vergleichbar mit dem Umgang mit Rauschgift. Von Rauschgift kommt man nicht so schnell los, wenn man nicht bestimmte Maßnahmen ergreift.
In solchen Fällen braucht man einen Entzug. Meistens ist dabei Hilfe nötig, weil man es alleine nicht schafft.
Die Vielfalt der Wege zur Befreiung von Sucht
Es stellt sich also die Frage, wie man konkret von einer Sache loskommt, die einen immer wieder festhält, und wie man den Sieg darüber erringt. Paulus beschreibt das nicht im Detail. Grundsätzlich gibt es keine allgemeine Regel oder einen Schlüssel, nach dem man sagen könnte: „Wenn du das tust, dann kommst du von jeder Sucht los.“ So einfach ist es nicht.
Bei manchen Menschen braucht es Begleitung, bei anderen bestimmte Ratschläge oder eine Veränderung des Umfelds. Das ist ganz unterschiedlich und hängt davon ab, um welche Sucht es sich handelt.
Wer beispielsweise pornografiesüchtig ist oder unter Internetpornografie leidet, muss bestimmte Dinge beachten, um loszukommen. Einige sind so stark von Internetpornografie abhängig, dass sie ohne Hilfe nicht davon loskommen. Es ist nicht einfach möglich, einfach „vom Computer wegzuschauen“. Das funktioniert nicht so einfach.
Diese Menschen brauchen gezielte Hilfe, weil es sich um eine richtige Sucht handelt. Man kann sagen, sie sind fast krank. Es gibt jedoch genügend Menschen, die helfen können. Die Gemeinde Jesu ist dazu da, sich gegenseitig zu unterstützen.
Dieser Satz war nur eine kurze Anmerkung am Rande.
Die Aufforderung zum Ablegen des Alten und Anziehen des Neuen
Also gilt es, einige Dinge abzulegen und andere anzuziehen.
Zuerst zum Ablegen: In Vers 8 heißt es, legt nun das alles ab. In Vers 9 steht: Belügt einander nicht. Das Lügen legt man ab, man zieht es aus, so wie ihr den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und von euch getan habt.
Der Heilige Geist ist es, der uns ein persönliches Heiligungsprogramm erstellt und uns hilft, Dinge abzulegen. Man kann nicht alles gleichzeitig ablegen. Dabei dürfen wir auf die Hilfe des Heiligen Geistes vertrauen, zum Beispiel durch Bibellesen und Gemeinschaft.
Wir dürfen also damit rechnen, dass der Herr ein Werk in uns tut. Dieses Werk können wir fördern oder bremsen. Wenn wir mitmachen, beten, vielleicht auch andere Menschen bitten, für uns zu beten, und wenn wir konkrete Schritte unternehmen, wie das Auswendiglernen von Bibelversen, die uns in bestimmten Situationen helfen, dann kann der Prozess schneller vorangehen.
Es gibt jedoch kein allgemeingültiges Programm. Der Heilige Geist geht bei jedem Menschen individuell vor. Der eine braucht länger, der andere schneller.
Die Bedeutung der Wahrheit und der neuen Identität in Christus
Einiges wird hier aufgezählt. In Vers neun will Paulus, dass unter Christen die Wahrheit gesprochen wird. Das muss man einüben. Wenn unter Christen die Wahrheit gesprochen wird, lernt man auch in der Welt, die Wahrheit zu sprechen.
Aber es beginnt bei den Gläubigen untereinander: "Belügt nicht einander." Wenn man das dann gelernt hat, geht es weiter und zieht weitere Kreise.
Wir dürfen nicht vergessen: Es sind nicht nur Leute, die in einem christlichen Haus geboren sind. Es sind auch Menschen, die aus den wildesten und schlimmsten Verhältnissen kommen. Die meisten, die hier sitzen, stammen wahrscheinlich aus christlichem Hause. Dort ist es wahrscheinlich viel leichter gewesen.
Vielleicht haben sie sich gewisse Dinge überhaupt nie angewöhnt und sind glücklich aufgewachsen. Schätzen Sie das bitte, dass Sie in einem christlichen Haus aufgewachsen sind. Manche merken gar nicht, welches Geschenk das ist.
Ja, auch im Handeln müssen wir die Lüge ablegen – nicht nur mit dem Mund, auch das Tun muss echt sein. Da ihr den alten Menschen ausgezogen und den neuen Menschen angezogen habt, geht es um die alte Lebensweise und um die neue Lebensweise.
Die neue Identität und Gleichheit in Christus
Das Neue ist da, deshalb sollen wir das Alte nicht mehr ausüben. Der neue Mensch, der erneuert wird, wird hier von Tag zu Tag beschrieben. Das bedeutet, dass derjenige, der den Neuen angezogen hat, stetig erneuert wird.
Der neue Mensch wird erneuert, und die neue Lebensweise wird Christus angeglichen. Der neue Mensch hat eine neue Identität. In Vers 11 heißt es: Der erneuerte Mensch erkennt nicht mehr nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat, nach den Unterscheidungen wie Grieche und Jude, Beschneidung und Unbeschnittenheit, nicht nach Grieche und Skyte, Leibeigener oder Freier. Stattdessen gilt: alles und in allem ist Christus.
Der neue Mensch hat also eine neue Identität, und diese neue Identität heißt Christus. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Grieche und Jude. Im neuen Menschen existieren diese alten Unterschiede nicht mehr, und nach ihnen wird nicht mehr gehandelt.
Ebenso gilt: Es ist nicht Frau noch Mann, sondern alle sind gleich.
Geschlechtliche Unterschiede und Rollen in der Gemeinde
Das heißt nicht, dass eine Frau, die sich bekehrt, keine Frau mehr bleibt. Eine Frau, die sich bekehrt, bleibt Frau, und ein Mann, der sich bekehrt, bleibt Mann. In Christus ist das jedoch nicht von Belang.
Das bedeutet nicht, dass die Rolle und Funktion von Frau und Mann aufgehoben wird. Im Gegenteil: Sie wird erst richtig wiederhergestellt. Dennoch sind alle gleichermaßen gerechtfertigt. Alle sind Söhne Gottes, alle sind Erben. Im Himmel gibt es dann tatsächlich keinen Unterschied mehr. Mann und Frau, Sklave und Freier, Jude und Grieche – äußerlich sind wir zwar noch so, aber das ist nicht mehr wichtig.
Deshalb sollte dieser Vers nicht falsch angewendet werden. Die Bibel sagt klar, dass es gewisse Dinge gibt, die für Männer bestimmt sind, und andere, die für Frauen sind. Nur Frauen bekommen Kinder. Männer können keine Kinder bekommen, auch nach der Bekehrung. Das bedeutet, geschlechtliche Unterschiede werden nicht einfach aufgehoben. Die Rollen von Mann und Frau oder deren Funktionen werden ebenfalls nicht aufgehoben.
Deshalb sagt Paulus, dass Frauen keine Ältesten werden können. Frauen können keine Hirten sein. Warum? Weil dies von der Schöpfungsordnung so festgelegt ist. Frauen können nicht in der Versammlung sprechen oder predigen. Männer und Frauen haben unterschiedliche Funktionen in der Öffentlichkeit.
Frauen können jedoch sehr wohl lehren, aber nicht in der Versammlung. Es gibt andere Bereiche, in denen Frauen lehren können.
Die Tugenden des neuen Lebens anziehen
Ja, alles und in allen lebt Christus in uns. Er ist das Neue, er ist das Neue.
Weiter heißt es in Vers 12: Nun gilt es, anzuziehen. Ziehet an als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit und so weiter.
Zuerst zu den Beweggründen: „Ziehet also an“ – also, weil wir neu geworden sind, deshalb ziehen wir an. Ziehet an als Erwählte, denn weil wir Erwählte sind, sollen wir anziehen. Erwählte ist ein Ausdruck der Liebe.
Gott sagt von den Engeln, die erwählt sind, dass sie geliebte Engel sind. Er sagt zu Christus: „Mein Erwählter, es ist mein Geliebter.“ In Christus sind wir alle – alle, die zum Glauben kommen, sind Erwählte, weil sie in Christus sind. Und in Christus sind sie Geliebte, erwählte, heilige Geliebte.
Gott schätzt sie, Gott hat sie geheiligt, und Gott liebt sie.
Die Bedeutung der Erwählung in Christus
Nicht als in uns, sondern als in Christus Seiende. Der Beweggrund, die neue Lebensweise anzuziehen, ist, dass Gott uns in Christus betrachtet. In Christus sieht er uns als Erwählte, als Heilige und als Geliebte – obwohl wir in uns selbst keine Erwählten, keine Heiligen und keine Geliebten sind.
Es gibt keinen Grund, warum Gott uns lieben sollte. Es gibt keinen Grund, warum er uns als heilig ansehen sollte. Wir sind unheilig, nicht liebenswert und nicht erwählt. Aber in Christus betrachtet er uns jetzt als Erwählte, als Geliebte und als Heilige.
Weil das so ist, ziehen wir diese Dinge an. Es ist interessant, wie sich das auswirkt. Wenn man ein Kind besonders bezeichnet, hat das Auswirkungen auf sein Selbstverständnis. Wenn ich zu einem Kind sage: „Mein Liebes“, dann fühlt sich das Kind geliebt und versteht sich als ein geliebtes Kind.
Wenn Gott zu uns sagt: „Ihr seid meine Erwählten, meine Geliebten und ihr seid Heilige“, dann hat das Auswirkungen auf uns. Wir verstehen uns als solche, und es fällt uns leichter, auch so zu leben – heilig und geliebt.
Die Tugenden des Herzens als Ausdruck des neuen Lebens
Herzliches Erbarmen – man könnte fragen: Gibt es auch ein unherzliches Erbarmen? Ja, es gibt auch ein unherzliches, ein weniger herzliches Erbarmen.
Es gibt ein Erbarmen, das äußerlich gut aussieht, aber innerlich kalt ist. Es kommt nicht wirklich von innen heraus.
Freundlichkeit – das Wort stammt von Freund. Jemand anderem als einem Freund freundlich zu begegnen, bedeutet, freundlich zu ihm zu sein.
Demut ist rechte Selbsteinschätzung. Demut und Sanftmut gehören in der Bibel immer zusammen, sie sind ein untrennbares Paar. Jemand hat einmal gesagt: „Demut ist gelebt.“ Nein, Sanftmut ist gelebte Demut. Sanftmut ist das Handeln, das aufgrund einer demütigen Einstellung entsteht.
Geduld, das ist Langmut. Geduld braucht einen langen Mut.
Die Aufforderung zur gegenseitigen Ertragung und Vergebung
Vers 13 bringt eine begleitende Aufgabe mit sich: einander ertragend. Das Wort steht hier im Präsenspartizip, also beständig einander ertragend. Man erträgt sich gegenseitig und trägt einander.
Euch in gnädiger Weise vergebend bedeutet, dass man dem anderen die Schuld schenkt. Man fordert keine Strafe oder irgendetwas anderes ein, sondern schenkt ihm die Schuld. So vergibt man dem anderen.
Wenn jemand gegen einen klagt, also wenn Sünde vorkommt, soll man vergeben. Übrigens muss man nicht warten, bis der andere um Entschuldigung oder Vergebung bittet. Man kann auch schon innerlich vergeben und ihm die Schuld schenken, ehe er kommt und um Vergebung bittet. Das gilt auch in der Ehe.
Vergeben heißt loslassen. Es bedeutet, innerlich zu sagen: „Du kannst so bleiben, wie du bist.“ Man sagt es nicht laut, aber innerlich lässt man den anderen los. Man will ihn nicht mehr verändern. Man kann damit leben und ihn so tragen und annehmen, wie er ist – auch wenn es schwierig ist.
Das heißt, dem anderen die Schuld schenken. So wie Christus euch in gnädiger Weise vergab, so tut auch ihr es.
Die Liebe als Band der Vollkommenheit
Vers 14 nennt die krönende Tugend: Über alles zieht die Liebe an, die das Band der Vollkommenheit ist.
Die Liebe zum Anderen entsteht aus der Liebe zu Gott. Zuerst muss man Gott lieben, dann kann man auch den Anderen lieben.
Diese Liebe muss aus der Begegnung mit Gott entstehen.
Verhaltenskriterien zur Prüfung des Lebenswandels
In den Versen 15 bis 17 werden Verhaltenskriterien zur Prüfung der Lebensweise vorgestellt. Der Autor möchte anschließend über gesellschaftliche Strukturen sprechen, wie Ehe, Familie und Arbeit. Bevor er dies tut, gibt er jedoch einige Kriterien an, anhand derer wir prüfen können, ob unser Lebenswandel dem Evangelium entspricht.
Wie lässt sich das prüfen? Am Frieden Gottes. Der Friede Gottes soll wie ein Kampfrichter in euren Herzen walten. Zu diesem Frieden seid ihr auch berufen worden, in einem Leib.
Bei den Griechen gab es im Stadion einen Kampfrichter, der meist auf einem Stuhl saß und Entscheidungen traf. Er war eine Art Schiedsrichter und teilte auch den Lohn aus. Er war der Preisrichter, der schließlich den Sieger bekanntgab.
Jetzt sagt der Autor, dieser Friede Gottes soll euer Kampfrichter sein. Friede Gottes, weil es ein Friede ist, den Gott gibt. Es ist auch ein Friede mit Gott. Zuerst hat man Frieden mit Gott, und dann erhält man einen Frieden, den Gott im Umgang mit anderen Menschen schenkt.
Die Welt ist von Unruhe geprägt, bei Gott hingegen herrscht Frieden. Frieden kommt vom hebräischen Wort „Shalom“. Im Hebräischen bedeutet „Shalom“ mehr als nur Friede; es steht für Gedeihen und Wohlergehen.
Der Friede Gottes als innerer Richter
Wo ist der Friede Gottes Kampfrichter? Das steht nicht direkt im Text. Doch aus anderen Stellen wissen wir, dass der Friede Gottes als Kampfrichter in unserem Inneren wirkt, das heißt in unserem Gewissen und in unserem Denken.
Der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus in Gewahrsam halten (Philipper 4,7).
Wie ist er Kampfrichter? Er ist einer, der regiert. Der Friede will regieren. Der Friede Gottes regiere, sei Kampfrichter.
Der Kampfrichter ist derjenige, der alles in der Hand hat und schließlich den Preis austeilt. So wird Friede möglich.
Wir wissen, dass wir eines Tages mit Gott zu tun haben, der den Preis verteilen wird. Und ich kann Frieden bewahren, wenn ich weiß, dass Gott mir eines Tages die Belohnung geben wird.
Die Quelle des Friedens und der Dankbarkeit
Wie kommt es zum Frieden?
Den Frieden muss Gott geben. Der Herr Jesus Christus ist unser Friede durch den Heiligen Geist. Eine Parallelstelle finden wir in Römer 15,13. Ich lese ganz kurz vor: „Der Gott aber der Hoffnung fülle euch auf euer Glauben hin mit aller Freude und mit allem Frieden.“
Der Friede kommt also dadurch, dass Gott uns mit Frieden erfüllt. Wir sind abhängig von ihm, und der Friede kommt, wenn wir ein Ja dazu haben und nicht selbst Rache üben wollen.
Zu diesem Frieden wurden wir gerufen. Gott hat uns in der Vergangenheit dazu gerufen – das geschah bei der Bekehrung. Wir haben Ja gesagt auf diesen Ruf hin. Jetzt gehören wir zum Leib Jesu Christi. Wir sind in einem Leib miteinander, mit den Brüdern im Leib Jesu Christi. Dort findet die Gemeinschaft statt.
Weiter heißt es in Vers 15 am Ende: „Nicht uns seid dankbar, sondern werdet dankbar.“ Das griechische Wort kann man nachschauen, wer Griechisch kann. Hier steht nicht „seid dankbar“, sondern „werdet dankbar“. Das bedeutet, es ist ein Prozess. Gott weiß, dass wir eine gewisse Zeit brauchen, um Dankbarkeit zu entwickeln.
Dankbarkeit ist äußerst wichtig. Sie ist nicht nur ein Anhängsel, sondern ein ganz wichtiger Punkt, wenn wir uns prüfen wollen, ob wir so leben, wie das Evangelium es möchte. Haben wir innerlich den Frieden Gottes? Leben wir im Frieden Gottes? Sind wir dankbar?
„Werdet dankbar“ heißt, dass die Dankbarkeit noch nicht abgeschlossen ist. Wir sollen immer mehr dankbar werden. Es ist ein Prozess, und die Dankbarkeit kann wachsen.
Das Wort Christi als Grundlage des Lebens
Dann das nächste Kriterium: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch und unter euch, indem ihr euch untereinander lehrt und mahnt“ und so weiter.
Es ist das Wort des Christus, das Wort von Christus und das Wort des Christus – das ist das ganze Wort Gottes von 1. Mose 1 bis Offenbarung. Es ist sein Wort, die Botschaft des Evangeliums.
Vielleicht kann es auch heißen: das Wort über Christus. Das bedeutet, dass man von Christus spricht. Das weiß ich nicht genau. Das Wort des Christus und das Wort über Christus – eigentlich ist es beides. Wir reden von Christus, und es ist sein Wort, es ist Christi Wort.
Das soll wohnen – interessant ist hier das Wort „wohnen“. Wohne unter euch, also soll es zuhause sein. Wir sollen in der Bibel auch zuhause sein, nicht nur flüchtig da. Das soll unser Zusammensein prägen. Das heißt, wir sollten viel sprechen über die biblischen Wahrheiten. Das sollte immer wieder ein Thema sein, ein großes Thema.
Christus selbst sollte unser Thema sein, auch alleine, auch gemeinschaftlich. Es sollte nicht lange dauern, bis wir auf das Gesprächsthema von Jesus Christus kommen – als Christen untereinander.
„Reichlich wohnen“ steht hier: „wohne reichlich unter euch“, also überall, nicht sparsam. Manche kleben sich das Wort Christi überall auf die Wände, auf den Spiegel und sonst wohin. Das ist auch eine gute Art.
Die Weisheit im Lehren und Mahnen
Vers sechzehn
Wobei das Wort des Christus reichlich in euch wohne, während ihr euch untereinander in aller Weisheit lehrt.
Das „wobei“ drückt aus, dass das Wort Christi nicht nur einfach wohnt, weil man es hat, sondern gerade durch das gegenseitige Lehren in Weisheit lebendig bleibt. Es ist also kein statisches Wohnen, sondern ein dynamischer Prozess. Während das Wort Christi in euch lebt, soll auch das gegenseitige Lehren stattfinden.
Im Neuen Testament darf grundsätzlich jeder lehren und mahnen. Mahnen bedeutet hier eigentlich „erinnern“ oder „ins Gedächtnis rufen“. Das ist ein wichtiger Punkt: Christen sollen einander an Gottes Wort erinnern.
Dabei ist es wichtig, dies in aller Weisheit zu tun. Das heißt, man braucht oft Feingefühl und Weisheit, um zu wissen, wie, wann und mit welcher Haltung man lehrt oder mahnt. Es geht darum, nicht plump oder unbedacht zu handeln, sondern mit Rücksicht und Weisheit.
Die Rolle von Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern
Wenn er nun sagt „mittels Psalmen und Lobgesängen“, ist damit nicht gemeint, dass man ausschließlich durch Psalmen und Lobgesänge lehren und mahnen soll. Vielmehr ist dies als ein Zusatz zu verstehen: also auch mittels Psalmen und Lobgesängen, das heißt beides zusammen.
Das schließt sich gegenseitig nicht aus. Lehrt euch und mahnt euch, und verwendet dazu auch Psalmen und Lobgesänge.
Das Wort „Psalmen“ meint hier nicht nur die hundertfünfzig Psalmen der Bibel, sondern es bedeutet ganz allgemein Loblieder. Loblieder und Lobgesänge sind unterschiedliche Begriffe. Das eine bezieht sich auf Lieder wie die Psalmen, das andere auf andersartige Lieder, vielleicht in einem anderen Stil.
Ein dritter Begriff, der hier verwendet wird, sind geistliche Lieder. Damit ist gemeint, dass der Text geistlich sein soll, also vom Heiligen Geist geprägt und auf ihn ausgerichtet. Es geht nicht um Lieder, die das Fleisch fördern. Denn es gibt ja genügend Lieder, die eher weltlich oder fleischlich sind.
Das Singen in Gnade
Dieses Thema haben wir heute noch. Es gibt genügend Lieder, die fleischliche Emotionen hervorrufen und so weiter. Singt dabei in Gnade dem Herrn in euren Herzen.
Der Begriff „in Gnade“ ist eigenartig. Was bedeutet „Singet in Gnade“? Manche übersetzen es einfach mit „Singet lieblich“. Das Wort bedeutet das Angenehme. Gnade ist das Angenehme. Singt also in einer angenehmen Art und Weise.
Manche Lieder sind für Menschen, die fleischlich gesinnt sind, langweilig, weil sie sich so sehr an gewisse Reize und Emotionen gewöhnt haben. Dann wollen sie bestimmte Lieder nicht mehr singen. Das empfinden sie als langweilig. Das ist eigenartig.
In der Bibel steht nie, dass wir etwas, was langweilig ist, nicht tun sollen. Das gibt es überhaupt nicht in der Bibel. „Langweilig“ ist ein modernes Wort. Wir wollen immer irgendwelche besonderen Reize oder Emotionen haben. Wenn diese fehlen, empfinden wir etwas als langweilig.
Wer so denkt, zeigt, dass er schon eine schlechte Entwicklung hinter sich hat. Er sollte diese Entwicklung wieder rückgängig machen und Buße tun.
Wenn das Wort Gottes langweilig ist oder wenn ein Lied mit gutem Text als langweilig empfunden wird, dann stimmt etwas mit unserer Haltung nicht. Wir singen nicht einfach, damit es cool ist. Wir singen, weil wir durch das Lied einen Text bestärken und unterstreichen. Ein Lied macht auch einen Text feierlich.
Das Tun im Namen des Herrn
Vers 18: Das nächste ist der Name des Herrn. Was soll unser Tun bestimmen? Hier können wir uns selbst prüfen, ob wir einen richtigen Lebenswandel führen, und zwar anhand von Vers 17: "Alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, tut alles im Namen des Herrn Jesus, dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn."
Dieser Vers ist wohl einer der am meisten vernachlässigten Verse der Bibel. Ich meine damit, dass er am wenigsten gelebt wird. Alles, was man tut, soll man im Namen des Herrn tun. Stellen Sie sich vor, was das bedeutet: Alles im Namen des Herrn zu tun heißt, etwas im Auftrag von jemand anderem zu tun, wobei dieser voll dahintersteht.
Das bedeutet, euer Tun soll so sein, dass ihr immer so handelt und sprecht, als ob der Herr voll dahintersteht. Als ob ihr von ihm gesandt seid, im Namen des Herrn gesandt, im Auftrag des Herrn und unter seiner Herrschaft. Sämtliche Bewegungen des Lebens und des Mundes – kurz gesagt, alles – soll im Auftrag des Herrn geschehen.
Dieser Vers allein würde schon viele Fragen lösen, die oft diskutiert werden. Alles im Namen des Herrn Jesus, dankt dabei Gott, dem Vater, durch ihn. Wenn man nicht danken kann, sollte man sich überlegen, ob das wirklich immer im Namen des Herrn geschieht.
Die neue Lebensweise in gesellschaftlichen Beziehungen
- Jetzt geht es um die neue Lebensweise im Rahmen der Gesellschaft. Dieser neue Wandel zeigt sich in den verschiedenen gesellschaftlichen Strukturen.
Der engste Kreis ist dabei die Ehe, der zweite Kreis die Familie. Der dritte Kreis umfasst das weitere Leben, also das Verhältnis zwischen einem Untergebenen und einem Herrn.
Auffällig ist, dass in allen drei genannten Paaren immer derjenige, der sich unterordnen soll, zuerst angesprochen wird. In der Ehe ist das die Frau, in der Familie das Kind und im Verhältnis von Sklave und Herr der Sklave.
Gesellschaftliche Probleme werden nicht von oben nach unten gelöst, sondern von unten nach oben. Derjenige, der sich unterordnen muss, beginnt. Er ist zuerst gefordert.
Die Rolle der Frau in der Ehe
Verhältnisse Frauen zu ihren Männern: Unterordnung
Man könnte es so übersetzen: Werdet euren eigenen Männern untergeordnet. Das bedeutet, akzeptiert diese Ordnung, die Gott eingesetzt hat. Lasst euch einordnen an den Platz, wo ihr eigentlich hingehört. Lasst zu, dass ihr untergeordnet seid, und akzeptiert es.
Das kann auch Gehorsam einschließen, doch es wird nicht gesagt: „Gehorchet“, sondern „unterordnet euch“. Das ist ein anderer Begriff. Bei Kindern und Eltern müssen die Kinder gehorchen, aber die Ehefrau unterordnet sich. Das kann Gehorsam einschließen, doch für die Frau ist es wichtig, dass sie anerkennt, wer der Herr ist.
Zuerst muss sie den großen Herrn anerkennen, der über dem Ehemann steht. Dann muss sie den Ehemann als ihren Herrn anerkennen, den der Herr Jesus in der Ehe eingesetzt hat.
Im Text steht außerdem interessant, wie es heißt: „Wie es sich schon immer geziemte im Herrn.“ Das bedeutet: Wie es sich geziemte, in der vollendeten Gegenwart, so ist es richtig, und so ist es auch heute noch. Auch wenn die Umwelt heute etwas anderes sagt, so hat es der Herr gemacht und eingesetzt. So ist es jetzt auch. So hat es sich geziemt, und so ziemt es sich heute immer noch.
Dies ist der Ausdruck der griechischen vollendeten Gegenwartsform, dem Perfect. Es war also schon immer so. Die Frau tut hier nichts Neues, sie soll sich daran erinnern.
Das „im Herrn“ ist das Nächste. Sie tut dies in diesem neuen Bereich, in Christus. Sie hat sich einem Herrn unterstellt, der Jesus Christus heißt. Sie ist jetzt in diesem Verhältnis drinnen. Der Herr wird mit hineingenommen in die Ehe, und dadurch bekommt die Ehe erst richtig ihre Kraft und Bedeutung.
Der Herr steht zwischen den beiden. Die Ehe wird also zu dritt geführt: hier der Herr in der Mitte, dort die Ehepartner. Er ist der Schöpfer dieses Verhältnisses. Er hat dieses Bundesverhältnis geschaffen, und der Herr bewahrt auf diese Weise sowohl die Frau als auch den Mann.
Die Verantwortung des Mannes in der Ehe
Weiter, Vers 19
Das Verhältnis der Männer zu den Frauen ist interessant. Hier wird es nur sehr kurz angesprochen, während es im Epheserbrief viel ausführlicher behandelt wird. Zwei Dinge werden in Bezug auf das Verhältnis von Mann zu Frau genannt: Erstens, liebt; zweitens, werdet nicht bitter.
Ihr Männer liebt eure Frauen und werdet nicht bitter gegen sie. Tag aus, Tag ein, Nacht aus, Nacht ein – ein Dauerauftrag. Das bedeutet eine ganze Hingabe an die Frau. Der Mann ist Haupt. Hauptsein heißt, das Haupt hinhalten. Das muss man lernen und es dauert ein ganzes Leben lang – exakt ein Leben lang, nicht länger, aber auch nicht kürzer.
„Werdet nicht bitter gegen sie.“ Man könnte fragen: Wieso? Was hat denn Paulus damit gemeint? Wenn der Mann die Frau liebt, wird er doch nicht bitter gegen sie sein, oder? Der Apostel schreibt hier im Auftrag Gottes, und Gott weiß, dass es eine Gefahr für Ehemänner gibt, bitter gegen die Frau zu werden.
Dafür kann es verschiedene Gründe und Ursachen geben. Die Frau ist ein bisschen anders beschaffen als der Mann. Ein Bruder hat einmal gesagt: Wenn man die Frau und den Mann mit einem Instrument vergleicht, dann hat der Mann sechs Seiten, die Frau zwölf Seiten – ein zwölfseitiges Instrument. Das heißt, es gibt viele Töne, die der Mann gar nicht hat und gar nicht kennt.
Der Mann muss seine Frau studieren – das dauert ebenfalls ein Leben lang. Die beiden sind unterschiedlich, und sie müssen lernen, sich aufeinander einzustellen. Das braucht Zeit. Weil der Mann grundsätzlich ein bisschen härter ist, besteht die Gefahr, dass er bitter wird.
Es gibt noch einen anderen Grund für die Bitterkeit: Manchmal ist das Verhalten der Frau für den Mann unverständlich. Der Mann sagt: „Ich verstehe das nicht, ich verstehe es einfach nicht. Wie kann man nur so reagieren?“ Weil die beiden eben verschiedene Wesen sind, kennt niemand den anderen wirklich. Und wenn sie nicht einmal dasselbe Geschlecht haben, ist es noch viel komplizierter.
Deshalb muss man viel beten, Geduld üben und lieben. Es ist sehr gesund für Männer, das zu tun. Die Frau ist auch biologisch ganz anders und viel komplizierter als der Mann – rein biologisch gesehen.
All diese Lügen, die heute verbreitet werden, dass Mann und Frau gleich seien, sind so sehr an der Realität vorbei, dass man sich nur an den Kopf fassen kann. Wie man auf solche Ideen kommen kann, dass Mann und Frau gleich seien, ist unverständlich.
Das Verhältnis von Kindern und Eltern
Vers 20 und 21: Verhältnis zwischen Kindern und Eltern
Da ist es der Gehorsam. Ihr Kinder, seid gehorsam, wie es im Herrn geboten ist. Es geht hier also um gläubige Kinder. Kinder, seid in allem gehorsam, denn dies ist dem Herrn wohlgefällig.
Dem Herrn wohlgefällig – natürlich müssen auch Kinder, die nicht gläubig sind, ihren Eltern gehorchen. Doch im Kolosserbrief wendet sich der Apostel Paulus an wiedergeborene Menschen. Wenn Paulus im Kolosserbrief die Kinder anspricht, dann sind das wiedergeborene Kinder.
Es gibt also wiedergeborene Kinder, und wir sollten die Entscheidung von Kindern, die Christus nachfolgen wollen, unbedingt ernst nehmen. Wir sollten Kinder als wiedergeborene Kinder akzeptieren und entsprechend mit ihnen umgehen.
Ich bin der Meinung, dass man Kinder taufen sollte, sobald man an ihrem Bekenntnis erkennt, dass sie wiedergeboren sind. Kinder müssen ernst genommen werden.
Die Ermahnung an die Väter
Vers 22: Also, ihr Väter.
Vers 21: Hier ist noch eine Begründung, denn das ist wohlgefällig, das gefällt dem Herrn.
Vers 20: Am Ende dann die Väter, reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos und unwillig werden. Das Wort "mutlos" bedeutet hier auch "unwillig" – mutlos und unwillig.
Reizt sie nicht. Es kann passieren, dass die Väter bei ihren Kindern Unwillen hervorrufen. Das heißt fast eine Rebellion, Zorn oder Bitterkeit.
Sie reizen ihre Kinder zum Beispiel, wenn sie selbst unkonsequent sind. Die Kinder merken, wenn die Eltern unkonsequent handeln.
Man kann das Kind überfordern oder es auf eine lieblose Art und Weise unter Druck setzen.
Auch indem man gewisse Dinge nicht verbietet oder sich nicht einschaltet, kann man das Kind zum Unwillen reizen.
Das Kind sucht eine Grenze, doch wenn keine gesetzt wird, sucht es weiter nach einer Grenze. Wird wieder keine Grenze gesetzt, ist das Kind völlig verwirrt und kann auch auf diese Weise unwillig werden.
Das Verhältnis von Knechten und Herren
Vers 22 behandelt das Verhältnis zwischen Knechten und Herren. Heute haben wir nicht mehr die Sklaverei wie damals, doch es gibt auch heute Beziehungen, die an Sklaverei oder ein Verhältnis von Sklavenherrschaft erinnern. Manche Menschen erleben das im Beruf so, dass sie sich wie Sklaven fühlen. In solchen Fällen gilt das hier gesagte Wort ebenfalls.
Was sagt der Text den Sklaven? Sie sollen in allem gehorchen. Das bedeutet, dass sie nicht rebellieren dürfen. Der Sklave hat kein Recht zu rebellieren. Streiken ist verboten, der Sklave darf nicht streiken. Jede Revolution ist ebenfalls ausgeschlossen, denn das ist nicht in Ordnung.
Weiter heißt es: „Nicht in Augendienerei.“ Die Sklaven sollen ihren Herren nach dem Fleisch gehorchen, also ihren fleischlichen Herren. Das bedeutet, sie sollen nicht nur dann arbeiten, wenn der Chef zuschaut, also nicht aus Menschengefälligkeit. Stattdessen sollen sie in Einfalt des Herzens dienen. Das heißt, nicht doppelt: Wenn der Chef einmal zuschaut, tue ich so, wenn er nicht zuschaut, verhalte ich mich anders. „Einfältig“ bedeutet hier, dass die Haltung immer gleich bleibt, egal ob der Chef zuschaut oder nicht.
Außerdem sollen sie Gott fürchten. Es heißt nicht, sie sollen den Herrn fürchten, sondern Gott. Doch in der Gottesfurcht bringt man dem Herrn die entsprechende Ehrfurcht entgegen. „Fürchten“ bedeutet hier nicht Angst haben, sondern sich nach Gott ausrichten. Ein bisschen Angst darf aber mitschwingen, denn Furcht hat auch mit Strafe zu tun. Man fürchtet sich vor einer Strafe.
Eine der wichtigsten Aufgaben im Leben ist es, Gott kennenzulernen, damit man ihn richtig fürchten und lieben kann. Wenn man Gott richtig fürchtet, kann das Leben in die richtigen Bahnen gelenkt werden.
Arbeit als Dienst für den Herrn
23 bis 25 Und alles, was ihr tut, verrichtet aus der Seele, wissend, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet. Im Deutschen wird das oft mit „verrichtet von Herzen“ übersetzt. Im Griechischen heißt es jedoch „verrichtet es aus der Seele“, also aus dem tiefsten Innersten heraus, echt und aufrichtig.
Wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet. Das Erbe ist die zukünftige Herrlichkeit. Er mahnt euch: Pass auf, verhalte dich richtig! Du bist schließlich jemand, der, wenn er sich richtig verhält, das Erbe empfangen wird – das heißt die himmlische Herrlichkeit.
Nicht, dass man diese Herrlichkeit sofort verlieren würde, nein. Aber er will einfach verhindern, dass sich durch Rebellion jemand von Christus abwendet und dadurch das Erbe verliert. Denn ihr leistet Sklavendienst dem Herrn Christus. Das ist der eigentliche Sklavendienst.
Ihr steht also sowieso in einem Sklavenverhältnis. Arbeit ist keine Strafe, sondern ein Segen. Seit dem Sündenfall ist sie jedoch mit Schmerzen verbunden. Deshalb denken wir manchmal, Arbeit sei eine Strafe. Das ist sie aber nicht. Es ist wichtig, dass wir uns daran gewöhnen, dass Arbeit mit gewissen Unannehmlichkeiten verbunden ist.
Die Ermahnung an die Herren
Kapitel 4, Vers 1: Seid beharrlich im Gebet.
Vers 1: Entschuldigung, ihr Herren, gewährt den Knechten, was recht und gerecht ist. Denkt daran, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.
Die Herren sollen sich also ihren Sklaven gegenüber entsprechend verhalten. Sie haben ebenfalls einen Herrn im Himmel.
In der damaligen Zeit gab es Millionen von Sklaven. Viele von ihnen bekehrten sich. Deshalb war dieses Wort sehr praktisch und hilfreich.
Abschließende Hinweise zum Gebet und Verhalten
Verse zwei bis sechs bieten einen abschließenden Abschnitt zum Thema Lebenswandel. Dabei wird einiges über das Gebet und das allgemeine Verhalten gesagt.
Zum Gebet: Seid beharrlich im Gebet. Das bedeutet, ihr solltet immer wieder beten und euch ausgiebig Zeit dafür nehmen. Das Gebet sollte zu einer Gewohnheit werden.
Spurgeon soll einmal gesagt haben: Es vergehen wohl keine fünfzehn Minuten, ohne dass ich bete. Sein Leben wurde immer wieder durch das Gebet unterbrochen. Deshalb konnte der Herr seine Arbeit durch ihn segnen.
Es gibt einerseits das Gebet in Gedanken, andererseits das bewusste laute Gebet. Ich habe festgestellt, dass es wichtig ist, laut zu beten, auch wenn man allein ist. Man kann zum Beispiel in den Wald gehen oder an einen anderen Ort, um laut zu beten. Manchmal kann man auch rufen, was beim Beten gut tut – morgens, abends, zum Mittag oder auch zwischendurch.
Seid wachsam beim Danken. Man könnte dabei einschlafen, das soll vermieden werden. Wir sollen wach sein. Falls nötig, kann man beim Beten herumlaufen, um nicht einzuschlafen.
Beim Beten muss man nicht unbedingt knien. Es ist gut, wenn man gerade kniet und fest steht, also auf den Knien steht. So schläft man auch nicht ein.
Ich erinnere mich, dass ich mich als junger Christ einmal zum Bett hinkniete und betete. Ich betete lange am Bettrand, und nach zwei Stunden wachte ich auf. Meine Knie taten weh. Wahrscheinlich hatte ich gar nicht so lange gebetet, sondern war sehr schnell eingeschlafen.
Seid also wachsam mit der Danksagung. Dankt viel, aber bitte verwendet keine Floskeln oder Redewendungen. Das ist immer eine Gefahr.
Die Bedeutung des bewussten Dankens
Wir kennen das Beten. Oft sagen wir beim Essen: „Vater, segne diese Speise uns zur Kraft und dir zum Preis“, ohne wirklich darüber nachzudenken.
Außerdem kann man die Speise nicht segnen, sondern man segnet den, der die Speise gibt. Ihm geben wir Segen, und das ist Gott. Der Segen zeigt sich in Form von Lobpreis.
In der Bibel wird alles gesegnet, was gedeiht und wächst. Das Essen, das vor uns steht, wächst nicht mehr; es gedeiht nicht mehr. Vielleicht ist es vorher gewachsen. Deshalb muss der Herr es vorher segnen, nicht danach durch das Essen. Danach danke ich für den Segen, den er gegeben hat.
Ich habe das Thema Segen in der Bibel studiert und festgestellt, dass nur Dinge gesegnet werden, die wachsen, gedeihen oder Frucht bringen. Diese werden gesegnet; keine toten Dinge werden gesegnet.
Es ist wichtig, nicht nur Floskeln zu sagen, sondern sich bewusst von den gewohnten Floskeln fernzuhalten, die man sich angeeignet hat. Das ist sehr gesund.
Die Bitte um eine offene Tür für das Wort Gottes
Bete zugleich auch für uns. Jetzt kommt die Bitte um eine geöffnete Tür, dass Gott uns eine Tür des Wortes öffne.
Das heißt, es ist ein wichtiges Prinzip: Man soll nur durch die Tür gehen, wenn sie offen ist. Bitte merken Sie sich das. Gehen Sie nie durch eine geschlossene Tür.
Sie sagen, Sie lachen, aber im Geistlichen machen wir es ja doch, oder? Die Tür ist zu, die Herzenstür ist zu, und wir wollen sie einrennen. Und wir wundern uns, warum es nicht geht.
Wir müssen lernen: Wenn die Herzenstür eines Menschen geschlossen ist, dann kann ich nichts machen. Dann muss ich warten, bis sie aufgeht. Es hat keinen Sinn.
Das gilt für den Dienst und für Diskussionen, wenn man verschiedener Meinung ist. Wenn der andere nicht bereit ist zu hören, dann brauche ich nicht reden. Es ist Zeitvergeudung, der andere ist nicht bereit. Auch meine Argumente können noch so gut sein.
Wir haben Diskussionen über Calvinismus. Wenn ich merke, mein Gegenüber ist gar nicht bereit und hat seine Meinung schon abgeschlossen, dann brauche ich gar nicht anfangen. Dann lassen wir das Thema.
Weisheit im Umgang mit Nichtchristen
Weiter wandelt in Weisheit gegen die, die draußen sind, das sind die Nichtchristen. Er macht hier einen klaren Unterschied: Es gibt solche, die sind drinnen, und solche, die sind draußen.
Wandelt in Weisheit, kauft die Zeit dabei aus. Auch das ist Weisheit. Es gehört zum Wandeln in Weisheit, die Zeit richtig zu nutzen. Das muss man lernen. Es ist gesund, wenn der Christ sich darin übt, die Zeit richtig auszukaufen.
Ich habe mir mal eine Zeit lang jede Viertelstunde aufgeschrieben, was ich mache. Ich meine jetzt nicht die Arbeitszeit, sondern die Freizeit. Dort, wo ich nicht eingeteilt bin, in der Arbeit, da muss ich sowieso meine Arbeit machen. Aber in der Freizeit habe ich jede Viertelstunde notiert, was ich eigentlich gemacht habe. Wie viele Stunden ich vor dem Computer gesessen habe, wie viele Stunden ich mich mit WhatsApp, Fotos und was weiß ich womit vergeudet habe.
Dann habe ich das ausgewertet und gemerkt: Da muss sich jetzt etwas ändern. Danach macht man sich einen Plan, teilt die Zeit ein und nimmt genügend Pufferzonen. Man muss ja Pufferzonen haben für unvorhergesehene Dinge. Für das Beten brauche ich Zeit, und für dieses und jenes.
So kann man bewusster steuern und merken, wo man Zeit sparen kann.
Die Weisheit im Reden
Weiter? Im Reden soll euer Wort allezeit in Gnade gesprochen sein, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem antworten sollt.
Wir sollen also immer „gewürzt“ reden; es soll immer ein bisschen Salz dabei sein. Die Frage ist: Was bedeutet das? Was ist die Würze?
Einerseits sagt es der Text ja selbst: Euer Wort sei allezeit in Gnade. Das Wort „in Gnade“ wird oft mit „lieblich“ übersetzt. Im Griechischen steht einfach „in Gnade“, was bedeutet, in angenehmer Weise, wohlwollend. Dazu gehört auch Vergebung und Zuvorkommenheit. Ich muss mich in den anderen hineinversetzen, mit dem ich spreche.
Mit „Salz gewürzt“ ist gemeint, dass das Reden nicht langweilig sein darf – langweilig im falschen Sinne, nicht fade. Es muss ein bisschen gesalzen und gepfeffert sein, aber nicht zu viel Salz und nicht zu viel Pfeffer. Es darf nicht zu scharf sein. Es soll ein bisschen Salz und ein bisschen Würze, Pfeffer, dabei sein. Aber es darf den anderen nicht niedermachen, dann ist es zu viel.
Salz hat wahrscheinlich auch etwas mit Bewahrung zu tun. Salz wurde verwendet, um etwas zu bewahren und zu konservieren. Das Reden soll so sein, dass Wahrheit darin ist – die ewig gültige, konservierende Wahrheit.
Ihr sollt wissen, wie ihr jedem antworten sollt. Also nicht einfach überall weich und nachgiebig mit Ja, Ja, Ja antworten, ohne Salz. Es gehört auch ein gewisser Widerstand dazu, es gehört Wahrheit dazu, ewige Wahrheit. Man soll die Leute auf Christus aufmerksam machen, auf die Ewigkeit hinweisen. So muss das wohl zu verstehen sein.
Hinweise zum Umgang mit dem Reden
Salz hat mit Konservierung und Würze zu tun. Es ist kein Waschlappen. Das Gespräch hat Hand und Fuß. Es gibt Wahrheiten, die so und so sind.
Hier ein paar Hilfen: Ein Prediger soll nicht zu viel befehlen. „Ihr müsst das machen, und ihr müsst jenes, und ihr müsst dieses tun, und das müsst ihr machen“ – das ist nicht gut. Meine Frau sagt mir dann immer: „Gepredigt wird nicht zu Hause. Nicht so predigen.“
Oder vielleicht ist es manchmal so: Wir sprechen mit jemandem, und jemand sagt uns etwas. Dann antworte ich: „Ich weiß schon, ich weiß schon.“ Das ist lieblos. Es signalisiert dem anderen, dass das, was er mir sagt, nicht wichtig ist. „Ich weiß schon, ich weiß schon.“
Besser ist es, einfach zu sagen: „Ja, ja, ja.“ Das ist besser als „Ich weiß schon.“
Schlusswort zum Reden mit Salz
Verse 7 bis 18 bilden den Schluss. Ich darf noch schnell den Schluss machen, und dann sind wir fertig. Ist das in Ordnung?
Wenn ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt, ist das Reden – und dass die Rede mit Salz gewürzt sein soll – nicht nur allgemein gemeint. Es bezieht sich hier speziell darauf, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.
Ja, das stimmt. Es geht also wohl um ein Gespräch mit Außenstehenden, oder? Es betrifft Menschen, die uns Fragen stellen oder eine Rechenschaft von uns verlangen. Es geht also um die, die draußen sind, wie in Vers 5 erwähnt.
Die Zeit ist auszukaufen, denn jeder Mensch hat nur eine begrenzte Zeit. Manche stehen vor der Ewigkeit. Deshalb muss man die Zeit nutzen, damit sich der andere rechtzeitig bekehrt und gerettet wird.
Es geht also um die Art und Weise des Gesprächs mit dem Außenstehenden. Dieses Gespräch braucht Salz, also eine gewisse Würze und Substanz, und nicht nur leere Worte ohne wirklichen Inhalt. Danke.
Erläuterung zum Begriff Floskel
Ich wollte noch kurz etwas zu Floskeln sagen. Was ist eine Floskel? Eine Floskel ist eine leere Redewendung.
Beispielsweise: "Herr, ich lobe Dich und preise Dich und bete Dich an. Amen." Dabei habe ich überhaupt nichts gedacht.
Aber wenn es von Herzen kommt, ist es etwas anderes – ganz etwas anderes.
Der Briefschluss und die Grüße an Mitarbeiter und Gemeinde
Verse 7 bis 18 bilden hier einen deutlichen Schluss, einen Briefschluss. Zuerst geht es um die Freunde, die nach Kolossä kommen, darunter Tychikus, ein geliebter Bruder, treuer Diener und Sklave im Herrn – ein Mitsklave.
Es ist interessant, wie Paulus hier spricht. Er versteht sich selbst als Sklave des Herrn, und Tychikus ist ein Mitsklave des Herrn. Er ist bereit zu dienen. Paulus verwendet hier zwei Wörter: Tychikus ist ein treuer Diener, das heißt Diakonos, und zugleich ein Mitsklave – ein doppelter Diener. Einerseits ist er ein Helfer für Paulus und andere, andererseits ein Sklave des Herrn Jesus.
Dabei ist wichtig: Er ist nicht ein Sklave des Paulus und ein Helfer des Herrn Jesus. Vielmehr ist er ein Helfer des Paulus und ein Sklave des Herrn Jesus. Aus diesem Grund hat Paulus ihn zu euch geschickt, damit er eure Umstände erfährt und eure Herzen ausrichtet.
Tychikus soll also erfahren, wie es euch geht, und euch zugleich berichten, wie es Paulus geht. Außerdem soll er eure Herzen aufrichten. Er wird also aufrichten, trösten und ermutigen.
Es ist schön, solche Menschen zu haben, die ermutigend sind und andere aufrichten. Auch wir selbst sollten uns für den Herzenszustand anderer interessieren, sie trösten und aufrichten.
Weitere Mitarbeiter und Grüße
Onesimus ist der Nächste, der entlaufene Sklave. Zusammen mit Onesimus wird in Vers 9 der treue und geliebte Bruder erwähnt, der einer von euch ist. Mehr sagt Paulus nicht, denn alle weiteren Informationen erhält Philemon. Mehr brauchen die Kolosser nicht. Sie werden euch über alles hier in Kenntnis setzen.
Also reisen sie nach Kolossä und werden über Paulus, seine Situation und alles, wie es in Rom zugeht, berichten. Außerdem werden sie über die ganze Arbeit Auskunft geben.
In Vers 10 werden dann drei jüdische Mitarbeiter genannt. Sie sind alle aus der Beschneidung, das heißt, sie sind Juden, also kommen aus dem Judentum. Aristarchus war ein Mitarbeiter und Mitgefangener, das heißt, er war zurzeit mit Paulus im Gefängnis.
Markus ist der Johannes Markus, der jetzt wieder brauchbar geworden ist. Früher war er nicht brauchbar, und Paulus nahm ihn bei der zweiten Missionsreise nicht mit. Doch er wurde sehr brauchbar, hat sogar ein Evangelium geschrieben. Er wurde ein sehr guter Helfer des Petrus und hat im Auftrag von Petrus das Evangelium verfasst. Markus war verwandt mit Barnabas. Barnabas hatte ihm damals geholfen und nahm Markus mit nach Zypern. Vielleicht hatten sie dort gemeinsame Verwandte, das wissen wir aber nicht.
Bezüglich dessen, dass ihr Befehle erhalten habt – welche Befehle das sind, wissen wir nicht – heißt es: Wenn er zu euch kommt, nehmt ihn auf. Also ermutigt Paulus die Kolosser, diesen Christen Markus aufzunehmen, denn er ist ein guter Mann.
Dann wird Jesus genannt, auch Justus genannt. Über ihn wissen wir nicht viel.
In Vers 12 folgt ein Gruß von drei nichtjüdischen Mitarbeitern. Einer heißt Epaphras, der von euch ist, das heißt, er kommt aus Kolossä. Wir wissen nicht, welche Rolle er dort gespielt hat – ob er einer der leitenden Brüder war oder einfach ein Missionar oder Verkündiger. Fest steht, dass er ein Knecht Jesu Christi ist, ein Sklave Jesu Christi, der alle Zeit für euch in Gebeten ringt.
Epaphras wusste, was es heißt, ohne Unterlass zu beten, immer wieder für die Kolosser. Paulus hat das bemerkt, offensichtlich gesehen und gehört.
Wofür betet Epaphras? Damit ihr steht als Reife, damit ihr steht als Reife und Vervollständigte in allem Willen Gottes. Sie sollen also geistlich erwachsen werden und nicht geistliche Kinder bleiben. Dafür betet Epaphras, dass die Kolosser geistlich reif werden, damit sie stehen als Reife und Vervollständigte – also als solche, die ans Ziel angekommen sind. Man könnte es so übersetzen, dass ihr alle ans Ziel angekommen seid. Das ist ihm ein Anliegen.
Denn Paulus gibt ihm das Zeugnis, dass er großen Eifer für euch hat und auch für die in Laodikeia und Hierapolis. Er kennt also die Geschwister aus den Nachbarorten gut und betet auch für sie. Dabei wird keine scharfe Grenze gezogen: „Die gehören nicht zu unserer Gemeinde, für die bete ich nicht.“ Nein, sie gehören alle zur gleichen Gemeinde. Es gibt nur eine große Gemeinde, die sich natürlich an verschiedenen Orten trifft.
Lukas ist der Nächste, der Arzt. Von Demas wird nur der Name erwähnt. Später erfahren wir, dass er diese Weltzeit liebgewonnen hat, was auch immer das heißt. Er hat sich ebenfalls von Paulus zurückgezogen und hat fleischliche, irdische Dinge vorgezogen. Sehr schade.
Grüße an die Brüder in Laodikea und Ermahnung an Archippus
Fünfzehn Grüße kommen dann von den Brüdern in Laodikea. An sie denkt Paulus, ebenso an Nymphas – wahrscheinlich ein Mann. Und an die Gemeinde in seinem Haus. Das muss ein Mann sein, denn die Gemeinde trifft sich im Haus des Nymphas. Dort versammelt sich also eine Schar, eine Gruppe.
Den Brief, ja, den Brief haben wir schon gelesen. Es ist der Brief, der als Rundbrief irgendwo nach Laodikea gelangt. Diesen sollten Sie lesen, besonders Kolosser 4,17. Dort heißt es: „Sage Archippus: Siehe auf den Dienst, den du im Herrn übernommen hast, damit du ihn ganz ausrichtest.“ Wer dieser Archippus ist, wissen wir nicht genau. Ob er zu dieser Gemeinde gehört, dort einen Dienst hat oder nur als Besucher vorbeikommt – unklar. Er hat jedenfalls einen bestimmten Dienst erhalten und braucht eine öffentliche Ermahnung.
Entschuldigung, ich habe gerade gesehen, dass ich ein komisches Wort stehen hatte. Es soll Archippus heißen, aber mein Computer hat hier selbstständig gearbeitet. Ich muss das korrigieren: Archippus soll es heißen. Wer das ist, wissen wir nicht genau. Im Philemonbrief wird er noch speziell gegrüßt. Warum er auch im Kolosserbrief besonders erwähnt wird und sogar diese öffentliche Mahnung erhält, ist unklar. Vielleicht brauchte er eine dringende Aufforderung, seinen Dienst zu tun.
Wir alle brauchen manchmal so eine ganz direkte Mahnung: „Mach das, was dir längst aufgetragen wurde. Mach es fertig. Tu deinen Dienst treu.“ Paulus grüßt dann mit seiner eigenen Hand. Das heißt, er hat hier eigens unterschrieben. Sonst diktiert er den Brief.
„Denkt an meine Fesseln“ – das ist rührend. Paulus bittet: „Denkt an meine Fesseln, denkt daran bitte. Ich bin immer noch Gefangener.“ Vielleicht heißt es auch: „Besucht mich“, ich weiß es nicht genau.
Die Gnade sei mit euch, Amen. Amen heißt „so sei es“. Es könnte hier ein Gebet sein: „Herr, so soll es sein. Lass es so geschehen, dass die Gnade mit den Kolossern ist.“ Es beginnt mit Gnade und endet mit Gnade.
Man merkt, dass der Apostel Paulus sehr stark betont, dass es um die Gnade Gottes geht. Diese soll unser Leben prägen. Wir leben – alles, was wir tun, ist Gnade. Alles. Nichts ist verdient. Wenn irgendetwas geschieht für die Ewigkeit, dann hat es der Herr Jesus getan. Alles ist Gnade, alles ist geschenkt. Alle Dienstmöglichkeiten sind geschenkt, alle Situationen, in die der Herr uns hineinstellt, sind geschenkt, damit der Herr sich verherrlichen kann.
Abschluss und Gebet
Wir haben jetzt einen kurzen Überblick gewonnen und dabei ist deutlich geworden, wie sehr er den Herrn Jesus ins Zentrum stellen möchte. Darum geht es ihm, und das ist die Lösung für die Irrlehren in Kolossä: Christus muss ihnen groß werden.
Sie müssen lernen, dass sie alles in Christus haben.
Es gibt noch einige Fragen, dann schließen wir hier ab.
Wir können beten, vielleicht beten einige von uns. Ich werde den Abschluss machen. Zwei oder drei von uns können dazu aufstehen.